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fahren überhaupt eingeleitet werden konnte, bleibt ein uner-| forrespondent im Ausland weilte und später bereits die preßgesetzliche hörter Borgang.

Verjährung der Beleidigung eingetreten war. Er will jetzt den Beteiligten beweisen, daß die Hintermänner des Beklagten ein frivoles Spiel mit den ihnen anvertrauten 3nteressen des Deutschtums im Baltikum und mit den ihnen unter­stellten Menschen getrieben hätten und daß die Tragödie im Baltikum, von der der spätere Führer v. d. Golz spricht, von eben denselben Leuten verschuldet worden sei, die noch kein Jahr später im März 1920 den Kapp- Putsch mit auf dem Gewiffen hätten."

Man fragt sich entsetzt, welche Borstellung diese Staats­anwälte und Strafrichter über die Funktion des Arbeitsrechts haben. In ihren Händen liegt die Arbeitsstrafrechtspflege. Da ist es kein Wunder, daß die strafrechtliche Sicherung des Arbeitnehmerschutzes so häufig versagt. Die Vorgänge in Königsberg und Düsseldorf beleuchten in den grellsten Farben wieder einmal die Mängel in der gegenwärtigen juristischen Ausbildung, zeigen die Notwendigkeit der Beseitigung des be= stehenden Richtermonopols. Nach gesellschaftlicher Herkunft wie auf Grund ihrer juristischen Ausbildung leben diese Hüter des Rechts in einer dem Arbeitsleben feindlich gesinnten Welt. Sie begreifen gar nicht den Sinn jener Berfassungs­vorschrift, die auch den Inhalt des Arbeitsrechts bestimmt, daß die Arbeitskraft besonders zu schützen ist. Dieser hohen Mission hat auch die Arbeitsstrafrechtspflege zu dienen. Des= halb muß sie in engste Berbindung mit dem Arbeitsleben ge- Die Hakenkreuz- Banditen beschweren sich über das Verbot. bracht werden, damit die sozialen Nöte unserer Zeit den. Die Untersuchung gegen Goebbels . richtigen Widerhall finden.

Putsch- Romantik.

Aus der Vorgeschichte der deutschen Putschorganisationen Vor dem Hamburger Amtsgericht läuft ein Beleidigungs­prozeß, der in die Vorgeschichte der deutschen Putschorgani­fationen hineinleuchtet. Es handelt sich um das Baltikum abenteuer des Freiherrn von der Golg. Der Vor­figende der Hamburger deutschmerikanischen Vereinigung Carlos Schmidt, hat dem früheren lettischen Oberst leutnant 3 eltin Goldfeld einen beleidigenden Brief ge­schrieben. Er hat ihm vorgeworfen, er sei damals zur lettischen

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Die Vorgänge im Baltikum im Jahre 1919 sind mit einem bisher undurchdringlichen Schleier bedeckt. Es wird jetzt also Licht in die historischen Vorgänge im Baltikum fommen, und zugleich der Untergrund der putschistischen Bestrebungen in Deutschland aufgerollt werden,

Auch noch Einspruch!

Die gegen Dr. Goebbels wegen der unerhörten Ausschrei tungen im Kriegervereinshaus eingeleitete Untersuchung wird, wie die BS.- Correspondenz mitteilt, von den zuständigen Stellen fort­geführt. Im Polizeipräsidium sind bereits eine Anzahl 3eugen vernommen worden, und es ist anzunehmen, daß in den nächsten Tagen bereits die Täter, die Pfarrer Stude und Redakteur Henning schwer mißhandelt haben, festgestellt und damit zur Verantwortung gezogen werden fönnen. Ob die Polizei Dr. Goeb bels selbst vernehmen wird, ist noch fraglich, da der bisherige Führer der Nationalsozialisten es bisher stets abgelehnt hat, zu polizeilichen Bernehmungen zu erscheinen oder dort Ausfünfte zu geben. In folgedessen dürfte Goebbels vom Untersuchungsrichter über diese und ähnliche Borgänge gehört werden.

fogenannte ifsarbeiter der deutschnailonafen Hauptgeschäftsstelle bei dem Erwerb, der Verwertung und Weiterverschiebung der Aften beteiligt waren, aus­dehnen können, wird auch Herr Dr. Weiß bei ruhiger Ueberlegung verstehen müssen. Gerade über diesen Kreis behalten wir uns weitere Schritte und Veröffentlichungen vor, wenn nicht die Partei­leitung der Deutschnationalen Bollspartei ihrerseits für völlige Klarstellung sorgt. Zum Schluß haben wir nur noch ein Wort an die Kreuz 3eitung" zu richten. Die Kreuz- Zeitung " be= absichtigt durch eine wüste Polemik gegen die Nationalliberale Correspondenz" die Erinnerung an ihre trübfte Vergangenheit wachzurufen, die Erinnerung an jene Zeit, wo fein Geringerer als Bismard sie eins der größten Schmähblätter Deutschlands nannte. Wir können der Kreuz- Zeitung " be­stätigen, daß sie in dieser Kunst immer noch eine Meisterin in Deutschland ist."

Die Katz bleibt eine Kaz. Sie bleibt es selbst dann noch, wenn fie mit der Boltspartei von einem Teller schleckt. Erfreulich, das von der amtlichen Stelle der Deutschen Volkspartei festgestellt zu sehen. Aber Einsicht ist nicht immer ein Zeichen der Liebe und man darf neugierig fein, wie fich das freundnachbarliche Verhältnis zwischen Hund und Kaze weiter entwickeln wird.

Hallo, Stahlhelm!

Die nationale Reinigung beginnt. Morgenausgabe der Deutschen 3eitung" vom 5. Mai 1927, Nr. 104a:

Stahlhelmer sucht Quartier zum 7./8. Mai b. groß., geb., porn., schick., alleinst. Dame aus echter deutscher Familie. Offerten unter 2. 3. 44 an die Deutsche Zeitung", Berlin SW. 11, Hedemannstr. 12.

Der Stahlhelm ist im Anzug. Die nationale Reinigung beginnt. Und die Deutsche 3eitung" wie sollte das Blatt alldeutscher

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Regierung übergelaufen, er habe den Verräter ge liftischen Partei Einspruch gegen das Verbot des Polizeipräfi- Wohlanständigkeit auch anders ist ihr Quartiermacher.

macht und ehrlose Gesinnung gezeigt. 3eltin Goldfeld hat Schmidt deswegen verflagt, er hat die Absicht, die Vorgängeim Baltikum im Jahre 1919 vor Gericht offenzulegen. Er gibt furz zusammengefaßt die folgende Darstellung:

,, Der aus dem Kapp- Putschprozeß bekannte Major Bischoff habe mit anderen Gesinnungsgenossen seinerzeit im Baltikum versucht, die rechtmäßige lettische Regierung Ulmanis durch eine Militär­revolte zu stürzen und ein Herzogtum Kurland mit einem Mit­glied des ehemals großherzoglich mecklenburgischen Fürsten­hauses an der Spike zu errichten und von da aus die deutsche Es fand eine Führerbesprechung im Razdangen unweit Libau im Februar 1919 statt. Die baltische Landeswehr eine non der lettischen Regierung furz nach ihrer Konstituierung aufgestellte lettländische Truppe, das eigentliche lettländische Militär also sollte die lettische Regierung stürzen, die selbst noch im Norden und Osten von Bolschewisten bedrängt war. Es sollte an deren Stelle eine rechtseingestellte Regierung Needra gefeßt und gleichzeitig das Herzogtum Kurland ausgerufen werden. Der Privat­tläger, der damals als baltischer Rittmeister und Ab­teilungsführer in lettländischen Diensten stand, wider= segte sich bereits mündlich in der Offiziersversammlung einem solchen von ihm als hochverräterisch bezeichneten Unternehmen und ist dann auch mit seiner ganzen Abteilung der Regierung treu geblieben.

Frage im Sinne der Monarchisten aufzurollen.

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Die Putschisten wurden in der Schlacht bei Wenden im Juni 1919 endgültig geschlagen. Auf der Seite der Putschiffen kämpfte der erwähnte Major Bischoff, der Freischarführer Roßbach und der preußische Major a. D. Fletcher, damals Führer der baltischen Landeswehr.

Fletcher hat, nach Deutschland zurückgekehrt, die Schuld an dem Mißlingen des Putsches u. a. dem Privatfläger zugeschoben und hat daher bereits in früheren Jahren Nachrichten durch die Bresse verbreitet, wie sie jetzt in dem der Klage zugrunde liegenden Schreiben wiederkehren. Der Privatkläger war diesen Nachrichten bis zum vorigen Jahre nicht entgegengetreten, weil er als Zeitungs­

Mehr Uniformen!

Von Henning Duderstadt.

Nehmt alles nur in allem: Die Republik ist doch eine äußerst forrupte Erscheinung! Aber da sie nun einmal besteht, wird man sich mit ihr abfinden müssen. Daß freilich in diesem demokratisch verseuchten Neudeutschland die allertollsten Geschichten passieren, darüber kann sich kein Verständiger wundern.

Zum Beispiel diefe! Steht da leẞthin auf dem Zentral- und Rangierbahnhof des Verkehrsmittelpunktes Kleinblümchenbroda an der Pleiße, beherrscht in der Haltung, wie es ein alter föniglicher Feldwebel gelernt hat, der Herr Dienststellenvorsteher in höchst eigener Berson und erwartet die Ankunft eines der viermal täglich anrollenden Personenzüge. Die Eisenbahn tut ihm den Gefallen, wunschgemäß einzupassieren, und einem der Wagen entsteigt in ficht licher Erregung ein liebliches Wesen weiblichen Geschlechts. Sie hat allen Grund, erregt zu sein: Hält sie doch in ihrer zarten Rechten nicht nur einen, sondern sogar zwei Schirme!( Den zweiten hatte sie nämlich gefunden.) und ehrlich, wie sie ist, will sie ihn abliefern. Ihr ängstlich suchender Blick fällt auf den Herrn Dienststellenvorsteher, und in ihr jubelt es: Da ist ja ein Beamter! Sie stürzt auf ihn zu, und was tut die Törichte? sie übergibt ihm mit aufklärenden Worten den bejammernswerten Regenschirm.

Wenn ich Dienststellenvorsteher, ich bitte zu bemerken: Dienst­stellenvorsteher in der Besoldungsgruppe 7 bis 9 wäre, ich hätte mich, Kavalier hin und her, beherrschen müssen, diefem unbegreifbaren jungen Mädchen die besagte Mußsprige nicht um die Ohren zu schlagen. Gottlob hatte unser Dienststellenvorsteher seine Nerven in der Hand. Gewiß belehrte er die vor ihm stehende Person in dienst­lichem Ton über das Ungeheuerliche ihres Berhaltens und machte ihr flar, daß die Annahme von Fundsachen nicht Angelegenheit eines Dienststellenvorstehers in der Besoldungsgruppe 7 bis 9 wäre. Dafür feien untergeordnete Instanzen da. Dann wandte er der schamhaft Errötenden kurz den Rücken und beschloß, dafür zu sorgen, daß der artigen entehrenden Herabseßungen seiner Stellung und seines Amtes in Zukunft Tor und Tür für immer verschlossen würden. Was war zu tun, damit das Schild wieder rein und der Dienst rock fleckenlos würde? Geschändet fam man sich vor! Aber es gab ein Mittel, das Rettung verheißt. Nämlich: eine neue Uniform! Um Verwechselungen mit irgendeinem simplen Eisenbahner aus den Besoldungsgruppen 5 bis 7 vorzubeugen! Borwärts! Ans Wert! Borschläge ausgearbeitet! Statt der Reichskokarde einen Eichenfaub­Franz, statt des roten einen goldenen Müßenstreifen, statt der Litewka einen Interimsrock, statt der Achselstücke Stabsoffiziers raupen und einen Galanteriedegen dazu, dann wird man gelegent lich mal fogar mit einem leibhaftigen echten Major verwechselt! Rätselhafterweise biffen aber die vorgesetzten Stellen nicht an. Zum Teufel, es ging um Ansehen und Reputation! Was war zu tun? Nun, trotzdem Gewerkschaften und Verbände im allgemeinen anrüchige rote Erfindungen sind, von denen man tunlichst die Finger läßt: Hier stand das Letzte auf dem Spiel! Und so geschah es: Heute besteht eine Intereffenpertretung der Dienststellen vorsteher der Deutschen Reichsbahn " mit dem einen großen erhabenen Kampfziel: Gebtuns eine neue Uniform!

Wie wir erfahren, hat die bisherige Leitung der Nationalsozia­benten beim Ministerium des Innern erhoben. Man beruft sich darauf, daß der Polizeipräsident zwar die Berliner Gauleitung, nicht aber die brandenburgische Organisation verbieten tönnte, da die Zweigstellen nicht innerhalb des Polizeibereiches Groß- Berlins

lägen.

Der Krach geht weiter. Volkspartei gegen die deutschnationalen Ehrabschneider. Dr. Weiß, der Hauptgeschäftsführer der deutschnationalen Hauptgeschäftsstelle, dessen Standalfabrit im Blauener Pro 3 entlarvt worden ist, verfolgt den Pressedienst der Deut­ichen Boltspartei mit Berichtigungen, weil sich die Volks: partei nicht das Recht nehmen laffen will, die Kaz eine Katz zu nennen. Der Pressedienst druckt diese Berichtigungen geduldig ab, stellt ihnen aber immer wieder die Akten des Prozesses gegenüber. Und so bleibt die Katz eine Katz. Mit einer Geste der Höflichkeit, die in ihrer heimlichen Ironie tödlich wirkt, wird den Ehrabschneidern in den führenden Stellen der Deutschnctionalen Partei der Halswirbel umgedreht:

Nationalistenkrach.

Blutiger Zwischenfall auch in Magdeburg .

Magdeburg , 6. Mai. ( WTB.) In einer gestern abend hier abgehal tenen startbesuchten nationalsozialistischen Versamm­lung, in der auch der Reichstagsabgeordnete Strasser sprach, fam es zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten, wobei der Abg. Straffer eine ich were Kopfperlegung erhielt. Das fofort herbeigerufene Ueberfall fommando trennte die Streitenden und verhaftete zahlreiche Kommu­nisten.

Reichsrat und Schankstättengeset.

Die Befugnisse des Reiches werden verkürzt. Der Reichsrat nahm am Donnerstag nachmittag den Ent­wurf des Schantstätten gefeßes an, nachdem er mehrere wichtige Aenderungen vorgenommen hatte. Der Entwurf enthält teinen der einschneidenden Reformanträge der Alkoholgegner, vor allem fehlt das sogenannte Gemeindebestimmungsrecht. An neuen Vorschriften bringt der Gesezentwurf eine besondere Erlaub= nispflicht für die Wirtschaftsführung durch Stellvertreter, eine vorübergehende Sperre für weitere Erlaubniserteilung als Maß­Grundlage für I andesbehördliche Verbote des Ausschanks von Branntwein und des Kleinhandels mit Branntwein an Sonn­und Feier sowie an Lohn- und Gehaltstagen. Geregelt wird ferner der Ausschank selbsterzeugten Weines oder Apfelweines. Außerdem enthält der Entwurf ein Verbot der Reklame für Trinkbranntwein in oder an öffentlichen Verkehrsanstalten und öffentlichen Verkehrs­mitteln. Der Reichsrat lehnte es ab, der Reichsregierung die Boll­macht zu geben, die Borausfehungen zu bestimmen, unter denen ein Bedürfnis für die Erlaubniserteilung anzuerkennen sei; diese Be­fugnis wurde vielmehr den Landesregierungen übertragen. Außer dem wurde eine Bestimmung eingefügt, wonach den zum Ausschank geistiger Getränke befugten Wirtschaften die Aufgabe gemacht werden

Herr Dr. Weiß wird nicht bestreiten können, daß die Er gebnisse und die Beugenaussagen des Plauener Brozeffes gegen ihn sprechen. Wir fönnten ihm deshalb auch nur für seine Person zubilligen, daß er persönlich von dem Inhalt der Atten- nahme gegen übermäßige Vermehrung der Schantstätten und eine tisten und Attentoffer ebensowenig etwas gewußt hat wie sein Mitarbeiter Oberregierungsrat Goebel, der zeugeneidlich er. tlärte, daß er buchstäblich nichts von nichts gewußt habe, sondern nur im Auftrage des Herrn Dr. Weiß 5000 Goldmark für angeb­liches Altpapier gezahlt habe. Trotzdem mollen wir annehmen, daß der Hauptgeschäftsführer der Deutschnationalen Bollspartei, Herr Dr. Weiß, Ende 1924, als die Deutschnationale Bolkspartei einen heftigen Kampf gegen Stresemann führte, sich mit Feuer und Schwert gegen den Erwerb von Akten gewehrt hätte, die an­geblich belastendes Material gegen Stresemann enthalten fallten. Mit dieser Erklärung berichtigen wir uns aber nicht selbst, weil wir das Gegenteil auch in Nr. 81 der NLC." gar nicht behauptet

entgegenkommen nicht auf die tann, nichtgeistige Getränke bereitzuhalten. Die

ganze Deutschnationale Bolkspartei, nicht auf eine bestimmte deutschnationale Pressetampagne, auch nicht auf den ganzen Kreis derjenigen ausdehnen fönnen, die als

Man wird dieses Streben ohne Zweifel begrüßen müssen. Uni­formen tun not! Möglichst verschiedene und möglichst bunte! Nur scheint man uns noch nicht weit genug zu gehen: Der Mißstände sind auch andersmo zahllose! Wie unterscheidet man zum Beispiel einen früheren Militäranwärter von jenen untergeordneten Individuen, die niemals den Segen der Kaserne genossen haben, ja, möglicher weise erft unter der Republik Beamte geworden sind? Da empfiehlt es sich sicher, den Militäranwärtern ein Paar Achselstücke mit gekreuzten Kommißstiefeln zu verleihen! Und wie unterscheidet sich ein oberer Beamter der Reichskanzlei von einem mittleren Beamten des Reichsinnenministeriums, wenn beide zufällig einen blauen Anzug tragen? Die Konsequenzen sind unabsehbar, und doch ist die Lösung jo einfach. Den Herren vom Reichsinnenministerium gebe man Achselstücke mit den Farbentönen obere Beamte schwarz, mittlere Beamte weiß, untere Beamte rot und Aermelplatten mit einer naturgetreuen Wiedergabe der Keudellschen Brücke von Baede rid. Beim Reffort Marg hingegen wird man es in Erinnerung an die Volksblockkandidatenzeit mit den Farbentönen schwarz, rot und gold versuchen und eine Armbinde wählen mit dem bekannten Stanzlerwort: Treue um Treue." Und im Ressort Stresemann sei der Grundton bläulich, da sich ja unsere Diplomatie, den Herrn Reichsaußenminister ausgenommen, heute wieder ganz wie dunne­mals aus dem Adel rekrutiert.

Vieles ist noch zu tun. Erhebt den Schrei nach Uniformierung! Die Ausarbeitung weiterer Borschläge überlassen wir den Dienst­stellenvorstehern aus der Gehaltsgruppe 7 bis 9 in den einzelnen Ministerien.

Das Stahlhelmplakat.

elle

Der Stahlhelm" leuchtet in diesen Tagen von allen Plakat­säulen jeder deutschen Stadt, wie sich's gehört: wuchtig und kantig, voll Pathos und Arroganz. Oben die schwarze Haube, darunter das schwarzweißrot zerfrigelte Heldenprofil eines nationalen Mannes", der Hinweis auf den Großen Zapfenstreich und das" Große Schlachtenfeuerwerk" beim Reichsfrontsoldatentag". Sunächst wird man fich fragen, warum die nationalen Front­soldaten" sich ausgerechnet den Stahltopp als Heldenatrappe ihrer 3unft ausgewählt haben. Gewiß auch früher nannten sich gewisse Herdenmenschen nach irgendeinem Symbol, nach einem Kleidungs­stück:" Der Bundschuh" nach der primitiven Fußbekleidung des mittelalterlichen Bauern, die Sanstulotten" der großen franzöfifchen Revolution nach ihrer proletarischen Hose. Aber das hatte dann doch immer noch einen Sinn! Man bekannte sich mit vollem Bewußtsein zu einer revoltierenden Klasse, deren Kampfzeichen die Primitivität, der Bruch mit dem Alten, der Verzicht auf gemisse Reservate, das Befenntnis zu einer neuen, aufbrandenden Masse war.

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Aber der Stahlhelm? Der Stahlhelm?

Den haben wir ja alle im großen Krieg getragen, Bürger und Broleten, und alle waren mir überzeugt, daß es das unnüzeste Stück unserer Kriegsausrüstung" gewesen ist!

Ich bekenne mich offen dazu: Wenn wirklich dicke Luft war, die Granaten, die M.- G.- Garben und die Schrapnelle folgen, da habe ich ihn immer prompt weggeschmissen oder über den Hintern ge­hangen. Denn erstens, verwarf" er mit feinen überflüffigen Krempen

enthaltene Bestimmung über Bestrafung von Zuwiderhandlungen gegen die Polizeistunde wurde in das Schantstättengefeß aufge­

nommen.

das Gehör, so daß man die Schußrichtung der uns zugedachten Liebesgabentöppe und damit die Deckungsmöglichkeiten nicht erkennen konnte. 3weitens behinderte er die Sicht, würgte den Hals und meistens sprang in der Erregung der Kinnriemen" auf, so daß man die Hand auf die Blechhaube legen mußte, damit sie einem nicht vom Kopf fortflog. Der Schutz", den der Stahlhelm" aber gegen Splitterwirfung" gewährte, war geradezu minimal! Also Gefamturteil: Gut für Kinohelben, Paradeaufstellungen, 3apfenstreiche und Schlachtenfeuerwerke!

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Miserabel für den eigentlichen Muschkoten und Frontsoldaten! Wenn ihr wirklich wieder Ernst machen wollt, meine Herren von der blechernen Haube, dann schaut euch bitte schleunigst um den französischen oder den englischen Stahltopp um! Der hat wenigstens einen gewissen Wert für das moderne Gefecht.

Aber es ist ihnen ja gar nicht ernst damit! Darum wirkt es ja gerade so komisch, diefes Stahlhelmplakat!

Frauen und Kinder stehen herum und betrachten sich den grimmigen, eifenzertöpperten Mann, dessen eherne Bisage nach der Reichshauptstadt weist. Die Frauen lächeln milde und nachsichtig und denken sich ihr Teil dabei. Die Kinder bestaunen die riesige Eisenkappe, die wie ein Ballon aus der Plakatsäule strebt und doch nicht fliegen kann, und den wilden Mann, der seine roten Zähne zeigt und die Augen sperrt und doch hübsch artig bleibt menschlichem Ermessen mit Rücksicht auf den Innenminister und die böse Polizei. Ein Arbeitsloser aber schleicht um die niedliche Plakette, zieht einen Kohlenstift heraus und schreibt quer drüber: Antolles für fünfzig Mart!"

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Da geht ein frohes Leuchten über die Frühlingsgesichter und Zapfenstreich" samt dem Frontsoldatentag" verlischt in der Ferne wie ein Rüpelspiel aus einer zeitlos gewordenen Welt. Hermann Schüzinger.

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die Ausfuhr von Kunstwerken unter bestimmte Boraussetzungen Die deutsche Kunstschuhliste. Das deutsche Kunstschuhgefeß, das ftellt, läuft mit dem Ende dieses Jahres ab. Um wenigstens die wichtigsten Kunstwerke des deutschen Besizes zu beaufsichtigen und um ihre Ausfuhr, falls sie verkauft werden, von einer behördlichen Genehmigung abhängig machen zu fönnen, ist ein Berzeichnis der national wertvollen Kunstwerte" im Reichs­ministerium des Innern aufgestellt werden. Dieses Berzeichnis hat ein feltsames Schicksal gehabt. Das erste Verzeichnis, im Jahre 1920 gedruckt, war mit so viel Eilfertigkeit und so wenig Sachkenntnis aufgestellt, daß eine Reihe der wichtigsten Dinge fehlte. Ein Nach­trag im Dezember 1924 verbesserte die schlimmsten Fehler. Aber die Liste war auch in dieser Form noch nicht so präzis und wirksam, wie man wünschen mußte. Nun ist eine neue Saffung des Verzeich­nisses hergestellt worden, innerlich und äußerlich in einer Form, die befriedigen fann. Auf einen wesentlichen Teil der alten Liste hat man durch Bereinbarung der Kunstverwaltung der deutschen Länder von vornherein verzichtet: die Kunstwerke des 19. Jahrhunderts unterliegen nicht mehr dem Kunstschuß und sind daher aus der Liste gestrichen worden. Gegen ihre Festlegung war eingewandt worden, daß es für die Geftung unserer Runft im Ausland nur von Vorteil