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wollte, aus der Deutschnationalen Partet aus. Düringer er­fannte der Republik das Recht auf Selbstverteidigung zu. Daß er aber als deutschnationaler Fraktionsredner zum Schluß doch dazu kam, das Gesez in Bausch und Bogen ab zulehnen, versteht sich von selbst.

Die Deutschnationalen gingen dann bei der zweiten und britten Lesung zur schärferen Tonart über, indem sie die Abgg. Graef Thüringen und Bazille vorschickten. Besonders Bazille, der jegige württembergische Staatspräsident, verstand es, die Mehrheit aufs äußerste herauszufordern, indem er höhnisch von der sogenannten Republit" sprach. Er zählte die Gründe auf, aus denen das Gesetz für seine Partei völlig unannehmbar sei und gab die hoch tönende Versicherung ab, die Deutschnationalen würden trotz­alledem bleiben, was sie waren.

Ressortmäßig wurde die Vorlage vom Reichsinnen­minister Genossen Dr. Köster und vom Reichsjustizminister Genossen Dr. Rad bruch verireten. Auch der Reichskanzler Wirth griff wiederholt in temperamentvoller Weise in die Debatte ein. Da war es nun, daß er jene berühmte Rede hielt, die mit den Worten schloß:

In diesem Sinne müssen alle Hände, muß jeder Mund fich regen, um endlich in Deutschland die 2 fm ofphäre des Mor­des, der Vergiftung zu zerstören. Da steht der Feind, der Gift in die Wunden eines Boltes fräufell, da steht der Feind, und darüber kann kein Zweifel sein diefer Feind steht

rechts!

Am 18. Juli wurde das Gefeß, das im Rechtsausschuß verschiedene Aenderungen erfahren hatte, in dritter Lesung mit 303 gegen 102 Stimmen der Deutschnationalen an­genommen. Der Präsident stellte fest, daß damit die ver­faffungsändernde Mehrheit erreicht sei. Am 20. Juli passierte

es den Reichsrat, wo ein bayerischer Antrag, gegen es Einspruch zu erheben, feine Unterstügung gefunden hatte, und am 23. Juli 1922 wurde es im Reichsgesetzblatt verkündet. Mittlerweile war der Lenker des Mordautos, Tech om, in der Nähe von Frankfurt a. d. D. verhaftet worden. Das Komplott wurde damit aufgedeckt und erwies fich als ein Unternehmen der berüchtigten Organisation C( Conful), die aus der Erhardtbrigade hervorgegangen war. Die beiden Mörder Fischer und Kern hatten auf der Flucht, auf der Burgruine Saaled bei Kösen, hoffnungslos umstellt, den Tod gefunden.

Die politischen Wellen, die der Mord an Rathenau qus­gelöst hatte, wirkten sich nicht nur auf dem Gebiet der Gesetz gebung aus. In wiederholten ungeheuren Rundgebungen fand

es bort heißt, der rechts!" auch zum erstenmal ein Spalt geöffnet wurde, durch| tommunistischen Presse, oder wie Schreiberseelen der Moskauer Machthaber" stellt, obschon den die Deutschnationalen dann in die Regierung drängten. die Kommunisten mit Demokratie noch weniger als Deutschnationale zu tun haben. Wir wollen auch nichts von den hilflosen Redens­arten über den Borwärts" und die sozialistische Presse sagen.

Ja, was diese Leute können, ist geradezu verblüffend. Man steht und staunt, dann wendet man sich mit Grausen ab....

Und wiederum: Heute müssen die Deutschnationalen, weil sie in der Regierung sind und in ihr bleiben wollen, die zeitliche Verlängerung eines Gesetzes beschließen, dessen Erlaß vor wenigen Jahren für sie eine Stäupung und Interessant aber wird die deutschnationale Stilübung, soweit Brandmarfung vor der ganzen Welt bedeutet hatte. Als sie sich mit der Haltung der Germania " beschäftigt, die Monarchisten, die sie nach ihren eigenen Erklärungen bleiben doch immerhin das Hauptorgan des mit den Deutschnationalen im wollen, übernehmen sie den Schuh der Republik und be-| Reiche toalitionsbrüderlich verbundenen Zentrums ist. Von diesen stätigen das Gefeß, das damals gegen sie selbst, die Blatte fagt die Korrespondenz, es habe mit der Berichterstattung Feinde der Republik , gemacht worden ist. über den Stahlhelmtag einen der finstersten Großstadt. fch mods" beauftragt und dabei sei eine der wider. wärtigsten Leistungen" herausgekommen. Bisher habe sie angeblich bei der Germania " ein gewisses Gefühl für wirkliche nationale Berte" vorausgefeßt, jetzt aber müsse sie das Zentrums blatt zur Berliner Asphaltpresje rechnen". Der Bericht erstatter der Germania " ist weiter ein Schmierfink", deffent Inanspruchnahme die wahre Gesinnung von Menschen beweist, die immer dann offenbart, wenn der Firnis der parteipolitischen Wohlerzogenheit herunterge= waschen ist". Weil diese Schimpfepistel noch nicht zulangt, wird weiter von dem unwürdigen Geschmiere" der Germania " gesprochen. Für Koalitionsgenossen immerhin ein bißchen viel auf

Schamröte der Monarchisten.

Alle unsere Befürchtungen, die wir beim Eintritt der Deutschnationalen in die Reichsregierung mit denkbar nachdrücklichen Worten geäußert haben, erfüllen sich zwangsläufig und folgerichtig. Die deutschnationalen Minister haben bisher, ab­gesehen von belanglosen Personalfragen, nicht das geringst e im vaterländischen Sinne geschaffen, nicht das ge= ringste von dem Uebel verhindern können, das mittlerweile geschehen ist. Darüber hinaus ist aber noch viel größerer Schaden angerichtet worden durch die Verwirrung der Geister und zugleich durch die schwere Enttäuschung der bisher voll vertrauenden Massen. Nunmehr erfährt die Deffentlichkeit, daß die Deutschnatio­ nale Volkspartei gewillt ist, der Verlängerung des Repu blitschußgefezes, gegen das die Deutschnationale Boltspartei im Juli 1922 aus Gründen des Rechts und der Ehre den erbittertsten Kampf geführt hat, 3 uzustimmen. In dem Gesetz war, abgesehen von der ungeheuerlichen Parteigerichtsbarkeit für

jeden aufrechten deutschen Mann besonders der§ 23 einfach

unannehmbar.

Dieser Baragraph widerspricht allen Geboten der Treue, und die Schamröte steigt jedem aufrechten Deutschen ins Gesicht, wenn ihm zugemutet wird, ihn anzuerkennen oder gar gutzuheißen.

Wie mag fich nun der Vorstand der Deutschnationalen Bolts­partei die Wirkung auf die erdrückende Mehrheit innerhalb seiner Bartei vorstellen? Wie will er diesen Schritt rechtfertigen oder gar ( Deutsche Zeitung" vom 14. Mai 1927.) entschuldigen?"

Sozialdemokratie und Republikschuhgeseh. Der Vorstand der sozialdemokratischen Reichs. tagsfrattion hielt am Sonnabend während der Bollsizung des Reichstages eine Sigung ab, in der er sich mit dem Kompromiß­antrage zur Berlängerung des Republifschutzgesetzes beschäftigte. Er zusammentritt.

fich

einmal!

Baffen wir einen Mann sprechen, der dem Stahlhelm näher steht Wie steht es aber mit dem Stahlhelmiag in Wirklichkeit? als mir. Im Arminius ", der neuerdings von dem jetzt zum Stahlhelm übergegangenen Ehrhardt aufgekauft worden ist, wird der Stahlhelmtag unter der bezeichnenden Ueber­schrift Der große Irrtum" abgehandelt. In der Betrachtung finden wir diese Säße, die wert sind, nicht unterzugehen:

,, Der Aufmarsch des Stahlhelm war ein Mißerfolg... Berlin ist nicht erobert worden. Das lag nicht nur an Berlin . Es lag vor allem an dem Mißverhältnis zwischen dem gufen Willen und der geringen geistigen Kraft... Auch jezt beim Stahlhelmaufmarsch sahen wir wieder ein großes Aufgebot, aber feinen einheitlichen Geist. Die Führerzwiste des Stahlhelm find nachgerade jedem Winkelblatt befanntgeworden. Was heim Preffe­empfang geboten wurde, ließ die einheitliche Haltung vermissen. Die Stahlhelmbotschaft bot nur Allgemeinvläge... Der Auf­marsch des Stahlhelm versuchte, sich an die Massen zu menden und war daher verfehlt. Die Massen, die man mit einem Schlachtenfeuerwert begeistern fann, sind nicht die, die Deutsch land gebrauchen kann. Die Massen, die vom Anblick eines fun­felnden Aufmarsches hingerissen werden, sind Gewinnste des Augenblicks und nicht der Dauer... Hat einer vom Stahlhelm ein Gefühl der vollen Befriedigung mit nad) Hause bringen fönnen?"

Das steht, wie gesagt, in der neuerdings von Ehrhardt auf

fich das sozialistisch gesinnte Arbeitsvolt ohne Unterschied der behielt die Entscheidung der Fraktion vor, die am Montag gekauften Zeitschrift Arminius ", die sich als Kampfschrift für

damals bestehenden Richtungen zusammen. So entstand die Arbeitsgemeinschaft der sozialdemokratischen Mehrheitspartei und der Unabhängigen Sozialdemokratie, die Vorläuferin der bald darauf folgenden Einigung.

Aus Angst, daß damit der sozialistische Einfluß im Reichs­tag zu start werden könnte, schloffen sich Volkspartei, Zentrum und Demokraten zu einer Arbeitsgemeinschaft der Mitte" zusammen. Der Vorwärts" bezeichnete damals schon diese Arbeitsgemeinschaft als Vorläuferin eines werden­den Bürgerblods, was die Bresse der bürgerlichen Mitte natürlich durchaus nicht gelten laffen wollte. Damals regierte noch die Weimarer Koalition. Im Herbst ging sie dann zu Bruch an der Forderung des Zentrums und der Demokraten, auch die Volkspartei mitaufzunehmen. Es tam die Re­gierung Cuno- Rosenberg und der Einmarsch in das Ruhr­ gebiet ...

Der Eintritt der Boltspartei in die Regierung zog den Ein­tritt der Deutschnationalen nach sich. Es ist ein Wit der Weltgeschichte oder besser ein Beweis für die ewig wandel­bare Politik des Zentrums, daß in demselben Augenblick, in dem das Gesetz zum Schuße der Republik von einem Zentrums­fanzler begründet wurde mit dem Ruf ,, Der Feind steht

Mata Hari .

Bon Hermann Schüßinger.

Mata Hari geht wieder um. Die vom Kriegsgericht zu Vin­ cennes vom Leben zum Tod beförderte javanische Tänzerin ist über Nacht zur Tagessensation geworden. Franz Blei räumt ihr in feinem sensationellen Reißer" Glanz und Elend berühmter Frauen" ein volles Kapitel ein das ,, Achtuhr- Abendblatt" from­petet den leckeren Bissen wollüftig in die Welt hinaus der Spanier Gomez Carillo wirft ein Buch Mata Hari , das Geheimnis ihres Lebens und ihres Todes" auf den Weltbüchermarkt und schon bemächtigt sich das Kino des herrlichen Bratens und bringt einen übrigens gänzlich unhistorischen Sensationsfilm, Mata Hari , die rote Tänzerin".

Dabei wäre es gar nicht nötig gewesen, hier einen Behnpfennig­roman von der Kabarett- Dipa", die sich in einen blöden russischen Bauernjungen verliebt, um seinetwegen etliche Großfürsten und Erz­herzoge zu übertölpeln und etwas in militärischer Spionage zu machen, zu erfinden. Das Schicksal dieser von den Rädern des Welt­frieges zerftampften Frau ist so simpel und doch so erschütternd, daß man durch die nüchterne Darstellung der Wahrheit viel tiefer in das Innerste der Leser und Hörer hineinzustoßen vermöchte, als durch den platten, weanerischen Operettentitsch.

Mata Hari war Agentin des deutschen Nachrichtendienstes; darüber gibt es heute feinen Zweifel mehr. Sie hat in den Armen sehr hochstehender Persönlichkeiten, des Schloßbesizers von Dels, des Herzogs von Braunschweig , etlicher französischer Würdenträger und Jogar des englischen Königs Eduard VII. gelegen und dabei den Maßstab über Einnahmen und Ausgaben ihres fünstlerischen Berufs so gründlich verloren, daß sie als Mätresse hoher und höchster Militärs spielend in die Hände des Nachrichtendienstes" geriet. Wie das gemacht wird, erlebten wir während des Krieges in einer franzöfifchen Kleinstadt zwischen Epinal und Avricourt. Madame B., der übliche Mischling" zwischen französisch und deutsch , wie er in den Grenzgebieten zu Zehntausenden eristiert, war mährend der Abwesentheit ihres Mannes, der auf der anderen Seite der Fronten saß, die Freundin des bei ihr einquartierten Ritt­meisters der gten Dragoner geworden, schwamm plöglich in Samt und Seide und Geld, betrant sich in diesen Ausnahmezeiten", um die Langeweile und das Elend der Besatzung zu vergessen, mit den Leutnants der Schwadron und des Regiments.

Eines Tages fam der Gottfeibeiuns in Gestalt eines Straß burger Feldgendarmeriebeamten in ihr Zimmer und stellte die Quittung für die so reichlich geflossenen Darlehen aus: Morgen Ab­reife über Konstanz - Genf nach der anderen Seite der Front. Eine Biertelstunde lang schrie und polterte drüben das Zimmer. Etliche Drohungen( Internierungslager, Schuldhaft, Zwangsversteigerung usw.) wurden laut und dann fuhr der Sergeant mit seinem Bündel Elend davon. Bor einigen Wochen fam ich wieder in diese, uns in die Gehirne auf Lebenszeit eingebrannte Gegend. Unten im Tal lag die Meurthe und die rauchenden Schlote von St. Die , oben am Berg, zwischen den Wäldern, wo damals die Kanonen und die Haubigen standen, dehnte sich in graufiger Dede der Cimetier militaire", der Soldaten

Auch die demokratische Reichstagsfraktion wird sich mit der Frage erst am Montag beschäftigen.

Der große Irrtum."

Nachtlänge zum Stahlhelmtag.

Der Stahlhelm- Bund will zwar eine vaterländische, aber doch feine Parteiorganisation sein. Die Deutschnationalen aber behandeln ihn ganz so, als wenn er neben den Deutschkonservativen eine Interabteilung der Deutschnationalen Partei wäre. In der den Westarpiten dienstbaren Provinzpresse wird des­halb nachträglich noch immer die in Berlin längst ver gessene Parade als ein ungeheures Ereignis hingestellt. Die offizielle deutschnationale Parteilorrespondenz( TDNS.) liefert dazu das notwendige Material.

In ihrer neuesten Ausgabe widmet dieſe Rorrespondenz unter dem Titel Die Demokratie und der Stahlhelmtag" einen langen Artikel ihrem Zorn darüber, daß die unabhängige Presse in Berlin der Reklame des Stahlhelms nicht bedingungslos verfallen ist. Es fei hier übersehen, daß die deutschnationale Korrespondenz an die Spige ihrer Polemit gerade eine Betrachtung über die Haltung der

friedhof. Ein Meer voll weißer mit der Trifolore geschmüdter Kreuze. Ich schreite sie ab, um etwa einen Kameraden zu finden. Namen um Namen. Kranz um Kranz. Mon Frère"," Mon Fils", in einer lähmenden Eintönigkeit, noch im Tod uniformiert. Da, am rechten Flügel, wo der Friedhof wie eine Bastion über der Berg­straße hängt, ein Soldatengrab, wie die anderen. Ein weißes Kreuz, eine Trifolore und die Inschrift:

,, Un civil fusillé." Ich wende mich an den Wärter:

Hollo, hier fehlt der Name! Wer liegt denn da!" ,, Ein füfilierter Agent!"

,, Darf man wissen, wie er heißt?"

,, Nein. Der Kreisoffizier hat es verboten. Uebrigens: Es war eine Frau."

deutsche Nationalisten" bezeichnet. Wir haben feinen Grund, zu vermuten, daß diese Säße aus Feindschaft gegen den Stahlhelm geschrieben seien, in dem doch Ehrhardt selbst eine nicht unwesent­liche Rolle spielt. Wir überlassen es daher der deutschnationalen Parteilorrespondenz, auch für diese Abfanzlung des Stahlhelms die entsprechenden Kraftworte zu suchen. Sie scheint doch über einen ansehnlichen Vorrat von solchen zu verfügen.

Die Preissteigerung der Baustoffe. Eine fozialdemokra tische Große Anfrage wendet sich gegen die Preis steige rung der Baustoffe und weist darauf hin, daß bei den beiden wichtigen Baustoffen, Holz und Ziegelsteine, Preissteigerun gen um mehr als 20 Pro 3 zu verzeichnen seien. Es wird gefragt, welche Maßnahmen das Staatsministerium zu treffen ge­denkt, um diesen Preis mucher zu unterbinden, die Be­lieferung mit Baustoffen für den Wohnungsbau zu angemessenen Preisen sicherzustellen und dadurch die Durchführung des Wohnungs­bauprogramms 1927 zu ermöglichen.

Ein Erfolg der chinesischen Volfsarmee Fenjufiangs wird ge meldet: die Einnahme von Lojan.

Zahlreiche Kommunistenverhaffungen hat man wieder einmal in Japan vorgenommen, auch Russen. Alle Häfen werden scharf übermacht.

Der zweite Teil des Zuges bestand aus fünstlerisch ausgeführten Puppenfiguren. Aufschriften hatten:

Ein Affe: Auch ich habe eine Brille und lese gleichfalls nicht." Ein Baby: Ein Mensch, der fein Buch liest, ähnelt mir." Ein Schornsteinfeger: Unsere Befen fehren den Ruß aus den Kaminen, ein gutes Buch die Spreu aus den Köpfen."

Eine Uhr: Auf 24 Stunden schenke eine dem Buche." Ein Stadtverordneter: Wenn du fein Buch taufen fannst, so befominst du es in der öffentlichen Bibliothek."

Der dritte Teil stellte in der Karikatur die Institutionen dar, die öffentliche Büchereien befizen.

Den vierten Teil bildete ein in Lumpen gehülltes elendes Sfelett, welches den heutigen Stand der Bibliotheken darstellte. Den Schluß bildete eine vielföpfige, den Sejm darstellende Figur Bolonus" mit der Aufschrift: Der hohe Sejm beschließt: Jede Stadt, jedes Dorj muß unentgeltliche Büchereien befizen. Die Demonstration wurde an der Florastraße aufgelöst, wo die Finsternis öffentlich den Feuertod starb". Die begeisterte Be­

Ich gehe versonnen den Berg in die Stadt hinab und die tote Frau zwischen den zehntausend foten Soldaten verläßt mich nicht. An der Rue des 4eme Zouaves" ſteht unter dem überdachten Brunnen, genau so wie vor zehn Jahren, die alte Dupuis, die Waschvölkerung rief: Nieder mit der Finsternis, es lebe das Wissen." frau des Viertels, in genau demselben schmutzigen Kittel und grinst mit ihrem zahnlosen Mund aus ihrem dunstigen Loch heraus. Ich rufe fie an: Heda, Madame! Wie geht's, immer noch bei der Arbeit? Könnt ihr's doch noch schaffen?" ,, Es geht, mein Herr! Noch eine Weile! Die Knochen werden alt und die Augen blöde!"

Was macht denn Madame B.? Hat Sie den Krieg gut überlebt?" Da faucht die Here und feigt, daß ihr der Atem wie eine Dampf­pfeife durch die Zähne stößt:

Madame B.? Hahahahah! Die hat im November" nicht mehr den richtigen Anschluß gefunden! Zehn Minuten nach Ankunft der Bouaven war sie vor Gericht. Jetzt liegt sie da oben am Berg!"

Als man Mata Hari in Vincennes zur Richtstatt führte, zog sie noch einen Beigemantel über ihre langen, weichen, von so vielen Militärs und hoheiten" geschätzten Beine, trant einen Grog und machte noch einen schlechten Wig. Dann fiel sie zusammen, von elf Schüssen durchbohrt. Der zwölfte Schuß ging nicht los, denn der fommandierende Unteroffizier war ohnmächtig geworden. Und das halte ich für den schönsten Schluß der wahren Mata­Hari- Tragödie: Der feldblaue" Sergeant, der auf eine Frau nicht schießen fann.

Demonstration für Volksbildung.

In unserem Lodzer Parteiblatt lesen wir: Am Montag hatte Warschau eine ungewöhnliche Sensation. Die Straßen durchzog ein Propagandazug unter der Benennung Die Vollstreckung des Todes­urteils an die Finsternis"( Unwissen).

Im Zuge befanden sich vier Schülerorchester. Der erste Teil stellte die Eretution dar. Ein Tambour vollzog das Todesfignal. Hinter ihm schritten zwei Richter in schwarzen Togen, die das Todesverdikt über die Finsternis sprachen. Hinter ihnen schritt eine symbolische Figur in Gestalt eines Buches mit der Aufschrift Tod der Finsternis". In Ketten geschmiedet folgte das zum Tode ver­urteilte Unwissen in Gestalt eines entſtellten, verfrüppelten Wesens. Weiter folgten die Soldaten- Bücher" mit Gewehren und der Auf­schrift ,, Das Buch tötet das Unwissen".

Während des Umzuges verteilten die Arrangeure gegen Spenden fünstlerisch ausgeführte Abzeichen mit der Aufschrift: Der treueſte Freund ist ein gutes Buch."

Städtische Oper.( Der Jahrmartt von Sorotsching i.). Mussorgskyŋs Frühcper hatte einen freundlichen, nicht sehr starten, aber von feiner Seite bestrittenen Erfolg. Das reichlich naive Tertbuch wird musikalisch in drei Akte aufgeteilt, die im Stil merkwürdig auseinandergehen. Der erste chorisch und lentimental, der zweite ſoliſtiſch und burlesk, der dritte nur noch ein Tanz. Das gibt dem ganzen Spiel trotz der volkstümlichen Atmosphäre eine ungewollte Zerriffenheit, die auch durch Dobrowens Regie nicht gefittet wurde. In der Aufführung überwogen bezüglich der Güte die luftigen Elemente.

K. S.

Eröffnung des Inffituts für Zeitungswesen in Heidelberg . Durch einen Festakt in der Aula des alten Universitätsgebäudes in Heidel berg ist gestern vormittag das neugegründete Institut für Zeitungs­mesen an der Ruperto Carola feierlich eröffnet worden, das neunte dieser Art in Deutschland . Die Feier wurde von Reftor Prof. Dr. Liebmann durch eine Begrüßungsansprache eingeleitet. Ueber die Bedeutung des neuen Instituts sprach Prof. Dr. Weber. Der Botschafter der Vereinigten Staaten , Schurmann, wies in einer Ansprache namentlich auf die Aufgaben der Bresse zur Befriedung der Welt und zur Aufrechterhaltung guter Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika hin. Für die Redakteure brachte als Ver­treter des Reichsverbandes der Deutschen Presse Dr. Do vifat und für den Landesverband Baden des Reichsverbandes dessen Vor­sigender, Redakteur Haller, ihre Wünsche zum Ausdruck. Das Schlußwort hatte der Leiter des Instituts, Dr. v. Edardt.

Prof. Wilhelm Thomsen , der bekannte dänische Sprachgelehrte, ist im Alter von 85 Jabren gestorben. Er war Herausgeber der Zeitung Philologie". Seine Forschungen umfaßten die slawischen, nordischen und romanischen Sprachen.

durch gütliche Vereinbarung gelöst. Murnau wird in Amerika für die For Der bekannte Regiffeur J. M. Murnau hat seinen Vertrag mit der Uja Filmgesellschaft arbeiten.