Sonntag
5. Juni 1927
Unterhaltung und Wissen
Die Vermählung der Blumen.
Pfingsttraum auf einer Wiese.
Auf einer Höhe über dem Dorf liegt die Wiese am Abhang| sonst voll Scham verdecken, die Werkzeuge des Geschlechts, zum Sinndes Hügels. Weich schmiegt sie sich an den Fuß des Waldes, der sie von drei Seiten mit den zarten Laubhänden seiner Zweige umfängt. Sie ist die Geliebte des Waldes.
Ich schreite durch das hohe Gras, spige Blattpfeile und Lanzen zielen nach meinen Füßen. Ruchgras und Wiesenfuchsschwanz, die zierlichen Berl- und Rispengräfer mit ihren dicken Büscheln nicken wie eine Straußenfeder und legen einen sanften, braunvioletten Schleier über den Rasen. Ich werfe mich in das leise wogende Bett. Den Kopf zur Seite neigend, sehe ich den Boden mit tausend bunten Blüten besternt, die verschleiert unter weißen Wimpern zu mir aufsehen. Blumen, Freunde unserer Kindheit, zu denen der Knabe mit vereinsamtem Herzen floh! Einst preßte ich eure verblassenden Leichname zwischen die Buchdeckel meines Herbariums; aber ich liebte euch, und eure Märchen sind unvergessen.
Ich stehe auf und fnie zwischen den Blumen nieder. Ihre Blüter sammelnd, finde ich ihre entschwundenen Namen wieder: Gamander, Ehrenpreis, Günzel, Wiesenfalbei. Hier ist die gelbe Blüte des Hahnenfußes, das weiße Blut der Wolfsmilch, der Storchschnabel, das Hirtentäscheltraut, dessen dreiedige Fruchtkapseln flappern wie der gefüllte Brotbeutel eines Soldaten. Die roten Fahnen des Sauerampfers flattern, das Löwenmaul sperrt seinen gähnenden Rachen auf. Dazwischen aber leuchten die runden Lichter des schon verblühten Löwenzahns wie fleine, weiße gespenstische Monde.
Aus ihrer Mitte hebt sich ein verlorener Getreidehalm, über vierzig Pflanzenstockwerte steigt er auf zu schwindelnder Höhe wie ein Wolkenkratzer. Man hat berechnet, daß er im Verhältnis zu feinem Durchmesser fünfzehnmal so hoch ragt wie der Eiffelturm über den Dächern von Paris und in seiner vollendeten Technik zu den tühnsten Bauwerken der Erde gehört. Bon der schlanken Kuppel seiner Aehre löst sich ein Körnchen Blütenstaub und segelt furchtlos wie ein Aviatifer langsam über das blühende Feld.
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Rote , gelbe, weiße und blaue Blütenblätter mischen ihre Bunt heit zu einem rauschenden Orchester. Welche Künstler der Farbe sie sind, jede von ihnen ein Meister, nicht fleiner als Segantini ; denn in den tausend farbigen Tropfen ihrer Blütenzellen haben sie, wie Francé fo treffend bemerkt, die Kunst des Pointillismus" erfunden, lange ehe sie unter den Menschen zur Mode kam. Die unvergänglichsten Farben unserer Teppiche und Gewebe verdanten wir ihnen; sie aber haben sie nicht erzeugt, uns dienstbar zu sein, die wir ihnen gleichgültig blieben und Wesen einer anderen Welt. Ihre schweren schwankenden Blütentelche sind nur die bunten Sommerhüte, die sie mie schöne Frauen fich auffetzen, um ihren Liebhabern zu gefallen. Denn von dem gleichen Triebe der Paarung erfüllt wie wir, riefen sie, zu ewiger Gefangenschaft verurteilt, den Wind und das Wasser und die Tiere der Luft zu Hilfe, sie mit dem Nettar ihrer goldenen Honiggrübchen zu ihren gehorsamen Sklaven zu machen. In ihrer Stummheit erfanden sie eine Stimme, ihre Freunde noch aus weiter Ferne zu rufen, viel feiner und fanfter als unfere leisesten Worte, fie fanden den Duft die Sprache der Blumen". Die Naturforscher erzählen uns, daß der Geruchsinn der Schmetterlinge so fein ist, daß ein Schmetterlingsmännchen, vom Dufte des Weibchens angelockt, das man irgendwo am offenen Fenster eines Großstadthauses in einem Käfig gefangen hält, ihm bis in das innere Getriebe der Stadt nachfolgt. Wieviel eindringlicher noch aber weiß die Blume ihre Sehnsucht zum Ausdruck zu bringen, sie, die uns immer von neuem beweist, daß alle Schönheit in die Welt allein durch die Liebe fam. Sie hat es verstanden, selbst das, was wir
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Ausstellung der Vierten Wand".
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Bon Hans von 3wehl
Seitdem Hamlet in feiner belannten Rede gesagt hat, daß die Schauspieler der Spiegel und die abgefürzte Chronit unserer Beit" feten, hat sich vielerlei im Theater und besonders im Theaterpublitum verändert. Der philosophische Shakespeare fönnte heute ein paar geiftvolle Bibate von der vierten Wand" erfinden, nämlich von den Zuschauern, die die vierte Fläche der von drei Seiten abgegrenzten Gudtaftenbühne bilden. Daß die Struktur des Theaters foziologisch von der Masse bestimmt wird, wird heute überall anerkannt. Ja, diese Beziehung ermöglicht überhaupt erst das Fortleben der Bühnenkunst in der neueren Zeit, und sie hat die Richtung der modernen Regie ebenso start beeinflußt, wie Inszenierungen, Bühnenbild und technische Neuerungen das Gesicht des Theaters äußerlich verändert haben. Ohne die Gegenwart der Hörer, ohne Beifall oder Kritit, wäre die Schauspieltunst in sich selbst unmöglich, und daher ist die Organisation des modernen Theaterpublifums, sofern sie nicht Selbstzwed wird, eine außerordentliche Förde rung sowohl der Absichten der Bühne wie des flaffischen und modernen Repertoires. Hat sich also die Theaterverfassung fünft: lerisch und organisatorisch den Gedanken der Zeit genähert, so ist zugleich durch das Auftreten der Tarifgesetzgebung, der Bühnenrechtsprechung und der literarischen Kartellverträge die Theaterfrage mit einem ganzen Wald von Kulturparagraphen umgeben worden. Mit der Bildung einer großen sozialtulturellen Abteilung macht mun die gegenwärtige Deutsche Theater. ausstellung in Magdeburg den Versuch, diese neuen Organisationsformen zu veranschaulichen. Wobei fie allerdings die Objekt bestimmung den Parteien überläßt, was notwendig zu einem Durch einander führen mußte. Mit einiger fritischer Courage hätte man selbst die notwendige Auswahl treffen sollen, damit die Führung durch die den Laien verschlossenen Pfade der neuen Bühnenwelt zu gewinnen.
Die Ausstellung wäre von allen gut beraten gewesen, wenn sie eine Abteilung Bühnenjuftiz eingerichtet hätte. Daß derlei plastische Darstellungen wirkungsvoll und allgemeinverständlich durchgeführt werden können, lehren die von der Bühnengenossenschaft ausgeführten Modelle, in denen die sozialen Leistungen der Schauspielergewertschaft und ihr Verwaltungsapparat aufgebaut worden sind. Besonders die Tabellenfiguren aus b Shiedsgerichtsbarkeit, bas Unterstützungswesen usw. sind von größter Eindringlichkeit( und zweifellos von größerem Nugen, als die nebenan hängende Galerie aller Präsidenten, von dem großen Ludwig Barnay angefangen). Merkwürdigerweise ist aber schon die der Bühnengenossenschaft am
bild des Röstlichsten zu machen, das wir auf Erden fennen, womit wir die Stunden unserer reinften Freude, unserer edelsten Trauer schmücken. In ihr ist die Demut des schweigenden Wartens, und nicht Bewußtsein ist der Sinn ihres Seins, fondern Empfindung.
Beilage
des Vorwärts
Pfingstwacht armer Fischer. trüge. Es find auch Böſe unter ihnen, garſtige, heimtückische Heren
ditu
Es mochte selten eine Nacht So hart in tapfern Herzen dauern:
Die Furcht hielt um die Freude Wacht, Der Geist begann den Weg in Mauern. Das starte Blut ging wild und weit, Es zuckte treuer Schmerz verlassen. Sie bargen Mut in engen Gaffen Und flüchteten vor böser Zeit. Wohl mochte mancher heiß die Hand In seines Meisters Wunden legen- Was folch ein Streben überwand, Bleibt herber Qual erschrodenes Regen. Und Blut und Kreuz find Gegenwart Jm Heilansdweg verklärter Tage. Die Liebe unterm Kreuz nennt Sage Das Wort von seliger Himmelfahrt. Die müde Nacht des Menschen schwieg, Bom starren Gang der Not bezwungen, Bis hell und hoch in Feuerzungen Der Sturm der jungen Rede stieg. Die arme Nacht war dunkler Gram Und lehtes klägliches Ermatten, Bis aus dem Kreis gepeitschter Schatten Die Flamme junger Freude fam.
Und wer's nicht weiß, der fämpft nicht guf: Das größte Wort will stumme Rede, Denn tüchtige Flamme zehrt an GlutWas sich empört, wird rechte Fehde. Sie lehrten's uns auf mufiger WachtUnd eh' wir Tat des Geistes sprechen, Soll erfi aus lehten Strömen brechen Das Weh armseliger Menschennacht. Franz Rothenfelder.
Immer dichter rückt der Wald an die Wiese heran. Die Leiber seiner Bäume sind voll Neugier nach vorn gebeugt, als verlockte es ihn, die plumpen Füße auf ihren weichen sen zu sehen, während er mit tausend grünlauernden Augen aus ihren bunten Teppich niederstarrt und ihren menschlichen Schläfer.
nächsten stehende soziale Gewerkschaft, der Chorpersonal- und Ballett- Verband, unsichtbar, ebenso die Internationale Artiſtenloge, und gerade diese beiden Organijotionen hätten unter den gegen wärtigen Rotständen sicher bedeutungsvolles Zahlenmaterial vorführen können. Der Deutsche Bühnenverein , der Unternehmerverband der deutschen Theaterbefizer, hat sich sehr klein gemacht und beschränkt sich im wesentlichen auf die Feststellung, daß er 410 Mitglieder besitzt( von denen allerdings die große Mehrzahl auf den Intendantenverein der gemeinnützigen Theater entfällt), Hier wäre es Aufgabe der Ausstellungsleitung gewesen, die neuzeitliche Entwicklung der Theatertypen zu veranschaulichen, besonders die Zurückdrängung des fapitalistischen Privattheaters; ferner hätte man die Entwicklung des Theateretats, besonders durch das Star- und Seriensystem, die steuerlichen Lasten, das Konzessions verfahren, das Tantiemenwesen und dergleichen mehr illustrieren tönnen. Sicherlich wäre im glorreichen Jahre der Schmutz- und Schundgefeße( und 9 Jahre nach einem Striege, in dem der Bensor unumschränkt gebot) auch reichlich Gelegenheit gewesen, eine wohl unumschränkt gebot) auch reichlich Gelegenheit gewesen, eine wohl gefüllte Benfurabteilung aufzumachen. Themata hätte man nicht lange suchen brauchen, seitdem nicht nur die Dichter und die Maler, sondern auch schon die Schauspieler und die Buchhändler vor Gericht gezogen werden. Die Dichter( deutlicher gesagt: die dramatische Lite. ratur) find auf der Ausstellung fast gar nicht vertreten, und das gegen hat der rheinische Romantifer Herbert Eulenberg , das Monofel im Auge, getrinttsprucht. In der Tat hätte man eine Ausstellung neuzeitlicher Bühnenwerte doch leicht organisieren tönnen! Und da bei hätten sich auch allerlei Anregungen für das Publikum verwirt. lichen lassen. Zum Beispiel tönnte man figürlich die verschiedenen Kategorien der Bühnenliteratur aufstellen, etwa: der Arbeiter, der Kategorien der Bühnenliteratur aufstellen, etwa: der Arbeiter, der Jurist, der Theologe, der Arzt, der Ingenieur, der Bureauangestellte, das Hauspersonel im Drama und dergleichen mehr. Auch eine Entwicklungsgeschichte des Schauspiels vom Königsdrama bis zur modernen Satire hätte sich, sofern sie mit einer freiheitlichen Weltanschauung verbunden gewesen wäre, rechtfertigen laffen. Das at tuelle Thema„ Regie und Dichtung" wäre bei der Vereinigung tünstlerischer Bühnenvorstände zu erfragen gewesen. Dafür hätte man gern auf die Kollektion der wohllöblichen Dilettanten vereine, nämlich die sogenannte Bentrale deutscher Boltsspiel. funftverbände", verzichtet. Die Dilettanten find mur Objekt ber Theatergesetzgebung; man vermißt eine Darstellung der Gefahren, die der Bühne aus den spießerischen, patriotischen und fonfeffionellen Spielereien dieser Ründe erwachsen Der Arbeiter- Theaterbund. der im Saale der Pilettenten ben bürgerlichen Verbänden gegen über aufgebaut ist, nimmt, wie man aus seiner gegenwärtigen Umbildung feststellen muß, zwar eine Sonderstellung ein. Aber nicht von ihm, sondern im wesentlichen von den Jugendverbänden geht das neue Laienspiel aus, in dessen Dienst sich die Ausstellung
Die heiße Luft der Mittagssonne flimmert in Bellen über den Wiesen. Schwirrend erklingen die Flügel der zahllosen Fliegen und Schmetterlinge. Käfer und Ameisen laufen emfig die Halme hinauf, die unter dem Gewicht ihrer Leiber wie vom Sturm geschüttelt auf- und niederschwanken. Hier flimmt ein summenber Käfer auf die Spize eines Stengels wie ein Gebetsrufer auf das Minarett einer Moschee. Das dunkle Läuten der Hummeln läßt melodisch die Luft erzittern, während sie trunken wie berauschte Becher von Schente zu Schente taumeln. Aber nicht alle Blumen öffnen ihnen mit so harmloser Güte die geheimnisvoll duftenden und Mörder. Die gläsernen Haare der Brennesseln sind mit äßender Ameisensäure gefüllt. Andere versprigen Gift aus ihren Stacheln. Sanft und rosig leuchtet das Blütentöpfchen der Bechnelte wie ein schelmischer Backfisch, aber hinter ihrem schuldlosen Lächeln ver. birgt sich eine teuflische Seele- sie ist eine kleine Grete Beier , die den von ihrer Schönheit verlockten friechenden Liebhaber grausam tötet. An ihrem mit Bech behafteten Stengel bleibt der Aufwärts® flimmende zu furchtbarem Hungertode hängen, schlimmer als in allen Stacheldrähten des Krieges, und mur das fliegende Insekt darf die Gunft ihrer Blüte genießen. Ein Brotgeruch zieht von den Ge treidefeldern herüber, und ein zärtlicher Windhauch streichelt die Halme. Er ist mit betäubendem Duft von zahllosen Pollen beladen, dem Blütenstaub all jener Tausende, die in ihrem Reichtum der Insekten nicht bedürfen und in ihrer reinen Windliebe" auf zierlichen Fallschirmen als winzige Luftschiffer und Segler, schaufelnd, flatternd und schwebend mit einer schwefelgelben Wolke den heiteren Himmel füllen.
Die Luft fingt, die Erde lauscht, das Gras surrt, während im glühenden Sonnenlicht die Blumen das heilige Fest ihrer Vermählung feiern. Ich rupfe einen Halm aus und nehme ihn in den Mund, das füße Blut der Gräser auf meiner Zunge zu fühlen. Und ich schließe die Augen, bis hinter meinen geschlossenen Lidern der feurige Himmel in roten und schwarzen Ringen raftlos zu freisen beginnt. Träumend steige ich mit den Ameisen und Käfern ein Stockwerf tiefer in die Erde hinab, wandere zwischen den Wurzeln der Gräser und Pflanzen hindurch, die engen Gänge der Regenwürmer entlang, die tein Ende nehmen, und schaue vor den erbrochenen Kornkammern der Ameisen in einem Saal von famtschwarzer Erde ihre zürnende Boltsversammlung.
Plöglich wedt mich ein tühler Windstoß. Mit zerstochenen Gliedern und betäubt von Blütengeruch taumele ich auf. Wie lange habe ich geschlafen? Schon schneidet die Sonnenscheibe in den Waldrand. In der schweigenden Luft haben die spizen Tüten der Ackerwinde sich zusammengefaltet. Die Stabiosen, die auf ihrem drahtdünnen Stiel wie der amethystene Stein einer Hutnadel glänzen, haben ihre Köpfchen vor dem Abendtau zur Erde gesenkt. Wie füß die Leichen der Blumen duften! Schrill und flagend tönt aus den Gräsern nur das Zirpen der Grille, die die Kastagnette ihrer Grieder hchl gegeneinander schlägt.
Eine Gewitterwolte schiebt ihren finsteren Rüssel über den Himmel und frißt alles Licht. Ein Windstoß brüllt. Ich suche tastend den Hut, um nach Hause zu eilen. Blätter fuchteln wie aufgeregte Hände in der Luft. Eichen schütteln die Fäuste, als erwachten die Pflanzen aus ihrer Verzauberung.
Stolpernd verfangen meine Füße sich in den Schlingen der Wurzeln. der Wurzeln. Als ich die Gartenpforte öffne, fallen die ersten schweren Regentropfen mir auf die Hand. Armin T. Wegner .
hätte stellen sollen. Besonders die Sprech- und Bewegungschöre, das Stegreiffpiel und dergleichen wäre zu zeigen gewesen und ebenfo Jugendmufitgruppen und Musikantengilden. Auch die Musik ist nämlich schlecht vertreten; der Ausstellung des Deutschen Musiker= verbandes müßte sich doch eine Halle des Opernrepertoires und der modernen Drchefterbehandlung anreihen!
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Die ziemlich vollständige Schau der gemeinnützigen Wanders bühnen, die für den geographisch größten Teil Deutschlands eine vielfach unterschäßte Kulturbedeutung haben, leitet über zu der Idee der modernen Besucherorganisation, die in Magdeburg einen bedeutenden Raum einnimmt. Der Bühnenvoltsbund, der christlich- deutsche Theaterverband, hat sich in den letzten Jahren vom Katholizismus mehr den protestantisch- reaktionären Kreisen zugewandt, da er sich jetzt der Präsidentschaft des früheren Kultus. ministers Dr. Boelig und der Unterstützung des Stahlhelmführers Seldte erfreut. Trotzdem zeigt die Organisation des Herrn Gerst in Magdeburg mehr ein religiöses Profil, wobei fie die von ihr betriebene Machtpolitit feineswegs verfdyweigt und für ihre Berlagswerte eine erhebliche Propaganda entfaltet, obwohl sie mit diesem Artikel mir erinnern nur an die Leidensgeschichte des Columbus" in Berlin meistens Schiffbruch erlitten hat. In der Mitte der Halle des Boltsbühnenverbandes, die sich durch monumentale Raumgestaltung auszeichnet, wurde von dem Bühnenbildner Edward Suhr ein Backsteinbau errichtet, in welchem durch zwölf Dioramen der Gedante der Boltsbühne versinnbildlicht werden soll. Die Sprache der Modelle ist allerdings nicht immer ganz klar. Deutlicher ist die Organisationsstärke des Verbandes, u. a. in einem sehr gut gearbeiteten Stammbaum, vor Augen ge führt. Wohl das interessanteste Stück der Sammlung ist ein technisches Modell der Volksbühne am Bülowplay in Berlin mit dem Bühnenhaus und der gesamten Maschinerie, angefertigt in zweijähriger Arbeit von Maschineriedirettor Sachs. Die Wandertheater der Boltsbühne, ihre Naturtheater in Lößniz und in Schwarzenberg und ihr Puppentheater zeigen die Mannigfaltigkeit ihrer Leistungen. Die Berliner Boltsbühne selbst hat außerordent lich schöne Bühnenbilder ausgestellt, in denen die Erinnerung an die Großtaten des Hauses am Bülowplay aufsteigt. Es sind Hil perts Luftige Weiber", Schlemmers Abtrünniger Bar", Strohbachs„ Geftiefelter Rater ", Suhrs Fahnen"," Kaufmann von Bene. dig" und" Nachtasyl", Müllers Segel am Horizont" u. a. Bei den Inszenierungen, die von Erwin Piscator geleitet wurden, ist allerdings das filmische Element aus den Modellen nicht besonders ersichtlich.
Frisches Leben zeigen endlich die Bilder von der letzten Jugendtagung des Volksbühnenverbandes in Friedrichroda hier ift jene Begeisterung der Gesinnung, der die Zukunft des gialen Boltstheaters gehört.