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ein Fiasto war. Quotidien" fagt, mit ihren herausforbern. den und lärmenden Demonstrationen hätten die Stahlhelmleute eine Begeisterung der Berliner   Bevölkerung nicht zu erweden vermocht. Die Veranstaltung habe sich deshalb unter völliger Gleich­gültigkeit abgespielt. Deuvre" glaubt, daß die Manifestation, deren Teilnehmerzahl von der monarchistischen Presse auf 110 000 geschätzt wird, aber in Wirklichkeit faum 60 000 erreicht habe, den Erwartungen der Veranstalter feineswegs entsprochen habe. Einige Reserven formuliert nur der Berliner   Korrespondent des ,, Echo de Paris", der dazu insofern gezwungen ist, als er für sein reaktionäres Blatt die Kundgebung des Stahlhelms von vornherein als einen großen Erfolg der antirepublikanischen Kräfte in Deutsch­ land   ausgegeben hatte. Aber auch er tommt zu der Feststellung, daß der Stahlhelmtag nicht den erwartefen Erfolg gebracht hat; daraus könne jedoch nur geschlossen werden, daß Berlin   nicht der Ort sei, in dem man sich über die wahre öffentliche Meinung Deutschlands  ein Bild machen könne!! Auch der Korrespondent des Journal" meldet, daß zwar die Stahlhelmleute Berlin   nicht erobert" haben und dessen Bevölkerung in seiner übergroßen Mehrzahl den Stahl­helmdemonstrationen eine durchaus feindliche bzw. fühle Haltung entgegengebracht habe, aber ein unparteilicher Ausländer, der am Sonntag die in militärischen Formationen auf tretenden Stahlhelmleute gesehen habe, müsse einen durchaus schlechten Eindruck nach seiner Heimat mitnehmen.

Englische Presse und Stahlhelmtag.

London  , 9. Mai.  ( WTB.) Die Stahlhelmfundgebung in Berlin  wird von den Blättern in ausführlichen Telegrammen aus Berlin   behandelt. Die Teilnahme von drei Söhnen des vormaligen Kaisers wird besonders betont. Der Berichterstatter der

., Morning Post" schreibt, Deutschlands  , un bewaffnete Miliz" sei der einzige Name, der auf das mächtige Heer von Kriegs. veteranen und friegsmäßigen Refruten angewandt werden könne.

Der Korrespondent der Daily Mail" beginnt sein Telegramm mit den Worten: Ein Heer von 100 000 Mann stand heute vormittag mitten in Berlin  ." Der Korrespondent fragt: Was wird die Welt fagen zu dieser Kundgebung eines Geist es, den sie für tot hielt?" Er meint, die deutsche Regierung habe ihre Furcht(?)[ Dieses Fragezeichen stammt von WTB. Red. des Vorm."] gezeigt, indem sie sich aus der Hauptstadt zurückgezogen habe.

,, Times" bemerkt in einem sehr eingehenden Telegramm ihres Bertreters, die Kundgebungen des kommunistischen Roten Front­fämpferbundes letzte Pfingsten und die noch schärfere Gestalt der gestrigen Kundgebung des Stahlhelms feien eine Mahnung an Deutschlands   Reserven disziplinierter Männer. Jedes Land, das am Weltkriege teilgenommen, habe diese, aber nicht in jedem Lande hätten sie diese sentimentale Liebe für alle militärischen Dinge, die sie veranlasse, in der Ausbildung zu bleiben. Es sei jedoch ein Referveheer ohne Waffen,

Der Berliner   Berichterstatter des Daily Telegraph  " sieht die Kundgebung des Stahlhelms als ein vollständiges Fiasto ant. Berlin   könne wieder freier atmen, und zwar für lange. Sowohl die Regierung als auch die Stadtverwaltung hätten sich den Veranstaltern gegenüber sehr fühl benommen.

,, Westminster Gazette" schreibt in einem Leitartikel: Die alt­eingewurzelte militärische Disziplin würde in Anwendung gebracht werden, wenn die deutsche Republik durch schlechte Führung oder die Nichtgewährung eines Blazes in der Sonne, der ihrer Mitgliedschaft des Bölkerbundes würdig ist, in stürmisches Wetter käme. Das Blatt hebt den platonischen und unverbindlichen Charakter der Botschaft Hindenburgs an den Stahlhelm hervor und schreibt, solange Hindenburg   loyal zur Republik   hält( und es besteht kein Beweis für das Gegenteil), sei ein monarchistischer Streich kaum zu be­fürchten. Denn Hindenburgs Ruf wiege schwerer als die Kaiser söhne, die bei der Parade anwesend waren, und alle die anderen in Mißkredit gebrachten Personen, die diese Bewegung patronifieren, zusammengenommen. Das deutsche   Volk habe wirklich den Wunsch, seinen wirtschaftlichen Aufbau fortzusetzen, und nichts derartiges werde den Kriegsherrn zurückrufen, der sich in der Stunde des Unglücks der Nation in Sicherheit gebracht habe.

| Ballettabend der Staatsoper.

T Man ging mit mäßigen Erwartungen hin. Und ward aufs angenehmste überrascht. Kein wegbahnendes Erlebnis. Kein Er­schließen neuer Perspektiven. Auch feine schlechthin vollkommene und einwandfreie Leistung, aber eine Leistung, die bewies, was unfer Staatsballettmeister Terpis vermag, wenn er von musikalischen Taktstöcken unbehindert schaffen darf. Denn dieses war ein Tanz­abend, nicht ein Opernabend mit Tanzeinlagen.

,, Der letzte Pierrot", ein Ballett in drei Bildern von Mag Terpis( Musik von Karol Rathaus  ). Pierrot, Bes wohner einer romantisch- titschig- sentimentalen Mondscheinlandschaft, liegt in todesähnlichem Schlummer. Ein sonderbarer Herr" er­medt ihn. Versetzt ihn ins helle Sonnenlicht des modernen Tages. In eine Fabrifgegend. Pierrot findet sich nicht zurecht. Sieht in den Fabrikmädchen Colombinen. Erregt erst Staunen, dann Aerger und Empörung. Der sonderbare Herr rettet ihn. Entführt ihn in einen mondänen Ballsaal. Hier löst seine Erscheinung ein mit Mit­leid gepaartes Interesse aus. Eine elegante Weltdame versucht ihn zu ,, modernisieren". Verlockt ihn zu einem Pas de deur, das kläg lich mißlingt. Pierrot bleibt der Alte, der die Zeit nicht versteht und von ihr nicht verstanden wird. Er sieht auch in der Dame des 20. Jahrhunderts nur seine Colombine. Führt ihr altfränkische Pas vor. Bird ausgelacht und erkennt sich verzweifelt als verspätetes Ueberbleibsel einer verblichenen Vergangenheit. Er endet in einem

Raritätenfabinett.

Eine symbolische Fabel? Eigentlicher Titel: Das letzte Ballett?" Kunstgattung aus romantisch- kitschiger Vergangenheit, die das gesund empfindende Volk energisch abweist, die von snobistischen Vertretern einer absterbenden Gesellschaftsschicht zu neuem Leben galvanisiert merden soll. Und die am Ende dahin gelangt, wohin sie gehört: ins staubige Kuriositätenmagazin.? Hat Terpis das gestalten wollen? Ich weiß es nicht. Und es kommt schließlich auch nicht auf das ge= wollte Was, sondern auf das gekonnte Wie an. Und da hat er uns die schönste seiner bisherigen Leistungen geboten. Etwas zuviel Ban tomime noch. Aber doch eine Fülle rein tänzerischer Werte. Im Maschinentanz der Arbeiterinnen durch den Stoff bedingt und ge= fördert sogar vollendeten abstraften Stil. In der Balse senti­mentale des Pierrot, in den urwüchsig- leidenschaftlich- hemmungslosen Schwüngen und Sprüngen des Fabrikmädchens, im raffinierten be= rauschenden Wirbeltanz der Dame werden komplizierteste Stimmun­gen und Empfindungen zu flaren, eindringlichen, packenden rhyth­mischen Formen gestaltet. Weniger glücklich erschienen die Gruppen­bewegungen, bei denen grundlegende tänzerische Motive nicht immer

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deutlich erkennbar wurden.

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Dem ,, Letzten Pierrot" folgte die einattige Tanzdichtung Die Erlösten". Choreographie von Terpis, Mujit( Sfnthische Suite) ron Serge Protofieff, Kampf zwischen Dämonen und streit baren Engeln um die Erlösung verdammter Seelen. Hier lag der

Gewerbefragen vor dem Landtag.

Die Mittelstandskredite.

In der heutigen Sigung des Preußischen Landtags   legte Abg. Schwent- Berlin  ( Komm.) vor Etritt in die Tagesordnung Ver­wahrung ein gegen die Haltung der Polizei und die Ver­mehreren hundert Arbeitern, Arbeiterfrauen und haftung von mädchen und wegen Mißhandlungen anläßlich des Stahlhelm­tages. Es hätten zumeist lediglich nichtige Gründe vorgelegen. Die Verhafteten seien zum Teil noch in Haft. Der Redner beantragt sofortige Besprechung des kommunistischen   Antrages, die Verhafte ten sofort zu entlassen, Strafen nicht zu verhängen und alle schul­dicen Polizeibeamten sofort zur Verantwortung zu ziehen. Die fofortige Besprechung des Antrages scheitert, da aus dem Hause Widerspruch erhoben wird.

Es folgt die zweite Beratung des Haushalts der Handels­und Gewerbeverwaltung.

Berichte über die Ausschußverhandlungen erstatten die Abgg. Dr. Pinkerneil( Dnat.) und Perschte( Wp.). Letzterer begründet den Ausschußantrag, Borsorge zu treffen, daß der gewerbliche Mittel­stand in Zukunft leichtere Kreditmöglichkeiten erhält. Der Redner empfiehlt ferner, auf die Reichsregierung dahin einzuwirken, daß aus den neuerdings zur Verfügung gestellten sechs Millionen Mart den verdrängten Gewerbetreibenden( Ostflüchtlingen) mit tunlichster Beschleunigung Wirtschaftsdarlehen zum Zwede des Wiederaufbaus einer Eristenz gewährt werden können. Die Beratung dauert an.

Vertagung des Kußmann- Prozesses.

Dr. Kußmann und der Plauener   Prozeß. Vor dem Disziplinarsenat für richterliche Beamte am Kammer. gericht stand, wie bereits berichtet, Termin zur Hauptverhand. lung in dem Disziplinarverfahren gegen die Gerichtsassessoren Dr. Rußmann und Dr. Caspari, sowie gegen Landgerichtsrat Belger am 11. Mai an. In dem Disziplinarverfahren, das bis zum Ende der Woche dauern sollte, handelt es sich um Handlungen, die von drei Angeklagten in ihrer Eigenschaft als Beamte der Staatsanwaltschaft I anläßlich des Ermittlungsverfahrens in der Barmat Höfle- Affäre begangen sein sollen. Der Termin ist jetzt aufgehoben worden. Es wurde nämlich ein Erweiterungsantrag gegenüber Dr. Kußmann gestellt. Anscheinend handelt es sich hier­bei um eine Ausdehnung der Untersuchung, die sich auf die Be­im Plauener  ziehungen Rußmanns zu gewissen Zeugen im Stresemann- Prozeß erstreckt. Dadurch mußte die Berhand­lung gegen Dr. Kußmann vertagt werden. Da aber eine Abtrennung der Disziplinarverfahren gegen Dr. Caspari und Dr. Pelzer nicht tunlich erschien, verfiel der gesamte Disziplinarprozeß der Bertagung. Wann die nunmehr seit fast 2 Jahren schwebende Disziplinar untersuchung endlich zur Verhandlung gelangen wird, ist nicht ab zusehen."

Der Parteitag in Teplit.

Auf denselben Lon war eine von vielen Laufenben befuchte Maffentundgebung auf dem Marktplag gestimmt, in der neben den einheimischen Rednern auch die auswärtigen Gäste des Parteitags das Wort ergriffen. Ihr glänzender Verlauf rechtfertigte den Opti­mismus, von dem alle Reden des Parteitags beseelt waren.

Obuch und der Femehäuptling.

Eine fommunistische Berichtigung.

Der tommunistische Landtagsabgeordnete Dbuch sendet zur unserem unter der Ueberschrift" Amnestie für politische Gefangene" erschienenen Bericht über die Beratungen des Rechtsausschusses folgende Berichtigung":

1. Es ist unwahr, daß ich im Rechtsausschuß des Preußi­ schen Landtags   eine halbstündige Berteidigungsrede für den Femehäuptling Oberleutnant Schulz gehalten habe; wahr ist vielmehr, daß ich ausdrücklich erklärt habe, daß die Femetaten des Oberleutnant Schulz als überlegte morde von feinem politischen Standpuntt aus zu rechtfertigen sind.

2. Es ist unwahr, daß ich die Ansicht geäußert habe, Ober­leutnant Schulz sei ganz ungerechtfertigt zum Tode verurteilt worden; wahr ist vielmehr, daß ich die Verurteilung des Ober­leutnant Schulz zum Tode für gerechtfertigt erklärt habe.

Herrn Obuch ist die Feststellung seiner Worte peinlich, das ändert aber nichts daran, daß sie gefallen und von den übrigen Mitgliedern des Rechtsausschusses gehört und mit der gebührenden Heiterfeit aufgenommen worden sind. Herr Obuch hat ganz wort. wörtlich davon gesprochen, daß das Todesurteil gegen Schulz und seine Komplizen moralisch nicht gerechtfertigt sei, da fie als Werkzeug anderer Mächte gehandelt hätten. Wie lüdenhaft und falsch im übrigen seine Erinnerung an die Amnestieberatung im Rechtsausschuß ist, hat er bei der Beratung des Juſtizetats im Plenum felbft bewiesen. Der sozialdemokratische Redner im Rechtsausschuß hatte ausgeführt, daß bei Annahme des kommunisti schen Amnestieantrages beispielsweise auch die Stahlhelmleute amnestiert werden müßten, die wegen Körperverlegung und Tod­schlag, begangen an Reichsbannerleuten und anderen Linksstehenden, zu Gefängnis verurteilt worden sind. Dies wünsche die Sozialdemokratie feinesfalls. Herr Obuch machte daraus im Plenum, daß der sozialdemokratische Redner die im Falle Bobis( Düsseldorf  ) verhängten Gefängnisstrafen von zwei Jahren und sieben Monaten Gefängnis als völlig ausreichende und befriedigende Sühne für den Todschlag eines Arbeiters bezeichnet hätte. Ein ähnlicher Gedächtnisfehler ist Herrn Obuch offenbar auch bezüglich seiner eigenen Worte unterlaufen.

Seine Ausführnugen zum Falle Schulz wurden überdies im Rechtsausschuß von dem nachfolgenden sozialdemokratischen Redner jo fort festgenagelt, der meinte, daß Herr Obuch für Schulz eine bessere Verteidigungsrede gehalten habe als der eigene Anwalt des Schulz im Wilms- Prozeß.

Kommissionswahlen in Genf  .

Fortgang der Weltwirtschaftsberatungen. Genf  , 9. Mai.  ( Eigener Drahtbericht.) Die drei Kommissionen der Wirtschaftskonferenz wählten heute vormittag ihre Bizepräsiden­ten und Berichterstatter und bestätigten die einzusetzenden Unter­ausschüsse. Jedes Land soll nur je einen Bizepräsidenten oder Be­richterstatter erhalten. Für die deutsche Delegation ist Er­minister Hermes zum Berichterstatter der Landwirtschaftskom mission gewählt worden. Genosse Eggert ist der ersten, der Handelsfommission, zugeteilt worden. Auf Antrag der sozialistischen  Arbeitnehmergruppen hat der Konferenzpräsident als Sachverständi gen für die Arbeitnehmerfragen der Landwirtschaft noch den Ger noffen Reichstagsabgeordneten Georg Schmidt, Generalsekre Benossen tär des Internationalen Landarbeiterverbandes, zur Teilnahme an der Konferenz eingeladen.

Eine Kundgebung für die Internationale. Teplitz- Schönau  , 8. Mai.  ( Eigener Bericht.) Der Parteitag der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei der Tschechoslowati­schen Republik fand gestern seinen Höhepunkt in einem groß ange­legten Referat des Genoffen Ludwig Czech   über die Wirtschaftskrise und den internationalen Bürgerblod. Czech   schilderte das tiefe Elend, von dem die Arbeiter des Landes ohne Unterschied der Sprache infolge der Wirtschaftskrise heimgesucht sind, und gab ein Bild von der Entwicklung der deutschen   bürgerlichen Parteien, die früher die Sozialdemokratie des nationalen Berrats" bezichtigten, jetzt aber mit den tschechischen Bourgeoisparteien gemeinsam den alten Unterdrückungskurs fortsetzen. In Beantwortung der Be­grüßungsrede, die der tschechische Genoffe Dr. Soutup am Tage vorher gehalten hatte, bekannte er sich als ein entschiedener Anhänger des engen Zusammenstehens beider Parteien. Genosse Czech schloß unter stürmischem Beifall, der sich erneuerte, als ihm Genosse Dr. Soutup beglückwünschend die Hand reichte. Auch die Diskussions redner, die Genossen Heller, Nießner, Polach u. a., traten lebhaft für die Zusammenarbeit mit den tschechischen Genossen ein.

tünstlerische Schwerpunkt in der Leitung der Massen, die in raum­gestaltender Gliederung, Ballung und Lösung sowie in der tänze­rischen Charakterisierung der drei Gruppen( Engel, Dämonen, Menschen) schlechthin meisterhaft durchgeführt wurde. Die majestä­tische Lichtgestalt des Cherub, die phantastische Wildheit des ver­zweifelt fämpfenden und knirschend unterliegenden Dämon ragten hervor.

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Die Sololeistungen waren fast durchweg des höchsten Lobes würdig. Ilse Castner als Fabrikmädchen, Dorothea Albu als Dame im Pierrot" und Cherub in den Erlösten". Terpis als Pierrot und Walter Jung als Dämon jeder in seiner Art unübertrefflich. Nur Elisabeth Grube  ( Colombine) blieb auffallend farblos. Sehr schöne, stinmungfördernde, teils in üppiger Farbenpracht, teils in wuchtiger schlichter Liniengröße imposante Bühnenbilder von Aravantinos umrahmten die Szenen. Das Publikum spendete begeisterten Beifall. Immer wieder mußten Solisten, Komponist und Dirigent vor der Rampe erscheinen.

John Schitowsti.

Jad Londons   Jugend. Wie Jack London  , der auch in Deutsch­ land   heute mehr und mehr gelesene amerikanische   Autor, zu seiner literarischen Laufbahn vorbereitet wurde, schildert eine Darstellung von Mrs. Charmian, London, die von der Revue de Paris" in Uebersetzung veröffentlicht wird. Von einer heruntergekommenen Bauernfamilie des Westens stammend, mußte der Knabe in San Francisco   neben der Schule als Zeitungsausträger, Gehilfe eines Eisverkäufers und Regeljunge Brot verdienen helfen. Als Schiffs­junge tam er nach Japan   und Sibirien  , beim Zerlegen der Robben, bei der Behandlung der Felle die schwersten Arbeiten verrichtend. Ein rauher Seefahrer war er geworden, den dennoch nachts die Bücher trösteten, und der das Ersparte nach Hause gab. Heim­gefehrt, sollte er auf den Wunsch seiner Mutter einen Beruf" er­greifen; er wurde Arbeiter in einer Jutespinnerei mit 10 Cents Stundenlohn bei zehnstündiger Arbeit. Während er schon bei einigen literarischen Preisausschreiben Erfolg gehabt hatte, geriet er unter die Armee der Arbeitslosen und Streifenden, zerlumpt und verwahrloft wie einer, fam, in einem Viehwagen versteckt, nach Chikago, frequentierte mit den Negern in Washington   die Spiel höllen, entkam der Polizei, gelangte, immer in Güterwagen versteckt, von den Beamten aufgespürt und wieder entwischt, nach New York  , nach Boston  , nach Kanada   und Vancouver  , wo dieser Teil feiner Laufbahn wieder auf einem Schiff endigte.

Ein merkwürdiger Abgeordnetenstreit. In der dieser Tage statt­findenden Tagung der parlamentarischen Ausschüsse der britischen Arbeiterpartei wird Tom Groves mit Unterstützung der Parteiführer folgende Tagesordnung einbringen: Um die Aufmerksamkeit der Deffentlichkeit auf die ungerechtigkeit der dem Barlament vorgelegten Gewerkschaftsbill zu lenten, verpflichten sich die Parlamentsmitglieder der Arbeiterpartei auf Ehrenwort, sich nach dem Inkrafttreten des Gesetzes während der Dauer von sechs Monaten des Genuffes alkohol­haltiger Getränke und des Icbaks zu enthalten. Sie hoffen. daß alle Arbeiter des Landes ihrem Beispiel folgen werden." Man weiß noch nicht, wie dieser Vorschlag einer politischen Fastenzeit aufgenommen

Kommunistenprozeß in Rom  . Drei angebliche Mitglieder des römischen Exekutivkomitees der Kommunisten sechs hatten fliehen fönnen- find zu Gefängnisstrafen von 4 bis 7 Jahren verurteilt

worden.

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werden wird. Der Borschlag bezweckt, auf das Schazamt einen Drud auszuüben. Es fehlt im Parlamentsausschuß selbst nicht au Stimmen, die Kaffee, Tee und Zucker in das Berbot einbezogen wissen wollen. Die dahingehenden Anträge wurden indessen abgelehnt.

Unfruchtbarmachung geistig minderwertiger in Virginia. Der höchste Gerichtshof in Washington   hat soeben einstimmig die Rechts­gültigkeit der neuen ,, Virginian Eugenics Law" ausgesprochen, wo­nach im Staate Virginia die Unfruchtbarmachung von geistig minder­wertigen Personen gestattet ist, um die Geburt von erblich schwer belasteten Kindern zu verhindern. Richter Oliver Wendell Holmes  wies in der Urteilsbegründung darauf hin, daß die Tatsache, daß die Jugend gezwungen sei, im Kriege für das Wohlergehen ihres Landes das Leben zu lassen, ausreiche, um die Sterilisierung Geistesschwacher zu rechtfertigen. ,, Es ist besser," führte er aus, die Geburt Schwach­finniger zu verhindern, als abzuwarten, bis sich ihre verbrecherischen Triebe in Taten umsehen." Den Anlaß zur Anrufung des höchsten Gerichts bot der Beschluß der Polizeibehörden Birginias, eine Frau Operation zu unterziehen, weil die zwanzigjährige Frau die Tochter namens Carrie Bud einer auf die Unfruchtbarmachung abzielenden einer blödsinnigen Mutter ist. Frau Buck zeigt trotz ihrer zwanzig. Jahre die Geistesverfassung eines neunjährigen Kindes. Nach der Geburt eines Kindes wurde sie nach einem Asyl für Schwachsinnige überführt und dort interniert. Nach dem erwähnten Urteil des höchsten Gerichtshofes steht der Ausführung der Operation nichts mehr im Wege. Nach dieser soll die Frau wieder in Freiheit gesetzt werden.

750 000 Befucher des Deutschen Museums. In der Jahresver­sammlung des Deutschen Museums, die am Sonnabend in Mün  chen stattfand, wurde mitgeteilt, daß im vergangenen Jahre rund Der Münchener   Oberbürger 750 000 Besucher gezählt wurden. meister verkündete, daß der Münchener   Stadtrat eine Million Mark als Spende für den Bibliotheksbau bewilligt habe. Ein Vertreter der IG.- Farbenindustrie   kündigte eine Stiftung von 50 000 m. an.

Theaterchronit. Am Mittwoch, dem 11. Mai, dirigiert Hans Pfigner in der Städtischen Oper den Armen Heinrich.

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Der Metropolis"-Regiffeur gegen die Ufa  . Die Uebernahme der Ufa  durch den Hugenberg- Konzern brachte eine Klarstellung der wirtschaftlichen Lage des Filmunternehmens. Die Kosten des Metropolis- Films wurden nach dem vorhandenen Material mit fünf Millionen Mark feitgestellt. Da fosten erheblich niedriger find. gegen protestiert der Regiffeur Frik Lang, da nach seinen Belegen die Un­

Die Gesellschaft für empirische Philofophie, der größtenteils Aerzte an­gehören und deren Borfigender Professor Dr. Arauß ist, bielt in der zweiten medizinischen Klinit ihren ersten Bortragsabend ab. Es sprach Professor Baehold Berlin über rationales und empirisches Denken.

Deutschlandreife tuifischer Gelehrter. Die von dem Bolfskommissar Sem aich to gefübrte Delegation 20 hervorragender russischer Gelehrter wird auf Einladung der deutschen   Regierung an der Gelehrtenwoche in Berlin   teilnehmen. Die ruffischen Gelehrten beabsichtigen, in verschiedenen Städten Vorträge über die legten Errungenschaften der russischen Wissen schaft zu halten.

Berbot des ruffischen Films Muffer" in Holland  . Die Aufführung des ruffischen Films Mutter" nach dem bekannten Roman Hon Marim Gorki ist in Amsterdam   vom Bürgermeister, als oberster Polizeibehörde, verboten worden. Wie zuverlässig verlautet, mird der Film auch in den übrigen holländischen Großstädten verboten werden.