fiauütt und großzügiger Meliorationen zu bekämpfen, womit gleichzeitig neues fruchtbares Ackerland gewonnen würde. Um die weiten, beute noch menschenarmen Gebiete des Ostens zu bevölkern, ist eine großzügige Besiedlung des Ostens erforderlich. Es ist schon aus grenzpolitischen Gründen notwendig, hier eine dichte bodenständige und lebensfähige Bauernbevölkerung zu schaffen und zu erhalten. Es mag dahingestellt bleiben, welche Art von Siedlung— ob Einzel- oder Dorfsiedlung— vorzuziehen ist. Notwendig aber ist es. daß hier im Osten planmäßig gesiedelt wird. An Land fehlt es dazu wahrlich nicht. Auch geeignetes Menschenmaterial ist in Deutschland vorhanden, wie die Aus» Wanderung von zahlreichen Dauernsöhnen beweist. Aller- dings geHort zum Siedeln Geld! Reich und Preußen haben für Zwecke der Siedlung bereits erhebliche Mittel zur Ver- fügung gestellt, zu fehlen scheint es mir nur an großzügigem, Planmäßigem und schnellem Handeln. Ferner müssen die Bauernstellen den Siedlern zu erträglichen Preisen gur Verfügung stehen. Soll der Gefahr der Entvölkerung im Osten tatkräftig begegnet werden, so ist es nötig, mit allem Nachdruck dafür zu sorgen, daß die kulturellen Einrichtungen der Ostgebiete tücht hinter denen anderer deutscher Gebietsteile zurückstehen. Die Pflege der deutschen Kultur im Osten ist eine Lebensfrage. Das gesamte Schulwesen muß tatkräftig ge- fördert werden. Fortbildungs-, Gewerbe- und landwirtschaftliche Schulen müssen eingerichtet und, wo sie bestehen, unterstützt werden. Der Gefahr der Seucheneinschleppung für Mensch und Vieh muß entgegengetreten werden. Sanitäre und hygienische Einrichtungen, Krankenhäuser und Wohl- fahrtsanstalten bedürfen dringend des Ausbaues. Auch hier müsien staatliche Mittel nach einheillicbem Plan eingesetzt werden, damit kein kostspielige» Nebeneinander entsteht. Von erheblicher Bedeutung ist ferner eine vernünftige Gestaltung der Beziehungen zu den Nachbarländern. Im Interesse aller liegt es, durch Abschluß von Handels- v e r t rä g e n die wirtschaftlichen Beziehungen der Länder so zu gestalten, daß alle Teile Vorteil daraus ziehen können. Ich weiß, daß bei den zur Verfügung stehenden be- schränkten Mitteln nicht alle Wünsche der Bevölkerung dieser Gebiete sich erfüllen lasten werden. E» kommt aber auch nur darauf an, zu beweisen, daß Reich und Staat die Not der bedrängten Ostgebiete erkennen und würdigen und sich nach Maßgabe ihrer Kräfte bemühen, der Bevölkerung und der Wirtschaft zu helfen. Sind erst neue Wege zu tatkräftiger Arbeit erschlossen und die Vorbedingungen zur Existenz aus eigener Kraft geschaffen, dann werden auch die heute noch zuschußbedürftigen Gebiete de» Ostens einst Erträge für die gesamte deutsche Wirtschaft liefern.
Reichsregierung imS Stahlhelmtag. Nicht mutig und nicht ehrlich. Nicht mutig und nicht ehrlich ist die Haltung der Reichs- regierung anläßlich des Stahlhelmtages gewesen: nicht mutig gegenüber dem deutschen Volke, nicht ehrlich gegenüber dem Ausland. Wie stand die Reichsregierung zum Stahlhelmtaa? Offiziell wollte sie mit ihr nichts gemein haben. Mit Ausnahme des Reichspräsidenten v. Hindenburg , dessen Name nun einmal aus Gründen der„Tradition" mit jedem militaristischen Rummel vekknüpft ist, und der die Führer jener Organisation, deren Ehrenvorsitzender er geblieben ist, empfangen hat, ist keine leitende Persönlichkeit der deutschen Reichspolitik mit den sogenannten„Frontsoldaten" in Be- rühruna gekommen. Sogar die vier deutschnationalen Minister Hergt, v. Keudell, Schiele und Koch-Düsseldorf haben sich von allen Stahlhelmveranstalwngen gedrückt. Warum haben sie sich gedrückt? Weil sie wußten, daß biese Kundgebung der �größten militärisch aufgezogenen
Die italienische Maöemie. T Mussolini braucht Schaustellungen, um da« Itallenlsche Volk zu izrrstreuen. Das italienische Publikum aber hat setzt soviel Paraden, amtliche Feiern und Kavalkaden beim Klang der faschistischen Hymne gesehen, daß es jeden Geschmack dafür verloren hat. Aber Mussolini bat immer neue Spektakelstücke in petto, selbst um den Südamerika » flieger De Pinedo wird Tamtam geschlagen. Der„Duce" hat allerlei angekündigt: die Entsendung von Schiffen nach Amerika binnen vier Tagen, phantastische Flugzeuge, die Ausgrabungen von Herkulanum und die Hebung aller römischer Barken au» dem Nemisee. Zu demselben Zweck auch versprach Mussolini die Dründuirg einer italienischen Akademie nach dem Muster der sranzö- fischen. Lediglich aus dem Grunde, daß die Faschisten Immer alles großer haben müssen als die«nderen. sollten statt der<0„llnsterb» lichcn" deren 00 ernannt werden, und dies« sollten sich nicht allein mit der Ehr« begnügen, sondern auch jeder SO 000 Lire Gehalt de- ziehen. Der.Du«" hatte dabei im Sinn, die akademische Well dem Faschismus noch gefügiger zu machen, di, es dort schon so sehr, ihm «der noch nicht ijenug, gewesen Ist. Die ersten SO Akademiker sollten oon ihm selbst, die übrigen SO von den Erstgeroäblten ernannt werden. Die Gründung der Akademie wurde zuerst sür den Oktober 1920 zum Faschistensest angekündtat, dann für März 1927 zum Gründungs- tag des Faschismus und schließlich zum April 1927 anläßlich der Gründungsfeier Roms. Ader an ollen drei Tagen ist nichts ge» schehen. Der Grund dafür ist sehr einfach. Man wagt keinen Gegner des Faschismus zum Akademiker zu machen und will hinwiederum auch keine Akademie, aus der dl» berühmten Männer Italiens ausgeschlossen sind. Di« bedeutendsten italienischen Mathematiker sind Faschistengegner, und der berühmteste von ihnen, der Senator V o l t e r r a, wird vom Faschismus verunglimpft und persönlich dedroht. Der tiefst« zeitgenössische Italienisch« Denker, der Philosoph Benedeit » Croc«, Senator und früherer Unter- richtsminister, hat die rücksichtslosesten Ueberfälle seines Haufe» durch Faschisten mit ansehen müssen. Aber vielleicht findet man politisch« Persönlichkeiten für dies« Akademie? Di« drei gewesenen Minister- Präsidenten, di« sich auch als Schriftsteller betätigen. Ritti, S a l a n d r a und Orlando , hoben keine Sympathie für den Faschismus. Insbesondere Rittt wird gehaßt: Salandra, der Führer der Konservativen, hat sich lieber völlig zurückgezogen und Orlando hat man sogar da» Abgeordnetenmandat weggenommen. Die beiden hervorragendsten Historiker de» jetzigen Italiens , Professor Salve- mini und Senator R u f f i n>, sind Gegner des Faschismus, und Salvemini hat man bekanntlich gar seiner Staatsbürgerrecht« be- raubt. Der größte zeitgenössisch« ctalienisch» Dramatiker Roberto D r a c c o hat ebenfalls faschistische Ueberfälle aus sein Haus erlebt. Der bedeutendste italienische Jurist, Senator F a d d a. steht dem Faschismus abweisend gegenüber. Aus der anderen Seite besitzen die Faschisten keine PersänUchkett von Ruf bis auf M a r c o n i, der es übrigen» bisher mit allen Regierungen gehalten hat aus dem Be- streben heraus, seiner Forschungsarbeit auf dem Gebiete der droht- losen Telegraphie keine Schwierigkeilen zu bereiten. Man wird also aus irgendwelche alte Mumien zurückgreifen und diese ausstellen müssen: der Anblick jedoch wird alles andere als erhebevo fem! D. C.
Rechtsvrganisation eine schwere außenpolitische B e l a st u n g für Deutschland darstellt. Die Reichsregierunc, steht am Vorabend einer großen diplomatischen Aktion mit dem Ziele der vorzeitigen Räumung des besetzten Ge- bietes. Die Erfolgsauofichten dieses Borstoßes sind an sich schon nicht sehr günstig. Seit der Bildung einer Rechts- regierung sind alle Verheißungen aus der vorigen Völker- bundstagung wieder zerronnen. Die Hergt- Rede in B e u t h e n hat den französischen Nationalisten unter Führung Poincarcks einen neuen Vorwand geliefert. Miß- trauen gegen Deutschland zu säen und die Parole der Unnach- gkbigkeit abermals zu proklamieren. Dazu kam nun noch der Stahlhelmtag, der im Ausland, wie alle derartigen militä- rischen Veranstaltungen, stärkstes und vielleicht absichtlich übertriebenes Interesse erzeugte. Hätten die deutschnationalen Minister, dem Zuge ihres Herzens folgend, der Kundgebimg beigewohnt, dann wären die letzten Chancen der Stresemann- schcn Näumunzsaktion restlos zerstört worden. Die deutschnationalen Kabinettsmitglieder standen vor der Alternative, entweder durch ihre Anwesenheit eine Kabinettskrise hervorzurufen oder durch ihre Flucht ihre eigenen Anhänger abermals zu enttäuschen. Sie haben das letztere vorgezogen. War aber der Stahlhelmtag eine außen- politische Belastung— und daß er das war, wird durch die Ministsrflucht genügend bewiesen—, dann wäre es die ver- dämmte Pflicht und Schuldigkeit der Regierung gewesen, von ihm in aller Form abzurücken, vor ihm zu warnen. Das fft natürlich nicht geschehen, beim wie soll die Reichsregierung von einer Organisation abrücken, deren Ehrenvorsitzender der Reichspräsident ist und deren Führer vom Reichspräsidenten empfangen werden und vor ihm ein mysteriöses„Treu- gelöbnis" ablegen? Während sich nun die deutschnnationalen Reichsminister drückten, machten die Deutschnationale Partei und die deutschnationale Presse mit dem Stahl- helmtag gemeinsam« Sache. Es war der Vor- sitzende der Berliner Parteiorganisation der Deutschnationalen , der Reichstagsabgeordnete Laverrenz, der die Austorde- rung ergehen ließ, fchwarzweißrot zu flaggen. Deutschnationale Abgeordnete, z. B. der früher mehrfach als Minister- kandidat genannte Bergbaugewaltige Leopold, wohnten in offizieller Eigenschaft der Kundgebung im Lustgarten bei. Die gesamte deutschnational« Press« unter Führung der dem Reichstagsabgeordneten Hugenberg gehörenden Blätter. macht« für den Etahlhelmtag die denkbar größte Propaganda. Und während die amtlichen Stellen das Ausland damit zu beruhigen versuchten, daß für die Republik keine Gefahr be- stehe, da die Sozialdemokraten Grzesinski und Zörgiebel die Polizei fest in der Hand hätten, verlangt« der Führer der größten Regierungspartei. Graf Westarp, daß der Kampf gegen die Sozialdemokratie auf der ganzen Linie eröffnet und daß die Sozialdemokraten insbesondere aus der preußischen Regierung entfernt werden. Das ist eine Politik de? Doppelzüngigkeit, ein übles Spiel mit verteilten Rollen. Auf der einen Seite spielen die deutschnationalen Minister di«„klugen Staatsmänner", sie lassen durch Stresemann erklären, daß die Reichsregienmg einmütig für die Fortsetzung der Politik von Locarno «intrete und sie berufen sich gegenüber dem Ausland auf die Machtposition der Sozialdemokratie in Preußen als die stärkste Garantie für die Republik . Auf der anderen Seite wird die Hugenbcrg-Presse entfesselt, sie macht Pro- paganda für die Rcoancheparolen des Stahlhelms und sie fordert die Beseitigung der Soziall>emokratie aus der preu» ßischen Regierung. Für die Wirkungen, di« diese Art von Politik nach außen und innen haben muß. wird das deutsche Volk die jetzige Regierung verantwortlich machen.
Reichsbahndl rekkor Geheimrat Hlolf ist zum Sachverständigen für Eisenbahnfragen beim Bölkerbund ernannt worden.
Zeitungskunöe an See Serliner Universität. An der Universität Berlin gibt in diesem Sommersemester der Direktor des Deutschen Institut» für Zeitungskunde Dr. Martin M o k> r ein« geschichtliche Einführung in das Zeitungswesen des In- und Auslandes und liest über Problem« der Tageszeitung. Die zur Lertiefung de» Vorlesungsstoffes veranstalteten j e m i n a r i st i» schen Uebungen behandeln unter Leitung von Friedrich Bert- tau die Struktur und Funktion der Zeitung. Es finden ferner-ol- gend« Sondervorträg« statt: Wilhelm Ackermann . Ehef» rcdakteur der Deutschen Tageszeitung:„Der politische Leitartikel"— Alfred Alfringhaus, Chefredakteur im Sozialdemokratischen Pressedienst:„Die Entwicklung de» Sozialdemotratifchen Presse» dienstes"— Georg Bernhard , Chefredakteur der.Vossischen Zci- tünch„Die Zeitung als Geschäft und moralische Sendung"— E. Fischer, Oberingenieur der Siemens u. Halske A.-G.:„Die technischen Nachrichtenmittel Im Dienste der Presse"— Wolfgang Henkel, Scherl-Verlag:„Die Eigenpropaganda der Tageszeitung — Franz K l ü h s, Chefredakteur im Vorwärts:„Die sozialdemokratische Presse"— Eduard Ludwig , beo. Minister, a. o. Ge- sandter, vorstand des Bundes-Pressedienstes, Dundeskanzleramt Auswärtige Angelegenheiten:„Die österreichisch« Presse"— Heinrich Neumann. Chefredakteur i. R.:„Rundfunk und Zeitungs- krttik"— Max O s b o r n, Kunstkritiker der Bossischen Zeitung: „Kunstkritik und Tagespresse"— Dr. Paul Roth, Gesandtlchafts- rat, Presseabteilung der Reichsregierung:„Die pointsche Presse"— Wilhelm S ch w e d l e r, Chefredakteur der Transocean-Nachrichten» dienst«:„Die Transocean-G. m. b. H."— Dr. Edgar Stern- Rubarth , Chefredakteur im WTB.:„Die international« Berussorganisation der Presse"— Johannes U r z i d i l, Pressechef der Deutschen Gesandtschast in Prag :„Das Pressewesen in der tschecho- slowakischen Republik"— Dr. Gustav Wolf. Legationsrat, Presse- abteilung der Reichsregierung:„Die Presse Ungarns".— Von den wissenschaftlichen Mitarbeitern des Deutschen Institut» sür Zellungs- künde werden folgende Vorträge gehalten: Dr. Karl Römer: „ver Journalist in der Bühnenliteratur"— Dr. Hans A. M ü n st e r: „Die Stellung der Press» Im Deutschen Strafrecht"— Dr. Hans A. T r a u b:„Die Schrift in der Zeitung". Ferner sind Führungen und eine Studienfahrt vorgesehen: Da» Buchdruckerhaus in Berlin — Besichtigung des„Vorwärts"— Besichtigung des Mosse-Hauses — Mergenthaler Setzmofchinenfabrik— Pressetribüne im Landtag— Berliner Stadtverordnetenversammlung— Telegraphen-Union— Besuch der.�sahresschau Dresden "(Papier ).
Die Berliner Dalcroze. Schule gab in einer musitpädagogischen Veranstaltung im Klindworth-Scharwenta-Saal einen Einblick in die Dalcroze-Methode in sehr ausschlußreichen Darbietun- gen, die nicht Schaustellungen, sondern Beispiel« au» der praktischen Arbeit sein wollten. DI« Art, wie die Dalcroze-Methode zum Musik- Verständnis führt, ist ohne Frage außerordentlich fruchtbar. Das Gefühl für Rhythmik und Dynamik wird hier aus dem eigenen Körper entwickelt und dem Menschen zum Bewußtsein gebracht, der es dann, wie die vorgeführten Beispiele zeigten, mühelos auf die Musik überträgt. Eine gewisse musikalische Veranlagung mag aller- dings Grundbedingung fein, wenn wirtlich Erfolg erzielt werden soll. Doch wie diese Klassen von kleineren und größeren Kindern
Reichstagsbeginn. Genosse Lobe führt wieber de» Vorsitz. Der Reichstag wird heute nach der Osterpaus« seine VerHand- lungen wieder ausnehmen: die Sitzung ist aus Z Uhr nachmittags an- gesetzt. Aus der Tagesordnung steht u. a. das Luftverkehrsabkommen mit der Tschechoslowakei . Der A e l t e st e n r a t ist auf mittags 12 Uhr einberufen. Reichstagspräsident Lobe ist von seinem Kuraufenthalt wieder nach Berlin zurückgekehrt und wird die heutige Reichstagssitzung leiten.. der Saustoffwucher. Die Ziegelhändler verteidigen die Verteuerung. Unser kürzlich veröffentlichter Leitartikel„Anschlag aus die Bau- Wirtschaft" hat in Kreisen der Ziegelhändler einige Unruhe hervor- gerufen. Eine am Berliner Markt einflußreiche Firma versendet an die Press« eine„Erwiderung", die natürlich die Tatsache der Ziegelverteuerung nicht zu leugnen vermag, aber die Ziegelsabri- kanten zu verteidigen sucht, indem sie den Wucherpreis„begründet". Zu diesem Zweck wird die längst widerlegte Behauptung angeführt, die Löhne der Ziegeleiarbeiter seien gegenüber dem Borjahr um 12� Proz erhöht. T a t s a ch e ist jedoch, daß die Löhne der Ziegelei- arbeiter im vorigen Jahre um S Proz. gesenkt und erst später um 0 Proz. erhöht worden sind. Das gibt eine Lohnerhöhung von einem ganzen Prozent. Die Ziegelhändler machen daraus 12X Proz.! Uebrigens gibt die erwähnte Baustoffirma recht unumwunden zu, daß die Ziegcleibesitzer ganz enorme Sondergewinne auf Kosten der Allgemeinheit erzielen wollen. Die Ziegeleibesitzer möchten nämlich— so wird auseesührt— alle in früheren Zeiten entstandenen 23 e r l u st e in dieser Saison her- ausholen. Dazu verlangen sie SO Proz. mehr als die von der Stadt vermittelten Selbstkosten betrogen und wollen mit einem Schlage über S M i l l. Mark einheimsen. Rührend lassen sie versichern, es sei Pslicht der Fabrikanten, später ihr Material zu Preisen auf den Markt zu bringen, die einen normalen(I) Ge- winn einschließen. Wir glauben an derartiges Pslichtbewußtsein nicht. Doch verzeichnen wir mit Vergnügen, daß mit diesen A3orten die Tatsache der Wucherpreisforderungen zugegeben wird. Nun fragt man sich, welches Interesse der Baustoffhandel an dtesen Preisen hat— die bouausführenden Firmen, die ja auch vom Baumarkt etwas verstehen, sind ja von den Wucherpreisen der Ziege- leien abgerückt. Dos Interesse der Händler wird klar, wenn man von der besagten Firma ersährt. daß der Baustoffhandel gegenüber früher lein« Gewinne wesentlich erhöht hat. Obwohl di« Um- sätze gestiegen sind, obwohl mit der Vergebung von Ricsenaufträgen der Handel immer mehr den Charakter des reinen 23ermittlungs- geschäft» annimmt— Fracht und Anfuhr werden von den bauaus- sührenden Firmen getrogen—, verlangt auch der Handel jetzt höhere Provisionen Man versteht jetzt, warum er von dem Vor» wurf des Wucher», den wir ihm gegenüber gar nicht erhoben hatten, sich mit betroffen fühlt! Aber von Wucher kann, so behauptet er, keine Rede sein. Di« Preise richten sich nach Angebot und Nachfrag«. Famo»! Man wundert sich nur. wie das Angebot den Preis bestimmen kann, wenn die Fabrikanten sich weigern, Waren anzubieten. Man hält ja das Angebot gerode zu dem Zweck zurück, um den Preis von der dringlichen Nachfrage ollein bestimmen zu lassen. Da» nennt man Kartelldiktatur und Mißbrauch mono- polistischer Gewalt. Der Mißbrauch der Macht wird noch schlimmer, wenn man damit droht, die Ziegeleien stillzulegen und Arbeiter und Angestellte brotlos zu machen. Dieses skandalöse Bor« gehen, auch die soziale Macht des Unternehmertums in den Dienst des Strebens nach Wucherpreisen zu stellen, verdiem schärfste Brandmartung. Ziegeleibesitzer und Daustosshändler haben die Möglichkeit, hie Zuspitzung de» Konflikt« zu verhindern, indem sie ihre Preieforde- rungen herabsetzen Beharren sie auf ihrem sinnlosen Wucher, so muß die Stadt der ebenso sinnlosen Vergeudung von Steuennitteln entgegenwirken müssen mit denselben Machtmitteln, die das Privatkapital sür sich in Anspruch nimint.
aus musikalisch« Anregungen reagieren, wie Körperbewegung und musikalische Bewegung ineinander und durcheinander liefen, bewies oft ein geradezu überraschendes Musikgesühl. Dabei mochten die kleinsten Kinder kaum vier Jahre alt sein. Erstaunlich war auch die Art, wie Kinder eigene Bewegungen in Musik setzten oder selbst- aefundene Melodien instrumentierten. Gerade weil es sich hier um keine künstlerische Ausbildung handelt, weil hier nur Menschen zur Freude am Schönen, Harmonischen erzogen werden sollen, ist das System so wertvoll. Indessen gaben die Seminorklassen den Be- weis, daß durch diese natürliche Musikerziehung bisweilen auch qualitativ recht Hochstehendes erreicht wird. So hörte man ein sehr hübsches Volkslied einer Seminarschülerin, das durchaus dem kunst- losen Text nachcmfunden und wirkungsvoll für vierstimmigen Chor gosetzt war. T e s. wiedereinrichtnng der ophthalmologischen Kongresse. Alis Der- anlassung der englischen Augenärztlichen Gesellschaft wird jetzt wieder ein Internationaler ophthalmologischer Kongreß vorbereitet. Wie die„Deutsche Medizinische Wochenschrift " berichtet, ist an olle ophthal- mologischen Gesellschasten der Welt die Aufforderung ergangen, zwei Zlbgesandt« von jedem Lande nach dem Haag zu schicken, wo man über die Wiedereinrichtung der internationalen Kongresse und andere Fragen von ougenärztlichem Interesse verhandeln will. Die meisten Länder haben ihre Zustimmung gegeben, auch Deutschland hat zwei hervorragende Augenärzte zu diesem Zweck ernannt. Das Räksel der Amazonen. Ein englischer Philologe, Dr. Myres, hat eine neue Hypothese zur Erklärung der griechischen Bericht« über das Amazonenvolk aufgestellt. Noch seiner Meinung waren die Amazonen identisch mit den H e t t I t e r n. Diese wurden von den Griechen, die mit ihnen in Asien auf dem Schlachtfeld« zusammen- trafen, nur deshalb— nach Ansicht des Dr. Myres— für Frauen gehalten, weil sie glatt rasiert gingen und zudem das Haupthaar länger trugen als die Griechen, bei denen damals der Dollbart Mode war. Als dl« Hettiter später sich ebenfalls die Bärt« stehen ließen, kam in Griechenland da» Gerücht auf, das Amazonenvolk sei ver- schwunden. Sowjeistern und Antichrist. In Eherson wurden drei Nonnen vom Sowjetaericht zu einjähriger Gesängniestrase verurteilt, weil sie einen Aufruf verbreitet hatten, in dem die baldige Ankunft de» Antlchrists prophezelht wurde, der kommen werde, um den Menschen sein Siegel in Form eines fünfeckigen Sterns(das Symbol des Sowseistaaie») aufzudrücken. Dies wurde als Beleidigung der Sowjetgewalt angesehen. Die Nonnen erhielten aber wegen„so- zialer Ungejährlichteii" Bewährungsfrist.
Ciac Kammeroper Im Neuen Thealer am Zoo. Zindoli Nelson, ter be« kannte Operettenlompomsi. pachtete sür die nächste Epieizett da» Neu« Tbeater am Äursürüendomm. Im Neuen Thealer am Zoo will er lm klnsana der Spielzeit die Kammeroper Pflegen, di« gerade in verlin bisher als Stieslind behandelt wurde. Zniernallonaser OituMfteakougreß in tzort». Dam 20. September t-1 *. Oktober soll in Paris auf Sinladung de» Intcriinlionalen Ziieldlipsochi- scheu InslitutZ ein dritter Kongrei: iür psochischr Forschung tagen. Ter letzte Kongreß dieser Art fand 1923 in Wattchan stall. Aloxim. der seit einiger Zeit schwer kranke Erfinder deS rauchlosen Pulvers, ist ge st orten.