Einzelbild herunterladen
 
  

Tr. 212+ 44. Jahrgang 1. Beilage des Vorwärts

Berlins Hafenwirtschaft.

Der Vertrag mit der ,, Behala ".

Wirtschaftsfragen beherrschten gestern die Stadtverord. netensizung. Der Vertrag über die Verpachtung der Häfen, den man in der Inflationszeit unter dem Druck der Not als ein gutes Geschäft" angesehen hatte, wurde nochmals in langer Debatte erörtert. Die Frage, ob der Vertrag mit der Ber. liner Hafen und Lagerhausgesellschaft( Behala) aufgehoben werden fann, ist im Ausschuß nach erneuter Prüfung erneuert worden. Aber mehr Einfluß der Stadt auf die Hafenwirtschaft und mehr Wahrung ihres Vorteils ist allerdings zu wünschen, und das tam in dem Beschluß des Aus­schusses zum Ausdrud. Die sozialdemokratische Partei trat entschieden für diese Forderung ein. Was dazu zu sagen war, wurde von un­serem Genossen Brolat vorgebracht. Dem Ausschußantrag wurde zugestimmt.

In der gestern abgehaltenen Stadtverordnetenversammlung wurde zunächst ein von allen Parteien eingebrachter Antrag, der eine Nach prüfung der Pensionsfäge früherer Ar. beiter und Angestellter der Straßenbahn verlangt, ohne Debatte dem Ausschuß für die Arbeiter und Angestellten überwiesen. Eine längere Debatte ergab sich bei der Behandlung einer Vorlage des Magistrats, die eine

Neuregelung des öffentlichen Anschlag- und Reklamewesens zum Gegenstand hat. Bisher unterstand das Anschlagwesen den einzelnen Bezirksämtern. Hierdurch ergaben sich Unzuträglich­feiten, da die Bezirke die Anschlag- und Reflameangelegenheiten sehr abweichend voneinander behandelten. Es soll nunmehr das öffentliche Anschlag- und Reflamemesen der zentralen Tief baudeputation unterstellt werden. Die Redner der bürgerlichen Fraktionen traten für die Belassung des bisherigen Zustandes ein, d. h. sie wollten den Privatunternehmern, die in einzelnen Bezirken das Anschlagwesen gepachtet haben, das Geschäft belassen. Besonders der deutschnationale Pastor Koch mar gegen die Vorlage, und er sang ein Loblieb auf die Ar­beits- und Lohnverhältnisse in dem Betrieb eines Privatpächters. Unsere Genossen Bublih und Flatau traten den bürgerlichen Red nern entgegen. Genosse Flatau sagte Herrn Koch, daß dieser sein Verantwortungsgefühl eigentlich auch auf die städtischen Einrichtungen ausdehnen und dann auch bei den fom­munalen Betrieben Gutes und Empfehlenswertes suchen und finden müßte. Schließlich wurde mit den Stimmen der Sozialdemokraten und der Kommunisten der Vorlage zugestimmt. Die

Verpachtung der städtischen Häfen

-

Die Stadt fordert mehr Einfluß.

Unterhaltung solcher Werkstätten zu.

-

Freitag, 6. Mai 1927

Da auch die Kommunisten

für die Beibehaltung der Werkstätten eintraten, so war die An­nahme des Ausschußantrages gesichert. Nach debatteloser Erledi­gung einer ganzen Reihe Vorlagen und Anträge trat dann Stadtv. Hate in der Begründung eines von der Wirtschaftspartei ein­gebrachten Antrages für die

Aufhebung der Anschaffungsgesellschaft

Hierin

Stadt tommt, ohne die bestehenden Gesetze zu verlegen, von ihm Redner vorher gegen die Schuhreparaturwerkstätten vorbrachte; er der Stadt Berlin ein. Die Argumente waren die gleichen, die der nicht los. Ein Gutachten des Stadtfynditus sagt das klar und eindeutig. Es geht schließlich auch nicht an, daß Berlin einseitig nahm ein Antrag der Demokraten Stellung. machte eben in Mittelstandsretterei. Zu der gleichen Angelegenheit von einem gültigen Bertrage zurücktritt, weil man dasselbe Recht wurde eine Beschränkung des städtischen Anschaffungsamtes und der jedem anderen Vertragspartner auch zugestehen müßte. Selbst­verständlich kann man versuchen, von den städtischen Betrieben eingerichteten Verkaufsstellen auf das tatsächlich Notwendigste gefordert. Stadtv. Michaelis( Dem.) führte im Rahmen des Pachtvertrages größere Borteile für die Stadt dazu aus, daß das Berliner Anschaffungsamt in seiner Funktion herauszuholen; viel weiter gegangen sei, als es die Bedürfnisse der Stadt erfordern. dafür werden auch die Sozialdemokraten sein. Namens des Magi. Seine Braris ließe sich mit den Erfordernissen des freien Handels strats sprach Stadtbaurat Hahn. Nach weiteren Ausführungen der nicht mehr vereinbaren und deshalb müsse der Geschäftskreis des Stadto. Lehz( Komm.), Pfundiner( Dnat.) und Birk( 3.) wurden zu- Anschaffungsamtes auf seine ursprünglichen Aufgaben langsam zu nächst die Anträge der Deutschnationalen und der Kommunisten a brüdgeführt werden. Die Entscheidung über die vorliegenden An­ab gelehnt. Während die Kommunisten sich mit einer Aufhebung träge wurde wegen der zahlreich vorliegenden Wortmeldungen des Pachtvertrages mit Hilfe der Gerichte begnügen wollten, ver- pertagt. langten die Deutschnationalen, den Vertrag mit allen Mitteln zu taffieren. Zugestimmt wurde mit großer Mehrheit dem Ausschuß­beschluß, nach dem der Magistrat dahin wirken soll, daß der Ein­fluß der Stadt Berlin bei der Behala " vergrößert werden soll, um die allgemeinen Interessen besser zu wahren und ein größeres finanzielles Ergebnis für die Stadt zu erzielen. Ferner sollen nach dem Ausschußbeschluß Ber Aufsichtsrat der Behala " entfandt werden. Die Berträge der treter der Stadtverordnetenversammlung in den Behala " mit den Firmen Schenker und Co. und Busch sollen dem Aufsichtsrat vorgelegt werden, damit etwaige, den Intereffen der Stadt zuwiderlaufende Bestimmungen aufgehoben werden können. Zur Frage der

"

Benachteiligung Berlins beim Finanzausgleich nahm die Versammlung folgenden, von den Sozialdemokra ten, den Demokraten und dem Zentrum eingebrachten Antrag an: Die Berliner Stadtverordnetenversammlung hat mit großem Bedauern von der Verabschiedung des preußi. schen Finanzausgleichs- Geleges im Landtag Kenntnis genommen. Die Verschlechterung der Regie­rungsvorlage und besonders die Anträge der Deutschnatio. nalen Partei und der Deutschen Boltspartei auf Herabsetzung der Schlüffelziffer für die relative Garantie auf 20 Bf. beweisen, daß der Landtag auf die allgemeine Notlage und die hohen, bisher nicht annähernd gedeckten finanziellen Be­dürfnisse der Stadt Berlin teine Rüdsicht genommen hat. Die Anträge der genannten beiden Parteien bedeuten eine besondere Schädigung der Bers liner Wirtschaft.

Auch die Haltung des Städtetages hat zur Benachteili­gung der Stadt Berlin beigetragen. Berlin fühlt sich mit den deutschen und preußischen Gemeinden in Rotgemeinschaft ver­bunden, fann aber in einer Bereinigung nicht ferner mit arbeiten, die ihm kein Verständnis und feine Berechtigteit zuteil merden läßt.

an die Berliner Hafen und Lagerhausgesellschaft gab der Ber­fammlung noch einmal Beranlassung, über diese Angelegenheit zu debattieren. Schon vor Wochen war darüber ausführlich beraten und die Angelegenheit an den Ausschuß zurüdverwiesen worden. Gestern forderte nun der Stadtv. Buchwih( Dnat.) wiederum die Aufhebung des Pachtvertrages, um wie er jagte allen Wirtschaftstreifen Gelegenheit zu geben, an der Ausgestal tung der städtischen Hafenanlagen mitzuwirken. Von unserer Frat. tion sprach Genosse Brolat. Er erinnerte daran, wie seinerzeit bei der Verpachtung der Hafenanlagen nicht etwa nur die jetzige Bächsführungen waren eine einzige Agitationsrede für die Wirtschafts­terin herangezogen wurde, sondern eine ganze Reihe von einschlägi­gen Gesellschaften und Speditionsfirmen. Aber alle ertiär. ten, daß fie den von der Behala " anerkannten Verpflichtungen nicht nachzutommen vermögen, so daß schließlich dieser der Zuschlag erteilt werden mußte. merkwürdiger erscheint es munmehr, wenn jetzt wiederum mit diesen Argumenten gegen den Pachtvertrag vorgegangen wird. Wie stellt sich denn Herr Buchwiz das Funktionieren eines Aufsichtsrates der " Behala " vor, in dem alle Wirtschaftskreise vertreten sind?" fragte Genoffe Brolat den deutschnationalen Borrebner. Wie sollen die wiberstrebenden Interessen der ver­schiedensten Wirtschaftsorganisationen unter einen Hut gebracht werden, ohne daß darunter der Hafenbetrieb leidet? Der Redner betonte, daß der Bertrag in der Inflationszeit geschlossen wurde, und die

37]

"

Gif.

Das Weib, das den Mord beging.

Roman von Fritz Red- Malleczewen.

Unter diesen Voraussetzungen, liebe Menschen, ist es dem Ansehen der fleinen Sif bei dieser wohlanständigen und an gesehenen Familie durchaus nicht dienlich gewefen, als die Tageszeitungen als verspätete Weihnachtsüberraschung ein gewiffes, in Buenos Aires aufgenommenes Protokoll gebracht und plöglich das eigentlich schon etwas vergessene Verschwin­ben der kleinen Sif in Verbindung gebracht haben mit einer in der Burgstraße geschehenen Tat, über die, wie schon er­wähnt, noch allerlei zu berichten sein wird, ja...

Und siehe: am selben Abend, als auf der Mongolia" der Matrose Christian Tams mit schöner, ruhiger Stimme die Borte füer verrut" gesungen hat, da hat bei Onkel Marzell in der Ansbacher Straße ein Familientag sämtlicher Bruckners stattgefunden.

Und wenn auch seit Weihnachten der Schwager Ler eine auffallende Nervosität an den Tag gelegt, und wenn er auch die Rede immer auf etwas anderes gebracht hat, sowie von seiner Schwägerin die Rede war: ja, da ist es befagter Schwa ger gewesen, der zuerst das Wort Scheidung ausgesprochen hat. Und dann haben sie alle das Wort wiederholt, die ver fammelten Brudners, die Ministerialräte und die Hofapo­thefer, die Steuerfupernumerare und Studienräte, und haben das Wort einem kleinen dummen Jungen in die Ohren ge­schrien, der wie ein Angeklagter vor ihnen gestanden hat... mit Tränen, die ihm über die Bade gelaufen sind. Was denn freilich diesen kleinen dummen Jungen nicht gehindert hat, aus irgendeiner schäbigen, mit allerlei erotischen Reminiszenzen versehten Neugier auf den Lehrter Bahnhof zu laufen und schnell wieder zu verschwinden, als sein an­getrautes Ehemeib ihn entdeckte, ja..

-

Im weiteren Verlauf der Sigung debattierte die Bersammlung lange Zeit über einen Antrag der Wirtschaftspartei wegen der Auflösung der Schuhreparaturwertstätten für Erwerbsloje. Der Wirtschaftsparteiler Hate wandte sich gegen den Ausschußbeschluß. der die Beibehaltung der Werkstätten empfahl. Seine Aus­partei. Nachdem auch der Deutschnationale Klein fich für die Auf­hebung ausgesprochen hatte, trat Genoffe Maderholz namens unserer Fraktion den Vorrebnern entgegen. Maberholz meinte, daß es an sich nicht verwunderlich wäre, wenn die Wirtschaftsparteiler und bie Deutschnationalen für die Aufhebung dieser fommunalen Ein richtung einträten. Sie wären durch ihre Wahlversprechen an eine solche Stellungnahme gebunden und müßten jeßt, ohne Rücksicht auf die Interessen der Erwerbslosen, daran festhalten. Man solle aber doch nicht glauben, daß mit solchen Anträgen dem Handwert geholfen werden tönne; es habe vielmehr den Anschein, als ob die Wirtschaftspartei die Schlappe, die sie mit ihrer Zustimmung zu der Aufhebung des Ladenmieterschußes erlitten habe, wieder gutmachen und sich bei ihren Wählern wieder anbiedern will. Bir Sozial demokraten gestehen den Bezirksämtern durchaus das Recht zur

ziskus fämtliche Blätter und wirft fie, wofür ihr am nächsten Morgen die Wärterin ihr lebhaftes Mißfallen ausspricht, zu­fammengefnüllt auf den Boden.

Und in der höchst achtbaren Juristenwelt Berlins gibt es einen ältlichen, heute leider schon vor der göttlichen Appellationsinstanz stehenden Untersuchungsrichter, der bei seinen Kollegen den umständlichen aber bezeichnenden Bei­namen ,, die kleine wütende Blähung am Bindfaden" führt, was gemeinhin übrigens in ,, der fleine Wütende" abgeändert worden ist.

Es ist neun Uhr morgens und angenehmes, mit Regen und Schnee vermischtes Wetter, als die fleine Sif aus ihrer Belle geholt und diesem Manne gegenübergestellt wird. Das geschieht in einer überheizten Kanzlei, deren wesentlicher Schmud, wenn man von Attenregalen 1879 bis 1922 absieht, die große, braune Schmugbahn an der Wand über der Bentralheizung ist. Ein Wachtmann ist dabei, der einmal den Chemin des Dames gestürmt hat und eben damit beschäftigt ist, an Hand der legten Dollarkurse den Goldwert seines Gehalts zu berechnen; und daß drüben auf den Gütergleifen endlose Züge vorbeirollen mit offenen Kohlenwagen, auf denen langfam der Schnee taut, ist eigentlich alles, was zur optischen Abwechslung beiträgt.

Fünf Minuten später reißt ein ziemlich angeschwemmter ehemaliger Reofrantone und jeßiger protokollierender Refe rendar dienstbeflissen die Tür auf, der fleine Wütende", auf­gepeitscht von sechs Prozent Ruder im Blute, stürmt herein, pflanzt sich vor der kleinen Sif auf und schreit sie, den zahn­bürstenfarbenen Spitbart gesträubt, zunächst einmal an, daß er ihr fein Wort glauben werde, nicht ein einziges Wort....

Item: Sif Bruckner, geborene Bengtson, Kunstmalerfrau, geboren zu Berlin 1901, verheiratet.

Weshalb ist es hier so talt?" schreit der ,, kleine Wütende", obwohl die Anwesenden sich boch jetzt schon jener Celsiusgrade erfreuen, die sonst nur in römisch- irischen Schwitzbädern erzielt werden. Die Heizung wird meiter angedreht, beginnt afth­matisch zu röcheln... draußen jagt schön und ruhig der D- 3ug Berlin - Hannover vorüber.

Sie bezichtigen sich selbst des Raubmordes an der Alt­händlerin Grandjean?"

Und im Moabiter Untersuchungsgefängnis fißt die kleine Sif, träumt, als sie es müde geworden ist, sinnlose Worte in die Wand zu rigen, von ihrer Trauung und schreckhafter Orgelmusik und blutrünstigen Jahrmarktsbildern; wacht auf, Die kleine Sif, sehr ruhig, noch immer etwas entstellt besinnt sich langsam auf ihre neue Umgebung, reißt plötzlich durch den Stockhieb der Steppenstute, sieht finster vor sich hin. in ganz finnlofer Mut aus der Bibel des Laienbrudes Fran- ich habe es getan." Nichts weiter,

Der Schrecken der Straße.

7 Monate Gefängnis für einen Chauffeur. In der Nacht zum 11. Dezember 1926 wurde der Obergärtner Kaiser , ein Mann von 60 Jahren, in der Stalizer Straße bei der Hochbahnüberführung von einem Auto erfaßt und förmlich zer malmt. Raiser hatte die Straße überschreiten wollen, um zu seinen auf der anderen Seite harrenden Angehörigen zu gelangen. hatte dabei nach rechts Ausschau gehalten, ob ihm nicht ein Wagen entgegenkomme und hatte noch nicht die rechte Hälfte der Straße überschritten, als von links eine Kraftdroschke mit großer Ges schwindigkeit, ohne Signal zu geben, dahergerast fam.

Er

Wie die

Das Auto fuhr mitten auf der Straße und setzte nach dem Unglüdsfall mit unverminderter Schnelligkeit die Fahrt fort, ohne sich um das Opfer zu kümmern. Augenzeugen bekundeten, hatte das Fahrzeug auch an der Straßen­treuzung, die dicht vor der Unfallstelle lag, teine Schnelligkeitsherab­fegung vorgenommen. Die Söhne des Getöteten und andere Augen­zeugen des Unfalles glauben mit Bestimmtheit die Nummer des Autos erfannt zu haben und zwar den Brennaborwagen IA 7686. Ein Sohn rief die Nummer laut aus. Ueberdies war der Schwiegersohn in ein nachfolgendes Auto gesprungen und hatte ge meinsam mit dem Kraftfahrer ebenfalls diese Nummer festgestellt. Wagen einzuholen, da dieser mit unglaublicher Schnellig Es war dem zweiten Auto aber nicht möglich gewesen, den anderen feit vom Tatort entfloh. Auf Grund all dieser Feststellungen wurde der Droschkenkraftfahrer Henze als der Führer des fraglicher es wurde gegen ihn Anklage vor dem Autos festgestellt, und Schöffengericht mitte erhoben. Der Angeklagte bestritt aber, der Schuldige gewesen zu sein, er wollte einen Alibibeweis führen. Belastend für ihn war, daß sein Arbeitgeber am nächsten Tage eine Verbeulung und Beschädigung des rechten Kotflügels fest­gestellt hatte. Henze behauptete aber, daß er in derselben Nacht in Lichtenberg einen Hund, und zwar einen Dobermann, angefahren habe. Der Sachverständige, Polizeiinspektor Balzer, hielt es aber für höchst unwahrscheinlich, daß die Berbeulung des Kotflügels durch einen angefahrenen Hund entstanden sein könnte. Nach der ganzen Beweisaufnahme hatte das Gericht keinen Zweifel an der Schuld des Angeklagten und verurteilte ihn zu 7 Monaten Ge fängnis. Amtsgerichtsrat Burkert stellte fest, daß den lleber fahrenen felbft feine Schuld treffe. Der Angeklagte sei ein rüd fichtsloser wilder Fahrer, der anscheinend zu der Klaffe jener Autofahrer gehöre, die meinen, daß sie allein Anspruch auf die Straße haben.

Heute 3. Voltstag der Wochenend- Ausstellung. Um weiteren Kreisen der Bevölkerung den Besuch der Großen Ausstellung Berlin 1927 Das Wochenende" mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten möglich zu machen, hat die Ausstellungsleitung auch den heutigen Freitag zum Boltstag gemacht, d. h. der Eintrittspreis beträgt für Erwachsene 1 M.( statt 1,50 M.), Jugendliche bis zu 18 Jahren zahlen 30 Pf. Die Ausstellungsbesucher haben bis abends 8 Uhr Gelegenheit, auch den Berliner Schneepalast" ohne besonderes Entree zu besichtigen.

,, Sie lügen," schreit der kleine Wütende" und schreit, daß der Referendar Thörpolt auffährt von seinen Zeichnungen, in denen er gerade sämtliche Zirkel der im blauen Kreise dest Röfener SC. vereinigten Korps verewigt.

Ich habe es getan. Ich habe es getan." Der ,, fleine Wütende" zerreißt durchaus nicht seine Robe, er fällt auch nicht wie der Hohepriester Eli vom Stuhl; er nimmt vielmehr das gestern bearbeitete Attenbündel ,, Steiger und Genossen wegen Zusammenrottung", pfeffert es auf der Tisch, daß ihn, wie einst den geseggebenden Gott auf dem Sinai , eine Staubwolfe verhüllt, schreit, daß es zu heiß sei im Lokal, und welcher Idiot unten die Dampfheizung bediene....

,, Ein hysterisches Frauenzimmer sind Sie," beginnt von, neuem der kleine Wütende", das verlogenfte Weibsbild, das mir begegnet ist..."

Ohne die Miene zu verziehen, sieht die kleine Sif ihn an und schweigt. Und da weder der Kösener SC. noch die sechs Prozent Bucker im Blut an der Haltung dieses verstockten fleinen Frauenzimmers da etwas ändern können, so nimmt dieses denkwürdige Verhör seinen Fortgang.

Tag nach der Hochzeit. gehört nicht zur Sache. Uebernächster Tag, im Zuge belästigt... gehört noch weniger zur Sache.

Im Erzelfiorhotel soupiert mit dem Schwager Staats­anwalt Alexander Bruckner...

Und hier geschieht es, daß Richter und Protokollant sie entgeistert anftarren: Ihr Schwager?"

Unbeirrt fortgefahren. Soupiert, start unter Alkohol gefeßt von dem Schwager, Staatsanwalt Allegander Bruckner. ,, Gehört nicht zur Sache!"

,, Gehört zur Sache!" Das wird so ruhig gesagt, daß das Forum schweigt und nur das Blasen der Heizung zu hören iſt.

Und siehe, zum ersten Male in dieser Stunde, zum ersten Male nach diesen Monaten des Elends und der Wirrnis tauchen sie auf, die Bilder jenes schrecklichen Abends, die Bilder des Fuselrausches: das unsaubere Schlafzimmer mit roten Tapeten und Reformforps Palaio- Borussia und blaurotem Madonnenbild, die Gerichtsdienerwitwe Meta Brad mit Schlafrod und sittlicher Entrüstung, der brieflich angedrohte, übrigens nie ausgeführte Besuch bei Robby. ( Fortsetzung folgt.)