Einzelbild herunterladen
 

Die Volkspartei beschwert sich.

Die deutschnationale Antwort: ,, Es wird weiter gehegt!"

Der amtliche Pressedienst der Deutschen Volkspartei   führt wieder einmal Klage über die deutschnationale Heze gegen Reichsaußenminister Dr. Stresemann und seine Außenpolitik. Neben schon bekannten Fällen wird ein neuer angeführt:

von

"

,, Es ist ja nicht nur die Hugenberg Presse, die in der Kritik der Außenpolitik der Regierungsfoalition das Menschenmög­liche leistet. Die von uns schon einmal genannte deutschnationale Halbmonatsschrift Der Deutsch nationale", herausgegeben der deutschnationalen Parteikanzlei Bochum  , hat sich wiederum einen Angriff auf den deutschen   Reichsaußenminister ge­leiftet, der an persönlicher Gehäffigt'eit ungefähr alles übertrifft, was in diefer Beziehung von einem radikal völkischen oder auch fomma­niffifchen Organ geleistet werden könnte. Danach hat Stresemann die Freiheit und Zukunft Deutschlands   für nichts und wieder nichts an England verschenkt und die deutschen Grenzen für einen Durch marsch der französisch- englisch- belgischen Truppen gegen Rußland bereitwilligst geöffnet. Diesen Irrsinn schreibt das Blatt in seiner zweiten Juniausgabe, nachdem wir schon seine gleichen Ausführun gen in der ersten Juniausgabe gebührend zurückgewiesen hatten." Der Pressedienst fügt hinzu, daß sich auch die parteiamt­liche deutschnationale Korrespondenz Täglicher Dienst für nationale Zeitungen" an dieser Heze beteiligt und fragt, was die deutsch nationale Parteileitung gegen diese Giftmischerei zu unternehmen gedenkt.

Die Antwort liegt vor. Sie erscheint in demselben ,, Täg­lichen Dienst für nationale Zeitungen", über den sich die Bolkspartei beschwert, und lautet:

Die deutschnatiomale Pressestelle im Reichstag teilt mit:

Nachdem der Borwärts" in bekannter Manier einzelne Aeußerungen aus dem deutschnationalen Lager zu den Versuchen ausgenutzt hat, 3wist zwischen die Koalitionsparteien zu tragen, nehmen neuerdings auch die Nationalliberale Korre­spondenz" und die Germania  " derartige Aeußerungen zum Anlaß, an die deutschnationale Parteileitung die Aufforderung zum Einschreiten zu richten.

Es handelt sich in den dazu benutzten Fällen um Aeußerungen von Parteigliederungen im Lande, die bei Eintritt der Deutschnationalen   in die Regierung erflärten, sie würden ihre eigenen Wege gehen. Für derartige Aeußerungen ist die Partei­leitung nicht verantwortlich. Wenn aber die" Ger­ mania  " auf die angebliche Empfindlichkeit hinweist, mit der von deutschnationaler Seite kritische Aeußerungen aus dem Lager anderer Barteien behandelt würden, so darf festgestellt werden, daß fich die deutschnationale Kritik bisher nur auf die Verstöße des Herrn Dr. Wirth- eines der prominentesten Mitglieder der Zentrumsfraktion bezogen hat. Es wäre für die Deutschnatio­nalen ein leichtes, eine gleich große Anzahl von Angriffen aus der Zentumspresse anzuführen, die ebenso unfreundlich gehalten sind und bei denen trotzdem gar nicht daran gedacht wurde, sich deswegen an die Parteileitung des Zentrums zu wenden.

Kein Wort über die Quertreibereien der Hugenberg Bresse, fein Wort über die Heze des parteiamtlichen ,, Täglichen Dienstes für nationale Zeitungen", tein Wort des Bedauerns und fein Wort des Tadels. Die Parteileitung ist nicht verantwortlich und Schluß. Mit anderen Worten: bie Heze gegen Stresemann   geht weiter!

Und der Reichskanzler, der Reichsaußenminister? Sie schweigen und dulden, daß das Ansehen der deutschen   Außen­politif von der größten Regierungspartei vor dem Inlande und Auslande herabgesezt wird. Bürgerblodfurs- Bürger­

blodkonkurs!

Für Reifen nach der Sowjetunion   Bässe auszustellen, lehnt Eng­land ab, da es für die Sicherheit seiner Bürger nicht garantieren

fönne.

-

Theorie und Praxis.

-

Grundfähliches zum Magdeburger   Tänzerfongreß. Jede revolutionäre Kunstepoche zeigt uns die Wortführer und Begbahner vorausstürmend, höchst gesteckten Zielen entgegen, mährend die praktische Gestaltung den Theorien auf halbem Wege zögernd, vorsichtig zu folgen pflegt. Die Entwicklung des modernen Tanzes bietet nach den Eindrücken des Tänzerfongresses zu schließen das entgegengesetzte Bild: die Führer suchen die Be­megung zu zügeln, bliden zurüd, wollen den geraden Borwärtsgang umbiegen. Rudolf v. Laban forderte den Anschluß, zwar nicht an das rettungslos verkommene Ballett, aber doch an das, was er ,, die klassische Tanzkunst" nennt. Er hat nichts gegen den Spizen­tanz, jede tänzerische Ausdrucksform ist ihm recht. Zwar meinte er, man dürfe den reinen Tanz nicht den Begriffen anderer Künste unter­ordnen, erklärte aber im selben Atemzuge, er lehne die Pantomime nicht ab. Was doch nichts anderes bedeutet als ein Unterordnen des reinen Tanzes unter die Begriffe der Schauspieltunst. Und Mag Terpis, der einst berufen wurde, um das Ballett der Ber­liner Staatsoper im modernen Stil umzugestalten, versicherte, er molle einen besonderen Stil nicht propagieren. Alle Stile hätten ie Berechtigung. Er unterschied Tanzerei" und Bewegerei", die fich zueinander verhielten wie Koloraturgesang zu hochdramatischem Gesang. Vertreterin der Tanzerei sei die Pawloma, der Bewegerei die Bigman, Zwischen beiden bestände fein Wert, sondern nur ein Artunterschied. Also Ballett und neuer Tanz sind gleichwertig. Für unsere Zeit gleichwertig. Aus der Kunst der Pawlowa spricht nicht der Geift einer untergegangenen Welt, in deren Rhythmus unser Gefühl nicht mehr zu schwingen vermag, die wie Frih Böhme sehr richtig sagte für unsere Zeit nichts bedeutet, weil sie von unserer Zeit nichts deutet. Die Kunst einer Bigman, die tiefste Tiefen aufrührt, den geheimsten Sehnsüchten unserer Zeit Gestalt und Form gibt, beren Schöpfungen jedem, der sie wirtlich erlebte, auf ewig in der Seele nachzittern, steht auf dem gleichen Niveau mit der glänzenden Kunstfertigkeit der Balletteuse, deren Wirkungen erloschen find, sobald der Tanz zu Ende ist. Die neue Kunst der rhythmischen Körperbewegung, das Größte, Höchste und Tieffte, was das Deutsch­ land   unserer Tage auf tünstlerischem Gebiet geschaffen hat, unter scheidet sich nur in feiner Art, nicht in seinem Wert von den Künften der lächelnden, spihentrippelnden Gazeröckchen.

-

-

-

"

So sprachen in Magdeburg   die Führer und Theoretiker. Und mie sah es in der Praxis aus? An den beiden Tanzabenden, die der Kongreß veranstaltete, war vom flaffischen Stil" nichts zu bemerken. Auf der ganzen Linie herrschte der moderne Ausdrucks tanz. Die Darbietungen waren nicht gleichwertig. Berlin   ragte so weit empor, daß abgesehen von den brillanten Leistungen des Münsterer Zanztheaters der Kurt Jooß   und Jens Keith   alles andere im Schatten blieb. Kreuzberg   und vor allem Bera Storonel als Soliftin und Leiterin von Tänzen der Trümon- Gruppe packten und ergriffen das Publikum und ente ten begeisterte Jubelstürme. Wn Magito, Hertha Feist  , Botte Auerbach, Daijn Spieß und Rudi Kölling gaben Bestes, Unvergeßliches. Die Tanzgruppe der Jutta Klamt   fehlte leider. Aber auch die Broving Günther Hes, Hilde String, Jens Keith  , die Hellerauerin Balerie Rratina,

-

Der Notruf der Wissenschaft.

Dem Reichsfinanzminister ist nichts bekannt.

Der Aufruf der Wissenschaftler, Arbeiterführer und Wirtschaftler, der sich gegen die von gewiffen Stellen betriebene Kürzung des Forschungsfonds im Reichsetat wendet, veranlaßt den Reichs­finanzminister Dr. Köhler zu folgender Erklärung durch das amtliche Nachrichtenbureau:

Der Reichsminister der Finanzen hat, wie uns von unter­richteter Seite mitgeteilt wird, zu der Höhe der Etatsansäge für 1928 überhaupt noch in feiner Weise Stellung ge­nommen; schon deshalb nicht, weil sich der Voranschlag für das Jahr 1928 noch im Stadium interner Borprüfungen befindet. Die Befürchtungen mußten um so grundloser erscheinen, als gerade der Reichsfinanzminister Dr. Köhler in seiner lang jährigen Tätigkeit als badischer Finanzminister, der die materiellen Belange dreier Hochschulen zu befriedigen hatte, zahlreiche, von den badischen Universitäten ganz besonders anerkannte Beweise für feine positive Einstellung zu den Lebensfragen der deutschen  Wissenschaft erbracht hat.

Die Antwort fann in feiner Weise genügen. Sie vermeidet eine flare Stellungnahme. Die Kreise, die die Kürzung des Forschungs. fonds betreiben, werden durch diese Art von Ertlärung faum ent mutigt werden. Vielleicht erinnert sich der Herr Reichsfinanzminister daran, daß er kurz nach seinem Amtsantritt beteuerte, daß ihm das wohl der Beamten vor allem am Herzen liege. Zwischen dieser Beteuerung und seiner jezigen Haltung ist ein unlösbarer Widerspruch. Man wird also abwarten müssen, wie sein Interesse für die materiellen Belange" der Wissenschaft aussehen wird, na ch. dem er Stellung genommmen hat.

Völkerbundpersonalien."

Die Germania  " gegen die amtliche Personalpolitik. Bor anderthalb Jahren, als Deutschland   noch nicht einmal im Völkerbunde vertreten war, veranstaltete die Rechtspresse eine wüste Hege gegen Sozialdemokratie und Zentrum, weil diese beiden Bar­teien nach Posten und Pöstchen im Sekretariat des Völkerbundes jagen sollten. Für die Sozialdemokratie wurde festgestellt, daß diese ganzen Behauptungen auf freier Erfindung beruhten.

"

In dem verflossenen Jahr ist dann eine kleine Anzahl von Deutschen   in das Genfer   Sekretariat berufen worden. Selbstver­ständlich sind Sozialdemokraten nicht berufen worden, aus Deutsch­ land   ebenso wenig wie aus anderen Ländern. Nun steht die Er­nennung eines deutschen   Mitgliedes der Preffeabteilung noch bevor. Aus Anlaß dieser Ernennung polemisiert die Germania  " gegen die Personalpolitit ihrer eigenen Regierung. Sie verwahrt sich dagegen, daß der Bölkerbund zu einem Monopol freimaurerischer und libe­ralisierender Kreise" wird. Dabei wird nur eine Kleinigkeit ver­geffen: Das Monopol der Nichtkatholiken in Genf   ist so wenig vor handen, daß an der Spize des Amtes ausgerechnet ein Ratholit steht!

Bor anderthalb Jahren wehrte sich das Zentrum nicht gegen liberale Blätter", wie die Germania  " fich erinnert, sondern gegen die Presse ihrer heutigen Koalitionsfreunde, wegen der Stinkbombe, die sie ihm und der Sozialdemokratie unter den Weihnachtstisch gelegt hatte. Heute muß dasselbe Blatt dagegen polemisieren, daß die wichtigen Posten in Genf   von der Bureaukratie und von rechts besetzt werden.

Brecht- Sachs.

Deutschnationale Umgangsformen.

ohne jebe vorhergehende Berhandlung oder Andeutung schwebender Verhandlungen mitteilte. Die Versetzung in den Ruhestand wurde bereits am selben Tage amtlich bekanntgegeben. Die Behauptung, die im Preußischen Landtag von rechtsstehender Seite aufgestellt wurde, daß mit Brecht   monatelang verhandelt" worden sei, ist voll ständig unrichtig. Es ist Dr. Brecht kein Wort vorher gesagt worden. Selbst Staatssekretär Zweigert soll erst nach dem Kabinettsbeschlußz davon erfahren haben.

-

-

Dr. Brecht hat trotz 17jähriger und man darf sagen sehr verdienstvoller Tätigkeit in vier Reichsämtern bei seiner Ents laffung nichts erhalten als die nüchterne, kalte Urkunde, die ihm mitteilte, daß er in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden würde. Er hat im Gegensatz zu der sonstigen Uebung, von keiner Seite ein Anerkennungsschreiben oder auch nur ein Ueber­sendungsschreiben mit einer freundlichen Anerkennung erhalten! Staatssekretär z. D. Dr. Lewald und andere mehr haben seiner zeit selbstverständlich ausführliche Danfschreiben solcher Art erhalten. Der angeblich so schroff behandelte Ministerialdirektor Sachs aber hat von der preußischen Staatsregierung ein Schreiben erhalten, in dem ihm der Ministerpräsident in seinem und der Staatsregierung Namen den Dank für seine langjährigen Dienste ausgesprochen hat!"

Die Mitteilungen zeigen, wie grundlos die Provokation der preußischen Regierung durch Sachs im Reichsrat war. Sie ent­hüllen die Skrupellosigkeit, mit der deutschnationale Beamte in hohen und höchsten Stellen vorgehen, wenn sie dadurch dem Staat, dessen Verfassung sie beschworen haben, eins auswischen können. Es wird gut sein, ihnen gegenüber nicht päpstlicher zu sein als der Bapst.

Obregon Präsidentschaftskandidat. Calles Politik wird fortgeführt.

Megifo- City, 28. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Der frühere Präsident von Merito, Obregon, hat sich bereit erklärt, die Bräsidentschaftsfandidatur anzunehmen. Er erklärt sich für die Fort­segung der Politik des jetzigen Präsidenten Calles und befürwortet die Beseitigung des Einflusses der Kirche. Obregon besitzt Aussichten, den. Die Entscheidung der Arbeiterpartei steht noch aus und gegen die Militärgouverneure Forano und Gomez gewählt zu wer fällt erst auf einem Rongreß im August; doch ist die Partei für die Randidatur Obregons.

-

Wie meist in Amerita, hat auch der merikanische Präsident stärkere Regierungsgewalt als die Präsidenten europäischer Republiken. Er bildet selbst seine Regierung. Er ist dem Kongreß nicht verantwortlich. Das Parlament ist mir gesetzgebende Körper­schaft, es fann weder die einzelnen Minister stürzen noch den Präsidenten zum Rücktritt zwingen. Deshalb ist seine Amtsperiode, nicht wie in Deutschland   sieben, sondern nur vier Jahre. Deshalb darf er auch nicht sofort wiedergewählt werden. Eine Präsident­schaft von acht Jahren könnte das ist die Meinung der merika nischen Berfaffung- allzuleicht in eine lebenslängliche Dittatur um schlagen. Deshalb mußte Obregon, der 1920 gewählt wurde, 1924 auf die Wiederwahl verzichten. Mit seiner Zustimmung jedoch wurde Calles, sein Innenminister, zur Präsidentschaftskandidatur aufgestellt. Von der Arbeiterschaft gewählt, hat die bodenreforme. rische Politik gegen die einheimische Kirche und den ausländischen Kapitalismus mit Erfolg durchgeführt. Obregons Nachfolgerschaft wäre eine Bürgschaft dafür, daß sich auch in Zukunft die megitanische Republik gegen die kirchlich und soziale Reaktion behauptet.

Der Zentralrat der Sowjetgewerkschaften zeichnete als Baufonds Ueber die Entlassung des Ministerialdirektors Brecht  , der für die Luftflotte 75 000 Rubel, ferner 30 000 Rubel für die Entwid­bekanntlich auf Reudells Betreiben einem Deutschnationalen in berung des Schießsports unter den Gewerkschaftsmitgliedern und richtete einen Aufruf an alle Gewerkschaften zur Teilnahme an der am Berfaffungsabteilung des Reichsministeriums Platz machen mußte, 10. Juli beginnenden Verteidigungswoche der Sowjet­erfährt die ,, Boffische Zeitung" aus zuverlässiger Quelle: union. Der Bergarbeiterverband hat 40 000 Rubel für den Flugzeug­bau gestiftet.

,, Ministerialdirektor Brecht   wurde am 11. April vormittags, einem Montagmorgen, mitten in der dienstlichen Arbeit zum Reichsminister v. Keudell gerufen, der ihm für Dr. Brecht völlig überraschend seine Berfegung in den Ruhestand

-

-

die Pragerin Meyerova bewegte sich durchaus im modernen Stil. Ballettanflänge waren nur bei Fräulein Lotte Krause aus Hamburg   zu spüren, deren Leistung die Wortführer des Alten nicht zum ,, klassischen Tanz" rechnen werden.

Und das Gesamtbild wäre ein noch viel eindrucksvolleres und flareres gewesen, wenn die größten Bertreterinnen des neuen abstraf ten Stils an den Tänzen sich beteiligt hätten. Aber es fehlten, von allen Teilnehmern schmerzlichst vermißt, Mary Wigman  , allen Teilnehmern schmerzlichst vermißt, Mary Wigman  , Gret Palucca  , Yvonne Georgi  . Hätten sie mitgewirkt, so wäre das fünstlerische Niveau des Kongresses ein noch unvergleichlich höheres gewesen. Namentlich die anwesenden Ausländer hätten er­fahren, zu welchen Leiſtungen sich der neue deutsche Tanz aufzu schwingen vermag. Und auch dem Begründer des neuen Stils, Rudolf v. Laban, hätte man die Herzensfreude gegönnt, wahrzunehmen, wie die von ihm geschaffene Kunst Gipfelleistungen zu zeitigen ver­mag, die er vielleicht selber nie erhofft hatte. Ueber die Gründe des Fernbleibens der Größten waren allerhand untontrollierbare Gerüchte verbreitet. Hoffentlich erlangt die Deffentlichkeit darüber noch Aufklärung, damit für die später in Aussicht genommenen Tanzkongreffe derartige Mißgriffe und Unterlassungsfünden ver­mieden werden können. John Schitomsti.

Deutsche Kunstgemeinschaft.

#

Die a chte Ausstellung der Kunstgemeinschaft im Schloß entwickelt ein sehr reiches Programm. Zunächst werden die forporativen Sammlungen nach Landsmannschaften fortgesetzt. Die Württemberger bieten einen nicht sehr erschütternden Querschnitt gut bürgerlicher Malakademie, aber bei den medlen burgern darf man aufhorchen und sich einige hoffnungsvolle Namen notieren: Benzmers saubere, naiv gesehene Landschaften in glatten Flächen, reizvolle Aquarelle von Schent, Gimpel, Balzer und Dörte helm  , die geistreiche Bastelle voll farbiger Phantasie bringt. Es ist bezeichnend, daß man Fortschritt nicht im Lande alter Malfultur, bei den Schwaben, sondern im nordischen Obotritenlande findet, das dem Stande der Unschuld in Sachen der Kunst sozusagen noch näher steht.

Dann ist Das meer als Sonderobjekt gewählt und dazu Das Stilleben, aber aus folchen Motiven läßt sich unter den hier gebotenen Voraussetzungen eines guten Durchschnittsniveaus feine eigentlich interessante Ausstellung bestreiten. Ueber das Maß ragen hinaus Dettmann mit einer fymbolhaften Meereswoge, ein schlafender Aft am Meer von Fritsch und aus mit schönen Farben einer Ostseelandschaft. Das Juste Milieu" verkörpern am besten Barinings feingraue Dünenlandschaft und Michelsons gut und frisch gemalte Stücke. Die Stilleben sind eigentlich alle gut und geben ein richtiges Niveau für Anläufe ab, die nie enttäuschen. Die Abteilung der Bildnisse wird weiter ausgebaut und zeigt wieder tüchtiges Neues. Der Nachdrud liegt auf den Darge­ftellten; es ist wie ein Gegenstück zu der Porträtschau junger Künstler bei Nierendorf  . Man sieht Staatssekretär Schulz( von G. Bran des), 2. T. Wegener, Geheimrat Kraus( von Jädel), Legien, M. Liebermann und andere; charakteristisch die Bildnisse von Meyer Ueberlingen, die Friz Mauthner, Franz Sermaes und M. v. Scholz mit sicherer Bestimmtheit wiedergeben.

Dr. Paul F. Schmidt.

Die jüdische Einwanderung nach Palästina beträgt seit 1918 72 000 Röpfe. Es gibt jezt 152 000 Juden in Palästina, das sind 14 Broz. der Bevölkerung.

"

Ausstellung von Schülerzeichnungen. Im 3entralinstitut für Erziehung und Unterricht wird zurzeit eine reich haltige Ausstellung von Schülerzeichnungen aus dem Rheinland ge­zeigt. Die Ausstellung verfolgt nicht die Absicht, besondere fünft.. lerische Beranlagungen einzelner Kinder darzulegen, sondern es sind 3eichnungen und Malereien Begabter wie unbegabter" heraus­gestellt. Dabei zeigt es sich, daß es im Sinne der Laienzeichnung Unbegabung" überhaupt faum gibt. Wir sind ja heute längst von der naiven Auffaffung abgefommen, daß richtiges", d. h. natur­getreues Sehen und entsprechende Darstellung das Zeichen irgend­einer fünstlerischen Begabung sein müsse. Oft sind es temperament­loje, ehrgeizige Musterschüler, die mit dem ihnen eigenen Eifer, in jedem Fach möglichst die Besten zu sein, auch im Zeichnen das notwendigste Handwerkliche lernen und dann die Natur in forretten und langweiligen Bildern festhalten. Dagegen schaffen Ungeschickte, für die Linienführung Unbeholfene vielfach überraschend geschmac volle farbige Stizzen. Liebevoll hat ein Zeichenlehrer die Arbeiten seiner Schüler, nach den verschiedenen Beranlagungen und Charakter­eigenschaften getrennt, in Mappen gesammelt. Es wird damit ein weitgehender Einblick in die seelische Eigenart der jungen Menschen gegeben. Die ganze Ausstellung, die das weiteste Interesse von Lehrer wie von Elternfreisen verdient, beweist wieder, wie wert­voll vom pädagogischen wie vom künstlerischen Standpunkt der Zeichenunterricht an den Schulen werden kann. Die Ausstellung, deren Besuch unentgeltlich ist, ist täglich von 10 bis 18 Uhr, Sonn­tags von 10 bis 14 Uhr geöffnet.

Tes.

Theaterffandal in der Komischen Oper. Beim 14. Bild der Revue Streng verboten" erhob sich gestern abend ein ohren­betäubendes Pfeifen und Lärmen von den zahlreich anwesenden Homosexuellen, die sich diese Szene nicht gefallen lassen wollten. Der Lärm war so start, daß das Bild nicht zu Ende gespielt werden konnte. Die Polizei schritt ein. Einige Personen wurden festgestellt.

Ju Käthe Kollwig' 60. Geburtstag. Am 8. Juli wird in der Berliner Funkstunde die Schriftstellerin Louise Diel eine Würdigung der Künst lerin sprechen.

Hedwig Wangel   hat für ihre Gastspiele im Reiche aus dem Bolts­bühnen- Beriage bie Stompbie, Frau Sybregt von Abolf Baul erworben, in deren Zitelrolle fie fürzlich bei ihrem Baftspiel im Ito na er Stadttheater einen durchschlagenden Darstellungserfolg erzielte. Die Mag- Liebermann- Ausstellung ist auch Eonntags bis nachmittags 5 Uhr geöffnet.

3m Sturm, Potsdamer Straße 134 a, ist eine neue Ausstellung ers öffnet: Abftratie Photographien von Bruguiere( New York  ), Aquarelle von Adolf Küthe und eine Gesamtschau der Sturmfünstler.

Un die Kölner   Wertschulen, die Richard Riemerscheid leitet, ist jetzt Walter Maria Kersting   berufen worden. Er foll dort eine Abteilung über­nehmen, die sich mit der Herstellung von Modellen für die Massen. erzeugung und den Majsenverbrauch beschäftigen wird.

Eine franzöfifche Nationalfaffe für Citeratur. Unterrichtsminister Herriot  legte der Rammer einen Gesezentwurf bor  , der die Schaffung einer National­tasse für Literatur, Kunst und Bissenschaft bezwedt.