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Donnerstag 12. Mai 1927

Unterhaltung und Wissen

Die heiligen Krokodile.

Von Hans Offo Henel.

In den labyrinthischen Sälen und Korridoren des Bouvre zu Paris ist in einzigartiger Fülle angehäuft, was in den legten sechs Jahrtausenden die Menschheit an sogenannten schönen Kulturgütern hervorgebracht hat. Der genügend interessierte Besucher tauft sich an Drt und Stelle foftbar illustrierte Kataloge und andere Schriftmerfe von anerkannten Autoritäten der schönen Wissenschaften und nimmt fo schwarz auf weiß den Glauben mit nach Hause, daß es eine abso. lute Schönheit gäbe, die dem Urteil der Jahrtausende standhält. Diese Bertschäzung der ausgegrabenen, restaurierten und registrierten Schönheit ist sogar weit verbreitet. Nur die auf Zeitungspapier nächtigenden Lumpenproletarier an den Ufern der Seine fümmern fich nicht darum, weil fie grob materialistisch überhaupt nur an die Befriedigung primitiver Bedürfniffe- Hunger, Kleidung, Obdach- denken. Und natürlich auch nicht die Mammonarchen von Dels bis Detroit , weil ihre Erfahrung fie lehrt, daß in einem Millionensched alle Schönheit der Welt eingeschloffen sein tönnte. Die Probe aufs Crempel ersparen sie sich.

Als Bernard und Reimond zum siebenten Male durch die un­geheuerliche Wüste von Gemälden, Skulpturen, Inschriften, Bor­zelanen, geschnittenen Steinen, tostbaren Geweben, getriebenen Metallen wanderten, ließ Bernard in einem Anfalle von Mutlosigkeit fich auf einen Plüschdivan fallen. Es war in der ägyptischen Ab­teilung, wo die Sphinge mit Löwenleib und Menschentopf und die Statuen der Löwentöpfigen Göttin Sechmet einen Menschen wohl zu beeindrucken vermögen, der sieben Lage hintereinander das Loupre besucht hat und mit der Besichtigung noch längst nicht fertig ist.

Ich bin es satt," sagte Bernard ,,, dieses Gerümpel der Schön­heit anzuglogen, nur weil man mir eingeredet hat, daß der Anblic zur Bildung und Veredlung des Geistes beitrüge. Diese Schönheit ist ja tot. Willst du bestreiten, daß sie tot und mußlos ist? Ah, du meinst, daß jedes einzelne Stück in der Umgebung seines Entstehens dazu beigetragen habe, die Menschheit aus der Barbarei zur Ge fittung zu führen? Nun ja, du haft recht, denn zur Zeit seiner Ent­stehung und ein wenig darüber hinaus lebt ein Kunstwert wirklich, weil es wirkt. Damit gibst du aber mir nur recht und sprichst in­direkt unserer Zeit das Urteil, die Kunstwerte nicht mehr allgemein und öffentlich wirken läßt, sondern sie sammelt. Ist es nicht eine Abart des Besitzwahnsinns, der sich mit Geld Brivilegien erfauft? Behaupte nicht, mein Freund, daß Sammlungen und Museen öffent fich feien, selbst wenn man fein Eintrittsgeld verlangt! Den stinken den Bettler und das ausfähige Lumpenmeib läßt fein betreßter Auf seher herein. Die öffentlichen Museen find Privilegien, an denen nicht alle Menschen teilhaben dürfen. Schlimmer noch, fie find ein ficht barer Ausdruck dafür, daß der moderne Staat lieber die tote Schön heit vergangener Zeiten sammelt und konserviert, statt die Häßlich feit zu beseitigen, die erbarmenswürdig durch den lebensvollen Tag der Gegenwart schreitet. Nimm nur die letzten drei Generationen an. Biele Millionen von ihnen aus allen Weltteilen find zu dieser Rumpel. fammer der Schönheit gewallfahrtet wie in früheren Zeiten die Men fchen zu ihren Göttern benuerfst du rings in der Welt des Heute, daß die Menschen besser geworden sind? Die begüterien Menschen, die es sich leisten fonnten, diese Schönheiten hier aufzusuchen- ließen sie sich von der Schönheit begeistern, ihre Mitmenschen nicht mehr zu unterbrüden, auszubeuten, zu töten? Nein, es Itegt wohl Nein, es liegt wohl nicht an der Schönheit selbst, sondern mehr daran, daß dieje Wall. fahrer vergessen haben, daß der neben ihnen lebende, aber von ihnen verachtete Menschenbruder auch eine Schönheit in fich birgt, die mehr der Entdeckung und Pflege wert wäre als diese toten Kostbar. feiten um uns. Sie sind ja erst durch unsere unlebendige Bert fchäßung toftbar geworden. Wir haben die tote Schönheit über. schäßt zuungunsten der lebenden."

Es ist leider wahr." antwortete Reimond, daß wir die Häß lichkeit unserer Gesellschaftsordnung zu verdecken suchen mit der Zur. Schaustellung von Schönheit, an deren Entstehung wir keinen Anteil haben. Aber du darfst nicht vergessen, daß das liebevolle Bewahren, diefes unaufhörliche Betrachten der Schönheit früherer Zeiten die Menschheit geistig befruchtet und zum Besseren gewandelt hat."

Bernard mochte nicht sofort antworten, denn zei Damen in Be gleitung eines alten, vollbärtigen Herrn mit goldener Brille und der roten Rosette der Ehrenlegion im Knopflodh betraten den Raum und stellten sich dicht bei den beiden Freunden auf. Sie betrachteten einige ber uralten, mit Bildern und Schriftzeichen bedeckten Lehmziegel. Der alte Herr mußte ein bedeutender Aegyptologe sein, denn er vermochte den Damen nicht nur die Bilder zu erklären, sondern auch die Inschriften ziemlich fließend zu übersetzen.

" Sehen Sie, meine Damen," dozierte er, diese Tafeln stammen aus dem jogenannten Alten Reich , das wir auf die Zeit von 2980 bis 2475 vor Christi Geburt festgesetzt haben. Diese Bellen be­deuten das Ufer des Nilstroms, und was Sie hier sehen, ist ein Krokodil, das in seinem Rachen ein spielendes Kind vom Ufer ent führte und natürlich nun verspeisen wird. Es brauchte eigentlich niche zu entfliehen, denn feinem Menschen würde es eingefallen sein, dem Tiere die Beute zu entreißen. Es durfte nicht einmal berührt mer ben, denn die Krokodile galten im alten Aegypten als heilige Tiere. Den Beweis haben Sie in der danebenstehenden Frau mit geöffnetem Munde. Der dabeistehende Tert befagt, daß fie ein Preislieb zum Lobe der Götter anstimmt, weil sie ihr die Gnade erwiesen, ihr Rind von einem heiligen Tiere auffreffen zu laffen."

Man konnte die Reden der beiden Damen nicht völlig verneh men, weil auf dem breiten Plage vor dem Louvre gerade eine Mil:- tärabteilung mit flingender Musif vorbeizog. Aber die beiden Freunde verstanden boch sehr gut, daß die Damen sehr entrüftet

maren.

Aber ich bitte Sie," rief die eine, bas ist doch eine ungeheuer liche Barbarei, wenn eine Mutter ihr Kind einem Blinden Wahne epferi! Sat sie tein Muttergefühl? Und wenn es vielleicht eine von ten Mannern jener Zeit Männer find ja zu allen Zeiten grau Jam gemefen- geforderte Gitte war, warum haben die Frauen ba mals nicht gegen den Unfinn protestiert?"

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Die andere Dame war schon ruhiger geworden. Das ist leider einmal gewesen," sagte sie, uns Frauen von heute dürfte man solche Barbarei nicht zumuten. Wir sind vernünftiger geworden, Gottjeidant. Wir bestimmen heute mit, daß unsere Kinder in eine Welt der Güte hineinwachsen, und wehe den Männern, die uns zu einem Wahnsinn verleiten wollten, der unsere Stinder schädigt!" Bernard, der beim Anhören dieses Gesprächs bleich geworden mar, fonnte sich nicht länger beherrschen. Er sprang auf, trat hart zu der Dame und führte die gänzlich Ueberraschte die wenigen Schritte bis zum Fenster hin.

Berzeihen Sie, bitte, Madame, aber da ich Ihr Gespräch mit anhörte, fann ich unmöglich schweigen. Sie find vielleicht selbst

Ctr.

Am Deich der Republik .

Republik - Schutzgesetz

D- nat.

CAPSTAN

Der Zentrumsmann: Aber was tun Sie da, verehrtester Koalitions­freund? Statt den Deich zu erhöhen, graben Sie ihn ab?!" Der Deutschnationale: Natürlich! Wenn ich den Deich nicht ab­grabe, dann graben mir die Monarchisten das Wasser ab!"

Mutter, eine von den vielen, die heute noch auf der Stufe stehen wie jene Aegypterin, die sich freuen, wenn ihr Kind von einem heiligen Krokodil gefressen wurde. Schauen Sie hinunter auf das marschie­rende Militär. Glauben Sie, Madame, daß diese Söhne von Müttern freiwillig und mit Freuden sich dem Kriegsgott in den Rachen ge worfen haben? Bestimmt nicht! Aber sehen Sie die Frauen und die Mädchen, die kommenden Mütter, wie sie sich lachend freuen, daß dort die Söhne von Müttern marschieren, Rinder, die im Feuer der unausbleiblichen Schlacht einen ebenso furchtbaren Tod sterben müssen wie der Säugling im Rachen des Krokodils. Und sehen Sie weiter drüben die schwarzgefleidete Schar bleicher Kinder unter der Obhut von Priestern, die sie zu Aberglauben, Dummheit und Ver­achtung der Welt und der anderen Menschen erziehen? Blicken nicht niele Frauen und Mütter wohlgefällig zu diesem Werke der leben­verneinenden Niedertracht? Ist das ein Fortschritt gegenüber der Szene auf jenen altägyptischen Lehmtafeln? Nein, ihr Mütter opfert eure Kinder immer noch gefräßigen Krokodilen und seid froh dabei. Auch Sie, Madame, reden von Fortschritt, und dabei

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Bernard tonnte nicht meitersprechen. Die Dame und ihre auf geregten Begleiter riefen und freischten laut nach Polizei. Ein Auf­seher stürzte herbei. Befreien Sie mich von diesem Wahnsinnigen!" schrie die Dame, er schmäht die heilige Religion und unser tapferes schrie die Dame, er schmäht die heilige Religion und unser tapferes Heer!"

Andere Aufseher tamen hinzu, und der sanfte Reimond, der den Borfall aufklären wollte, tam nicht zu Worte, als er hinter dem Knäuel von Uniformen herlief, die den sich sträubenden Bernard hinauszerrten.

Denken Sie nur," sagte der zitternde Aegyptologe mit der Ro­sette der Ehrenlegion hinter dem sich entfernenden Tumult her, bei nahe hätte dieser junge Barbar jenen Sarfophag angerannt, der dem Briefter Taho aus der Regierungszeit Pfammetichs I. aus der techsundzwanzigsten Dynastie gehörte und unersetzlich, einfach un­ersetzlich ist."

Frühlingstage in Baden- Baden .

Von Rolf Gustav Saebler.

Wenn man als schlichter Proletarier, Abteilung geistiger Ar­beiter, Gehaltsgruppe an den Fingern abzuzählen, urlaubsschwanger gen Baden- Baden sich in Bewegung setzt, so erregt man das höf­lidhe, aber bestimmte Erstaunen aller derer, die unter Baden- Baden eine Angelegenheit von unerhörtem Lurus verstehen. Das ist natürlich ebenso richtig wie falsch, wie alles in diesem schönsten und widerlichsten aller Leben.

Item: man fann auch anders. Freilich muß man dazu vorher einiges missen; sonst wird man bedenklich hereinfallen oder minde­ftens zunächst allzuviel Lehrgeld bezahlen. Denn Gott Repp feiert hier Triumphe.( Das ist in diesem Fall nicht eine fommu­nistische Abkürzung für neue Wirtschaftsproblematit, sondern eine höchft tapitalistische Erscheinung!) Du fannst also sehr geneppt werden, verehrter Genosse, so du ohne Sach, Lokal und sonstige dienliche Kenntnisse Baden- Baden , diese( zweifellos fabelhaft schöne) Stadt bevölferft. Aber ich gebe dir einige Tips: Bist du Beamter, fo gibt es hier Beamtenheime, die gut und nicht zu teuer, also zu empfehlen find. Haft du aus dem Stahlbab der großen Zeit wie üblich eine Erfrankung mit nach Hause gebracht, so fannst du unter Umständen im Landesbad" unterfommen; eine recht gute und ge­funde Einrichtung. Andernfalls schaue, daß du dir rechtzeitig irgend­ein kleines Brivatzimmer mieteft. Die Badener pflegen nämlich nur in der Zeit ihres Winterschlafes, der ausgedehnt, langweilig und fleinbürgerlich ist, ihre ganze Wohnung zu benützen; wenn aber die ersten Strahlen der Frühlingssonne über die Badener Höhe tommen, schmüden sich die Fenster der Stadt mit roten Bett überzügen und ein heftiges Klopfen erfüllt wie das Maschinen gewehrfeuer eines Großtampftages die Borfrühlingsluft des Dos tales. Dann entstehen die möblierten Zimmer in neuer Pracht und marien wie die Starentästchen auf ihre Gäste. Solch ein Zimmer mietest du. Und dann gibt es in Baden einige Gasthäuser, in denen bu nicht teurer und nicht schlechter essen wirft als in einer anderen Stadt auch. Dazu tommt dann freilich noch die Kurtage, die je nach deinen Ansprüchen gestaffelt ist.

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Natürlich ist das alles zusammen teurer als wenn du in einem fleinen Schwarzwalddorf oder gar in einem Naturfreundehaus tampierst. Aber dafür bist du auch in Baden- Baden . Im Lurusbad. Freilich du bleibst, o, Proletarier, ein 3aungast, wenn du ( paren mußt bei fo manchen hübschen Gelegenheiten. Aber was tut's Osterball. Kalino Stefanie, Spiel und Tanz find schließlich auch sonst nicht deine Sorgen. Immerhin kannst du am Nachmittag dich in den Kurgarten segen, Konzert genießen, die ganze und die halbe Belt bewundern oder verachten, fannst die gepflegten Wege in den Wäldern lustwandeln oder die Lichtentaler Allee entlang fchlendern, dich dann irgendwo auf eine Bant feßen, um all bas Schöne zu genießen, was teils der liebe Gott, teils die Kurver.

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Beilage des Vorwärts

waltung inszeniert hat, um den Anwesenden das Leben angenehni au machen. Du kannst auch ins Theater gehen, wenn du absolut das Bedürfnis hast, das Spiel der Menschen auch noch vor gemalten Kulissen zu betrachten.

haft genug, davon eine fleine Aufpeitschung der Klaffeninstinkte zu Aber nun rede ich mal von der Lugusfeite. Ich bin bos­haft genug, davon eine fleine Aufpeitschung der Klaffeninstinkte zu erwarten. Denn dies Baden- Baden ist ganz elementares anschau­liches Beispiel für die wissenschaftlich komplizierte und langweilige Lehre vom Mehrwert.

leber Ostern war die Stadt überfüllt. Die Hotels überfüllt. Wenn man das Fremdenblatt zur Hand genommen hat und bie fleine, aber höchst lehrreiche Mühe sich machte, einmal Name und Art und woher der Fahrt festzustellen, so hat man mehr an soziolo­gischer Erkenntnis erhalten, als wenn man ein Lehrbuch der Ge Da stehen Namen aus dem fellſchaftslehre durchstudiert hätte. chriftlichen Abel deutscher Nation, der hier sogar eine Tagung abge­halten hat; fie sind nämlich zur Wahrung ihrer helligsten Güter ge­daneben hast du die internationale Hochfinanz. Industriemagnaten, Schlotbarone, Großbourgeoisie oder das, was man heute so den guten Mittelstand nennt, also Leute mit etwa 1000 m. Monatsein­fommen Minimum, dann allerlei Aerzte mit Namen, auch einige Gelehrte von Ruf. Kurzum: man" traf sich offenbar über Ostern in Baden. Autoverfehr beinahe mie in Berlin . Toiletten wie in Paris . Knickerbods wie in London . Tanz wie in Europa . Geld wie in Amerika .

Es jazzt unter allen Bäumen. Die Sonne strahlt. Die Früh­jahrstoiletten sprießen aus der bunten Wiefe holder Lurusweiblich­feit wie Anemonen, Wiesenschaumfraut und Beilchen, die nicht im Verborgenen blühen. Vormittags gehen die Männer in Pumphosen, gravitätisch wie Eunnuchen( die sie nicht find); nachmittags im Saffo, Bügelfalten, Hut 1927, abends trifft sich Europens über­tünchte Höflichkeit im Smofing. Das Monofel ziert wieder das blitzende Auge, das männliche und, fiehste wohl, auch das weibliche Auge. Es lebe die Gleichheit! Alle Beine schlenkern wie toll ge­wordene Marionetten; und das heißt man dann Charleston und ein Sagaphon macht die Frühlingsgeräusche dazu.

Tanz ist eine Sache der notwendigen gesellschaftlichen Unter­haltung geworden. Irgendeine Arbeit muß der Mensch schließlicy haben. Und diese hat allerlei Vorzüge: einmal braucht man nicht den( teilweise vorhandenen) Geist zu einer Unterhaltung anzu­strengen, zweitens bleibt man schlank, drittens haben die anderen etwas zu sehen. Im übrigen ist es Frühling, und die Lämmlein hüpfen da immer auf der bunten Wiese.

In den Gärten des Kasinos Stephanie, des Atlantif, auf dem Dachgarten des Kurhauses flopft, zupft, dudelt, schreit, balaleikat und trompetet der Badener Frühling im Biervierteltaft.

Ostern, das Fest der Auferstehung der Frühjahrsmode, ist also gewesen. Unsere deutsche Kultur, die, wie Herr Reichskanzler Marg ebenso hübsch wie richtig sagte, auf der Grundlage christlicher Welt­anschauung aufgebaut ist, fann sich wieder rhythmisch und sozusagen melodisch äußern. Die tangleeren Tage der Karwoche find vorbei; und alle bunten Blumen sind vergnügt. In Baden- Baden .

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Außerdem gibt es in Baden- Baden jezt 700 Erwerbslose. Ar­beitslose aber bedeutend mehr. Aber diese gehen nicht stempeln. Im übrigen äußerst sich der Frühling in Baden- Baden durch gemaltige bauliche Anstrengungen. Man hat einen großen Teil der Dos über­brückt und eine breite Einfahrt zur Stadt geschaffen. Aber man hat weil es nämlich in Baden noch auch den Hamiltonpart in eine fapitalistische Angelegenheit ver­eine ganze Reihe neuer Laden erstehen lassen. wandelt. Tüchtige Leute haben teine Geschäfte gibt Oder bauen noch dran. Wenn es so weiter geht, ist Baden- Baden bald nur noch Beton und Backstein mit etwas eingestreuter Natur. Aber sie haben halt einen neuen Kurdirektor. Bon Adel natürlich. Weil so etwas in der Republik mit. der freiesten Verfassung ber Welt besonders wertvoll ist. Und da nun jeder Mensch seinen Be so fähigungsnachweis erbringen muß, jo modernisiert er jegt die alte Römerstadt, Heil! Ich widme ihm deshalb in sein journalistisches Gästebuch zum Abschied diefe( nur teilweise von mir flammenden) Berse:

Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit. Und neue Läden blühn aus den Ruinen!

Das Henkerslied. Während man sonst den zum Lobe Ber urteilten noch eine Hentersmahlzeit gestattet, hat sich ein lettischer Schwerverbrecher als letzte Gunst vor dem Tode ausbebungen, noch ein schwermütiges Volkslied singen zu dürfen. Dieser sentimentale Mörder war Johannes Kaupen, ein Mann der zwei Jahre lang die umgegend von Mitau in furchtbarsten Schrecken verfekte, 200 Räu bereien ausführte, zweimal allein den Schnellzug von Mitau nach Riga plünderte und nicht weniger als 22 Menschen auf seinem Ge wissen hat. Nach langer vergeblicher Jagd gelang es der Polizei, den Banditen zu fangen, der ein sehr heißes Herz hatte und viele Liebschaften unterhielt. Diese Liebschaften wurden ihm zum Ver­hängnis, indem sie ihn schließlich in die Arme der Gerechtigkeit führten.