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Drohende Kriegsgefahr!

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Die deutschen   Kommunisten bekämpfen sie aber wie! Die regierenden Männer in Moskau   haben die Parole ausgegeben: Drohende Kriegsgefahr! Daraus ergibt sich in Rußland   das Drama des Wiederauflebens des Terrors. Die deutschen   Kommunisten nehmen die Parole befehlsgemäß auf. Bei ihnen wird daraus eine Affenkomödie, eine Orgie plumpster Demagogie. Drohende Kriegsgefahr: also wüste Beschimpfung der Partei der deutschen   Arbeiter, der Sozial­demokratie. Drohende Kriegsgefahr: also günstigste Gelegen­heit, im Machtkampf innerhalb der Kommunistischen Partei die Parole totzureiten. Da deutsche Kommunisten feine Weiß­gardisten erschießen lassen können, schlachten sie massenhaft fommunistische Oppositionelle. Aus dem blutigen Terror wird bei ihnen ein kleiner Organisationsterror gegen mißliebige Parteigenossen.

am

Die Beamtenbesoldung.

Beratung im Haushaltsausschuß des Reichstages.

Der Ausschuß für den Reichshaushalt hat am Montagvormittag nach längerer Pause seine Arbeiten wieder aufgenommen. Auf der Tagesordnung steht eine größere Zahl von Anträgen, Be a mten­verhältnisse betreffend. Der wichtigste dieser Anträge ist ein Antrag der sozialdemokratischen Frattion, daß den Reichsbeamten der Besoldungsgruppen I bis VII auf die neue Besoldungsordnung, rückwirkend vom 1. April d. J. ab, Voraus­zahlungen von 20 RM. monatlich zu zahlen sind. Entsprechende Vorauszahlungen find auch den Empfängern von Wartegeld, Ruhe geld, Hinterbliebenenbezügen und Kriegsbeschädigtenbezügen zu ge­währen. Die gezahlten Beträge sollen auf die den Genannten nach der neuen Besoldungsordnung zustehenden Bezüge angerechnet werden.

Nach alter, in allen öffentlichen Körperschaften tausendfach ge­übter Weise suchten die Kommunisten diesen sozialdemokratischen Antrag zu überbieten, indem sie für die Gruppen I bis IV das Doppelte, für Gruppe V einen monatlichen Zuschlag von 25 RM., für Gruppe VI und VII monatliche Zuschläge von 30 resp. 20 RM. Die Dem of raten ersuchten in einem Antrag die Reichsregierung, eine Vorlage zur Erhöhung der Beamtengehälter entsprechend der Verteuerung der Lebenshaltung, rückwirkend ab 1. April 1927, alsbald einzubringen, so daß sie noch vor den Sommerferien des Reichstags in Kraft treten fönnen oder doch ab 1. Juli 1927 mindestens Vorauszahlungen auf die Erhöhungen erfolgen können.

Bir lesen in der Fahne des Kommunismus": ,, Die Berliner   Parteiarbeiterfonferenz 9. Juni begann mit einem sehr symbolischen Skandal: unser Genosse Hüttköper murde mit physischer Gewalt herausforderten. geschmissen, weil er ausgeschlossen" sei, wovon ihm natürlich vorher feinerlei Mitteilung gemacht worden war. Auf dem Podium tobten der ,, olle ehrliche Seemann" Willem Pieck, der ehrliche Transportarbeiter" Thälmann  , unterstüßt ron etlichen Ordnern diese waren sichtlich fatal beerührt von ihrem gemeinen Geschäft herum, um einen der wenigen im Saale   noch anwesenden Arbeiter herauszuwerfen. Das Korps der Angestellten und Handelsvertretungs- ,, Kommunisten" sah sich die widerliche

Ezene an.

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Darauf wurde eine Schiebung gemacht: die vorhergehende

Parteiarbeiterkonferenz fand noch Anfang Mai statt und war vertagt

worden. Dort hatte die Opposition zu allen Fragen Resolutionen eingereicht und Hüttköper war der nächste Redner der Liste Daher mußte er verschwinden. Jezt wurde, a n= gesichts der Kriegsgefahr, versteht sich, eine neue Tagesordnung gemacht und Thälmann   las ein für ihn verfertigtes Referat ab; leider passierte ihm das Pech, daß er ,,, ange­fichts der drohenden Kriegsgefahr", erklärte, die Frage der Kriegsge­fahr werde auf dem... nächsten Weilfongreß behandelt werden. Da­dieser offiziell 1928 stattfinden soll und wohl überhaupt nie stattfinden wird, kann man sich denken, wie ernst die Leute die

Kriegsgefahr nehmen, die sie ständig im Munde führen, um jede

Diskussion abzuwürgen."

Drohende Kriegsgefahr aber nicht afut vor dem aber nicht akut vor dem nächsten fommunistischen Weltkongreß im Jahre 1928. Dort wird sie mit meterlangen Resolutionen befämpft

werden.

Wenn es aber ernst wird? Nun, auch darauf wissen die deutschen   Kommunisten eine Antwort. In einem Bericht über die Mitgliederversammlung der kommunistischen   Jugend im 6. Bezirk liest man in der Fahne des Kommunismus": In dieser Versammlung erklärte e in 3 K.- Anhänger ohne Widerspruch seitens der Leitung und der BL.- Vertreter, daß es im Falle eines kommenden Krieges durchaus möglich und auch richtig sei, wenn Kommunisten, um Waffen zu bekommen, nicht nur ins. Heer eintreten, sondern auch an die Front gehen und dort jogar auf russische   Rotgardisten schießen."

Die Leute haben keine Ahnung, welche Gefahr es be­deuten würde, wenn wirkliche Kriegsgefahr Ruß­ land   drohen würde. Sie würden weder die Größe der historischen Situation noch die Verantwortung der deutschen  Arbeiter verstehen. Sie würden in einem Augenblick, wo der Friede Europas   und die Sicherheit Rußlands   auf dem uner­schütterlichen Friedenswillen der deutschen   sozialdemokrati schen Arbeiterschaft beruht, nichts anderes kennen als wider­lichste Sozialistenheze und fleinlichsten Fraktionszant in der eigenen Partei.

Bockslederne Bücher.

Von Hans Bauer.

Um nicht mißverstanden zu werden: nicht die Bocksledernheit des Inhalts, sondern die des Einbandes ist gemeint, und als Fund­ort kommt daher nicht das Bücherregal eines taiserlichen Kriegs­gerichtsrats in Betracht, sondern die Internationale Buchkunst.| ausstellung in Leipzig  . Diese Ausstellung hat sich zum Hauptziel ge­setzt, einen Ueberblick über das buchtünstlerische und buchgraphische Schaffen zu geben. Die ganze Sache fommt einem etwas entlegen vor, und man fauft sich daher einen Katalog, dessen Angaben einen besser in die Materie hineinführen sollen. Das tut der Katalog denn auch. Zunächst einmal zählt er die Protektoren der Aus­stellung auf: vier Stück an der Zahl. Dann hat eine richtige Aus­stellung natürlich auch einen Ehrenausschuß, der aus dem Präsidium und den Mitgliedern besteht, deren Aufzählung acht enggedruckte Seiten beansprucht. Ferner muß eine Ausstellung ihre Kommission, ein Präsidium, eine Aufnahmejury, Mitarbeiter, ein Sekretariat und Förderer haben: alles in allem fünfzehn Seiten bedeutungsvolle Bersönlichkeiten, die der Sache die rechte Weihe geben.

Wohl in Rücksicht auf die Beratung dieser Anträge im Haus­haltsausschuß hat das Reichs kabinett am Sonnabend noch, als das Ergebnis seiner Beratungen über die Beamtenforderungen, bekanntgegeben: Es glaube in der Annahme, daß eine Verschlechte­rung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage nicht eintreten werde, zu­

fagen zu können, daß noch im laufenden Kalenderjahr, und zwar vom 1. Oktober 1927 ab, eine durchgreifende, alle Beamtengruppen umfassende Reform der Beamtenbesoldung erfolgen werde. Teil­lösungen der Besoldungsfrage durch Gewährung vorläufiger Ab­schlagszahlungen sollen nicht geschaffen werden.

Abg. Brodauf( Dem.) begründete den demokratischen Antrag, in­dem er auf die Beamtenfundgebungen und zahlreichen Kundgebungen in den Beamtenorganen hinwies, aus denen die Notlage der Beamten hervorgehe. Die unteren Beamtengruppen hätten nicht mehr das Existenzminimum. Man könne nicht warten, bis eine neue Besol

dungsregelung Platz greife. Sollte sein Antrag keine Annahme finden, so müsse vor Beginn der Sommerferien eine 3 wischen­lösung stattfinden. Er beantrage für diesen Fall, die Reichsregie rung zu ersuchen, die nach dem ,, Reichsbesoldungsblatt" Nr. 28 nom 17. Dezember 1926 Nr. 1422 verfügten Notmaßnahmen für Beamte, Wartegeld- und Ruhegehaltsempfänger, Hinterbliebene und Ange­stellte für den 1. Juli 1927 erneut anzuordnen.

Zur Begründung des sozialdemokratischen Antrages wies Genosse Bender darauf hin, daß die verschiedenen Regierungen und alle bürgerlichen Parteien seit Jahren stets die ungeheure Notlage der Beamten anerkannt hätten. Sobald aber die sozial­demokratische Frattion in ihren Anträgen diese Anerkennung in die Tat umsehen wollten, hätten sowohl die Regierungen wie die bürger­lichen Parteien versagt. Seit dem Dezember 1924, als die letzte Er­höhung gewährt worden sei, hätte sich der Lebensmittelinder um 12 Prozent erhöht. Auch die Beamten bis Gruppe 12 befinden sich nicht in günstiger Lage. Falls die Regierung die Mittel zur Ver fügung stellen fönnte, würden die sozialdemokratischen auch diese Gruppen 8 bis 12 gerne bedenken. Sei aber das Geld dazu nicht vor­handen, so müsse unbedingt bis Gruppe 7 geholfen werden.

In der Verlautbarung des Kabinettsbeschlusses vom Sonnabend hätte die Regierung, wie bisher stets, wieder eine Hintertür offen gehalten. Wer will eine Gewähr dafür geben, wie die Wirtschaftslage im Herbst und Winter sein wird! Dann wird es wieder heißen, die Voraussetzungen, von denen das Reichskabinett im Juni 1972 ausgegangen ist, treffen nicht mehr zu, die Besoldungs­regelung fönne nicht Platz greifen.

Als der Genosse Bender ferner darauf hinwies, daß eine neue

der verhungernden oberschlesischen Leineweber in Schweinsleder ge­bunden und auf Bütten gedruckt: welch' eine Jronie auf ihr arm­feliges Geschic! lleberhaupt Hauptmann! Gerade weil diefer Dichter als Gesamtgestalt so liebenswert ist, und weil wir vieles, was er geschrieben hat, als ewig- schön empfinden, ist es so depri­mierend, ihn von Scharwenzlern immer wieder als Halbgott be­weihräuchert zu sehen. Da ist der Entwicklung, die sein Werk in der Buchkunst genommen hat, ein ganzes Abteil gewidmet ganz allein ist diese Ehre zuteil geworden und im offiziellen Aus­stellungskatalog wird er kategorisch als Größter der lebenden deutschen   Dichter" offeriert, und seinem Antlitz wird hier im Ernst nachgerühmt, daß sich im Laufe der Jahre seine Züge immer mehr vergeistigt hätten, und daß sein Gesicht mehr und mehr den Ausdruc zeige, den wir von den Goethebildern her so gut fennen".

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ihm

Das deutsche Buch hat einen schweren Stand. Im Zeitalter des Kinos, des Radios, der Zeitungen und der Magazine wollen manche fast glauben, daß seine Beit überhaupt vorüber ist. Das möchten wir nicht hoffen. Aber das ist gewiß, daß keinesfalls dem feierlichen Bombast des schönen, sondern nur der nüßlichen Schlicht heit des guten Buches eine bessere Zukunft gehören kann.

Was man dann in der Ausstellung wirklich sieht, das ist das Die Eröffnung der Russischen Naturforscherwoche. In der Aula illustrierte bibliophile Buch. Kein Zweifel, daß man tatsächlich ein der Berliner   Universität wurde am Sonntag mittag die Russische  Stelldichein vieler guter und bester Buchillustratoren des Inlandes Naturforscherwoche, die vom 19. bis 25. Juni in Berlin   stattfindet, und, mit Einschränkungen, auch des Auslandes vorfindet, daß es ein in Gegenwart von offiziellen Persönlichkeiten und Vertretern staat­hohes Vergnügen bereitet; aufs neue von den großen Qualitäten licher Behörden und Institute eröffnet. Der Präsident der deutschen  eines Christophe, Corinth  , Großmann, Gulbransson  , Kainer, Klemm, Gesellschaft zum Studium Osteuropas  , Schmidt- Ott, begrüßte die Kubin, Meid, Liebermann, Slevogt  , Orlit, Preetorius ,, Spiro, wanzig namhaften russischen   Gelehrten, die auf Einladung der Steiner, Trier  , um nur einige zu erwähnen, überzeugt zu werden. deutschen   Regierung zu Vorlesungen über ihr Forschungsgebiet nach Aber dann schlendert man durch Saal um Saal dahin und sieht Berlin   gekommen sind, und gab dem Wunsche Ausdruck, daß die immer wieder Schweins- und Saffianleder und Bütten- und Japan  - Beziehungen zwischen der russischen und der deutschen   Gelehrtenwelt papier  , und da fragt man sich: Was soll das? Was hier ausgestellt immer enger und fester werden mögen. Ansprachen hielten der ist, das ist nichts für's Gehirn, sondern etwas für den staubdicht fti und der Rektor der Universität. Der Leiter der russischen Dele­preußische Kultusminister Becker, der russische Botschafter Krestin abgeschlossenen Bücherschrank, teine Schmökerei, sondern eine gation, der Volkskommissar für das Gesundheitswesen, Professor Augenweide, Ein Buch soll äußerlich anständig und adrett sein- N. A. Semaschko, dankte allen Rednern namens der russischen Bibliophilie aber ist ein Greuel. Buch ist Geift. Es soll heraus- Gelehrten für den Empfang und betonte, daß die russischen und die führen aus der Welt der Materie. Bibliophilie aber führt mitten deutschen   Gelehrten in den schweren Jahren der Nachkriegszeit sich hinein. Da sieht man ein Prachteremplar von Schopenhauers gegenseitig unterstützt und dafür gesorgt hätten, daß die Wissen Aphorismen, einen von Slevogt   illustrierten" Faust", den ein arg- schaft nicht unterging. Die gegenwärtige Forscherwoche bedeute eine loser Mensch sich nur nach gründlicher Desinfektion seiner Hände großartige Demonstration der Freundschaft zwischen den beiden Sonntag nachmittags von weitem anzusehen wagt, einen Band Gelehrtenwelten, die dadurch noch vertieft werde. Seine in deutscher von Holz Phantasus", der schon mehr eine architektonische als eine Sprache gehaltene Rede flang in ein Hoch auf die deutsche Wissen­Buchangelegenheit ist, eine Ausgabe der Psalmen, in der eine Sache der Dichtkunst geradezu zur Sache der Malerei gemacht worden ist, und was nicht alles sonst noch an vergoldeten, gepolsterten und seitlich mit Schlössern versehenen Oberprachtdinçen der vereinigten Leder. und Schlosserindustrie. Grotesk wird das, wenn man nicht nur einigermaßen zeitentfernte Bücher also herausstaffiert, sondern wenn man auch ein von sozialen Forderungen durchpulftes Werk wie die Hauptmannschen Weber" bibliophil aufmacht. Die Nöte

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schaft aus.

der Bariser Theater, Baritetés, Kinos usw. erreichten im Jahre 1926 500 millionen Einnahme der Pariser Theater. Die Einnahmen nach der jetzt veröffentlichten Statistik die gewaltige Summe von faft 500 millionen Frank. Das Ueberraschende dabei ist, daß die eigentlichen Theater, die Opern und Sprechbühnen, bei weitem die größten Summen vereinnahmten, nämlich fast 190 Millionen. Die Revuetheater und Varietés brachten es troß der herrschenden Re­vüenmode nur auf 133 Millionen, während die Lichtspieltheater, die

Besoldungsregelung nach allen bisherigen Erfahrungen Monate hin­durch würde beraten werden, rief der Minister dazwischen: Ja, warum muß denn das sein?" Schlagfertig erwiderte ihm Genosse Bender: Das braucht nicht zu sein, wenn der Minister eine Vorlage machen wollte, mit der alle Parteien und Beamten­fategorien zufrieden seien.

Der Abg. Torgler  ( Komm.) wiederholte mit anderen Worten die Argumente der Vorredner.

Der Reichsfinanzminister Dr. Köhler begann seine Ausfüh rungen mit dem verheißungsvollen Eazz:

Die periodisch wiederkehrenden 3usagen auf Neuregelung der Beamtenbesoldung, die bisher nicht hätten durch. geführt werden können, sollten nun endlich ihr Ende finden. Das Kabinett stünde einmütig auf dem Standpunkt, daß keine teil­weise, sondern alle umfassende Reform Platz greifen solle. Es sollten auch keine Teillösungen geschaffen werden, in­dem Zuschläge auf die bestehende Ordnung gewährt würden. Dazu sei nicht genügend Geld vorhanden. Es könnten nicht am 1. Juli Zuschläge gewährt werden und am 1. Oktober dann die Neuregelung Plaz greifen. Das würde nur eine Verzettelung von Geld bedeuten, ohne daß der Notlage wirklich gesteuert würde.

Bei der Neuregelung muß die Regierung selbstverständlich Rück­ficht nehmen auf die Finanzlage.

Allein für das Reich unter Ausschluß von Post und Eisenbahn   würde die Neuregelung in die hundert Millionen gehen. Da die Kriegsbeschädigten entsprechend einbezogen werden müssen, würden Hunderte von Millionen in Frage kommen. Dazu kämen Post und Eisenbahn  , die sehen müßten, wie sie die Gelder für die Besoldungs­erhöhung aufbringen. Einbegriffen werden müßten ferner Ruhe­gehalts, Wartegeldempfänger ufw.

Selbstverständlich müßten Länder und Gemeinden nach­eine Bezuschussung seitens des Reiches an Länder und Gemeinden für diese neue Gehaltserhöhung unter feinen Umständen eintreten fönne. Länder und Gemeinden müßten diese neuen Aufwendungen aus eigenen Mitteln bestreiten. Noch vor einer halben Stunde habe ihm der preußische Finanzminister mit größter Bestimmtheit erklärt, daß für Preußen eine Neuregelung vor dem 1. Oktober nicht eintreten könne.

folgen. Mit dem größten Nachdruck müsse er aber betonen, daß

Wer hat Angst?

Der Prozeß Künstler gegen kommunistische Schimpfbolde. In dem heute vormittag beginnenden Prozeß des Genossen Franz Künstler gegen die Redakteurin Rasch des Halleschen ,, Klassen­fampfes" hat die Angeklagte und später auch ihr Verteidiger selbst zugegeben, daß sie feinerlei Beweismaterial in der Hand haben, um den Ausdruck ,, Lügen Rünstler  " zu beweisen:

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In der Bernehmung der Angeklagten tam deutlich zum Ausdruck, daß die deutsche   Kommunistische Partei nicht bestreitet, daß in Rußland Giftgasfabrit en existieren. Beftritten wird lediglich, daß Giftgasgranaten für die deutsche   Reichswehr   geliefert worden ist. Sehr bezeichnend war, daß, als der Anwalt der Angeklagten, Rechtsanwalt Samter, verspätet erschien, er sofort den Antrag ftellte, zu prüfen, ob die Klage rechtzeitig eingereicht wäre. Nachdem er sich mit dieser Beweisaufnahme gründlich blamiert hatte, stellte er den Antrag, die Zuständigkeitsfrage zu prüfen. Auch diese Beweisaufnahme, die sehr deutlich zeigte, daß Herr Samter ein übergroßes Interesse hatte, den Prozeß nicht stattfinden zu lassen, gelang nicht.

Der Verteidiger versuchte dann, dem Gericht flarzumachen, daß eigentlich Künstler den Beweis anzutreten habe, daß er kein Lügen­Künstler" sei. Auf diese etwas eigenartige Ansicht ging das Gericht aber nicht ein und zog sich nach den Plädoyers der beiden Anwälte zur Beratung zurüd.

Nach kurzer Beratung verkündete das Gericht folgendes Urteil: Die Angeklagte Rasch wird wegen öffentlicher Beleidigung zu 150 m. Geldstrafe, resp. 15 Tage Haft verurteilt. Dem Neber­fläger wird das Recht zugestanden, im Klassentampi" Halle, und Boltsblatt" Halle, das Urteil bekanntzugeben.

man immer als den finanziellen Ruin der dramatischen Kunst hin­stellt, 146 Millionen erzielten. Danach scheint es also doch, daß die Fremden in Paris   nicht nur in die Folies Bergère   gehen, wie man manchmal sagt, und unter den Bühnen sind es nicht die Boulevard­Theater, die der leichten Muse huldigen, die am meisten einnahmen, fondern die vom Staate unterstützten Bühnen. Diese ehrwürdigen Tempel der Kunst, wie die große Oper und die Comédie Française  , hatten 44 Millionen Frank in ihren Kassen. Die Pariser Presse schließt daraus, daß von einer Abnahme der Beliebtheit der Theater wenigstens in der französischen   Hauptstadt feine Rede sein kann. Wenn man von einer Theaterkrise" sprechen muß, so liegt diese nicht auf geschäftlichem, sondern auf literarischem Gebiet. Man hat das Theater niemals so geliebt wie heute, und das Theater ist niemals so schlecht gewesen", urteilt Henry Bidou  . Ein Durchfall eines neuen Stückes folgt dem andern, und wenn ein Er­folg zu verzeichnen ist, dann liegt er stets bei der leichten Posse, während das ernste Drama vollständig versagt.

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Unentgeltliche Theatervorstellungen für Erwerbslose.. Auch in der abgelaufenen Spielzeit waren mehrere Boltsbühnengemeinden Zeit zu Zeit die Möglichkeit eines Vorstellungsbesuchs zu schaffen. bemüht, ihren erwerbslos gewordenen Mitgliedern wenigstens von Gelegentlich wurde auch Erwerbslojen außerhalb der Organisation die Teilnahme an wertvollen Aufführungen ermöglicht. Am wei testen ging darin die Berliner   Voltsbühne. Gestützt auf ihre beiden eigenen Theaterbetriebe stellte sie im Laufe der letzten Spielzeit den Gewerkschaften und Angestelltenverbänden insgesamt 70 000 Pläß zur Verteilung an Erwerbslose völlig unentgeltlich zur Verfügung.

Schaijapin nicht mehr Bolfsfänger". Die russische   Regierung soll Schaljapin   den Ehrentitel eines Boltsfängers" entzogen haben, weil er für die hungrigen Russen in Paris   5000 Frant gespendet hat. Der große Sänger, der sich gegenwärtig mit seiner Frau in England befindet und von dem 2 Töchter in Frankreich   weilen, ist über diese Behandlung entrüstet. Ich schäme mich meines Bater­Vermögen fortgenommen. Dann finge ich 5 Jahre lang dem rus­ Diese Bolschewifen haben mir mein ganzes landes", sagte er. fischen Volk gerade für das bißchen Brot vor. Sie geben mir fein Geld! Da ich denke, daß das für einen Künstler nicht genug ist, so finge ich in andern Ländern, wohin man mich ruft. Es ist wirt. lich spaßig, aber ich gehe nicht mehr nach Rußland   zurück, weil ich nicht weiß, was mir da passiert. Bielleicht habe ich ein Gesetz über­treten. Ich bin fein Kommunist und fein Royalist. Ich verstehe nichts von Politif. Ich bin nur Künstler."

Der gespaltene Mensch, das neue Sprechchorwerk von Bruno Schöns lant gelangt, Sonnabend anläßlich der Tagung der deutschen   Volksbühnens bereine auf der Magdeburger   Theaterausstellung durch den Sprech und Bewegungscor der Berliner   Boltsbühne zur Aufführung. Erich Kleiber   ist nach Wien   abgereift, um dort mit den Wiener Philharmonikern   die Proben zu der bevorstehenden Deutschland  - Tournee abzuhalten. Am 29. Juni gastieren die Wiener   Künstler in Berlin  . Die Wilhelm- Kuhnert- Afrika- Ausstellung im Antilopenhaus des Zoolo­gischen Gartens ift durch Federzeichnungen und Aquarelle Wilhelm Stubnerts bereichert worden. Aus Tripolis  . Aegypten  , Tunis   und Algier   stammen die Landschaftsstudien, Straßenszenen und sonstige Stizzen, zum größten Teil Aquarelle..