er am Fenster des Beratungszimmers zu Locarno der erwar-| grenzten Zielen berechtigt und vielfach als Uebergangsstadium tungsvollen Menge das eben unterschriebene Friedens dokument zeigte.
Nicht weniger weitgespannt als die Gegensätze der politischen Richtungen waren die Gegensätze in der Politit des Kongresses. Manchmal tastete er sich faum und nur vorsichtig vorwärts. So war es zum ersten Male gelungen, die Ti roler Frage vor sein Forum zu ziehen. Der Faschismus hatte versuchen müssen, sich zu verteidigen. Aber seine Gegnerschaft war so erbittert, daß der Kongreß einen förmlichen Befchluß vertagie und den faschistischen Machthabern noch einmal bis zur Herbsttagung des Minderheitenausschusses in Sofia Zeit gab, die brutalsten Maßnahmen, wie das Verbot sogar des privaten deutschen Sprachunterrichtes, aufzuheben. Wie gespannt die Lage war, zeigte die dreistündige Brandrede Mussolinis. Formell hatte sie zwar an das von einer gefälligen Botschaft nach Rom gelieferte angebliche Stahlhelmplafat angefnüpft, auf dem die Vereinigung aller Deutschen ,, von Riga bis Triest " gefordert worden sein sollte. Tatsäch lich war sein gereizter Ausfall gegen den kleinen Völkerbund" gerichtet, in dem sich nun eine geschlossene Opposition gegen die Tiroler Brutalität herausgebildet hat. Fast stürmisch vorwärts gegen die herrschende Rechtsauffassung hingegen eilte die Kongreßmehrheit in anderen Fragen. Auf die Initiative der Howard League für Gefängnisreform verlangte er einen internationalen Bertrag, der Mindestgarantien für den Strafvollzug schafft. Dieser Borstoß richtet fich direkt gegen die brutale Behandlung von politischen Gefangenen in den Autokratien und anderen Ländern mit reattionärer Justiz. Auch einen wirklichen Erfolg konnte der Rongreß buchen. Hunderte von füdslawischen Mennoniten, die wegen der Verweigerung des Dienstes mit der Waffe- selbst der preußische Militarismus hatte sie davon befreit im Ge fängnis fchmachten sollten, sind begnadigt worden. In Zukunft wird dafür zu sorgen sein, daß sich dort solche unmenschlichen Kriegsgerichtsurteile nicht wiederholen und ähnliche Zustände in anderen Baltanstaaten abgestellt werden. Als fozial reaktionär hingegen werden die schaffenden Massen den Verzicht des Kongreffes verurteilen, sich für die Ratifizierung aller Arbeitsabkommen auszusprechen.
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Ueber Schiedsgerichtsbarkeit, Sicherheit, Abrüstung hatte die politische Kommission vom Kongreß gutgeheißene, tlärende und weitertreibende Entschließungen beraten. Nur mit Rämpfen gelang es, in die Entschließung über die Abrüstung einen Hinweis darauf hineinzubringen, daß ,, die Verträge von Locarno abgeschlossen worden sind, um die Sicherheit zu erhöhen und so die Abrüstung zu erleichtern." So start war selbst in diesen Bölkerbundstreifen jetzt die Erinnerung daran verblaßt, daß die Förderung der Abrüftung ein erklärtes Motiv des Vertragsschlusses von Locarno gewesen ist. Abweichend von der Haltung ihrer Regierung, stimmte die englische Vertretung für eine Kontrolle der Abrüstungsverträge. Der Kongreß wünscht eine Rüstungstontrolle und ein Rechtsverfahren, um Beschwerden über angebliche Vertragsverlegungen zu entscheiden. Der Schiedsgebante fand eine neue Entwicklung. Er wurde vom Genfer Protokoll, das ihn mit Sicherheitsgarantien zusammengefoppelt hatte, gelöst. Der Kongreß fordert über die Völker bundsfagung hinaus, die dem Krieg noch eine Lücke läßt, reinten allgemeinen Vertrag über das Berbot des An griffstrieges, die Feststellung des Angreifers und die lendgültige friedliche Regelung aller Streitigkeiten". 3um ersten Male packten Bölterbundskreise das Problem Paneuropa an. Der Kongreß nahm nicht Stellung zu den privaten internationalen Organisationen der Parteien, Gemertschaften, Unternehmerfartelle, er beschäftigte sich allein mit den Gruppierungen von Staaten. Hier lehnte er den Gedanken fontinentaler Bündnisse ab, weil ,, allein schon auf Grund der gegenseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeit jeder Krieg die Tendenz hat, ein Weltkrieg zu werden". Er erklärte deshalb, daß., regionale Staatenverträge mit be
Der Ruf nach dem Mäcen.
Von Hans Bauer.
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In Eisenach hat in diesen Tagen der Deutsche Schriftstellerverband" getagt, in dem man so etwas Aehnliches wie eine gelbe Berufsorganisation zu erblicken hat. Mit großen Namen fann der Verband nicht gerade aufwarten. Prof. Dr. h. c. Lienhard gehört| ihm natürlich an, dieser literarische Rauschebart, dann selbstverständlich auch Ernst von Wolzogen , von dem wir längst wissen, daß er nach dem Sturm und Drang seiner Jugendjahre auf dem völkischen Müllhaufen geendet ist. Leid tut es einem nur um Eugen Diede richs in Jena , der immerhin einmal ein freiheitlicher Verleger war, und um Herbert Eulenberg , deffen mangelhafter politischer Scharfblic sich freilich aus seinen romantischen Neigungen erklären dürfte. Es ist über die mittelalterlichen Sängerkriege auf der Tagung geredet worden, über die Minnelieder, über die Entstehung der Wartüber atemberaubende Dinge also, wie man sieht. Zum burg Schluß hat dann Ernst von Wolzogen in schmerzlich- humorvoller Art" über die Mäcene von einft geplaudert. Und das ist nun freilich eine Sache von eigener Art.
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Die Mäcene wer dächte da nicht an die Höfe deutscher Duodezfürsten, die den Besingern blauer Blumen, schöner Frauen und edler Herzöge freie Station gewährten und goldene Bokale schenkten! Wer wüßte da nicht die Namen einiger Großindustrieller und Adelsherren, von denen er läuten gehört hat, daß sie vor dem Kriege hin und wieder einmal ein Kraftgenie zu einer feucht fröhlichen Sumpfnacht oder einer lederen Hotelmahlzeit einluben! Es ist wahr, daß die Mäcene seltener geworden sind. Das hat feine psychologischen und sachlichen Gründe, auf die es hier nicht antommen soll. Aber es ist auch dies andere wahr, daß die Schriftsteller seltener geworden sind, die sich, gleich Wolzogen, schmerzlich humorvoll" der Mäcenatenseligkeit vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte erinnern.
Die gesellschaftliche Stellung des Schriftstellers ist geändert. Den Spitzwegfchen Dichter, der in der Dachlammer hauft und, die 3ipfel müße auf dem Haupt, sich verworrenen Schwärmereien ausliefert. den gibt es schon längst nicht mehr, aber auch das schnorrende, langmähnige Kaffeehaus- Literatentum, das seinen typischften und
freilich auch weitaus talentiertesten Vertreter etwa in Beter Alten berg besaß, ist heute taum mehr zu finden, womit freilich nicht gefagt sein soll, daß nicht auch heute noch gewiffe Schriftsteller reich lich viel Zeit in Kaffeehäusern verbrächten. Der Atem der Zeit hat die Schriftsteller angeblasen. Sie find längst nicht mehr die Weltfremdlinge, die über die Aesthetik der Schnupftabatdosen und die Eugenit der Seele schwägen, während rundum eine von ihnen in der Deffentlichkeit zwar belächelte, im geheimen aber doch beneidete Welt Baumwolle verkauft und Kanalisationsarbeiten vergibt. Während des Krieges und während der Inflation haben die Dichter gründlich gelernt, das Getriebe der lebensnahen Borbedingungen
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notwendig sein mögen". Jedoch entsprächen, streng fontinentale Gruppen den tatsächlichen Gegebenheiten in feiner Hinficht, weder wirtschaftlich noch politisch"; sie könnten Rivalitäten hervorrufen, die leicht zu einem neuen Weltkrieg führen würden". Deshalb schloß sich der Kongreß in der For derung eines einigen universellen Völkerbundes" zusammen.
Republikanisierung der Verwaltung. Neubesehung von Landrats- und Polizeistellen. in Preußen.
Die preußische Regierung setzt ihre republikanische Beamten politit fort. Sie beschränkt sich dabei nicht auf die Spitzen, die Ministerien, sondern sie hat soeben auch eine ganze Reihe von Land. ratsämtern neu besetzt und im übrigen Verwaltungsbereich mehrere Bersetzungen angeordnet, die aus Verwaltungsgründen erforderlich waren. Daß bei allen Neubesetzungen der Wunsch maßgebend war, die Republikanisierung der Verwaltung zu fördern und den Behördenapparat mit dem Geist des Boltsstaats in Einflang zu bringen, ist nach den programmatischen Erklärungen der preußischen Regierung selbstverständlich.
Zum Polizeipräsidenten von Wiesbaden wird an Stelle des abberufenen Präsidenten Krause der Regierungsdirettor Froiz abberufenen Präsidenten Krause der Regierungsdirektor Froiz beim ernannt.
Zu diesen dienstlichen Anordnungen wurde der preußische Innenminister durch Kabinettsbeschluß ermächtigt.
Braunschweigs Rechtsregierung versagt.
Noch immer kein Finanzausgleich! Braunschweig , 3. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Die braunschweigische deutschnationale Regierung hat fürzlich ihre Steuervor lagen zurückziehen müssen, weil die vier Abgeordneten der Wirt fchaftsgruppe aus der Regierungsfront ausgebrochen sind. Der braunschweigische Städtetag hat sich mun in einer scharfen Resolution gegen die Regierung gewandt und schnellste Hilfe durch die Aengegen die Regierung gewandt und schnellste Hilfe durch die Alenderung des Finanzausgleichsgefeßes verlangt. Die bürgerlichen Barteien sind sich aber immer noch nicht einig, so daß der Finanzminister Dr. Küchenthal jetzt im Haushaltsausschuß des braunschweigischen Landtages auch noch die Zurüdstellung des vorliegenden Finanzausgleichsgeseßes erbeten hat. Die Hilflosigkeit bei den Fachministern" und bei den Regierungsparteien scheint so groß zu sein, daß sie troß der Hilferufe des Städtetages nicht wissen, was sie machen sollen. Die Regierung ist mit ihrer Kunst vollkommen versadt und weiß nicht, wie sie ihre Gefeße unter Dach und Fach bringen soll. Es wird schließlich doch nur noch die Auflösung des Land tages übrig bleiben
Die Beamtenbesoldungsreform.
Die Deckung der neuen Ausgaben.
Der badische Finanzminister hat den badischen Regierungsrat Bild fommissarisch in das Reichsfinanzministerium berufen und ihm den Auftrag erteilt, die Gehaltsstufen der mittleren und unteren Beamtenfategorien einer Neubearbeitung zu unterziehen. Man hofft, daß der Referentenentwurf über eine allgemeine Erhöhung der Beamtengehälter schon furz nach Pfingsten fertiggestellt ist und noch im Laufe dieses Monats mit den Ländern besprochen werden kann. Das erscheint angebracht, da die Erhöhung der Beamtengehälter im Reiche eine angemessene Erhöhung der Gehälter in den Ländern und Kommunen erforderlich machen dürfte.
Eine große Schwierigkeit bildet bei der Fertigstellung der Borlage die Deckungsfrage. Sie wirkt sich insbesondere deshalb schwerwiegend aus, weil eine Erhöhung der Gehälter mit rüdwirtender Kraft faum zu umgehen sein wird. Wahrscheinlich wird ein Nachtragsetat notwendig werden, da sich die Hoffnung, die großen Mehrausgaben aus laufenden Mitteln zu decken, ta um vermirtlichen lassen wird.
ihrer physischen Existenz zu durchschauen. Sie wollen nicht mehr die fleinen Pinscher einer herrschenden Schicht sein, Leutchen, die man in der Verdauungspause lieft, die man aber natürlich beiseite schiebt, wenn der Ernst des Geschäftslebens beginnt. Sie wollen nicht mehr tlangschönes Zeug fasein und Süßholz raspeln, sondern zu ihrem Teil Zeit deuten, Zeit gestalten und wirkendes Glied sein beim Neuaufbau der Welt. Die Form ist ihnen wichtig, aber sie ist ihr Mittel, nicht ihr Zwed.„ Kunst um der Kunst willen", das gilt ihnen als Unfug. Sie wollen auf ein Ziel lossteuern. Manche tapsen dabei daneben: sie kommentieren den Tag und einen Unterabsatz des Parteiprogramms, wo es das Jahrhundert und die großen Ideale der Gesamtbewegung zu paden gilt. Das ist ein Bech, aber
es ist nicht allzu tragisch zu nehmen.
In solcher Zeit ist der Mäcen ein vollendeter Anachronismus. Es ist verständlich, wenn Schriftsteller entdeckt oder gefördert zu werden begehren, aber sie sollen sich nicht aushalten lassen wollen. Uebrigens ist es auch nicht einmal so unvorsichtig, sich die Mãcene mit groben Worten vom Halfe zu halten denn auch von Wolzogens schmerzlich- humorvollen" Betrachtungen lassen sie sich heutigentags taum mehr anlocken.
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Mit dem Ueber- Zeppelin" von New York nach Paris . Strecke von 6000 Kilometer von New York nach Baris ein erstaun Wenn auch der ununterbrochene Flug Lindberghs über eine licher Rekord bleibt, so wird das Flugzeug als eigentliches Berkehrsmittel bei der Luftfahrt über den atlantischen Ozean doch nicht verwendet werden können. Für den Passagierverkehr durch die Luft fommt wohl nur das lentbare Luftschiff in Betracht, dessen Berwendungsmöglichkeit Dr. Edener in seiner Amerifafahrt erwiesen hat. Der regelmäßige transatlantische Luftverkehr soll nun in Kürze durch den Üeber- Zeppelin eröffnet werden, der gegenwärtig unter wesentlicher Mitarbeit deutscher Ingenieure in den Bereinigten Staaten gebaut wird. Ueber dieses Riesenluftschiff macht zum erstenmal Peter Sulm in Reclams Universum" genauere Mitteilungen. Erbaut wird das Luftschiff von der Goodyeargesellschaft, der größten Gummifabrit der Welt, die bereits mehr als 1000 Freiballons und über 100 Luftschiffe in ihrer Werft zu Akron , Ohio , hergestellt hat. Der Konstrukteur des neuen ,, leber- Zeppelin" ist der frühere Chefingenieur der deutschen Zeppelin- Werte, Dr. Carl Arnheim. Das transatlantische Luftschiff wird das sichere Dreifielsystem erhalten. Seine Stundengeschwindigkeit wurde auf 150 Kilometer festgesetzt; der Aktionsradius wird 10 000 Kilometer und bei besonders günstigen Berhältnissen 13 000 Kilometer umfassen. In dem tom fortabel eingerichteteen Schiff verläßt man New York am Sonn. abend morgen und landet am nächsten Montag mittag in London oder Paris ; so läßt sich eine geschäftliche Europa - Amerika - Reise in einer Woche erledigen. Bei dem Bau des Ueber- Zeppelin" ist in sofern ein völlig neues Prinzip verwendet, als das Schiff aus zwei ineinander gestellten Einzelschiffen besteht. Diese Bauart ist aus Den Gasballonetts noch einmal in eine ganze Gitterkonstruktion Sicherheitsgründen eingeführt, und zwar wird das Innenschiff mit gelegt; in dieser Konstruktion sind auch die Lauf- und Wandelgänge angebracht, und um sie herum ipannt sich die feuer- und wetterfeste
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Abschied von den Russen in London .
Die Führer der Labour Party anwesend. London , 3. Juni. ( Eigener Drahtbericht. Die Abreise des Sowjetgeschäftsträgers Rosenholz und der hauptsächlichsten Mit glieder des sowjetistischen diplomatischen Korps aus London ge staltete sich am Freitag zu einer beachtenswerten Demonstration gegen die Rußlandpolitit der konservativen Res gierung. Auf dem Bahnhof hatte sich eine bedeutende, in ihrer Mehrheit feineswegs fommunistische Menschenmenge versammelt, um Abschied von den Russen zu nehmen. Als offizieller Vers treter der Arbeiterpartei hatte sich der Abgeordnete Henderson, als Vertreter der britischen Gewerkschaften deren gegenwärtiger Präsident i ds und der Generalsekretär des Gewerkschaftstongresses Citrine eingefunden.
In einem Preffeintervim stellte der russische Geschäftss träger fest, daß unabhängig von dem Abbruch der diplomatischen und Handelsbeziehungen beide Völker freundschaftliche Gefühle zueinander empfänden. Die konservative Presse zeigt sich über diesen herzlichen Abschied, den die Russen gefunden, sehr ärgerlich.
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Herr Rosenholz wird sich schwer gehütet haben, bei dieser Abschiedsfeier den englischen Genossen die Stellen aus dem neuesten Aufruf der Kommunistischen Internationale vorzulesen, die sich gegen sie richten. In jenem Aufruf werden bekanntlich die„ rechten" Führer der Sozialistischen Internationale, deren Vorsigender bekannts lich Arthur Henderson ist, und namentlich auch die Führer der englischen Gewerffchaften als zynische offene Verräter" be schimpft, die mit dem Imperialismus pattieren und die von der Ar beiterschaft verjagt" und" gefnebelt" werden müssen.
Dieser herzliche Abschied beleuchtet bligartig die ganze Heuche lei der boljchemistischen Politik. Zur selben Zeit, in der man durch die fommunistische Internationale die sozialistischen Führer begeifert, läßt man die diplomatischen Vertreter Sowjet- Rußlands sich von ihnen herzlich verabschieden. Denn man weiß in Mostau sehr genau, daß sie die wirkliche Macht darstellen, auf die sich SowjetRußland im Falle einer wirklichen Bedrohung durch den englischen Imperialismus verlassen tann. Der blutrünftige Aufruf der fommunistischen Internationale ist für die armen Dummtöpfe bestimmt, die noch immer an den„ revolutionären Massenkampf" glauben.
Aber für die ernsthafte Bolitit zieht es die Somjet Regierung entschieden vor, mit den verräterischen" Führern der englischen Arbeiterpartei gute Beziehungen zu unterhalten.
Ebenso reist zur selben Zeit Tschitscherin nach BadenBaden, um dort mit Stresemann zusammenzufommen. Auch Tschitscherin wird sich schwer hüten, im Stile des revolutionären" Aufrufes der kommunistischen Internationale mit Stresemann zu sprechen. Er wird sogar ängstlich vermeiden, dieses Schriftstück überhaupt zu erwähnen. Vielleicht wird aber der deutsche Außenminister dem russischen Boltskommissar flar machen, daß diese sowjet- russische Politik mit verteilten Rollen doch ihre Grenzen haben muß. Ein Artikel der offiziösen Deutsch - diplomatischen Korrespondenz" vom Donnerstag ließ deutlich durchbliden, daß man in der Wilhelmstraße die Empfindung hat, daß dieser Aufruf der Komintern" jene Grenzen erheblich überschritten hat.
Autisowjetaktion in Mexiko ,, aus Versehen"? London , 3. Juni. ( WTB.) Einer Agenturmeldung aus Megito zufolge sind Geheimagenten und Polizisten kurz nach Mitternacht in die dortige Sowjetgefandtschaft eingedrun gen. Eine Anzahl Personen, die der Abhaltung revolutio närer 3usammenfünfte verdächtig sind, sollen verhaftet sein. Nach mehreren Stunden habe die Sowjetgesandtschaft ihre Freilassung erreicht. Die die Durchsuchung führenden Beamten hätten erklärt, daß die Razzia infolge eines Versehens vorgenommen worden sei.
Die Union- Jad in Südafrita abgeschafft. Die gefeßgebende Ber fammlung in Kapstadt hat in zweiter Lejung mit 69 gegen 54 Stimmen das Gesez über die Schaffung einer südafritanischen Flagge angenommen.
Außenhülle. Die neuartige Konstruktion macht ein Durchschlagen der Hülle und ein dadurch veranlaßtes Gasausströmen unmöglich. Die Gesamtmaschinenftärte beträgt 4800 Pferdestärken. Die Propeller werden nach oben und unten drehbar sein, damit sie das Schiff beim Aufsteigen oder Landen besser hoch- und niederschrauben können. Wie bei den meisten Luftschiffen werden die Amerikaner auch bei dem Ueber- Zeppelin" troh des hohen Preises das unverbrennbare Heliumgas verwenden. Das Luftschiff hat eine Länge von etwa 240 meter, ist also um 25 meter länger als die zugrunde gegangene Shenandoah; es hat eine bedeutend dickere Form und dementsprechend den dreifachen Rauminhalt; der Gasinhalt wird 6,5 Millionen Kubilfuß betragen. Der Traum eines regelmäßigen transatlantischen Berkehrs, den Graf Zeppelin schon 1905 verwirklichen wollte, iſt also jetzt der Erfüllung nahe.
Das Ende der Urania. Der Aufsichtsrat der Urania hat sich mit dem Schicksal seines Bildungsinstitutes beschäftigt und ist zur Ueberzeugung gekommen, daß sich die Anstalt in der bisherigen Art finanziell nicht aufrechterhalten läßt. Er ist weiter der Ansicht, daß die zu einer modernen Umstellung der Urania erforderlichen Mittel nicht vorhanden find. In der Bresse war bereits die Rede davon, daß die Urania in den Zoologischen Garten verlegt werden sollte, und daß dadurch eine neue Grundlage für ihre Existenz geschaffen werden könnte. Ob das möglich sein wird, hängt davon ab, ob die Urania überhaupt noch Boden in Berlin und Aufgaben in der nehmen hat. Der Aufsichtsrat der Urania hält es auftellen unb Berbreitung naturwissenschaftlicher und anderer Kenntnisse zu übermäßig, vorderhand die Weiterführung des Betriebes einzustellen und inzwischen festzustellen, auf welcher Grundlage die Urania mit Hilfe der Stadt und des Staates neu aufgebaut werden kann.
Wir möchten dazu bemerken, daß der Rückgang der Urania nicht bloß durch die ungünstige Lage des Instituts mitten in der City und nicht nur durch die vielfach erfolgte Neuorganisation des Volksbildungswesens zu erklären ist. Unter Dr. Meyer stand die Anstalt höher, das Vortragswesen der Urania hat entschieden an Qualität nachgelassen. Zudem hatte es die Verwaltung nicht verstanden, die Verbindung mit der aufstrebenden Arbeiterschaft herzustellen. Soll das Institut auf einer neuen Bafis errichtet werden, so müßten alle diese Faktoren richtig berücksichtigt werden.
Die Taiga brennt! Was weiß der Europäer von der Taiga? Die so gut mie unerforschte Taiga ist ein unendlicher Wald, der das ganze nordöstliche Sibirien bedeckt. Zwischen dem Jenissei und dem Ochotskischen Meer, zwischen den Küsten des Eismeeres und der chinesischen Grenze. Augenblicklich wüten an mehr als fünfzig verschiedenen Stellen des ungeheuren Urwalds heftige Waldbrände. Die Regierung hat alle verfügbaren Kräfte zur Bekämpfung der Waldbrände mobilisiert.
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Die Maiausstellung der Deutschen Kunstgemeinschaft, Berlin 02, Schloß, an beiden Pfingstfeiertagen von 10-3 Uhr geöffnet. Berthold Viertel wurde für die kommende Spielzeit den Berliner Reinhardtbühnen als Regisseur verpflichtet.
Die Eröffnung der Warschauer Internationalen Hygiene- Ausstellung hat im Rahmen des Internationalen Militärärztekongresses stattgefunden. Den feierlichen Groffnungsatt vollzog der Staatspräsident Moscidi.