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Sozialdemokratische Frauenkonferenz. Republikanertag in München verboten!

Begrüßungsabend.

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Kiel , 27. Mai( Eigener Drahtbericht.) Die sozialdemo Pratische Frauenfonferenz ist heute abend mit einer Begrüßungs­feier stimmungsvoll eingeleitet worden. Im Gewerkschaftshaus, wo bisher der Parteitag tagte, hat sich das Bild geändert. Die Männer, die den Hauptanteil unter den Delegierten des Parteitages bildeten, haben ihre Plätze den Vertreterinnen des weiblichen Proletariats eingeräumt. Nach dem ausgezeichneten Bortrage eines Kampfliedes durch den Kieler Verein gedachte Genoffin Juchacz in ihrer Er­öffnungsrede des so außerordentlich gut verlaufenen Parteitages. Wir können aus ihm weitere Kraft fchöpfen für die Erfolge, die wir erfämpfen wollen. Wir begrüßen die Vertreter des Parteivorstandes, der welblichen Mitglieder der Gewerkschaften, der Arbeiterjugend, der Arbeiterwohlfahrt. Die Frauen, die aus allen Gauen Deutsch­ lands hierher geeilt sind, wollen vor sich selbst Rechenschaft ablegen über ihre Arbeit innerhalb der Sozialdemokratischen Partei, darüber über ihre Tätigkeit über die Politisierung der Frauen. Die Frauen dringen in immer stärferem Maße in das politische und wirtschaftliche Leben, aber auch in die Verwaltung ein. Langsam doch sicher vollzieht sich der Aufstieg der Frau zur voll­berechtigten Staatsbürgerin. Die Frau ist mit Freuden bereit, sich der großen Bewegung anzuschließen, die für ihre Befreiung wirkt. Die Konferenz hat eine der wichtigsten Fragen für die Frauen, die Wohnungsfrage herausgegriffen.

Genosse Hermann Müller begrüßte im Namen des Partei­Dorstandes die Konferenz. Er wünschte, daß die Schwünge in den Barteitagungen fich auch auf die Tagung der sozialdemokratischen Frauen übertragen mögen. Hindenburg , für dessen Befuch jetzt in Kiel Borbereitungen getroffen werden, hat schon während des Krieges versprochen, daß jeder Deutsche sein eigenes Heim bekommen solle. Nichts ist daraus geworden, und gerade das Wohnungsgebiet ist in der Nachkriegszeit am meisten vernachlässigt worden. Der Parteivorstand legt den größten Wert auf die Mitarbeit der Frauen in der Partei. Wir sind der Ansicht, meinte er unter größter Heiterfeit der Zuhörer, daß die Frauen nur die Eier ausbrüten sollen, die die Männer gelegt haben. Jetzt fommt es vor allem darauf an, die große Arbeit vorzubereiten, die im Jahre 1928 gegen den Befizbürgerblod geleistet werden muß, denn die voltsfeindliche Tätigkeit der Regierung bes Bürgerblods, vor allem auf wirtschaftlichem Gebiete, treffen doch in viel schärferem Maße die Frauen als die Männer.

Während dieser Worte wird dem Redner ein Telegramm aus München überreicht, in dem gegen das Verbot einer re­publikanischen Beranstaltung in München pro testiert wird. Genosse Müller zeigt an diesem Beispiel, wie sehr es die bayerische Regierung noch immer wagt, gegen das Bekenntnis der Republik aufzutreten, und er fügt hinzu: Wir sind so start wie wir sein wollen, aber in unserem Kampfe gegen die Reaktion, gegen den Besitbürgerblod brauchen wir nicht nur die Männer, wir brauchen auch die Jugend, wir brauchen vor allem die Frauen. ( Lebhafter Beifall.)

Genoffin Kurfürst begrüßte dann im Namen der Kieler Frauen die Konferenz. Bemerkenswert war ihre Mitteilung, daß die Kieler Organisation durch die Beranstaltung des Parteitages wesentlich an Mitgliedern gewonnen, dadurch eine erfreuliche Stär­fung erfahren hat. Genoffin Gertrud Hanna weist auf die Biele hin, die die Sozialdemokratische Partei und die Gewerkschaften ge­mainfam verfolgen, um die Lebensbedingungen der arbeitenden Klaffen zu verbessern. Zu diesem Kampfe brauchen wir die Frauen, und die Gewerkschaften begrüßen jeden Schritt, den die Sozialdemo fratische Partei dabei tut. Die Teilnahme aller Vertreterinnen der Gewerkschaften an dieser Tagung foll die äußere Anerkennung für die Arbeit sein, die die Sozialdemokratie für die arbeitenden Frauen Dollbringt.

Mit einem frischen Frei Heil überbrachte eine junge Kieler Genossin den Gruß der weiblichen Arbeiterjugend an die Konferenz. Genoffin Tallnin sprach warmherzige Worte für die Iandarbeitenden Frauen. Eine Reihe telegraphischer Grüße ist aus dem Auslande eingegangen, so aus Desterreich,

Tschechoslowakei , Bolen, Belgien , England.

Zu Borsitzenden der Konferenz wurde Genoffin Kurfürst, Kiel , und Juchacz , Berlin , gewählt, zu Schriftführerinnen die Genoffin Hauke, Oberschlesien ; Schulz, Berlin; Bauer, Leipzig ; Todenhagen, Berlin .

Die Eröffnungsfeier wurde mit einem beifällig aufgenommenen Lichtbildervortrag des Berliner Stadtbaurats Genoffen Wagner über Wohnungsbau und Wohnungseinrichtungen abgeschlossen.

Berliner Dank an Kiel .

Die Berliner Delegation auf dem Kieler Parteitag hat vor ihrer Abreise an den Genossen Eggerstedt ein Schreiben ge­richtet, in dem sie der Kieler Parteiorganisation und dem Reichs banner Schwarz- Rot- Gold ihren Dank und ihre Bewunderung aus. spricht. Dem Idealismus, der Liebe zur Partei und der Disziplin der Kiefer Genossen wird höchste Anerkennung ausgesprochen. Das Schreiben trägt die Unterschriften sämtlicher Berliner Delegierten.

Tagung der sozialistischen Lehrer.

Zustimmung zu den Forderungen des Parteitages. Kiel , 27. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Im Anschluß an den Parteitag hielten die sozialistischen Lehrer eine zahlreich besuchte Tagung ab, in der Genosse Kurt Löwenstein und Genoffin Hilde gard Wegscheider über: Der Erziehungsgedanke des Sozialis­mus im Kampfe gegen die Kulturreattion" sprachen. Die Genoffen Westphal und Heinrich Schulz stellten die Uebereinstimmung zwischen Sozialdemokratischer Partei und sozialistischen Lehrern in diesem Rampfe fest. In zwei Resolutionen wurden die Entschließungen des Barteitages zur Schulfrage lebhaft begrüßt und die Zustimmung zu den Beschlüssen über die Kontordatsfrage ausgesprochen.

Schwedentruft auch in Frankreich ?

Poincaré für den schwedischen Trust. Paris , 27. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) In der Kammer­Figung am Freitag hat die Kammer die Diskussion der Regierungs vorlage über die Abtretung des Streichholz monopols an­geschnitten. Die Finanzkommiffion der Rammer hat sich, wie der Präsident Malen bei Eröffnung der Diskussion erklärte, bereits zu verschiedenen Malen gegen eine Veräußerung des Monopols aus­gesprochen, so daß während der Debatte der eigenartige Fall ein. treten wird, daß der Berichterstatter selbst die Kammer auffordern wird, den Gefeßentwurf abzulehnen. Als erster Redner sprach sich der sozialistische Abgeordnete Moutet in demselben ab­lehnenden Sinne aus. Es handle fich um eine prinzipielle Frage, und zwar, ob die Kammer sich für das Staatsmonopol oder das tapitalistische Monopol entscheiden wolle. Der Redner

Unter fadenscheinigen Vorwänden.

Sorge getragen, daß der Stahlhelmtag ohne Zwischenfälle verlaufen ist. Berbieten fann jeder. Erst in der Verhinde rung von Zwischenfällen ohne das undemokratische Mittel bes Verbotes zeigt sich die Fähigkeit der Polizei.

München , 27. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Der bayerische Innenminiffer hat nunmehr in letzter Stunde den jüdbaye­rischen Tag des Reichsbanners in München in allen feinen Veranstaltungen verboten. Als unmittelbare Ursache für dieses Verbot dient der Polizeidirektion München die am Mittwoch Ein zweiter Vergleich brängt sich ohne weiteres abend erfolgte Schlägerei mit Nationalsozialisten, in deren Berlauf auf. Für den 1. Mai 1923 mar den freien Gewerkschaften in der Nationalsozialist Hirschmann so schwer verletzt wurde, daß er München polizeiliche Genehmigung zu ihrem Maifest zug 24 Stunden später starb. zur Theresienwiese erteilt worden. Die Nationalsozialisten Die Haupttreiber des Verbots find die Deutschnatto- perlangten das Verbot des Zuges. Sie drohten, den Maifeft­nalen, deren leitende Persönlichkeiten am Freitag den Innen- zug mit Gewalt zu sprengen, wenn sich die Regierung ihrem minister auffuchten und von ihm die schärfsten Maßnahmen gegen Diktat nicht fügen werde. Die Regierung verbot damals den das Reichsbanner forderten. Die deutschnationale Delegation bestand Maifestzug und gestattete lediglich eine Feier auf der There­aus den beiden deutschnationalen Landtagsabgeordneten, mittelschul- sienwiese. Darauf alarmierten die Nationalsozialisten rund profefforen Hilpert und Bauer, wovon der lettere der schon 10 000 Mann, die, schwer bewaffnet, am 1. Mai ein Heerlager aus der Hitlerzeit berüchtigte Führer der vaterländischen Verbände auf dem Ererzierplaz Oberwiesenfeld vor München auf­ist, die Bayern feit Jahren terrorisieren. Um nach außen hin die schlugen. Unter dem Druck der bewaffneten Nationalsozialisten Parität zu wahren, hat die Polizei die ebenfalls für den Samstag hat damals die bayerische Regierung den Maifestzug der abend angesetzten Versammlungen der Nationalsozialisten und vater- freien Gewerkschaften verboten. ländischen Berbände verboten, Bersammlungen, die erst vor wenigen Tagen deswegen angefeht worden sind, um der Polizei eine Hand. habe für das Verbot des Reichsbannertages zu geben.

Das ganze Borgehen des Polizeiministers ist selbstverständlich ein Schlag ins Gesicht der republikanischen Bevölkerung und gleich zeitig das Eingeständnis der eigenen Ohnmacht gegen die rechtsradi­falen Berbindungen. Da die Rechtsparteien des Landtages im übrigen eine Interpellation zur gleichen Angelegenheit im Candtag eingebracht haben, wird am Montag Gelegenheit fein, mit der neu­eften Heldenfat der bayerischen Reaktion und ihren Urhebern ab­zurechnen.

Die Münchener Polizeidirektion hat eine republikanische Rundgebung verboten. Den Vorwand für dieses Berbot muß der Zusammenstoß zwischen Nationalsozialisten und Kommu nisten in München am Mittwoch abgeben. Donnerstag ist es Ian der gleichen Stelle zu einem zweiten Zusammenstoß ge­tommen. Diese Zusammenstöße erhalten ein besonderes Gesicht, wenn man erfährt, daß der berüchtigte nationalsozia liftische Bandenführer Göbbels aus Berlin in München ein­getroffen ist. Der Verdacht liegt nahe, daß es sich um fyfte matische nationalsozialistische Provokationen handelt mit der offenbaren Absicht, der bayerischen Polizei bequeme Borwände zum Verbot republikanischer Kundgebungen zu liefern.

Dieser Göbbels hat in der Zeit von dem Stahlhelm tag in Berlin durch seine Banden die Berliner Bevölkerung fyftematisch zu provozieren versucht. Er ist der Schuldige an Der Bahnhofsschlacht von Lichterfelde - Dft. Die Berliner Polizei hat auf diese Provokationen, auf das Bandentreiben der Nationsozialisten nicht mit einem Berbot des Stahlhelm­tages geantwortet. Sie hat in musterhafter Weise dafür

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Seitdem find die Nationalsozialisten zu einem politisch bedeutungslosen Haufen politischer Rowdies zusammen­geschmolzen. Aber die bayerischen Behörden, die damals dem Druck von zehntausenden Bewaffneten nachgaben, folgen heute noch ihren Intentionen. Es genügt eine fleine, von den nationalsozialistischen Rowdies provozierte Prügelei, damit die bayerischen Behörden eine republikanische Rundgebung verbieten.

Im Jahre 1923 fonnte die bayerische Regierung mit einigem Recht behaupten, daß sie den Bürgerkrieg fürchtete und zugleich für ihre eigene Existenz. Heute offenbaren die bayerischen Behörden mit dem Verbot der republikanischen Rundgebung lediglich ihre antirepublikanische verfassungs­feindliche Gesinnung.

Keine Reichsbannerleute bei der Schlägerei beteiligt.

München , 27. Mai. ( WTB.) Die Münchener Post" vers öffentlicht eine ihr zugegangene Mitteilung, wonach Angehörige des Es habe Reichsbanners an der Schlägerei nicht beteiligt waren. lediglich ein Reichsbannermann zu dem Zeitpunkt, als die Schlägerei erfolgte, die Straße überquert.

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Neue Zusammenstöße in München .

München , 27. Mai. ( WIB.) Wie der Völtische Beobachter" meldet, tam es an der gleichen Stelle, wo am Mittwoch abend der Ueberfall auf nationalsozialistische Leute seinen Ausgang genommen hatte, auch am Donnerstag mittag zu leber­fällen auf Nationalsozialisten. Dem Blatte zufolge werden die parla­mentarischen Vertreter der Nationalsozialisten im Landtag von der Regierung verlangen, daß die Vorfälle einer genauen Untersuchung unterzogen werden.

Staatskontrolle für Parteibeiträge. Ein toller Eingriff in die Koalitionsfreiheit.

wirft einen historischen Rückblick auf das französische Staatsmonopol| Augenblick des Abbruchs der diplomatischen Beziehungen zu Somjet und die schwedische Trustgesellschaft, die das Monopol rubland hat im Unterhaus und in der Deffentlichkeit größtes Auf­ermerben milf und stellt fest, daß Frankreich durch eine Veräuße jehen erregt. rung des Monopols der Schaffung tapitalistischer Riesentrusts nur Borschub leisten würde. Der Sozialist Canadelli meint, daß, wenn die Finanzkommission der Ansicht sei, die Ber äußerung des Monopols würde für den Staat eine schlechte Finanzoperation bedeuten, das Parlament nicht gut eine gegenteilige Meinung vertreten tönne. Redner möchte außerdem wissen, was Boincaré mit den 80 Millionen Dollar anfangen will, welche die Schwedengesellschaft als Kaution hinterlegt. Poin. caré antwortet, daß er diese Summe zwar nicht unbedingt brauche, daß er sie aber für eine sehr interessante Operation" ver wenden möchte. Canavelli befürchtet aber, daß in diesem Falle Boincaré eines Tages nicht mehr in der Lage sein könne, die Summe zurüdzuzahlen.

Condon, 27. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Das Unterhaus nahm am Freitag wiederum die Debatte über das Gewert. fchaftsgefeh auf. Zur Diskussion stand der Artikel über poli­iaitsgefeh auf. Zur Diskussion stand der Artikel über poli­Bointische Beitragsleistung der Gewerkschaften, welcher be­fimmt, daß in Zukunft alle Gewerkschaftsmitglieder, welche ihren Beitrag an die Partei zu entrichten wünschen, dies alljährlich und schriftlich mittellen müssen. Dieser Paragraph wurde mit ganz geringfügigen Alenderungen und trok lebhaften Protestes und fchlagender Argumente feitens der Arbeiterpartei mit 3wei­drittelmehrheit angenommen.

Der Ministerpräsident gibt zu, daß mehrere feiner Minifter follegen feine Ansicht über die Veräußerung des Monopols nicht teilen, er hoffe aber, daß, wenn der Vertrag erst in seinen Einzel­heiten näher bekannt geworden sei, fich dann die Auffassung der Rammer darüber ändern werde.

Die Fortsetzung der Debatte wird hierauf auf Dienstag vertagt.

Abbruch ist nicht Krieg.

Baldwin für Fortschung des Handels mit der Sowjetunion .

Condon, 27. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Ministerpräsident Baldwin, der am Freitag in einer von den konservativen Frauen Londons veranstalteten öffentlichen Berfammlung sprach, betonte, daß der Entschluß, mit Rußland die diplomatischen Beziehungen abzu­brechen, feineswegs das Resultat eines, auf die Herbeiführung eines Staatenblodes gegen Rußland hinzielenden geheimnisvollen Planes sei. Großbritannien habe im Gegenteil aus Rücksicht auf seine Ber­bündeten und Freunde auf dem Kontinent lange ge 38gert, diesen Schrift zu tun. Ich möchte daher", schloß Baldwin feine Rede, tate­gorisch erklären, daß unser diplomatischer Bruch mit Rußland keineswegs den krieg mit Rußland bedeutet oder mit sich bringt. Er bedeutet höchftens, daß wir in Zukunft nicht die Absicht haben, irgendwelche diplomatischen Berbindungen mit Mostau aufrechtzuerhalten."

Wahlerfolge in Holland .

Sozialistische Stimmenzunahme in Holland . Amsterdam , 27. Mai. ( Eigener Bericht.) Wenn man in Be tracht zieht, daß bei den Gemeindewahlen, die am Mittwoch ihr Ende fanden, alle bürgerlichen Parteien geschlossen der Sozialdemokratie gegenüberstanden und daß namentlich in den Großstädten mit den demagogischsten Wahllügen Verwirrung unter der Wählerschaft zu stiften versucht wurde, so fann man die jetzigen niederländischen Gemeindewahlen unter allen Umständen als einen Erfolg der Partet bezeichnen, auch wenn man es schmerzlich empfinden muß, daß gerade in Amsterdam , der Hochburg der nieder. ländischen Arbeiterbewegung, ein Git verloren ging.

Betrachtet man die Stimmenziffern der Großstädte, dann liegen die Verhältnisse für die Partei wesentlich günstiger. In Amfterdam betrug die Zahl sozialdemokratischer Gemeindewähler bei ben vorigen Wahlen 1923 89 400. Bei der Landtagswahl im April d. 3. brachte die Partei in Amsterdam 96 300 Stimmen auf, und jetzt im Mai bei den Gemeindewahlen schenkten ihr 103 000 Wähler ihr Vertrauen. Diese Ziffer bleibt mithin nur noch um 10 000 hinter der Stimmenzahl der Kammerwahlen m Juli 1925 zurüc, so daß die Entwicklung wieder aufwärts geht. Auch in Rotterdam stieg die Zahl sozialdemokratischer Wähler von

Die Beziehungen sollen nur einstweilen eingestellt" 69 400 bei den Gemeindewahlen 1923 auf 72 700 bei den Land­

werden.

Condon, 27. Mai( Eigener Drahtbericht.) Die Note der britischen Regierung, welche die Sowjetregierung auffordert, die diplomatische Bertretung und die Handelsdelegation aurudzu ziehen und die Zurücknahme der britischen diplomatischen Ber tretung aus Mosfa u ankündigt, ist am Freitag mittag in der Londoner Sowjetbotschaft überreicht worden. Sie ist in höf lichen Formen gehalten. Die Note wiederholt die von der Regierung im Unterhaus gegen die Sowjetregierung erhobenen Vorwürfe und erflärt die englische Regierungsverordnung, die diplomatischen Beziehungen zu Moskau zu fuspendieren( zeitweilig einzu stellen). Das Wort Abbruch der Beziehungen wird in diesem Zusammenhang vermieden.

Das anglo- russische parlamentarische Romitee ver anstaltete am Freitag mittag im Unterhaus ein Abschiedsessen für die Mitglieder der Sowjetbotschaft und der Sowjethandels­belegation. Den Vorsiz führte der derzeitige Präsident des britischen Gewerkschaftsbundes, Georg Hicks. Es nahmen eine große An­zahl vorwiegend dem linken Flügel der Arbeiterpartei angehöriger Abgeordneter baran teil. Diese Ehrung der Sowjets gerade im

tagswahlen im April d. I. und 79 400 bei den jezigen Gemeinde­wahlen, im Haag von 44 900 bei den Gemeindewahlen 1923 auf 49 100 bei den Landtagswahlen im April d. J. und 52 900 bei ben jeßigen Gemeindewahlen. Gerade in dieser Hof- und Beamtenstadt will diese Steigerung viel besagen. In Utrecht wurden bei den Gemeindewahlen 1923 16 900, bei den Landtagswahlen im April d. 3. nur 15 800, dagegen bei den jetzigen Gemeindewahlen 17 900 sozialdemokratische Stimmen abgegeben. Das Ergebnis der Gemeindewahlen im Lande ist im allgemeinen sehr gut ge wefen.

Die Partei tritt die neue Session der Gemeindearbeit mit einem neuen Brogramm an, das der Utrechter Osterparteitag einstimmig gutgeheißen hat. Sie wird dadurch um so mehr Ge legenheit haben, ihre frische Initiative aufs neue in den Gemeinden zum Siege zu führert.

Sozialistischer Provinzgouverneur in Belgien . Nach längeren Verhandlungen mit den sozialistischen Führern bot die Regierung ben Gouverneurposten der Provinz Lüttich dem sozialistischen Senator Advokat Pirard aus Verviers an. Birard stimmte zu und wird somit erster sozialistischer Gouverneur in Belgien .