Unterhaltung unö Wissen jzl.
Zum$. Mai.
Es ist ein bekanntes vergnüge« üer Hunüe, stch mit entsetzlicher Wut anzukläffen, wenn ein soliäer Zaun üazwijchen ist.
Jegefeuer. Von M. Felix Mendelssohn . In jedem Seemmtnsbuch wird von den Prüfungen erzählt, denen sich der Jungmatrose, der Schiffsjunge, unterwerfen muß, eh« er für würdig befunden wird, in die Gemeinschaft der Kameraden aufge» nommen zu werden. Da werden diese Bortommnisje, in denen die Mannschaften die Ueberlegenheit ihres durch«ine jahrelange Dienst- zeit erworbenen Ranges dem Neuling recht deutlich vor Augen führen wollen, mit einem romantischen Mäntelchen umkleidet, obwohl nicht selten dabei Motive maßgebend sind, die weniger aus dem Bestreben nach„Ertüchtigung" hervorgegangen sind, als aus dem Gefühl heraus, dem Nachfolger die gleich« Behandlung zu bieten, die man selbst erfahren hat. Weit weniger romantisch ist die Art, in der man in die große Gemeinschaft von Arbeitskollegen aufgenommen wird, wenn man in«inen nüchternen Massenbetrieb als Lernender eintritt, in eine Fabrik, in deren Räderwerk der Anfänger immer ein störendes Glied bedeutet. Noch störender, wenn man dem Geist der Arbeitskollegen ftemd, sich nicht anzupasien versteht oder, in jugendlichem Uebermut Ueberlegenheit zur Schau trägt. Die Arbeit ist schwer und das Eindringen in die Gefühlswelt der Arbeitskollegen ist nicht leicht für den. der aus bürgerlicher Umgebung jung in den Betrieb kommt. Bleibt er ein Spießer und Bürger, so nützen alle Prüfungen nichts, begreift er das Wefeen der immer hilfsbereiten Schicksalsgenossen, so haben sie, wenn auch mit derben Mitteln, gewirkt. Wie oft habe ich im l�iuf« meines durch viele körperlich« Arbeit unterbrochenen Skribentendaseins an den Beginn memer praktischen Tätigkeit denken müssen, an deren bitteren Stunden ich durchaus nicht unschuldig war. Bor — zig Iahren trat ich als Dolonteur in eine Lotomotivbude ein, überlegen im Dollgefühl meiner theoretischen Bildung, im Geiste schon sämlliche Stufen bis zum Werkleiter überspringend. Und herrlich war ich gewandet, blau« Bluse scharf auf Taille, Hosen mit Messer- scharfen Bügelfallen. Kragen, unter dem kokett der weiße Hemd- kragen hervorlugt«, paßrecht. Schuh « mit vernickelten Lackspitzen. kurz ein„hochfeiner Pinkel". Der Erfolg meiner sieghasten Jüng- lingserscheinung und meines imponierenden Auftretens war gewaltig, aber eigentlich etwas anders als ich erwartet hatte. Es kamen so sonderbare Sachen vor. Ich mußte damals zuerst den berühmten Würfel herstellen, und Ich hantierte geschäftig und andauernd mit allerlei Werkzeug, mll Stichmaß und Schublehre herum, wochenlang. Was ich oben fort- nahm, fehlte mir unten. Und wie kam es denn, daß manchmal morgens meine Schrubbfell«„zufällig" so dick mit Schmierseife ver- klebt war? Wie kam es, daß mein Würfel, der am Abend schon ganz annehmbare, quadratische Dimensionen hatte, am nächsten Morgen wie«in Zuckerhut aussah? Ich zerbrach mir vergeblich den wohlgeschettellen Kopf darüber. Räch geraumer— sehr geraumer— Zeit nahm der Würfel allmählich aber sicher die Bestall eines Tetraeders an, und ich glaube ihn nach Jahren als tubistische Plastik in einer expressionistischen Kunstausstellung wiedergesehen zu haben; da hieß er„Badende Nymphe". Dann lagen immer so merkwürdige Eisenstangen mitten im Wege. An sich ist das in einer solchen Werkstatt eine harmlose Sache. aber wenn ich auf dies« harmlosen Eisenstangen trat, dann zischten mein« Schuhsohlen dampfend auf, und es roch nicht gut nach ver- brannten» Leder. Wie kam denn das? Schließlich brauchen doch auch die besten Schuhe nicht der Temperatur von fast weißglühendem Eisen standzuhalten. Dar Sonderbarst« aber geschah mit den Rieten und das kam so: Auf der Platte lagen fünf rotglühende Kesselnieten. Der Vorarbeiter nimmt sa. gelegentlich den ersten Niet in die Hand, sekundenlang, und läßt ihn wieder auf die Platte fallen. Während dieser Prozedur hatte ihm die Hand immerhin etwa, gezuckt; bei rotglühendem Eisen erschien mir das natürlich. Aber ich wußte auch, daß man sich mit der Zeit daran gewöhnt, und war später selbst imstande, auf ziemlich hohe Hitzegrad« gebrachtes Eisen ohne Schmerzgefühl anzufasien. Das sollte ich also hier erst nachmachen. Warum nicht? Wenn es der Vorarbeiter vollbringt, werde ich doch wohl dasselbe schaffen. Ich greife also herzhast den zweiten Stift von der Platte, woraus mir blitzartig ein Fetzen Haut von der Hand absengte. Wie konnte ich auch damals wisien, daß nur der erste Niet — derjenige, mit dem mein Arbettstolleg« das Experiment vorgeführt hatte— kunstvoll mit Mennia« rot angepinsell war, während die anderen vier wirklich erhitzt waren? Es geschahen noch einige merkwürdige Zufälle. Die hörten aber dann allmähllch auf, im selben Grade, wie meine Hosen zur Knollen- bildung neigten, die Taille weniger scharf wurde und der Stehkragen verschwand. Nach und nach kam ich auch schließlich hinter diese Geheimnisse und hinter andere. Der Mensch nimmt an Weisheit zu. Zum Schluß lernte ich sogar, Bier kunstvoll ohne jeden Gluckser und ohne sichtbare Verletzung der Banderole aus der Flasche zu trinken und diese mit Wasier gefüllt wieder so herzurichten, daß der «erschlußmechanismus völlig intakt erschien.
HeheimnUe der berlinischen Grammatik'' Mll der Erforschung der eigenen Muttersprache beginnt man oewöbrlich imnier zuletzt. Fragen Sie einmal einen echten Berliner, wieviel Fälle(Kasus) es im Berlinischen gibt. Ob Sie die richtige Antwort erhalten werden? Nun wir sind im Berlinischen schon erheblich aus dem Wege zur V-reiniacbuna der deutschen Grammatik vorgeschritten; denn wir haben nur noch zwei Fälle: den Subjektsfall und den Objektsfall. Direktes und indirektes Objekt(Akkusativ und Dativ) sind zusammen- ««fallen und zwar gewöhnlich in dem Akkusativ, bei Mirwörtern I-doch mellt m dem Dativ; der Genetiv wird durch den Objektsfall in Der�ndung mit„sein" beziehungsweise„ihr" ersetzt, z. B. Subjektsfall: dea Junge,-,. �» Obiokikstill- den Jungen(ea vahaut den Jungen, pp den Jungen det Brot den Jungen sein Lata is kraut). W-iblicke Wörter(de Katze, de Schwesta) haben praktisch nur noch einen Fall Eine Besonderheit bilden einige Berwandtschastsnamen. die oft obne �wdi-sem Fall« im Objektskasus, auch wenn sie weiblich sind, n anhängen. B-LM— V-ttan. Mutta- Muttan. ebenso bei Iroßoata, Srvßmutta. Onkel. auch bei Tante, serner bei den meisten Dornamen und einigen Per- loneimamen.� � Mehrzahlbildung find wohl genügend bekannt, ») Um das Berlinisch- lautrichtig zu schreiben, müßte man einig« Hilsszeichen«nwÄ. Der Einfachheit halber ist hier davon abgesehen, also z. B. das lang-«. wenn kein M.ßveistehen möglich ist, einfach- geschrieben. Das in berlm, scheu Wortern ge chr.ebene r ist natürlich immer das Zäpfchen-r: Ware ist im Berlinischen also sowohl Ware als auch Wage.
ebenso die vier Endungen:— a(Ding— Dinga, Mann— Männa), — n(Banksej— Banksesn, Nese— Nesseln),— e Beer— Beene), — s(Meechen— Meechens), Junge— Jungs). Daneben gibt es aber auch bei einigen Wörtern noch eine eigentümlich« Veränderung der Endsilbe, die bisher keine Grammatik verzeichnet hat. Wie heißt die Mehrzahl von Jeere(Gör)? Sie lautet Ieean; ebenso von Rere (Röhre) Rean, Beere— Beean, und so bei allen anderen Wörtern, die in der Einzahl aus re auegehen. Das in der Einzahl gesprochene r wird also in der Mhrzahl in a verwandelt. Diese ganze unregel- mäßige Mehrzahlbildung erklärt sich jedoch lautlich ganz einfach: r bleibt erhallen, wenn nur noch ein Vokal darauf folgt(Jeere), es wWd aber vor en und n durch Lösung der Zäpfchenschreibung zu a, so wird Ohren zu Ooan, ebenso natürlich Gören zu Ieean. Ich habe einmal etwa zwanzig Berlinern die Aufgabe gestellt, eine Reihe von Wörtern(darunter Äug«, Ohr, Röhre— Röhren) lautgemäß berlinisch zu schreiben, nur wenige haben die Aufgabe annähernd ge- löst, und nur einer(eine junge Daine) richtig auch rere rean. Eigentlich ist die Wendung: als obste(oder wennste) schwebst, wo ob und wenn ganz so wie Zeitwortformen aussehen: kannst«, schwebste(kannst du, schwebst du), während es richtig eigentlich ob de, wenn de heißen müßte. Die Beeinslusiung durch die obengenannte Zeitform liegt auf der Hand. Das ist allerdings im Berlinischen der einzige Fall dieser Art. Einige Dialekte sind darin noch weiter gogangen. So berichtet G. von der Gadelentz„Die Sprachwissenschaft "(2. Auflage Seite 328), daß einige mitteldeillsche Dialekte die Konjunktion„ob" vollständig durch- konjugieren: ob ich gehe, ob du gehst, ob er geht, obben wir gehen. obt ihr geht, obbent sie gehen. Diese kurze Betrachtung wird gezeigt haben, daß es auch in dem oft so gering geschätzten Berlinischen allerlei Knifflichkeiten und Un- regelmaßigteiten gibt, die wenn sie etwa so im Altgriechischen vor- kämen, als eine denkwürdige Erscheinung des Sprachgeistes be- wundert würden._ Erich P a g e l.
Mus öer Geschichte öes Portos. Eine Erhöhung der Postgebühren droht uns, und wenn sie wirtlich durchgeführt wird, werden wir wieder einer Segnung der Vorkriegszeit nachtrauern dürfen, die uns entschwunden ist.' Der Iv-Pfennig-Brief war ja der Stolz des großen Organisators der Deutschen Reichepost, Heinrich Stephan ; er war die Krönung jener Bewegung zur Derbilligung des Portos, die mit dem englischen „Penny-Porto" eingesetzt hatte. Das stolze Gebäude des Weltpost- Vereins war hauptsächlich auf dieser Durchführung des Einheits- portos aufgebaut. Der Aufschwung des Briefverkehrs war damit aufs engste verbunden, und hinter uns lagen jene langen Jahr- hunderte, in denen die Aufgabe eines Brieses mit den größten Schwierigkeiten und Hemmungen verbunden war. War es doch vor 100 Iahren noch ein großes Ereignis, wenn man einen Brief bekam. Otto Bähr hat in seiner vortrefflichen Schilderung des deutschen Stadtlebens aus jener Zeit dafür ein bezeichnendes Beispiel gegeben: „Saß man abends, im häuslichen Kreise um das brennende Talglicht, so bildet« sich mitunter an dem Dochte desselben eine rotglühende Schnuppe, einem roten Siegel vergleichbar. Dann prophezeite man demjenigen, welchem dieses Phänomen zugewandt war:„Du be- kommst«inen Brief!" Daß ein Brjef damals«in so seltenes und wichtiges Geschehnis war, das hatte seinen guten Grund, denn die Beförderung war schlecht und das Porto teuer. Zwar waren die Zeiten längst vorbei, da die Briefbeförderung von den Metzgern so nebenher beim Vieheinkauf besorgt wurde, doch ihr Zeichen, das Blasen mit dem Horn, war von der Thurn- und Taxis'schen Post übernommen worden, die den Briefverkehr als erbliches Reichslehen feit dem 16. Jahrhundert betrieb. Das Briefporto wurde noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf Grund der Entfernung zwischen den einzelnen Orten berechnet, und für größere Strecken kamen Zuschläge dazu. Die Feststellung des„Postgeldes" war also eine höchst schwierige Angelegenhett, die großer Rechenkünste bedurfte. Mit dem Sinken des Geldwertes um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Porto immer wieder erhöht, in Preußen sogar verdoppell, worüber bewegliche Klagen laut wurden. Die einzelnen Staaten und freien Reichsstädte Deutschlands richteten ihre eigenen Post- anstalten«in, so daß es in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahr- Hunderts neben der Taxis'schen Reichspost 30 selbständige Postinstitute gab. Durch diese Zersplttterung wurde der Briefverkehr noch weiter verteuert und erschwert. Bei der Eifersucht der einzelnen Posten aufeinander suchte jede Anstatt die Briese möglichst weit in ihrem Bereich zu befördern und führte daher große Umweg« herbei. Der Absender wieder suchte durch Umleitung die teuren Strecken zu vermeiden und gab ein« bestimmte Route auf den Brief an, die nicht innegehalten wurde oder auch zum Verlust des Briefes führte. Da die Briefe aus Nordost- deutschland nach Süddeutschland über das preußische Postamt Duderstodt schneller als über Leipzig gingen, wurde der Taxis'sche Postmeister bestochen, die Briefe über Duderftadt zu führen. Auch sonst suchte man, sich den Briefverkehr möglichst zu verbilligen. Briefe wurden„durch Güte" befördert, indem man sie Fuhrleuten, Buch-
Händlern und Reisenden mitgab, oder man schickte sie„durch Ein- schluß", indem sie in andere Briefe eingelegt wurden. Bei der un- übersehbaren Vielseitigkeit der Münz - und Gewichtssysteme in den deutschen Ländern, bei der unglaublichen Anzahl von Längen und Gewichtsstufen, waren die verwickeltsten Berechnungen bei der Taxierung des Briefes nötig, und der Empfänger mußte immer noch nachzahlen, weshalb man ineistens die Frankierung ihm überließ. Die Nichtfrankierung durch den Absender war auch sicherer, denn man konnte dann hoffen, daß der Brief wirklich befördert wurde, was sonst durchaus nicht immer der Fall war. Ein Brief von Frank- furt a. M. nach Danzig kostete 1840 1,50 Mark nach heutigem Gelde, einer von Königsberg nach Berlin 60 Pf., von Kastel nach Berlin 75 Pf. Die Briefe nach dem Ausland waren noch bedeutend teurer. Um das Porto zu sparen, fiel man aus die seltsamsten Auswege. Der Kaufmann schrieb z. B. viele geschäftliche Mitteilungen an Personen derselben Gegend auf ein Blatt, das dann der erste Empfänger zerschnitt und verteilte. Man verweigerte auch die Annahme des Briefes, nachdem man die Nachricht von einem vereinbarten Zeichen auf den Umschlag abgelesen hatte. Bon den damaligen Zuständen auf postalischem Gebiet hat Stephan, der ihnen ein Ende machte, gesagt:„Es faßte sie niemand— ein Trost für den menschlichen Geist: die Erhebung der Taxen war nur ein« Wahrscheinlichkeitsberechnung." Die deutsche Postkonferenz, die 1848 in Dresden tagte, mußte nach einer Arbeit von S'A Monaten zugeben,„daß man die Kenntnis aller in den deutschen Staaten bestehenden Postnormen nicht besitz« und daß ohne diese Kenntnis eine Reform nicht möglich sei". Den Anfang zum Besseren machte die Einführung des Penny-Portos am 10. Januar 1840 in England durch den Poftminister Rowland Hill . Dieses billige Einheitsporto von 1 Penny(8� Pf.) wurde das Bor- bild für alle anderen Staaten, dem auch der Norddeutsche Bund mit der Einführung des Groschen-Portos und das Deutsch « Reich mit dem 10-Pf«nnig-Tarif folgte.__
Wacholder. Die„nordische Zypresse" spielt im deutschen Leben, Glauben und Brauch ein« bedeutende Rolle, die zum großen Teil durch ihren deutschen Namen veranlaßt ist. In der heutigen Namens- form steckt nicht sowohl unser wach, als vielmehr das landschaftliche queck oder quick, d. i.� lebendig, das wir im Quecksilber haben; darauf weist nicht nur niederd. Queckalt«r, sondern auch die althochdeutsche Nebenform Quecholder zu Wechalter u. ä. Wachholder(mit dem Ton auf der ersten Silbe) schrieb man in Anlehnung an Holder— Holunder (von„Gebildeten" ebenfalls in der Mitte betont). Aber beide Wörter sind ebenso wie Maßholder(Ahornart, mhd. Mazoilter, ahd. Mazaltra« vom ahd. mazzal Ahorn) und Affolter (mhd. As>alter wie noch der erzgebirgische Ortsname, Ableitung von Apfel)— Apfelbaum mit dem alten Worte triu Baum(engl, tre«) zusammengesetzt, so daß also Wacholder Lebensbaum bedeutet, wie er denn auch als Baum der> Verjüngung in Sage und Märchen bedeutungsvoll geworden ist. Im Märchen erscheint auch die niederdeutsche Form Machandel(-boom), die sür Wacholder steht wie mundartlich mir für wir, Mitscherling für Wutschierling u. a. Abgesehen von dem Namen Kattich(Frau Kaddig). den Baum und Strauch in Preußen führen, ist noch der bayerische Kranewett oder Kranewitter zu erwähnen, der auch im Krammetsvogel steckt(mhd. Kranwitvogel). Schon im atthochdeutfchen heißt der Wachotdersttauch Kranwitu, d. i. Kranichholz, zusammen- gesetzt aus Krani(später Kranich ) und witu, Holz. Mit dem Namen Kranewitt, Krammet hängt auch die schwäbisch- westfälische Be- nennung des Wacholder-(oder Kirsch-) Branntwein» und des Schnapses überhaupt zusammen: Krambambel; daraus ergab sich im 18. Jahrhundert in dem studentischen Preisliede Krambambuli. C. M. Zerstörung eines chinesischen Baudenkmal». Den politischen Wirren im Reiche der Mitte ist kürzlich«ins der schönsten altchine- fischen Kunstwerke zum Opfer gefallen: der als„Wellwunder" weit bekannt« Porzellanturm innerhalb des Buddhistenklosters von Anking. Das prächtige achteckige Bauwerk mit neun Stockwerten hatte«ine Höhe von etwa 90 Metern, und die Spitze tonnte auf einer herumlaufend«» Wendeltreppe erreicht werden. Jedes Stock- werk bestand aus einem einzigen Raum, der reich gemall und mit in Nischen aufgestellten vergoldeten Götterbildern geschmückt war. Der Turn, bestand aus Ziegelsteinen, die mit Porzellanplatten in vielen leuchtenden Farben verblendet waren. Jedes Stockwert wurde durch einen vorspringenden Rand aus grünen Ziegeln bezeichnet, an denen kleine goldene Glocken hingen. Das Dach bestand aus Kupfer und wurde überragt von einem zehn Meter hohen Mast, der wiederum ein« vergoldet« Kugel trug. Der Mast selber war in eine riesig« Eisentugel eingelasten, deren Oberfläche mit künstlerisch ausgesührten symbolischen Figuren bedeckt war. Diese Kugel diente als Tresor für die Schätze des Klosters, und Juwelen, Gold, Silber, Seidenstoffe, alte medizinische Bücher, seltene Heilmittel und Geld- schnüre wurden früher darin aufbewahrt. Nur mit den größten Schwierigkeiten mußte es möglich gewesen sein, diese sonderbare eiserne Schatzkammer von 24 Tonnen Gewicht und 12 Meter Um- sang so hoch über dem Erdboden anzubringen. Das Innere des Turmes wurde nachts von Hunderten von Lampen erleuchtet: die Außenseite schmückten etwa 150 Glocken,