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Heilpädagogische Woche in Berlin  .

Die Arbeit in Sonderschulen.  /

Im Unterrichts- und Erziehungswesen. Berlins   hat in den lehten dreißig Jahren immer mehr der Gedanke sich durchgesezt, daß die besonderen Einrichtungen für die vom Durchschnitt ab weichenden Kinder sorgfältigste Ausgestaltung erfordern. Die Zahl der Kinder, die in Hilfsschulen für Schwachbefähigte, in Vorklassen, in Schulkindergärten, in Sprachheilschulen, in Schulen für Schwer hörige und Sehschwache untergebracht sind. hat im engeren Berlin  früheren Umfanges, in den jezigen Verwaltungsbezirken I bis VI, sich bis zum Winterhalbjahr 1926/27 auf annähernd 5000 gefteigert. Demgegenüber steht für Herbst 1898, wo das Berliner   Sonderschul­wesen sich zu entwickeln begann, die Zahl von nur 300 Kindern der Nebentlassen. Was die Stadt Berlin   im Sonderschulwesen geschaffen hat und wie die Sonderschulen arbeiten, will eine Tagung zeigen, die von der städtischen Schulverwaltung als Heilpädago= gische Woche" in der Zeit vom 15. bis 22. Mai veranstaltet wird. Unter sehr starter Beteiligung von Lehrern und Lehrerinnen, von Männern und Frauen, die in Jugendpflege und Jugendfürsorge tätig sind, auch von Aerzten, Juristen und Verwaltungsbeamtten, wurde die Heilpädagogische Boche" am Sonntag im Hause des Wohlfahrtsministeriums durch den Berliner   Stadtschulrat Nydahl eröffnet. Die Tagung ist aus allen Teilen Deutschlands   besucht über 1000 Teilnehmer sind gemeldet Staats- und Gemeindebehörden haben Vertreter entsandt. In der Eröffnungsansprache hob Stadtschulrat Nydahl hervor, daß die Arbeit an den gehemmten Kindern

von höchster Wichtigkeit für das Bolfsganze

und auch

ist. Das Sonderschulwesen Berlins   sei in dreißigjähriger Entwid lung doch schon zu einer reichen Gliederung gelangt. Die Zukunft werde uns vielleicht eine gesetzliche Regelung des ge­famten Sonderschulwesens bringen.

In einem einleitenden und grundlegenden Vortrag sprach der Berliner   Universitätsprofessor Dr. Spranger über Die Heil­pädagogit im Rahmen der Normalschulpädagogit". Erziehen und Heilen stehen in Zusammenhang miteinander, aber zwischen Erziehung überhaupt und Heilpädagogik ist scharf zu unter­scheiden. Schwer ist es, die Grenze zwischen Normalem und Krank­haftem festzustellen." Normal" nennen wir, was weder nach unten| noch nach oben sehr vom Durchschnitt abweicht. Aber was uns abnorm" scheint, braucht nicht tranfhaft" zu sein, sondern nur auf Mangel an Anpassungsfähigteit zu eugen. Die Fähigkeit der Anpassung an das Schulleben fehlt manchmal Kindern gerade bei hoher Begabung. Schwererzieh

Die Eisheiligen sind überwunden.

Es wird wieder wärmer.

Am geftrigen Sonntag fegte plöglich ausgiebiger Regen und

Aufkommen wärmerer Temperaturen ein. Die falten maitage, die am 10. begannen, sind damit vorüber. So begrüßenswert an fich diese Tatsache ist, so sehr werden das natürlich die Erholung suchenden Berliner   bedauert haben, die am Ende der Woche, und am Sonntag Erholung in Feld und Wald suchen wollten.

Der Regen und die Erwärmung sind zurückzuführen auf einen energischen Einbruch warmer feuchter Luft, der die falte Bolarluft zurüdgedrängt hat. Ein Rest der falten Bodenluft ist noch in Ost­ preußen   und in der Weichselniederung vorhanden. Bei allen der artigen Bitterungsumschlägen pflegt reichlicher Regen niederzugehen, weil die warme Luft beim Eindringen in die talte Bodenluft Kon­densationserscheinungen hervorruft. Wir haben heute seit dem 10. Mai wiederum den wärmsten Tag miteiner Mittags= temperatur von 15 Grad. Auch in den nächsten Tagen wird es noch wollig und regnerisch bleiben, bis der restlose Ausgleich zwischen warmer und falter Luft erfolgt ist. Das regelmäßige Auf­treten der Eisheiligen" ist eine vom Bolt seit langem mit großer Sicherheit beobachtete Erscheinung. Sie hat ihren Grund darin, daß die zunehmende Wärmeftrahlung der Sonne fich den Land­massen schneller mitteilt, als den riesigen Wassermassen der Ozeane. Dadurch entsteht nach einem ganz bestimmten Zeitablauf zwischen den Temperaturen der Land- und Wassergebiete ein erheblicher Unterschied. Die Erwärmung über dem Lande bringt eine Auf­lockerung der Luftschichten mit sich; hier entsteht eine Druckverminde­rung. Der Ausgleich wird durch den Zufluß falter Luft aus den Dzeanischen Gebieten gefchaffen. Der Motor all dieser Erscheinun gen, die Sonne, geht mit absoluter Regelmäßigkeit ihren Lauf und aus dieser Regelmäßigkeit werden die drei Eisheiliigen, die in Nord­deutschland im allgemeinen vom 11. bis 13., in Süddeutschland   vom 12. bis 14. Mai herrschen, geboren. Die drei Eisheiligen sind über wunden. Die Zukunft wird uns wieder warme Maientage bescheren.

Wie man die Gefallenen nicht ehrt. Bom Potsdamer Geift.

Gestern hat man in Potsdam   den Land- und Wassersport­play Luftschiffhafen als Ehrenmal der Gefallenen", einge­weiht. In echt Potsdamer   Weise! In den Ehrenlogen saßen, wie einft zu Worms   im Raisersaal, viele deutsche   Fürsten  , August Wilhelm  , Eitel Friedrich  , Hubertus und Ostar mit Kind und Regel, dazu viele vor und nach­friegszeitlich Uniformierte, die teils an der Front, teils in der Etappe gefämpft hatten, regenschirmtragende Kriegervereinler und im Hintergrunde den Magistrat von Potsdam  . Wie fich das für schwarz­weißrote monarchistische Kundgebungen geziemt, fehlte natürlich auch eine Ehrenfompagnie unserer republikanischen Reichswehr   feines­wegs. Und der Generalsuperintendent D. Dibelius hielt eine ergreifende Ansprache! Potsdams Mission sei es, Herrscher und Bolf in heiliger Arbeit zu einen". Will fagen: Das Volt arbeitet, und die Fürsten   taffieren! Es sei sinnlos, das Volk das vergessen zu laffen, was der Gott der Geschichte das Bolt durchleben ließ".(!) Nein, Herr Generalsuperintendent, das Bolf wird die viereinhalb­jährige Greuel des Weltkrieges nicht vergessen und es wird feine Toten ehren, indem es jede Wiederholung des Völkermordens un­möglich macht!

Der Oberpräsident der Provinz Brandenburg  , der Regierungspräsident und der Polizeipräsident von Potsdam   nahmen verständigerweise an dieser monarchistischen Nichtehrung der Gefallenen nicht teil.

Schweres Explosionsunglück.

barkeit fann aus besonderer Kraft heraus entstehen. Es wäre ein Bankerott der Pädagogit, wenn sie die Schwererziehbaren sofort als psychopathisch" abschieben wollte. Aber eine besondere Aufgabe wird der Schule durch diese Kinder gestellt. Die Schule muß sich ja an einen Durchschnitt wenden. Für Kinder, bei denen mirtliche Krankheit vorliegt und ein Verbleiben in der all­gemeinen Schule unmöglich ist, sind die Sonderschulen nötig. In Betracht kommen hier Kinder mit Sinnesmängeln, mit Intelli­genzmängeln, mit Gefühls- und Willensmängeln, mit Sprach störungen, auch mit Tuberkulose. Die Feststellung der Mängel ist nicht immer leicht. Bisher ist die medizinische Wissenschaft noch nicht zu einer scharfen und flaren Abgrenzung der psychopathischen Er­frantungen gelangt. Auch die Intelligenzprüfung ist manchmal frag­würdig; denn neben der Schulintelligenz gibt es noch eine Lebens­intelligenz. Für die Einreihung in die heilpädagogischen Zwischen stufen muß die Bildsamteit entscheidend sein. Diese zu ermitteln, ist der Lehrer geeigneter als der Arzt. Auf die Gewiß­heit, daß aus einem Kinde noch kräffe herauszuholen sind, stützt sich die Arbeit der Sonderschule. Sie muß sich nach der besonderen Schwäche des Kindes richten. Aber sie muß auch an eine besondere Stärke anknüpfen, an das, was dieses Kind zur Tätigkeit anregt und seine Bildsamkeit ausmacht. Zu den Er­ziehungsgrundsäzen der Sonderschule gehört der Schuh vor weiterer Schädigung, auch vor Schädigung des Gemütes durch Zurückseßung, die Beckung des Gefühls eigener Rraft und eige nen Wertes, zum Ausgleich für Minderwertigkeitsgefühle. Be­ziehungen zum Elternhaus sind zu pflegen, und die Eltern selber müssen sozusagen dazu erzogen werden, nicht durch falsche Behand lung des Kindes die Arbeit der Schule wieder zu vernichten. Das Ziel der Sonderschule ist natürlich geringer als das der Normal­schule. Aber auch sie kann ihre Schüßlinge noch zu nüglichen Gliedern der Gesellschaft entwickeln, so daß fie auch in dem ihnen vom Schicksal zugewiesenen engeren Kreis sich glücklich fühlen. Die Arbeit des Lehrers der Sonderschule mag, schloß Prof. Spranger, enijagungsvoll und manchmal niederdrückend sein. Aber erhebend ist für ihn das Bewußtsein des fozialen Dienstes, den er leistet. Auch gegenüber dem schwächsten Rinde kommt über ihn eine Empfindung, die man Ehrfurcht vor der Seele nennen. möchte. Die Heiligkeit des Lebens fühlt jeder, der in der Heil­pädagogit das Amt des Erziehers hat.

Weitere Dammbrüche am Mississippi  .

New Yort, 16. Mai.  ( I.) Der Staudamm bei Bayou des Glaises ist plöhlich in einer Breite von 55 engl. Meilen zufammengebrochen. Die Fluten des Miffiffippi ergießen sich unter donnerartigem Geräusch in die Niederung. Ein Biertel Couisianas fleht jetzt völlig unter Waffer.

Ein Zeitungsgebäude niedergebrannt. Paris  , 16. Mai.  ( Eigener Drahtbericht.) Eine ungeheure Feuersbrunft hat am Sonntag eine der größten Provinzzeitungen, den linksftehenden Reveil du Nord" in Lille   zerstört. Der Schaden beläuft sich auf 10 Millionen Francs.

25 000 Dollar für die Auffindung Nungeffers. Rodmanwana­mater, der den geplanten Flug des Kapitäns Byrd von New York  nach Paris   finanziert, hat eine Belohnung von 25 000 Dollar für die Auffindung der franzöfifchen Flieger Mungesser und Coli oder ihrer Leichen ausgesetzt.

Der neue Flugplatz in Düffeldorf wurde gestern feierlich ein geweiht.

Eine vorbildliche Handlungsweise. Mit dem Motto Nicht Worte sondern Taten beweisen" erließ das Reichs banner Schwarz Rot- Gold, Ortsgruppe Lychen  , einen Aufruf an die Bürger schaft, erholungsbedürftige und notleidende Berliner   Kinder zum Wochenende aufzunehmen. Gern ist die Lychener Bürgerschaft diesem Aufruf gefolgt. Gelbst die reattionären Kreise fonnten dies­mal dem Reichsbanner ihre Zustimmung nicht verjagen, und dem Berliner   Magistrat liegt bereits der Antrag vor, 25 notleidende Kinder zu nennen. Man glaubt, daß Lychen   bald in der Lage ist, noch für weitere Kinder Aufnahmemöglichkeiten zu schaffen. Die Kinder sollen am Sonabend in Lychen   eintreffen, in Familien unter: gebracht, und über Sonntag dort frei verpflegt werden. Hoffentlich folgen andere Ortschaften bald diesem mustergültigen Beispiel Lychens, wodurch einer großen Anzahl armer Großstadtkinder Erholung und Abwechslung geboten werden würde.

Sport.

Internationale Schwimmen im Lunapark.

3. Verbandstag des Z. d. A.

Die Eröffnungsfihung.

J. St. Köln, 16. Mai.  ( Eigener Drahtbericht.) Gestern begannen im Großen Saale des Zoologischen Gartens die Beratungen des 3. Verbandstages des Zentralverbandes der Angestellten. Der Vorsitzende des 3d2., Genosse Urban, be= grüßte die zahlreich erschienenen Gäste, die Bertreter der Behörden und der ausländischen und inländischen Bruderorganisationen somie eine Anzahl besonders eingeladener Persönlichkeiten, darunter die Abgeordneten Scheidemann, Sollmann und Clara Bohm= Schuch  . Wir haben jetzt die Inflation und die Ratio= nalisierung hinter uns, die die Unternehmer auf Kosten der Angestellten durchgeführt haben. Die Folge ist vor allem ein riesiges Arbeitslosenheer. Aber trog Inflation und Rationalisierung, die dem 3dA. schwere Opfer auferlegt haben, steht Köln   wird die Aufgabe haben, die Organisation nach innen auszu­die Organisation unerschüttert da. Der Verbandstag von bauen und zu zentralisieren."

Genoffe Aufhäuser, Vorsitzender des AfA- Bundes, begrüßt den Verbandstag, der

im Zeichen des Bürgerblods

tage. Der Besigbürgerblod bedeute für die Arbeiterbewegung den Kriegszustand. Wir dürfen uns nicht täuschen lassen durch republikanischen Bekenntnisse hindern nicht, daß jene Minister in republikanische Bekenntnisse von deutschnationalen Ministern. Diese engster Berbindung mit den Unternehmern stehen.

Der jüngste Börsentrach hat gezeigt, daß die verantwortlichen Deffentlichkeit der Wirtschaft zugeführt werden. An der Spitze der Stellen nicht rechtzeitig dafür gesorgt haben, daß die Finanzmittel der Kampffront der Unternehmer, der wir uns gegenüber befinden, steht der Deutschnationale Handlungsgehilfenverband, mit dem sich herr Stegerwald jetzt verbünden will, um den Kampf gegen die freien Gewerkschaften zu führen. Der Zentralverband der Ange= stellten ist bisher mit dem DHB. fertig geworden. Die freien Ge­werkschaften sind auch stets mit Herrn Stegerwald fertig geworden. Wenn Herr Stegerwald sich jetzt mit dem DB. vereinigt, so erkläre ich, daß wir mit diesem vereinigten Gegner ebenfalls fertig zu werden wissen. Der 3d2. kann sich hoffnungsfreudig zu diesem Verbandstage zusammenfinden, denn er verfügt über eine traft­volle Jugendbewegung und wer die Jugend für sich hat, der hat auch die Zukunft.( Stürmischer Beifall.) Nach einigen weiteren Begrüßungsreden vertagt sich der Ver bandstag auf Montag.

Die Kundgebung in Köln  .

J. St. Köln, 16. Mai.  ( Eigener Drahtbericht.) Im Rahmen des Verbandstages des 362. ging hier am Sonn­tag eine außerordentlich start besuchte Kundgebung vor fich, zu der aus allen Teilen des Reiches starte Delegationen der Mitgliedschaften des 3d2. gekommen waren. Es sprachen außer dem Vorsitzenden des 3d2. Genossen Urban die Genoffen Scheidemann und Sollmann, die Genossin Klara Bohm Schuch und als Ver­treter des Direktors des Internationalen Arbeitsamts, der persönlich zu erscheinen verhindert war, Dr. Berger, Sektionschef im JAA. Die Rede des Vertreters des Internationalen Arbeitsamts war eine tiefschürfende Darstellung der internationalen Sozialpolitik und der Aufgaben des Internationalen Arbeitsamts, die von der Versamm= lung mit langandauerndem Beifall aufgenommen wurde. Genosse Urban ging in feiner Ansprache zurück auf die Ge­schichte der freien Gewertschaftsbewegung und zeigte auf, wie aus der sozialen Not besonders der weiblichen Angestellten die Forde rungen und Kämpfe der Gewerkschaften erwachsen sind. Nur durch den Zusammenschluß aller männlichen und weiblichen Angestellten sei es möglich, diese Kämpfe siegreich zu bestehen.( Lebh. Beifall.) Genoffin Bohm Schuch wandte sich besonders an die Frauen. Frauenarbeit bedeutet heute in den meisten Fällen auch in unserem Berufe billigere Konkurrenz der Männerarbeit. Dadurch wird der männliche Arbeitnehmer versucht, die Frauenarbeit zu bes fämpfen. Dagegen muß sich die Frau wehren. Sie fann es nur durch die Qualität ihrer Arbeit und durch die Forderung der gleichen Bezahlung für gleiche Leistung.

Nur in den Gewerkschaften und durch sie fönnen die Frauen ihre wirtschaftliche Geltung erringen. Gewiß gibt es auch Berufsverbände, in denen die Frauen nicht gleichbe rechtigt find. In den freien Gewerkschaften aber ist der Kampf gemeinsam wie das Ziel. Machen die Kolleginnen aber der erwünschten und notwendigen Gebrauch von ihrer Gleichberechti gung? Leider werden viele durch innere Hemmungen oder durch Bequemlichkeit davon zurückgehaiten. Unser Kampf um beffere Ent­lohnung, fürzere Arbeitszeit, vermehrten Arbeiterschutz, um eine cerechte Wertung der menschlichen Arbeit ist nicht nur materieller Art. Jedes Kulturbewußtsein braucht bestimmte wirtschaftliche Vor­ausjegungen. Diese Voraussetzungen schafft unser wirtschaftlicher und politischer Kampf. Wir wollen die Wege zur Schönheit, Freude und Glück allen erschließen, denn glückliche Menschen sind gut.( Stür­mischer Beifall.)

Genosse Sollmann wies auf die revolutionäre Gärung in der Jugend hin. Diese fühle fich oft im Gegensatz zur führenden Generation. Die Welteren müssen das begreifen und ertragen fönnen. Unsere Jugend hat es nicht leicht; fie hat

ein Jahrzehnt der Umwälzung und Auflösung erlebt. Nur wenige haben eine Vorstellung, mit welchen Opfern und Mühen die gewerkschaftlichen Organisationen in zwei Menschen­altern aufgebaut worden find. Leichthin wird über Gemertschafts­führer abgeurteilt, die in ihrer Jugend ihre freie Zeit und ihre Nacht­der Arbeiter zu schaffen. Gewerkschaftsarbeit ist nur für den schwunglos, der nicht Straft und Treue genug hat, sich in die Bewe gung einzuleben. In den Kämpfen und der Kleinarbeit der Gewerf­schaften vollzieht sich ein weltgeschichtliches Schicksal. Unjere Ge­wertschaften sind eine Schule, in der Schwächliche zerbrechen und Starte fich emporringen. Die Jugend, die von echter Glut befeelt ist, wird in den Gewerkschaften einen reichen Lebensinhalt finden. ( Stürmischer Beifall.)

Die neue große Schwimmhalle im Lunapart wurde am Sonn­abend mit einer großen internationalen schwimmsportlichen Beran­staltung der Deffentlichkeit übergeben. Die Teilnahme von Rade­macher, Arne Borg  ( Stockholm  ), Luber hatte eine große Schar von Sportbegeisterten angelockt. Unter den zahlreichen Ehrenruhe geopfert haben, um die geistigen Grundlagen für den Aufstieg gästen sah man den preußischen Innenminister Genossen Grze insti, Oberbürgermeister Böß u. a. Am Sonntag nahm die Beranstaltung vor vollbesetztem Hause ihren Fortgang. Es gab auf allen Gebieten recht interessante Kämpfe zu sehen. Resultate( Sonnabend). Bligstaffel 6x38 m. Sieger: Sellas Rag deburg 1:51. Bruftichwimmen 200 m 1. Stademacher 2: 574; 2. Ban Parays Gent 3:04. Fret Damen- Lagenftaffel 3X100 m. 1. Otter 4:41; 2. Spandau  ftilschwimmen 200 m. 1. Arne Borg   2:22; 2. Heinrich 2:26  . Große Berliner  Bruftitaffel 10X100 m. 1. Sellas; 2 B.SC.; 3. Bofeibon- Berlin  . Bafferball fpiel England- Schweben. Sieger Schweben 8: 0( 4: 0). 9tefultate( Sonntag): 100 m Freiftiel: 1. Arne Borg  - Schweben 1: 01,3; 2. Berner- Magdeburg   1:04 400 m Freiftiel: 1. Arne Borg   5:18; 2. Seinrich- Leipzig   5: 20,2. 100 m Brust: 1. Rademacher Sellas 1:20; 2. Silgel- Berlin   1: 22,1; 5. Tallon- Baris 1: 22.5. 100 m Rülden: 1. Gumburg! Sellas 1: 14.3; 2. Blochwik- Berlin   1: 20,8. 100 m Damenfreifil: 1. Lotte Lehmann   Dresden   1:16; 2. Frl. Seybold- Berlin 1: 21.5. Freistilstaffel 10X66% m: 1. Hellas Magdeburg   7: 01,8; 2. Berlin   89 7: 06,9.

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Rennen zu Hoppegarten   am Sonntag, dem 14. Mai.

1. Rennen. 1. J. Beders Burgfint( Barga  ); 2. Limanowa  ; 3. Diocle tian. Toto: 58:10. Blah: 17, 15, 29:10. Ferner liefen: Segeberger( 4), Diterdingen, Burnwart, Hellefpont. 2. Rennen. 1. B. Blumes Saladin( Haynes); 2. Jlinde; 3. Ancilla. Zote: 29:10. Blat: 16, 61, 45: 10. Ferner liefen: Arndt( 4), Panne, Florida  , Bineta  , Bliplicht, Frage.

Heute vormittag gegen 11 Uhr ereignete sich in den Zöllner­werfen in der Kölnischen Allee 42-43 eine folgenschwere Er­plosion, bei der zwei Arbeiter erhebliche Berlegungeidjer( 4), Double, Hind, Storm, Cloud, Banna. en davon trugen. In einem Fabrikraum, in dem mehrere Arbeiter beschäftigt waren, explodierte plöglich aus bisher noch unge­Plärter Ursache unter heftiger Detonation ein mit 3000 Rilo Lad gefüllter Reifel. Gemaltige Stichflammen schossen hervor. 3mei Arbeiter, der 58jährige 2a dierer Gustav Räz aus der Adalbertstr. 71 und der 37 Jahre alte Josef Bined, Ringbahnstr. 16 wohnhaft, fonnten sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen und wurden dura Brand­wunden schwer verlegt. Durch die alarmierte Feuerwehr wurden beide in das Budomer Krantenhaus geschafft. Der Zustand der Verletzten ist zwar ernst, doch scheint feine Lebens­gefahr zu bestehen. Die Feuerwehr war mit den Ablösch- und Auf­räumungsarbeiten ziemlich eine Stunde an der Unglüdsstätte tätig.

3. Rennen. 1. 2... Sflarets Billinger( G. Jane); 2. Bom pejus; 3. Csambas. Toto: 27:10. Blat: 13, 20, 17: 10. Ferner liefen: 4. Rennen. 1. D. Blumenfeld und R. Samsons Torero( Haynes); 2. Mab Jong; 3. Ausbund. Zoto: 47:10. lat: 12, 10:10. Gerner liefen: Lichtstrahl II, Serapis.

5. Rennen. 1. 2. u. C. b. Beinbergs Lampos( D. Echmidt); 2. Rheinmein; 3. Indigo. Zoto: 23:10. Blak: 10, 11:10. Ferner liefen: Stolzenfels, Oran, Frohjinn.

6. Rennen. 1. Frbr. S. A. von Dppenheims Dleander( Barga  ); 2. Mitra; 3. Bundschuh. Toto: 11:10. Blag: 10, 11:10. Gerner lief: Herzog Chriftoph.

7. Nennen. 1. Abteilung: 1. Fürst Lynars gia( R. Zorke); 2. Balada; 3. Clothilde  . Toto: 38:10. Blag: 15, 14, 25:10. Ferner Tiefen: Rapier, Djando, Genius, Heiliger Narr, Thalysia. 2. Abtei Iung: 1. Graf Seidlig- Sandrecalis Dbotrit( Ludwig); 2. Beleda  ; 3. Cherry Brandy. Toto: 34: 10. Blat: 18, 35, 29:10. Ferner liesen: Menes, Senow, Dblige, Laiga, Frigga II.

mann.

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im

Als lezter Redner, lebhaft begrüßt, sprach Genosse Scheide Er erinnerte zunächst, anknüpfend an die Rede von Soll­mann, an seine eigenen Jugendjahre. Es find jetzt 44 Jahre her, daß ich gewerkschaftlich organisiert bin. Als ich in die Lehre kam Jahre 1879, da gab es noch feinen Arbeiterschuß. Die tägliche Arbeitszeit betrug mindestens 14-15 Stunden. Wenn darin heute eine Aenderung eingetreten ist, so danken wir das der gemeinsamen Arbeit der Gewerkschaften und der Sozialdemokratischen Partei. An dem ungeheuren Aufschwung, den Deutschland   nach dem Kriege von 1870 genommen hat, haben weder die Arbeiter, noch die Angestellten oder die Beamten irgendwelchen Anteil nehmen dürfen. Die Ange­stellten insbesondere wurden in einer Art 3witterstellung gehalten. Wenn sie dieselben Vorteile haben wollten, die die Arbeiterschaft ertämpfte, dann sagte man ihnen: Ihr seid doch feine Arbeiter, ihr feid etwas Besseres." Und wenn die Angestellten die Vorteile der Beamten genießen wollten, dann wurde ihnen erwidert: Was fällt euch ein, ihr seid doch keine Beamten." Die Angestellten waren so machtlos, daß man ihnen fagen fonnte: Halts Maul und sing' die Bacht am Rhein  !"( Große Heiterteit.)

Erst die Bewegung der Freigewertschafter und der freien An­gestelltenbewegung hat darin Mandel geschaffen. Jener Hochmut, den die Bourgeoisie gegen die Angestellten an den Tag legte, fand seinen stärksten Ausdruck in dem bekannten Wort: Ich werde euch Das Elend der letzten 10 Jahre, herrlichen Zeiten entgegenführen." Die Not des deutschen   Boltes,

das find diese herrlichen Zeiten". Erst durch die Begründung der deutschen   Republit sind die Auf­ftiegsmöglichkeiten für die breiten Massen geschaffen worden. Den