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3. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volfsblatt

Ur. 222.

welche nicht nur

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Sonntag, den 22. September 1895.

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12. Jahrg.

Gerichts- Beifung. fondere der Kanzleirath Kron, der Militär- Intendant Anders bei 24 von den 112 Berufsgenossenschaften solche Revisionen und der Registrator Lück beleidigt sein, welch' letzterem ein stattgefunden, darunter 5 im Jahre 1894. Vergegenwärtigt man Kartellträgerei. Wir erhalten folgende Zuschrift: Die Defekt in der von ihm verwalteten Kaffe nachgeredet wurde sich den Umfang des Verwaltungsapparates der Berufsgenossen­Nummer vom 19. d. M. enthält einen in mehrfacher Beziehung Eine Beleidigung des Geheimen Kriegsraths Merlicker ist von schaften, deren einige allein an Bureaubeamten 50 und mehr thatsächlich unzutreffenden Bericht über eine Anflage gegen den der Anklage nicht behauptet worden. Der Angeklagte be- Bersonen beschäftigen, so drängt sich die Frage auf, wie ist ein Lieutenant a. D. Julius Ohlenschläger wegen Kartell- hauptete, daß alles, was in seinen Eingaben berührt worden, Revisor des Reichs- Versicherungsamts- und nehmen wir auch trägerei. Bunächst war der Fordernde nicht der frühere nackte Wahrheit sei. Er sei ein pflichttreuer, vielfach belobter einmal eine Revisionsthätigkeit von drei Tagen oder gar einer Lieutenant, sondern der aktive Premierlieutenant der Landwehr Soldat gewesen, der sich vor dem Feinde ausgezeichnet habe. vollen Woche anim stande, sein Amt so auszuüben, daß er Wagner. Sodann war die Forderung nicht wegen einer angeb- Er habe geglaubt, bei seinem Uebertritt zur Intendantur auch im Brustton der Ueberzeugung sagen kann: Es ist bei dieser Berufs­lichen Aeußerung des Born, wonach Wagner sich als moralisch seinen Mann stehen zu können, habe aber dort sehr bald ein- genossenschaft alles in schönster Ordnung! Im geohrfeigt betrachten möge, sondern wegen einer anderen schweren gesehen, daß er in ein Wespennest gestochen habe. Auf Schritt günstigsten Falle wird er doch sein Urtheil nur dahin zusammen­Beleidigung und wegen eines von Born in Gemeinschaft mit und Tritt sei er auf Liederlichkeiten und Ungehörigkeiten ge- faffen können: Ich habe nichts gefunden, was zu Bemerkungen einem gewissen Stauber von langer Hand vorbereiteten thätlichen stoßen und als er sich bemüht habe, dagegen aufzutreten, sei er Anlaß giebt! Derartige Revisionen sind vom Reichs- Versicherungs­Ueberfalls erhoben und richtete sich demgemäß nicht nur gegen ein Opfer der Intriguen geworden und man habe ihm amt gewiß gut gemeint, aber im Grunde genommen nur so zu Born, sondern auch gegen Stauber, welche indessen beide die ver- sein Lebensglück geraubt, indem man ihn fortgesetzt verstehen, daß das Kind einen Namen haben", der§ 88 zu langte Satisfattion verweigerten. Endlich haben die Geforderten im Avancement übergangen habe. Er habe schließlich freiwillig seiner Anwendung kommen soll. Die Revision hat nur dann die Sache nicht dem Militär Ehrengericht unterbreitet, sondern seinen Abschied genommen und es nun für seine Lebensaufgabe einen Zweck, wenn sich aus der Praxis, also besonders aus der gegen Wagner beim königlichen Bezirkskommando II Berlin gehalten, sich zu rehabilitiren und zu diesem Zwecke die Eingaben Rechtsprechung oder aus sonstigen Umständen der Verdacht ergiebt, denunzirt, welches die Denunziation jedoch zurückwies und wegen an die vorgesetzten Behörden gerichtet. Er mache darauf auf daß bei dieser oder jener Berufsgenossenschaft irgend etwas faul" der zweimaligen Herausforderung lediglich auf eine Strafe von merksam, daß er selbst seinerzeit darum gebeten habe, die Be- ist. Die Prüfung von Kassenbüchern und Belägen nimmt die bei drei Tagen Stubenarrest erkannte. Berlin , den 20. September leidigungsklage gegen ihn anzustrengen, damit er in die Lage jeder Berufsgenossenschaft bestehende und alljährlich mehrmals, 1895. J. Ohlenschläger. tomme, den Wahrheitsbeweis zu führen. Er sei auch heute noch im eigenen Interesse auch unvermuthet, ihres Zum Koye- Skandal meldet nunmehr ein Berichterstatter: I. Armeekorps Zustände herrschten, die er nur als Korruption und gründlicher vor, als dies ein Beamter des Reichs­der Meinung, daß in der 4. Abtheilung der Intendantur des Amtes waltende Kassenrevisionstommission besser In der Angelegenheit des Zeremonienmeisters v. Rohe gegen bezeichnen könne. Herrn v. Schrader liegen die Dinge augenblicklich so: Herr Intendant Der Geheime Kriegsrath, spätere Versicherungsamts und noch dazu ein Regierungsrath v. Roze hatte unter dem 17. September v. J. bei dem Ersten Intendant Anders. Die Anklage ist auf grund des§ 185 und lediglich auf Stichproben M. ist inzwischen verstorben, ebenso der je thun kann. Selbst diese Kommission ist in vielen Fällen Staatsanwalt am Landgerichts I eine Strafanzeige erstattet, 186 erhoben worden, der Vertheidiger Rechtsanwalt Buka be- des Reichs= Versicherungsamtes angewiesen. Der Revisor sollte auf andere Sachen - wie der die Privatklage abweisende Amts­richter irrthümlich annimmt die gegen den Zeremonienmeister heitsbeweis nicht abzuschneiden, da es für die etwa zu be beschäftigten antragte jedoch, dem Angeklagten seinen umfangreichen Wahr sein Augenmerk richten, 3. B. ob Die Anzahl der v. K. vor dem 17. Juni v. I. gerichteten Verleumdungen, messende Strafe doch wichtig sei, festzustellen, in welchem Um Beschleunigung in Entschädigungsfachen zu Beamten ausreicht, um die nothwendige sondern sämmtliche Beleidigungen bis zum Tage der Straf anzeige betraf. Die Abweisung seitens der Staatsanwaltschaft fange wirklich Unregelmäßigkeiten stattgefunden haben und sichern; welcher Beitraum zwischen Eingang und erfolgte nicht aus Gründen der Verjährung, sondern ließ den welche Intriguen gegen den Angeklagten ausgespielt worden Bearbeitung von Schriftstücken liegt; wie lange Zeit die Weg der Privatklage offen. Dieser wurde befchritten, und zwar heben und eine Reihe von Zeugen kommissarisch zu vernehmen. braucht; wie die Zahlung von Vorschüssen auf Ent­seien. Der Gerichtshof beschloß, den Wahrheitsbeweis zu er Ausfertigung der Entschädigungsbeschlüsse wiederum wegen aller Vorgänge bis zum 17. September 1894. Nach diesen Erwägungen dürfte die kompetente Straffammer, deren Entscheidung angerufen ist, die Verfügung des Amtsgerichts Straffenats des Kammergerichts von großer Bedeutung sein, die Gin offenbarer Fehler ist es ferner, die Vornahme der Re Für Zeitungsverkäufer dürfte eine Entscheidung des schädigungen gehandhabt wird, und auf ähnliches. Gerade das sind Punkte, in denen überaus viel gesündigt wird. als irrthümlich bezeichnen. am 19. September gefällt wurde. Der Frau des Zeitungs­Im Meineidsprozeß Leuß hatte der Anwalt des händlers Lüßow war zur Last gelegt worden, daß sie Druck- ision anzukündigen. Eine Berufsgenossenschaft, die sich Dr. Schnuh, Rechtsanwalt Dr. Nack, gegen eine Einstellungs- schriften im Umherziehen feilgebolen habe, ohne im Besitz eines nicht in die Karten sehen lassen will, hat dann allerdings verfügung der Staatsanwaltschaft Beschwerde erhoben und darin Wandergewerbescheines gewesen zu sein. Die Angeklagte hatte Beit genug, dafür zu sorgen, daß alles in schönster zum Schlusse bemerkt, er werde, wenn seiner Beschwerde nicht auf dem Bahnhof Karlshorst bei Berlin neben ihrem Manne und ganzen bisher nichts besonders Belaftendes ergeben und Ordnung" ist! Thatsächlich haben die Revisionen im großen stattgegeben und das Meineidsverfahren gegen Leuß erhoben Posto gefaßt und Zeitungen an Räufer gegeben, auch werde, die ganze Angelegenheit in der Presse veröffentlichen. Der das Geld dafür genommen. Obgleich sie auf dem Wander- doch weiß alle Welt, daß hinter den Kulissen so manches Erfolg dieser Beschwerde ist bekannt. Leuß wurde zu 31/ 2jährigem gewerbeschein des Gatten als dessen Begleiterin fungirte, sprach vorgeht, was der näheren Beleuchtung werth ist und verdient, Zuchthaus verurtheilt. In dem Schlußpassus erblickten aber fie die Straffammer schuldig, gegen das Gesetz vom 3. Juli 1876 an die Deffentlichteit gezogen zu werden. Auf walt zu 14 Tagen Gefängniß. Im Gnadenwege ist Dr. Nack stoßen zu haben. In ihrem Gebahren auf dem Bahnhof zu Entschädigung und schnelle Entschädigung, das sind die fämmtliche Instanzen eine Nöthigung und verurtheilten den An- und die einschlägige Bestimmung der Gewerbe- Ordnung ver- ünstliche Weise ist das Vertrauen zur berufsgenossenschaft. lichen Selbstverwaltung nicht zu züchten. Ausreichende jetzt diese Strafe erlassen worden. Karlshorst erblickte das Gericht die Merkmale eines selbständigen Kardinalpunkte! Gewerbebetriebes. In der gegen das Urtheil eingelegten Re­Eine Reihe schwerster Beschuldigungen gegen höhere vision machte Frau Lützow geltend, sie haben keinen selbständigen und untere Intendanturbeamte wurden dem Intendantur- Registr.- Gewerbebetrieb inne gehabt, dagegen spreche vor allem, daß sie letzte Breslauer Parteiversammlung stimmte folgendem An­Erhebungen über die gewerbliche Frauenarbeit. Die Assistenten a. D. Carl Bock zur Last gelegt, der gestern vor der das Fortgeben der Zeitungen und das Einnehmen des Erlöses trage zu: II. Straftammer hiesigen Landgerichts I zur Verantwortung ge- dafür nur im Interesse und zum Nutzen ihres Mannes zogen wurde. Der Parteitag der deutschen Sozialdemokratie wolle be Die Beschuldigungen hatte der Angeklagte in besorgte, der neben mehreren Eingaben an das Generalkommando vorgebracht. Er alles der Mann bekommen. ihr gestanden. Das Geld habe schließen, in Erwägung, daß die Arbeits-, die Lohn- und behauptete darin u. a., daß bei der Garnison - Berwaltung einer Begleiterin geübt. Das Kammergericht erkannte auf und Frauen immer jämmerlicher werden: daß die Zahl Sie hätte nur die Befugnisse Lebensverhältnisse der zur Erwerbsarbeit gezwungenen Mädchen in Königsberg i. Pr. Kohlendefekte vorgekommen seien und Aufhebung der Vorentscheidung und wies die Sache der weiblichen Arbeiterschaft beständig wächst und die der Geh. Kriegsrath Merlicker Kohlen aus föniglichen Beständen in die Vorinstanz zurück. Wenn der Wandergewerbeschein des Konkurrenz der Frauen auch die Lohnverhältnisse der männlichen für seinen Haushalt entnommen habe. Die Kohlen feien von Mannes der Angeklagten ihren Namen als den seiner Begleiterin Arbeiter fortschreitend verschlechtert, sowie die Männer aus einem Manne zugefahren worden, der alsdann Bureaudiener aufweise, dann wäre dieselbe nur strafbar, wenn sie Zeitungen weiten Kreisen der Industrie immer mehr verdrängt werden, bei der Verwaltung des 17. Armeekorps in Danzig geworden auf eigene Rechnung feilgeboten hätte und der Erlös in ihre fordert der sozialdemokratische Parteitag die Genossen, ins. Der Geh. Kriegsrath M. habe sich auch bei der Revision eigene Tasche geflossen wäre. Die Straffammer hat nunmehr besondere die Vertrauenspersonen und Agitatoren der Partei der Kaffe 2c. Durchstechereien zu schulden kommen lassen, Bahl- festzustellen, ob die darauf bezüglichen Behauptungen der Ange- auf, durch möglichst vielseitige Feststellung über die unausgesetzte meister und Verwaltungsbeamte angeborgt und sich aus Ber- flagten der Wahrheit entsprechen oder nicht. Ist es der Fall, Bunahme der gewerblichen Frauenarbeit und über die für das waltungskassen unbefugter Weise Borschüsse zahlen lassen. Die muß sie freigesprochen werden. Eingaben enthielten noch weitere Anzeigen über angebliche Un­tommende Geschlecht so verhängnißvolle Lage der Arbeiterinnen regelmäßigkeiten bei der Intendantur des 1. Armeekorps und in den einzelnen Industriezweigen und Gewerbebetrieben die helle behaupteten u. a., daß in den Bureaus eine entsetzliche Bummelei Beleuchtung und die scharfe Kritit allseitiger Oeffentlichkeit au geherrscht und daselbst ein schwunghafter Handel mit Schnaps verbreiten." und Zigarren sich etablirt habe. Die Beamten hätten den Tag Die Revisionen bei Berufsgenossenschaften, welche das Das Nullen ist im rheinisch- westfälischen Kohlenrevier über Stat gespielt und es sei ein förmlicher Schwindel" Reichs- Versicherungsaint seit einiger Zeit vornehmen läßt, stüßen wieder flott im Schwunge. Auf der Zeche Tremonia" bei mit Reftnummern in Anwendung gebracht worden. Dortmund wurden am Montag 32 Wagen, am Dienstag Er sich auf die Bestimmung des§ 88 des Unfall- Versicherungs- 53 Wagen und am Mittwoch 50 Wagen allein den Arbeitern felbft jei gegen diese Unordnungen und Unregelmäßig- Gesezes, wonach die Vorstandsmitglieder, Vertrauensmänner und feiten aufgetreten, die Folge aber sei nur die gewesen, daß er Beamten der Genossenschaften auf Erfordern des Reichs- Ver- der Morgenschicht gestrichen! In drei Schichten 135 genullte fortgesetzt im Avancement übergangen worden sei, während der sicherungsamts zur Vorlegung ihrer Bücher, Beläge und ihrer Wagen, deren Inhalt die Bergleute umsonst gefördert haben. Intendant Anders die von ihm angegriffenen pflichtvergessenen auf den Inhalt der Bücher bezüglichen Korrespondenzen, sowie Ein Streiflicht auf die Lohnverhältnisse der öster­Beamten noch zur Ordensdekoration und zum Avancement vor der auf die Festsetzung der Entschädigungen und Jahresbeiträge reichischen Arbeiter. Es betrug der durchschnittliche bei der geschlagen habe. Der Angeklagte hatte diese Eingaben auch bezüglichen Schriftstücke an die Beauftragten des Reichs- Berechnung des Versicherungsbeitrages angerechnete, tägliche Ar­an die betr. Abtheilung des Kriegsministeriums und an den Versicherungsamts ober an das letztere selbst ver- beitsverdienst eines Versicherten( in Gulden ö. W.) im Bezirke der Kriegsminister selbst gerichtet. Durch diese Eingaben sollen be- pflichtet sind. Bis Ende Bis Ende des vergangenen Jahres haben| Unfallversicherungs- Anstalt:

fei. Der

Takaienfinn.

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,, Spotten ihrer selbst und wissen nicht wie," fann man zu dem Versuch eines Patrioten" sagen, der dem Osnabrücker Anzeiger" ein Beispiel kriecherischen Lakaienfinns aus dem Jahre 1811 ausgräbt, um seinen und anderer Reichsbürger Patriotis­mus" daran zu stärken. Der Wackere mertí es natürlich nicht, daß Beispiele gleichen Lakaienfinns man auch im neuen Reiche der Gottesfurcht und guten Sitte ausgraben könnte, wie sie vor der napoleonischen Zeit ja auch gegenüber jedem Fürsten gang und gäbe waren. Dieser jahrhundertelangen Züchtung des Lakaiensinns in Deutschland ist es zu danken, daß das Philister­thum sich vor Napoleon platt auf den Bauch warf, wie es das gewohnheitsgemäß vor jedem Machthaber thut, um die üblichen Fußtritte bequemer entgegennehmen zu können. Es werden be­fannte Phrasen sein, die unsere Leser in folgendem vor die Augen bekommen:

unter

Papenborg. Der 31ste März war für Papenborg ein Jubelfest. Die glücklichste Entbindung unserer erhabendsten Kayserin, Marie Louise, die Geburt des von Europa ersehnten Prinzen, des Königs von Rom , wurde mit dem größten Enthu fiasmus gefeyert, gefeyert, des Tages vorher hatte die provisorische Mairie gleich nach erhaltenen Nachrichten des glücklichsten Ereignisses der Welt felben am Vorabend des Festes, am 30. März, durch Abfeuerung der Böller, dem Geläute aller Glocken angekündigt. Am 31ſten begaben sich sämmtliche Beamten von der Mairie aus zur Kirche, wo ein feyerliches Hochamt gehalten wurde, unter welchem die zur ersten Communion gelassenen Kinder, nach von dem Herrn Pastor Gründer gehaltenen rührenden Anrede an dieselben, ihr Dankgebet und den Lobgesang wegen der glück­lichen Entbindung Ihrer Majestät der Kayserin zu dem höchsten Wesen erhoben.(!) Nach dem Hochamt hielt der Herr Pfarrer eine auf die erste Communion der Kinder und das Fest passende, schöne und ganz gefühlvolle Predigt; demnächst wurde das feyerliche te deum, ut salvum fac Jmperatorem, unter dem Donner des Geschüßes abgefungen. Von allen im Canal liegenden Schiffen von den Häusern weheten die Flaggen. Des Mittags war bey dem Herrn Maire, Carl Giese dinée für die Beamten, während welchem die Gesundheiten Ihrer Majestäten des Kaysers, der Kayserin und des Königs von Rom unter Ab­feuerung der Böller ausgebracht, und die von dem Herrn Friedensrichter Bueren verfertigte Obe zur Entbindungs- Feyer Ihrer Maieftät abgesungen wurde.

und

Soziale Uebersicht.

Diese der Landesmutter" aus loyalem Herzen gewidmete Ode lautet:

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Ode zur Entbindungs Feyer Ihrer Majestät der erhabensten Kayferin Marie Louise am 20. März 1811, von Gottfried Bueren, Friedensrichter zu Papenborg.

Erschienen ist der Stern der Nationen, Europa's Heil und Glück;

Erfüllt der Wunsch von tausend Millionen In einem Augenblick.

Als segnend Gott herab von Azur- Höhen Sah auf Napoleon ;

Es werde, sprach sanft zu Louisens Wehen, Dein Erstgebohrner Sohn!-!

Die Herrlichkeit des Herrn umgab Louise, Der Glanz vom Sternenzelt;

Da ward das Wort, da ward zum Paradiese Sein Tempel diese Welt.

Sein Gloria erschallt von Land zu Meeren Durchs frohe Weltgebieth;

Der Himmel borcht! Die Harmonie der Sphären Tönt in sein Wiegenlied.

Dem Sohne rolln in Harmonie der Sphären, Die auf des Schicksals Ruf,

Aus Chaos Nacht, noch wogen und zerstören Der Vater neu erschuf.

Ha! schrecklich ging der Kampf der Elemente Der neuen Schöpfung vor;

Es zitterten der Himmel Firmamente

Zu Gottes Thron empor.

Als gegen Völker, die sich mächtig dachten Der Mächt'ge sich erhob.

Sie unter Sturmgeläut in Riesenschlachten Zur ew'gen Nacht begrub.

Noch fämpften zwey der Mächtigsten der Sphären Um ihres Daseyns Loos;

Ob beyde seyn, ob eine sich zerstören?- Dies galt den letzten Stoß.

Da sprach der Herr der Himmel und der Erden: Ihr sollt bende seyn,

" Send's beyde werth, noch herrlicher zu werden " Durch Eurer Kraft Verein,

Nicht länger sollt ihr Sphären euch erschüttern " Harmonisch sey der Lauf

"

Aus Euren todt- beschwängerten Gewittern " Geh Lieb und Leben auf!"

Gott sprachsda scholln des heiligen Sehers) Lieder

Es stieg, wie er geschaut,

Zur Erd' ein neu Jerusalem hernieder,

Dem Mann geschmückt als Braut.

Als Braut geschmückt im Reiz der Paradiese

Stieg von den Azur- Höhn,

Urania, die himmlische Louise,

Bestimmt dem Göttlichen.

Bezaubert stand, der Held gewöhnt der Siege,

Besiegt Napoleon !

Als Siegespalm, o blüht in schönster Wiege-

Dem Gott ein gleicher Sohn!

Drum tönt Ihm sanft der Harmonie der Sphären

Ein himmlisch Wiegenlied,

Sein Gloria erschallt von Land zu Meeren.

Durchs frohe Welt- Gebieth.

In Liebe neigt sich über Ihn der Himmel

Und füßt des Säuglings Mund.

Da schweigt des Krieges tod- umrauschendes Getümmel Zum ew'gen Friedensbund.

Daß süß Er ruh' am schönsten Mutter- Busen Bedeckt von Gottes Schild,

Im sichern Arm der Grazien und Musen Des Vaters Ebenbild.

Daß Jbn umblüh das Glück der Nationen] Als schönes Paradies.

Was Gott zum Heil von tausend Millionen Jm Säugling werden ließ,

Daß sich erfüll' in himmlischer Louise

Der Heilgen Seher- Traum;

Daß wachs' und blüh' in Frankreichs Paradiese

Der Herrscher Lebens- Baum;

Ein Lebens- Baum blüh den Napoleonen

Der ewiglich gedeih!

Daß Ihres Stamm's, vor End der Welt- Eonen, Und Reichs kein Ende sey.

So dachte und schrieb ein, deutscher" Mann im Jahre 1811!" bemerkt dazu der entrüstete Patriot in Osnabrück .

Ja, so denkt und schreibt so mancher, deutsche" Mann noch heute, nur daß er den neuen Fügungen der gött­lichen Weltordnung gemäß die Adresse ändert.

*) Bezieht sich auf die Offenbarung Johannis.