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waltige Aufgaben stellt. Infolge der nördlich des 45. Breitengrabes herrschenden westlichen Luftströmungen, die fast während des ganzen Jahres ununterbrochen herrschen, ist es nicht nur nötig, Spezialflugzeuge zu schaffen, sondern auch Sicherungen auf der Flug­linie Irland- Neufundland zu schaffen, die es bei Havarie des Flugzeuges oder bei allzu ungünstiger Witterung dem Führer mög­lich machen, etwa ein an bestimmter Stelle treuzendes Hilfsschiff anzusteuern. Die deutschen   Flugzeugfabriken haben, diesen Plänen Rechnung tragend, sich dem Bau sehr starter Wasserflugzeuge zuge­wandt, und noch im Herbst dieses Jahres werben die Dornier Werte in Friedrichshafen   mit einem neuen Super- Wal heraus­kommen, der vier Motoren von insgesamt 2000 Pferdeftärken befigt und der normalerweise 25 Personen befördern kann. Auch die Rohrbach- Werke vollenden jetzt ein neues Wasserflugzeug, das ebenfalls gewaltige Ausmaße befigt und dessen Seefeftigkeit genau so wie beim Super- Wal bei der Durchführung der Konstruktion von entscheidender Bedeutung war. Weiter wird bei den Junkers= Werten in Dessau   und in der Min chen Augsburger  Maschinenfabrit eifrig an langsam laufenden Rohol. motoren für Flugzeuge gearbeitet, die, wenn ihre Ausführung restlos gelingen sollte, schon den nicht zu unterschäzenden Vorteil der größeren Betriebssicherheit und geringeren Empfindlichkeit gegenüber dem Benzinmotor befizen. Man wird in Deutschland   mit diesen neuen Flugzeugen und Motoren jedoch vorsichtig prüfend an das große Projekt des Ozeanfluges herangehen und man wird feinesfalls, alles auf eine Karte fetzend, etma unter besonders ungünftigen Be­dingungen die Ueberquerung des Atlantik in einem Refordflug versuchen. In maßgebenden Kreisen der Verkehrsluftfahrt ist man vielmehr der Ansicht, daß zunächst die große Wasserstrecke zwischen Irland- Neufundland  , die 3500 Kilometer beträgt, systematisch in immer größer werdenden Etappen absolviert merden muß, wobei der Frage des Höhenfluges ganz besondere Aufmerksamkeit geschent: werden soll. Um diese Versuche durchzuführen und um später den regelmäßigen Luftdienst einrichten zu können, der sich übrigens, im Anfang auf den Transport der Post beschränken soll, bedarf es einer deutsch   englischen Betriebsgemeinschaft, die erst geschaffen werden muß. In Deutschland   beschäftigt sich die Luft han a fehr eingehend mit dem transozeanischen Flugdienst, und die Leitenden Männer des deutschen   Luftverkehrsunternehmens sind der Ansicht, daß, wenn das bisherige Tempo der technischen Weiter entwicklung nicht nachläßt, 1929 mit den praktischen Ber= Juchen begonnen werden kann.

Danech wird sich ein scharfer Kampf zwischen Flugzeug und Lenkluftschiff entspinnen, denn nach den letzten Meldungen wird das für den Dienst Spanien  - Südamerika   im Bau befindliche Luftschiff Anfang 1928 fertiggestellt sein und seine Versuchsfahrten beginnen.

Zu den zahlreichen Empfangsfeierlich feiten für die beiben amerikanischen   Ozeanflieger gefellte sich Freitag abend ein Empfang, den der Amerikanische   Club

am

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Dem Andenken Rathenaus.

Nathenau- Stiftung Schloß und Park Freienwalde.  

hervorgehoben, daß Walter Rathenau   bei der Erwerbung von Schloß und Park Freienwalde   von vornherein daran gedacht hat, sie einmal für die Bevölkerung freizugeben. Der Redner mies hin auf den vorbildlichen Gemeinsinn, den Walter Rathenau   und feine Erben mit diesem Wert befundet haben.

In Freienwalde   a. d. D. wurde am Freitag ein Werf geweiht, 1 b. interfeldt, dem Landesdirektor der Provinz Brandenburg  , Walter Rathenau   ehrt. Schloß und Part Freienwalde. bas ein Geschenk von Walter Rathenaus Erben ist und die ehemals dem Träger der preußischen Krone gehörten und im Jahre 1904 durch Walter Rathenau   erworben wurden, sind von seinen Erben zu einer vom Kreis Oberbarnim zu verwaltenden Stiftung hergegeben worden und werden forian jedem Bes fucher zugänglich sein.

teil.

3u einer ernst en Feier versammelte sich vor der Terraffe des Schlosses eine fleine Gemeinde, die von der Stiftungsverwaltung eingeladen worden war. Rathenaus Schwester, Frau Bantier Andreä, nahm mit ihrem Gatten und ihren Töchtern an der Feier Landrat Mengel vom Kreis Oberbarnim gedachte in seiner Begrüßungsansprache des edlen Toten, den sein jähes Ende baran gehindert hat, selber feine fängst gehegte Absicht der Hergabe Don Schloß aud Bark für die Erholungsuchenden auszuführen. Bankier Andreä erwiderte mit Worten, die in ihrer Schlichtheit ergriffen. An diefer Stätte. fagte er, sind in Walter Rathenau   viele der Gedanken entstanden, die er in seinen Schriften niedergelegt hat. Hier weckt die Erinnerung an ihn aufs neue in uns den Schmerz über das, was das Schicksal ihm und uns angetan hat Seine fchmerzgebeugte Mutter hat an dieser Stätte, die wie feine andere ihrem Herzen nahe war, die letzten Jahre zugebracht. An der Feier nahmen teil Vertreter des preußischen Ministeriums für Kunst, Wissenschaft und Volksbildung. Bertreter der Provinzial und Kreisverwaltung und der Stadt Freienwalde  . Es folgte eine Be­fichtigung des im Jahre 1798 für die Witwe Friedrich Wilhelms II.  erbauten Schlößchens, das Prof. Hermann Schmit Berlin wieder hergestellt hat, und des prächtigen Partes, der unter den Händen des Tiergartendirektors Timm- Berlin in alter Schönheit wieder erstanden ist. Bei einer Nachfeier im Kurhaus wurde von Herrn

Lampe war der Staatssetretär über die Straße gegangen und wurde von dem Motorrad so scharf angefahren, daß er zu Boden geschleu­dert wurde und einen Schädelbruch erlitt. Der Angeklagte behauptet, daß zur Zeit der Ueberfreuzung der Straße durch das grüne Licht der Weg freigewesen sei. Dem stehen andere Aussagen entgegen. Durch den Verteidiger ist als Sachverständiger Polizei­hauptmann Engert vom Berliner   Polizeipräsidium geladen worden, um über die technischen Fragen des Farbenwechsels Auskunft zu geben. Es soll nämlich der Wechsel vom gelben zum grünen Sicht Dent geladenen Beugen befindet fidh aud Staatsfetretär a. D. D. Kühlmann.

in Berlin   im Hotel blon als ein Bankett veranstaltete. Bon schneller vor sich gehen, als der vont hem gelben zum roten. Unter

ben zahlreichen Mitgliedern der amerikanischen   Kolonie, die neben pielen deutschen   Gästen, darunter auch Behördenvertretern und Sportsfreunden, erschienen waren, wurden die Amerikaner lebhaft begrüßt. Als erster sprach der Vorsitzende des Klubs, Herr Eyre, der das Hoch auf die Flieger ausbrachte. In zündender, häufig von Beifall unterbrochener Rede schilderte der amerikanische   Bot­Ichafter Schurman das Wagnis des fühnen Fluges und ging auch auf das völterverbindende Moment biefes großen sportlichen Ereignisses ein. Besonders begeistert dankte er für den Empfang, ten die Berliner   Bevölkerung aus freiem Antrieb den Fliegern bereitet hatte. Reichsaußenminister Stresemann, der nach ihm das Wort ergriff, fennzeichnete die Leiftung der beiben Flieger als den Beginn einer neuen Epoche, über der das Ziel der Freundschaft ind Verständigung aller Rationen ber Menschheit ftehen möge. Die Reugen dieses Fleges erlebten das Hochgefühl, daß der Mensch nicht zum Diener der Maschine wird, sondern diese zwingt, ihm zu Willen 34. fein. Wir wollen die Individualität hochhalten über der Mate rialisierung dieser Zeit, in der wir au leben gezwungen sind. Auch dem Außenminister ginge es oft wie den Fliegern, die nicht wußten, mie. meit fie fämen und die Stürmen und Unwettern ausgejezt waren. Aber nicht darauf fame es an, ob das einmal gesteckte Ziel erreicht würde oder ob es später ein anderer erreiche, sondern dar­auf, daß man es flar im Auge behalte. Deutschland   fel nicht am Riel, sondern noch im Sturm und Unwetter. Aber er habe die fefte Ueberzeugung, daß das Ziel, die Berständigung der Völker, erreicht werden würde Er dankte ganz besonders dem amerita­nischen Botschafter dafür, daß er auf die Locarnopolitit und das Streben nach einer internationalen Berständigung hingewiesen habe.

Einheitliche Straßendecke. Versuche: Straßenbahnschienen auf Holzbohlen.

In der üzow straße vom Magdeburger   Plak bis zum Lügowplay hat man in Berlin   zum ersten Male bie Schienen der Straßenbahn auf Holzich wellen verlegt. Es handelt sich hier um einen Bersuch, der, wenn er Erfolg hat, eine Aenderung, der Gleisverlegung vornehmlich in Asphaltstraßen zur Folge haben wird. Die Sthwellen als Träger der Schienen liegen auf einem ge­malzten Steinbeit, die Grundlage ist durch das Unterziehen non Schwellen bedeutend sicherer als bei dem bisher üblichen Berfahren, bei dem die Schienen direkt auf die Stemutterbettung verlegt und mit Steinmaterial Splitt unterstopft wurden. Durch den starken Druck lockerte sich nämlich beim Fahren das Steinmaterial und damit zugleich die Schienen, die dann erneut unterstopft werden mußten, wozu stets das Pflaster aufgerissen mer­den mußte. Diese Gefahr besteht bei der Lagerung auf Holzschw len nicht mehr, da der Druck besser als bisher verteilt wird. Die Holz­schwellen werden aus auserwähltem Holz( zum Beispiel bayerischen Gebirgsfiefern) hergestellt und unter startem Druck imprägniert, um fie gegen alle Witterungseinflüsse zu sichern. Dann kommt Stein­pflaster über die Holzschwellen und über dieses eine fünf Penti­meter starte Asphaltschicht, wodurch eine einheitliche Befestigung der Straßendecke erzielt wird. Die Dede ist so dicht, daß ein Ein­bringen von Feuchtigkeit von oben oder unten ausgeschlossen er­scheint. In Dresden   hat man bereits gute Erfahrungen mit dem Schwellenbau gemacht, die jetzt für die Reichshauptstadt ausgenugt werden. Mit dem neuen Unterbau erstrebt man eine sichere Lagerung der Gleise, Berminderung der Unterhaltungskosten des Bahntörpers und Berminderung der Geräusche, außerdem wird eine Befestigung geschaffen, die mit der Befestigung des übrigen Fahrdammes( Asphalt) übereinstimmt.

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Gestern nacht wurde mit den Arbeiten zur Gleiserneue rung an der Potsdamer   Brüde begonnen. In brei   Ab­schnitten sollen auf der Strecke Potsdamer Brücke- Linfstraße die Gleise erneuert werden. Im ersten Abschnitt, ber die Botsdamer weiteren Abschnitte, von der Boisbamer Brüde bis zur Eichhorn­straße und Eichhornstraße- Lintstraße werden nach Fertigstellung des ersten in Angriff genommen werden.

Der Banderoleneinbruch in Grünberg.

Wier Hehler in Berlin   verhaftet.

Für 180 000 M. Steuerbanderolen, hauptsächlich für Sigaretten bestimmt, erbeuteten Einbrecher, wie wir seinerzeit mitteilten, in der Nacht zum 3. Mai diefes Jahres im Zollamt Grünberg  in Schlesien. Die Ortspolizei fegte alsbald auch die Berliner  Kriminalpolizei in Kenntnis.

Auf Grund dieser Mittellungen stellte nun die Kriminalpolizei an den verschiedenen Stellen in Groß- Berlin ihre Nachforschungen an. Die ständigen Beobachtungen blieben auch nicht ohne Erfolg, und die Bermutung, daß die große Beute nach Berlin   ge­langt fei, erwies sich als richtig. Berlin   ist ja außer Hamburg  und dem theinisch- mestfälischen Industriegebiet immer noch der Ab­fagmartt für derartige Diebesbeute. Der Verdacht tentte sich zu nächst auf einen 32 Jahre alten Staufmann" Walter Thiemer aus der Elfaffer Straße 37, von dem das Sonderdezernat wußte, daß er mit dem Dahlemer Banderoleneinbrecher Karl Spang in engen Beziehungen gestanden hat. Die Banderolenangebote fegten erst vor drei Wochen namentlich in den Lokalen der Königstraße und der Schönhauser Allee   ein. Die Verkäufer gingen aber nach den der Schönhauser Allee   ein. Die Verkäufer gingen aber nach den bösen Erfahrungen, die andere früher machten, so vorsichtig zu Werke, daß ihnen lange nicht beizufommen war. Thiemer hatte sich mit einem ganzen Stab von Vigilanten umgeben, die ihn nicht aus den Augen ließen, ihn stets deckten und zur rechten Zeit warnten. Hiernach mußten auch die Beamten ihre Arbeit einrichten. Sie stellten trog aller Schwierigkeiten fest, daß für 160000 Mart Banderolen angeboten murden. Beil nun ein anderer Diebstahl mit so großer Beute nirgends verübt worden war, so bestand kein Zweifel, daß die Ware" aus dem Grünberger Zollamt herrühre. Gestern begab sich Thiemer nach einem Lofal in der Schönhauser Allee  , das brei Ausgänge hat. 3met davon wurden bald unauffällig belegt. Ebenso unauffällig beobachteten Kriminalbeamte, die Thiemer heimlich auf den Fersen gewesen waren, was weiter geschehen werde. Es erschien ein Mann, der wie ein harmloser Reifender ausfah, stellte einen Lederfoffer in eine Nische und setzte sich hin, um ein Glas Bier zu trinken. Ihm folgte ein anderer Mann, mit dem bald Thiemer in Verbindung trat. Ein Beamter, der auf der Lauer lag, vernahm, daß diefer mit ihm über Bigarettenbanderolen verhandelte und daß man sich auf einen Preis ron 800 M. einigte. Jeht holte Thiemer den Lederfoffer aus der Mische heraus, um ihn hem Käufer zu überreichen. In diesem Augenblick griffen die Beamten zu. Der Koffer enthielt für 52000 Mart Banderolen aus Grünberg. Thiemer und feine Freunde waren so ,, im Druck" gewesen, daß sie für jeden Preis hatten losschlagen wollen. Die Posten an den Ausgängen entpuppten sich als ein 40 Jahre alter Paul Flaum aus der Glasgower Straße und ein 46jähriger Friedrich Sittel, die beide Händler find. Der harmlose Reisende" ist ein 27 Jahre alter Händler Friedrich Borner. Flaum ist wahrscheinlich auch einer derjenigen, die den Einbruch ausgeführt haben. Wo der große Rest der Beute verborgen ist, weiß man noch nicht.

Funkwinkel.

Gute Konzerte boten diesma! Nachmittag und Abend. Nach­mittags hörte man Lieder und Klavierkompofitionen, abends ein von Georg Szell   birigiertes Dr dhe fterfonzert, in dessen Mittelpunkt Chopins großes Klavierkonzert in E- Moll Op. 11

Eichhorn- ben

Der Autounfall des Staatssekretärs v. Kühlmann. Der bedauerliche Unfall, den der greife Staatssekretär a. D. Richard v. Kühlmann am 12. März d. 3. an der Straßenkreuzung Unter den Linden Ecke Wilhelmstraße erlitt, wird am 24. Juni vor dem Erweiterten Schöffengericht mitte unter Vorstz von Amtsgerichte rut Reßner ein gerichtliches Nachspiel gegen den rücksichtslosen Motorführer haben. Wegen fahrlässiger Körper­perlegung ist der Kaufmann Hans Schulz angeklagt. Er wird beschuldigt, das Haltgebot der gelben Lampe der Verkehrsampel nicht beachtet zu haben und mit seinem Motorrad über die Straßen­freugung hinausgefahren zu sein. Im Vertrauen auf die gelbe

och betonte ihr harter, modulationsarmer Anschlag stärker als nötig den virtuosen Charakter des Werkes. Schumanns musikalisch außer ordentlich schöne, aber wie alle feine finfonischen Werke ist im Innersten dem großen Orchester frembe D- Moll- Sinfonie bildete pretiert. Zum 60. Geburtstag Ernst Heilborns, des geistigen den Beschluß des Abends. Sie wurde von Szell   eindrucksvoll inter­Fontane- Nachfahren, hörte man eine feiner Novellen Geburtstag" Alfred Braun   las sie warmherzig und so schön und schlicht vor, daß diese halbe Stunde einen ganz reinen Genuß bedeutete. Stadtper ordneter Genosse Erich Flatau  , Borsigender des Ortstartells Berlin   des Allgemeinen Freien Angestelltenbundes, zeigte in feinen Berlin   des Allgemeinen Freien Angestelltenbundes, zeigte in feinen Ausführungen die Förderung der Kultur durch die Gewerkschaften, Aufgaben und Sinn der Gemertsschaftsbewegung, die nicht nur im Kampf um beffere Arbeitsverhältnisse fich erschöpft, sondern darüber hinaus den fulturellen Millen in der Arbeiterschaft lebendig macht und anregt Les

Eine Spandauer Freilichtbühne.

gestern morgen zu einer Vorbesichtigung der Freilichtbühne Das Bezirksamt Spandau   der Stadt Berlin   hatte für an der Zitadelle in Spandau   eingeladen, und man darf sagen, daß sehenswert ist, ward der schlichte Bau errichtet, der zur Umrahmung der Besuch sich gelohnt hat. In einer Umgebung, die an sich schon dient. Und besonders glücklich ward die Aufgabe gelöst, daß die Anlage in feiner Weise aus dem allgemeinen Bilde herausfällt. Eine Hauptbühne und zwei kleinere Bühnen links und rechts im Bordergrunde find vorhanden, bequeme Umkleideräume stehen den Künstlern zur Verfügung. In interessanten Ausführungen er­läuterte Stadtrat Dr. 3 an der Werden und Wollen des Unter­nehmens. Spandaus Bevölkerung ist ohne Zweifel dankbar, jetzt ein noch dazu jo herrlich gelegenes Theater zu haben, und dies vor­züglich angesichts der Tatsache, daß Spandau   bisher ohne jede Bühne war. Bänke mit Rückenlehnen für das Publifum sorgen für die nötige Bequemlichkeit, und sollte es, was man natürlich n'cht hofft, einmal mitten in der Borstellung zu regnen anfangen, fo winten zu beiden Seiten schützende Dächer. Wenn erst in ein oder zwei Jahren die Anlage von eichtem Grün überrantt sein wird, dann wird sie den Bilden voufommen entschwinden und so eine Freilichtbühne im schönsten Sinne des Wortes sein. Am Sonntag nachmittag wird die erste Vorstellung stattfinden.

Der Kaffiber der Fememörder.

Ein Gefängnisaufseher als Briefträger. In der Angelegenheit des am Pfingstsonnabend wegen Durch ftechereien im Untersuchungsgefängnis Moabit  verhafteten Strafanstaltsoberwachtmeisters K. haben die Ermitt lungen ergeben, daß der Beamte einen Brief des zum Tode ver­urteilten e memörders Fuhrmann, der sich wegen seiner Revision noch immer im Untersuchungsgefängnis befindet, nach außen befördert hat. Es haben sich aber feine Anhaltspunkte dafür ergeben, daß mit diesem Kaffiberverfehr ein Fluchtversuch vorbereitet werden sollte. Bei einer Haussuchung in der Wohnung des Be­amten wurden noch weitere Briefe von anderen Gefangenen ge­funden. K. behauptet aber, daß er diese Briefe nicht weiterbefördern wollte, sondern die Absicht gehe bt habe, sie zu vernichten. Auf alle Fälle ist die Annahme dieser Briefe allein schon eine straffällige Handlung des Beamten. Den Inhalt des Briefes von Fuhrmann will A. nicht gefannt haben, sondern er will nur der Meinung ge­wesen sein, daß es sich um ein Empfehlungsschreiben Fuhrmanns an einen Direftor gehandelt habe, thm, S., eine Nebenbeschäftigung zu verschaffen. Rechtsanwalt Dr. Diamant hat inzwischen einen aftentlassungsantrag für S. gestellt, über den in den nächsten Tagen entschieben werden wird.

Der Betrug gegen die Reichsbahn. Wilde Strafen gegen die Haupttäter.

In dem großen Betrugsprozeß Krotoschiner und Genossen, bei dem es fich bekanntlich um die Schädigung der Reichsbahn in Höhe von 400000 mart handelt, bezeichnete der Staats­anwalt das Betrugsmanöver der Angeklagten als ein Gauner­stüd ersten Ranges, das mit den größten Raffinements von dem flüchtigen Rumänen Edelstein ausgeflügelt worden ist. Neben Edelstein war Willi Krotoschiner die Seele des Unternehmens, während der Angeklagte Philipp Wüst das Schwindelfonsortium zu fammengebracht hat. Krotoschiner wohnte in einem Hotel in Tilsit  und hob auf Grund der dort eingegangenen falschen Nachnahmebe­scheinigungen die Gelder ab, um sie zur Verteilung zu bringen. Nach den Plänen Edelsteins, die geradezu ins Geniale gehen, sollten die Waren, die unter Nachnahme nach Reval   weitergeleitet worden waren, bort nicht nuglos liegen bleiben. Es war von Edelstein bereits ein neuer Coup vorbereitet worden, in London   das Be­trugsmanöver fortzusehen und die Nachnahmebegleitscheine bei der

ibland- Bant au lombardieren. Bu biefem 3wede wurde der An­geklagte Edler nach London   geschickt. Dieser war für derartige Zwecke gerabe der geeignetfte Mann, da er fließend englisch spricht und mit den Gefängnissen fast der gesamten zivilisierten Welt bereits Be­fanntschaft gemacht hat. Lediglich die Entdeckung der Betrügereien des Rudas in Memel   brachte den sorgfältig vorbereiteten Plan in London   zum Scheitern. Der Staatsanwalt beantragte gegen Krotoschiner 2 Jahre 6 Monate Gefängnis, 3 Jahre Ehrverlust; gegen Edler 2 Jahre 3 Monate Gefängnis, 5 Jahre Chrverluſt; gegen Wüft 1 Jahr 8 Monate Gefängnis, ferner gegen Frau Hedwig Moses, gen. Moser, wegen Begünstigung 200 M. Geldstrafe. Bei dieser Angeklagten hatte Krotoschiner in deren Pensionat" im eften vor seiner Verhaftung sich fünf Tage gegen Zahlung von 20 m. täg­lich versteckt gehalten. Bei Frau Krotoschiner wurde Freisprechung beantragt. Das Gericht verurteilte die Kaufleute Willi Kroto­schiner und Amandus Edler megen gemeinschaftlichen Be= truges gegenüber der Reichsbahn zu je 2 Jahren Gefäng nis und 3 Jahren Ehrverlust, unter Anrechnung von 9 bam. 8 Monaten Untersuchungshaft. Der Angeklagte Philipp Wüft­wurde freigesprochen, weil ein ausreichender Beweis nicht erbracht erschien, daß er gewußt habe, um was es sich drehte. Er wurde sofort aus der Haft entlassen. Aus denselben Gründen wurden die wegen Begünstigung mitangeklagten beiben Frauen freigesprochen.

Der Islam in Berlin  .

Im Humboldt Hause in der Fasanenstraße beging dte Islamische Gemeinde ihre Id- ul- Adha- Feier Dieses Fest, namentlich unter der türkischen Bezeichnung Kurban- Beiram bes tanut, wird gemeinsam mit all den Pilgern gefeiert, die um diese 3eit des Jahres nach Mekta, dem mostemischen Heiligtum, wandern. Die Feiern in der moslemischen Kolonie gestalten sich von Jahr zu Jahr verschiedenartig. Sie sind ebenso bunt, so abwechslungsvoll, so inpenreich wie der ganze Orient selbst. Diesmal jah man unter den Betern Inder, Syrier, Aegypter, Türken, Deutsche  , die Moslem geworden, und Tripolitaner. Obwohl der Mohammedaner die Musit beim Gottesdienst ablehnt, da er in ihr eine unehrliche Beeinflussung mutmaßt, merden die Koransuren doch nicht rein gesprochen, jon­Rhythmus, der durch die törperlichen Bewegungen in das Bebet dern halb gesungen. Wieder wirfte auch diesmal der wunderbare gebracht wird. Nach der religiösen Feierlichkeit wurde das Isla. mia Heim von Herrn Dr. Göpel, dem Leiter des Humboldt­Hauses, der islamischen   Gemeinde und der akademisch- islamischen Bereinigung Islamia   übergeben. Es ist ein sehr bescheidener Raum unter dem Dach des Humboldt- Hauses, der hierdurch den Studenten zur Verfügung gestellt wurde. In mehreren Bücherregalen bemerkt man den fleinen Grundstock zu einer Bibliothet und an der Wand hängt in den wunderbaren arabischen deforativen Buchstaben ein Spruch, der den für edel preift, der sein Bersprechen hält. Der Imam   bantte im Namen seiner Gemeinde für das Heim. Dr. Göpel