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Freitag

13. Mai 1927

Unterhaltung und Wissen

Die Nächte des stillen Hauses.

Bon Heinz Liepmann  .

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Ein Knabe noch, tam er in der ersten warmen Nacht über Kartoffelfelder und eine regentrübe Landstraße; blutende Füße und geschwollene Baden, müde Gedanken und leere Fände schleppte er in die große Stadt, die noch obgleich bereits eine Sternennacht über allen Himmeln lag ihre Sinfonie spielte aus tausend­farbigem Geräusch und Licht. Breite Straßen und frumme, schatten­werfende Gassen, flüsternde schwarze Paare, einsame Laternen, Häuser wie Silhouetten, dünne Schreie aus roten Borhängen, und endlich geht es nicht weiter, weil die Knie zittern, weil das Blut in den Adern zu sausen beginnt. Da triecht denn der Wandersmann in das nächste Tor und eben dieses gehört dem stillen Hause in der Santt- Marien- Gaffe, das Haus, in dem Maria Theriesia, die große Königin, geschlafen hat, einst, als sie verfallen mar mit Leib und Seele dem einäugigen Herzog von Wels, dem dies Haus gehörte. Damals hatte sie den Krieg gegen den großen Friedrich von Preußen  verloren.

Der Knabe triecht breite Stufen hinauf, das Haus ist dunkel und ohne Laut, nur das Tor schlägt plötzlich zu, eine alte Glocke jammert durch die Wölbung der Treppen, aber niemand kommt, Des Knaben lautes Herzklopfen zu hören, es bleibt finster und verlassen; so triecht er die Stufen hinauf, fühlt noch eine Tür, und glaubt dann füße, filbertlingende Stimmen der Engel zu hören.

Er schreibt einen Brief:

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Liebe Mutter! Dein Sohn ist vor dir geflohen, liebe Mutter, und du weißt warum. So wisse auch, daß du mich nicht mehr sehen wirst, denn du bist es, welche die mütterlichen Leiden für mich er­litten, die du geduldet haft mit sanftem Lächeln um bleiche Lippen, als man mich dir reichte, darum, liebe Mutter, weil ich nicht deine müden weichen Augen und deine Hände für mich sich mühen lassen will. Berzeihe mir, die du jetzt einsam bist in einem Dorfe, wie ich in einem stillen Haus."

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Die Chronit hat man dann erst viel später gefunden, und wenn nicht die neue Bahn durch die Stadt gebaut worden wäre, mitten durch die Sankt- Marien- Gaffe, und das Haus, erbaut fiebenzehn hundertvierunddreißig vom Herzog von Wels, das man nun hat niederreißen müssen, man hat ein anderes Altersheim gebaut so hätte man niemals die Chronik gefunden und wohl auch nicht ihn, aber man weiß ja den Namen des Knaben nicht. Seine Mutter, sie lebt sicherlich noch in dem kleinen Dorf und wartet, eine alte, lächelnde Frau, auf die Schritte an der Treppe; ihr sagt man vielleicht von dieser Chronit, und sie wird dann wissen, daß es ihr Sohn ist, von dem ich erzähle. So bitte ich euch alle: geht zu den alten, lächelnden Frauen in euren Dörfern, die müde, gütige Augen haben und bringt ihnen diese Blätter. Vielleicht kann dann cine alte Frau besser schlafen des Nachts.

Niemand verwunderte es, daß des stillen Hauses in der Sankt­Marien- Gasse Nächte wundersam erleuchtet waren von einer fleinen Kerze am Giebel: und es wußte um den Knaben, der in der Kammer hauste, auch nur die Magd, die ihm heimlich Speise und Licht brachte aber die Alte starb eines Tages ganz plöglich, ihr treuer guter Blick erlosch wie eine Kerze am Nachmittag ihr Mund war still, und einen gab es, der sie beweinte, aber das alles war viel später.

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Er lebte nachts und tags träumte ihm im Schlaf. Wenn die alten Damen, in die Ruhe des letzten Seufzers versunken, ihre ein­famen Betten erfüllt hatten, wohl noch schlaflos vor allzuviel Er­innerung, in die Zeit hinabstarrten, die Dunkelheit auf dem Rücken in den Betten liegend, um diese Stunde erwachte der Knabe und dehnte seine Kräfte.

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Uebrigens hätte er auch bei Lebzeiten berühmt werden können. Seine Sonaten und seine Lieder, die er ohne Instrument ge= schaffen die er schuf in diesen einsamen Nächten- sie sind nicht nur wertvoll, sondern auch wirkungssicher. Er war vielleicht Mitte der Zwanziger. Wenn es fahl wurde, und die zarten Geräusche der Nacht in den fühlen Morgenwinden verwehten, legte er sich zum Schlafe.

Der Text eines Liedes von ihm ist: So war ich, so bin ich, so werde ich sein: unendlich, unfaßbar und ewig allein". und ein anderer Text ist:" Die Zeit vergeht an meinem Fenster, ich sehe ihr zu und sehe Gespenster  ; sie geht nicht, fie läuft nicht, sie steht auch nicht still; das fommt, weil ich niemals vergessen fie will."

Im Erdgeschoß brennt noch die Lampe  . Dort wohnt der Bförtner Lohe, dessen Frau ihm nach vierjähriger Ehe durchge­brannt ist; der Pförtner fißt zeitunglesend in der Ecke eines grünen Sofas Er ist zufrieden, daß er allein ist an solchen Abenden. Diese Ruhe! Und man kann sparen.

Im ersten Stock, genau über dem Zimmer des Pförtners Lohe, figt das neunzigjährige Fräulein Simmer. Sie ist schon ins Bett gegangen. Ihre hageren Fände sind bleich und fühl; sie hat ein Gesicht, wie ein fluger Bogel und sie kann die ganze Nacht in ihrem fühlen Bett liegen, dem sie keine Wärme mehr zu geben vermag, bis zum Tag. Aber da wird sie noch nicht geschlafen haben, denn fie muß soviel nachdenken. Sie kann überhaupt nicht mehr schlafen, aber eines Tages wird sie es doch wohl, denkt sie. Und das wird sicher morgen sein; immer morgen.

Das Zimmer darüber ist noch dunkler, denn der Mond kann nur bei Fräulein Simwer sein, um die sich sonst niemand fümmert. Es ist das Wohnzimmer des Ehepaares Muldin. Die beiden Alten Schlafen nebenan. Ihr Atem ist zu hören. Hier ist nur eine kleine Katze, die auch schon lange schläft. Sie liegt auf einem großen Album, welches voll ist von Photographien. Ach, die Kinder, wie sie klein waren. Jetzt schicken sie den Eltern jeden Monat einen Wechsel mit stets dem gleichen Brief aus fernen Städten. Darüber liegt und träumt nun eine fleine Kaze.

Ueber diesem Zimmer wohnt der Fremde. Bei ihm ist Olga, die blonde Frau des Pförtners Lohe. Sie sagt:

Als ich das erstemal zu dir tam, aus Neugier, weil ich nächtlich wie eine unbegreifliche Gestalt dich im Giebel verschwinden sah, hast du mit Worten wie Hände nach mir gegriffen, und ich bin bei dir geblieben, deine Geliebte. Glühende Worte sprachst du

Ich habe sie vergessen," sagte er. ,, Willst du arbeiten?" fragt sie und richtet geschäftig mit ihm wohlbekannter Beste und Bewegung seine Bequemlichkeit. Er kennt Die letzten Falten ihres Gesichtes und ihres Gehirnes. Sie hat ihm alles gegeben und nun findet er sie leer.

Nein," sagt er und blickt sie an, nein, ich fann nicht arbeiten, du nimmst mir den Atem!"

In der ersten warmen Nacht, als das Eis frachend auf den Geen zersprang, und der Wind um das stille Haus jauchzte, starb Fräulein Simmer. Da fand der Pförtner Lohe, der es nicht aus­halten fonnte in seinem Schlafgemach, vor seiner Tür ein tod­

Mit Gott für Kaiser und Republik!

tz

v. Keudell: Soweit Wilhelms Rüdfehr verboten bleibt, müssen wir wohl einer Berlängerung des Republik­schuhgefehes zustimmen, lieber Hergt, da kommen wir nicht drumrum."

Hergt: Hm, gewiß... Aber könnte nicht zuvor der Borstand der Deutschnationalen Partei eine Ergebenheits­adresse nach Doorn absenden?"

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müdes Weib. Er nahm sie mit, aber sie sagte fein Wort, wo sie gewesen war während der vielen Wochen, und er fragte sie dann auch nie mehr, fie aber war stiller geworden als je. Der da oben aber stand in seiner Kammer mit nadter Brust und ließ den Wind in seine Lungen tanzen. " Ich bin frei," jubelte er, ich bin allein!" Er atmete tief und lächelte dankbar und glücklich zu den Sternen.

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Der bekannte Musiker erhielt einen Brief. Ich schicke Ihnen zwei Lieder, mit denen Sie machen können, was Sie wollen; Sie mögen der alten Magd dafür soviel Geld geben, wie sie Ihnen wert sind. Damit Sie sehen, daß ich Ihnen ungefährlich bin, sage ich Ihnen folgendes: Ich lebe sehr glücklich, in einer Kammer, und verlasse sie nie. Kein Mensch, außer der alten Magd, weiß um mich und meinen Aufenthalt, denn meine Kammer ist verschollen wie ich. Alles Geschehen läuft Parade an mir vorbei. Ich bin der einzige Bol unserer Zeit."

Der Musiker hat den Brief verbrannt und, nachdem er sie ver. geblich auszufragen versucht hat, der Magd Geld gegeben. Durch die beiden Lieder wurde er dann auch berühmt.

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Ein großer Krieg ist gekommen. Die alten Frauen beten und stricken. Die Lohes mußten als Ausländer fliehen. In dem Bett, in welchem Fräulein Simmers gestorben war, schläft nun eine, die die Zeit überwältigt hat, eine junge Frau, ergraut und erblindet. In dieser Zeit schrieb der da oben: Eure Tage sind meine Nächte; eure Nächte sind meine Tage, wer irrt sich nun?"

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Nun geht es sehr schnell zum Ende.

Als die alte Magd den zweiten Tag nicht fam, wurde der mann besorgt und hungrig. Am dritten aber erkannte er die Nichtigkeit der Weisheit seines Lebens, denn durch das Fehlen der Magd empfand er schrecklich auch seine ewige Hörigkeit zum Alltag. Da ist er ausgelöscht, irgendwie, wohl sanft und bestimmt nicht vor Hunger. Ueber die letzten wachen Momente dieses Menschen wird sich von mir fleinem Schreiber nichts sagen lassen. Und, wie gesagt, als das Haus abgerissen wurde, weil eine Bahn, und gerade mitten durch die schöne alte Santt- Marien­Gaffe da fand man alles. Aber, den alten Frauen nicht wahr? denen werdet ihr diese. Blätter schicken?! So sind die Nächte des stillen Hauses in der Sankt- Marien­Gasse vergangen.

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Wie ich Redakteur wurde.

Bon Richard Fischer.*)

Vor 50 Jahren war es, in Zürich   war ich Sozialdemokrat ge­morden, dann war ich nach Lausanne   gekommen, hatte. dort in einer Druckerei, in der eine deutsche Freimaurerzeitung gedruckt wurde, eine sehr lohnende Stellung gefunden. Bisher wurden die Korret­turen an einen Professor nach Genf   gesandt, was ebenso zeitraubend mie fostspielig war. Der deutsche Mitinhaber der Firma fand bald heraus, daß ich das auch verstand, und so wurde mir dies Amt über­tragen, was meinen Verdienst wesentlich steigerte. Im Sozialdemo­fratischen Arbeiterverein Lausanne bekam ich die ersten Lassalleschen Broschüren zu lesen, die ich wie einen Roman verschlang. Steins Französische Revolution", Grüns Geschichte der sozialen Bewe gung" und Weilings Harmonie" eröffneten mir eine neue Welt, furz: ich geriet in ein ganz neues Leben bisher war Tanz, ab und zu eine Fleine Rauferei, ein bißchen Charmieren mit Mädels mein Lebensinhalt gewesen. Jetzt war ich mit Leib und Seele der Politik, der Arbeiterbewegung verfallen. Als Vorstandsmitglied des Vereins war ich im Laufe des Sommers ein paarmal nach Genf   gekommen, hatte dort den Jenn Philipp Beder fennen und verehren gelernt. Bei einer internationalen Verbrüderung hat er mich zu meiner ersten Rede animiert, in der ich auch glücklich stecken geblieben war, aber mit väterlicher Nachficht verwandelte der Alte das redne: rische Fiasko in einen Scheinerfolg. Sein Zweck mar erreicht, ich hatte ,, Blut geleckt" und redete künftig öfters, ohne stecken zu bleiben. *) Aus dem literarischen Nachlaß des verstorbenen Genossen.

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Beilage des Vorwärts

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Es ging mir in Lausanne   zu gut; bald hatte ich ein paar Hundert Franken erspart, mit einem jungen Parteigenossen aus Schlesien  , einem Schlosser, der aus einer Herrnhuter   Familie stammte und ebenso wie ich die religiösen Eierschalen abstieß, hatte ich einen aben­teuerlichen Reiseplan verabredet. Wir wollten nach Italien  Spanien  . In Lyon   sollte es war die Zeit des Carlistenaufstandes- ein carlistisches Werbebureau existieren. Die Adresse hatten wir. Dort wollten wir uns anwerben lassen. 500 Franken betrug an= geblich das Werbegeld. In Spanien   gedachten wir zu desertieren und mit Hilfe der deutschen   Gesandtschaft über Frankreich   nach Italien   spediert zu werden. Mit unserem Ersparten und dem Werbe­geld mußten wir herrlich durch Italien   kommen. So war's ab= gemacht.

Wir zogen los, über Genf   nach Neuchatel  , von dort nach Lyon  . In Neuchatel   ergriff meinen Genossen die Reue, er trat in Arbeit, ich zog allein nach Lyon  . Trotz des nach dem 71er Krieg in Frank­ reich   herrschenden Nationalhasses gegen alle Deutschen   konnte ich das risfieren, denn mein französisches Buchdruckerverbandsbuch enthielt als Geburtsort einfach ,, de Bavière"( aus Bayern  ), was ebenso un­deutlich geschrieben war, daß es als de Barière" gelesen werden mußte. So wanderte ich als Deutsch  - Schweizer   mit etwas stümper­haften französischen   Sprachkenntnissen. In Lyon   fiel der bereits in Neuchatel   halb ins Wasser gefallene Plan völlig ins Wasser, das carlistische Werbebureau existierte nicht.

Und nun folgte eine dreizehnwöchige Walze, im Anfang noch mit" Eisenbahnfahrten, später nur noch als Tippelmarsch freuz und quer zurüd. Nirgends fand ich Arbeit. In Würzburg   hatte ich den legten Groschen Geld ausgegeben. So langsam war mir aller Reise­mus vergangen. Ich versuchte bei der dort vorgenommenen Main­regulierung als Tagelöhner Arbeit zu friegen. Nach ein paar Stunden Karrenschieben brach ich zusammen und mit 1,50 Mart ,, Ver­dienst" wurde ich als ,, D. U." fortgeschickt.

Ich kam dann nach Hof. Dort erschien bereits ein sozialdemo­fratisches Blatt. Natürlich suchte ich das Geschäftslotal auf. Die Genossen empfingen mich ganz fameradschaftlich und bewirteten mich abends in der Parteikneipe. Arbeit als Setzer fonnten sie mir nicht verschaffen, aber der Redakteur mußte nächster Tage eine Gefängnis­strafe antreten, und so machten mir die Genossen allen Ernstes den Vorschlag, ich solle an seiner Stelle den Redakteurposten antreten.

Achtzehn Jahre war ich alt; vor einem halben Jahre hatte ich zum ersten Male die Lassalleschen Broschüren zu Gesicht bekommen, diefe allerdings auch gleich gefressen. Außer der Greulichschen ,, Tag­wacht" in Zürich   und dem Leipziger   ,, Boltsstaat" hatte ich noch keine sozialdemokratische Zeitung gelesen. Von einer im sozialdemokratischen Geifte gefestigten Lebensauffassung konnte daher gar keine Rede sein und nun boten mir die Hofer Genossen nach ein paar Stun­den Unterhaltung die Redaktion ihres Blattes an. Ich war nun gerade kein schüchternes Bürschlein, aber das ging doch über mein Fassungsvermögen und über meine Courage hinaus. Ich lehnte also ab. Erst später habe ich erfahren, daß die Hofer Genossen nicht allzuviel riskiert hatten: ihr Blatt pfiff auf dem letzten Loch.

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Nun ging's nach Sachsen  . In Dresden   auf der Herberge zur Heimat" verkaufte ich mein letztes Hemd. In Chemnitz   fand ich end­lich Arbeit, erst als Adreßbuchsetzer, dann am Tageblatt", später in der Freien Presse". Ein Lohnkonflikt und ein daraus ent­springender Streit führte mich von Chemnitz   weg.

Im Frühjahr 1875 fam ich nach Augsburg   und fand in der ,, Newen Augsburger" bzw. Postzeitung" Kondition. Der Inhaber der Druckerei, Dr. Mar Huttler, ein katholischer Priester, war ein höchst humaner und anständiger Arbeitgeber. Er fragte nicht nach der politischen Gesinnung feiner Arbeiter, aber natürlich einen sozial­demokratischen Agitator" fonnte er bei den damaligen politischen Berhältnissen in Augsburg   und bei der politischen Unanständigkeit des liberaler kulturfämpferischen Bürgermeisters Fischer nicht beschäf­tigen. Geld zu ersparen, daß ich auf ein paar Tage in neuer Kluft nach Ich selber hatte damals nur einen Gedanken: bis Ostern so viel Chemnitz   reisen konnte, da dort jemand auf mich wartete. Ich lebte in strenger politischer Zurückgezogenheit und bald darauf war es mir möglich, nach Chemnitz   zu reisen, wo ich dann als etwas gereifterer Mann wie in Hof zum Redakteur des dortigen Parteiblattes gewählt wurde

Es war teine schöne Zeit, damals sozialdemokratischer Redakteur zu sein. Lange war meines Bleibens nicht, denn das Sozialisten­gejeg mit seinen drakonischen Strafen sorgte sehr schnell dafür, daß ich ,, Luftveränderung" bekam.

Heuschnupfen.

Alljährlich, wenn das Gras zum ersten Male gemäht wird, treten bei vielen Menschen Krankheitserscheinungen auf, die allgemein als Heufieber oder Heuschnupfen bezeichnet werden. Wie groß die Ver­breitung dieser äußerst lästigen Erkrankung der Nasen-, Mund-, Rachen- und selbst der Augenschleimhäute ist, beweist gewiß schon die dieses noch reichlich dunklen Gebietes energisch bemüht ist. Die Tatsache, daß ein Verein für Heufieberfranke um die Erforschung Symptome bestehen in heftigsten Niesattacken, die den Erkrankten schon vom frühen Morgen an plagen. Die Nase ist verstopft, die At­mung durch die Nase erschwert, der Mund und der Rachen, ent­zündet; in vielen Fällen tritt noch Asthma hinzu. Bei all diesen Er­scheinungen hat man schon vor langer Zeit auf die Zusammenhänge Berührung mit Blütenpollen von Obstbäumen, Gräsern, Getreide mit der Jahreszeit hingewiesen. So wirkt nach Rose schon allein die auslösend. Dieselbe Wirkung zeigt auch Staub verschiedener Art. Typisch ist immer, daß bei Fortfall des Reizes auch die Krankheits­erscheinungen sofort zurückgehen. In diesen reizauslösenden Fak­toren liegen auch die Schwierigkeiten, die sich der Behandlung von Heufieberfranken entgegenstellen. Das Universalmittel, eine See­reise, oder ein Aufenthalt auf einer Insel, wie Helgeland, ist nur den Wenigsten zugängig. In den allermeisten Fällen wird man ver­suchen, das negative Nervensystem, dessen leichte Erregbarkeit Vor­bedingung der Krankheit ist, durch Zufuhr von hochprozentigen Chlorkalziumlösungen zu stärken. Nach Schliad hat man hierin ein Vorbeugungs- und Heilmittel gefunden, welches immer Linderung verschafft. Auch Prof. Hasebroet, Hamburg  , empfiehlt eine ähnliche Behandlung. Dagegen hat der Schweizer Strebel aus blühenden Gräsern aller erreichbaren Sorten ein Mittel herstellen lassen, das den Namen Pollysat trägt. Er benutzt dieses Mittel namentlich zur Immunität der Kranken und gibt an, in einigen Fällen geradezu verblüffende Erfolge erzielt zu haben.

Alle die hier angegebenen Mittel wirken bei den einzelnen Patienten vollkommen verschieden, so daß sich ein Urteil über die Güte der Präparate nicht fällen läßt. Heute wird man wohl der neueren Strömung in der Therapie folgen und die Gesamtkon­stitution, d. h. die individuellen Eigentümlichkeiten des Patienten be­achten und danach die Behandlungsart wählen.

Der Füllfederhalter im alten Aegypten. Bei ägyptischen Aus­grabungen wurde fürzlich in einem etwa 4000 Jahre alten Grab ein merkwürdiger Gegenstand gefunden. Er bestand aus einem hohlen Rohr in der Länge und Dice eines großen Bleistiftes, an dessen Ende ein in der Form einer modernen Stahlfeder geschnittenes Stück Kupfer befestigt war. Die englischen Archäologen, die den Fund untersucht haben, sind der Ueberzeugung, daß man es hier mit einer Art von Füllfederhalter zu tun hat, und es ist übrigens auch nicht einzusehen, warum die alten Aegypter diese Erfindung nicht auch schon gemacht haben sollen.