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der einzelnen Negierungen sei, und man sprach schließlich für internationale Abkommen den Wunsch aus, daß sich die Vertragsparteien dem Urteil internationaler Schiedsgerichte unterwerfen mögen und man befür- wartete möglichste Publizität in bezug auf die industriellen Vereinbarungen. Das sind alles praktisch sehr belanglose Erklärungen, die den Kampf um die Kontrolle monopolistischer Organisationen ganz auf die einzelnen Staaten verweisen. Die Resolution der Landwirtschaftskommis» sion ist in der Frag« der Zollpolitik verschwommen, und sie erschöpft sich im übrigen in der starken Empfehlung technischer Verbesserungen, wissenschaftlicher Orga' nisation, Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten. Verbesserung der Absatz- und Kreditmethoden. Sie empfiehlt dafür Austausch der Erfahrungen. Ferner wird die Fö rde- rung der Ausbildung der Landwirte den Regierungen empfohlen, es wird die Notwendigkeit der Anwendung der Sozialgesetze auf die la n d w i rt s cha f t- lichen Arbeiter betont und die größtmöglichste F ö r- derung des Genossenschaftswesens empfohlen. Endsich wird die Vornahme einer internationalen Landwirt- schafteenquete angeregt. Im ganzen eine Zusammenfassung von vielen guten Wünschen, die nicht gerade allzu neu sind, rnch von denen wohl nur mäßige praktische Wirtungen aus- geHerr werden. Ueber die Frage, ob nun ein besonderes Organ in Gestalt eines Wirtschaftsamtes sich mit der praktischen Durchführung der von der Konserenz aufgestellten Grundsätze weiter be- fassen solle, wie es die Arbeitervertreter beantragt hatten, kam man auch zu keinem Entschluß, sondern man begnügte sich damit, die Entschließungen dem Dölterbundsrat z u überweisen und im übrigen die Arbeit des Völker- bundssekretariats anzuerknmen und ihm die Heranziehung von Vertretern der einzelnen Gruppen zu empfehlen in der Art, wie sie bei der Vorbereitung der Konferenz stattgefunden hatte. Das würde praktisch eine in ihrem Umfang sehr be- scheidene Heranziehung der Vertreter der Arbeiterschaft bedeuten. Auf dem Wege zur Besserung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der Völker war die Genfer Konferenz nur«in sehr schwächlicher und unzulänglicher Anfang. Aber immer- hin: es war ein Anfang, und es wird die Aufgabe derer sein, die es mit der internationalen Solidarität und dem Kampf gegen die Kriegsgefahren ernst meinen, vorwärts zu treiben, um von diesem Ausgangspunkt doch zur Verwirk- lichung eines Stückchens internationalen Lebens zu gelangen.
Die Steuerpolitik öes �anübunöes. Ziffern aus dem Kreise Prenzlau . Die„Deutsche Bauernzeitimg" veröffentlicht folgende Mit- teilung: »Im Kreise Prenzlau , dem besten Kreise im Regie» rungsbezirt Potsdam , gehören den Großgrundbesitzern von den 4S2 EX) Morgen landwirtschaftlich genutzter Fläche über 66 Proz., der Bauernschaft tnapvZl) Proz. Trotz» dem bringt der Großgrundbesitz nur 2,S Proz. der londwirt- schaftlichen Einkommensteuer auf, während der Mittel- und Kleinbesift75 Proz. aufzubringen hat. 60 Proz. der Ritter» guter zahlen iiberhaupr keine Einkommensteuer, rund 30 Proz. wurden nach dem Verbrauch veranlagt, nur 10 Proz. nach den Richtsätzen. Der Anteil der Bauernschaft an dem gesamten Steuer- aufkommen würde noch viel höher sein, wenn in diesem Jahre gerade bei den Kleinbesitzern nicht verhältnismäßig viel Abzüge für Viehverluste infolge Biehseuche hätten gemacht werden müssend' Die Steuerpolitik des Reichslondbundes trägt, wie man sieht, reiche Früchte. Die Stichproben ergeben immer wieder, daß der Großgrundbesitz sich nach dem Rezept seiner Organisation vor der Steuerzahlung drückt. Dieser Zustand ist seit längerer Zeit un- erträglich. Von A b w e h rm a ß n a hm en hat man trotzdem noch nichts gehört.
Mit dem Tode des Genossen Bruno Körner, der im Alter von 65 Jahren einer tückischen Krankheit erlag, verliert die sozialdemo» kratische Bewegung der Pfalz einen ihrer besten und bewährtesten Vorkämpfer. 1862 in Kayna (Thüringen ) geboren, lernte er das Schreinerhandwert und trat als junger Mensch von 17 Jahren die Wanderschaft an, die ihn bald mit der Arbeiterbewegung in Berührung brachte. 1885 kam er dann nach Ludwigshasen, das zur Stätte seiner Lebensarbeit für Partei und Gewerkschaften werden sollte. Bon hier aus baute er mit Gesinnungsfreunden die Sozial- demokratie in der Pfalz auf, er wurde bald in den Gauvorstand, dann in den Stadtrat von Ludwigshafen , 1005 in den Landtag ge- wählt. Seit 1008 hatte er den Vorsitz im Gauoorstand der Partei. Rastlose Tätigkeit im Dienste der Organisation hinderte ihn. so auf seine Gesundheit zu achten, wie es zur Erhalwng feiner Arbeits- traft notwendig gewesen wäre. Die schweren Erschütterungen des Krieges und der Nachkriegszeit setzten ihm bereits schwer zu. und noch als betagter Mann mußte er die Schikanen der BefatzungszeiL am eigenen Leibe verspüren. Wurde er doch 1023 von den Fron- zosen verhaftet und längere Zeit im Gefängnis bei schlechter Be- Handlung festgehalten. Doch blieb er trotz seiner geschwächten Ge- sundheit später bis in die letzten Wochen hinein seiner Arbeit für die Partei treu, bis ihn die Krankheit niederwarf. So starb er in den Sielen— ein Vorbild für viele Mitkämpfer, betrauert von den Genossen, die in ihm einen unermüdlichen Führer und Förderer verehrten._
Stahlhelmkorb für Luüenöorff. Gin Tanktelegramm mit Antwort. Am 7. Mai hat der Stahlhelm, der sogenannte„Bund der Frontsoldaten ", an Herrn Ludendorss«inen„Huldigimgsgruß" gerichtet, und der verflossene Generalquartiermeister schickte dieses Antworttelegramm: „Den hunderttausend Frqntsoldaten danke ich für den Gruß. Wir waren im Kriege Landsknecht « der überftaat- lichen Mächte, trotz aller unser Hingebung für Kaiser und Reich. Mögen die Frontsoldaten das endlich erkennen und den Kamps gegen jene Mächte aufnehmen. Unsere Befreiung wird dann leicht sein." D«m Stahlhelm hat die Antwort des„großen Feltcherrn" und Kriegsverlierers Kummer gemacht. Man will„hineinwachsen in den Staat" und hört jetzt solche Sachen! Deshalb versuchte man, Ludendorffs Telegramm zu unterschlagen, Exzellenz aber veröffentlichten ihr Gciflesprodukt in der„Deutschen Wochen- schau". Neue Verlegenheit bei der Leitung des Stahlhelm! Müh- fam arbeitete man«ine Antwort auf Ludendorffs Antwort aus. In der aber heißt es: „Die alten Frontsoldaten grüßten das Feldherrnpaar aus großer Zeit. Mit irgendwelcher politischen Tendenz hatte die Begrüßung nichts zu tun und sollte sie nichts zu tun haben. Aus Ew. Exzellenz telegraphischer Antwort sahen wir wider Erwarten ein Eingehen aufs politisch« Gebiet. Wohl wissend, daß in unserem Bunde die v e r s ch i e- densten politischen Unter st römungen vorhanden sind, lag und liegt uns Führern dauernd am Herzen, olles zu unterlassen, was geeignet ist. die Geschlossenheit des Bundes zu gefährden. Wenn wir hierbei Ew. Exzellenz Unterstützung gewiß waren, so durften wir das sein in dein Bewußtsein, daß wir hier- bei in der Erinnening an die einer ganzen Welt trotzende Einheit in Führung und Geschlossenheit des deutschen Kriegsheeres auch diejenigen Kameraden hinter uns hatten, die auf politischem Gebiet Ew. Exzellenz Führung nicht zu folgen vermögen. Ew. Exzellenz Eingehen aus dieses Gebiet ließen bei Beröffenllichung die Gefahr erstehen, daß eine Erörterung Solitischer Meinungsverschiedenheiten dadurch herbeigeführt werde. ils all« Frontsoldaten glaubten wir, es dem Andenken unserer stolzen einheitlichen Kriegsfrvnt schuldiq zu sein, das, was ihre Verteidiger einst«int«, immer und immer wieder zu betonen, das aber, was sie zu entzweien geeignet ist, soweit es an uns liegt, zum mindesten nicht in vi« Oeffentllchkeit zu bringen."
Der Stahlhelm bestätigt also unsere Feststellung, daß bei ihm „die verschiedensten politischen Unterströmungen vorhanden" sind. Weiter aber sagt er klipp und klar, daß Luden- d o r f s einer der Störenfriede in den pp. vaterländischen Verbänden ist. Das ist eine wahrhaft„trotzende Einheit in Führung und Geschlossenheit"! Und trotzdem die Huldigung vor Ludendorff ! Fassade! Fassade! Das Amüsanteste aber an dem Antwortschreiben ist die Reihenfolge der Unterschriften. Da weißt es:„Der Stahlhelm. Bund der Frontsoldaten, gez. Duesterberg, 2. Bundes- führer. gez. Seldt«. 1. Bundesführer." Früher sagte man im Kasino: Die Herren setzen sich zwanglos— nach der Rangordnung! Diesmal ging es wirklich nach der Rangordnung. Erst Duesterberg dann Seldte!
Schachts verteiüigungsreüe. Ueber Börscnkrarb und Währung— Eine Milliarde Devisen verloren. Stralsund , 25. Mai. (Eigener Drahtbericht.) Anläßlich der heutigen Einweihung des neu erbauten Reichsbankgebäudes hielt Reich-bankpräsident Dr. Schacht auf einem Festessen der Industrie- und Handelskammer eine Verteidigungsrede gegen feine Angreifer. Er führte unter anderem aus: Ich fühl« mich in der Rolle des Geprügelten, der hier herkommt, um etwa Schutz und Trost zu suchen gegen die hageldichten Angriffe der großstädtischen Presse, die es bekanntlich immer besser weiß als alle anderen, und die mich auf das schwerste bei dem bekannten schwarzen Freitog angegriffen hat. Die B e- weggründe, die die Reichsbank veranlaßten, zu scharfen Maß- nahmen zu greifen, waren allerdings dazu angetan, ge- wisse Illusionen plötzlich zu zerstören. Jckt Jahre 1026 konnten wir durch das unerhörte Glück des englischen Kohlenarbeiterstreiks, der ein Unglück für England ge> wesen ist, einigermaßen unseren Verpflichtungen nachkommen. Ich habe den Eindruck, als ob es in Deutschland noch viel zu viele Leute gibt, die an der optimistischen Auffassung über die Wirtschaft verdienen möchten, nicht aber an ihrem Fortschrstt selbst. Durch die Spekulationen hat die Reichsbant in den letzten Monaten eine Milliarde Mark Devisen ver- loren. Dabei ist die Kursbewegung an der Börse ständig nach oben gegangen. Leider wurden die Käufe an der Börse nicht mit dem eigenen Portemonaie getätigt, sondern es hat sich gezeigt, daß Geld dazu aus dem Ausland hereingekommen ist, und zwar in einer Höhe, die für normale Wirtschaftsverhältnisse entschieden zu hoch ist. Jeder kann mit seinem Gelde machen, was er will: wir können es aber auf keinen Fall dulden, daß er Devisen an der Börse riskiert, die letzten Endes die Reichsbant be- zahlen muh. Wenn diese Gelder nicht als Daluten zurückgezahlt werden, sondern unsere Handelsbilanz belasten, ge- fährden sie unsere Währung aus das schwerste. So lange ich an der Spitze der Reichsbank stehe, werde ich es nicht zulassen, daß die Valuta irgendwie gefährdet wird. Es ist nicht so, wie die„Frankfurter Zeitung " und die gelehrten Börsen- jjournalisten schreiben, daß die Börsengewinne zurückfließen in die Volks Wirtschaft. Sie fließen vielmehr in die Gast Wirtschaft. Aus dem Auslande werden vielfach dafür Konsumwaren erstanden. Man ist der Ansicht gewesen, die Reichsbank hätte in das Kurs- Niveau eingreifen wollen, um den falschen Eindnick von dem a N- geblichen Wohlstand Deutschlands zu zerstören, der durch die Börsenkurse erzeugt wurde. Dazu liegt gar keine Veran- lassung vor. Diejenigen Männer, die über das Schicksal des Dawes-Planes zu entscheiden haben, wird niemand täuschen. Schon der Versuch allein wäre eine Dummheit. Ganz unabhängig davon, ob die Leistungen des Dawes-Planes von Deutschland auf- gebracht werden können, handelt es sich für die Reichsbank darum, dafür zu sorgen, daß dos Transferproblem im richtigen Lichte gr- sehen wird und daß die Verschuldung an das Ausland, und nament- lich die kurzfristige Verschuldung, nicht in einem Umfang« fort- schreitet, der die Währung gefährdet, die niemals auf geborgten Devisen aufgebaut werden kann.
I Zlanörische Himmelfahrt. von Hermann Schühiager. 5 Wir liebten dieses Land wie kein anderes Stück Erde hinter > der brüllenden Front zwischen dem Meer und den Dogesen. Hier war man etliche Wochen wirklich zu Hause, wenn man nach vier Wochen.Großkampf", nach vier Wochen Trommelfeuer, Schlamm- bad und Konserveufraß in die Gegend zwischen Thourouth und Roeselacre in„Ruhe" kam. Zwischen träumerischen Wäldern, versonnenen Schlössern, rost- braunen Windmühlen und schlanken Kirchen, die ihre Türme mit spanisch-wallonischer Eleganz und flämischer Robustheit zum Himmel strecken, das heimelige„Ruhequartier", die slandrische Stadt. Die Kamillcnselder duften, die blühenden„Wibbelbohnen", die man demnächst zu Flachs verarbeiten wird, riechen wie faulende Säcke. In langen Reihen gehen die Flachsarbeiter den zum Trocknen aufge- stellten Flachspyramiden zu Leibe. Hunderte von barfüßigen Kin- dern tollen sich zwischen den schwitzenden Männern und füllen die Kornfelder mit ihrem singenden Geschrei. Die„Meisjen" fahren mit ihren kleinen Hundegespannen die Milch und das Frühstück zur Arbeitsstelle imd klappern frohgemut mit ihren Holzpantinen, zu jedem Scherzwort mit uns Soldaten bereit:„As' t'u belieft Mijnher!" Die alten Frauen aber latschen unter ihren weihen Spitzen- Hauben, breithststiq und schleppfüßig wie Brabanter Pferde unter ihrem mächtigen Kummet. lachen ihr lautes, dröhnendes Lachen und guittieren unser„Gut Morgen, Mutter' mit einem lärmenden Schwall. 1 Wir schauten in die Sonne, trockneten unsere Röcke und Hosen, komplettierten unser« im Grabenschlamm steckengebliebenen Aus- riistungsstücke, ließen Gott einen lieben, guten Mann sein—> da kommt das erste„Latrinengerücht":„Die Division bis übermorgen marschbereit. Einsatz zum Großtampf südlich von Bpern." Mit einem Schlag ist die Stimmung futsch. Wie gelähmt hocken wir auf den Steinmauern zwischen den Ouartieren. machen das„Sturmgepäck" fertig und warten auf den Alarmbefehl. Es ist, wie wenn uns irgendwer plötzlich auf den Magen getreten hätte, so daß uns allesamt speiübel wird. Selbst die„Meisjen" mit ihren hochgebundenen Röcken und ihren ,. Klampen" an den Füßen bessern die Sttnunung nicht mehr. „Den Himmelsahrtstag hätten sie uns— weih Gott — noch lassen können!" flucht der„Vize" vom ersten Zug. „Ra— für die Himmelfahrt sorgt doch gratis und franko die Division!" wirst ein Witzbold dazwischen. Das Wort folat uns wie«ine gespenstisch« Fahne bis in die „Sturmstellung" hinein. Ilm Mitternacht kommt der Alarmbefehl. „Ausstehn!" brüllt der„Iour-llnterofsizier" durch die Scheunen. In einer knappen Viertelstunde steht die Koinpagnie. Jeder hat einen dick geschwollenen Rucksack aus dem Buckel, den Brotbeutel voll Patronen am Koppel und das Gewehr am Bauch. Der dicke Feldwebel läßt sich die eisernen Rationen zeigen, der Vize flucht über die patschaassen Leuchtpatronen, und der Leutnant
zieht die Rase hoch über die jüngsten Ersatzreservisten, die vor Angst und vor Kälte schlottern, und flüstert dem Hauptmann zu: „So einen Mist schickt man uns raus! Das kann fein werden— mit dem Material!" Die.Meissen" rollen angstvoll die Augen hinter den Gar- dinen, die Windmühlen drehen gespenstisch ihre Flügel, und dann verschluckt uns die Nacht. „Auf geht's! Zur Himmelfahrt!" grölt der Spielmann vom zweiten Zug. Wir stolpern, laufen, warten, fluchen. Armentieres— Estaires— Merville— Boi» Noif! Alleen, Dörfer, Aecker, zerstampfte Wälder! Wie's Tag wird, hocken wir mitten in der Schlacht. „Mitten in der Himmelfahrt!" grött irgendwer am Schwanz der Kompagnie. Der.Etatsmäßige" stoppt am Straßendamm die Feldküche und gibt uns, wie üblich, zum Abschied die Pfote. Und dann geht's los. Die„dicken Brocken" der Engländer sausen hageldicht über die Sturmkolvnnen. Maschinengewehre spritzen da- zwischen und peitschen die Straße vor uns, daß uns die Ohren knallen. Die ganze Hölle legt los und kotzt sich aus auf uns. Ein Schlachttag wie jeder andere— und doch einer mit ganz besonderer Nummer. Ein Stichwort steckt in uns:„Himmelfahrt!" und beschwingt uns mit seiner herrlichen Ironie. Die erste Granatenlage kracht zwischen uns, und der Vize höhnt: „Alles einsteigen! Wer will noch mit in den Himmel fahren?" Die zweit« platzt in der zweiten Linie und schmeißt den Tam- bour in weitem Bogen wie einen Sack Lumpen zum„Betonbunker" hinüber. „Gute Himmelfahrtt" grölt der Leutnant und greift nach dem Stock des Spielmanns, um leichter auf den Berg zu kommen. Am Abend läuten sie in Lille und Vethune die.Siegesglocken". Da halten wir uns am Kemmel den Bauch und wiehern:„So«In« Himmelfahrt mächt ich bald wieder erleben!" Und der Vize grölt wie ein flämisches Bauernweib.
Drei Liebermann-Ausstellungen ta verlin. Außer der Aus- stellung, die die Akademie der Künste zum 80. Geburtstag von Mar Liebermann voraussichtlich am 20. Juni eröffnen wird, sollen in Berlin noch zwei weiter« Liebormann-Ausstellungen stattfinden. In den Räumen des Berlages Bruno Kasstrer wird«iwa eine Woche noch der Akademieausstcllung eine Ueberficht über die Pastelle des Altmeisters eröffnet werden, und um die gleiche Zeit wird die Kunsthandlung Paul Kassirer eine Ausstellung der Zeichnungen Liebermanns zeigen. Die Akademieausstellung wird die Oelbilder umfassen, so daß sich insgesamt ein Ueberblick über das ganze Schaffen de» Meisters ergibt. Es ist beabsichtigt, die Kataloge für alle drei Ausstellungen in gemeinsamer Redaktion und einheitlicher Ausstattung erscheinen zu lassen. Einen Sonderzug nach Magdeburg wird die Berliner Volksbühne am Sonnabend, dem 25. Juni, laufen lassen. Die Teilnehmer an dieser Fahrt nach Magdeburg werden Gelegenheit haben, die Theaterausstellung zu besichtigen und außerdem an einigen großen Veranstaltungen des 8. Deutschen Voltsbühnentages teihzu- nehmen, der vom 23. bis Juni in Magdeburg tagt. Die Tell-
nehmer an der Sonderfahrt zahlen für die Hin- und Rückreise 6,80 M. Quartiere stehen bereits für 1 M. zur Verfügung. Auch fönst werden für die Besichtigung der Ausstellung usw. weitgehende Vergünstigungen gewährt. Nähere Auskunft erteilt das General- setretariat der Lolsbühn« E. V., Platz der Republik 7. Au» der französischen Zugendbewegung. Die französisch« Presse berichtet ausführlich über ein« Tagung der Pfadsinderinnen sin Seine-Gouoernement. die dieser Tage in Bry-sur-Marne stattfand. Mehrere hundert jung« Mädchen trafen schon am Abend vorher am Ort ein und übernachteten in ihren selbst geschaffenen Zelt- lagern. Den Höheminkt der Tagung bildete der Austrag ver- schieden«? Wettkämpfe in Gymnastik, Beobachtung, Hilfe bei Un- glücksfällen, Morse-Alphabet, Spurenlesen usw. Am stärksten war die Beteiligung bei einem Gruppenwettbewerb im Kochen: hier mußten in der Zeit von zwei Stunden das Holz gesammelt, das Feuer unabhängig von der Witterung in Gang gebracht, ein schmackhaftes Gericht zubereitet, die Kochtöpfe gereinigt und der Feuerplatz in Ordnung gebracht werden. Eidechsenfarmen— eine neue amerikanische Industrie. Seit Iahren schon wurde aus dem Unterhoutgewebe von Leguanen (Rieseneidechsen) in Amerika ein Geheimmittel gewonnen, das in Multimillionärstreisen zu fantastischen Preisen vertrieben wurde. Es hatte eine prattssch erprobte, aber theoretisch noch nicht erklärbare Verjüngungswirkung auf gealterte, runzlige und fallige Haut. Der Bedarf an diesen eigenartigen Berjüngungsfpendern, den Rieseneidechsen, wurde aus dem üblichen Wege der Jagd gedeckt. Sestdem dies Präparat ffeines Charakters als Geheimmittel entkleidet und in großem Maßstäbe hergestellt und vertrieben wurde, reichten die Iagdergebnisse der Eingeborenen in jenen südamerikanischen Wäldern nicht mehr aus. Infolgedessen haben nun findig« Köpfe Eidechsen- formen angelegt, in denen sie diese wertvollen Panzertiere in Massen züchten, genau wie längst Schildkrötenfarmen für die Schildpatt- gewinmmg und Aloska-Fuchs-Farmen für die Erlangung der wert- vollen Felle existieren. Der Erfolg soll ein recht erfreulicher sein, da bei dieser Zucht viel mehr der jungen Leguane am Leben bleiben als in der Freiheit, wo die meisten von ihnen den raub- gierigen Artgenossen zum Opfer fallen. Lertchtignag. In der gestrigen Besprechung des Dramas von Unamuno muh es heißen, daß alle Empfindungen usw. auf der chmalen Grenze des Grotesken gleiten, und nicht, wie zu lesen tand, des Protestes._
Da» Vo»la.v«cker.1Nod«rloha.6av, la Bremen soll am 2. Juni semer Bestimmun, übergeben werben. ES ist von Bernbard Hoctger erbaut und soll al» Ruseum und Ausstellungsraum für Werkkunst dienen. Alol* Zederle-Veavorlai, der Direktor de« Reichenberger Stadttheater», ift in Aussig gestorben. Ein Rlesevhal In AllNelmeer. Seit sechzig Jahre» hat man an den ttalie. nischcn Küsten und vermutlich im ganzen Miltelmeer leinen io arohen Hai- fiich rnedr gelängen wie jüngst in M c s s i n a. Unter grasten Antirengunaen zogen die Fischer ein Tier von zehn Meter itänge und 25 Zentner Gewicht ant Uler. Es handelt sich um eine beändere Haifisch-Eattung, die aus dem Au«>terbe«tat steht. DaS seltene Riesenexewplar wird eiuem oaturwisseu- schastlichea Museum überwiese» werde».