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Auguff 1924 gelangten drei Amerikaner in Elappen von England über Island   nach Grönland   und von dort nach Amerifa.

Alle diese Leistungen sollten von Nungesser übertroffen werden. Er wollte in direktem Fluge von Paris   nach New- York  fliegen. Leider muß nun mit der endgültigen Katastrophe Nun­geffers gerechnet werden. Das hier benutzte Flugzeug war ein Doppeldeder mit nur einem Motor. Das Fahrgestell wurde, um Gewichtserleichterung zu erzielen, nach dem Aufstieg abgeworfen. Auch die Funkausrüstung soll ungenügend gewesen sein. Das Flug­zeug war derartig überlastet, daß es eine Anlaufftrede von über 1000 Meter brauchte, um' vom Boden abzukommen. Beim Ver­fagen des Motors mußte das völlig überlastete Flugzeug nieder­gehen. Infolge der Belastung konnte es beim Niedergehen auf das offene Meer nicht lange schwimmfähig bleiben.

Der Flug Lindberghs ist nach den vorliegenden Nachrichten noch leichtfertiger unternommen worden. Er hat die Fahrt ebenfalls mit einer einmotorigen Maschine angetreten. Auf eine Funkausrüstung verzichtete er. Auch er brauchte einen langen Aulaufweg. Dagegen ift er vom Wetter begünstigt worden.

Heute noch ist in Deutschland   die Fahrt des 3. R. III über den Atlantik unvergessen. Mit gespanntester Erwartung denkt man

an die Einrichtung der vom Zeppelinbau geplanten Luftschifflinie Sevilla  - Buenos Aires  . Hierbei werden die Erfahrungen, die mit dem 3. R. III gesammelt worden sind, der konstruktiven Gestaltung des neuen Luftschiffes zugute tommen. Fürs erste dürfte für den regelmäßigen Passagierverkehr über Ozeane das Luftschiff noch dem Flugzeug überlegen sein. Der technische Fortschritt aber geht mit Riesenschritten vorwärts. Es ist durchaus nicht unmöglich, daß das Flugzeug für den Schnellverkehr über den Ozean eines Tages dem Luftschiff vorgezogen werden wird. Bei dieser Gelegenheit möge auch noch an die Aeußerungen des bekannten Luftschiffkonstrukteurs Rumpler erinnert werden, der im vergangenen Jahre vor Fach­leuten einen mit Begeisterung aufgenommenen Vortrag gehalten hat, in dem er die Erwartung aussprach, daß den Riesenflugzeu gen, die mit großen Tragflächen und starken Motoren ausgerüstet die Dzeane überfliegen, die Zukunft gehören werde. Außer dem 3. R. III ist nur noch dem englischen Luftschiff R. 33, das nach Zeppelinplänen erbaut worden war, die Hin- und Rückfahrt über den Atlantischen Ozean   gelungen.

Man wird abwarten müssen, ob die vom Zeppelinbau geplante ständige Bassagierverbindung mit Luftschiffen zwischen Europa   und Südamerika   den Erwartungen entsprechen wird. Alle Ozeanflüge find bis zum heutigen Tage nur als Rekordleistungen zu werten, zu denen Mut, Ausdauer und Kenntnisse gehören. Wenige Jahre nur sind vergangen zwischen dem viel bewunderten Kanalflug Blériots und der Ueberquerung des Atlantischen Ozeans  . Der Kanal wird heute von Baffagieren in normalem Flugverkehr regel­mäßig überflogen. Wir haben allen Grund zu der Annahme, daß man in wenigen Jahren mit derfelben Sicherheit auch Ozeane im Baffagierverkehr überfliegen wird.

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Ueber den Ozeanflug Lindberghs registrieren wir folgende Tele­gramme:

New York  , 21. mai.( WTB.) Es wird berichtet, daß das Flugzeug des Hauptmanns Lindbergh nach Zurücklegung des ersten

Drittels der Strede über den Atlantischen Ozean   vom Dampfer Empreß of Scotland" gesichtet wurde.

Dublin  , 21. mai.( WIB.) Das Flugzeug des Hauptmanns Lindbergh wurde um 2,50 Uhr nachmittags 100 Meilen von Balentia entfernt gesichtet.

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london  , 21. Mais( WTB.) Heute nachmittag 5,20 the London  , 21. Mais( WEB.) Heute nachmittag 5,20 the überflog ein Flugzeng Smerwid Harbour in der Grafschaft Merty( Westküste Irlands  ) in südlicher Richtung.?

London  , 21. Mai.  ( WTB.) Nachmittags um 5,50 Uhr wurde das Flugzeug Lindberghs über Golean im Südwesten der Grafschaft Cort gejichtet. Das Flugzeug hatte füdöstlichen Kurs.

Cherbourg  ( Frankreich  ), 21. Mai.  ( WIB.) Ein Eindecker, von dem man annimmt, daß es fich um den Eindecker des ameri­anischen Fliegers Lindbergh handelt, hat um 20,30 Uhr 8,30 Uhr abends) Cherbourg überflogen. Er ist durch he Semaphoren von Jobourg und Onglet signalifiert worden.

Das Rotkehlchen.

Bon Jens Lornsen.

Es ist still. Nur der Hund steht mitunter auf, drängt sich an meine Knie, schnuppert im halbdunklen Gras und streckt sich gähnend aus. Aber jein Auge blinzelt offen und wartet auf mich. Fleder.  mäuse, Bögel, die ich im Dämmern nicht mehr erkennen kann, flattern von Krone zu Krone und zwitschern und schilpen sich ihre Furcht aus, ängstlich vor dem drohenden Wetter. Nur ein Sonderling ist unter ihnen, der sich nicht um Gewölk und späte Stunde fümmert. Immer, wenn ich in meinem Garten ausruhe, kommt er flugs zu mir, als hätte er darauf gewartet. Ganz nahe hüpft er, fast zum Greifen nahe, ohne die mindeste Berzagtheit über den grimmigen Schäferhund, der doch auch zu mir hält und ein eifersüchtiger Geselle ist. Mein, jedesmal ist dieses wunderliche Rotkehlchen bei mir, turnt auf den Aepfeln  , hüpft auf den nächsten Draht, hat mir eine Menge zu erzählen und meint, ich müßte alles verstehen. Aber immer,

wenn ich mich zu ihm wende, bricht's mitten im zwitschern ab, hält eine Weile die glänzend schwarzen Augen auf mich gerichtet, als wartete es auf Gegenrede und gleitet eine halbe Wendung rechts oder links. Es begleitet mich oft, meint vielleicht, ich hätte ein Geheimnis von ihm und es müßte mich bewachen, daß es kein Dritter erfährt. Noch immer, da es schon sehr dunkel wird, hüpft das Sonderbare noch an den Dachpfannen entlang, beugt sich bei jeder dritten rasch über, und wirft mir einen Trost zu oder eine Mahnung, ins Bett zu gehen. Und so sehr ich ihm vor der Eule und dem Marder warne, den ich jede Nacht deutlich vor meiner Schlaftammer höre, er will

nicht gehen.

Der Hund hebt sich unruhig und trabt auf und ab. Oben am dämmernden Himmel ruhen lange müde Wolken. Darunter aber, wo die gründliche Höhe ins Bernsteinfarbene übergeht, steht eine blaffe Wetterkette. Lautlos wird es um mich her. Die Müden fingen, Grillen und Hummeln find längst verstummt. Unbeweglich ist auch das Feld im Bordunst nahender Feuchte. Eine. erlöschende Sonnenbrechung läßt die Wolfen noch einmal wie in blutroter Brandung aufbrechen, zadig die Kämme, die getürmten Rücken und die schmalen Mulden.

Irgendwo rollt ein Wagen, ich horche schärfer. Dann füllt sich das Borland   voll fliehender Schatten. In der Ferne beugt sich eine Eiche, stöhnt ein Windstoß herüber, der wieder versiegt. Ein felt­james Blaẞblau hat alle Wege überzogen. Wie schwarze Schwäne steht das Gewölk, von fahlen Schwungfedern eingefaßt. Der Hund stöhnt. Da plötzlich fällt es wie ein Fackelhieb aus der Wolfe, die Erde leuchtet aus ihrem Inwendigen, alle Bäume und Aecker sind einen Atem lang in blaues Licht getaucht. Dann rollt der Wagen nahe über dem Wald, polternd, donnernd, brechend.

Wir sind in die Kammer gegangen, der Hund, ich und ängstlich im offenen Fensterwinkel das Rotkehlchen. Der Regen strömt in schwarzgrauen Bächen. Ab und zu dröhnt ein Blitzschlag über das

Vor der Eröffnung.

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Parteitagseröffnung hente 5 Uhr. Rundgebungen der Arbeiterschaft.

F. St. Kiel, 21. Mai.  ( Eigener Drahtbericht.) Parteivor stand, Parteiausschuß und Kontrollfommission be schäftigten sich heute in einer von 9 Uhr morgens bis abends dauern den Sigung mit der Vorbereitung der Arbeiten des Partei-|

tages.

Mittlerweile ist die Kieler Organisation fieberhaft. an der Arbeit, um die Vorbereitungen für die große Rundgebung zu beenden, die für den Sonntag geplant wird. Schon heute abend ist ein Sonderzug der Hamburger Arbeiterjugend hier eingetroffen. Der Bahnhof war überfüllt von einer fröhlichen singenden Menschen menge. Unter Borantritt der Fahnenträger marschierte der Zug in die Stadt.

Für den Sonntag werden weitere Sonderzüge aus Altona  , Lübeck   und anderen Orten der näheren und weiteren Umgebung erwartet. Um 10% Uhr vormittags veranstaltet die Arbeiter jugend eine große Kundgebung unter freiem Himmel, in der Paul Löbe   spricht.

Bei der Eröffnung des Parteitages um 5 Uhr in der Nordostsee halle wird Hermann Müller   die Be­grüßungsansprache halten, zugleich werden Philipp Scheibe mann und Karl Severing   vor der Halle zu den versammelten Maffen sprechen. Dann erfolgt ein Marsch durch die Stadt bis zu dem Neumarkt  , wo der Zug sich auflösen wird.

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Im Laufe des Vormittags finden wichtige Nebenveranstaltungen des Parteitags statt, so die Reichskonferenz für die Kom munalpolitit und die Konferenz der sozialbemo fratischen Juristen, die sich mit dem neuen Entwurf des Strafgefeßes beschäftigen wird. Auch der Verein Arbeiter presse feßt seine schon begonnenen Beratungen fort.

Im Laufe des Sonnabendnachmittags sind über Kiel   mehrere schwere Gewitter niedergegangen. Am Abend aber hellte das Wetter auf, so daß man für den Roten Sonntag" einen freundlichen Himmel erwartet. Die Schleswig- Holsteinische Volkszeitung" hat zum Parteitag eine 74 Seiten starte Festnummer herausgebracht, zu der Paul Löbe  , Eduard David  , Adolf Braun  , Rudolf Breitscheid   und zahlreiche andere führende Genoffen Beiträge geliefert haben.

Ein polnisches Dementi.

Klärung unbedingt erforderlich. Warschau  , 21. Mai. Die offizielle Polnische   Telegraphen­agentur meldet: Gegenüber falschen und tendenziösen Be richten, die über den Verlauf der Gemeindewahlen in Rybnit sowie in den übrigen Ortschaften Oberschlesiens   verbreitet werden, wird amtlich folgendes zur Aufklärung festgestellt:

Trozdem die Wahlen in einer Atmosphäre stattgefunden haben, die durch eine die polnische Bevölkerung herausfordernde Kundgebung in Beuthen   sowie durch die Aufführung von tendenziösen antipolnischen Filmen in Deutsch  - Schlesien  ethigt war, wat deren Verlauf dant den Verordnungen der Be hörden vollstänbig normal und es wurde allen Wahl­berechtigten die Ausübung ihres Wahlrechtes ermöglicht. Die Ge rüchte über die angeblichen zahlreichen Gewaltatte im 3u­fammenhang mit den Wahlen entbehren jeglicher Grund­I age. Bezeinzelte Streitfälle zwischen einzelnen Wahl­agitatoren, die ohne ernste Folgen abgelaufen sind, gehören zu den normalen Begleiterscheinungen aller Wahlen. Das Maß der le bertreibungen, die sich die Verbreiter oben erwähnter falscher Gerüchte leisten zu dürfen wähnen, beleuchtet am besten die Tatsache, daß von der Ermordung des Redakteurs des Ober­schlesischen Kuriers", Herrn Herger, berichtet wurde, was durch

Feld ,, dann sieht man das niederschlagende Waffer törperlich, dazu| die wildbewegten Felder und die Bäume zu Augenblicksfragen er­starrt. Dann sehe ich wieder den klugen Kopf des Hundes und das Rotfehlchen, das mich unentwegt mit schwarzen Augen anstarrt. Ein seltsamer Freund! Ob es ein Weiser in seinem Bolt ist, der nach flügeren Wesen sucht, um mit ihnen um ihre Gesetze zu handeln? Ob er eine neue Sprache erfand, die wir verstehen müßten? Immer, wenn ein Blitz fällt, sehe ich die schwarzen Augen an mir suchen, als wollten sie dem Rätsel Mensch auf den Grund tommen oder als wollten fie uns näherkommen auf eine unverstandene Weise. Immer wenn ein Blig fällt, suche auch ich den Bogel und ich träume, es sei ein guter Geist in seine Flügel gefahren oder ein verirrter Jrr­wisch, der mich schützt, oder ein Bruder meiner Seele, der sich zu mir sucht. Ach, was wissen wir doch voneinander?

Zwei seltsame Grabesgäste.

Fern dem lauten Haften unserer ewig aufgeregten Zeit liegt im niederschlesischen Bezirk von Glogau   das stille Kirchdorf Hochkirch  . Dem gläubigen Katholiken der angrenzenden Pfarrsprengel ist dieses ländliche Idyll seit langen Jahrzehnten ein beliebter Wallfahrtsort, dem zuständigen Pfarrherrn und dessen vorgesetzter Obrigkeit selber eine sehr geschäßte Pfründe. Tun doch alle die, die ablaßheischend im Laufe des Sommers hierherkommen, jeweils einige Groschen ihres jauer erworbenen Wochenverdienstes in den an solchen Tagen stets fleißig bereitgehaltenen Kirchensäckel.

Das Kirchlein selber unterscheidet sich wenig von anderen schle fischen Dorfkirchen. Etwas erhöht gelegen, vom Nordwest umheult, schaut es hinein in die von Roggenfeldern und fleinen Waldbeständen übersäte Landschaft. Um sich herum, im engsten Bannkreis seiner Mauern, die Gräber der auf die weite Reise gegangenen Dorf genossen. Hügel an Hügel. Bestanden von schlichten Holzkreuzen. An den Wänden uralte Steinbilder der hier begraben liegenden Ritterbürtigen". Davor die efeugeschmückten Hügel der einstigen Pfarrer von Hochkirch  . Alles unbekannte Namen. Nur einer ließ mich aufmerken, als ich jetzt, alter Gepflogenheit gemäß, heimat­fühlend wieder dort weilte: Paul Majunke  .

Auch er, der heute ganz Vergessene, um den sich aber vor fünfzig Jahren ein gut Teil der Bismarcschen Kulturkampfachse drehte, liegt, ausruhend vom politischen Streit, Seite an Seite der schlichten Dorfgenoffen. Von der Redaktion der Berliner   Germania  " aus schoß dieser Kaplan einst streitluftig seine spißen Pfeile nach dem Altreichskanzler, saß zehn Jahre im Reichs- und ebensoviele im Preußenparlament, bis er dann, auf dem Altar der Verständigung geopfert, eines Tages aus allen journalistischen und politischen Aem­fern schied und die Pfarrpfründe in Hochkirch   erhielt. Das war 1884; fünfzehn Sonimer später ist er hier gestorben. Bordem schrieb er noch drüben im stillen Pfarrhaus seine vom ultramontanen Stand­punkt aus gesehene Geschichte des Kulturkampfes".

Ueber ein Bierteljahrhundert ist das her, und ein halbes gar seit den hochgehenden Wogen des Kirchenstreites; die heutige Zeit weiß kaum noch von diesen Dingen. Noch weniger weiß sie von jener einft weltbekannten Toten, deren Ueberreste unten in der

Herrn Hergers Erscheinen in der Rattowißer Woiwodschaft dea mentiert worden ist. Auch die Nachricht über ein Dynamit attentat auf die Redaktion der katholischen Volkszeitung" in Rybnik   hat sich als falsch herausgestellt. Das Ergebnis der Wahlen war die ungewöhnlich hohe 3a hl der abgegebenen Stimmen, und zwar 7411 auf 7730 Stimmberechtigte, das heißt also 96 Prozent. Diese Tatsache beweist das Intereffe für die Wahlen und widerlegt gleichzeitig jegliche Vorhaltungen über angeblichen Wahlterror. In Rybnik   wurden 21 Polen  und neun Deutsche gewählt. Gegenüber den von manchen Blättern vorgebrachten Vorhaltungen, daß man die Deutschen   zur Zählung der Wahlergebnisse nicht zugelassen hätte, ist festzustellen, daß die Vertrauensmänner der deutschen   Partei in einzelnen Wahlkreisen am Strutinium teilgenommen und erst nachher, als sie sich von dem für die deutschen   Listen negativen Ergebnis der Wahlen überzeugt hatten, sich von der Anteilnahme bei der Hauptwahlkommiſſion 31­rüd gezogen haben.

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würden ihr an sich feine übertriebene Bedeutung beimessen, Diese Erklärung flingt außerordentlich fategorisch. Wir würden ihr an fich feine übertriebene Bedeutung beimessen, wenn uns nicht eine fonkrete Behauptung stugig machen würde: die Angabe, daß die Wahlbeteiligung in Rybnik  96 Broz betragen habe. Wenn das stimmt, dann spricht diese Zahl allerdings gegen die Version eines zügellofen polni­fchen Terrors, die zunächst verbreitet wurde. Die deutsche Re­gierung unterhält ein Konsulat in Kattowiz; fie muß daher in der Lage sein, authentische Informationen über das zu er­teilen, was sich tatsächlich ereignet hat; sie wird insbesondere zu der Behauptung einer 96prozentigen Wahlbeteiligung in Rybnik   Stellung nehmen müssen.

Es wird deutscherseits betont, daß das Dementi des Re­dakteurs Herger von diesem widerrufen worden sei. Auch diefer Fall bedarf dringend der Klärung. Eines steht jeden­falls schon feft: die ersten Meldungen über die Mißhandlungen dieses Journalisten, wonach seine Berlegungen so schwer feien, daß an seinem Aufkommen gezweifelt werde, haben sich als eine grobe Uebertreibung erwiesen.

Auf der anderen Seite steht wiederum die Tatsache fest, daß das sozialistische Zentralorgan in Warschau  , Robot­nit", gegen den Wahlterror und insbesondere gegen die Tätigkeit des Boiweden Grazynski scharf Stellung nimmt. Außerdem ist die Tatsache nicht zu leugnen, daß die deutsche Presse in Ostoberschlesien rücksichtslos unterdrückt wird, sobald sie die Vorgänge erwähnt. Gerade ein solches brutales Verfahren spricht nicht für ein gutes Gewissen auf polnischer Seite.

Wir sind nicht gewillt, den Polen   auch nur das Geringste zu schenken, wenn sie die deutsche Minderheit drangfalieren. Aber wir sind ebensowenig gewillt, uns als Werkzeuge einer deutschnationalistischen Greuelpropaganda gebrauchen zu laffen, die mit falschen oder auch nur mit übertriebenen Mel­Dungen operiert. Deshalb wiederholen wir unsere Forderung, vollen Behauptungen Stellung nimmt, die feit mehr als einer daß die Reichsregierung offiziell zu den widerspruchs­Woche die Atmosphäre in beiden Ländern so bedenklich ver­giften.

Radet, Reftor a. D. Wie der Moskauer   Berichterstatter des ,, Berliner Tageblattes" meldet, ist Karl Rad ef von seinem Boften als Reftor der chinesischen Universität in Mostau auf Betreiben Bucharins schon vor einiger Zeit abgelegt wordeit. Die Sowjetelle: gierung habe jedoch diese Kaltstellung bisher verschwiegen. Der Grund dieser Maßnahme ist die Kritik, die Radek an der offiziellen Politit der Sowjet- Regierung und der Dritten Internationale geübt hat: er trat für die Loslösung der KP. Chinas vom Kuomintang ein, daß die chinesischen Kommunisten in der Kuomintang- Bartei während Stalin   und Bucharin   noch heute den Standpunkt vertreten, der auch Tschiangtaischet noch immer offiziell angehört! bleiben.

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meiter ver­

gierungstruppen im Maitampfe gegen Bilsudski im vorigen Jahre, Der Anti- Pilsudski- General Rozwadowski, der Führer der Re­wurde aus dem Gefängnis entlassen. Pilsudski   hat ihn in einer halbstündigen Audienz empfangen.

dunklen Kellergruft des stillen Kirchleins gebettet wurden: der Bar­berina Campanini.

Die Barberina! Ein seltsamer Gast in dieser frommen Gemeinde. Italienerin von Geburt und von recht dunkler Herkunft, raffiger Opernſtern und Tänzerin in Paris  , London   und Berlin  , gefällige Freundin von soundsoviel Prinzen, Banfleuten und Erzbischöfen Berlin   verbannt und Gattin des Großkanzlerjohnes Cocceji  , der Re­und nach vierjähriger intimer Freundschaft mit Friedrich II.   von gierungspräsident in Glogau   ward. Das Eheglück der beiden hielt freilich nicht lange vor, die Barberina   faufte sich daher fern von Glogau   drei Güter mit dem Hauptsiz Barschau. Aus diesen machte fie eine Stiftung für Frauenzwecke, und als jie 78jährig starb, wurde fie, ganz gegen den in ihrem Testament niedergelegten Willen, in diesem eine halbe Stunde von Barschau gelegenen Kirchlein beigefeßt. So ruht nun diese abenteuerlichste interessante Frau des 18. Jahrhunderts hier neben dem streitbaren Kaplan. Im Berlin  ihrer Zeit hatten sie beide von sich reden gemacht, auf das Lebhafteste die künstlerischen und die politischen Kreise bewegt; sie spielte einem ,, aufgeklärten" König auf der Nasenspize herum, er bereitete einem Bismarck schlaflose Nächte. Und nun. liegen sie hier fünfhundert Kilometer von ihrem einstigen Wirkungskreis in diesem weltvergesse­nen fleinen schlesischen Dörfchen.

J. Kl.

Eine Stadt ohne Lichtspiele. So unglaublich das flingt, fie existiert! Nicht etwa in Hinterpommern, Nordsibirien, Mittelchina oder Basutaland, sondern, natürlich, in den Vereinigten Staaten  von Nordamerita! Dabei handelt es sich nicht etwa um ein Nest von Hinterwäldlern und Cowboys die ja selbst einen geradezu ausgesprochen filmischen Beruf ausüben, sondern um einen an sehnlichen Ort von 47 000 Bewohnern, Brookline   genannt, in der Nachbarschaft von Boston   gelegen. Zudem steht diese merkwürdige Stadt in dem Ruf, eine der reichsten der Städte von USA  . zu sein. Ursache der Abwesenheit jeden Biostopes ist eine Boltsabstimmung Der Brookliner gewesen. Sie fand 1921 statt, nachdem eine Film­vorführung vorausgegangen war. Eltern, Lehrer und Geistliche aller Konfeffionen hatten fo Gelegenheit, fich ein Urteil zu bilden. Sie gaben ihm Ausdruck in ihrem Votum, das mit überwältigender Mehrheit gegen die moderne Teufelsfunft ausfiel. Als Grund wurde verkündet, es sei für die Jugend besser, wenn es in Brookline   fein Filmtheater gäbe! Seitdem sind sechs Jahre vergangen, ohne daß dies Urteil revidiert worden wäre.

Wer verteilt den Schiller- Preis? Der preußische Kultusminister hat die Kommiffion für den staatlichen Schiller- Preis berufen. Sie besteht aus Ludwig Fulda  , Gerhart Hauptmann  , Friedrich Kaißler, Heinrich Lilienfein  , Walter von Molo  , Julius Petersen   und Wilhelm von Scholz  . Jugend wird finden, daß die Vorherrschaft des Alters in dieser Zusammen­fegung übermäßig betont ist.

Die literarische

Die Deutsche Kionotechnische Gesellschaft hält Mittwoch, 74, 116r, Friedrich- Ebert- Str. 27, eine Sigung ab. Prof. Bruno Seegert spricht über: Elektrische Bildübertragung, Fernsehen und Ferntionomatographie". Gäste willkommen!

Der Berband Deutscher Mufil- Krifiter. hat beschlossen, seine diesjährige Tagung in Frankfurt   a. m, im Anschluß an die Fest- Aufführungen der Internationafen Gesellschaft für neue Mujit" zu veranstalten.