.Tharakkristisch Ist, daß die lapitalistische Industrie in organi- fierter Weise die neuen(technische») Möglichkeiten dusnützt, daß neu entstehende Industrien sich gleich Uber die ganz« Welt aus- breiten. Die ltunstseidenindustri« z. S. stellt einen einzigen großen kapitalistischen internationalen Konzern dar.. Genosse Hilferding aus dem Kieler Parteitag. Vor einigen Wochen ging durch die Presse die Meldung von einer amerikanischen Neugründung des deutschen führenden Kunst- seidekonzerns, der Ver.-Glanzstofs-A.-G., Elberfeld . Erst letzthin eröffnete der Konzern bei Breslau eine Zwnstseidefabrik, nun soll aber in Wilmington (USA .) unter der Firma American Glanzstoff- Corporation ein Unternehmen größten Umsanges entstehen, das bei 7 Millionen Dollar Vorzugsaktien und 300 000 Stammaktien eine Produktionskapazität von etwa 5 Proz. der gesamten amerikanischen Produktion von 192S haben wird. Kunstseide ist eine Ware, die von allen Haushaltungen der Welt mehr und mehr gekauft und verbraucht wird. Es lohnt einen Blick, wie dieses junge und tünst- liche Produkt für Erzeugung und Absatz vom Privatkapital mehr und mehr in einen monopolistischen Apparat«ingesangen wird. Die Glanzstosfherrschaft in Deutschland . Die Vereinigten Glanzstofswerke-A.-G. Elberfeld(Akt.-Kap. 42,6 Mill. M.), die mit ihren Tochtergesellschaften etwa 75 Proz. der deutschen Kunstseideerzeugnisse herstellen, beherrschen zu- nächst im Jnlande durch M e h r h e i t s beteiligungen die folgenden Kunstseidewerke: Jordan u. Cie. A.-G. Sydowsaue b. Stettin mit 3,093 Mill. A.-K., Bayerische Gianzstoff-A.-G. Obernburg a. Main mit 2 Mill. AK., Der. Kunstseidefabriken Kelsterbach a. M. mit 3 Mill., Glanzfäden-A.-G. Berlin mit 2 Mill A.-K., die im Jahre 1926 mit einem Aktienkapital von 750 000 M. gegründete Deutsche Celta-A.-G.-Elberfeld und(mit dem holländischen Enka-Konzern) die von Giesches Erben stillgelegte Kunstseidesabrik in Cavallen, Breslau , die als Neue Glanzstoffwerke-A.-G. in Breslau mit einem Kapital von 12 Mill. ihren Betrieb unter der Leitung der Der. Gianzstoff wieder aufnimmt. Sie stehen weiter in einer Int er- essengemeinschaft(25 Proz. Beteiligung) mit der 85 bis 90 Proz. deutscher Kupferseide herstellenden I. P. Bemberg- A.-G., Barmen(A.-K. 16 Mill.), der führenden Firma des B e m- berg-Konzerns, der außer seinen Kunstseidewerken eine Färberei, eine Buntweberei und mehrere Maschinensabriken umfaßt. Elberfelder Glauzstoffkouzern— Remberg— Chemietrusl. Zusammen mit der I. P. B e m b e r g- A.- G. und mit Hilfe einiger Banken gründeten die Glanzstoffwerke im Juni 1925 die American Bemberg-Corporation in Johnfon City(Kapital 3,5 Mill. Dollar), die im Herbst 1926 die Produktion nach den Methoden von Älanzstosf und Bemberg aufnahm. Die I. P. Bem- berg-A.-G. ist noch ihrerseits mit 33Mi Proz. beteiligt an der Hölkenseide-G. m. b. H., Elberfeld (Kopital 600 000 M.), deren weitere Eigner die Agfa -Berlin und Bayer-Leverkusen sind, also der deutsche Chemietrust. An Auslandsbeteiligungen der I. P. Bemberg sind zu nennen: die Crupo Textile Sociött-Roanne (Kapital 10 Mill. Franken) und La Seta Bemberg hoc. Jtaliana in Gozzano(Kapital 12 Mill. Lire), an der letzteren ist die Glanz- stoff-A.-G. auch direkt beteiligt. Es bestehen auch noch Jnteresien- gemeinschaften zwischen Bemberg und den englischen(Courtaulds), holländischen(Enka) und italienischen(Sma Discosa) Kundseide- konzernen.» Die Glanzstoff-A.-G. hat dagegen weiter Ende 1925 mit der I. G. Farbenindustrie noch die Aceta-G. m. b. H.-Lichtenberg bei Berlin (Kapital 2 Mill.) gegründet, dt« im März 1927 chren Boll- betrieb ausgenommen hat. Diese I. G. stellt weiter eine Der- bindung her mit den Kunstseidewerken des Chemietrusts bzw. der Agfa in Wolfen -Bitterseld, zur genannten Hölkenseide-G. m. b. H. und zu der von der Köln.Rottweil-A.-G., die bekanntlich von der I. G.-Farbenindustrie fusioniert wurde, kontrollierten Bistra-FSden- Produktion(Bobingen , Rottweil und Premnitz ). Mit vier weiteren deutschen selbständigen Kunstseideproduzenten, der Firma F. Küttner, Pirna , der Spinnstosfabrik Zehlendors, G. m. b. H., Berlin (Kapital 1 Mill.), der Herminghaus u. Cie, G. m. b. H., Elberfeld (Kopital 1.89 Mill.) und der Spinnfafer-A.-G., Elsterberg i. S.(A.-K. 3,97 Mill), hat die Glanzstofs-A.-G. Lizenz- Verträge abgeschlosien. Die Produktion der letzten 3 Finnen wird auch von der Glanzstoff-A.-G. kontingentiert. Der iuteraaliouale Mochtbau. An die Spitze der Beziehungen des Glanzstoff-Komern» zum Auslande ist die Jnteresiengemeinschast mit dem führenden
englischen Kunstseidekonzern, der Courtaulds- Gesellschaft zu setzen. Diese Gesellschaft beherrscht bei einem Nominalkapital von 20 Mill. Pfd. Sterl.(400 Mill. M.) etwa 90 Proz. der englischen Produktion und mit ihren aus- ländischen Untergesellschasten als größter und kapitalkräftigster Konzern der Welt etwa 30 Proz. der Weltproduktion. Die Glanzstoff-A.-G. und Courtaulds haben nun gemeinsam die Glanzstoff-Courtaulds-G. m. b. H. mit einem Kapital von 2 Mil- lionen Mark ins Leben gerufen, die bei Köln a. Rh. eine Kunstseide- fabrik errichtete. Ueber die Courtaulds Ltd. ist zunächst zu berichten, daß diese etwa 70 Proz. der Aktien des größten Kunstseideunternehmens der Vereinigten Staaten , der American Viscotne-Company, besitzt, die 60 bis 70 Proz. der amerikanischen Produttion auf den Markt bringt. Courtaulds besitzt ferner in Frankreich eine Tochtergesellschaft, die Soie Artificielle de Calais(Kapital 10 Mill. Franken) und ist beteiligt an der Soiries de Strasbourg(Kapital 15 Mill. Franken). Diese Straßburger Firma hat durch den Besitz von Aktienpaketen wiederum einen Einfluß auf die amerikanische Shenandoah Rayon-Company. Courtaulds übt außerdem noch einen direkten Einfluß auf die Sociötö la Viscosa-Suifse-Emmen- brücke in der Schweiz aus, die eine vorzügliche Kunstseide und weit- aus den größten Teil der Schweizer Produktion herstellt. Eine weitere Interessengemeinschaft des Glanzstofftonzerns besteht mit der italienischen Snia Biscosa-Turin (Kapital 1000 Millionen Lire). Dieser Konzern stellt in 4 Fabriken 80 Proz der italienischen Produktion her, ist an der polnischen Kunstseidefabrik Tomaszow beteiligt und unterhält in Elberfeld eine Verkaufs-G. m. b. H. Die Snia hat unlängst serner die Majorität des drittgrößten italienischen Kunstseideproduzenten, der Seta Artificiale Varedo in Mailand erworben. Mit dieser wie auch mit der Soie de Chatillon in Mailand hat die Glanzstoff-A.-G. ihrerseits eine Vereinbarung für den deutschen Markt getroffen. In Oesterreich ist die Glanzstoff-A.-G. beteiligt an der Ersten österreichischen Glanzstoffabrik Pölten, dem einzigen dortigen Kunst- seideunternehmen. In der Tschechoslowakei beeinflußt der deutsche Konzern durch seine Beteiligung an der Böhmischen Glanz- stoff-A.-G. Lobositz etwa 70 Proz. der Landesproduktion. In Holland ist die Glanzstoff-A.-G. beteiligt an der Ersten Neder- landschen Kunstzijdesabriek in Arnheim , die als Spitzengesellschaft des Enka-Konzerns Tochtergesellschaften in Frankreich , Italien und England besitzt. Einfluß selbst in Japan . Der Glanz st offkonzern ist auch interessiert an der Schweizer Gociiti de la Viscofe in Emmenbrücke, an der japanischen Asahi Weaving-Company und an der führenden französischen Firma Comptoir des Textiles artificiels. Die Beziehungen des Glanzstosf- konzerns zum deutschen Farbentrust und damit zum interna- tionalen Dynamittrust ergeben weitere Möglichkeiten internationaler Verbindungen. Die D u p o n t Powder-Company sowie der englische Nobel-Trust, die dem Dynamittrust angehören, haben nämlich auch Einfluß auf die Kunstseideproduktion. Crstere besitzt 60 Proz des Kapitals der Dupont Rayon-Comp. in New Park 140 Mill. Dollar Kapital), und die englische Nobel-Gesellschaft beeinflußt die British Celanese-Gruppe in London (Kapital 5,4 Mill. Pfd. Sterl.), die in Amerika und in Kanada Werke besitzt. British Celanese hängt eng zusammen mit dem belgisch-amerikanischen Tubize-Konzern(Kapital 25 Mill. Franken), der in Belgien , Amerika , Frankreich , Polen und in der Tschechoslowakei produziert. Sein Sarkell— ein riesiger welkbetrieb. Man sieht, die Kombinotionen de» internationalen Kunstseide- kapital» sind kaum zu entwirren. Was an ihnen aber so bedeutsam ist, es handelt sich nicht um ein Kartell, sondern um da» Zusammenwirken wie in einem einheitliche» riesigen Welt- betrieb, für das alle finanziellen Beteiligungen und betrieblichen Interessengemeinschaften der Kitt sind. Das Zentrum ist die Interessengemeinschaft Courtaulds-Glanzstofs-Snia Viscosa. Don der Weltproduktion an Kunstseide, die für 1926 auf etwa 100 Mill. Kilo geschätzt wird, beherrscht sie gegen 60 Proz. und sie hat darüber hinaus auf weitere 10 Proz. der Produktion einen gewisien Einfluß. Es ist keine Uebertreibung, wenn man hier von einem int er- nationalen Monopol spricht: vor allem unter Berücksich- tigung der jüngst eingeleiteten Verhandlungen, welch« die vielen flnanziellen und vertraglichen Bindungen zur Beherrschung und Verteilung der Märkte verstärken fallen.
Sie Sorgen üer Neichsbank. Wetter sehr angespannt. Die Woche zum 23. Mai hat der Reichsbant wieder nur eine sehr geringfügige Entlastung gebracht. Die in Wechseln, Schecks, Lombarddarlehen und Wertpapieren angelegten Reichsbankxelder gingen n u r u m 27,9 auf 1986,6 Millionen zurück. Die Bestände an Wechseln und Schecks sanken dabei um 31V aus 1873,6 Mil- lionen, während die Lombarddarlehen noch um 3,9 auf 20,1 Millionen zunahmen. Di« auf Girokonto angelegten Gelder der Kundschaft haben, was in kritischen Zeiten oft zu bemerken ist, wahr- scheinlich auch unter dem Druck der Reichsbank auf die Privatbanken, wieder eine Zunahme um 103V auf 728,6 Millionen erfahren. Im Zusammenhang mit diesen Veränderungen konnte der Geldumlauf der Reichsbank verringert werden. Der Notenumlauf ging um 159V auf 3191,9 Millionen zurück, derjenige an Rentenbankscheinen um 32 auf 932,1 Millionen. Dagegen sind die Bestände an Gold und deckungssähigen Devisen wieder erheblich gesunken: die Goldbestände um 32,7 auf 1816,5 Millionen, die an deckungsfähigen Devisen um 13,9 aus 92V Millionen. Die Reichsbank hm also nicht nur weiter Devisen abgegeben, sondern auch noch über die 10 Millionen Gold hinaus, die an die Bank von England abgegeben wurden, noch beträchtliche Goldverkäufe vorgenommen. Dies« Verluste an Dcckungsbeständen mußten die eingetretene Besierung der Notendeckung lief halten. Die Deckung der Noten durch Gold und deckungsfähige Devisen zusam- men stieg trotz des erheblich gesenkten Notenumlaufs nur von 58,3 auf 59,8 Proz., die durch Gold allein von 55,2 auf 56,9 Proz. Ein Vergleich mit der Entwicklung frührer Monate zeigt, daß die Reichsbank zu Sorgen allerlei Anlaß hat. Gegenüber der gleichen Woche im Januar ist die Kapitalanlage der Reichs- dank(1986,6 gegen 1479 Millionen) um über 500 Millionen größer. Diese Zunahme im Laufe von vier Monaten entfällt fast restlos auf die Bestände an Wechseln und Schecks, die gegenüber der dritten Januarwoche von 1379,7 auf 1873,6 Millionen erhöht sind, wobei der Anteil der Jnlandswechsel zweifellos sehr viel größer ist als damals. Auf der anderen Seite haben sich die von der Kundschaft bei der Reichsbant gehaltenen flüssigen Gelder gegenüber der dritten Januarwoche um ein Drittel, von 1085 auf 728,6 Millionen, verringert. Und was noch bedeutsamer ist, die Bestände an Gold und deckungsfähigen Devisen sind im Laufe von vier Monaten um fast 430 Millionen zurückgegangen, während der Notenumlauf am 23. Mai um rund 200 Millionen höher lag als im Januar. Auch das Tempo, in dem im Monat Mai die Entlastung ein- trat, ist Im Vergleich mit dem Januar viel langsamer und zeugt für die Hochspannung am Geldntarkt. Während dt« Kapitalanlage
der Reichsbont in den ersten drei Januarwochen um 524. die Wechselb«stände um 449 Millionen zurückgingen, beläust sich die Eni. lastung im M a i gegenüber Ende April auf nur 240 bzw. 197 Mil- lionen. Di« beiden Vergleiche zeigen, daß der Alarmruf der Reichsbank nur allzu berechtigt war. Es muß aller- dings die Frage aufgeworfen werden, ob die Reichsbant nicht sehr viel frühzeitiger und sehr viel nachdrücklicher die Entwicklung hätte beeinflussen müssen, statt jetzt plötzlich mit Keulenschlägen die von ihr gefördert« Pumpkonjunktur zusammenzuhauen.
Vierteljahresbilanz üer Konsumvereine. Weiterer Aufstieg.— Borfichtige Kapitalpolitit. Der Bericht des Zentraloerbandes deutscher Konsumvereine für das erst« Viertessahr 1927 läßt deutlich einen weiteren erfreulichen Aufstieg der in ihm zusammengeschlossenen Bereine und verbände erkennen. Im Vergleich mit den entsprechenden Vierteljahren der beiden Vorjahre ist der Gesamtumsatz der berichtenden Konsumgenossenschaften von 148,0 Millionen im ersten Vierteljahr 1925 auf 172,2 Millionen im Jahre 1926 und auf 206,2 Millionen tm ersten Bierteljahr 1927 gestiegen. Gegenüber dem letzten Vierteljahr des Vorjahres brachten die ersten drei Monate dieses Jahres den gewohnten Rückgang(Weihnachtsgeschäft). Dieser Rückgang beträgt für 1926/27 jedoch nur 29,0 gegenüber 30,4 Millionen 1925/26. Die Warenvermittlung der GEK. hat sich im ersten Vierteljahr 1927 auf 78,4 Millionen Mark erhöht, nachdem sie 1926 nur 62,1 und 1925 nur 44,7 Millionen Mark betragen hatte. Danach liegt in den ersten Quartalen der drei Jahre ein« Steigerung von 30.22 auf 36,05 bzw. auf 38,00 Proz. vor. Der Anteil der Eigenproduktion der GEG.-Betrieb« am Umsatz der Genossen- schaften ist gewachsen von 5,14 Proz. auf 6,15 bzw. 6V4 Proz. Die G« s ch ä f t s g u t h a b e n der Mitglieder sind von 34,1 auf 36,6 Millionen gestiegen oder je Mitglied von 10,91 auf 11,64 M. Der starke Zu ström der Spareinlagen hält an. Im ersten Vierteljahr 1927 erfolgte ein Zuwachs von 137V auf 159,9 Mil- lionen: mtt nicht weniger als 22,6 Millionen der größte Zu- wachs, der jemals in einem Vierteljahr zu ver- zeichnen war. Pro Mitglied erfolgt gegenüber dem letzten Vierteljahr 1926 eine Steigerung von 43,96 auf 50,83 M. Diese Entwicklung ist sehr erfreulich, aber nicht ganz ungefährlich. Der Zentralverband weist mit Nachdruck darauf hin, daß die Stei- gerung der Spareinlagen dazu führen könne, die Bildung eines ausreichenden eigenen genossenschaftlichen Kavital, durch Ee- schäftsguthaben und Reserven zu oernachläjslgen. Die Höhe
der Spareinlagen und der gute Kassenbestand einer Genossenschaft dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, daß nur ein ausreichend großes eigenes Kapital«ine gesunde Finanzgrundlage der Genossenschaft abgeben könne. Eine zweite Gefahr liege darin, daß der hohe Stand der Spareinlagen unter Umständen zu B e- triebserweiterungen verleiten könne, die nicht aus eigenen Mitteln vorgenommen werden. Der alte Grundsatz sei hoch- zuhalten, daß keine Konsumgenossenschast ihren Geschäftsbetrieb über die eigene Kapitalkraft hinaus ausdehnen dürfe. Auf der anderen Seite sei es nicht die Aufgabe der Genossen- schastsoerwaltungen, die Spareinlagen selbständig auf de in G e l d m a r k t e unterzubringen, was zweckmäßigerweise nur durch die Bankabteilung der GEG. zu erfolgen habe. Bei dieser sei ein entsprechender Teil der Einlagen auf drei- bis sechsmonatliche Kün- digung anzulegen. Beachtlich ist auch die Weisung an die Konsum- genossenschaften, daß diese die Zinsvergütung auf 1 Proz. unter den bei der Vankabteilung der GEG. für längerfristige Einlagen er- zielten Zinsen beschränken sollen. Das könne um so mehr geschehen, als die Sparer der Konsumvereine mit dem von ihnen zurückgelegten Notfonds keine Spekulationen verknüpfen wollen.
Für das Schicksal der Zigaretlenindustrie ist eine Verordnung wichtig, die das Rcichsfinanzministerium am 18. Mai erlassen hat. In der Zigarettenindustrie ist es üblich geworden, daß ein großer Teil des Konkurrenzkampfes zwischen den großen und tleinen Firmen, darüber hinaus ein erheblicher Teil der Kapitalbeschasfung aus den Banderolekrediten gespeist wird, die das Reich den Zigarettenfirmen gewährt. Bisher mußten rund eine Viertel Milliarde solcher Kredite gestundet werden. Für die weitere Stundung solcher Kredite hat das R e i ch s f i n a n z m i n i st e r i u m jetzt scharfe Bedingungen erlassen, die für die Zigaretten- industrie von einschneidender Bedeutung sind. Stundungen sollen nur mehr erfolgen, wenn die dem Handel gewährte Verdienstspanne nicht größer ist als 25 bis 27� Proz. Der Aufwand für Reklame wird nach dem Jahresumsatz in dem Sinne begrenzt, daß nur ein ganz bestimmter Prozentsatz des Umsatzes für Reklame oerwendet werden darf. Hinzu treten noch weitere Bestimmungen über Ra- batte und Zielgewährung. Wo diese Bedingungen nicht erfüllt werden, soll die Verlängerung der Steuerkredit« wegfallen. Es ist verwunderlich, daß eine derartig scharfe Maßnahme durch ein- fache Verordnung unter Umgehung des Reichstages ge- troffen werden kann. Sie trifft zweifellos die kleinen Fabriken sehr viel härter als die großen kapitalkräftigen Konzerne und fördert die Zusammenballung der gesamten Produktion in wenigen Werken außerordentlich. Im übrigen wird sich die Zweckmäßigkeit der Maßnahm« erst noch erweisen müssen, sowohl was die Verminderung der Stundungen anbelangt, als auch die Frage, ob sich nicht ganz unwillige Härten für die mittleren und kleineren Betriebe ergeben. Der Kampf der Rogaenfchuldner. Am 11. April d. I. haben sich die landwirtschaftlichen Hypothekenschuldner, die während und nach der Inflation Rogaenhypotheken aufgenommen haben und bei der Tilgung dieser Hypotheken durch die Steigerung der Roggen preise in größte Schwierigkeiten gekoinmen sind, zu einem Reichsverband der Roagen- und landwirtschaftlichen Pfandbriefschuldner zusammengeschlossen. Da das Vorgehen der Pfandbriesgläubiger, darunter insbesondere der ehemaligen Roggen- rentenbank(jetzt Landwirtschaftliche Pfandbriefbant), zunehmend nur deshalb zu Zwangsversteigerungen geführt hat, weil die Steigerung der Roggenpreise die Tilgung der Hypotheken aus dem Ertrag besonders der Klein- und Siedlungsgüter unmöglich gemacht hat, hat der Reichsverbond eine gesetzliche Regelung der Roggenschulden verlangt und bis zu deren Durchführung ein Mora- torium beantragt. Dieser Antrag hat in der Oeffentlichkeit zu schweren Meinungs- und Interessenkämpsen geführt, bei denen auch der Reichslandbund sich praktisch und nicht zuletzt aus Wssf tischen Konkurvenzgründen gegen das Interesse der Roggenschuluner betätigt. Der Reichsverband der Roggen- und landwirtschaftltchLn Pfandbriefschuldner stellt in einer Zuschrift an uns fest, daß es ihm nur darauf ankomme, die ungerechtfertigt hochgetriebenen Lasten der Roggenschuldner aus ein vernünftiges Maß herab zu- mindern, wobei begründete Rechte der Gläubiger nicht verletzt werden sollen. Diesen im Schatten der Helfferichschen Roggen- Währungspläne ensstandenen Forderungen wird die Oeffentlichkeit ihr« Unterstützung nicht versagen können, wobei es keineswegs notwendig ist, daß die ausnahmsweise Regelung der Roggenschulden den gesamten langfristigen Kapitalmarkt ge- sährden muß. Ein Derlusiabschluß ln der Texssssndustrie. Die Textilkrise des Vorjahres hat dem Konzern der Vereinigte Märkische Tuchfabriken A.-G. Berlin im Gegensatz zu der über- wiegenden Mehrheit der anderen Texsslunternehmungen geschadet. Auch die im Herbst scharf ansteigende Konjunktur reichte nicht aus, um bei Abschluß des Geschäftsjahres einen Verlust zu ver- hindern. Während das Geschäftsjahr 1924 eine Dividende von 8 Proz. und auch das Borjahr noch einen Gewinn von 25 000 Mark ließ, schließt da» Jahr 1926 bei einem Kapital von 4,6 Mill. mit einem Verlust von rund 203000 Mark ab. Di« Bilanz selbst ist nicht ungünstig. Dos Grundstücks- und Gebäudekonto hat sich durch Verkäufe um etwa ein« halbe Million Mark e r m ä ß i g t, die zur Abtragung der Schulden mitverwendet wurden. Die Schulden sind, aber in erheblich höherem Maße, nämlich von 2,53 auf 1,0 Millionen gesenkt worden, sodaß die 1V Millionen Forderungen, zu denen noch Warenvorräte im Betrage von 2,4 Millionen Mark kommen, ausreichende Deckung bieten. Bon den drei Fabriken der Gesellschaft.st das Werk Luckenwalde , das dauernde Zuschüsse erforderte, im Herbst stillgelegt worden und seine Produktion den Saganer Betrieben angegliedert worden Das laufende Jahr Ist erheblich günstiger geworden. Der Auftragsbestand gewährt für das nächste Vierteljahr volle Ausnutzung der arbeitenden Betriebe. Bei Zranz Seiffert u. Co. wieder 8 Proz. Dividende. Die Franz Seiffert u. Co. A.-G., Berlin , die alt« Apparate- und Arma» turenfabrik, war drei Jahre lang nicht in der Lage, auf ihr Kapital von 2,64 Millionen eine Dividende zu verteilen. Das Jahr 1925 hat mit einem Reingewinn von nur 6397 M. abgeschlossen. Im Jahre 1926 hat sich die Lage geändert. Der Reingewinn ist auf rund 235 000 M. gestiegen, aus dem die recht beträchlliche D.vi- dende von 8 Proz. gezahlt werden kann. Wie mitgeteilt wird, hat sich das Geschäft in der zweiten Hälfte des vorigen Jahres sehr gut entwickelt und ist auch in diesem Jahre weiterhin gut geblieaen. Es liegt«in erheblicher Auftragsbestand vor. Zur Vcmstossverleuerung. Der Kamps gegen die Baustoff- teuerung, der auch von den Regierungen geführt wird, ist nach den letzten Preisoeröffentiichunoen von„Wirtschaft und Statistik" nur zu gerechtfertigt. Der Baustosfindex war von 155,3 im August 1925 auf 141,7 im Juni 1926 gefallen und hatte bereits im ver- gangenen März mit 155,1 seinen früheren Höchststand nahezu erreicht und ihn dann mit 160,2 am 11. Mai beträchtlich über- schritten. Die Preissteigerung ist am stärksten in Mauersteinen und Bauhölzern, am geringsten in Baueisen. Die Preise weichen wegen der verschieden hoben Transportkosten in den einzelnen Orten stark voneinander ab. Am höchsten ssind sie in Groß- Berlin. Neben der Indexziffer für B a u st o f f e wird ein Bau- kostenindex für eine Bierzimmerwohnunq von 110 Ouadror- meiern Nutzfläche in Berlin berechnet. Dieser Bmikosteninder ist von 176,7 im März 1625 bis auf 167,2 im Juni 1926 gefallt u. Seitdem steigt er ständig und hat im Mai»ieder 175,1 erreicht. Deutsche Winzer in Steiermark . Die bayerische S i e d l u n g s- und Landbank, München , eine vom Staat geförderte Bauern- dank, veranlaßt eine Studienreis« nach Steiermark . Beabsichtigt ist der Ankauf von Gelände, da» sich zur Besiedlung durch Winzer eignet.