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vkenstog 1927

Unterhaltung unö AAssen

Sellage öes vorwärts

Die Wache howli. Novelle von Rudyard Kipling . Ms Bote, wenn das Herz Euer Gnaden mir es gönnen will. Und für sechs Rupien. Ja, Sahib, denn ich habe drei ganz, ganz Ileine Kinder, deren Mägen immer leer sind, und es gibt jetzt nur vierzig Pfund Korn für eine Rupie. Ich will ein so kluger Bote sein, daß ihr den ganzen Tag mit mir zufrieden sein und mir am Ende des Jahres einen Turban schenken sollt. Ich kenn« alle Wege »m die Station und viele andere Dinge. Ach, Sahib! Ich bin klug. Gebt mir einen Dienst. Ich bin früher bei der Polizei gewesen. Ein schlechter Charakter? Das Märchen hat sicher ein Feind erzählt. Ich bin nie ein Gauner gewesen. Ich bin ein Mann mit reinem Herzen, und meine Worte sind alle wahr. Sie wußten das, als ich bei der Polizei war. Sie sagten:Afzahl Khan ist ein Sprecher der Wahrheit, und auf sein Wort kann man vertrauend Ich bin ein Pathan von Delhi, Sahib alle Pathans von Delhi sind gute Menschen. Ihr habt Delhi gesehen? Ja, es ist wahr, es gibt viele Gauner unter den Pachans von Delhi . Wie der Sahib weise ist! Nichts ist vor seinen Augen verborgen, und er wird mich zu seinem Boten machen, und ich will olle seine Nachrichten geheim und un» oufsällig besorgen. Rein, Sahib, Gott ist mein Zeuge, daß ich nichts Schlechtes meinte. Ich habe mich lange danach gesehnt, einem wirk- lschen Sahib zu dienen einem tugendhaften Sahib. Viele junge Sahibs sind wie losgelassene Teufel. Bei solchen Sahibs würde ich keinen Dienst nehmen auch wenn alle Mägen meiner kleinen Kinder nach Brot schreien würden. Warum ich nicht mehr bei der Polizei bin? Ich will wahre Rede sagen. Es kam ein Unheil über die Woche über Rom Baksh, den Havildor. und Maula Baksh und Iuggut Rom, und Bhim Singh und Suruj Buk. Rom Baksh sitzt für eine Weile im Gefängnis, und ebenso Maula Baksh. Es war auf der Wache in Howli, an der Straße, die nach Go- kral-Seetarun führt, wo viele Räuber sind. Wir waren lauter tapfere Kerle Rustums. Deshalb hatte man uns auf diese Wach« geschickt, die acht Meilen von der nächsten Wache entfernt war. Tag und Nacht paßten wir auf Räuber auf. Warum lacht der Sahib? Nein, ich will«in Geständnis machen. Die Räuber waren zu schlau, und da wir das sahen, machten wir uns weiter keine Arbeit. Es war in der heißen Zeit. Was kann ein Mensch in den heißen Tagen trn? Ist der Sahib, der doch so kräftig ist, ist er wohl stark in der Zeit? Wir machten ein« Vereinbarung mit den Räubern um des Friedens willen. Der Havildar, der sehr dick war, brachte das zustande. Ho, ho! Sahib, er wird jetzt dünn im Gefängnis beim Tsppichknüpfen. Der Havildar sagte:Macht ihr uns keine Mühe. und wir wollen euch keine Mühe machen. Nach der Ernte schickt »ns einen Kerl zum Abliefern fürs Gericht,«inen Mann von schwachem Geist, und schafft eine Klage gegen ihn, die wieder zu- sammenfällt. So werden wir unsere Ehre wahren.' Mit dieser Rede waren die Räuber zufrieden, und wir hatten kein« Arbeit auf der Wache und konnten in Frieden Melonen essen und den ganzen Tag auf unseren Pritschen sitzen. Süß wie Zuckerrohr sind die Me- Ionen von Howli. Nun' war da«in Hilfskoininissor«in Unter-Sahib im Distrikt. der hieß Auiikum-Sohib. Aha! Er war streng so streng, wie der Sahib selber ist, der mir gewiß den Schatten seines Schutzes geben wird. Viele Augen hatte Dunkum-Sahib und flitzte schnell durch den Distrikt. Di« Leute nannten ihn den Tiger von Gokral- Seetarun, denn er erschien unerwartet und schlug zu, und noch vor Sonnenuntergang kam er schon über die Tehsildars, dreißig Meilen weiter. Niemand wußte von dem Kommen und Gegen des Punkum- Sahib. Er hatte kein Zelt, und wenn sein Pferd müde war, dann ritt er auf einem Teufelswogen. Ich weiß nicht, wie er heißt, aber der Sahib saß mitten aus drei silbernen Rädern, die nicht knarrten, und trieb sie mit seinen Beinen und sauste wie ein Roß, das Bohnen gefressen hat so. Der Schatten einer Krähe a»f dem Felde ist nicht lautloser als der Teufelswagen des Punkum-Sahib. Er war hier, er war da, er war weg, und der Bericht war fertig, und es gab Krach. Fragt den Tehfilder von Rohestri, wie der Hühnerdieb- stahl herauskam. Sahib. Es geschah eines Nachts, daß wir in der Wache wie gewöhnlich auf unseren Pritschen schliefen, nachdem wir das Abendbrot gegessen und Tabak geraucht hatten. Als wir am Morgen erwachten, war, weiß Gott, von unseren sechs Gewehren kcins mehr da. Auch dos große Polizeibuch, das der Havildar verwahrte, war weg. Als mir das sahen, waren wir voller Angst und dachten uns, daß die Räuber ehrvergessen bei Nacht gekommen seien und uns in Schande gebracht hätten. Dann sagte Rom Baksh, der Havildar:Seid still! Die Sache ist übel, aber sie kann noch gut ausgehen. Wir wollen den Tatbestand verwollständigen. Bringt ein Zicklein und meinen Säbel. Hört ihr noch nicht, ihr Esel! Ein Hieb fürs Pferd, dem Manne genügt ein Wort.' Wir von der Wache begriffen rasch, was der Havildor im Sinne hatte, und hotten große Angst, den Dienst zu verlieren; so eilten wir, die Ziege ins Zimmer zu schassen und aufzupassen, was der Havildar sagte.Zwanzig Räuber kamen', sagte der Havildar, und wir nahmen sein« Worte und sprachen sie ihm nach, wie es die Sitte ist.Es gab einen großen Kampf', sagte der Havildar,und keiner von uns kam unverwundet davon. Die Fenstergitter wurden zerbrochen. Suruj Vul, besorge das; und, o, ihr Männer, macht schnell mit eurer Arbeit, denn ein Läufer muß mit der Nachricht zum Tiger von Gokral-Seetarun.' Darauf lehnte sich Suruj Bul mit seiner Schulter gegen die Gitterstangen der Fenster und brach sie, ich trieb die Stute des Havildar mit einer Peitsche durch die Melonenbeete, bis sie ganz von Husspuren zertrampelt waren. Nachdem das fertig war, kehrte ich zur Wache zurück, und die Ziege wurde geschlachtet, und einige Teile der Wand wurden mit Feuer geschwärzt, und jeder Mann wnkte seine Kleider ein bißchen in das Blut der Ziege. Wißt, o Sahib, die Wunde, die ein Mann sich am eigenen Leibe macht, kann von einem Kenner leicht unter- schieden werden von einer Wund«, die ein anderer gemacht hat. Deshalb nahm der Havildar seinen Säbel und hieb den«inen von uns sachte auf den Unterarm ins Fett, und den anderen ans Bein und einen dritten auf den Rücken der Hand. So machte er es mit allen, bis Blut kam; und Suruj Bul, der am eifrigsten war, riß sich viel« Haare aus. O Sahib, nie hat es bessere Vorbereitungen gegeben. Ja, ich selbst hätte geschworen, daß es der Wache so ge­gangen sei, wir wir sagten. Rauch war da und Einbruch und Blut und zertrampelte Erde. Reite nun los, Maula Baksh.' sagt« der Havildar,nach dem Hpuse des Unter-Sahib und bringe ihm die Nachricht vom Ueber« fall. Und du auch, o Afzal Khan, laufe hin und eile dich, daß du triefst von Schmeiß und Staub, wenn du hinkommst. Das Blut auf de» Kleidern zarrh trocknen» Ich bleibe hier und schicke sofort

einen Bericht an den Ober-Sahib, und wir wollen einige von den Dorfleuten fangen, die ihr kennt, damit alles für die Ankunft des Ober-Sahib bereit ist.' So ritt also Maula Baksh los, und ich hängte mich an den Steigbügel und rannte mit. und wir kam«n in einem üblen Zustand vor den Tiger von Gokral-Seetarun in Rohestri. Unsere Geschichte war lang und ganz genau, Sahib, denn wir nannten sogar die Namen der Räuber und den Ausgong des Kampfes und flehten ihn an, zu kommen. Ab«r der Tiger rührte sich nicht und lächelte nur, wie die Sahibs lächeln, wenn sie eine Hinterlist im Herzen haben. Könnt ihr den Bericht beschwören?' sagte er und wir sagten: Deine Diener schwören. Das Blut des Kompfes ist kaum getrocknet auf uns. Seht selbst, ob es das Blut von Euer Gnaden Diener ist oder nicht.' Und er sagte:Ich sehe, ihr habt eure Sache gut ge- macht.' Aber er dachte nicht daran, nach seinem Pferd oder seinem

Die Eroberung von öerlin.

Sonntag vormittag: Da» Seldlers-wasser schäumt er- heblich.

Sonnabend: E« fließt Seldlers-wasser lgarantiert frei von Spiritus).

Sanntag abend: Bereit» total abgefkoaden.

Montag: Der»est ist nicht zu gebranchen.

ehr

Teufelswogen zu rufen und durch die Gegend zu sausen wie ge- wöhnlich. Er sagte:Erholt euch und eßt Brot, denn ihr seid müde. Ich will warten, bis der Ober-Sahib komint.' Nun sst befohlen, daß der Havildar, der die Wache hat, einen direkten Bericht von allen Räubereien an den Ober-Sahib schickt. Um Mittag kam er, ein dicker, alter und sehr strenger Mann; aber wir von der Wache hatten keine Angst vor seinem Zorn, wir fürch- teten mehr das Schweigen des Tigers von Gokral-Seetarun. Mit ihm kam Rom Baksh, der Havildar, und die anderen führten zehn Leute aus dem Dorfe Howli vor. lauter übelberüchtigte Kerle. Sie kamen als Gefangene mit Eisen an den Händen und flehten um Gnade Imam Baksh, der Bauer, der dein Havildar sein« Frau abgeschlagen hatte, und andere bösartige Spitzbuben, die wir Wach- leute nicht ausstehen konnten. Es war gut gemacht, und den 5)avildor war stolz. Der Ober-Sahib aber war wütend auf den Unter-Sahib wegen seines Mangels an Eiser und sagte:Dam-Dam' nach Art der Engländer und rühmte den Havildar. Punkum-Sahib lag immer noch in seinem langen Stuhl.Haben die Leute geschworen?' sagte der Punkum-Sahib.Jawohl, und zehn Uebeltäter gefangen', sagte der Ober-Sahib.Und draußen sind noch inehr für Sie. Nehmen Sie Ihr Pferd reiten Sie und scheren Sie sich im Namen Sir- kars!"Sicher gibt es draußen noch mehr Uebeltäter,' sagie Punkum-Sahib,ober ein Pferd ist nicht nötig. Kommt alle mit.' Ich sah die Spur einer Peitsche an der Schläfe des Imam Baksh . Kennen Euer Gnaden die Qual des kalten Strichs? Ich sah auch das Gesicht des Tigers von Gokral-Seetarun, das schlimme Lächeln war darauf, und ich hielt mich zurück für den Fall, daß was passieren könnte. Es war gut, Sahib, daß ich das tat. Punkum- Sahib sperrte die Tür von seinem Badezimmer auf und lächelte aufs neue. Drinnen lagen die sechs Gewehre und das große Polizeibuch der Wache von Howli! Er war bei Nacht auf seinem Teufelswagen gekommen, der lautlos ist wie«in Ghoul, und war zwischen uns herumgegangen, während wir schliefen, und hotte die Gewehr« und Buch weggenommen! Zweimal war er zur Wache gekommen und hatte jedesmal drei Gewehre genommen. Die Leber des Halvildor wurde zu Wasser, und er fiel hin und streichelte den Staub um die Stiefel d«s Hunkum-Sahib und schrie:Habt Er- barmen!' Und ich? Sahib, ich bin ein Pathan von Delhi und ein junger Mann mir kleinen Kindern. Di« Stute des Havildars stand im Hofe. Ich lief zu ihr und ritt davon: die schwarze Wut des Sir- kar war hinter mir, und ich wußte nicht, wohin. Bis sie tot um- siel, ritt ich die Fuchsswte, und durch den Segen Gottes, der gewiß mit allen gerechten Menschen ist, entkam ich. Der Havildar aber und der Rest sitzen jetzt im'Gefängnis. Ich bin ein Gauner? Wie es Euer Gnaden gefällt. Gott wird aus Euer Gnaden einen Lord machen und ihm eine reiche Mem- sahib, so schön wie eine Peri, zum Weibe geben und viele starke Söhne, wenn er mich zu seinem Diener macht. Di« Gnade des Himmels sei über dem Sahibl Ja, ich will nur zum Basar gehen und meine klatnen Kinder zu diese» pnlastühnlichen Haus« bringen

und dann Euer Gnaden sind mein Bater und meine Mutter, und ich, Afzal Khan, sein Sklave. Ohe, Sirdarji! Nun gehöre ich auch zum Haushalt des Sahib. (Mit Erlaubnis des Panl-Lift-Verlages, Leipzig , dem BucheIn Schwarz und Weiß" von Rudyard Kipling entnommen.)

Zwei Tierexperimente. Von Dr. B r u n o A l t m a n n. Noch vor dreißig Iahren war es selbstverständlich, daß eigentlich nur der Körper des Tieres ein taugliches Studienobjekt für die Zoologie abgebe. Man stritt den Tieren zwar nicht wie ehemals der Philosoph und Mathematiker Descartes den Seelenbesitz ab, jedoch hielt man ihre psychischen Qualitäten für ein« belanglose Beigabe des Körpers und ferner bezweifelt« man die Möglichkeit, über dos Seelenleben der Tiere sichere Resutate erzielen zu können. Heute ist dos anders. Es gibt eine Tierpsychologie und je weiter sie vordringt, desto mehr kann sie die Gleichartigkeit zwischen menschlichen und tierischen Scelenanlagen bei allerdings starken Gradunterschieden feststellen. In der Vermutung dieser Gleichartigkeit ist das Problem ent- standen, wie weit im Tierreich herab die Denkfähigkeit besteht. Können beispielsweise Fische denken? Um einen Denkakt zu vollbringen, muß man sich an vergangene Erlebnisse erinnern können und man muß ferner auf Grund zweier oder mehrerer Ersahrungen Schlußfolgerungen zu ziehen verstehen. Vor einigen Monaten hat der italienische Zoologe B i a n ch i experimentell bewiesen, daß Fische diese Leistungen zuwege bringen. Bianchi legte einen Hecht in ein Aquarium, dessen Längsseite durch ein starkes Glas in zwei Hälften abgeteilt war. Auf der anderen Hälfte schwammen eine Menge Beutetiere herum. Sobald sie der Hecht erblickte, stieß er auf sie zu, erhielt aber statt des erhofften Fanges jedesmal an der Glaskant« einen empfindlichen Stoß auf den Schnabel. Er wiederholte den Versuch etwa sechs Stunden long. Am nächsten Tage schwamm er schon vorsichtiger gegen die Bcutetiere an und schließlich gab er die Jagd nach ihnen auf. Nun entfernte Bianchi die Glaswand. Der Hecht schwamm mit den Beutetieren zusammen frei herum und hätte sie in aller Gemütsruhe verspeisen können. Er unterließ es und auch die kleinen Fische zeigten keine Spur von Furcht oder irgendein Bestreben, seine Nähe zu meiden. Der Hecht hatte sich offenbar des Erlebnisses nzit den übrigen Fischen vor Beseitigung der Glaswand erinnert und offenibar hatte er den Schluß gezogen: die Fische verzehren wollen bedeutet einen Stoß auf den Schnabel kriegen, ohne den Fang zu machen. Andererseits müssen die Beuteticre aus den gleichen Er- innerungen gefolgert haben, daß ihnen nichts geschehen könne. «elbstoerständlich geht das alles nicht in begrifflicher Klarheit vor sich, ebenso erlagen die Tiere in diesem Falle einem falschen Schluß- verfahren, aber immerhin brachten sie es zu einer geistigen Leistung, die unserem ursächlich verknüpfenden Denken ähnlich geartet ist. Die alltägliche Erfahrung zeigt auf den Stufen des höheren Tierlebens die Neigung der Tiere zur Geselligkeit. Zwistigkeiten zwischen Exemplaren der gleichen Art kommen häufig vor und wenn sie bis zum offenen Kampf getrieben werden, so soll es nach Darwin und seinem Freund, dem großen Zoologen Thomas Huxley , niembls eine Versöhnung geben. Diese antisoziale Rachsucht ist dem sranzöfl- schen Forscher Henri Niteau verdächtig gewesen und er hat neulich experimentell das Gegenteil bewiesen. Ein Hahn von beachtlicher Stärke wurde zu einem ebenso gediehenen auf den 5iof gebracht. Fünf Hühner kamen mit, Da schon sieben Hühner dort waren, beobachteten zwölf holde Weiblich- leiten den sogleich anhebenden Boxmatch um die Schwergewichts- Meisterschaft. Die Balgerei dauerte stundenlang. Keiner konnte dem Gegner den Knockout versetzen. Niteau ließ sie um die Mittagszeit in zwei ziemlich weit abgelegenen Ställen unterbringen und gut füttern. Am Nachmittag wurden sie wieder losgelassen und die Rauferei setzte mit verstärkter Erbitterung ein. Es wurde eine Großkampftag. Beide mußten gleich viel Federn, Blut und Knochen- splitter lassen. Unentschieden! lautet« der Schiedsspruch Niteaus. Dick beiden Wettparteien, welche dem Kampf weniger wissenschaftlich als ökonomisch interessiert zugeschaut hatten, kamen fürs erste nicht auf ihre Rechnung. Morgen Fortsetzung, sagten sie. Di« Hähne waren aber klüger. Als sie anderen Tages herausgelassen wurden, wählten sie jeder die ihnen zusagenden Hühner und promenierten in deren Begleitung friedlich hintereinander. Es ist bei diesem Frieden geblieben, die Freundschaft wuchs sich sogar zu einem Bündnis aus. Kam ein fremder Hahn oder sonst ein feindliches Tier in ihr Gehege, so stürzten sie wie auf ein Kommando gegen den gemeinsamen Gegner los.

Leuchte örahtlos!

Die Möglichkeiten der Verwendung der Elektrizität sind hei weitem noch nicht alle ausgeschöpft. Nachdem wir durch das Radio schon sehr große Ersahrungen mit der drahtlosen Weitergabe clet- irischen Stromes haben sammeln können, lag es nahe, daß man auch an die Ueberlegungen ging, ob es nicht möglich wäre, elektrische Energie in solcher Stärke drahtlos weiterzugeben, daß sie uns für Bcleuchtungszwecke dienen könnte. Die ersten Versuche, die an sich mit der Weitergabe elektrischer Energie gemacht worden sind, haben einige Enttäuschung bereitet. Es fei hier nur an die etwas myfte- riösen Versuche des Erfinders der Todcsstrahlcn erinnert, der mittels drahtlos weitergegebener elektrischer Kraft das Leben ganzer Be- zirke abtöten wollte. Sein« Versuche haben offenbar ein negatives Ergebnis gehabt, denn man hört schon seit geraumer Zeit nichts mehk davon. Etwas besser« Aussichten, weil wohl von vornherein eine ernst- haftere Persönlichkeit dahinter steht, scheinen die Möglichkeiten zu haben, die Marconi jüngst einem Interviewer aufgezeichnet hat. Marconi ist bekanntlich der Schöpfer der drahtlosen Teiegraphie. Wenn er erklärt, daß die Möglichkeit der drahtlosen Kraststrahlung durchaus keine Utopie sei, so muß ein ernsthafter Kern vorhanden sein. Innerhalb 10 Iahren, meint er, halte er die Verwirklichung der drahtlosen Kraftübertragung für wahrscheinlich. Der erste Schritt zur Verwirklichung dieses Traumes ist die von Marconi gemachte Erfindung der lenkbaren Radiowellen. Es ist Marconi gelungen. Radiowellen in eine ganz bestimmte Richtung zu entsenden, er. hat sich also freigemacht davon, daß die Radiowellen nach allen Seiten in den Raum hinausgehen. Zwischen den Aetherwellen, die vcr- mittels der Radioapparate den Laut weiterasben, und den Licht- schwingungen besteht nur ein quantitativer Unterschied. Die droht- losen Radiowellen haben eine große Läng«, wahrend Wärme und Licht elektromganetischc Wellenbewegungen mit überaus kurzwelli- gen Schwingungen darstellen. Es käme nun im wesentlichen auf die Lösung des' Problems an. die langen elektromagnetischen Wellen irr kurze umwandeln. Versuche dieser Art sind bereits seit längerem im Gang«. Die Verkürzung der Wellen würde elektrische Wärme- strahlen ergeben und in weiterer Folge eine elektrische Fernheizung auf drahtlosem Wege ermöglichen. Die weitere Verkürzung durfte dann dies« Wärincstrahlen in Lichtschwingungen umwandeln und damit drahllose elektrische Beleuchtung ermöglichen. Die Vorteil«, die stch aus solcher Errungenschaft der Teännk er- geben würden, liegen auf der Hand. Erstens einmal würden die elektrischen DrahUeitungen wegfallen, und die Glühbirnen wären nun nicht mehr durch die Drähtleitung cm eine Stelle gebunden. Jedenfalls war Marconi sehr zuversichtlich nud sagte, daß der draht- losen Birne die Zukunft gehöre,,