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Zum Problem Wirth.

Eine Schicksalsfrage des deutschen Parteiwesens.

Bon Wilhelm Gollmann.,

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Als der Parteichef des Zentrums Dr. Marg seinen be­rühmten Rügebrief an den Rebellen Dr. Wirth hinausschickte, schloß er diese Epistel mit einer Frage und einer Dro hung. Er verlangte fategorisch zu wissen, welche Schritte" Dr. Birth zu tun gedenke, um den verletzten Parteipflichten Genüge zu tun, und drohte im Weigerungsfalle die mir erforderlich erscheinenden Maßnahmen" an. Was aber geschah nach dieser aufregenden Attacke, in die Herr Wilhelm Marg, der sonst nicht gerade Galopptempo zu lieben pflegt, sich hineinreiten ließ? Der Sturmgeselle Wirth Schmetterte fortiffimo feine sozialrepublikanischen Fanfaren mitten in die rheinischen Hochburgen des Zentrums, um ihn das Jauchzen der Scharen des Herrn Mary. Wirth wies diesem die Verantwortung zu, wenn es zu einem Bruch mit dem Zentrum komme, und nun? Der Zentrumsvorstand hat nicht gewagt, die von seinem Parteichef angedrohten Maß nahmen" zu ergreifen. Obwohl Wirth nichts bedauert, nichts widerrufen, im Gegenteil alles wiederholt hat, was er über die Deutschnationalen und deren Koalition mit dem Zentrum denkt, obwohl er so respektios war, für das Ultimatum des Barteiführers und Reichskanzlers nicht einmal die Fridericus­Marte eines Antwortbriefes aufzuwenden, ist, außer einer nichtssagenden ,, Mißbilligung", nichts geschehen. Der Marg Brief, verursacht durch die Nervosität einiger Parteivorstandsmitglieder, war fo= fort in weiten 3entrumstreifen auf wider stand gestoßen. Wieder einmal hat das Zentrum ge­zeigt, daß zwar ein einzelner Parteiführer, diesmal Marg, zu unbesonnenheiten verleitet werden kann, daß aber eine verantwortliche Körperschaft dieser sehr klugen Partei zu überstürzten Beschlüssen sich nicht hinreißen läßt.

Die Wahrheit ist: man möchte wohl, aber man getraut sich nicht. Die Wächter im Zentrumsturm be­flopfen vorsichtig das Mauerwerk und sind sich noch nicht schlüssig, ob dieser Wirth nur noch als ein Ornament oder doch vielleicht noch als ein den ganzen Bau stüßender Quader zu bewerten ist. Die Zentrumspreffe, sogar die Blätter der Linten, verhehlen ihre Unzufriedenheit mit Dr. Births Verhalten nicht mehr. Wenn man nicht noch deutlicher wird, so aus der Erwägung, daß eine nicht abzuschäßende Zahl Zentrumswähler dem freimütigen Alemannen mehr ver­traut als seinen verbiffenen Gegnern.zam

Der Warschauer Gesandtenmord.

Einmütige Verurteilung in Polen .

Warschau , 7. Juni. ( Eigener Drahibericht.) Die ungeheure Aufregung, die sich in den Vormittagsstunden nach Bekannt­werden des Mordes an dem ruffischen Gesandten Bojkow der ganzen Stadt und der Bevölkerungskreise bemächtigte, hat sich im Laufe des Nachmittags einigermaßen gelegt, als einwandfrei fest gestellt worden war, daß es sich bei dem Morde um teine polnische Tat und auch nicht um eine politische Verschwörung handelt, sondern daß der aus Wilna stammende Mörder to worda, der Schüler eines dortigen russischen Gymnasiums ist und den Gesandten aus Rache ermordet hat, weil dieser ihm das Einreisevisum nach Rußland nicht erteilen wollte. Einen politischen Anstrich besißt der Mord insofern, als Koworda der Sohn eines russischen Emigranten ist und monarchistischen Tendenzen huldigt. Immerhin läßt sich in Regierungstreifen eine deutliche Entspannung feststellen und auch innerhalb der russischen Gesandtschaft wird vorerst mit Ruhe das Ergebnis der ein­geleiteten Untersuchung abgewartet, bevor zu dem Mord offiziell Stellung genommen wird.

Die Presse verurteilt in heftiger Weise den Mord und unterstreicht die einmütige Haltung der Regie. rung und öffentlichen Meinung Polens in der Ber urteilung des Mordes. Die Bersuche der politischen Scharfmacher in Rußland , die den Mord zweifelsohne dazu benußen werden, gegen Bolen und den von dem ermordeten Gesandten eingeschlagenen Weg einer Berständigung beider Länder zu heben, müßten von vorn herein zurückgewiesen werden. Im übrigen entlastet der Umstand, daß der Mörder nicht polnischer Staatsangehöriger, sondern sogar Landsmann des Ermordeten sei, die polnische Regierung und Deffentlichkeit. Die Tat als solche sei geeignet, Polen zu einer Einschränkung der den in Polen lebenden russischen Emigran ten gegenüber bisher gewährten Gastfreundschaft zu ver­anlassen, da das Ansehen des Staates durch solche Bortommnisse wie der Mord im höchsten Grade gefährdet werde.

hielt. Die Mitglieder der polnischen Regierung haben dem russischen Geschäftsträger Ulianom bas Beileid ausgesprochen. Außen­miniſter 3 alefti übermittelte außerdem auch dem russischen Bolfskommissar telegraphisch sein Beileid. Der Londoner russische Geschäftsträger Rosengolz hat seine Reife nach Moskau ange fichts des Borfalls unterbrochen. Er wird sich bis auf weiteres in Warschau aufhalten. Die Leiche des ermordeten Gesandten Wojkow wird einbalsamiert und wahrscheinlich schon am Mittwoch nach Moskau überführt werden.

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Wojkow hatte polizeilichen Schuh abgelehnt. Warschau , 7. Juni. ( WTB.) Von polnischer Seite wird darauf hingewiesen, Romerda habe bei der ersten Aussage erklärt, daß er durch die Presse von der bevorstehenden Abreise Wojkows in Kenntnis gesetzt worden sei und dem Gesandten in den letzten drei Tagen täglich auf dem Bahnhof aufgelauert habe. Tat­sächlich hat sich Wojtom mit der Absicht getragen, in den nächsten Tagen nach Moskau zu reifen. Der Mörder soll auch angegeben haben, daß er als russischer Nationalist die Tat aus ideellen Motiven begangen habe. Andererseits hebt man in Kreisen der Sowjetdiplomatie hervor, daß gestern spät abends ein offenes Telegramm von Rosenholz an Wojtow einlief, worin er ihn von seiner bevorstehenden Durchreife in Kenntnis fetzte, und daß die möglich feit eines Mißbrauches des Telegramms vor. gelegen haben könne. Bon russischer Seite wird beabsichtigt, an die polnische Regierung mit dem Berlangen heranzutreten, den Rechts. tonsulenten der hiesigen Sowjetgefandtschaft, Sokoloff, bei der Bernehmung des Mörders hinzuzuziehen.

Ueber den Hergang der Tat erschien eine polnische Berlaut barung, in der betont wird, daß Wojtow den feinerzeit gelegentlich felnes Amtsantritts angebotenen polizeilichen Schuh kategorisch ab­gelehnt habe.

Tschitscherin und Stresemann in Baden- Baden .

Was die Einzelheiten der Tat betrifft, so hatte sich der Ge­fandte am Dienstag auf den Bahnhof begeben, um den auf der Baden- Baden , 7. Juni. ( WTB.) Der Bolkskommissar für aus Durchreife von London nach Moskau befindlichen russischen Ge- wärtige Angelegenheiten der Union der sozialistischen Sowjetrepu schäftsträger Rofengolz, feinen persönlichen Freund, zu bliken, Herr Tschitscherin , folgte einer Einladung des Reichs begrüßen. Auf dem Bahnhof wurde er von dem Mörber, der dem außenministers zu einem Frühstück und hatte im Anschluß hieran Gesandten augenscheinlich dort aufgelauert hatte, zur Rede gestellt. mitt ihm eine längere Aussprache. Der Reichsaußenminister Nach kurzem Wortwechsel, der von dem Gesandten in höflichftem nahm hierbei auch Gelegenheit, Herrn Tschitscherin die Anteil. Tone geführt wurde, ging der Vertreter der russischen Regierung aufnahme der deutschen Reichsregierung an dem Tode des Gesandten den Bahnsteig hinaus, wohin Roworda ihm folgte. Die Schüsse der Sowjetrepublit in Warschau , Herrn Wojtow, zum Ausdruck zu gab er aber erst ab, als der Gesandte Wojkowo sich mit Rosengolz unterbringen. Dr. Stresemann trifft morgen wieder in Berlin ein.

Einstweilen versucht beispielsweise das Kölner Zentrums­blatt seinen Parteifreund Dr. Wirth als einen unglücklichen vom Versammlungsapplaus betörten Mann darzustellen­einen ehemaligen Reichskanzler des Zentrums! Wirth habe den Blick dafür verloren, daß er da von Sozialdemobilligung, die ihm von dem Parteivorstand der Zentrumspartei fraten umjubelt werde. Nun hat der linke Flügelmann zuteil geworden ist, schreibt: 3ch beneide den Partet des Zentrums diefer Tage auf Reichsbannerkundgebungen vorstand nicht um sein Urteil. Ich nehme es zur Kenntnis. gerade in solchen rheinischen Städten Koblenz , Düren und nicht mehr! Es wird auch nicht mehr verlangt, und es wird dabei Aachen - gesprochen, wo nach der ganzen politischen Struktur übersehen, daß zwischen Absendung des Briefes( Marg' an Birth) die große Mehrheit der Teilnehmer 3entrums wähler sein und dessen Empfang eine ebenso aufrichtige wie ernsthafte us. mußten, und trotzdem ein Beifall ohne gleichen, wenn Wirth sprache des Herrn Dr. Marg mit mir liegt. Wie ich gegen den Rechtsturs, gegen den Marr- Brief, für einen Rehöre, hat Herr Dr. Marg über diese Unterredung nur im Partei publikanerblock bei fommenden Wahlen sprach. Wir haben vorstand mitgeteilt, daß wir eins gefchieden sind. So in Aachen christlichen Bergarbeitern die Hände geschüttelt, ist es. Nach Empfang des Briefes. war es mir absolut klar, daß die in der Nacht bei Gemitter und Sturm zwischen zwei ber Brief nach Form und Inhalt der Auftakt zur Frage der Drien Schichten fünf Stunden mit dem Rad zurücklegten, um Wirth tierung der Deutschen Sentrumspartei in den kommenden Wahl zu hören, Glaubt man, daß auch nur ein christ tämpfen fein müsse. Ich hatte das Recht und die Pflicht, ihn so ficher Proletarier ein solches Opfer brachte, zu bewerten. Ich glaube fogar, daß meine Kritiker, wenn sie später um sich an einer Rede des Herrn Stegerwald über den Inhalt der Unterredung näheres hören, zu einem ähn oder des Herrn von Guérard zu erbauen? lichen Schluß tommen werden. Außerdem hörte ich, daß der Brief in Berlin einer Anzahl Journalisten vorgelesen wurde. Die Miß­billigung meines Borgehens beruht zum Teil auf einer Unkenntnis der näheren Umstände."

Der mißtrauische drohende Blick in den Augen christlicher Proletarier ist es, der Herrn Wirth vor einem Scherben gericht des Zentrums rettete, und nichts anderes. In dem ..Westdeutschen Volksblatt( Nr. 59) hat das auch 300s offen ausgesprochen: ,, Diejenigen, die meinen, sein Anhang in den Massen der Zentrumsangehörigen im Lande wäre zerronnen, geben sich einer gefährlichen Täuschung hin. Das müßfe in den Tagen offenbar werden, da der Bruch vollständig wäre." So ist es. Das Zentrum haf außer Birth feinen Mann mehr, dessen Name in den Massen des christlichen Proletariats noch zündete. Wir leugnen gar nicht, daß auch nur ganz wenige fozial demokratische Führer diesem Manne an Boltstümlichkeit im besten Sinne gleichfommen, und wir schließen daraus, wie start unter den ökonomischen Unwettern auch die seelische Annäherung der raffiniert auseinandergehezten Massen schon geworden ist- trog der neuerlichen findisch- gehässigen Be­mühungen Ueberalterter, die Kluft von neuem aufzureißen. Wirth ist ehrlich. Wir wissen es alle. Ebenso gewiß ist, daß viele im Zentrum ihn nur noch zu mißbrauchen beab­sichtigen, um den schwindenden proletarischen Anhang bei der Fahne zu halten. Wirth fühlt es selbst. Bitter rief er in Aachen aus, daß man ihn im Zentrum stets in die Gegenden geschickt habe, wo die Bersammlungen unzufriedener Massen am stürmischsten waren, und er sieht voraus, daß er auch im kommenden Wahljahr als großes soziales Paradepferd mit roten Schabracken angeschirrt werden soll. Bis dahin aber fann sich noch manches ereignen. Wie soll es werden, wenn etwa das Zentrum, fest an die Deutschnationalen geschlossen, mit der ganzen Front gegen die Sozialdemokratie in den Wahlkampf ziehen sollte? Wirth fürchtet es; seine ganze nächste Arbeit gilt dem Ziele, das zu verhindern. Ge­länge es ihm und uns nicht, so wäre das die Schicksals­mende für den sozialen und demokratischen Zentrumsmann. Einer Westarp- Front würde er nicht als Vorreiter dienen fönnen, und fatenlos beiseitetreten fann ein Kämpfer nicht, wenn überall die Hörner zum Avancieren blasen.

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Das Problem Wirth ist ungelöst wie das Verhältnis des Zentrums zu seinen proletarischen Wählern. Wegen mangeln­der Reise ist die Lösung vertagt. Das Zentrum irrt, wenn es glaubt, daß wir diese Entwicklung mit furzfichtiger Schadenfreude und in parteiegoistischer Enge verfolgten. Wir sehen in dem Problem Wirth mehr als die Spannungen eines persönlichen Temperaments und mehr als einen der üblichen Tageskonflikte, wie ihn jede Partei erlebt. In diesem Manne fingt die verstandes- und gefühlsmäßige Erkenntnis des pro­letarischen Befreiungstampfes mit der Unzulänglichkeit bürgerlicher Parteidottrinen und Parteitaktiken. Was er spricht, erleben auch die christlichen Proletarier als richtig. Weitschichtige Dinge sind auch in diesem Lager im Werden und sind nicht durch Schreibebriefe niederzuhalten.

,, Uneins geschieden."

Reichskanzler a. D. Dr. Wirth veröffentlicht in der Rhein­Mainischen Volkszeitung" einen Artikel, in dem er zu der Miß­

Gegen die Portoerhöhung.

Schwere Belastung der deutschen Städte!

Der Deutsche Städtetag wendet sich in einer Eingabe an den Verwaltungsrat der Deutschen Reichspoft gegen bie be abfichtigte Erhöhung der Postgebühren. In der Eingabe wird ausgeführt, daß die Erhöhung der Postgebühren eine wesentliche Steigerung der gemeinblichen gaben bedeutet.

Aus=

finanzministers zur Befreiung der Auslandsanleihen von der Kapitalertragssteuer in einem besonders fragwürdi gen Licht. Das Prestige der Reichsanleihe vom Februar verbietet der Post eine Inlandsanleihe zu ungünstigeren Bedingungen, das landsanleihe fann nur der Reichsfinanzminister den Weg öffnen. heißt, eine Bostanleihe im Inlande ist unmöglich. Für eine Aus Bersperrt er ihr ihn durch Berweigerung des Brivilegs der Stener, freiheit, ſo zwingt er sie zu der Gebührenerhöhung, die später für den Reichshaushalt nuhbar gemacht werden kann. Sollte Herr Röhler fich dieses Druckmittela bedienen?, m

Würde man der Boft die Anleiheaufnahme im Auslande, möglichen, so würde der gesamte angebliche Mehrbedarf, ben bie Bortoerhöhung deden soll, verschwinden. Er betrug

810 min. Mart

44

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9

266

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146 Mill. Marl

Ahstriche des Berwaltungsrates

voraussichtliche Mehreinnahme

die durch Anleihe gededt werden fönnten, da es fidy um Inveſti

tionen handelt. Wir hoffen, daß sich das Reichsfinanzminifterium jetzt bazu äußert, wie es den Problemen der Boftfinanzen gegen. übersteht.

Labour Party und Genossenschaften.

Ein politisches Bündnis mit knapper Mehrheit beschlossen.

London , 7. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Der Jahres­Allein in der Stadt Berlin werde der tongreß der britischen Konsumgenossenschaften Stämmereihaushalt mit einem Mehraufwand von rund 360 000 m. bat in seiner Arbeitssigung am Dienstag mit 1960 gegen 1843 jährlich belastet, wobei die Betriebe und Wertstätten nicht berüd Stimmen, wovon jede Stimme 1000 Mitglieder repräsentierte, den fichtigt seien. Aehnlich lägen die Verhältnisse bei den übrigen Stadt Bertragsentwurf einer politischen 3ufammen­verwaltungen. Die leider noch immer fortgesetzt steigenden Ausarbeit zwischen den britischen Genoffenschaften und der Arbeiter­gaben der Gemeinden, insbesondere auf sozialpolitischem Gebiet, partel feine 3uffimmung gegeben. Das Abkommen sieht ein ge­und die wachsende Inanspruchnahme der Städte auf dem meinsames Komitee aus Vertretern der Arbeiterpartei und Gebiete des Tiefbaues und der Wohnungswirtschaft würden durch der Konfumgenoffenschaftspartei vor. Die Vereinbarung bedarf jetzt derartig gewaltige Tariferhöhungen außerordentlich verschärft. noch der Ratifitation des Parteitages der Arbeiterpartei. Die auch von den Städten aus angestrebten im Interesse der Wirt schaft dringend gewünschten Steuererleichterungen würden dadurch unmöglich gemacht. Der Städtetag bitte baber ben Berwaltungsrat der Reichspost dringend, der Vorlage des Reichspoftminifteriums seine Zustimmung zu versagen.

Reichspost und Reichsfinanzen.

In einer Uebersicht über die Gestaltung der Reichseinnahmen und Reichsausgaben im Rechnungsjahr 1926/27, die der Reichs. finanzminister soeben der Deffentlichkeit unterbreitet hat, findet sich eine bemerkenswerte 2bweichung vom Boranschlag, die noch drin. gend der Aufhellung bedarf. Unter den Einnahmen er­scheint an Stelle der veranschlagten Beiträge der Reichspoft zu den Einnahmen des Reichshaushalts in Höhe von 70 Millionen Mark nur eine Summe von 12 millionen Mart.

Wie es zu dieser Aenderung gekommen ist, darüber fehlt jedes Bort der Erläuterung. Die Alenderung hat jedenfalls die Wir. tung, die Einnahmen um rund 60 Millionen Mart zu verringern. Daß unter dem Gesichtspunkt der Bostfinanzen von einer Mot­wendigkeit teine Rebe fein fann, die Ablieferung an das Reich zu verringern, braucht hier nicht noch einmal besonders bemerkt zu

werden.

Diese Verringerung ber Bostzahlung an das Reich kann freilich einen ganz bestimmten 8 wed verfolgen. 1926 brauchte man den Betrag nicht. Man läßt jezt also eine Schuld der Reichspost an das Reich entstehen und läßt diese Schulb" im nächsten Jahre nachzahlen. Auf diese Weise kommt man zwanglos zu einer Leistung der Boft an die Reichstasse in Höhe von rund 130 Millionen Mart, eine Leistung, die man bann in späteren Jahren wahrscheinlich nicht wieder verringern möchte. Damit würde das Reich jährlich 60 Mil­lionen Mart mehr von der Reichspoft erhalten, die diese sich jetzt durch die Porto erhöhung, die also wohl doch eine indirekte Steuer sein wird, beschaffen soll.

Angesichts dieser Möglichkeit erscheint die Vollmacht des Reichs

Die Hauptbedeutung des Abkommens liegt darin, daß in Zu­kunft alle politischen Rivalitäten zwischen der Arbeiterpartei und den Konfumgenoffenschaften, sowie die Doppelkandidaturen in zufünftigen Wahlkämpfen in Fortfall kommen werden. Die beinahe

50pro3. Opposition gegen das Abkommen ist nicht als Opposition der Konsumgenossenschaften gegen die Arbeiterpartei zu betrachten, fondern lediglich gegen jede politische Betätigung der Konjum­genoffenfchaften.

London läßt nicht locker.

Neue Note in Kairo überreicht.

London , 7. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Das britische Außen­amt hat am Dienstag in Rairo eine neue Note überreichen lassen, in der um weitere Aufklärungen über den Sinn gewiffer Stellen in der ägyptischen Antwortnote auf die britischen Forderungen ersucht wird. In Londoner offiziellen Kreisen ver. Forderungen ersucht wird. lautet, daß man den ersten Teil der ägyptischen Antwortnote, in dem sich die ägyptische Regierung bereit erflärt hat, der Er­nennung eines britischen Generals als Generalinspektor der ägyp tischen Armee zuzustimmen, als befriedigend während die ägyptische Antwort im zweiten Teil als buntel und unbefriedigend" charakterisiert wird.

betrachtet,

Die

In Aegypten selbst herrscht nach den hier vorliegenden Mel­bungen die Auffassung vor, daß die britische Regierung entschlossen sei, ihre Forderungen, die sich auf die Umformung der ägyptischen Armee beziehen und die die ägyptische Regierung nicht angenommen hat, im gegebenen Falle mit Gewalt durchzusetzen. ägyptische Zeitung El Ahram " stellt fest, daß Aegypten das Menschenmöglichste getan habe, der britischen Regierung entgegen. zukommen und die Verantwortung für alles, was sich in Zukunft ereignen würde, die britische Regierung treffen werde.