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151 811 Frauen; am Schluffe des Jahres bezifferte fie fich auf 823 520, wovon 165 492 Frauen. Die Zunahme an weib­lichen Mitgliedern ist verhältnismäßig größer und regel mäßiger als die an männlichen. Nur sieben Bezirke( Branden­ burg  , östliches Westfalen, Oberrhein, Franken, Dresden  , Chemnitz  , Zwickau  ) haben eine Abnahme an weiblichen Mit gliedern zu beklagen.

Die Zahl der sozialdemokratischen Ortsvereine stieg im letzten Jahre von 7967 auf 8230. An Mitgliederbei.. trägen wurden insgesamt 4 542 800,84 m.( darunter von Frauen 593 672,94 M.) vereinnahmt, daneben wurden für die Internationale noch 199 051,30 m. an regelmäßigen Beiträgen geleistet.

Besondere Beachtung verdient im Vorstandsbericht der Versuch, die Berufszugehörigkeit und das Alter der Mitglieder zu errechnen. Unterlagen dazu boten statistische Aufnahmen in Bremen  , Hamburg   und Hannover  , die teils im Jahre 1925, teils 1926 vorgenommen wurden. Bei diesen Zählungen stellte sich die Berufszugehörigkeit( ohne Frauen) in Prozentfäßen der Mitgliederzahl folgendermaßen dar: Bremen   Hamburg   Hannover  71,43 83,66 Pro3. 8,86

Handarbeiter. Kopfarbeiter Selbst. Gewerbe

Freie Berufe.

Ohne Angabe

71,84

11,65

13,01

"

4,91

4,50

4,39

2P

4,08

0,38

1,25

7,52

10,78

1,85

"

Zieht man aus diesen Aufstellungen den Durchschnitt und überträgt man ihn auf das Reichsgebiet, so würede fich ergeben, daß 73,14 vom Hundert, also 481 282 Handarbeiter, 11,03 Prozent( 72 580) Kopfarbeiter, 4,62 Prozent( 30 401) felbständige Gewerbetreibende, 2,04 Prozent( 13424) Ange­hörige freier Berufe und 9,17 Prozent( 60 341) männliche Mit­glieder ohne nähere Berufsangabe der Partei angehören.

Nach den gleichen Unterlagen ist auch die Berechnung des Lebensalters der Mitglieder erfolgt. Es ergibt sich daraus, daß sich die Mitglieder auf folgende Altersstufen ver

teilen:

Bis 20 Jahre

Durchschnitt 1,71 Proz

Errechn. Mitglieders. 14 082

21-25

6,01

49 494

29-80

9,58

78 898

31-85

10,83

36-40

14,47

89 187 119 163

41-45

15,83

126 246

46-50

B

15,10

124 852

51-55

12,95

106 646

56-60

7,23

61-65

4,02

50 540 33 105 22 812

üb. 66

2,77

Selbstverständlich gibt diese Aufstellung nicht die wirkliche Mitgliederzahl an, sondern eine nach den prozentualen Auf­stellungen von Hannover   und Bremen   errechnete, der die tatsächliche Mitgliederzahl im Reiche( 823 520) zugrunde gelegt ist. Schon diese Stichproben werden die Mannigfaltigkeit des Stoffes zeigen, den der Borstandsbericht im Jahrbuch dar bietet. Daneben aber gibt der sehr ausführliche Bericht der Reichstagsfrattion ein Spiegelbild von der um fassenden, die vielgestaltigsten Gebiete des öffentlichen Lebens berührende Arbeit unserer parlamentarischen Bertreter. Und zur Ergänzung dessen ist zum ersten Male eine Sammlung der Berichte sämtlicher Landtagsfraktionen beigefügt, die auch dem Fernstehenden einen Einblick in die sozialistische Bartamentsarbeit der einzelnen Länder gewähren.

Fügen wir hinzu, daß das Jahrbuch in besonderen Ra­piteln die Wirtschaftsentwidlung und den Krisen verlauf, die Gemertschaftsarbeit, die Konsum pereine, die Bolksfürsorge und die Arbeiter Sportbewegung behandelt, daß eine Reihe von partei­geschichtlich interessierenden Bildern aus der Gegenwartsarbeit

Frühlingsstimmen  .

Musik- Umschau von Kurt Singer  .

Nicht alle Singvögel, die im Frühsommer ihre Rärtchen bei uns abwerfen, sind Zugvögel. Helligkeit und Wärme, die wir von guten Stimmen fordern, stören die Stimmung des Saales. Und der blaue, wollenloje Himmel wandelt sich so rasch in blauen Dunst, wenn die Grenzen der Mufizierzeit zugleich mit den Grenzen der Selbst bescheidung überschriten werden. Was soll man von Helene Mitu. laschet Gutes sagen? Nur eine Geigerin, von einiger technischer Rönnerschaft, mit dem Wunsch zur Eindringlichkeit spröder Töne, mit starrer Bogenführung, unpersönlich, halbfertig. Mit der C- Dur Sonate von Guillaume Lefen wurde sie aber gar nicht fertig, weil sie zu lang geraten ist und einen jungen, begabten Mufiter ganz im Banne füßer Romantit redselig werden läßt. Solchen langsamen Sägen gegenüber wirft noch die Tosellische Serenade wie ein Schluck flaren, reinen Wassers. Für den Schmung der Ed- Themata aber jei dem Toten noch ein Immortellenkränzlein aufs Grab gelegt. Josef Schelb   war der mufifalische, sattelfeste Mitspieler am Kla­vier. Marcella Roeseler hat ihrer substanzlosen, unausgiebigen Stimmittellage eine geschmeidige, helle, schöne Sopranhöhe entgegen zustellen. Die Spielerische Bravour und das Temperament der Brahmsschen Zigeunerlieder wollen nicht so echt aus der Rehle herausspringen wie die sanft streichelnde, füße Kantilene in den Lie­dern ihres Begleiters Julius Bürger  . Diese reichlich naive, epi­gonenhaft- bürgerliche Musik schien dem Publikum zu gefallen; doch gewiß nicht so start, daß da capos als erzwungen gelten fonnten. Echter, einfacher, in jedem Schritt und Tritt gefonnt, zwei Lieber von Josef Marr. Mit der Güte des Werkes wuchs die Güte der Leistung, die im ganzen noch nicht legte Reife und Leichtigkeit, hoffentlich jedoch noch feine leberreife zeigt. Das Urteil trübt sich im Nachtlang Battistinischer Größe. Er sang im vorigen Jahre zum letzten Male und er wird bis an sein Lebensende immer wieder zum vorletzten Male singen. Und er braucht feine Klosterreklame und feinen Agentenklatsch, um groß, blendend, einzig dazustehen als Sänger, Bildner, Gestalter. Wie wäre es aber, wenn er einmal die Zugaben aufs Programm jezte und die Programmnummern zu­gäbe? Abwechslung muß sein. Und wie wäre es, wenn man ihm zuliebe einmal eine unbekannte italienische Oper einstudierte? Mit Tosca  " und" Rigoletto  " fommt man doch auch im bescheidenen Berlin   nicht mehr aus. Er soll 80 Rollen im Repertoire haben, zu denen auch der Onegin", der Don Juan  " gehören. Wobei uns einfällt, daß auch ein Wert wie der Mephisofèle" von Boito   und die Gioconda  " von Bonchielli ihrer Erstaufführung in Berlin   harren. Frau Salvatini, die Freundin des Maestro, würde gewiß gern ein­mal im Monat ftatt der Turandot   eine andere italienische Glanz partie übernehmen.

Battistini   hörten wir auch im Rundfunt in der Ueber. tragung von Stuttgart   her. Das gute Geschäft verbietet es leider, daß solche Uebermittlungen gleich vom Bhilharmoniefcal aus er­folgen. Und ganz das gleiche ist es ja nicht, ob wir den Meister fingen, atmien, Ton spinnen sehen oder ob wir von seiner Berson meg nur den Klang einer musterhaft ausgewählten Stimme hören. Defter als es bisher geschaht, müßten Sonntags und in den Abend­stunden der Woche Prominente ihre Stunft bis in die letzte Lauben

eingeffreut sind, und daß schließlich ein sehr eingehendes Sach­register das Nachschlagen erleichtert, so ergibt sich, daß dieses erste Jahrbuch der deutschen Sozialdemokratie" für jeden Parteigenossen eine Fülle von Anregungen zum Nachdenken bietet und gleichzeitig allen politisch Interessierten, gleichviel welchen Lagers, ein lebhaftes Bild von der großen Volksarbeit der Sozialdemokratie liefert.

Der Bürgerblock blamiert sich. Er will die Jugend schüßen aber er ist nicht Sa! Für die derzeitige Regierungsmehrheit war die gestrige Sitzung des Reichstags eine einzige große Blamage. Die zweite Lesung des Gesezentwurfs über den Schuß der Jugend bei Luftbarkeiten" gedieh nur bis zu einer großen Anklagerede des Genossen Seydewiß gegen den kulturreaktionären Kurs- dann wurde auf Antrag der Opposition die Ab fegung der Vorlage von der Tagesordnung beschlossen, weil die Mehrheit, die bei den ersten Kampf­abstimmungen noch mit wenigen Stimmen gefiegt hatte, es nicht für nötig fand, an den weiteren Beratungen teilzu­nehmen.

Die Sigung wurde für drei Viertelstunden unterbrochen, um den Beschluß des Aeltestenrats einzuholen, der natürlich dahin ging, den Entwurf auch wieder auf die Tagesordnung der heutigen Sitzung zu setzen. Die Regierungsparteien hatten inzwischen die Kraft gefunden, diesen Beschluß auch im Plenum durchzubringen.

Trotzdem ist der moralische Erfolg, den die Opposition gestern errang, nicht zu unterschätzen. Sie bekämpft den Ent wurf, der für die Freiheit fünstlerischen Schaffens eine nicht geringe Gefahr bedeutet, mit Leidenschaft und mit ausgezeich neten Argumenten. Die Regierungsmehrheit hat dem nichts entgegenzustellen als ihre zahlenmäßige Ueberlegenheit. Wenn auch diese gelegentlich dahinschwindet, weil das Intereffe an den Gegenstand bei ihr gering ist, so zeigt sich der breitesten Deffentlichkeit auf diese Weise deutlich, auf welcher Seite das Recht ist.

Der Entwurf selbst hat bei seinem Werdegang solche Ver­änderungen erfahren, daß selbst im Regierungslager ernste Bedenten gegen ihn bestehen. Ein erstes Zeichen dafür hat fich schon gestern gezeigt, da die Wirtschaftspartei nicht mehr mitmachte. Nur verbohrter Eigenfinn fann unter folchen Um ständen leugnen, daß der zu Beginn der zweiten Lesung ge= stellte sozialdemokratische Antrag, die Vorlage an den Aus Schuß zurückzuverweisen, das Richtige getroffen hat.

Der Kaiserparagraph.

Die Deutschnationalen schützen die Republik  . Einst war es parador, aber jetzt bestätigt es die Zeit. Wer den Deutschnationalen vor einigen Jahren prophezeit hätte, sie würden der Verlängerung einer gefeßlichen Bestim­mung zustimmen, die es in die Hand der Regierung der Re­ publik   legt, ob der ehemalige Raiser nach Deutschland  zurückkehren darf oder nicht, würde von ihnen für verrückt erklärt worden sein. Noch gestern abend erklärte die ,, Kreuz­ zeitung  " einen solchen Gedanken für indiskutabel. Zugleich aber fonnte der Vorwärts" schon melden, daß sich die deutschnationale Führung mit diesem Gedanken bereits be freundet habe, und inzwischen haben später eingelaufene Meldungen diefe Angabe bestätigt. Im Regierungslager rechnet man jetzt allgemein mit dem Zustandekommen eines Kompromisses auf der Grundlage, daß zwar der Staats­gerichtshof aufgehoben und durch eine andere Institution ersetzt wird, im übrigen aber die Geltungsdauer des ganzen Gesezes einschließlich des Kaiserparagraphen um zwei Jahre verlängert wird.

So hätte denn Herr Bazille mit seinem donnernden Bekenntnis bei der dritten Lesung jenes Gefeßes am 18. Juli

folonie hinein zu den Arbeitenden sprechen lassen. Gewiß ist die Aufstellung von Programmen für Millionen Hörer schwer. Aber die Gerechtigkeit verlangt es genau so wie der Wille, eine Kultur­leistung auszuschöpfen, daß den Arbeitern, die 80 Proz. aller Hörer in Berlin   darstellen, in den wenigen Stunden ihrer Ruhe das Beste in bester Form gereicht wird. Zwischen Tanz, Lust, Unter­haltung und ernster, schwerer, anstrengender Koft wird leicht der abwechslungsreiche Mittelweg gefunden werden können. Der Bür ger   fann es fich leiften, einen halben Tag lang auf dem Ohr zu liegen, den Radiohörer fest angeschnallt. Dem Arbeiter gehöre der Radiofonntag und die Zeit von 8-11 Uhr des Abends. Gern möchte man ihm raten, fein Wissen und seine Bildung auch auf dem Wege des Plattenspiels( nicht: des platten Spiels) zu feftigen. Welch große Errungenschaft für Lernende, Genießende, für einzelne wie für Schulen, daß Beethovens Violinkonzert, meisterlich gespielt von reisler, jezt von den Elcttrolawerten hergestellt ist; ebenso die Eroica von der ersten bis zur letzten Note und( bei den Ddeonwerken) ein im Klang höchst eindrucksvolles, sauberes, wirklichteitsnahes Plattenfonsortium des Mozartfchen Requiems. Wenn erst ein findiger Kopf das Umdrehen der Platten pausenlos bewerkstelligt, dann ist auch hier eine Uebertragungsmöglichkeit durch Radio ge geben, beffer als burch leibhaftige Chöre( weil eben in der Grammo­phonindustrie jetzt nur das lang Ausprobierte, glänzendft Gelungene auf den Markt fommt und alle Unebenheiten einer Aufführung be­auf den Markt kommt und alle Unebenheiten einer Aufführung be­feitigt find).

So ergänzt Neues das Alte, ohne es zu verdrängen. Die Frage lautet nicht: Konzert oder Radio, sondern Konzert und Radio. Man achte auf die Mentalität der Verbraucher, sonst liegt das Ges werbe in dem Augenblick brach, wo man fich überlegt, ob nicht die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens durch die primäre Einstellung auf Kulturfragen bestimmt wird. Man kann allerdings auch um gefehrt vorgehen. Die steinalte Singalademie hat in dem Augenblick, als sie ihre Sänger nach der Philharmonie entließ, etwas von ihrem traditionellen, ans Haus gebundenen fulturellen Ruf auf­gegeben. Aber das Publikum wurde größer, das Geschäft verlangte Ausdehnung. Weinen wir der Hundertjährigen feine Träne nach. Das Glück des musikalischen Dienstes ist auf Sand, nicht auf Stein gebaut.

Was ist unzüchtig? Heinrich 3ille war befanntlich wegen einer im ,, Simpliciffimus" veröffentlichten, von einem Gericht des teufchen Schwabenlandes als ,, unzüdytig" erachteten Zeichnung ver urteilt worden. Jegt hat das Reichsgericht ihn freigesprochen und in der Begründung des Urteils den Begriff der unzüchtigen Darstellung" folgendermaßen festgelegt: Eine unzüchtige Dar ftellung fann nur dann vorliegen, wenn eine Bezugnahme auf ge­schlechtliche Borgänge darin enthalten ist. Die bloße Abbildung eines weiblichen oder männlichen Körpers ist an sich nicht unfittlich; fie wird es mur dann, wenn die Geschlechtsteile derart prononciert her­vorgehoben werden, daß eine Beziehung zum Geschlechtsatt barin fichtbar ist."

Richtlinien der sowjetrusfischen Theaterpolitit. Die Mostauer Beitschrift Die tommunistische Revolution"( Nr. 6) nimmt Stellung zu dem jezt in der Sowjetunion   pielbesprochenen Thema einer im revolutionären Sinn strafferen Theaterpofitit und entwirft bestimmte

| 1922, die Deutschnationalen würden bleiben, mas fis waren, doch nicht ganz recht gehabt?

Wir meinen dennoch, er hatte recht. Die Deutschnatio­Schon damals war die nalen waren schon damals so. nationalistische und monarchistische Phrase für sie nur ein Köder, um Wähler zu fangen, und die Vertretung der materiellen Interessen der befizenden Klassen war schon da­mals der eigentliche Inhalt ihrer Politik.

Es war doch nur zwei Jahre später, als die Deutsch­nationalen bei ihrer Abstimmung über die Dawes Ge feße eine für alle anderen Parteien unerreichbare Wand­lungsfähigkeit an den Tag legten. Sie ermöglichten ihre Annahme, indem sie für den entscheidenden Teil mitstimmten - und schimpften über diese Gesetze dann so munter weiter, wie sie schon vorher über sie geschimpft hatten.

Graf Westarp hat erst vor wenigen Tagen ein Befennt nis zur Monarchie abgelegt. Das wird ihn nicht hindern, nächstens für das Gesetz zum Schutz der Republik zu stimmen und übernächstens wieder ein Ergebenheitstelegramm nach Doorn zu schicken. Wenn man deutschnational ist, kann man das. Republik   fann man zu ihren neuesten Beschützern gratulieren. Aber sie soll sich vor ihnen in Acht nehmen!

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Die

Die interfraktionellen Verhandlungen der Regierungsparteien über die Verlängerung des Republitschuhgefeges find am Mittwoch noch zu feinem endgültigen Abschluß geführt worden. Es steht jedoch fest, daß die Deutsch nationalen erhebliche Schwierigkeiten nicht mehr machen und dem Kaiser­Paragraphen bereits ihre Zustimmung gegeben haben. Das ist gleichbedeutend mit einer Verlängerung des Berbotes einer Rückkehr Wilhelms nach Deutschland  . Streitig ist noch, ob der Staatsgerichtshof in seiner gegenwärtigen Form weiter bestehen bleibt oder wie es die Deutschnationalen fordern- auf­gehoben werden soll.

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Die Reichsregierung hat am Mittwoch zwar eine Kabi­nettssitzung abgehalten, sich jedoch mit der Frage einer Verlängerung des Republitschutzgesetzes nicht befaßt. An sich bildete diese Ange legenheit einen Punkt auf der Tagesordnung.

Der offizielle Bericht meldet jedoch lediglich, daß die angeblichen mit der Revision des Dawes Blans im Zusammenhang stehen. den Pläne des amerikanischen Finanziers O. H. Kahn zur Sprache gebracht und festgestellt wurde, daß derartige Pläne jeder Grund­lage entbehren.

Nachspiel zur Rede Hergts.

Stresemann   sagt Polen  , über Hergt regt euch nicht auf. Der polnische Gesandte Olszowsti mar am gestrigen Mitt­woch beim Außenminister Stresemann   um Rüdsprache wegen der Aeußerungen des Vizekanzlers Hergt über die deutsch  - polnische Grenze zu halten. Wie wir erfahren, verwies Stresemann auf seine Erklärungen in Bad Dennhausen, worin er betont hatte, daß durch den deutsch  - polnischen Locarnovertrag jede Schwierigkeit, die aus dieser Frage entstehen fönnte, auf den Weg des Schieds. gerichtes verwiesen ist; Stresemann   habe auch hinzugefügt, daß Polen   feinen Anlaß zu einer Beunruhigung über. die Rede Her gis haben dürfte.

Deutsch  - polnischer Flugzwischenfall. Reichsverkehrsministeriums ist auf einem Flug von Berlin   nach Regierungsrat Dahlmann von der Luftfahrabteilung des Ostpreußen   zu einer Notlandung im polnischen Kors ridor gezwungen worden. Er wird, wie wir erfahren, von den polnischen Behörden festgehalten, wie das vor einiger Zeit ebenso geschehen ist, als ein polnisches Flugzeug zu einer Not landung auf deutschem Gebiet gezwungen war.

Als Strafe für die Maifeier will das tschechische Eisenbahn­ministerimu bie Reichenberger Straßenbahn unter Staatsaufsicht stellen ,,, bis die notwendige Ordnung in dem unzuverlässigen Betrieb wiederhergestellt ist".

Richtlinien, die im wesentlichen wohl bald die Sanktion der verant­wortlichen Behörden finden werden. Die Aufmerksamkeit der KP. so wird gefordert dürfe sich feineswegs nur auf die Probleme des Berufstheaters beschränken, dessen Revolutionierung nun­mehr durchgreifend betrieben werden müsse. Auch die Arbeiterflub­Bühnen, die Dorftheater und die Soldatentheater der Roten Armee feien als leztes und volkstümlichstes Glied des gewaltigen Theaterkomplexes insofern besonders wichtig, als sie die unmittel­bare Beeinflussung der breiten werttätigen Maffen in der Hand des Bühnenrepertoires müsse sich folgerichtig und metho haben. Die jetzt als notwendig erkannte Gesamtkontrolle disch auf diese Liebhaberbühnen erstrecken. Die Theaterrezenfenten der großen Sowjetblätter hätten zwar ein redliches Stüd Arbeit geleistet: das reine Aesthetentum stehe unwiderruflich auf dem Aus­fterbeetat. Dennoch tämen auch heute noch öfters Fälle vor, wo sich in ein und demselben Blatt von Nummer zu Nummer ändere. die theaterkritische Einstellung gegenüber grundsäßlichen Kernfragen Beobachtungen jeweils austauschen und ein Kriterium für ein Die kommunistischen   Theaterfritifer müßten ihre Erfahrungen und nach politischer Desinteressiertheit des Regisseurs wie des Darstellers, programmatisch- einheitliches Borgehen festlegen. Die Forderung nach ihrer Losgelöftheit von jeder fozialen Schichtung fei als ein zeitgemäße Schulung und Auffüllung eines zuverlässigen Nach veraltetes Vorurteil abzulehnen. Auch sei es höchste Zeit, für die wuchses zu forgen, an den die alleinige Führung in nächster Zeit übergehen müſſe.

Eine Nationalfaffe für geistige Arbeit in Frankreich  . Eine von Herriot  , dem französischen   Unterrichtsminister, eingesetzte Kommission hat sich unter seinem Borsiz mit dem Studium zahlreicher Vorschläge für die Verbesserung der Einkommensteuer beschäftigt, soweit sie geistige Arbeiter, auf dem Gebiet der Literatur, Kunst und Wissen schaft trifft. Das Ergebnis der Kommissionsarbeit ist ein Vorschlag zur Schaffung einer Nationalfaffe für die geistige Arbeit auf den genannten Gebieten. Die Kasse soll aus einem Teil der betreffen­den Steuereingänge alimentiert werden und soll ihrerseits unter der Berwaltung der zuständigen Spitzenverbände für die Behebung materieller Not unter den geistigen Arbeitern und für die Ermög­lichung toftspieliger Produktionen forgen.

Neuerung im Londoner   Autobusverkehr. Es ist eine alte Klage der Mädchen, die in London   in Bureaus und Geschäften arbeiten, daß sie nach Geschäftsschluß nur unter schwerem Kampf einen Platz im Borortautobus erobern fönnen. Da alle Versuche der Autobus­gesellschaften und der Verkehrspolizei, das männliche Publikum zu größerer Rücksicht zu erziehen, erfolglos geblieben sind, beabsichtigt man jetzt, besondere Autobuslinien einzurichten, bei denen die Wagen an Hauptpunkten des Geschäftslebens in der City aufgestellt werden und für arbeitende Frauen und Mädchen reserviert bleiben. Diese Wagen sollen dann, ohne unterwegs zu halten, in die äußeren Wohn­viertel und Vororte hinausführen.

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In der Bolfsbühne findet Sonnabend die Neueinstudierung Shakespeares Sommernagtstraum mit der Musik von Felix Mendelssohn­Bartholdy ftatt. Die Regie führt Frik Holl Musikalische Leitung: Boligang Beller.

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