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Geschichte für höhere Schulen.

Wie die Jugend zur Nepublik erzogen wird.

Man schreibt uns:

Nachdem die Richtlinien" für die neuen Lehrpläne erschienen find, werden die Schulen mit Lehrbuchanpreisungen förmlich über­schwemmt. Jede Anstalt ist befugt, ein Lehrbuch für den Geschichts unterricht, das die Behörde genehmigt hat, einzuführen, versuchs. meises Einführen hat der Minister mit Recht untersagt. Das 3en­tralblatt für die Unterrichtsverwaltung veröffentlicht die Liste der zur Einführung genehmigten Bücher.

Mit Recht stellt man an die Abfaffung eines neuen Lehrbuches große Anforderungen, hängt doch vom Inhalt des Geschichtsbuches in den meisten Fällen die geschichtliche Einstellung der

Jugend und ihre Stellung zum Staate ab. Auch der beste Lehrer wird vergeblich gegen falsche Meinungen anfämpfen, wenn das Lehrbuch nicht seiner Geschichtsauffassung recht gibt. Wie steht es nun aber um die Geschichtsbücher? Ohne weiteres foll zu­

gegeben werden, daß eine Anzahl brauchbarer Geschichtsbücher er schienen ist, ob diese aber zur Einführung gelangen, fann fraglich

erscheinen.

Bor mir liegt das 4. Heft eines Geschichtsbuches von Dr. Bal. ther Gehl, erschienen bei Hirt in Breslau , das der Berfaffer als Hilfsbuch für die höheren Schulen zu geschicht lichem Denten und Sehen" ausgibt.

Die Anleitung, die Dr. Gehl bei der Behandlung des Welt frieges und der deutschen Republit unserer Jugend an den höheren Schulen vorfeßt, weicht doch zu stark von der objektiven Geschichtsauffaffung ab und fann nicht ohne Widerspruch hingenom­men werden. Man merkt zu sehr die Absicht des Berfaffers, zu welchem geschichtlichen Denken und Sehen" er die Jugend führen will, und ist verstimmt. Der Abschnitt über den Zusammenbruch der inneren deutschen Einheitsfront erinnert offen und versteckt an die Dolch stoßlegende. Dr. Gehl schreibt S. 131:

Gegen das Eintreten der Reichstags mehrheit für einen Berzichtfrieden und die Werbearbeit der Un abhängigen und Pazifisten für einen Frieden um jeden Preis, gründeten Tirpik und Kapp die Baterlandspartei" gur Stärkung des Willens zum unbedingten Durchhalten und Sieg." Gar zu deutlich fühlt man, wie dem Sentrumsabgeordneten Erzberger eine schlechte Betragensnote ausgestellt wirb, weil er die Friedensresolution" des deutschen Reichstags betrieb". Kopf die Friedensresolution" des deutschen Reichstags betrieb. Kopf­schüttelnd lieft man den Satz:

Auch ein Friedensrundschreiben des Bapstes beantwortete Deutschland zustimmend, die Entente gar nicht."

Hierzu vergleiche man die Feststellungen der Untersuchungs. ausschüsse des deutschen Reichstags. Und Seite 133 steht: Eine neue deutsche Offensive zu beiden Seiten von Reims wurde dem Feinde verraten und verblutete." Wie ganz anders schreibt der Präsident des Reichsarchivs von dem großen Kampfe des deutschen Volkes, in dem es in unvergeßlicher Hingabe Blut und Leben eingesetzt hat. Nur Tirpik und Ludendorff fommen beim Berfaffer gut fort, fie treten für die nationale Verteidigung bis zum äußersten ein.( Seite 134.)

Recht milde und turz sind die Worte:" Der Raiser ging nach Holland . 10. November."( Seite 134.) Für den das väterliche Beispiel befolgenden Kronprinzen findet Dr. Gehl die Entschuldigung in dem Verhalten der Revolutionsregierung, die feine Berwendung auf einem militärischen Boften ablehnte". ( Seite 134.)

Recht unsympathisch scheint dem Berfaffer die Revolutions regierung zu fein.

Widerstandslos natym fie unter Führung Erzbergers bie Be bingungen der Feinde an."( Seite 134.)

Wehmut entströmt ben Worten: Ueberall wurden die Bundes­fürften gestürzt."( Seite 134.)

Recht eigenartige Meinungen bringt der Verfasser unter der Ueberschrift: Die deutsche Republit."( Seite 141.)

Die Novemberrevolution hatte Deutschland in eine proleta­rische Räterepublik nach russischem Muster verwandelt." Die alte Sozialdemokratie verlangte die allgemeine Wahl einer verfassung gebenden Nationalversammlung, um den sozialistischen Staat auf­

zubauen auf der Grundlage der Demokratie.

Die neue Reichsverfassung erscheint ihm nicht als ein Ausdrud des Bolkswillens, sondern als Wert von Sozialdemokratie, Demo­tratie und Bentrum".( Seite 142.) Merkwürdig ist folgender Satz: Der erste Reichspräsident, den auf Grund der Reichsverfassung fich dann das deutsche Bolf erwählte, ift Hindenburg ." Friedrich Ebert ist ihm nur ein Führer der Sozial. demokratie " und der erste Präsident, den die Nationalversammlung wählte".( Seite 142.) Und nun gar bie neue Reichsfahne, sie ist nach Gehl ein Sinnbild des neuen fleindeutschen Reiches". ( Seite 142.)

Die Außenpolitik der deutschen Republik wird mit fol­genden Worten charakterisiert:

" Die Erfüllungspolitik der Linken will durch unbedingte Er­füllung aller Bersailler Forderungen Deutschland den Frieden erhalten, seine Freiheit und( durch Beweise des guten Willens) fein Ansehen unter den Böltern zurüdgewinnen." Dagegen fordert die Auflehnungspolitit" der Rechten eine fraftvolle, nationale" Außenpolitik, die durch Zurückweisen schimpflicher oder unerfüllbarer Forderungen die völkische Ehre nicht befleckt." ( Seite 142.)

Was läßt sich da nicht alles zwischen den Zeilen lesen? Man dente sich dieses Buch in den Händen eines nationalen" Lehrers vom Schlage des Herrn Dr. Gehl! Kann die Jugend durch solche Gedankengänge für den jezigen Staat gewonnen werden? Ich glaube, wer den Geschichtsunterricht im Sinne dieses Buches erteilt, flößt der Jugend Abscheu vor der deutschen Repúblit ein. Und doch ist die Erziehung zur Staatsgesinnung die dringendste Gegenwartsforderung. Wer den Geschichtsunterricht auf felne Weise" erteilt und für die deutsche Republit teine Liebe, sondern Abscheu im Herzen trägt, der treibt Seelenvergiftung allerschlimmster Art.

Enzealoberlehrer Lieder, Berlin - Köpenid.

Ein völkischer Schimpfbold verurteilt. Wegen Ministerbeleidigung zu 1000 M. Geldstrafe. Magdeburg , 10. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Am Freitag hatte sich vor dem Magdeburger Schöffengericht der verantwortliche Redakteur eines hier erscheinenden Döllisen Hegblattes megen Beleidigung des preußischen Innenminifters zu verantworten. Der Angeklagte namens Geißler hatte in seinem Blättchen u. a. be­hauptet:

Die Männer vom 9. November führen iminer noch das große Bort, beraten aber schon in schlaflosen Nachtstunden, wie fie zusehen, wo sie bleiben, und wenn sie das Frachemd über die tätowierten Armhaare streifen, ein flangvolle Redewendung einzuüben oder vor dem Spiegel sich Haltung und Aussehen des Mannes von hoher politischer Stellung zu geben versuchen, dann

Die Klage der Memelländer.

Litauen auf der Anklagebank des Völkerbundes.

Die Organisation der Deutschen des Memellandes hat in einer| tags und damit die Berwirklichung der verfassungsmäßigen bento. Denkschrift ihre Beschwerden gegen die Unterdrückungspoliti? der fratischen Regierungsweise. litauischen Machthaber zusammengestellt. Die Ausführungen hat sich die Reichsregierung in weitem Umfange zu eigen gemacht. Auf sie hat sie den Antrag gestützt, über das Memelland in Genf zu beraten. Gegen sie wird der litauische Ministerpräsident Woldemares, der foeben nach Genf gereift ist, sich verteidigen müssen.

Die Dentschrift zählt in acht Buntten die wichtigsten Beftim mungen des Statuts auf, durch die die Autonomie des Memel landes in Gesetzgebung, Justiz, Berwaltung und Finanzen zugesichert wird. In diesen acht Hauptpunkten ist das Memel - Statut und die darin geordnete Autonomie des Landes auf das schwerste verletzt:

1. Der Landtag ist außer Wirksamkeit. Der erste, am 19. Otto­ber 1925 gewählte Landtag ist im Januar 1927 um sein verfaffungs­mäßiges Tagungsrecht gebracht und wegen seines Bestehens auf diesem verfassungsmäßigen Recht unrechtmäßig aufgelöft worden. Die Wahl des neuen Landtages, die nach sechs Wochen hätte stattfinden sollen, ist zu Unrecht auf unbestimmte Zeit vertagt.

2. Das Wahlrecht der memelländischen Bürger ist auf diese Weise außer Geltung gefeßt. Es ist aber schon vorher dadurch verlegt, daß ein litauisches Gesetz dieses vom Statut den memelländischen aus dehnten, die nicht memelländische Bürger find. Bürgern vorbehaltene Mahlrecht gewaltsam auf die Litauer

3. Das Landesdirektorium ist im Widerspruch zum Statut nicht eine nach demokratischen Grundsätzen dem Landtage ver­antwortliche, sondern eine ausschließlich von den litauischen Sentralinstanzen abhängige und gegenüber dem Memellande auto­tratische Behörde. Das Direktorium ist nicht getragen von dem Vertrauen eines Landtags, wie es das Statut vorschreibt, ſondern es verhindert seinerseits das Zustandekommen des Land

pocht ihnen zwar nicht das Gewiffen, wohl aber die blaffe Furcht vor der Zukunft."

Der preußische Minister des Innern stellte auf Grund dieser allgemein gehaltenen und nicht speziell gegen ihn, wohl aber gegen die Minister des neuen Staates gerichteten Beleidigung Strafantrag. Wie in allen ähnlichen Fällen versuchte auch in diesem Prozeß der Angeklagte, feinen Ausführungen eine harmlose Auslegung zu geben. Das Gericht verurteilte den Angeklagten trotzdem wegen öffentlicher Beleidigung zu 1000 m. Geldstrafe

Die empfindliche Reichswehr .

Die Bleisoldaten müssen gerichtlich geschützt werden. Dresden , 10. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Das Amtsgericht Meißen verurteilte heute den Schriftleiter der Meißener ,, Boltsstimme", Genossen Domnid, wegen Beleidigung der Reichswehr zu 500 Mart Geldstrafe, und zwar hatte Minister Gegler selber Strafantrag gestellt. Die Beleidigung murde gesehen in einem kleinen harmlosen Artikelchen, das vor Weihnachten vergangenen Jahres in der Volkszeitung" erschienen war, fich gegen foldatische Gefchentartifel für Rinder wandte und pazifistische Tendenzen gegenüber dem Soldatenberuf zum Ausdruck brachte. Minister Geßler wurde die Befugnis zu gesprochen, das Urteil auf Kosten des Angeklagten in Dresdener und Meißener Blättern zu veröffentlichen. Gegen bas Urteil mird Berufung eingereicht werden.

Das Gesetz über Kriegsgerät. Ausführung von Abrüstungsbestimmungen nach dem Versailler Vertrag.

4. Die autonome Landesgewalt tritt insbesondere zurüd gegen­über der Dittaturgewalt auf Grund des Kriegszustan. bes, deren Einführung im Memeiland verfassungswidrig ist und zudem in verfassungswidriger Weise in die Zuständigkeit der meniel­ländischen Autonomie übergreift.

Grundlage der Autonomie. Dieser Ausgleich ist noch nicht feft 5. Der Finanzausgleich ist die notwendige materielle gestellt, daher ist die Autonomie des Memellandes auch in dieser Hinsicht bedroht.

6. Die tulturelle Autonomie des Memellandes, die in den Ein­gangsworten des Statuts als Zweck der autonomen Verfassung feier ich fanttioniert ist, wird um so mehr verlegt, je mehr sich die Bindung an das Vertrauen des autonomen Landtages entfernt. Berwaltung des Landesdirektoriums von ihrer verfassungsmäßigen

7. Die autonome Justiz ist in Frage gestellt. Als bringendste Beschwerden in dieser Hinsicht werden geltend gemacht: Die Durch brechung der ordentlichen Gerichtsbarkeit durch die Kriegs. gerichte des Kriegszustandes, die Gefährdung ihres Bestandes burch die Berhinderung angemessener Ergänzung ihres Richterpersonals, die Bedrohung der Unabhängigkeit der Rechtsprechung durch ungerechtfertigte Entlassung unabjezbarer Richter.

8. Die wohlerworbenen Rechte der Beamten im Memellande find völkerrechtlich und staatsrechtlich mit besonderem Nachdrud gewähr leiftet. Auch sie werden dauernd verletzt.

Die Dentschrift begründet und belegt diese Beschwerden im ein­zelnen. Eine Anlage enthält Schreiben und Berordnungen der litauischen Behörden und Militärbefehlshaber, die die Beweisstüde bilden für die Rechtsbeugung durch Litauen .

| übergegangen. Nur die beiden Präsidenten, Graf Rangau Breitenburg und Dekonomierat Jensen- Ausader, find bet den letzten Borstandswahlen von dem alten Borstand auf ihren Plägen ge­blieben. Im übrigen wurde der gesamte Borstand und die Aus­Schüffe mit Bauernvereinsmitgliedern besetzt. Die Folge ist die, daß das fchleswigsche Bauerntum jetzt einen größeren Einfluß innerhalb der Landwirtschaftskammer hat, während bisher der Ein­fluß des o ft holsteinischen Großgrundbesizes überwog.

Der parteiliche Polizeidirektor. Was die Nürnberger Polizei verbietet und erlaubt. Der Nürnberger Polizeidirektor hat im vorigen Jahre des fol. gende Bersammlungsplatat der Sozialdemokratischen Partei verboten: Sozialdemokratische Partei Deutschlands , Ortsverein Nürnberg. Dienstag, den 7. Juli, abends 8 Uhr, im Hertules- Saalbau" Große Protestversammlung

Tagesordnung: Nieder mit dem 3ollwucher!" Referent: Reichstagsabgeordneter Josef Simon. Arbeiter! Angestellte! Beamte! Durch unerhört hohe Zölle auf die wichtigsten Nahrungsmittel sollen euch untragbare Lasten auf­erlegt werden. Sett euch zur Wehr, erscheint in der Protest tundgebung!

3ur Dedung der Untoften 20 Bf. Eintritt. Der Borstand Sozialdemokratischer Protest gegen 3ollwucher verbotent Derselbe Polizeidirektor hat jest folgendes Bersammlungsplafat der Rationalsozialisten erlaubt:

Margisten!

Warum habt ihr den Arbeiter Hirschmann ermordet?

Dem Bolizeidirettor Gareis muß befannt sein, daß die Mün chener Nationalsozialisten, bei denen sich Hirschmann befand, zu erst propoziert haben, daß Hirschmann selbst einen siebzehnjährigen worauf dieser siebzehnjährige junge Mann sich zur Wehr sehte und Burschen mit der Fahnenstange auf den Kopfschlug. die tödlichen Schläge vollführte. Es ist ihm bekannt, daß die Mün chener Polizei feststellte, daß der Totschläger fein Reichsbanner­mann ist. Aber Heze gegen Sozialdemokraten, das ist in Bayern aufs neue behördlich gefördert.

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Der Reichsrat hat dem Gesezentwurf über Kriegsgerät, der jetzt dem Reichstage zugegangen ist, bereits zugestimmt. Es handelt sich hierbei um eine Ausführung von Bestimmungen des rüstung. Nach jahrelangen Verhandlungen, die auf deutscher Geite Bersailler Bertrages über die deutsche Ab. Industrien geführt worden sind, ist eine Einigung mit der inter­unter ständiger Beteiligung von Bertretern der in Frage kommenden alliierten Militärkontrollkommission über den Gefeßentwurf zu­standegekommen. Auch die Botschaftertonferenz hat ihm unter dem Vorbehalt zugestimmt, daß an seinem Wortlaut feine enderungen vorgenommen werden. Nach dem Gelegentwurf iſt die Ein- und Ausfuhr von Kriegsgerät jeder Art selbstverständlich immer erlaubt. So wird die Hitlerbewegung die Ausfuhr verbaten. Kriegsgerät darf für inländische Verwendung ( Waffen, Munition und sonstigem Gerät) sowie seine Herstellung für weder hergestellt noch aufbewahrt oder gehandelt werden. Aus­genommen sind nur die von amtlichen deutschen Stellen für die Reichswehr erteilten Aufträge. Die§§ 3 und 4 des Gesezentwurfes bestimmen im einzelnen, was als Kriegsgerät anzusehen ist. Wer den Borschriften des Gesezes zuwiderhandelt, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Haft oder mit Geldstrafen bestraft. Neben der Strafe fann auch Einziehung und Unbrauchbarmachung der Er zeugnisse, auf die sich die strafbare Handlung bezieht, erkannt werden. In gewissen besonders bezeichneten Fällen muß auf Einziehung und Unbrauchbarmachung erkannt werden. Das Gesez tritt mit dem auf die Verkündung folgenden Tage in Kraft.

Die Arbeitslosenversicherung.

Die Regierung wünscht schnellste Verabschiedung.

unter dem Borsiz des Abg. Esser( 3.) den achten Abschnitt des Der Reichstagsausschuß für soziale Angelegenheiten behandelte Gefeßentwurfs über die Arbeitslosenversicherung, der die llebergangs­bestimmungen enthält.

Die Regierung betonte, daß sie den größten Wert darauf leegn müßte, daß die Arbeitslosenversicherung nach jahrelangen Vor­arbeiten nunmehr baldigst in Kraft triti, da der gegen­wärtige Rechtszustand mit einem Unterstützungssystem, das aus Für forge- und Versicherungselementen gemifcht ist, für alle Beteiligten zu unbefriedigend ist, als daß er noch längere Zeit ertragen werden fönnte. Mit dem Inkrafttreten der Arbeitslosenversicherung bedürfe es einer Fortführung der Erwerbslosenfürsorge nicht mehr. Für die leberleitung der Fürsorge in die. Berficherung trifft der zur Berhandlung stehende Gesezesabschnitt die erforderlichen Be­stimmungen.

Vor der Behandlung der Uebergangsbestimmungen wurden jedoch noch grundsägliche Fragen der Organisation der Arbeitslosenversicherung erörtert: diese Beratung führte zu Er­gänzungen der Regierungsvorlage. Die Beratung ist noch nicht abge­fchloffen und wird heute weitergeführt.

Bauern gegen Großgrundbesih. Flensburg , 10. Juni. ( Mib.) Die schleswig- Holsteinische Landwirtschaftstammer hat auf Grund der vor einiger Zeit ab­gehaltenen Wahlen eine vollkommen andere zusammen legung erfahren als bisher. Während bisher der Landbund die führenden Stellen innerhalb der Kammer inne hatte, find diese jetzt mit wenigen Ausnahmen auf den Bauernverein

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Moskaus doppeltes Gesicht.

Wie der Reichsdienst der deutschen Bresse" meldet, hat der stell vertretende Kommissar für auswärtige Angelegenheiten, it mi= now, an den polnischen Minister des Aeußeren, 3alesti, folgende Depesche gesandt:

Ich bitte Sie, Herr Minister, der polnischen Regierung den Dant meiner Regierung für den Ausdruck des Mitgefühls aus Anlaß des scheußlichen Mordes an dem Vertreter Rußlands in Bolen, Herrn Woitow, auszusprechen."

Gleichzeitig hat aber derselbe Litwinow an die pol nische Regierung jene Note gerichtet, in der er sie zumindest indirekt für die Ermordung Woitows verantwortlich macht. Die schimpft die polnische Regierung in allen Tonarten und bezeichnet ganze bolschewistische Bresse, einschließlich der Roten Fahne", be fogar die überaus höfliche und entgegenkommende Antwortnote Bolens als provokatorisch".

Was gilt da eigentlich? Der Dant Litwinows an die Regie rung Pilsudstis oder die Anklagen, die fie gegen sie erhebt? Man fage nicht, daß dieses Danktelegramm nur eine diplomatische Höflichkeitsformel darstelle. Denn wenn die Sowjetregierung die Regierung Pilsudskis wirklich für verantwortlich an dem Mord hält, dan muß sie deren Beileid als eine abscheuliche Heuchelei an sehen und dementsprechend behandeln; es wäre dann würdelos, sich für dieses Beileib noch besonders höflich zu bedanken.

Man gewinnt bei dieser Gegenüberstellung den Eindrud, daß die Sowjetregierung zurzeit nicht fähig ist, logisch zu denken.

Der Kanal abermals durchschwommen! Von einem Tschechoslowaken.

Paris , 10. Juni. ( BTB.) Heute früh um 3 Uhr starteten in Wiffant zwischen Calais und Cap Grisnez zwei tschechoslowa­tische Schwimmer, um den Aermelkanal zu durchschwimmen. Einer von ihnen mußte nach sechs Stunden Schwimmzeit aufgeben, der andere namens Spacet, der bereits an vielen internationalen Schwimmkonkurrenzen teilgenommen hat, u. a. 1926 an der Ham­burger Konkurrenz, aus der er als Sieger hervorging, hat Dover in 10 Stunden, 45 minuten, 7 Sefunden erreicht.