Eine falsche Enthastungsanorünung. Entlassung eines Vcrhasteten infolge Attenfälschung. Zu den Aktenschiebungen, die seit einiger Zeit Gericht und Kriminalpolizei beschäftigen und in der Oesfentlichkeit so großes Aufsehen erregten, ist jetzt eine raffinierte Fälschung hinzu- gekommen, die einem ähnlichen Zwecke diente. Ein 33 Jahre alter„Kaufmann* ch el m u th Günther, der aus Krefeld stammt und mit seiner Frau in Charlottenburg wohnte. wurde vor einigen Monaten aus Grund eines Haftbefehls eines rheinischen Gerichtes in einem Vorort Berlins festgenommen und saß dort einstweilen in Untersuchungshaft. Nach Erledigung der Ermittlungen hier sollte er nach dem Rheinland abgeführt werden. Die Untersuchung war ziemlich abgeschlossen. Da lief bei dem Amtsgericht des Vorortes aus dem Rheinland ein Schreiben ein. Es enthielt die richterliche Anordnung des rheinischen Gerichtes, daß Günther sofort aus der Haft zu entlassen sei. Das geschah denn auch unverzüglich, und die Anordnung wurde mit dem entsprechenden Vermerk nach dem Rhein zurückgesandt. Dort aber wußte man beim Gericht von der Anordnung nichts. Es ergab sich, daß das ganze Schreiben gefälscht war, und zwar so gefchickt, daß man hier nichts hatte merken können. Von einem echten Stempel war ein Abzug auf die Anordnung gebracht worden. Andere Stempel waren ebenfalls gefälscht und die Rückseite des Briefes war mit dem Amtssiegel des rheinischen Gerichtes versehen worden. Nur ein einziger Fehler zeigte sich bei genauester Untersuchung. Di« Briefmarke, die den Poststempel des rheinischen Ortes und das gleiche Datum wie die richterliche An- ordnung selbst trug, war an den rechten Rand des Schreibens geklebt worden. Von dem Stempel der Post fehlte aber«in Stückchen auf dem Briefrand. Da es nun eine echte Dienst» marke war, so muß jemand sie, nachdem sie schon gestempell war, von einem Schreiben abgelöst und auf das Schreiben an das Gericht des hiesigen Vorortes geklebt haben. Günther hat die Freiheit sofort benutzt, um mit seiner Frau aus seiner Wohnung und wahr» fcheinlich auch aus Berlin zu verschwinden. Er ist ein Mann, dem eine Urkundenfälschung nichts neues ist. In diesem Falle aber kann er nicht felbst der Täter sein, weil er ja im Gefängnis sah. Mitteilungen zur weiteren Aufklärung nimmt Kriminalkommissar Kanthack, Dienststelle? 3 im Polizeidienstgebäude in der Georgen- kirchstratze 30a entgegen._
Um die Wohnungsbaupläne der Amerikaner Minister Hirtfiefer will Schwierigkeiten mache«. Zu den Plänen amerikanischer Unternehmer, auf dem Schöne« berger Südgelände 14000 Wohnungen zu bauen, die nach 28 Iahren in den Besitz der Stadt Berlin übergehen sollen, hat der Berliner Magistrat noch keinen Beschluß gefaßt. Gestern wurde die Ange- legenheit in der sozialdemokratischen Stadtverordnetenfraktion er- örtert und es kam dabei zur Sprache, daß der Wohlfahrts- minister Hirtfiefer sich ablehnend verhalten will. Er hat Bedenken dagegen, den Amerikanern die Ausführung ihrer Baupläne durch Ueberweifung von Hauszinssteuer zu erleichtern. Auch zeigt er keine Neigung, ihnen den bei dem Schöneberger Süd« gelände erforderlichen Dispens zur Errichtung höherer Bauten zu gewähren. Wie wir erfahren, wird die sozialdemokratische Stadtverordnetenfraktion eine Anfrage an den Magistrat richten, so daß die Angelegenhest baldigst auch in der Stadtverordnetenversammlung erörtert werben wird.
Das Urteil im Dahlemer Hanöerolenprozeß. Spangs Flncht»och nicht aufgeklärt. Die Verhandlung in dem Dahlemer Banderolen-Diebstahlsprozeß wurde vom Schöffengericht Charlottenburg auch gegen Spang, trotz seiner Flucht, weitergeführt, so daß«r sich seinem Urteil nicht ent- ziehen konnte. Da Spang berests verantwortlich vernommen war, konnte seine Aburteilung auch in seiner Abwesenheit erfolgen. Ueber die Flucht von Spang waren amtliche Erklärungen der . Gefängnisverwgltung nicht zu erlangen. Wie aber verlautet, soll Spang bereits seit einiger Zeit imBesitzvonSchlüsselnzu sämtlichen Türen des Untersuchungsgefängnisses gewesen sein D i e Fl u ch k von Spang ist bereits am Montag unmittelbar nach seiner Zurückfllhrung aus der Verhandlung am ersten Verhandlungs. tage erfolgt. Als der Aufseher nach der Rückführung der Gefan- genen ins Gefängnis mit einem der Mitangeklagten sprach, soll sich Spang heimlich entfernt haben, mit den in seinem Besitz befindlichen Schlüsseln die Türen geöffnet und sich auf diese Weise selbst ausge- schlössen haben. Diese Flucht bleibt ober immer noch rätselhaft, sechst wenn Spang einen Schlüsiel gehabt hat, da jeder Eingang des Gefängnisses von einem Beamten überwacht wird. Die Verhandlung vor dem Schöffengericht konnte schneller de- endet werden, als ursprünglich angenommen worden war. Der Staatsanwalt beantragte gegen Spang 4 Jahre Zuchthaus, gegen die beiden anderen Einbrecher Müller und Marschall je 2 Jahre 6 Monate Zuchthaus und gegen den Anstifter und Haupt- Hehler Enders ebenfalls 2 Jahre 6 Monate Zuchthaus . Das Schöffengericht ging zum Teil über den Antrag des Staatsanwalts hinaus: Spang wurde zu 5 Jahren Zuchthau» verurteilt. Müller und Marschall erhielten je 3 Jahre 6 Monat« Gefängnis. Gegen E n d e r s erkannte das Gericht auf 3 Jahre 6 Monat« Gefängnis, egen Kurt Herrmann 1 Jahr 6 Monate Gefängnis, gegen ie Ehefrau Erna Enders auf 0 Wochen Gefängnis. Zwei weitere Angeklagte erhielten je 6 Monate, Messenger 3 Monate Gefängnis. die anderen wurden freigesprochen. Gegen Spang, Müller und Marschall wurde außerdem auf je fünf Jahre Ehr vertust erkannt. Der Magen als Diebesversteck. Ein ungeeignetes Versteck für seine Beute wählte ein junger Ladendieb, der gestern in der Berliner Straße in Wilmersdorf auf frischer Tat ertappt und festgenommen tpurde. Gegen 2% Uhr nachmittags erschien in einem Uhrengeschäft im Hause Nr. 14 ein junger Mann, der sich verschiedene Uhren vorlegen ließ. Einen günstigen Augenblick benutzt« der junge Mann, um mit schnellem Griff zwei Uhren an sich zu nehmen und damit aus dem Laden zu verschwinden. Die Geschäftsinhaberin, die das gesehen hatte, rannte dem Räuber nach: er konnte bald gestellt und der Polizei über- geben werden. Auf der Wache des 1S5. Reviers wurde er festgestellt als ein 24 Jahre alter Kaufmann Kurt R. aus der Eisenacher Straße. Er bestritt, den Diebstahl verübt zu haben. Bis zur Einlieferung in das Polizeipräsidium wurde er in einer Zelle untergebracht. Als bald darauf die Revierbeamten nach ihm sahen, hatte er sich a n seinemHosenträgererhängt. Es gelang aber, ihn abzu- schneiden und ins Leben zurückzurufen. � Der Gerettete klagte über st a r k e L e i b s ch m e r z e n und gestand ein. daß er die gestohlenen Uhren rasch verschluckt habe. Er wurde sofort als Polizei- gefangener dem Staatskrankenhaus eingeliefert. Moden des IS. Jahrhunderts. In der staatlichen Kunstbibliothek findet bis zum 4. Juni eine Ausstellung französischer Modelithographien der ersten Hülste des 19. Jahrhunderts, zuiammengeftellt aus den Beständen der Lipperheideschew Kostümbibliothek, ergänzt durch Neuerwerbungen der Peter-Jesien-Gedächtnis-Stiftung. statt. Mit der unendlich seinen und geistooll-kapriziösen Art damaliger Zeichner und Karikaturisten wie Daumier , Gawarin, Fourmer, Pigal u. a. m. sind all die Modephasen, vor allem aber die Auswüchse und Modetorheiten, gewürzt mit treffenden Bonmots, im Bilde festgehalten. Die schlanke Frauenlinic zur Zeit des Kaiserreichs, die unförmige ballonartige Krinoline um die Mitte des Jahr-
Hunderts und die Rückkehr zur Schlankhett der Urgroßmutter am Ende des Jahrhunderts, dies alles ist, tellweife modisch gesehen, in der Hauptsache aber mit köstlichem Humor ins Groteske verzerrt, in künstlerischer Form wiedergegeben. Männlein und Weiblein sind natürlich zu gleichen Tellen unter die satirisch« Lupe genommen. Die bunten Männerröcke, die hohen spitzen Hüte, das gelockte oder toupierte Haar lieferten ebenfalls viel Stoff zu lustiger Verhöhnung modischer Aufgeblasenheit und pfauenhaften GeHabens. So bietet die Ausstellung in modisch-histonscher, wie auch in künstlerischer Be- Ziehung auch für den Laien allerhand Sehenswertes.
M Sozialistisdie Msdmle. Sonnabend, den 7. Mai, 7 V, Uhr abend« im Sitzungssaal des ehemalisen Herrenhauses, Leipziger Straße 3, Vortrag des Gen. Dr. Rudolf BreUtdteid, M. d. R. „Sozialistische Außenpolitik'' Eintrittskarten zum Preise von 50 Pf. sind zu haben an der Abendkasse sowie an folgenden Stellen; Bureau des Bezirksbildungsausschusses, Lindenstr. Z 2. Hof. n. Zimmer«.— Buchhandlung J. H.W. Dietz, Lindenstrale 2.— Verband der graphischen Hilfsarbeiter, RitterstraBe Ecke Luisenufer.— Zigarrengeschäft Horsch, Engelufer 24-25. Gewerkschaftshaus.— Tabakvertrieb, Inselstr. 6.— Verlag des Verbandes der deutschen Buchdrucker, Dreibundstr. 5.—„Werkfreude" Bücherstuben. Potsdamer Str. 104.— Berliner Gewerkschaftskommission, Engelufer 24-25(Qewerkschaftshaus), sowie in allen Vorwärts-Speditionen.
24 Stunöen in der Irrenanstalt. Eine Aeußerung der Anstaltsleiter. Wir berichteten gestern über die seltsame Affäre des Molkereibesitzers von G u n t e n, der auf Veranlosiimg seiner von ihm getrennt lobenden Frau in einem Sanatorium als Geisteskranker festgehalten wurde. Eigentümlich blieb es, daß die Aussage der dem Mann feindlich gesinnten Frau schon genügt«, um von Gunten in der Anstalt zwangsweise festzuhalten. Der leitende Arzt der Kur- anstalten Westend . Dr. S ch l o m e r, teilt jetzt folgendes mit: „Am 29. April abends kam Frau von Gunten mit ihrem 3 4jöhrigen Sohne auf Veranlasiung des Kreisarztes zu mir. Sie hatte sich an den Kreisarzt zwecks Internierung ihres Ehe- mannes, der feit einiger Zeit Zeichen einer geistigen Störung zeige, gewandt. Der Kreisarzt hatte sie zu mir geschickt, damit sie mit mir über die Angelegenheit Rücksprache nehme. Frau von Gunten hatte also den offiziellen Weg für die Einweisung ihres Mannes in eine Anstalt gewählt, was schon dafür spricht, da» sie fürsorglich handelte. Da ich als Anstaltsleiter die Einweisung eines Kranken nicht vornehmen kann, veranlaßt« ich Frau von Gunten. sich an einen mir bekannten praktizierenden Nervenarzt zu wenden. Dieser Arzt und nicht ein bei mir angestellter Arzt bestellte den Kranken durch einen Brief in meiner Abwesenheit in die Kuranstalt, untersuchte ihn dort und veronloßte spät abends feine Inter- n i e r u n g, da er der Ansicht war, daß Guntengeisteskrank fei und zu seinem Schutze der Unterbringung in einer geschlossenen Anstalt dringend hedürfe. Ich selbst untersuchte den Kranken am nächsten Morgen um 9 Uhr und stellte ebenfalls fest, daß bei Gunten Zeichen einer geistigen Störung vorhanden feien. Da die krankhaften Veränderungen jedoch nicht grob sinnfälliger Natur waren und ich nicht in die zu erwartenden Zwifügteiten zwischen der Familie und der Freundin Guntens. von denen ich annehmen mußt«, daß zum mindesten ein« der Parteien ein materielle» Jnteresie an der Ent- lasiung Guntens au» der Anstatt habe, oerwickett werden wollte, verfügte ich seine Entlastung.' Es erscheint notwendig, daß auch die Aufsichtsbehörde zu der Angelegenhest Stellung nimmt Die Ursache des Fahrstuhlunglücks. Zu dem schweren Fahrstuhlunglück in der Apparatefabrik der AEG, in der Hoffmannstr. 19/23 zu Treptow , bei dem 8 A r b e i- ter oerletzt wurden, erfahren wir noch folgendes: Der Fahr- stuhl, der in etwa sechs bis sieben Meter Höhe über dem Erdboden hing, sollte zwecks Prüfung der Fangvorrichtung aus- probiert werden: er war durch eine starke Kette an einem Flaschen. zua befestigt. Vermutlich durch Ueberbelastung riß die Kette und die Kabine sauste mehrere Meter in die Tiefe. Sie wurde dann von der Fangvorrichtung, die selbsttätig einsetzte, auf- gehalten. Zu allem Unglück stürzt« in demselben Augenblick der viele Zentner schwere Flaschenzug herab und begrub die außerhalb des Fahrstuhles stehenden Arbeiter unter den(Eisen-, teilen.— Im Laufe des gestrigen Nachmittags erschienen an der Unfallstelle Gewerbeaufsichtsbcaml« und ein Vertreter der Bau- polizei, die gemeinsam ein« genaue Untersuchung vornahmen, deren Ergebnis im Laufe des heutigen Tages zu erwarten ist. Der Fahrstuhl ist bis zur restlosen Klärung des bedauerlichen Unglücksfalles polizeilich gesperrt. Das Befinden der verletztet Ar. briter, die zum Teil in der Universitätsklinik und in das Kranken. haus Bethanien übergeführt wurden, gibt bei einigen nach wie vor zu Besorgnissen Anlaß. Ein feiner Beamter. Unter der Anklage des Vergehens gegen da» Repu- blikfchutzgesetz hatte sich gestern der Sekretär Liehrmann vor dem Erweiterten Schöffengericht Mitte unter dem Vorsitz von Landgerichtsdirektor Arndt zu verantworten. L. war zum Sekretär einer dem preußischen Innenministerium unterstellten Organisation ernannt und durch Handschlag als mittelbarer Staatsbeamter verpflichtet worden. Aus Freude über die er- folgte Ernennung veranftattete er in einer größeren Kon- ditorei eine kleine Frier, die sich von mittags bis spät abends aus-
' Der Rundfunk entfallet Sehnsucht nach Kostümoperetten. Sämt- lich« Operettensendungen der letzten Zell befaßten sich allein mit Kostümlichem. Ganz überflüssig ist es aber. Robert Winterbergs recht schwächlich«„Anneliese von Dessau" zu übertragen. Verglichen etwa mit dem„Günstling der Zarin" kann man hier eine gewiste Müdigkeit und Einsallslosigkest der Musik konstatieren. Man weiß, daß heute alles Attpreußische und damit Verwandte eine Hochkonjunktur erlebt, aber der Rundfunk sollte sich endlich einmal davon freizumachen versuchen. Gesungen wird unter des Kompo- nisten Leitung sehr ordentlich. Marcella Röfeler, zum erstenmal vor dem Berliner Mikrophon, und Bernhard Böte! bieten gesang- lich ausgezeichnete Leistungen. Wenn das Abendprogramm keinen Höhepunkt gibt, dann sollte wenigstens der Nachmittag künstlerisch ausgestattet werden. Das ist leider nicht der Fall. Zu erwähnen ist allein der Vortrag Saudecks:„Die neuesten Forschungen in der wisienschaftlichen Graphologie". Dieser Vortrag Hütt nicht die Versprechungen, die der Titel gibt. Denn es handelt sich hier nicht um die neuesten Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet, sondern nur um allgemein bekannte Tatsachen, wie beispielsweise da» leicht« Erkennen einer Schrifwerstellung. Saudeck betont nicht genügend, daß ein Mensch überhaupt nicht imstande ist, auf die Dauer seine Schrift zu oerstellen. Daß demnach der schriftliche Ausdruck absolut notwendig aus der Gesamtkonstitution des Charakters schließt. In dieser Form bietet der Vortrag für den Laien wenig, da die un° bedingt notwendigen Schriftproben immer noch aus die Bildüber- tragung warten müssen. F. S.
dehnt«. In vorgerückter Stunde und animierter Stimmung rief er plötzlich in das stark besetzte Lokal hinein:„Ebert und Rathenau find Schw____" Das Schöffengericht verurteilte L. zu vier Mona- ten Gefängnis, gewährte ihm aber bedingte Begnadigung unter Auferlegung einer Buße von 400 M. Gefährlicher Wohnuugsbrand. Gestern abend kurz vor 5 Uhr wurde die Feuerwehr noch de? Nasiauischen Straße 21 zu Wilmersdorf gerufen, wo in einer im dritten Stockwerk des Gartenhauses gelegenen Wohnung Feuer aus- gebrochen war. Beim Eintresfen der Wehren brannte die Wohnung in ganzer Ausdehnung. Das Feuer fand an Möbeln ufw. reiche Nahrung und drohte auf die darüberliegende Wohnung überzugreifen. Die Flammen züngelten nach oben und setzten die Fenftetkreuze und die Holzbekleidung eines Balkons in Brand. Durch starkes Wasiergeben gelang es, eine noch größere Ausdehnung des Feuers zu verhindern. Die Entstehunosurfache ist auf unvorsichtiges Hantieren der Wohnungsinhaberin, der 77jährigcn Kommerzwnrätin Margaret« S.. zurückzuführen. Frau S. entfiel eine brennende Petroleumlampe, die sofort die Möbel in Brand setzte Der alten Dame gelang es noch, laut um Hilfe rufend. den Korridor zu gewinnen, wo sie ohnmächtig zusammenbrach. Bc- herzte Hausbripohner brachten sie in Sicherheit und bewahrten sie so vor dem Flammentod. Für R8O0V0 Mark Uteuerbanderolcn erbeutet. Eine R'.esenbeute machten Einbrecher, allem Anscheine nach Berliner , in der vergangenen Nacht in Gründer x. in Schle- s i e n. Sie drangen dori, ohne daß jemand etwas wahrnahm,:n das Zollamt ein und stahlen nach den bisherigen Feststellungen für 180 000 M. Steuerbanderoten verschiedener Art. Der Einbruch wurde erst gestern früh entdeckt. Die Ermittlungen im Ort ergaben. daß zwei junge Männer von etwa 25— 30 Jahren beobachtet wordcn sind, wie sie nach dem Bahnhof zu gingen und mit dem Frühzug in der Richtung nach Berlin abfuhren. Sie sind höchstwahrscheinlich die Einbrecher. Skandalöse Zustände auf der Linie 75. Man schreibt irns: „Am 12. April wurde mit einem bekränzten Wagenzuge der Linie 7 ö die über die H e e r st r a ß e hinaus bis Spandau verlängerte neue Strecke in Betrieb genommen. Sie entspricht einem Bedürfnis. Man versteht die Kurzsichtigkeit der Straßenbahndireltion nicht, die Verlängerung nicht schon längst durchgeführt zu haben. Aber geradezu skandalös sind die Zustände, die sich bei Durchführung eines vollständig verfehlten Fahrplanes ergeben haben. Während früher den Berufsverkehr vom Bahnhof aus zwei Linien bewältigten im 7fi-Minnten-Derkchr, die leer dort einsetzten, fährt jetzt nur die 75 im Viertel st undenverkehr. Sie kommt mit übersülltem Trieb, und Beiwogen aus Spandau - Pichelsdorf. Wie Massengut wagt die Straßenbahn ihre Fahrgäste zu befördern, unbekümmert darum, daß an den Haltestellen der Kolonie Heerstraße und Neu-Westend weitere Scharen auf Weiter- beförderung warten, die in den letzten Togen, als der Schulbetricb einsetzte, verurteill wurden, ihr Glück eine Viertelstunde später mir der nächsten, ebenso vollbesetzten Bahn zu versuchen. Wozu steht die polizeilich festgesetzte Bcsörderungsziffer in den Wagen ange- schlagen, wenn 100 Proz. mehr hineingezwängt werden. Auf der hinteren Plattform wurden über 30 Personen gezählt! Daß man bei erhöhtem Fahrgeld keinen Anspruch mehr auf einen Sitzplatz hat. daran scheint man sich in Berlin gewöhnen zu müssen. Früher sdsimpste man auf die Profitgier kapitalistischer Unternehmungen. Und heute? Sofortig« Abhilfe ist das Gebot der Stunde." Rofe-Theater: Vetter aus Dingsda. Der„Detter aus Dingsda" ist auf seiner Rundfahrt vom „Nollendorf-Theoter" über das„Theater in der Kommandanten- straße" jetzt in der Frankfurter Allee gelandet. Wer die Premiere gesehen hat, merkt natürlich, daß solche Reife allerhand Strapazen im Gefolge hat. die sich in verschiedenen Veränderungen äußert. Künneckes Musik ist unbedingt Musik für„bessere Leute" und leidet in ihrer fein-kapriziöfen Art schwer am unzulänglichen Orchester und der unausbleiblichen„Vereinfachung" des Notengefüges. Die luftige, überaus lebendige Handlung, die in ihrer lebensstarken Gestalt allen Klippen energisch Widerstand bietet, verhalf der Aufführung trotzdem zu gutem Erfolg. Willi Rose , der Vetter aus Dingsda, der in lustiger Verwechselung das geliebte Mädchen Julia erobert, blieb seiner Partie in tenoraler Hinsicht allerhand schuldig, war aber darstellerisch recht gut. Traute Rose sang recht hübsch und Erna Boewe verlieh dem flotten Hanncheu zu gutem Erfolg. Auch alle übrigen Darsteller gaben ihr Bestes? die rüstigen Ensembleszenen schlugen natürlich fcrnnbenmäßig ein und es gab wirtlich Dakapos. Vielleicht wäre es aber möglich, die Zwischenaktmusik, die ja kein Verlegenhettsmoment bedeutet, sondern all die hübschen Melodien der Operette dem Publikum vermitteln will, hier bei verdunkeltem Saal vor sich gehen zu lasten, da durch die lebhafte Konversation im Publikum der ganze Eindruck der Aufführung zerristen wird. Verlängerung der Slraßenbahnlinlen 28 und 128. Vom 2. Mai dieses Jahres ab wurden die Straßenbahnlinien 28 und 128 von der Knesebeckstraße in Neukölln im Zuge der Hermannstraße und Chausteestraße bis zur Germaniapromenade in Britz verlängert. 74 Stunöen im motorlosen Flugzeug. Er««errer Segelflug-Weltrekord 1« Rossitten . Rossillen. 3. Mai. (MTB.) Einen neuen Welttekord im Segel- dauerflug stellte anläßlich des vierten deutschen Küsten- segelflug-Wettbewerbes bei Rossitten auf der Kurischen Nehrung der ostpreußische Lehrer FerdinandEchulzmit einem motorlosen Flug von 14 Stunden 8 Minuten Dauer auf. Schulz war um 4 Uhr 51 Minuten- morgens mit dem Segelflugzeug„West- preußen " des westpreußischen Verein» für Luftfahrt gestartet. Um 3 Uhr 10 Minuten nachmittags hatte Schulz den bisher von dem Franzosen Mostau gehaltenen international anerkannten Segelflug- Welttekord von 10 Stunden 19 Minuten erreicht, und landete schließ-