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Freitag

3. Juni 1927

Kulturarbeit

Berliner   Chor- Kultur.

Bon Kurt Singet.

Bor wenigen Tagen erschien in unserem Blatt ein Aufruf zur Gründung eines gemischten Arbeiterchors. Dieser Wille, den geschichtlich wertvollsten, aller Zeit und aller besonderen Gesinnung enthobenen Chorwerfen auch vor der arbeiten den Welt Gehör zu verschaffen, soll gerühmt, soll gepriesen sein. Endlich ein Männerchor, der diese Kulturaufgabe ohne jede Engherzigkeit anpackt und der auf die einsehenden Nacken­schläge konservativerer Berbände einfach mit dem Erfolg, mit der Eindruckskraft des vollendeten Werts antworten will. Es ist das ein außerordentlicher Schritt in der

Kulturbewegung der Arbeiterschaft.

Man wird gewiß mit kleinen Werten, mit idyllischen Ora­torien beginnen; aber man wird einmal an den Prüfstein aller chorischen Ausdruckskunst gelangen, an Bach, an Beet­ hoven  , an die Kantaten, an die Messen. Und dann wird sich zeigen, ob die absolut fünstlerische Einstellung die Kraft hat, jeder tendenziösen Bewegung innerhalb der musikalischen Ar­beit ein Paroli zu bieten. Wir wollen es hoffen, wollen auch wünschen, daß der Schubert- Chor in der Wahl von Walter Hänel das Richtige getroffen und Horenstein nur um­gangen hat, weil man diesen für eine großzügige Orchester­tätigkeit freigeben will. Daß er dazu reif ist, zeigt seine Be­rufung zur Vorbereitung der Frankfurter internationalen Musikwoche. Die Gerechtigkeit hätte erfordert, daß der

Berliner Volkschor",

der doch in dem angegebenen Felb der Betätigung unter Ernst 3 anders Leitung schon recht Beträchtliches geleistet hat, in dem Aufruf mit dem nötigen Respekt der Verschwie genheit entrissen worden wäre. Einerlei: versucht es nur, macht euch die Arbeit schwer, kämpft um Anerkennung, be­reitet ein Wert, laßt Taten sprechen und der neue gemischte Arbeiterchor sei willkommen.

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So leicht ist die Arbeit nicht. Ein Chor wächst nur inner­lich an einer Tradition, an einer intensiven Busammenge hörigkeit mit einem Führer. Nur durch jahrelanges Busam­menspiel von Dirigent und Singstimmen ist eine Einheit an Ausdruck von Gedanken, Melodien, Stimmungen an Wucht des Baues, an Delikatesse des Klangs zu erzielen. Das wird oft verkannt, leider auch von denen, die glauben, etwas vom Handwerk zu verstehen. Und viele sind es ja nicht, die wirk­lich den fundamentalen Unterschied erkennen zwischen dem, lich den fundamentalen Unterschied erkennen zwischen dem, was Feinarbeit im Detail zu einem Gesamteindruck von Eigenart und Prägung stempelt aus dem, was perfoneller Kult, Routine oder Reklame von vornherein über die Gefahr Der Stillosigkeiten durch Reklame und Sensation hinweg­bringt. Der Chordirigent ist so zu feiner Berufung geboren wie der Orchesterführer, und ein Chorleiter, der das Drchester nicht beherrscht, ist ebenso unnüz wie ein berühmter Bult virtuose, der sich von anderen ein Chorwert einstudieren läßt, um dann selber ein Baradepferd zu reiten. Das ist genau so, als wenn man sich an ein Pianola mit einer eingelegten Walze setzt und dann so tut, als spiele man auf diesem In­strument wie ein Geübter, wie ein Gott. Dies ist aber die Methode, die man in der nächsten Berliner   Konzertsaison wird bewundern, wird verabscheuen tönnen. Es ist ja sehr bequem, sich einen Chor zusammenzustellen, wenn man für diese kleine Arbeit das nötige Kleingeld hat, oder einen wirt­schaftlich darbenden

Chor zu mieten".

Kultur der Debatte.

Auch ein Nachwort zum Parteitag.

Von Friedrich Stampfer  .

Bellaga des Vorwärts

Edgar Milhaud hat einft in einem Buch über die deutsche Sozial-| war, wurde hier doppelt und dreifach wiedergutgemacht. Es waren demokratie das Wort niedergeschrieben, die Sache der Kultur in allen ihren Arten sei die ihre. Für die Wahrheit dieses Wortes hat der Kieler Parteitag mit all seinen zahlreichen Nebentagungen von neuem Zeugnis abgelegt.

Ueber feinen Verlauf, ganz besonders aber über Hilferdings Referat und die sich ihm anschließende Debatte, herrscht in weitesten Parteifreifen geradezu ein Gefühl der Beglückung. Dieses Gefühl ist nicht ausgelöst durch den Umstand, daß die eine oder die andere Meinung Siegerin geblieben ist, sondern durch den Gesamt eindruck dieser Auseinandersetzung, die fachliche Schärfe mit persönlicher Bornehmheit verband. Mit Recht konnte Hilferding   den Dant, den er in seinem Schlußwort den Debatterednern aussprach, besonders auch auf diejenigen ausdehnen, die ihm sachlich entgegen getreten waren. Sie haben die Debatte bereichert und ihr jenes Spannungsmoment verliehen, das ausbleibt, wenn alles an dem felben Strange zieht.

Die Frage drängt sich auf: ,, Kann das nicht immer so sein?" Gerade der Verlauf dieses Parteitags hat gezeigt, daß es nicht immer so ist: die Debatte über Hilferdings Referat und die über den Borstandsbericht wirken wie Beispiel und Gegenbeispiel.

Gerade weil die zweite Debatte den weniger angenehmen Eindruck der ersten völlig verwischte, kann von diesem in aller Ruhe gesprochen werden. Die zweite Debatte handelte von dem, worauf es ankommt, von den Zielen der Partei und den Wegen, die sie zu ihnen ein­schlagen soll. Die erste handelte von allem möglichen und noch einigem dazu, und nahm, gerade weil die Konzentration auf Haupt­fächliches fehlte, den Charakter gereizter persönlicher Auseinander­fegungen an. Daß man sich zum Schluß darüber stritt, was in einer Sigung des preußischen Rabinetts am 30. November 1918 Dor gegangen war, wirfte beinahe komisch. Man sah, in welche Neben­

von beiden Seiten die besten Köpfe, die hervortraten, Männer und Frauen, die verstehen, durch Kraft der Argumente und Geschick­lichkeit des Ausdrucks zu wirken und die darum auf grobe rhetorische Effekte verzichten können, die andere noch nicht entbehren gelernt haben.

Die Art, wie wir unsere Debatten führen, ist eine Frage des Kulturinhalts unserer Bewegung, fie ist eine Erziehungs­frage. Das abschreckende Beispiel der Kommunisten steht uns vor Augen. Gewiß-von den schlimmsten Ausschreitungen unserer Parteipolemit bis zur polternben Unfähigkeit derer um Thälmann   ist ein weiter Weg. Es sollen also feine Parallelen ge­zogen werden. Ich meine nur, daß der Fall der Kommunisten geeignet ist, uns bis zum Kern des Problems zu führen. Was ist das Verhalten der Kommunisten anders als ein fortgesetzter Versuch, die Kraftlosigkeit des Geistes hinter einer Fülle von Kraftworten zu verstecken? Vielleicht meint mancher von ihnen, er trage durch mög­lichste Unkultur seiner Ausdrucksweise den seelischen Bedürfnissen der Arbeiter Rechnung. Aber das ist ein grober Irrtum. Die Arbeiter­schaft, zu der einst Lassalle sprach, ausgerüstet mit der ganzen Bildung seines Jahrhunderts, stand fulturell tiefer als die von heute und doch hat Lassalle   einen ganz anderen Eindruck auf sie ge­macht, als das irgendeinem oberflächlichen Schimpfbold gelungen wäre. Die Arbeiterschaft von heute, die ihre Klassiker kennt und Beethovenkonzerte besucht, hat an gedankenarmen Schimpforgien ganz gewiß keine Freude.

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Bor Jahrzehnten hat es in Deutschland   einmal eine Gefell  = fchaft für ethische Kultur gegeben, die fich die Aufgabe stellte, den Streit der Parteien von Ausschreitungen zu befreien und ihn auf ein höheres Niveau zu heben. Am meisten Verständnis fand diese Gesellschaft, der Männer wie Egidy, Gyzicki und Frauen wie Lili Braun   angehörten, bei der Sozialdemokratie. Führt eure Kämpfe fachlich!" lautet die Mahnung des Parteivor­standes- Bebels und Singers   vor allen Wahlkämpfen. Die Gesellschaft freilich verschwand, sie wurde aufgerieben zwischen den Mühlsteinen der Klaffengegenfäße.

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gänge eine Debatte verlaufen kann, die dem Zufall preisgegeben ist. In der Debatte selbst traten einige Redner hervor, die glaubten, durch bewußte Uebertreibungen Eindruck auf den Parteitag machen zu fönnen. Sie haben sich darin getäuscht. Uebertreiben soll man auch dann nicht, wenn es gegen den äußeren Gegner geht: eine Rede, die übertreibt, ist eine schlechte Agitationsrede. Schlechte Agitationsreden, die mit traffen Uebertreibungen arbeiten, fraftvolle Sprache sicher die beste. Auf einen groben Klozz Wo große Gegenfäße um die Entscheidung ringen, ist eine sind aber die denkbar ungeeignetsten Waffen für den Meinungskampf ein grober Keil oder auf einen Schelmen anderthalbe das gilt Eindruck auf die nächsten eigenen Freunde, bei den Angegriffenen der Sache entsprechen. Von der ruhigen Sachlichkeit über die innerhalb der Partei. Sie machen, wie sich gezeigt hat, feinen da noch immer! Nur muß die Stärke des Ausdrucks der Bedeutung aber rufen sie begreiflicherweise eine Stimmung der Gereiztheit her- höfliche Ironie und den schneidenden Sarkasmus bis zum Kraft­vor, die der fameradschaftlichen Zusammenarbeit, wie sie doch schließwort, das der ganzen Situation den Stempel aufdrückt, ist ein lich alle wollen, schädlich ist.

Breffeäußerung wesentlich beigetragen. In einem fächsischen Zur Schaffung dieser gereizten Stimmung hatte auch eine Parteiblatt war ein furzer, wahrheitsgemäßer Bericht, der den Empfang des Parteivorstandes bei seiner Ankunft in Kiel   schilderte, als überschwenglich" bezeichnet worden. Man hätte diese offenbare Entgleisung sicher nicht so tragisch genommen, wenn nicht dieſes Parteiblatt schon öfter einen Ton angeschlagen hätte, der von der Gegenseite als gehässig empfunden wurde.

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Der Erfolg war, daß fast der ganze Parteitag in stürmischen Beifall ausbrach, als der Borsigende, Genosse Wels, das Blatt mit einem fräftigen Pfui Teufel!" zu Boden warf. Eine solche Demon­stration des Parteivorsigenden und des Parteitags gegen ein Blatt der eigenen Partei ist sicherlich etwas sehr Bedauerliches aber diese Entladung war eben der Ausdruck einer lang aufgespeicherten und psychologisch begreiflichen Misstimmung über die Art der Bolemit, wie fie bisher in einem feinen Teil der Parteipreffe getrieben wurde.

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Nach all dem Unerfreulichen fam dann die Debatte über Hilferdings Referat, die an einem Musterbeispiel zeigte, daß es auch anders geht, wenn man nur will. Was am Anfang gesündigt worden

Ein Vorfämpfer weltlicher Erziehung.

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seine Freude haben. Meine Herren, wir pfeifen auf dieses Geset!", weiter Weg mit vielen Stufen. Auch das Schimpfen ist eine Kunst; an Kraftnaturen, die sie anzuwenden verstehen, kann man fagte Brillenberger bei der Verabschiedung des Sozialisten­gesetzes. Manche meinen sogar, er hätte gar nicht ,, Pfeifen" gesagt, fondern etwas anderes. Das war ein Wort zur rechten Zeit!

Anderes gilt aber dort, wo wir unter uns sind, wir, die wir durch keine Klassengegensäße getrennt, sondern nur über die Wahl der Methoden im sozialen Befreiungskampf des Proletariats ver­schiedener Ansicht sind.

Wie wärs, wenn wir unter uns so etwas wie eine Gesellschaft für ethische Kultur bildeten? Wenn wir die Mahnung ,, Führt eure Kämpfe fachlich!" zunächst einmal ernstlich für unsere inneren Aus­einandersehungen beherzigten? Freilich brauchen wir dazu feinen Berein und keine Statuten. Es genügt, wenn sich die Besten der Partei ohne Unterschied ihrer augenblicklichen Stellung in schweben. den Meinungsverschiedenheiten zusammenfinden und nach Kräften dafür wirken, daß die inneren Auseinandersetzungen in der Partei, nie unter das Niveau hinabsinken, das der Partei als einer großen Kulturbewegung würdig ist.

Mißbrauchte Jugend.

Die wenigsten gemischten Chöre, die wenigsten Chorleiter ahnen, daß sie sich durch Duldung und Billigung derartiger Geschäftsmethoden in bem gleichen Augenblick ihr fünstle­risches Grab bereiten, indem sie glauben, aus dem fianziellen Chaos fich freizuringen. Schuricht hat sich so einen- übrigens glänzenden gemischten Chor frei zusammenge stellt, Walter wird es tun, Furtwängler   desgleichen. Es geht das unbestrittene Gerücht, daß jeder von ihnen in dem Gefühl, die Chorkultur Berlins   sei auf den Hund, diese chorische Kulturbewegung durch einige Demonstrationskonzerte retten wolle. zu welcher Verkennung der tatsächlichen Ber­hältnisse das führt, zu welcher Ueberschäzung der eigenen, un­bestreitbaren artistischen Befähigung, wenn es sich um tief wurzelnde Stilprobleme handelt, das zeigte Kleiber mit den Jahreszeiten", Walter mit dem Samson", Furt­ wängler   mit dem Brahmsschen Requiem". Der Erfolg war sensationell in allen drei Fällen. Und alle drei werden, da sie wohl nie eine Choraufführung unter Ochs, Rüdel, Schumann u. a. gehört haben, im Afford erklären, es sei Zeit, endlich anständige Chormufit in Berlin   zu machen. Die berungen seines so unendlich schlicht geschriebenen Büchleins hindurch vom Stamm falle! Dabei will dieser Bater, der seinem Kinde das

wirtschaftliche

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Not der gemischten Chöre Berlins  

ist tatastrophal, sie übersteigt riesenhaft die Not der jetzt fub­ventionierten Orchester. In ihrer Macht über ein sensations­gieriges Publikum werden die genannten genialen Orcheſterführer mit ihren bezahlten Chören sehr schnell Zulauf haben. Der Erfolg? Die gemischten Chöre Berlins  , die von ihrer Arbeit, nicht von der Sensation der Namen leben, fönnen einpacken. Jede Warnung, auch wenn sie vom Reichs­verband der gemischten Chöre" fäme, wird verpuffen. Die Orchesterführer, die sich stets haushoch über dem Pack der Chorführer erhaben fühlten, werden den Dolchstoß gegen die Kollegenschaft zu führen wissen. Und feiner wird parieren fönnen. Eine einzige Institution könnte durch reiche Sub ventionierung der gemischten größeren und fleineren Chöre helfen: der Staat( vielleicht neben der Stadt Berlin  ). Denkt er daran? Nein, er unterstützt auswärtige Chöre. Bei aller Freude, die wir empfanden, als der berühmte Gürzenich Chor aus Köln   bei uns mufizierte, muß gesagt werden: was hier an Unterstügung freigiebig und hochherzig gespendet wurde, hätte ausgereicht, uns in Berlin   für zehn Konzerte großen, Stils das Defizit zu decken.

Anläßlich der Zusammenkunft linksdemokratischer Parla­mentarier in Berlin   ist auch der greise Ferdinand Buisson  , der unermüdliche Kämpfer, hier eingetroffen, ihm voran eilt sein neuestes Büchlein Leçons de Morale"( Berlag Hachelle- Paris  ), ein Builjon, jegt im 86. Lebensjahr, ist von einer fabelhaften Rüstigkeit Pleines Lehrbuch für den Moralunterricht für die Volksschulen. und geistigen Regfamkeit. Bis vor kurzem Präsident der französi­fchen Liga für Menschenrechte, hat er sich nun nicht etwa zur Ruhe gefeßt, sondern dient mit unverminderter Energie seinem Lebens­ziel: der Berfittlichung des öffentlichen Lebens, der friedlichen Ber­bindung aller Nationen. Und dies Tun eines Mannes, der durch zwei Menschenalter hindurch seinem Ideal kämpfend die Treue mahrte, leuchtet durch die einfachen Erzählungen und sittlichen For

Es gibt schon in unserer Zeit hochentwickelter Kultur" Dinge, die einem das Kopfschütteln beibringen müssen. Ein sehr drastisches Beispiel für die geistigen Vorstellungen gewisser, unrettbar nationa liftisch infizierter Köpfe ist eine Schilderung, die uns aus unserem trefflicher Bater, eifriges Mitglied des" Stahlhelm", ber feinen Leserkreise zugeht. Da ist irgendwo in einem Berliner   Vorort ein leinen Sohn Frig in weiser Bädagogit Bar a demarsch üben fleinen Sohn Frig in weiser Pädagogik Parademarsch üben und stramm stehen läßt. Dabei ist das so bedauernswerte auf altpreußische Manier gedrillte Kind erst wenige Jahre alt, gerade so alt, daß er notdürftig auf seinen zwei kleinen Beinchen stehen kann. Aber so blutjung er auch ist, das Paradieren und Strammstehen, die Elementarregeln des Mordhandwerks, müssen ihm schon jetzt eingedrillt werden. Auf daß der Apfel nicht weit

Schießeisen sozusagen in die Wiege legt, nocy fromm fein. Jeden­falls sucht er durch recht fleißigen Kirchenbesuch den Anschein zu erwecken. Welch mittelalterlicher Barbarismus, ein unschuldiges Kind in die Zwangsjacke der militaristischen Dentweise zu stecken, feinem aufnahmeburstigen Sinn mit nationalistischer Haß- und Zer­Störungsdentweise zu vergiften und so in ihm vielleicht für immer die edelsten menschlichen Triebe zu ersticken? Diesen Bater für die moderne Zeit reif und empfänglich zu machen, ist sicherlich ein Republikanern geleistet werden, eben um der verführten, mißbrauchten Kinder willen.

Stück beinahe übermenschlicher Arbeit. Aber es muß von den

hier ist kein Wort, das Andersdenkende verlegen fönnte, hier ist die Weisheit eines Erprobten, der nun aus hoher Warte Lebens­erfahrung zur Lebenstunde verdichtet und den kommenden Gene rationen übermittelt. Ehe der ehrwürdige Frederick J. Gould in England die Einführung des Moralunterrichts erreichte( 1906), hat Ferdinand Buisson   in Frankreich   in den Jahren 1879 bis 1896 die tonfeffionslose Schule, die Laienschule, durchorganisiert und zu einer festen Burg firchenfreier Sittlichkeit ausgebaut. Sein Hauptwert La religion, la morale et la soience dans l'éducation" erschien 1900 als Ergebnis dieser gewaltigen Leistung. Und dann erst trat er, ein Sechziger, in das politische Leben ein, war von 1902 bis 1924 ( mit Ausnahme der Wahlperiode 1914-1919) als Vertreter der französischen   Hauptstadt Mitglied der Kammer, stets ein Bortämpfer Realgymnafium, Kaiser- Friedrich- Straße, Rosebery brguto, Im Rahmen der Freien Schulgesellschaft Neuköllns zeigte in dem gegen antisemitische, nationalistische und fleritale Sünden. Es tut ber befannte Reformgefangspädagoge, an Hand theoretischer Dar uns in Deutschland   not, auf diese Vorfämpfer einer weitlichen Erlegungen mit prattischen Demonstrationen den Aufbau und Sinn ziehung zu schauen in einem Augenblick, wo die Kirchen jo gerne die feiner Methode. Am Schluß brachte er einige fünstlerische Gesänge gesamte Erziehung in ihre Abhängigkeit bringen möchten mit dem feines Maffenchors zur Darbietung, die ihren Eindruck auf die Zu­Schlagwort, es gäbe außerhalb dieser Institutionen teine Moral. hörer nicht verfehlten. Was hier geboten wurde, war in Form und Das Leben der Frederick 3. Gould, Ferdinand Buiffon ist der stärkste Inhalt der musikalische Ausdruck einer nach Gemeinschaftstultur neuestem Büchlein ein großer Erfolg in Frankreich   und in Deutsch  . Namen der Freien Schulgesellschaft am Schluß dem Künstler den Beweis gegen solche anmaßende Behauptung. Möchte Buissons   strebenden Zeit und ihres Gestalters. Lehrer Weigelt fonnte im land beschieden sein, denn auch bei uns müffen Lehrer in der melt- Dant für den Abend aussprechen und die Hoffnung anfnüpfen, daß lichen Erziehungsarbeit au folchen Werfen greifen, und wie schön dieser in der Arbeiterschaft wurzeinde Chor gerabe von seiten ber wäre es, wenn auch im franzöfifchen Unterricht diese Worte des meltlichen Schulen und ihrer Elternschaft wärmste Unterstügung großen französischen   Ethikers zu unseren Kindern sprachen. finden möge, da ihre Ziele die gleichen find: pädagogisches und mufitalifches Neuland gilt es im Sinne bes Sozialismus zu gestalten.

Ramerau