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Auf den Toteninseln.

Ein Brief aus der Deportationshölle. Aus Mailand   berichtet man uns:

Ein Brief, der auf geheimen Wegen in Freundeshände gelangt

ist, lehrt uns das marterpolle Dasein der politischen Vers bannten auf der Deportationsinfel Ustica   fennen. Der Brief Infe! Ustica  , im April 1927.

lautet:

Mein Lieber! Herzlichen Dank für Deinen Kariengruß, den ich mit großer Freude als Zeichen der Anhänglichkeit und des Gedenkens erhalten habe. Eine Stimme, ein Gruß aus der Ferne ist ein heller Lichtstrahl in die Finsternis des Lebens, das zu führen wir hier gezwungen sind. Mit mir zusammen hausen hier der frühere Abgeordnete Conca aus Berona, sein Sollege Romita aus Turin  , Fiorio aus Mailand  und mehrere Kommunisten, Anarchisten und Republikaner  . Ustica  ist eine fleine, im Mittelmeer   verloren liegende Klippe volkani­schen Ursprungs. Wir sind 1000 Bewohner, 600 megen ge= meiner Berbrechen Deportierte( eine Sammlung von Uebeltätern jeder Art), 60 faschistische Milizfoldaten, 40 Carabi nieri, etwa 30 Wächter und Beamte und ungefähr 40 2raber, ebenfalls politische Verbannte, da sie sich gegen die italienische Fremdherrschaft in ihrer afrikanischen Heimat aufgelehnt haben. Es fehlt alles: Elettrisches Licht, Trinkwasser, und wenn der Dampfer wegen der vielen Stürme nicht herantommen tann, find wir sogar von dem allernotwendigsten Bedarf entblößt, der auch noch sehr teuer bezahlt werden muß. Die Regierung gibt uns täglich 10 Lire, die aber bei weitem nicht ausreichen, um Effen, die Wohnung bezahlen und sich sauber halten zu fönnen. Roch tragen wir unsere Zivilfleider, aber bald, wenn sie abgenutzt fein werden, werden wir gezwungen fein, Sträflings fleider anzuziehen. Trotz alledem geht meine Gemütsver faffung hoch wie der Himalaya   und meine Hoffnung wie der Montblanc  . Schreibe mir öfter und denke daran, daß örtliche Zenjur besteht und noch eine andere, die die Briefmarken Deiner Karte abgeriffen hat, um zu schnüffeln, ob Du unter ihnen nicht einige Pläne irgendwelcher Art aufgezeichnet hast." Die in München   von Freunden der Förderung gemein nüßiger, politischer, wirtschaftlicher und fultureller Beziehungen zwischen Deutschland   und Italien   herausgegebene Nordsüd. orrespondenz mit noch näher bezeichnendem Untertitel Römischer Depeschendienst" beflagt sich in ihrer Nr. 16 pom 8. b. M. bitter darüber, daß man im antifaschistischen Lager fein Berständnis für ihre edle Aufgabe aufzubringen vermöge und ver spricht, auch ehrlichen Gegnern des Faschismus ihre Spalten gern zur Berfügung zu stellen. Dieser Brief eines Unglücklichen, dessen Verbrechen" darin bestanden hat, feiner politischen Weber zeugung treu zu bleiben und sich gegen jede Tyrannisierung seiner Bolksgenossen durch die brutale Minderheit zu erklären, bietet der Nordjüb- Korrespondenz" und ihrem verantwortlichen Redakteur Dr. Friedrich Möhl die gewünschte Gelegenheit, einen ehrlichen Gegner des Faschismus zu Worte tommen au laffen. Wir geben ihr den Abdruck des Briefes frei.

Der britische   Gewerkschaftskampf. Auch die Industrielle Allianz gegen die Bill. London  , 28. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Konferens der Gewerkschaftsverstände über den Stampf gegen das Gewertschaftsgefeß wird am Freitag zusammentreten. Dieser Konfe. renz werden 36 Diftrittstonferenzen folgen, um das Vorgehen in ben einzelnen Bezirten zu organisieren. Das Gewerkschaftsver teidigungskomitee hat beschlossen, für die Dauer des Rampies gegen das Anti- Gewerkschaftsgefeß die Wochenschrift The British orter" herauszubringen; so hat auch die während des General­ftreits erschienene Arbeiterzeitung geheißen,

Der Generalrat der Industriellen Allianz, eine aus

Arbeitern und Unternehmern bestehende Organisation hat den Mini­fterpräsidenten aufgefordert, das Anti- Gewerkschaftsgefeß zurückzu­ziehen.

bis er wieberlehrte. Dann fonnte nicht gleich ein anderes Gespann aufgetrieben werden, das das müde Pferdchen ablöste. Unterdeffen wurde es Nacht. Am folgenden Morgen war das Auge des Kindes ausgelaufen. Keine Bescheinigung fonnte den Krüppel in einen gefunden Menschen verwandeln.

Das ist die grausige, erschütternde, grenzenlose Macht des Baragraphen. Es ist noch gut, daß nur ein Auge ausgelaufen mar. Der Mensch fonnte überhaupt erblinden oder vielleicht sogar sterben, nur weil ihm das Papierchen fehlte, oder weil die Nummer und der Stempel auf ber falschen Seite des Bapiers stand. Es ist grauenhaft! Was ist der Mensch? Der Baragraph ist die Haupt­fache! Der Baragraph muß ausgeführt werden.

Jest folgendes: Der Baragraph ist funftgerecht ausgeführt, aber der Mensch, der lebendige Mensch ist nicht mehr da. Was ist

teurer?

Neue Wandertheater des Boltsbühnenverbandes, Der Berband der deutschen   Balfsbühnenvereine wird im laufenden Jahr neue verbandseigene Wanderbühnen übernehmen, und zwar eine für Oft preußen und wahrscheinlich eine weitere für Hannover  . Aus dem Frankfurter   Künstlertheater fcheidet der bisher beteiligte Bühnen, volksbund aus, so daß diefes für Baden, Helfen und die Rhein­proping maßgebende Wandertheater nur noch vom Verband der deutschen   Boltsbühnenpereine in Gemeinfamfeit mit dem Rhein­Mainischen Berband für Boltsbildung geführt werden wird. Des weiteren verfügt der Voltsbühnenverband befanntlich über das Dft. deutsche   Landestheater für Brandenburg   und Bommern  , das Schle fische Landestheater in Schlesien   und das Mitteldeutsche Landes­theater für Sachsen- Anhalt  .

Paris   reinigt feine Luft. Der Barifer Polizeipräfeft hat eine besondere Kommiffion eingelegt, an deren Spize Prof. Henriot steht, die die besondere Aufgabe hat, die Pariser Luft von dem Gasbunst der Automobile und dem Rauch der Fabrifen zu reinigen. Es sind bereits verschiedene Projette vorgelegt, darunter eines, das durch tünstliche Dzonstäubung die schädlichen Schwefelverbindungen in der Luft ausscheiden soll.

Freie Sozialistische   Hochschule. Der nächste und legte Cortrag in b'efem Semester findet am Sonnabend, den 7. Mai, abends 7 Ubr. im progen Saal des ehemaligen Herrenbaules, Leipziger Straße   3, flatt. Benoffe Dr. Breitigeid, M. d. N., spricht über das Thema:" Sozialistische Außenpolitit".. Starten zum Breife von 50 Bi. find an folgenden Stellen zu haben: Bureau des Begirisbildungsausschusses, Lindenstraße 3, 2. Sof, 2 Kreppen, Bimmer 8. Buchhandlung.. B. Diet Radf, Lindenstraße 2. Berband der grabhischen Hilfsarbeiter, Ritterstraße. Ede Ruiſemujer. Bigarrengeschäft Horch, Engelufer 24/25, Gewerkschaftshaus. Zabalvertrieb, Infeliraße 6. Berlag des Verbandes der deutschen  Buchdruder, Dreibundstraße 5.= Werffreude Bücherftuben", Botsdamer Straße 104, Berliner   Gewerfichaftsfommission. Engelujer 24/25, Gemert haftshaus - Jowie in allen Vorwärts" Speditionen. In den Hammerspielen findet ab Montag, ben 2. mai, bis ein schließlich Montag, den 9. Mai, ein achttägiges Baitfpiel ftatt. Zur Auf führung gelangt. Revue zu Bieren", Stomöble in fünf Silbern pon Klaus Mann  . In den Hauptrollen sind beschäftigt:& laus Mann, Erita Mann, Bamela Bebelind und Gustas Gruend gen3. Bühnenbilder; Theo. Sternheim

Der Geheimbund Chamberlain- Mussolini In Baris selbst hat der Polizeipräfekt fämtliche öffentlichen

und die Komödie britischer Demarche" in Rom  .

Paris  , 28. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Hier erhält sich hart. nädig das Gerücht, daß bei der vorjährigen Zusammenfunft in Länder besonders auch Frankreich   berühren, getroffen haben. Dar. machungen über verschiedene internationale Fragen, bie beide auf fei, so wird behauptet, die vielbemerfie Untätigkeit ber feit ihres Eingreifens" in Rom   im jugoslawisch- italienischen Non­englischen Diplomatie und die gewiß beabsichtigte Unwirtfam flift zurückzuführen.

Livorno Chamberlain und Mussolini weitgehende Ab▾

Italien meldet Aufstand in Montenegro.

a

Paris  , 28. April.  ( III.) Das Bariser Spätabendblatt Breffe" gibt unter Borbehalt eine Meldung aus Tirana  ( 1) wieder, wonach nach Meldungen von der Grenze in Montenegro   foeben ein sehr bedeutsamer Aufstand ausgebrochen sei. Die Aufständischen sollen unter Führung früherer montenegrinischer Offiziere an mehre­ren Stellen die ihnen entgegengesandten serbischen Truppen geschlagen haben. Ein nationales Romitee soll einen Appell an den Völkerbund gerichtet haben, in dem erklärt werde, daß die Friedenstonferenz niemals die gewaltsame Annegion gewollt habe, Truppen follen die Grenze überwachen, um jebe Abteilung zu ente die von dem serbischen Heere angewandt worden sei. Albanische waffnen, die die Neutralität Albaniens   zu verlegen suche,

Deutsch  - südslawischer Freundschaftsvertrag.

Der Soz. Pressedienst" erfährt, daß der jugoslawische Gesandte in Berlin  , Professor Balugdschitsch, in der tommenden Woche dem Reichsaußenminister den Abschluß eines Freunde schafts- und Schiedsvertrages mit Deutschland   vor. schlagen wird. Es soll sich nach den Wünschen der jugoslawischen Regierung dabei um einen ähnlichen Vertrag handeln, wie ihn Deutschland   kürzlich mit Italien   abgeschlossen hat. Es gilt als selbst. verständlich, daß die Reichsregierung auf ein derartiges Angebot eingeht.

Pariser Polizei- Mai.

Nur die Schutleute dürfen demonstrieren.

Paris  , 28. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Innenminister Sarraut hat sämtlichen Präfekten ein Birkular zugehen lassen, in dem ersucht wird, in allen Bezirten am 1. Mai gegen jede tom munistische Propaganda und kommunistische Manifestation mit allen munistische Propaganda und tommunistische Manifestation mit allen gefeßlichen Mitteln vorzugehen und sie zu unterbrüden

Umzüge perboten. Der Polizei sind ferner außerordentliche Weisungen erteilt worden gegen den Vertrieb von kommunistikhen Broschüren und antimilitaristischen Aufrufen,

Neue Todesurteile in Litauen  . Wegen Vorbereitung eines Militäraufstandes. Dr. Josef Pajaujis, den Oberleutnant Erich Lornau und den Rowne, 28. April.  ( WIB.) Rach einer Meldung der Litauischen Rundschau" verurteilte das Kriegsgericht den Seimabg. Sergeanten Schemailis wegen Vorbereitung eines militärischen Aufstandes zum Tode durch Erschießen. Von den weiteren 19 Ungeklagten wurde ein Sergeant zu 12 Jahren, ein Feldwebel und ein Schreiber zu je 8 Jahren Zuchthaus verurteilt. Sämtliche militärischen Angeklagten wurden degradiert und aus dem Heere ausgefchloffen. Pajaujis. Tornau und Schemaitis haben an den Senatspräsidenten ein Gnadengefuch gerichtet, dem, wie das Blatt wissen will, mit ziemlicher Sicherheit stattgegeben werden wird.

Internierung oder Auswanderung!

foffen zurzeit 130 Bersonen, darunter neun Frauen, für die Dauer Kowno  , 28. April.  ( TU.) Im Ronzentrationslager Wornn gestellt, sich ins Ausland zu begeben. des Kriegszustandes interniert sein. Den Internierten ist anheim­

Unbeeinflußte" Wahlen unter Aufsicht".

Amerikanische   Vermittlung in Nicaragua  , Managua  , 28. April.  ( WTB.) Drei Vertreter der aufständischen Liberalen sind auf einem amerikanischen   Torpedobontszerstörez nach Managua   abgereift, um mit der conservativen Gegenpartei in Friedensverhandlungen einzutreten. Es perlautet, daß Der in besonderer Mission hier wellende frühere amerikanische   Kriegs. Diaz bleibt bis Dezember 1928 im Amt. 2. Beide Parteien liefern sekretär Stimson   die folgende Lösung vorschlagen wird: 1. Präsident

sofort die Waffen ab. 3. Die Liberalen werden aufgefordert, an der Regierung teilzunehmen. 4. Im Jahre 1928 finden unter der Aufsicht( 1) der Bereinigten Staaten unbeeinflußte ahlen( 1) statt.

Aus diesem Anlaß fandte ihm auch Stresemann   ein Glüd. Briand   hat gestern fein 25jähriges Parlamentsjubiläum gefeiert, wunschtelegramm. In seinem Danttelegramm bat Briand   die legten beiden Jahre als die fruchtbringendsten seines politischen Lebens bes zeichnet.

Privatwirtschaft gegen Gemeinwirtschaft

Eine Berliner   Erinnerung zum Kampf um die Gasfernversorgung.

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Shimming fieß nicht loder. Nachdem er die grundsägliche Zu ftimmung der sozialdemokratischen Mitglieder der Deputation zu feinen 3been festgestellt hatte, trat er zu diesen in nähere Beziehung und in unzähligen Besprechungen wurde jeder weitere Schritt in diefer Sache gemeinsam beraten und vorbereitet. Es gelang den Bemühungen dimmings, mehrere einflußreiche Magistrats. mitglieber, vor allem den Oberbürgermeister Bermuth, für ben Blan zu gewinnen, und nach unendlichen Bemühungen und Ber handlungen unterbrettete der Magistrat im März und April 1917 den Stadtverordneten zwei große Rohlennorlagen,

Der Kampf ber privaten Wirtschaft gegen die öffentliche Wirt| schaft, insbesondere die der Gemeinden, ist viele Jahrzehnte alt und entstand, als unter dem Druce sozialdemokratischer Gemeindever­treter hier und da eine Gemeinde fich anschickte, im Intereffe ihrer Bewohner den gemeinnötigen" Bedarf auch auf solchen Gebieten zu decken, die wie Wasser, Gas, Elettrizitätsmerte und Berfehrsunternehmungen mit Aussicht auf Gewinn betrieben werden fönnen, Dagegen ist die gemeindliche Regie auf folchen Gebieten, die, wie Kanalisationswerte mit anschließenden landwirtschaftlichen Betrieben u. a., die für das Leben der Gemeinde zwar die gleiche Bedeutung haben und schmieriger gu feiten find als Zur Gewinnung der für den Rotereibetrieb erforderlichen Felt die genannten, bei denen aber menig oder gar fein Gewinn gu er fohlen sollte die Majorität der 3000 Ruge bes Bergwerts Tries warten ist, von der privaten Wirtschaft niemals bestritten morben, und zur späteren Ergänzung der Kohlenvorräte die Kuge der Berg Der beste und sicherste Bundesgenoffe der Privatwirtschaft in wertsgesellschaft Röhling angetauft werden. Der Besitz der ihrem Kampf gegen jede Erweiterung der gemeindlichen Betätigung Bergwerksgesellschaft Trier   besteht aus zwei Gebieten, von denen war in der Zeit vor dem Kriege in den preußischen Gemeinden das Dreittaisen mahlrecht, bas unbedingte Gewähr für rein westfälischen Industriereviers westlich von Hamm   liegt. Es waren bas eine nördlich der Lippe   bei Dorsten  , das andere im Osten bes privatrechtlich eingestellte Majoritäten in den Gemeindevertretungen der Stadt 1503 Kuge zum Preis pon 14 500 m, pro Rug angestellt. bot. Immerhin, die sozialdemokratische Propaganda für die ge­meindliche Regie, vor allem bei den großen Monopolbetrieben, hatte und Herborn   in der Nähe von Hamm   in der Größe von 21 preußi­Die Gewerkschaft Röchling   umfaßt die Kohlenfelder zwischen Werne  eine solche Durchschlagskraft, daß die öffentliche Meinung und viel fchen Magimalfeldern mit etwa 45 Millionen Quadratmeter Flächen­fach auch die Magiftrate, deren Mitglieder durch ihr Amt und ihre inhalt. Diese Kohlenfelder sind durch ihren großen Reichtum ant Tätigkeit privatwirtschaftlichen Forderungen vorurteilsfreier gegen Fettkohlen besonders wertvoll. Als Preis für die 1000 in Frage überstanden, sich mit unseren Auffassungen zu befreunden anfingen. tommenden Ruge der Gewerkschaft Röhling wurden 8,4 Millionen mehr und mehr kam in den letzten Jahren vor dem Kriege, gefördert gefordert. Die letztere Borlage wurde zuerst beraten und bei der burch das träftig pulsierende, aufwärtsstrebende Wirtschaftsleben Abstimmung mit geringer Mehrheit angenommen. Um so er­Deutschlands, in die Gemeinden ein frischerer Zug. Der Kreis der bitterter wurde der schärfste Drud auf diejenigen mit. gemeindlichen Betätigung erweiterte sich nach den Anträgen berglieder ausgeübt, die bei der Abstimmung über Sozialdemokratie, wenn auch häufig unter schweren Reibungen und bie Röchling   Vorlage mit der Sozialdemokratie Schwierigkeiten. Selbst Berlin  , mo bie fosialdemokratische Auf- gestimmt hatten. Im Laufe der fehr eingehenden Beratungen flärungsarbeit wegen der fommunalen Zerrissenheit, der Herrschaft wurde auf Antrag der Sozialdemokratie ein um 2000 m. pro Kur des engstirnigen Kommunaliberalismus und der Feindschaft der billigerer Breis ausgehandelt und alle Sachverständigen gehört, die preußischen Staatsbehörden schwieriger war als irgendwoanders, von den Gegnern der Borlage namhaft gemacht worden waren. Sie tonnte sich der neuen Strömung nicht ganz entziehen. Der Krieg alle sprachen sich für die Durchführung des großangelegten, für griff wie überall auch in diese gemeindliche Aufwärtsbewegung mit Berlin   sehr günstigen Planes aus. Die Gegner machten bemgegen­rauher Hand ein, bewirtie eine vollkommene Umwälzung aller über für die Ablehnung geltend, daß der Antauf dieser Kuge ein städtischen Arbeit und fürmte vor den Gemeinden Schwierigkeiten für eine Stadtgemeinde zu spekulatives Geschäft sei. Auch der um auf, die anzufaffen sie bis dahin fast ausnahmslos abgelehnt hatten. 2000 m. herabgesezte Preis von 12 500 mt. pro Kur erscheine noch Solche Schwierigkeiten ergaben fich u. a. auch bei ber Gas­persorgung infolge der burch den Krieg bebingten ungeheuren zu hoch, und schließlich vertrat man die Anficht, daß von Berlin  Berteuerung und Knappheit guter Kohle, der Unmöglichkeit, mie cuseinfo großes Wert nicht geleitet werden könne. bisher englische Kohle zu beziehen, und der Abhängigkeit der Ab­nehmer von den Diktaten des rheinisch- westfälischen Kohlenfynditats. Die Berliner   Berhältnisse in den Kriegsjahren ähneltenburch ben Krieg verfchärft in mancher Beziehung denen, in denen sich heut rheinische Gemeinden befinden, deren Stampf gegen die Monopolherrschaft des Synbitats in diefen Spalten wiederholt geschildert worden ist.

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Verdienst in Anspruch nehmen, damals schon mit ganzer Kraft Die Berliner   Sozialdemokratie barf für sich das Berdienst in Anspruch nehmen, damals fchon mit ganzer Kraft Pläne betrieben und durchgesetzt zu haben, beren Berwirklichung heute unter fehr viel einfacheren Verhältnissen den Gemeinden Köln   und Frankfurt   als Ruhmesblatt angerechnet wird. Der verstorbene frühere Direttor der Berliner   Gasmerte Schimming, ein weitblickender, fluger Mann, entwickelte im dritten Jahre des Krieges in der Gasdeputation feinen Plan, im Interesse der Verbilligung der Gaserzeugung die Betriebsform der Berliner   Gaswerke zu ändern und von dem gewöhnlichen Gas­anstaltsbetrieb auf den Stofereibetrieb überzugehen. Solche Um­gestaltung des technischen Betriebes der Gaswerte sei aber nur zu empfehlen,

wenn die Stadt fich durch Ankauf von Gruben und Feldern die für diesen Betrieb notwendigen Kohlen auf lange Zell  gesichert habe.

Der fühne, weitausschauende Plan rief bei den bürgerlichen Stadt­verordneten der Deputation zuerst geradezu Enifezen hervor. Aber

Sie beharrten bei diesen Auffassungen trog aller Gegenreden der sozialdemokratischen Mitglieder und der Sachverständigen. Der wahre, unausgesprochene Ablehnungsgrund war natürlich ber, daß man der Privatwirtschaft ein derartig lukratines Ge­fchäft wie das der Kohlenbelieferung Berlins   nicht entziehen wollte.

In der Abstimmung wurde der Antauf des Bergwerfs mit 57 gegen 47 Stimemn bei brei Enthaltungen abgelehnt. Damit war der sorgfältig bedachte Plan zum Scheitern gebracht. Denn menn Berlin  eurch den Anlauf der Röchling- Felder nunmehr auch im Besitz von hochwertigen Kohlenvorkommen sich befindet, so tommen diese un­erschloffenen Felder für praktische 3wede zunächst nicht in Betracht.

In ungeheuren Geschehen des Weltkrieges ist die geschilderte Sohlenattion Berlins  , die ohne das wirfen der Sozial­demokratie nicht hätte eingeleitet werden tönnen, meist unbeachtet geblieben. Nachdem jeßt das Vorgehen von Köln  und Frankfurt  , die, in gleicher Weise wie Berlin   in 1917, als 2b. wehrmaßnahme gegen Monopolgelüfte des Syndicats Steinkohlen­felber erworben haben, von weiten Kreifen mit Aufmerksamkeit ver­folgt und zustimmend oder scharf ablehnend besprochen wird, erschien es angebracht, die weit größeren Pläne Berlins   der Deffentlichkeit ins Gedächtnis zurüdzurufen, wenn sie schließlich auch nur in dent Umfang zur Durchführung gelangten, wie das jetzt in Köln   und Frankfurt   geschehen ist. Hugo Heimann