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dcch die gegnerische Presse ein Parteiblatt gegen die Parte? zitieren rann.(Zuruf Rennet: Sehr wahr!) Die österreichische Partei hat auch die schwere Zeih in der sie in der Koalition mit den Christlich - sozialen zusammenarbeiten mußte, überwunden, weil die Parteimit- gliedschaft Komeradschaftlichteit und Disziplin hoch- hielt. Aus einem österreichischen Parteitag wären solche Reden, wie sie hier gehalten werden, unmöglich. Also lernt von Oesterreich , debattiert ohne Gehässigkeit in kameradschastlicher Weise ohne her. unkerreißerei, denn nur so nühen wir der Partei, nur so kommen wir vorwärts.(Lebhafter Beifall.) tange-Annaberg : Nach dieser Rede Stampfers kann man dem Antrag Verlin nur zustimmen, daß die Berliner Parteigenossen ein eigenes Organ be- kommen, denn sie hat bestätigt, daß der Parteivorstand denVor- wärts" nur als Deckorgan benutzt.(Zuruf vom Parteivorstand: Und Sie wollen ein Gegenorgan!) Die Berliner Genossen wollen Einfluß auf die Massen gewinnen, um sie aufzuklären und dadurch die Partei vorwärts zu bringen. Der Genosse Braun, den manche für einen Staatsmann von Format halten, sagt, man solle sich überlegen, was man sagt.(Sehr richtig!) Auch die Freunde des Genossen Braun sind verschiedener Meinung über seine Rede. Die Diplomatensprache versteht der Arbeiter nicht, ober auch den Fanatismus sollten wir uns abgewöhnen. Als gestern Rosenfeld sprach, rief ein Genosse:Du bist längst reif zum Ausschluß."(hört, hört!) Ein solcher Zwischenruf richtet sich selbst. Vor ollem darf kein Personenkult getrieben werden, wie das die Kieler Volkszeitung jetzt tut. höher als die Gunst des Parteivorstandes muß uns dos Aorwärtsdringen der Partei und die Gewinnung der Arbeiterschaft für unsere Ziele stehen.(Zuruf vom Parteivorstand: Unerhört!) Mfiller-Leipzig bittet die Mitglieder des Parteioorstandes, im Aufsichtsrat der Arbeiterbank dahin zu wirken, daß auch in Leipzig eine Filiale der Arbeiterbank eröffnet werde. Die Bilder- beilageVolk und Zeit" sollte eine wirkliche prole- tarische Bilderbeilage werden. In der Maifestnummer wurde ein Titelblatt mit dem Sowjetstern gebracht, das offenbar von einem kommunistischen Zeichner stammte. Außerdem ein Bild aus der christlichen Jugend- und Arbeiterbewegung. Abgeordnete, die ein Einkommen über 3000 Mk. haben, sollten 20 Proz. davon abgeben(Zuruf: Das geschieht schon), aber nicht an die Partei- organisation, sondern an die Bezirke. Dem Genosien Braun will ich nur mitteilen, daß die sächsische Parteiorganisation in ihrem Be- stand und ihrer Geschlossenheit einzig dasteht.(Sehr out!) Die sächsische Parteiorganisation zählt heute rund 130 000 Mitglieder. Damit verträgt sie den Vergleich mit anderen Bezirken wie etwa Berlin , wo der geistig hochstehend« Parteivorstand sitzt. Darum nicht immer auf den Sachsen herumreiten, sondern daran denken, wie man die Partei vorwärts bringt. Frau Schilling iritt für den Antrag ein, die Frauenkonferenz stets vor dem Partei- tag abzuhalten. Rur wenn die Frauenkonfcrenz vor dem Parteitag stattfindet, sind die Teilnehmerinnen frisch und können die Beschlüsse der Tagung alsbald dem Parteitag vorgelegt werden. Toni Pfülf : Verzeihen Sie, daß ein Mensch aus Bayern zu sprechen wagt und diesen sächsischen Parteitag in einen deutschen Partei­tag zurückverwandelt. Die Sozialdemokratische Partei hat Volksbegehren und Bolksentscheid in die Reichsverfassung herein- gebracht. Wie wollen Sie in Zukunft den Schwung für einen Volks- entscheid aufrechterhalten, wenn Sie nach dem Volksentscheid sein Ergebnis als nicht vorhanden betrachten. Es war ein Fehler der Reichstagsfraktion, daß sie die hohenzollernfrage nach Preußen zurückverschoben hat, obwohl es eins ausgesprochen deutsche Angelegenheit ist. Aber der Reichstagsfraktion fehlte der Mut, den Ausfall des Volksentscheids ehrlich zu vollziehen. Das Volk hat leider gegen uns entschieden, und das hätte am ersten Tage nach dem Volksentscheid mit aller Deutlichkeit ausgesprochen werden müsien. Die Illusion, daß viel« christliche Arbeiter, die beim Volksentscheid an unsere Seite getreten waren, dauernd bei der Partei bleiben könnten, war ja von vornherein un- begründet. Es wäre ehrlich und gescheit gewesen, einfach zuzugeben, daß wir die Schlacht verloren hatten. Wir können den Genossen offen die Wahrheit sagen, damit sie Gelegenheit zur Beurteilung ihrer eigenen Fehler haben, wenn wir sie das nächste Mal zur Entschei- düng rufen. Wir im Reiche standen außerhalb der Koalition und hätten den Mut finden sollen, die Entscheidung auf uns zu nehmen. Ich gehöre zu der viel verfehmten Gruppe der Schulmeister. Aber wir Schulmeister verstehen wenigstens etwas von der Psyche der Jugend. Man braucht ihr nicht bei jeder Gelegenheit, wo sie über die Stränge schlägt, eins überzuziehen. Die Jugend braucht Be- wegungsfreiheit und sie braucht vor allem, was uns auch sonst in der Partei oft fehlt, Vertrauen. Stelling: R o s e n s e l d hat den Eindruck zu erwecken versucht, als ob in der Partei die Meinungsfreiheit völlig unterdrückt werde. Dabei gibt es einige Parteiblätter, die häufig geradezu partei- schädigend schreiben, die Parteibeschlüsse und Parteieinrich- tungen gehässig herabsetzen, und, obgleich einem manchmal dabei der Ekel hochsteigt, greift der Porteivorstand nicht ein. well er sich nicht dem Borwurf der Unterdrückung der Meinungsfreiheit aussetzen will. Demokratie heißt nicht nur schrankenlose Meinungsfreiheit. Demokratie heißt auch Unterordnung unter die Interessen der Partei(Sehr richtig). Glaubt man wirk- lich, daß das Leipziger Allerlei, das hier geredet worden ist, den Interessen der Partei dient? Ein Redner hat sich darüber beschwert, daß man Otto Braun einen Staatsmann von Format genannt hat. Wenn man sich hier manche sächsische Staatsmänner ansieht, so kann man Preußen nur beglückwünschen, daß es einen Staats- mann von solchen Format wie Ottto Braun hat. E» ist gut. daß da» ganze deutsch « Volk ersührl, was die Republik Preußen und Preußen der Regierung unter Otto Brauns lleliung zu verdanken hat.(Lebhafter Beifall). Eine kameradfchastliche Auseinandersetzung setzt Achtung vor dem anderen voraus. Wenn es damit bei der Opposition nicht o-chapert hätte, so hätte sich mancher Konflikt klären lassen. In der Beamtenfrage hat A u f b ä u s e r eine klare Entscheidung verlangt. Vergessen Sie nicht, daß die Resolution des Parteivorstandes und des Parteiausschufses über dies« Frage das Ergebnis langer Be- ratungen ist. Wir sind alle durch die Schule der freien Gewerkschaften ge- gangen und stehen deshalb im innersten cherzen auch bei den freien Gewerkschaften. Wir kommen ober nicht darüber hinweg, daß alt« langjährige Parteigenossen im Deutschen Beamtenbund sind und es auch bleiben wollen. Wir kommen nicht darüber hinweg, daß es unklug ist, dem Deutschen Lehrerverein das Rückgrat zu brechen. Das würde nur die reaktionären, konfessionellen Elemente stärken. Vergessen Sie nicht, daß wir in den uns noch fernstehenden Veamtenkreisen für unsere Partei werben müssen. Wir dürfen der Partei keine Schranken vorbauen gegen die Beamten, die im Deut- jchen Beamtenbund sind und die sich aus diesem Rohmen noch nicht lösen können! Ein Antrag aus Schluß der Debatte wird mit großer Mehrheit angenommen. Es folgen noch einige persönlich« Bemerkungen.

Der bayerische Ministerpräsident hat an die sozialdemokratische Landtagsfraktion ein Beileidsschreiben zu dem Ableben des Genojlen Körner gerichtet. Darin wird die aufrichtige Anteilnahme der bayerischen Staatsregienmg zum Ausdruck ge- bracht,

die folgen üer Keuöell-Zeme. Ei»Ehrengerichtsurteil" gegen Tresckow . DasEhrengericht" de? Vereins dar Offiziere des ehemaligen Königl. Preußischen(Brandenburgischen) Dragoner-Regiments Nr. 2 Hot über den ehemaligen Leutnant v. Tresckow folgenden Spruch gefällt:Der Leutnant a. D. chasso v. Tresckow ist schuldig der Verletzung der Standesehre mit Beantragung des Ausschlusses aus dem Offiziersverein." Ik kann auk mik auf Deutsch explizier", sagt Riccaut de la Marliniere in LessingsMinna von Barnhelm". Uebersetzen wir also:Der Leutnant a. D. von Tresckow ist schuldig der Verletzung der Standesehre. Gegen ihn wird Ausschluß aus dem Offiziers- verein beantragt". Nun, wenn Herr von Tresckow verständig ist, wird er auf den Spruch des gänzlich unmaßgeblichen Osfiziersvereins pfeifen. Politisch interessant ist etwas anderes: An der Spitze der Groß- grundbesitzer und verflossenen Stabsofsiziere, von denen hie gesell- schaftliche Femung des unbequemen Nachbars von Tresckow aus- ging, stand der heutige Reichsmini st er des Innern von K e u d e l l. Und der Reichskanzler Dr. Marx war es, der seinen Bürgerblockkollegen im Reichstag am 11. Februar verteidigt«. Er machte sich den Vorwurf der Rechtsradikalen zu eigen, cherr von Tresckow habe einen groben Dertrauensbruch begangen". Dieser Vertrouensbruch hatte darin bestanden, daß Herr von Tresckow beim Reichswehrministerium angefragt hatte, ob die Be- rufung eines Osfiziers auf das Reichswehrministerium, der für die Ausstellung illegaler Formationen warb, zu Recht erfolgt sei!

die Steuern ües Cxherzogs. Ter Koburger zahlt nicht, weil die Veranlagung nicht fertig ist. Weimar , 2t. Mai. (Eigener Drahtbericht.) Im K r« i s r a t des Landkreises Gotha kam zur Sprach«, daß der ehemaligeHerzog von S o ch s e n- K ob urg- G o t h a keinen Pfennig an Real- und Mietzins st euern gezahlt hat, seitdem auf Grund einer Ensscheidung des Reichsgerichts vom Juni 1S2S ihm das Vermögen zurückgegeben worden ist. Der Landrat erklärte, der Fehlbettag im Haushaltsplan des Kreises wäre längst gedeckt, wenn der Herzog seine Steuern bezahlen würde. Der Kreisrai besitzt eine bürgerliche Mehrheit, aber auch sie mutzte es als einen unhaltbaren Zustand bezeichnen, daß dieser reiche Großgrundbesitzer sich um das Steuerzahlen drückt, well man angeblich mit seiner Veranlagung nicht fertig geworden sei. Die sozialdemokratische Fraktion des Thüringer Landtages hat in einer Anfrage an die Landes- regierung Auskunst verlangt, weshalb die Veranlagung des Herzogs noch immer nicht erledigt worden ist.

3n üer ßalle oder nicht? EineBerichtigung" der Nohleverwcrtungs-A.-G. in Essen . Kürzlich hat das Rheinisch-Westfälische Kohlensyndikat der Oeffentlichkeit mitgeteilt, daß es seine Mitglieder nicht verpflichtet habe, die Lieferung von Feinkohle für die Erweiterung von Gas- werken zu unterlassen. Wir haben die Erklärung des Syndikats wiedergegeben, dieser Erklärung aber hinzugefügt, daß sie für den Vorwärts" nichts bedeuten könne. DerVorwärts" habe nämlich festgestellt, daß nicht das Syndikat, sondern die K o h l e v e r- wertungs-A.-G. Essen ihre Mitglieder einen entsprechenden Revers für Brennstoffe Hobe unterzeichnen lassen. Wir fügten hinzu, daß die A.-G. für Kohleverwertung bisher n o ch n i ch t dementiert habe. Dieses Dementi der A.-G. für Kohleverwertung ist uns jetzt zugegangen. Allerdings bedauert die A.-G. für Kohlever- Wertung, daß demVorwärts" zwei Mitteilungen an die Presse entgangen seien, die die Gesellschaft schon am 7. und am 10. April dieses Jahres verösfentlicht habe. In diesem Punkte irrt sich die Ge- scllschast nun. Wir hatten nämlich guten Grund, diesen Dementis zunächst keinen Glauben zu schenken. Der Grund dafür liegt in den Aufklärungen, die uns die Kohleverwertungs-A.-G. gestern geschickt hat. Sie teilt uns nämlich den Wortlaut des Reverse» mit. In seinen entscheidenden Stellen lautet er wie folgt: .....Wir verpflichten uns Ihnen gegenüber: 1. keine brenn- baren Gase an dritte zu liesern, 2. weder Werk« zu betreiben, die brennbare Gase an dritte abgeben, noch uns daran in irgendeiner Form mittelbar oder unmittelbar zu betei.igen, 3. weder Fern- Heizungsanlagen zu beireiben noch uns daran in irgendeiner Form mittelbar oder unmittelbar zu beteiligen, noch dritte für solche Zwecke mit Wärme aus unseren Betrieben zu beliefern." Soweit der entscheidende Wortlaut. Ein Datum für den Revers ist nicht angegeben. Totsächlich steht hier von einer Brennstosfspcrrean andere Gaserzeuger n i ch t s d r i n. Aber die Sache hat leider«inen großen Haken. Gezwungen, nicht gerne, müssen wir den Wortlaut des uns bekannten Reverses veröffentlichen. Darin heißt es: Wir verpslichien uns für die Dauer unserer Eigenschaft als Aktionär Ihrer Gesellschaft: 1. keine brennbaren Gase an dritte zu liesern, 2. keine Werke zu betreiben, die brennbare Gase a» dritte abgeben, noch derartige Werke ohne Zustimmung einer Dreiviertel- Mehrheit ihrer Generalversammlung mit Brennstossen zu beliefern, noch uns daran zu irgendeiner Form zu beteiligen, 3. keine Fernhetzungsanlagen zu betrribrn oder uns daran in irgendeiner Form zu beteiligen, oder ohne Zustimmung einer Dreiviertelmajorität ihrer Generalversammlung dritte mit Brenn- stossen oder mit Wärme aus unseren Betrieben für solche Zwecke zu beliefern." Dieses der Wortlaut des Reverses, wie er u n s bekannt ist. Es wird niemand auf der Welt geben, der behaupten wird, daß zwischen den beiden Reversen kein Unterschied besteht. Er besteht eben in der entscheidenden Sperre für Brennstoffe, soweit öffentliche Kon- kurrenten damit beliefert werden sollten.' Nun wollen wir natürlich gern zugeben, daß der heutige Vertrag zwischen den Mitgliedern der Kohleverwertungs-A.-G. so lautet, wie dies« es behauptet. Die Kohleverwertungs-A.-G. würde die Oeffentlichkeit gewiß nicht falsch informieren. Wer wir wollen doch an die Kohleverwertungs-A.-G.«in« Frage richten. Wir wollen sie fragen, ob ein Vertrag des Wortlautes, wie wir ihn oben wiedergegeben hoben, bestanden Hot oder nicht. Auf die Antwort wollen wir gern und in aller Ruh« warten. Es würde nämlich für die Oeffentlichkeit wirklich voll und ganz genügen, daß ein solcher Derttag«inmalbestandenhat. Ja, es würde sogar genügen, wenn die Kohleverwertungs-A.-G. einmal auch nur einen entsprechen- den Beschluß gefaßt hätte. Dann wäre immerhin klargestellt, daß man an der Ruhr tatsächlich mit den brutalsten Mitteln die Gaswerke zum Ab- schluß an das Ferngasprojekt zwingen wollte, und daß die Städte wirtlich allen Anlaß hatten, die von den Zechenherren so heftig be- kämpften Feldertöuf« Frankfurts und Kölns ernsthaft als allgemeine Notwendigkeit ins Auge zu fassen.

die Verfehlungen beim Wohnungeamt. Auch die Reichsbahn... Nach der Vernehmung des Magistratsrats Dr. Hauptmann bestritten auch die übrigen Angeklagten, sich einer Bestechung schuldig gemacht zu haben. Der Angeklagte Polizeisekretär K o s ch gab an, daß er sich aus die einzelnen Fälle, in denen er Meldescheine des EinwohnermÄde-. amtes zum Zwecke der Erlangung einer weißen Kart« ausgestellt hatte, nicht mehr entsinnen könne. Landgcrichtsdirektor Stein- Haus:Wie erklärt es sich, daß in 23 Fällen die von Ihnen gemachten Beurkundungen nicht mit den Tatsachen übereinstimmen?" Angekl. K os ch:Es ist wohl möglich, daß ich es in einzelnen Fällen unterlassen habe, Angaben auf dem Fragebogen nachzuprüfen. Ich war überarbeitet und zusammengebrochen, und da habe ich mich in zu großer Vertrauensseligkeit auf die Richtigkeit der Angaben ver- lassen." Aussehen erregte die Aussage des angeklagten Wohnungs- Vermittlers Rindfleisch: er erklärte, daß er bei den amtlichen Stellen der Reichsbahn ein- und ausgegangen sei, da er von dieser zwecks Beschaffung von Wohnungen für noch Berlin versetzte Reichs- bahnbeamte ständig in Anspruch genommen worden sei.>Er Hobe 200 bis 700 Mark von der Behörde bekommen. Diese Zahlungen wurden aber nicht nur für die Beschaffung der weißen Karten, son» dern zugleich auch für die Wohnungsoermittlung gezahlt. Nur zögernd und nach einem längeren Kreuzverhör rückte der Angeklagte mit dem Namen seines Auftraggebers, des Eisenbohnobersekretars K u l e y, heraus. Er bestritt, Kosch für die Ausstellung der Melde- scheine oder einem Beamten des Wohnungsamtes Kreuzberg für die weißen Karten etwas gezahlt zu haben. Dagegen habe er Israel , der ihm geholfen habe, durchschmttlich 300 Mark abgegeben. Bors: Israel soll doch aus Hungersnot Selbstmord verübt hoben?" An- geklagter:Davon weiß ich nichts". Die übrigen angeklagten Wohnungsvermittlsr und-Vermittlerinnen haben in einer Reihe von Fällen durch die Hilfe von Seeboldt sich beim Wohnungsamt Kreuz- berg weiße Karten beschaffen lassen. Seeboldt hat dabei einen er- heblichen Betrag abbekommen. Dann wurde in die Zeuaenverneh- mung eingetreten, in deren Verlaus stellte Landgerichtsdirektor Stein- Haus aus den Akten folgende merkwürdige Vorkommnisse iest: Am 6. Februar hatte Kosch den Meldeschein ausgestellt, der schon an demselben Tage Dr. Hauptmann vorgelegt wurde. Dieser verfügte noch an dem gleichen Tage, daß Nathan mitFrau und fünf Kindern" auf die Dringlichkeitsliste zu setzen sei. Am 9. Februar hatte Dr. Hauptmann verfügt, daß die weiße Karte zu erteilen sei, und an dem gleichen Tage auch dies« Karte ausgehändigt. Bors: Waren Sie zuständig hierfür?" Angekl. Dr. Hauptmann: Ich habe mich für zuständig gehalten". Bors:Es ist ausfällig, daß Sie als Magistratsrat die Karte selbst in Empfang genommen haben". Angekl.:Das kam öfter vor. Ich habe Stadtrat Eonrad vorher Vortrog gehalten"(der Sachverständige Stadtrat E o n r a d protestierte laut dagegen und rief:Junge, das stimmt nicht!">. Als der Angeklagte davon sprach, daß Nathan doch eine Wohnung bekommen hätte, weil er aus der Dnirglichkeitslist« stand, rief Stadtrat Eonrad nochmals dazwischen:Um nach vier Jahren an die Reihe zu kommen!" Die weiteren Verhandlungen wurden auf Dienstag früh vertagt. Zu morgen ist auch als Zeug« der Eisenbahn - obevsekretär K u l e y geladen.

Kindesaussetzung in Friedenau . In dem Haus« Rheinstraße 39 in Friedenau wurde am Montag spät abends eine Kindesaussetzung entdeckt. Mieter, die gegen 1l ii Uhr heimkehrten, wurden durch ein Wimmern ousmerksam und fanden im zweiten Stock aus der Bordertreppe ein Paket, dos ein kleines Kind enthielt. Es war, wie die nächste Fürsorge- stelle feststellte, ein etwa sieben Tage alles Mädchen. Der Findling, der dem Säuglingsheim in Schöneberg übergeben wurde, trug über den Windeln«in weißes Hemdchen, ein weißes wollenes Jäckchen, ein weißes ärmelloses Kleidchen mit kupferfarbener Stickerei und rosa Annbändchen und ein weißes Wolljäckchen mit rosa Stickerei. Eingewickelt war es dann in eine grüne Domen st rickjacke mit modefarbener Einfassung und ein weinrotes Umschlogetucb. Man oermittet, daß die unbekannte Mutter mit dem Kindchen erst kurz vorher ein Krankenhaus oder«ine Entbindungsanstalt ver- lassen hat. Wie sie nach Torschluß in dos Haus hat hineinkommen können, ist noch nicht aufgeklärt. Mitteilungen an das 178. Revier und die Kriminalinspekiion Schöneberg . Bon ihrem eigenen Bater entführt. Wie wir kürzlich mitteilten, wurde die 6 Jahre alte Tochter Hanna dos Arztes Dr. Gliicksmann, der von seiner Fron getrennt lebte und mst ihr in Seheidung lag, von ihrem eigenen Vater ent- sührt. Bis zur Entscheidung der von der Frau eingereichten Klage war die Tochter der Mutter zugesprochen worden. Der Bater durste sie nur van Zeit zu Zeit sehen. Am 1. Mai holte er dos Kind morgens um v Uhr aus der Wohnung der Mutter ab und versprach, es mittags zurückbringen zu«ollen. Das tat er jedoch nicht. Die Mutter machte Anzeige, und die Kriminalpolizei ermittelte. Dr. Glücksmann in Hamburg und nahm ihn fest. Das Kind ober blieb verschwunden. Am Sonntag erhielt die hiesige Kriminalpolizei von der holländischen die Mitteilung, daß das ver- mißte Kind sich bei einer dem Arzt befreundeten Familie Lewan- dowski in Utrecht und dort in guten Händen befinde. Dr. Glücks- mann hatte es nach Utrecht gebracht und die Familie durch falsche Vorspiegelungen bewogen, es bei sich zu behalten. Als sie aus den Zeitungen die wirklichen Vorgänge erfuhr, machte sie bei der Ort»- Polizei sofort Anzeige. Die Mutter und ihr Rechtsbeistand sind de- reit?«fach Utrecht abgefahren, um das Kind nach Berlin zurückzu- holen. Ueberfallanrufc." Am 13. d. M. ist eine neue Regelung derUeberfall"-Anruse dahingehend in Kraft getreten, daß die an die Fernsprechvermitt- lungsstellen Ad l e r s h o f, Oberschöneweide und Köpenick angeschlossenen Teilnehmer bei Angabe des Wortes'Ueberfall" un- mittelbar mit dem Ueberfall-Kommando Köpenick verbunden werden. Die an die Vermittlungsstellen Grünau und Friedrichs- Hagen angeschlossenen Teilnehmer werden beiUeberfall"-Anrufen mit den zuständigen Polizeirevieren verbunden, die aus direkten Lei- tungen das Ueberfall-Kommando benachrichtigen. Es wird ausdrück- lich darauf hingewiesen, daß diese Einrichtung des Ueberfall- Kommandos nur für die im Landespolizeibezirt Groß-Berlin woh- «enden Teilnehmer in Frage kommt.

Schul-Knnstausftellung Charlottenburg . Künstler und Pädagogen gründeten im Jahre 1920 den Bund für Kunstausstellungen in Schulen, um durch seine Beranstaltungen die Erziehung zur Kunst zu fördern. Mit einer beträchtlichen Zahl kleiner Kunstausstellungen, die nicht nur auf die Schuljugend, sondern darüber hinaus auf die breiten Massen des Volkes berechnet waren, hat der Bund sich um die Lösung seiner Aufgabe bemüht. Am Sonntag konnte er seine Ausstellung in Charlottenburg eröfmen, die er unter Bei- Hilfe des Bezirksamtes ins Werk gesetzt hat. Bei der E r ö f f n u n g s- f e i e r im Charlottenburger Rathaus betonte Bürgermeister Augustin die Notwendigkeit, solch« Ausstellungen in»nicht zu großen Zeitabständen zu wiederholen. Für Charlottenburg ist dies« Schul-Kunstausstellung die erste. Die Auswohl von etwa 100 Kunst- werken, von Oeloemälden, Aquarellen, Graphiken und Plastiken. ist nach den künstlerischen und kunstpädagogischen Gesichtspunkten zusammengestellt, die bei den früheren vom Bund veranstalteten Kunstausstellungen in anderen Verwaltungsbezirken Berlins sich be- währt haben. Die Ausstellungen des Bundes berücksichtigen die verschiedenen Kunstrichtungen der Zeit und bieten ihrem Publikum auchmodernste" Werke, um deren Verständnis mancher Besucher noch erfolglos ringt. Erziehung zum Verständnis