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Nr. 224 44.Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Die Heze gegen kommunale Betriebe.

Noch kein Stadtverordnetenbeschluß über die Anschaffungsgesellschaft.

Die Stadtverordnetenversammlung tam gestern| amtes und eine Beschränkung der Geschäfte der Stadt auf die bei der weiteren Erörterung der mit der Anschaffungs. Monopolbetriebe. Für die Deutsch nationalen erflärte Stadt­gesellschaft gemachten Erfahrungen noch nicht zu einer Ent- verordneter Koch die Zustimmung seiner Barteifreunde zu dem An­scheidung. Mit den grundsäglichen Gegnern tommunaler Betriebe trag der Wirtschaftsparteiler, der eine Auflösung des An­setzte unser Genosse Bublib sich auseinander. Daß die Leitung Treffert namens der 3entrumsfrattion. schaffungsamtes fordert; dasselbe erklärte Stadtverordneter dieses Unternehmens versagt hat, hob auch er hervor. Aber gegen die hegerischen Bersuche, das zuungunsten des ganzen Unternehmens auszunuzen, wandte er sich sehr nachdrücklich. Als für den Magistrat der tommunistische Stadtrat Gäbel er­flärte, man müsse alle Berwaltungen der Stadt zwingen, ihren Bedarf bei einer solchen Anschaffungszentrale zu deden, gab es bei den Bürgerlichen großes Hallo und heftigen Widerspruch. Die von der Wirtschaftspartei und den Demokraten eingebrachten Anträge gegen die Anschaffungsgesellschaft sollen in einem Ausschuß geprüft

werden.

In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten wurde zunächst bie am letzten Donnerstag abgebrochene Aussprache über die von den Demokraten und der Wirtschaftspartei eingebrachten Anträge

gegen

das städtische Anschaffungsamt fortgesetzt. Genoffe Bublih sprach eingehend über die Prüfun­gen, die von den vorgesetzten Körperschaften beim Anschaffungsamt vorgenommen wurden. Es ergaben sich dabei Anstände, die dazu führten, daß mit dem Leiter des Amtes ein ernstes Wort geredet wurde. Schließlich wurde der Direktor seines Amtes enthoben, weil sich die Art seiner Geschäftspragis nicht in allen Punkten mit der einwandfreien Geschäftsführung eines soliden Kaufmanns verein­baren ließ. Der Magistratsdezernent wurde benachrichtigt, der eben­falls die Feststellungen bestätigt fand. 3ugegeben soll werden, daß das Expansionsbedürfnis des Anschaffungsamtes sehr erheblich zu­genommen hat, und daß so der Geschäftskreis über den ursprünglich rorgesehenen Kreis weit hinausgegangen ist. Damit wurden aber auch gleichzeitig den Gegnern gemeinwirtschaftlicher städtischer Unter­nehmen genügend Gründe für ihre Angriffe gegen das Anschaffungs amt geliefert. Eine allgemeine Reorganisation des Amtes ist bereits in Angriff genommen; sie wird sich besonders darauf erstrecken, die Unkosten in ein gesundes Verhältnis zum Umfag zu bringen und die Beobachtung gesunder kauf­männischer Grundsätze den Leitern zur Pflicht zu machen.

Die Tatsachen, daß gelegentlich solche städtischen Unternehmen versagen, beweist noch nichts gegen die Unternehmen an sich, deshalb werden die Sozialdemokraten gegen beide Anträge stimmen. Als Vertreter des Magistrats mies Stadtrat Gaebel ( Komm.) die Angriffe des Redners der Wirtschaftspartei auf das Anschaffungsamt zurück. Die Stadt wird nach der Reorganisation des Anschaffungsamtes darauf dringen, daß alle städtischen Dienststellen ihren Bedarf beim Anschaffungsamt decken Stadtverordneter Meyer( Dem.) hielt eine große Rede gegen das Anschaffungsamt. Er betonte zwar einleitend, daß er und feine Freunde nicht auf dem Standpunkt ständen, daß nur die Privatindustrie ein Recht zum Betrieb von Geschäftsunternehmen habe, sondern daß Monopolbetriebe, wie Gas, Waller, und Elettrizitätswerte durchaus in die öffentliche Hand gehören. Es müsse dann aber auch eine Beschränkung auf das Monopol eintreten. Die Stadt sei nicht dazu da, in das Er. merbsleben der Bürger einzugreifen. In letzter Zeit sei aber die Konkurrenz der städtischen Erwerbsgesellschaften immer unerträg licher geworden. Die Kriegseinrichtungen bei solchen Aemtern seien nicht nur beibehalten worden, sondern in ganz unzulässiger Weise ausgebaut worden und wüchsen sich nunmehr zu einer Gefahr für Handel und Gewerbe aus. Es sei nicht Sache der Stadt zu spetu­fieren. Meyer forderte weitestgehenden Abbau des Anschaffungs­

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Gif.

Das Weib, das den Mord beging.

Roman von Frit Red- Malleczewen. ( Schluß.)

Und da wäre also dieses Anhängsel von Charlottenburg  mit großen wohlgeheizten Bierlokalen hinter riesigen Spiegel scheiben. Da steht man also und tut, was sonst nur fleine verhungerte Kinderchen zu tun pflegen: steht an den Schei­ben, preßt die Stumpfnase heran, sieht behäbig pollbusige Weiber und Bürger mit dem feisten Genic von Mastochsen Rumpfteats begießen mit Worcestersauce und hält außer dem Merkblatt des Fürsorgevereins ja noch immer das Bank­notenpädchen in der Hand...

Aber man geht durchaus nicht hinein. Man geht weiter, und weiß nicht wohin und weiß nicht, warum es an diesem Abend so leicht und fröhlich ist im Herzen. Und da ist denn por so einem Lokal eine Drehtür mit einem tressenbesetzten Portier und einem friegsblinden Bettler davor. Bettler Bettler aber streckt die Hand aus, Bettler will etwas haben.

Bettler fühlt plötzlich ein ansehnliches Patet in der Hand, Bettler tastet und fühlt eine ansehnliche Anzahl von Scheinen, wird plötzlich sehend, reibt sich, um sich zu über­zeugen, daß es sich um feine Luftspiegelung handelt, die Augen, sieht sich im Besitz einer vollkommen unwahr­scheinlichen Summe und sieht eine fleine Frauengestalt um die Ecke verschwinden. Dummes Luder," sagt der Bettler und legt die Binde wieder um die Augen. Da ist inzwischen die fleine Sif schon weiter gegangen.

Als die Aussprache fich in Einzelheiten verlor und das Intereffe des Hauses start nachließ, stellte Stadtverordneter Schwarz ( D. Vp.) einen Antrag auf Uebermeijung der ganzen Angelegenheit an einen Ausschuß. Nach einer Ge­schäftsordnungsdebatte ging schließlich die Aussprache weiter, in der u. a. noch die Stadtverordneten Leh( Komm.), Genosse Bublih und Hate( Bp.) sprachen. Schließlich wurden dann die Anträge zur Behandlung an einen besonderen Ausschuß verwiesen. Bei der Erledigung einer ganzen Reihe von Grundstüdsvor­lagen wurde auch eine Vorlage des Magistrats wegen des Anlaufes des Rittergutes Selchow zur Erweiterung der südlichen Rieselfelder angenommen. Nach der Begründung durch den Stadtverordneten Raddah( Komm.) wurde ohne weitere Debatte mit den Stimmen der Linken ein Antrag der Kommunisten angenommen, der vom Magistrat

Maßnahmen gegen die Steigerung der Mieten am 1. April und am 1. Oftober verlangt. Bei der Beratung eines volksparteilichen Antrages. der die Stärkung der Disziplinargewalt des Vorstehers zum Gegenstand hat, fündigte der Kommunist Leh schärffte Opposition seiner Frattion gegen eine Beschränkung der Redefreiheit" an. Auf Antrag unserer Genoffen wurde der Antrag dem Geschäftsordnungsausschuß über wiesen.

Krull wieder in Tegel  .

Wie die Flucht möglich wurde.

Der auf dem Gefangenentransport am Montag aus dem Polizeiauto entwichene Leutnant a. D. Ernst Krull ist am gestrigen Donnerstag nachmittag durch Rechtsanwalt Walter Bahn wieder in die Strafanstalt Tegel   zurückgebracht worden. Am Abend vorher hatte Krull Rechtsanwalt Bahn, der ihn in seinen früheren Prozessen verteidigt hatte, aufgesucht und ihn gebeten, ihm in seiner Gnadenfache Beistand zu leisten. Er versicherte dabei, daß er nicht die Absicht habe, sich dauernd der Strafe zu entziehen, sondern daß seine Flucht aus dem Gefängnis lediglich eine Flucht in die Oeffentlichkeit" sein sollte.

Krull hat von der ihm auferlegten Strafe von 9 Monaten noch 6 Monate zu verbüßen. Er fühlt sich aber beschwert darüber, daß ihm die Zeit von 3 Monaten Untersuchungshaft zwischen der Fällung des Urteils und der Revision am Reichsgericht nicht ange­rechnet worden ist, und das um so mehr, als er bereits in der Affäre Roja Luxemburg unter Mordverdacht 10 Monate unschuldig in Untersuchungshaft gesessen habe. Wie sich jetzt herausstellt, war die Flucht Krulls aus dem Polizeiauto burch einen eigenartigen, etwas komisch anmutenden Zufall ermöglicht worden. In dem Polizeiauto, das den Transport von Tegel   nach den verschiedenen Amtsgerichten und Untersuchungsgefängnissen zu bewerkstelligen hatte, befand sich auch eine weibliche Person, die in der im Polizei­auto befindlichen Internierungszelle untergebracht wurde. Diese Frau war aber so dick, daß sie die enge Zelle derart ausfüllte, daß die Tür nicht verschlossen werden konnte. Die offene Zellentür ver­hinderte aber auch, daß die andere Tür geschlossen werden konnte. Als der begleitende Strafanstaltswachtmeister beim Amtsgericht Reinickendorf   die Insassen des Wagens abzuliefern hatte, gelang es Krull, hinter dem Rücken des Kraftwagenführers, der pflichtgemäß während dieser Zeit den Ausgang des Wagens beaufsichtigen sollte, unbemerkt zu entwischen. Die beiden Beamten sind übrigens fofort

die Häuserecken und peitscht die Haut mit feinen scharfen| Kristallen. Da sie gar so auffällig ist in dem hellen Kleide und ihrer offensichtlichen Planlosigkeit, so fällt sie vor dem Bahnhofsgebäude dem Wachtmeister auf, der eben den Last wagenführer Willamowski wegen mangelhafter Beleuchtung aufgeschrieben hat. Und da die ferneren Schicksale der klei­nen Sif ja noch einmal in den nächsten Tagen die Aufmerk­famkeit der Deffentlichkeit auf sich lenken, so ist der Bericht des Mannes erhalten geblieben und figuriert als letztes Do fument in thren schon mehrfach erwähnten Akten. Fehlt Ihnen etwas, Fräulenn?" fragt freundlich der Mann.

Da schüttelt sie freundlich den Kopf und geht weiter. und nun liegt ja eigentlich das schrecklich grollende Berlin  hinter ihr, und vor ihr dehnt sich mit unbebauten Straßen zuerst und mit den schwarzen Waldungen dahinter die Jungfernheide... ach ja, mit der Gelegenheit, geschlachtet folonien... zu werden zwischen Bretterzäunen und verlaffenen Lauben­

Aber wenn man nichts mehr zu hoffen hat, so hat man ja wohl auch nichts mehr zu fürchten. Und so marschiert man ganz gleichmütig und beinahe fröhlich hinein ins Dunkle.

Tiefe, tiefe Nacht ist es nun schon, als sie den verlasse nen Sportplag erreicht, der eingefroren und verschneit von Sommerfonne und den Spielen junger Menschen träumt. Müde ist sie nun... wird müber bei jedem Schritt: das läßt sich nicht leugnen. Aber eine unfägliche wohltuende Müdig feit ist es, ein ganz himmlischer Friede; und man fönnte sich nun niederlegen zu einem Schlaf, wie er unerreichbar ist für Aufsichtsratsvorsitzende und Generaldirektoren und Milliar däre felbft. Hier aber, wo sie mitten in der Nacht die über den Kanal führende Brücke passiert und schon den dichten, Und weiter laufen die fleinen müden Füße immer ganz einsamen Wald vor sich hat: hier geschieht es, daß der weiter... immer weiter... wohin nur, wohin? Und hier, große Schwarze Fenriswolf, der da aufgestiegen ist am West in den noch erleuchteten Straßen freugt wohl hin und wieder himmel. seine Branten ausstreckt. Und plötzlich ſtöhnt der ein Herr in Belzmantel und Galoschen den Weg eines jungen Wind noch einmal ganz eigentümlich auf, und plötzlich bringt Frauenzimmers, das auffällig genug aussieht bei fünfund er einen ganzen Sac diefer feinen harten Kristalle mit sich zwanzig Grad Frost in dem hellen Sommerfähnchen. Und und ganze Wolfen dann mit großen, schweren Flocken. Da ber Herr gibt durch Räuspern und sonstige Reichen zu versteht man plöglich in einem ungeheuren Chaos von Schnee stehen, daß er ein Mann und sie eine Frau ist, wie man das und sieht nichts um fich als unendliches Grau und weiß nicht eben so macht. Aber da sieht er im Laternenschein nur ein vorwärts noch rückwärts. mageres Kindergesicht mit großen, ach, nun so unirdisch ge­wordenen Augen. Und unterläßt weitere Zeichen und geht ein wenig beschämt weiter. Ja, wirklich hat es etwas auf sich mit dem unsichtbaren Heiligenschein... wirklich, wirklich

Und siehe, nun werden die großen bösen Sterne des schwarzen Nachthimmels verschlungen von einer schwärzeren Bolte, die langsam sich heranschiebt, und Wind schralt um

Da müßte man sich jetzt eigentlich zurüdtasten zu dem Schleusenwärter am Kanal oder zu einem der fleinen Biers lofale vielleicht. Und denkt doch gar nicht an Schleusen wärter und fleine mulmige Stuben und marschiert tiefer hin­ein in Sturm und Schnee. Und denkt plötzlich an ein Lied­chen, das man in alten Rindertagen wohl schon gehört hat, als man auf dem Schoße einer Menschenmutter noch sich bergen konnte. Ein Liedchen, das eigentlich nur wenig zu

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Freitag, 13. Mai 1927

vom Dienst abgelöst worden, und es wird gegen sie eine Unter­suchung eingeleitet werden, ob sie sich einer fahrlässigen Gefangenen­befreiung schuldig gemacht haben. Krull war auf Vorstellungen seines Anwalts gestern sofort bereit, ins Gefängnis zurückzukehren, nachdem dieser im Justizministerium ein Gnadengesuch auf Anred nung der 3 Monate Untersuchungshaft eingereicht hatte, und nac dem Rechtsanwalt Bahn die Zusage erhalten hatte, daß die Aften von der zuständigen Gnadenabteilung geprüft werden soller

Er wollte ein neues Leben beginnen.

Die Richter hatten Einsehen!

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Bor den Richtern steht ein Mann, der sich wegen Führung falscher Papiere zu verantworten hat. Er ist sein eigener Berteidiger. Meine Herren Richter! so führte er aus-, ich bin 35 Jahre alt und fünfmal vorbestraft. Sie wissen, es waren schwere Ein­bruchsdiebstähle, für die ich hart gebüßt habe. Ich will hier nicht darüber sprechen, wie ich zu meinen Taten und zu meinen Strafen fchehen. Und wie ich mit mir gefämpft habe, wie ich mir jedesmal gekommen bin. Glauben Sie mir, aus llebermut ist es nicht ge von neuem vorgenommen habe, nie wieder ins Gefängnis zurück­zukehren, davon will ich schweigen. Sie wissen es wohl, wie schwer zufinden; es ist wie ein Fluch, der an ihm haftet. Als ich aber das es für einen Vorbestraften ist, den Weg ins geordnete Leben zurüd­leẞtemal im Jahre 1923 das Gefängnis verließ, da wußte ich: Du fehrst nicht mehr hierher zurück. Ich fuhr in meine Heimat an den Rhein  , um hier neue Kräfte für ein neues Leben zu schöpfen. Zwei Jahre waren seither verflossen, da erfuhr ich plöglich, daß in Altona  wegen irgendeiner Tat aus früheren Jahren gegen mich ein neues Verfahren eröffnet sei. Ich war der Verzweiflung nahe, jeden Augenblick erwartete ich meine Verhaftung. Also war alles umsonst! Nein, es darf nicht sein, sagte ich mir; ich bin ein neuer Mensch; haftet für die Behörden an meinem Namen mein früheres Ich, so soll dieser Name ausgelöscht sein. Ich erhielt von meinem Freunde dessen Invalidenkarte, fuhr damit nach Berlin   und nahm als Bor­arbeiter in einer Fabrit Arbeit an. Für meine Vergangenheit war ich tot, für meine Umwelt war ich mit meinem neuen Namen ein neuer Mensch. Ich lernte eine Frau kennen und lieben, fie follte meine Lebensgefährtin werden. Als ich arbeitslos wurde, meldete ich mich bei der Arbeitslosenfürsorge; ich hatte Anspruch darauf. Auf den gleichen Namen, auf den ich gearbeitet hatte, auf den ich meine Steuer bezahlt hatte, bezog ich nun Arbeitslosenunterstützung. Sch hätte meinen früheren Namen wieder aufnehmen können, denn das Verfahren gegen mich in Altona   war eingestellt worden. Ich durfte es aber nicht tun, da ich der Arbeitslosenunterstüßung verlustig ge= gangen wäre. Dann kam man aber hinter meine falschen Papiere. Urkundenfälschung. Der Staatsanwalt hat gegen mich sechs Und nun stehe ich vor Ihnen unter der Anklage der schmeren Monate Gefängnis beantragt; megen meiner Borftrafen verdiente ich eine höhere Strafe, meinte er. Meine Herren Richler, das verstehe ich nicht. Gerade wegen meiner Vorfirafen hatte ich so schwer um eine neue Eriftenz zu ringen; gerade um dieser Vorstrafen willen habe ich meinen Ramen geändert. So müßten sie einen Milderungs­grund für mich sein, nicht ein Erschwerungsgrund, wie dies der Staatsanwalt behauptet. Was habe ich denn verbrochen? Um mir ein Fortkommen zu verschaffen, habe ich rair andere Legitimations papiere verschafft. Das tann fein Verbrechen sein, höchstens eine Uebertretung. Der Staatsanwalt will aber das, was ich mit so großer Mühe aufgebaut habe, vernichten, mein ganzes Lebensglück zerstören. Das fann nicht im Interesse des Staates liegen, deffen pe Anwalt er zu sein vorgibt. Ich bitte um eine Geldstrafe."

Das Gericht sprach den Angeklagten im Namen des Boltes frei. Es hatte mehr Einsehen als dieser Anwall des Staates.

Das Köllnische Gymnasium in der Inselstraße, Berlins   älteste höhere Schule, die jetzt als 2ufbau- und Begabten schule" organisiert ist, hat einen neuen Direktor erhalten. An Stelle des bisherigen Direktors Goß, der zum Schulrat für den Anwaltsbezirt Röpenick gewählt wurde, ist der zuletzt an der Sophienschule tätig gewesene Studienrat Genosse Dr. Ka merau zum Direktor des Köllnischen Gymnasiums   gewählt worden. Kore merau ist auch Stadtverordneter von Berlin  , gewählt im Kreis Charlottenburg  .

tun hat mit Hohenzollerntanal und Jungfernheide: da geht Maria durch einen Dornwald und kann nicht weiter. Aber da sie ein Kind in ihrem Schoße trägt, da tragen die Dor­nen plötzlich Rosen. Da fann man ganz leicht sein Kindlein durch den Wald tragen.

Da stürzt heulend sich eine gewaltige Schneegarbe vom Himmel. Und Schnee durchnäßt Haar und Rock  , fährt durch das dünne, dünne Kleid, wird tiefer und tiefer mit jedem Schritt, reicht nun bis zu den Knöcheln, bis zu den Knien beinahe schon...

Wie sie, mit der sich am nächsten Lage die Rotations maschinen der Berliner   Presse ja noch einmal zu beschäftigen haben wie sie bei diesem Wetter die ungeheure Strede zurücklegt bis zu dem See, ist eines der vielen Rätsel diefer Nacht. Und da liegt denn nach Mitternacht   schon vor ihr der Waldsaum und der Strand, der im Sommer nur jo mimmelt von braungebrannten, nackten Menschen. Ganz vergraben liegt das Eis unter gewaltigen und immer höher werdenden Schneewällen, und wie jener gespenstische Reiter auf dem Bodensee   merkt man eigentlich nicht, daß man Wasser unter seinen Füßen hat mit fortgeworfenen Sweatern des Sportklubs Germania   auf dem Grunde und roftigen Konservenbüchsen und allen Wundern der Tiefe. So geht man und geht und weiß nicht, wohin. Und zur Linken feine Lichter und feine zur Rechten, und in dem ungeheuer lichen weißen Chaos vor den Schleiern des Schneciturmes feine Spur von menschlichen Siedelungen: reine, anständige, weiße Dede.

Noch arbeitet man sich ja, obwohl der Schnee nun bis au den Hüften schon geht, eine gute halbe Stunde weiter: Schritt für Schritt.

Wandererfüße versinken so tief im Schnee, müssen bei jedem Schritt sich heben, so hoch, so mühsam Ja, fehi, Müdigkeit ist num da. felige. tiefe Müdigkeit, die nic is mehr weiß von dem Gezänt der Menschen: Friede, Friede

Da steht man noch einmal, wittert herum in der Luft, sieht noch einmal um sich... sieht nichts mehr.

Streckt sich wohlig aus mit einem findlichen Löcheln, ist eingeweht von dem weißen Bahriuch in wenigen Minuten. Schläft ein, und mag vielleicht in Tagen gefunden wer­den, wenn die Februarfenne ein leichtes Sommerkleidchen hervorholt aus dem Schnee.

Heute aber brausen sie noch, die großen meißen   Stürme, die heranfegen vom Pol und gar nichts wiffen wollen von den Rauchwolken eurer Ramine und dem Lärm eurer Menschensiedelungen.

Schlaf, lieber, freundlicher Schlaf. Selig find die Heimatlosen. Denn ich glaube, sie werden nach Hause kommen.