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Steinkopf:

machen, waren fiber ble Löfung ungehalten und es bedurfte bes| Mitgliedschaft berüdfidhtigen. lnb ber aufgetlärte Genoffe wird ganzen Einflusses der Leitung der Partei, um sie bei der Stange jederzeit der beste Kämpfer für die Partei sein. zu halten. Die Haltung der Partei in dieser Frage war das beste Agitationsmittel für die Kommunisten. Bei seiner Polemit gegen die sächsischen Bartelgenoffen hat Braun Ausbrüde gebraucht, die er besser unterlassen hätte, denn die sächsischen Genossen find gegenüber den Angriffen, die in Heidelberg gegen fie gerichtet wurden, heute völlig rehabilitiert. Welcher Bezirk hätte das ausgehalten, was die sächsischen Genossen durch die Störung der 23 ausgehalten haben. Wels, der heute seine Donnerfeile gegen Levi und Genossen richtet, findet nichts dabei, daß namhafte Genossen in bürgerlichen Zeitungen ihre geistigen Produkte nieder­legen, was Bebel auf dem Dresdener Parteitag aufs schärffte ver­urteilte. Das ist alles willkommenes Agitationsmaterial für die Kommunisten, die gerade die Linke in der Partei besonders an­pöbeln, weil sie wissen, daß diese den größten Einfluß hat.( Wider spruch. Buruf: Kiel .) Ich glaube, daß es in den Barteiversamm. lungen hier genau so aussieht, wie anderswo. Schließlich bitte ich den Barteivorstand zu erwägen, ob er nicht zur Klärung der partei­taftischen Fragen anstatt der Gesellschaft" ein ähnliches Organ wie früher die Neue Zeit" als billiges Organ für alle Funktionäre herausgeben fann.( Beifall.)

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Göpfert- Kaffel:

erfüllt nicht ganz die Forderung nach Klarstellung der Streitfrage. Die Resolution des Parteivorstandes zur Beamtenfrage Situation, die durch die Bereinigung des Deutschen Sie berücksichtigt nicht in genügendem Maße die veränderte Beamtenbundes mit dem christlichen entstanden ist. Deshalb habe ich auch die Resolution Aufhäuser mit unterschrieben. Aber gegen diesen Antrag haben sich wieder Bedenten erhoben, weil er von der Pflicht spricht, daß der Beamte sich freigewerkschaftlich organisieren muß und daher einen gewissen 3wang auferlegt. Nun mollen wir feinen Genofien infamieren, der dem Beamtenbund angehört. Wir wollen niemand in einen Gewissensfonflift treiben. Wir achten die Genossen, die als Vor­fämpfer im Deutschen Beamtenbunde wirfen. Auf der anderen Seite halten wir es für zweckmäßig, wenn sich die Partet tlar für die freie Beamtenbewegung ausspricht. Zur Bereinigung dieser beiden Gedanken empfehle ich deshalb, im An­trag Aufhäuser ni ch zu sagen: Diese Entwicklung sollte jeder Sozial­demokrat durch Zugehörigkeit zu einer freien Beamtengewerkschaft fördern. Aufgabe der Partei ist es, die freien Gewerkschaften zu unterstützen." Bon diefer Formulierung verspreche ich mir große

Borteile.

Frenzel- Leipzig :

Die Frage der Beamtenorganisation müßte uns ein­gehend beschäftigen. Es ist nicht lediglich eine Erziehungsfrage. Die Wels und Ludwig haben gestern wohl Schulbeispiele dafür ge­Zeiten, wo die Beamten uns als Fremdförper galten, sind Gott sei Dank vorüber. Von denen, die nach der Revolution zu uns gestoßen liefert, wie ein Berichterstatter des Parteivorstandes es nicht machen find, waren sicher viele Stellenjäger. Aber es handelt sich um die, Bemerkung von Ludwig, daß mancher Barteigenoffe mehr fommu­soll. Insbesondere die Ausfälle gegen die Opposition und die höhnische die bei uns geblieben sind. Auch gegen sie besteht noch ein gewisses nistisch denke, aber die Sicherheit in der Sozialdemo Mißtrauen. Man spricht auch noch immer von Novemberfozialisten.tratie der Unsicherheit in der Rausschmeißer= In Defterreich hat die Beamtenbewegung beffere Fortschritte zu ver partei vorziehe, haben uns sehr verstimmt und von vorn­zeichnen. Die bisherige Lösung stellt niemand zu­herein in die Debatte eine übermäßige Schärfe getragen. Gerade in frieden, das beweist die große 3ahl der Anträge. diesem Zusammenhang hätten die Mitglieder des Parteivorstandes Wir müssen dem Rechnung tragen, daß zwei große Beamtenorganis nicht von Hegerei, Kriecherei und Angeberei sprechen dürfen. Barum fationen bestehen und können als Partei nur dem Allgemeinen wirft man nur der Opposition Mißbrauch der Meinungsfreiheit vor, Deutschen Beamtenbund Bertrauen schenken. Leider ist das nicht der nicht aber den Genossen, die dauernd an gegnerischen Zeitungen Fall. Bie in anderen Berufen, so müssen wir auch hier von gelben mitarbeiten? Wenn Genoffe Dito Braun einmal von seinem Mi Organisationen sprechen. Es muß mit offenen Karten gespielt werden. nistersessel zu den kleinen Funktionären herabsteigen wollte, dann Wir können nichts zu tun haben mit einem Berband, der monatlich fönnte er fich davon überzeugen, daß der Fürstenvergleich durchaus 10 000 M. an den Deutschen " gibt, der die Bartei bekämpft und der nicht ohne Einfluß auf die sächsischen Wahlen war. Dieser Bergleich im legten Jahre 96 000 m. der Zentralgewerkschaft der Eisenbahner mar das einzige Mitiel, mit dem uns die Kommunisten in Sachsen zur Bekämpfung des freien Eisenbahnerverbandes, des Einheitsver befämpfen fonnten. Noch in Heidelberg hat man uns wegen unserer bandes gegeben hat. Es muß hier auf dem Parteitag Stellung gegen die 23 wie Ausfäßige behandelt. Geitern hatten eine flare Entscheidung gefällt werden. Sonft wir die Genugtuung, daß Wels ganz deutlich von den sogenannten temmt der Kampf in den Bezirken zum Austrag, zum Schaden der Altsozialisten abgerückt ist. Der Gang der historischen Ereignisse Partei. hat die Haltung der fächsischen Delegation in Heidelberg gerecht­fertigt. Die Mehrheit hat uns zugestehen müssen, daß man uns damals Unrecht getan hat. Mit besonderem Nachdrud möchte ich die Anträge empfehlen, die zugunsten der technischen Angestellten und Arbeiter der Parteibetriebe gestellt wurden. Der von Ludwig erwähnte Reichsausschuß der Arbeiter und Angestellten in Bartei­betrieben hat den gewerkschaftlichen Zentralvorstand als zu Recht bestehend anerkannt.( Widerspruch.) Seit die Konzentration besteht, versucht man die sozialen Einrichtungen in der Partet abzubauen. ( Zustimmung und Widerspruch.) In einzelnen Betrieben hat man jogar eine Berlängerung der Arbeitszeit auf 48 Stunden versucht. Auch die Höhe der Benfionen der Fürsorgefasse der technischen Ange­stellten und Arbeiter ist durchaus unzureichend.

Ciffe- Berlin :

In der Beamtenpolitit muß die Partei eine Bendung vollziehen. Der Bund deutscher Kranfenfaffenbeamten, der dem Deutschen Beamtenbund angeschlossen ist, hat mit der bisherigen neutralen Stellungnahme der Partei direkt Propaganda gegen die uns naheftehende Organisation getrieben. Die Lösung, die Aufhäuser vorgeschlagen hat, erscheint uns als der notwendige Fortschritt. Bir müssen weiter den Antrag empfehlen, daß die Bartei gegen die Ge nossen einschreitet, die am Bolts ita a t" mitarbeiten.( Wels: Wir fennen feinen solchen Genossen.) Man hat uns berichtet, daß zwischen den Genossen Fechenbach, Ruhnt sowie dem Genossen Breuer ein Gespräch stattgefunden hat, in dem Breuer gesagt haben soll, er molle am Boltsstaat" weiter mitarbeiten und Bels soll darüber unterrichtet sein.( Hört, hört!) Dabei ist der Boltsstaat doch ein ausgesprochen mäklerisches Drgan und ich brauche zu seiner Kenn­zeichnung kein Wert hinzuzufügen.

Bas unseren Antrag anbetrifft, mindestens vierteljährlich fleine allgemeinverständliche Agitationsbro: schüren herauszubringen, von denen jede zweite für die Frauen agitation bestimmt sein soll, so find wir mit der Erklärung des Parteivorstandes zufrieden, daß demgemäß verfahren und von Fall zu Fall entschieden werden soll. Besonderen Wert legen wir auf den Berliner Antrag, daß vor wichtigen Entscheidungen die Bezirts vorstände rechtzeitig informiert merden sollen. Bir halten es für notwendig, die Parteiorganisation mehr als bisher am politischen Leben zu beteiligen. Hätte man z. B. bei der Fürsten abfindung die Bezirksvorstände ins Bild gejezt, so hätte nach unferer Ueberzeugung frog aller Schwierigkeiten die Werbewoche besseren Erfolg gehabt.( Lebhafter Beifall.) Die Bezirksvorstände fönnen dann cher mit den Mitgliedschaften in Verbindung treten und auf diese Weise auch innerhalb der Partei die Demokratie zur Geltung und zur vollen Entfaltung bringen. Wir werden jeder schwierigen Situation Herr werden, wenn wir die Auffassung der

Die 24- Stunden- Uhr.

Bon Troll.

Ein Glüd, daß es zu der Zeit, als ich noch jung und schön und knusprig war, die 24- Stunden- Uhr noch nicht gegeben hat.

Damals jaß im Theater es wurde Rabale und Liebe" ge= geben neben mir in der Loge ein bilbhübsches junges Mädchen. Bis in den letzten Winkel meines leicht entflammten Herzens war ich auf den ersten Blic" verliebt. Ich merkte zu meinem Glüd, daß ich ihr auch sympathisch war. Nähern fonnte ich mich nicht. Ihre Mutter war auch da. In der Pause schrieb ich schnell einen Zettel, auf dem die flüchtigen Borte standen:

Seien Sie bitte, bitte, morgen puntt 10 Uhr in dem Theater­Café!"

Bunft 10 Uhr vormittags faß ich bis mittags 1 Uhr in dem Theater- Café. Sie fam nicht.

Und habe sie, die Angebetete, nicht wieder gesehen. Erst heute, nach fünf Jahren, sah ich fie" in der Gesellschaft, bei Schulzes.

Ich erkannte fie, fie mich wieder.

Aber sie war verheiratet.

In einem unbewachten Augenblick jagte ich zu ihr:

Genoffin Fabian:

Die Strafrede des Genossen els gegenüber den Jung­sozialisten hat das gute Einvernehmen der letzten Zeit zwischen der Jugend und der Partei sicher nicht gefördert. Richtungsstreit hat es allerdings unter den Jungsozialisten gegeben. Wir haben volle Meinungsfreiheit gewährt und haben den Richtungsstreit fachlich ausgefochten. Ein parteischädigendes Berhalten der Nelsonianer haben wir in unserer Gruppe nicht feststellen fönnen. Wir haben diese tätigen attiven Genossen fehr ungern scheiben sehen, haben uns aber felbstverständlich ohne den geringsten Widerstand dem Parteivorstand gefügt. Die Lücke, die dadurch in unsere Reihen gerissen ist, ist heute ausgefüllt. Ganz anders steht es mit den Leuten um Nietisch. In unserem Kampf gegen diese Genossen hat uns der Parteivorstand nicht unterſtüßt, er hat für unsere Forderungen sie aus der Partei auszuschließen nur Hohn und Spott gehabt( hört, hört). Noch heute fönnen diese einstigen jungjozialistischen Mitglieder, obwohl sie dieselbe national­fozialistische Einstellung haben, wie Nielisch der Partei angehören und in ihrem Zentralorgan schreiben. Wie kann man uns vor­werfen, daß sich diese Elemente in unseren Reihen befunden haben,

Abendzug gehalten. Lieber auf dem leeren Bahnsteig stehen, wo tein Zug zum Einsteigen auffordert, als unter die Räder fommen!" Karl nidte mir verständnisvoll zu.

Neue Pariser Zeitschriften.

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menn man sie noch in der Partei bulbel. Der Barteivorstand ft Jefr großzügig mit der Meinungsfreiheit, wenn es sich um Genossen vor rechts handelt, nicht aber bei der Meinungsfreiheit nach links, Gerade die Jugend bedarf der Meinungsfreiheit am nötigsten.

Stampfer:

das Zentralorgan der Partei zu verantworten, ist auf einem Parteiz Zum ersten Male in den bald 11 Jahren, die ich die Ehre habe, tag etwas entstanden wie ein Antlang an frühere Vorwärts Debatten. Nun kenne ich besser als Sie die Fehler, die ich int Laufe dieser Zeit begangen habe und ich muß nach dem, was hier gegen den Vorwärts angeführt ist, sagen, es hätte schlimmer kommen fönnen. Man hat hier nicht gesprochen von einem Zentralleiden" der Partei wie damals, als Wilhelm Liebknecht und Braun den Borwärts" redigierten. Es ist auch nicht ein Saß gefallen, wie ihn Franz Mehring in der Leipziger Volkszeitung gegen den Vorwärts zu Kurt Eisners Zeit geschrieben hat:" Kein Wunder, daß die Ent­rüftung des deutschen Proletariats gegen dieses sogenannte Zentral­organ von einem Ende Deutschlands bis zum anderen Ende auf­schäumt"( Heiterkeit).

Ein furzes Wort zu Hamburg : Es mag sein, ich fann es augenblicklich nicht nachprüfen, daß dem Vorwärts" im Januar dieses Jahres in der betreffenden Frage journalistische Flüchtigkeits­fehler unterlaufen find, ich bedaure das, aber warum hat der Genosse Leuterih nicht schon früher darüber mit mir gesprochen oder mit einem Kollegen der Fraktion.

Auch das, was Genosse Rosenfeld gegen den Vorwärts" ausgeführt hat, läßt sich mit früherer Schärfe nicht vergleichen. Der gelegt, Grundsay, den ich immer vertreten habe, hat sich offenbar durch­

daß das Zentralorgan der Partei nichts anderes jein tann als die publizistische Bertretung der Politik der Gesamtpartei. ( Sehr richtig!)

Das ist nicht möglich, wenn man im Zentralorgan eine unbeschränkte Meinungsfreiheit ftatuiert. Diese Meinungsfreiheit haben auch wir Bormärts- Redakteure nicht. Wenn Sie im Vorwärts" das gelesen hätten, was wir Redakteure über gewisse Vorgänge in der Partei Sachfens gesprochen haben, so würden Sie sich sehr darüber gewundert haben. Wir haben unsere Meinung aber unter­brüdt im Intereffe der Gesamtpartei, aus Liebe zur Bartei und aus Sorge zur Partei und haben lieber manchmal über Dinge geschwiegen, über die wir gern geschrieben hätten. Gewiß, auch dieses System hat Fehler und führt zu manchen Unannehmlichkeiten, aber es ist gelungen, mit diesem System die Einigung zu fördern und die Partei vor schweren Schädi­gungen zu bewahren. Wenn wir nach dem Rezept von 3wvidau, Plauen und Chemniz, gehandelt hätten, wäre Die Sozialdemokratische Partei heute Trümmerhaufen. Wie steht es denn mit der vielgerühmten Meinungsfreiheit bei denen, die ihre Mängel am Zentralorgan immer fritisieren?( Burufe: Leipzig !)

ein

Ein Beispiel: Fleißner griff vor furzer Zeit die preußische Koalitionspolitik in einem Artikel an. Darauf verteidigte mein Kol­lege Schiff als einziger in der Diskussion die preußische Koa litionspolitit in einem Artikel, der auch in der Leipziger Boltszeitung" abgebrudt wurde. Diese veröffentlichte aber dann hintereinander zwei Artikel, die sich auch in persönlicher

eise scharf gegen Siff wandten. Die Entgegnung von Schiff wurde abgelehnt. Ich habe Verständnis dafür, daß eine Redaktion eine solche Diskussion nicht bis ins Unendliche führen lassen fann. Aber man darf sie auch nicht nach solchen Angriffen abbrechen. Wenn es dazu käme, daß im Borwärts", wie es mein Bunsch ist, eine Tribüne eröffnet würde zum Aus­tausch von Meinungen, dann müßte auch hier mit der Dis­fuffion einmal abgebrochen werden und dann würde auch die eine eder andere Partei über Unterdrückung schreien. Wenn Rosen­feld hier von Moskauer Methoden des Parteivorstandes ge­iprochen hat, so war das gewiß nur ein fauler Biz von ihm, aber er sollte es sich überlegen, ehe er solche Worte gebraucht, denn sie sind eine billige Gelegenheit für unsere Gegner, die sie gegen die Partei gebrauchen werden.

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Ich verstehe es nicht, wie gerade Liebmann von brutaler Rüdsichtslosigkeit des Parteivorstandes sprechen fann. Ich habe hiervon noch nie etwas bemerkt. Ich weiß nur, daß der Parteivorstand Mittel für Blätter bewilligt hat, die ihn in der heftigsten Weise angegriffen haben.( Ludwig( vom Partei­vorstand]: Sehr richtig! Wir werden sie nachher nemmen.) Ebenso unverständlich war die untameradschaftliche Art und Weise, in der Liebmann über Lipinski hergefallen ist. Man beruft sich immer auf Desterreich. Aber in Desterreich wäre es ausgeschlossen,

griffen gegen Mussolini , weil sie richtig erkennt, wo unser aller Feind steht.

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Dann gibt es unter elsässischer Redaktion die Neue Pariser 3eitung", deren Auflagenhöhe nur halb so groß ist. Sie wird von der Französischen Gesellschaft für europäische Wirtschaftsver­öffentlichungen" herausgegeben, deren Borsigender Paul Roger ist, der frühere Präsident der Pariser Handelskammer. Sie sucht vor allem eine wirtschaftliche Annäherung beider Länder und die Aus­führung des Ban- Europa- Programms. Und schließlich muß der Barijer Kurier" erwähnt werden, eine Bilderzeitschrift, die auch erst einige Wochen erscheint und allmählich ganz eine illustrierte Zeitschrift werden wird. Dies ist die einzige von einem Deutschen ( und zwar einem Sozialisten) herausgegebene und redigierte Zeit­schrift. Auch in ihr bekommt der Mussolinismus ebenso wie jeder Nationalismus manchen harten Schlag ab. Das Erscheinen dieser drei für die deutsch - französische Berständigung unummunben und mutig eintretenden Zeitschriften gibt dem Verständigungsgedanken einen neuen Halt.

Kurt Lenz

Die ungeheuren Mengen von Fremden, die in Frankreich vor= übergehend oder für stets Aufenthalt nehmen, haben zur Folge, daß auf französischem Boden mehr als auf irgendeinem anderen in Europa zahlreiche ausländische Zeitungen und Beitschriften erscheinen. So wurden zurzeit in Frankreich 191 periodische Drud. werte in fremder Sprache veröffentlicht. Allein dreißig davon erscheinen auf italienisch, denn der ganze Südosten Frankreichs ist mit italienischen Arbeitern angefüllt, und 24 davon auf und 24 davon auf polnisch. Die meisten dieser Zeitungen erscheinen durchaus nicht in Baris, sondern da, wo gerade eine Anhäufung von Fremden gebrudte Beröffentlichungen notwendig erscheinen ließen. In Paris war für die antifaschistischen Italiener die Tageszeitung Corriere degli Italiani" das Hcuptorgan. Es zog nicht nur gehörig gegen Mussolini und deffen Dreiftigkeiten los, sondern es wurde auch von ihm ordentlich bespigelt, was immerhin ein günstiges Zeichen für bie Zeitung war. Leider aber hat sie sich etwas viel mit Leuten ein gelaffen, die anfänglich zur Leibgarde Mussolinis gehörten und also einst die Antifaschisten unterdrückt hatten. Infolgebeffen tann dieser Drei Stunden habe ich damals im Theater- Café auf Eie Corriere degli Staliani" nur noch halb zu uns gezählt werden. gewartet." Er wird nicht sehr viel gelesen und erschien monatelang überhaupt nicht. Nun tommt eine neue italienische Zeitung in Paris auf: La Liberta"( Die Freiheit"). Sie ist drei Wochen alt und rein fozialistisch eingestellt. Um fie scharen sich die sozialistischen Emi­eranten unter Führung des greifen Philippo Turati. Aber auch die in Frankreich wohnenden englischen Genossenheitserreger wie die der Lungenentzündung und anderer Erkältungs­find jetzt zu einer publizistischen Attivität übergegangen. Seit vier Monaten erscheint in Paris The Green Leaf" mit dem franzöfifchen Titel a Revue Berte"( Die grüne Zeitschrift") unter Mit arbeit von Ramsay MacDonald und Léon Blum . Die meisten ihrer Artikel erscheinen auf englisch und franzöfifch. Die Zeitschrift wird piel von englischen Lehrern, Arbeitern und Beamten in Paris ge lejen. Die meisten Abnehmer allerdings hat sie in England, da der Franzose nicht leicht eine Zeitschrift tauft. Die Artifel informieren ausgezeichnet über die französische Politit. Jetzt wird langsam auch ein besonderer Blah für die Betrachtung der deutschen und belgischen Ereignisse freigehalten. Die Revue Berte" mird geleitet von der Genoffin Bethel, der Borsigenden der Bariser Gruppe der englischen Arbeiterpartei.

Das kann nicht stimmen," antwortete fie entrüstet. Ich wartete damals von 10 bis 11 Uhr auf Sie! Es war abends nach dem Konzert von Mengelberg !"

Abends? Ich wartete von vormittags 10 bis mittags 1 Uhr

auf Sie!"

Beiderseits lange Gesichter!

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Da wurde bei Schulzes der Motta serviert.

Ihr Gatte saß neben ihr. Mudsmäuschenstill. Sie tyranni­fierte, schifanierte ihn zum Weißbluten. Es war furchtbar. Ich fragte Frau Schulze, ob Frau X. immer ja häßlich zu ihrem Mane sei.

Sie nickte bejahend.

H

Auch in der Berlobungszeit?" frug ich.

.D, nein," so Frau Schulze. Da war fie fanft wie ein Turtel­täubchen!"

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Diese, seine Lebensepisode, erzählte mir heute im Theater- Café mein Freund Rarl. Beißt du nun," fragte er mich, warum ich so froh bin, daß es damals vor fünf Jahren noch teine 24- Stunden- Uhr gegeben hat. Ich wäre auf das Zurteltäubchen" sicherlich hereingefallen." Ja," meinte ich, so mancher ist bei einem Eisenbahnunfall richt verunglückt, weil er im Fahrplan den Frühzug für den

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Nun erscheinen daneben auch bereits jebe Woche drei deutsche Zeitschriften in Baris in Zeitungsformat. Bum Unterschied von ge­wiffen anderen Auslandsorganen, beren schwarz- weiß- rote Tendenz der deutschen Sache im Ausland so einen ungeheuren Schaden zu fügt, treten fie sämtlich für die deutsch - französische Berständigung, zum Teil in ganz raditaler Weise, ein. Da ist zunächst die von einem Franzosen zweds deutsch - französischer Verständigung ge­gründete arifer Deutsche Beitung". Sie ist die größte der drei Zeitungen. Ihr Direktor ist ein Schweizer , der Chef­redakteur ein Jugoslawe. Sie spart auch nicht mit heftigen An­

Der gefährliche Lippenstift. In Paris hat sich unter der Devise Krieg dem Kuffe" eine Antifußliga" gebildet, die behauptet, daß bei einem einzigen Ruffe 40 000 Reime übertragen würden. Die amerikanische Wissenschaft hat sich nun, wie in der Umschau" be richtet wird, das Ziel gefeht, diese schredenerregende Zahl auf ihre Richtigkeit nachzuprüfen und hat zu diesem Zwed in einem batterio­logischen Laboratorium den Kuß mit Brutfchrant, Mikrostop und Betrifcale untersuchen lassen. Wenn auch die Zahlen nicht ganz die angegebenen Größen erreichten, so find sie immerhin ab­schreckend genug. Die Blut- Agar- Platte wies nämlich bei einem Kuß von weiblichen Lippen 534 Keime, bei einem folchen von Lippen, die der Lippenstift bearbeitet hatte, sogar 707 Kolonien auf. Unter den gefundenen Organismen befanden sich auch gar schlimme Krant­frankheiten und auch der Erreger der Furunkel. Das Ergebnis zeigte also, daß das Rüssen immerhin feine gefahrlose Sache ist, zumal nicht bei geschminkten Lippen.

In den Kammerspielen wird die Erstaufführung von Georg Kaisers Bapiermühle auf Sonnabend verlegt. Die für Mittwoch gelösten starten behalten Gültigkeit oder werden umgetauscht.

In der Städtischen Oper wird anneles Himmelfahrt am 3. Juni zum ersten Male aufgeführt. Die Dber wurde bereits in Dresden und Breslau gegeben, und ist vom Staatstheater München , Stadttheater Hamburg, Nationaltheater Weimar zur Aufführung angenommen.

Bilddokumente des Weltfrieges. Die während des Krieges an der Front gewesenen Stunstmaler veranstalten vom 28. Mai bis 27. Suni in der Auts­ftellungshalle am 800, Hardenbergstraße, unter dem Titel Der deutsche Fronttämpfer eine große Ausstellung: Bilddokumente des Weltkrieges.

Aus der Bühner genoffenfchaft. Eine gemeinsame Konferenz des Ver waltungsrats und der Bezirksobmänner der Genossenschaft Deutscher Bühnen- Angehörigen bat an Etelle Carl Eberts, der als Generalintendant nach Darmstadt gebt. Eduard von Winterstein einstimmig in den Berwaltungsrat gewählt.

Gerhart Hauptmann hat jest mit der Niederschrift seiner Lebens­erinnerungen" begonnen. Die Beröffentlichung soll jedoch erst nach seinem Tode erfolgen.