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Kampf um das russische Gel.list

Das flüssige Gold der Sowjets.- Großmächte und Diplomatie des Oels. Allen Nationen der Welt ist die Sehnsucht nach dem flüssigen| konnten, um größere Geldsummen ins Land zu bekommen. Benn Gold der Erde, dem Petroleum gemeinsam. Jeder Staat wendet die Ausbeute naturgemäß lange Zeit hindurch nicht die Vorkriegs­große Summen auf, um auf seinem Territorium Erdölquellen zu ziffern erreicht hat, so find die Sowjets doch imstande, jährlich erschließen, sich unabhängig zu machen von den machtreichen große Mengen Petroleum auszuführen. In der ersten Hälfte des amerikanischen und den russisch - türkischen Delgebieten. Italien hofft, Wirtschaftsjahres 1926/27 ist die russische Ausfuhr von Naphtha­in Kalabrien ergiebigen Quellen entdeckt zu haben, die Tschechen probuften von 626 000 Tonnen in der gleichen Zeit des Vorjahres fuchen fie in der Giomakei und auch die Deutschen pflegen ihre auf 807 000 Tonnen gestiegen. Quellen von Hannover bis Hamburg , arbeiten mit aller Macht an der Großfabrikation von fünftlichem Del.

Die großen Konkurrenten.

Das amerikanische Delvorkommen ist mit festen Verträgen in der Hand einiger weniger Gesellschaften, die teils rein amerikanisch), teils englisch - holländisch- amerikanisch den Markt beherrschen und eine fast unbeeinflußbare Preispolitik nach eigenem Gutdünken eine faft unbeeinflußbare Preispolitik nach eigenem Gutdünken treiben können. Die stärksten Exponenten dieser Erdölmacht sind die Standard- Dit" und die Shell- Company". Die Besitzverhältnisse auf dem amerikanischen Delgebiet find völlig geregelt, der Absatz­markt schlüsselmäßig unter die einzelnen Gesellschaften aufgeteilt. Machtpolitik in Delfragen ist aber auch dem ehemals so friedlichen Amerika selbstverständlich; nur mit Mühe wurde der offene Kampf

um das merikanische Del bisher verhindert.

Für Amerika gibt es überhaupt nur einen ernsthaften Konkurrenten auf dem Petroleummarkt, und das ist Rußland ! Lange Zeit hindurch hatte das Vorkriegsrußland im Erdölhandel an

Recht amüsant war der Standpunkt, den die Russen bei Ber handlungen über die Borkriegsschulden mit den Franzosen 1922 in Genua einnahmen. Selbstverständlich lehnten die Russen es ab,

brofia" schickte. Die feinen Adligen zahlten nicht gegen Raffe, wenn fie etwas fauften und durften auch nicht gemahnt werden; das galt in diesen Kreisen als anstößig. Nur einmal im Jahre, am 1. Januar, schickte Borchardt seinen Kunden die Rechnung ins Haus. Es ist flar, daß ein Geschäft mit derartigen Prinzipien und mit einer derartigen Kundschaft heute leicht gefährdet mird, wo die Kundschaft zwar noch die alten Neigungen hat, aber nicht mehr so bei Kasse F. G. ist wie früher.

Automobilindustrie und Kraftfahrzeugsteuer.

Die aus der Kraftfahzeugsteuer erzielten Einnahmen, vom Frühjahr 1924 an gerechnet, geben einen gewissen Anhalt für die Entwidlung des deutschen Automobilverkehrs. Die Steuer einnahmen betrugen in den Jahren( gerechnet vom 1. April bis 31. März):

1924/25 1925/26 1926/27

51,6 Millionen Mart 58,4 105,1

Danach haben sich die Einnahmen im legten Steuerjahr gegen­Rauf ausländischer Wagen, in Deutschland auch auf eine über 1924/25 mehr als verdoppelt, mas, abgesehen von dem entsprechende Belebung in der Automobilindustrie schließen läßt Besonders start war die Aufwärtsbewegung in den letzten Mo naten dieses Jahres. Die Steuereinnahmen betrugen:

getreu ihren revolutionären Brinzipien, die alte Schuld anzuerkennen. ( Heute soll sie, wenn Frankreich Kredite gewährt, zum großen Teil anerkannt werden.) Andererseits lag ihnen aber doch daran, mit Frankreich zu einem besseren Berhältnis zu kommen. So stellten sie furzerhand die Doktrin auf, daß Frankreich sich gewissermaßen an dem russischen Delportommen entschädigen follte, und zwar dadurch, daß es von Rußland Petroleum, das es dringend brauchte, beziehen sollte. Selbstverständlich komme eine Anrechnung dieser Delmengen auf die Borkriegsschulden aber nicht in Frage, vielmehr müsse das auf die Vorkriegsschulden aber nicht in Frage, vielmehr müsse das Del von Fall zu Fall sofort bezahlt werden. Es märe den Fran zosen burchaus angenehm gewesen, das Angebot bes Naphthafyndislegten Monaten dieses Jahres hat sich also gegenüber April/ Mai

fats" anzunehmen, das eine jährliche Lieferung von 100 000 bis 200 000 Tonnen zusagte, aber sie wollten dafür nicht neues Geld ausgeben, sondern verlangten Verrechnung auf die anzuerkennenden russischen Schulden. So zerschlugen fich die Berhandlungen, bei

April. Mai

1924

.. 2,5 2,8

1925 1926

4,5 5,0

5,3 6,0

1927

12,7 Millionen Mark 14,0

A

Das Aufkommen aus der Kraftfahrzeugsteuer in den beiden 1926 weit mehr als verdoppelt und gegenüber den ent sprechenden Monaten 1924 fogar verfünffach f.

zweiter Stelle gestanden, unmittelbar hinter den Vereinigten denen der russische Borschlag den Franzosen nur als ein zwar zeits Ralisyndikats G. m. b. 5. im Juni 1927 betrug 829 488 Doppel­

Staaten"; einmal, vor ungefähr 20 Jahren hatte die russische Pro­duktion sogar die amerikanische auf furze Zeit überflügelt, und stand an erster Stelle. Der Krieg und besonders die russischen inner­politischen Wirren hatten die Konkurrenzmacht Rußlands start

gemindert, und auch heute noch sind die Verhältnisse im russischen Erdölgebiet noch lange nicht auf Borkriegshöhe. Aber schon jetzt, mo wieder die Anfäße zu einer Erstartung der russischen Erdölmacht zu merken sind, spielen sich im russisch- faufafischen Naphthagebiet die ersten erbitterten Rämpfe ab zwischen den russisch - türkischen Herren und dem vordringenden eroberungsluftigen amerikanischen Delfapital. Wenn die Amerikaner, aber auch die Engländer, sich so start an dem russischen Erdölgebiet interessieren, so wissen sie warum und wozu! Das kaukasisch- kleinasiatische Erdölvorkommen ist nämlich ein gewaltiges, fast unerschöpflich scheinendes Petroleumbassin, dessen Reichtum bisher nur zu einem kleinen Bruchteil ausgeschöpft morden ist. Auf der anderen Seite interessieren sich die Amerikaner deshalb start für künstliche Dele, meil ihre natürlichen Vorkommen bald ver­fiegen werden. Die Grenzen des russischen Delgebietes laffen sich am besten durch ein Dreieck bestimmen, das zwischen den Städten Batum , Batu und Grozny liegt. Und dieses reiche Gebiet befindet fich fest in der Hand der Sowjets, die nicht daran denten, auch nur einen Teil dieses ihnen von der Natur überlieferten Schages frei­willig fremden Händen auszuliefern.

Bedeutung für die russische Bolkswirtschaft.

Für Rußland hat dieses Petroleumgebiet immer eine große mirtschaftliche Rolle gespielt. Schon zur zaristischen Zeit war einmal der Bersuch gemacht worden, die Ausbeutung in dirette staatliche Regie zu übernehmen, ein Versuch, der allerdings nicht glückte und der bald wieder einer privaten Bewirtschaftung durch Kon zeffionäre Blaz machte. Die Konzeffionen wurden einer ganzen Reihe von Gesellschaften auf lange Zeit gegeben. Im Jahre 1916 zählte man 310 Gesellschaften, deren Vermögen in ihren Bilanzen mit rund 870 Goldmillionen erschien. Start beteiligt an dem zu fluß fremden Kapitals mar, wie überall damals in Rußland , fran= zösisches Geld, das heute von den französischen Kapitalisten auf Berluftkonto gebucht werden muß. Die Revolution hat auch im Delgebiet aufgeräumt"! Mit den Konzessionären, die nicht zur Beit sich noch retten fonnten, murde vielfach kurzer Prozeß gemacht. Die Anlagen und Werke wurden beschlagnahmt und zum Staats­eigentum gemacht.

Noch wichtiger, als für die zaristische Regierung, find die Erd­ölquellen für die Sowjets! Für sie stellte das Petroleum zunächst den einzigen großen Ausfuhrartikel dar, über den sie verfügen

Ein kaiserlicher Sachverständiger. Warum Schutzölle für die Landwirtschaft?

Zu diesem Thema macht ein früherer faiserlicher Land­wirtschaftsfachverständiger in der Deutschen Tageszeitung" vom 28. Juni Ausführungen, über deren Primitivität sogar ein Deutsch nationaler den Kopf schütteln müßte

Es wird da versucht zu beweisen, daß die deutsche Landwirt­schaft nicht nur flimatisch gegenüber der ausländischen Landwirtschaft benachteiligt ist, sondern daß fie auch wesentlich höhere Unkosten allgemeiner Art zu tragen hat als diese. Es zeugt von einer selbst für die Agrarierpreffe auffälligen volkswirtschaftlichen Unberührtheit, wenn die im Berhältnis zu Kolonialländern hohe deutsche Grundrente herangezogen wird, um die Notwendigkeit eines Zoll­schutzes zu beweisen. Es dürfte doch auch einem Deutschnationalen befannt sein, daß die Bodenpreise in Deutschland entscheidend gerade durch die Agrarzölle gesteigert worden sind! Doch ist das Argu­ment typisch für die agrarische Denkart: Der Zoll steigert die Ge­minne der Landwirtschaft, dadurch steigen Grundrente und Boden preise und dann werden diese, gestiegenen ,, o sten" als Beweis für bie Notwendigkeit neuer Schußzölle angeführt.

Aus den Ausführungen feien zur Rennzeichnung des geistigen Niveaus des kaiserlichen Agrarsachverständigen zwei Buntte heraus­gegriffen. Einmal die Löhne: Der faiserliche Artikelschreiber, der Amerika gut fennen sollte, da er dort tätig war, scheint nicht zu wissen, daß die Löhne in unserem größten Getreideimportland Amerita wesentlich höher sind als in Deutschland , sonst hätte er diese Frage doch wohl nicht berührt. Daß trotzdem die Arbeits­foften pro Heftar dort geringer sind, als in Deutschland , ist bei der amerikanischen Landwirtschaftstechnik nicht verwunderlich. Auf dem großen Maschinenpart, dessen Kosten bei einem Vergleich zu denen des Lohnes dazugezählt werden müssen, beruht auch die größere Produktivität der einzelnen Arbeiter drüben. Außerdem wird die überseeische Landwirtschaft viel intensiver betrieben als die deutsche . Das muß gejagt werden; denn wenn in dem Artifel gefchrieben wird, daß der nordamerikanische Landarbeiter eine 2%, teilweise eine 7% mal größere Leistung aufweist als der deutsche , so könnte Diese Behauptung noch zu dem falschen Schluß führen, daß unsere Landarbeiter weniger arbeiten, als thre amerikanischen Kollegen. Geradezu empörend ist aber, wenn die Anspruchslosigkeit der Londarbeiter in Dafota, die sich angeblich zu gänzlicher Alfohol­und Tabakenthaltsamkeit verpflichten müssen, den gesteigerten Lebensansprüchen unserer Landbevölkerung gegenübergestellt wird. Daß sich unsere Landarbeiter nicht den geringsten Lugus leisten fönnen, weiß jeder.

Neben den Lohnausgaben sollen die hohen Kunstdüngerfosten, die mit 80 mort pro Heftar angefekt merden( das würde einen drei bis cierral so hohen Kunstdüngerverbrauch bedeuten als mir

gemäßer, aber schlechter Wiz erschien.

Russische Delgeschäfte mit dem Ausland.

ab. Im letzten Jahre war die Aktivität Rußlands für die Förderung Einen der ersten Lieferungsverträge schloß Rußland mit Italien des Delerporis besonders groß. Mit der Standard- Dil- Co. wurden Lieferungsverträge, besonders für die Belieferung Englands abge: schlossen, wobei England auch eine gewisse Entschädigung für die früheren fapitalistischen Erdöllonzeffionäre durchfezte. England stand überhaupt bis zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen unter den Delkäufern Rußlands an erster Stelle. Mit den französischen Marineminifterium laufen Verträge zur Lieferung von 170 000 Tonnen im Jahre 1927 und von 215 000 Tonnen im Jahre 1928, denen auch Lieferungen für die Industrie folgen sollen. Die fran zösischen Käufe werden bar bezahlt. Im ersten Halbjahr 1926/27 wurden rund 90 Proz. des russischen Delerports nach europäischen Ländern ausgeführt.

In den letzten Jahren sind die Russen mit großer Energie an den Weiterausbau ihrer Erdölanlagen gegangen, die staatlichen Ingenieure find überall fieberhaft an der Arbeit, die Leistungsfähig­feit der alten Anlagen zu steigern und neue zu errichten. Für die Berarbeitung des Rohnaphthas merden dabei fowohl ausländisches Rapital als auch ausländische Techniker verwendet. Das Suchen nach neuen Erdölvorkommen erstreckt sich fast auf das gesamte Gebiet der Union . In Maitop find neue große Anlagen entstanden, die sehr produktionsstart zu sein scheinen, in Saloustaya hat man neuerdings Betroleum, allerdings in nicht sehr reiner Form, gefunden, in Bozneffenst wurden Brunnen errichtet, in Sathaline, Dufta, Sourat. hany wachsen die Bohrtürme wie Wälder aus dem Boden. Und auch im Ural , in Doffor und Makat, hat man mit erfolgreichen Bohrungen

begonnen.

Der Kaliabjah im Monat Juni. Der Absatz des Deutschen gentner Reinfali gegen 828 389 Doppelzentner im gleichen Monat des Vorjahres. Der Gesamtabsay in den beiden ersten Monaten( Mai und Juni) des laufenden Dünge­jahres beträgt 1 259 969 gegen 1246 469 Doppelzentner Reintali in in den ersten 6 Monaten des laufenden Kalenderjahres beträgt ben ersten beiden Monaten des Düngejahres 1926/27. Der Absatz

7 149 695 gegen 6014 248 Doppelzentner Reinfali in den ersten 6 Monaten des Kalenderjahres 1926. Der große bisherige Mehr­abfaz des Jahres 1927 von weit über einer Million Tonnen ist also

auch im Monat Juni noch um eine Kleinigkeit erhöht worden.

Die Reichsbahn führt ihr Programm durch. Berbilligung auf der Deutschen Reichsbahngesellschaft wurde beschlossen, das ursprünglich Berliner Stadtbahn . In der Dresdener Verwaltungsratsfizung der aufgestellte Beschaffungsprogramm, das Anfang dieses Jahres aus finanziellen Gründen abgedrosselt wurde, wieder aufzunehmen, meil insbesondere der Güterverkehr sich sehr günstig entwickelt habe. Für die Durchführung des restlichen Brogrammes sind damit etwa 120 Millionen Mart bewilligt, von denen 43 Millionen für die Erneuerung der baulichen Anlagen, 34 Millionen für Fahr­zeuge und maschinelle Betriebe und 50 Millionen für den Ersag von Fahrzeugen verwendet werden sollen. Außer einigen Güter­tarifermäßigungen wurde dem Vorschlage zugestimmt, im Ber­ liner Stadt und Vorortverfehr die 15- Pfennigzone von 7,5 auf 12 Kilometer hinaus zurücken. Außerdem soll der Uebergangsverkehr zwischen Stadt- und Ringbahn in der bisherigen Nahzone verbilligt werden. Diese Maßnahmen werden getroffen trotz der zu erwartenden Erhöhung der Ber= fonalausgaben.- Unsere Kritik der Reichsbahnfinanzen ist also in jeder Hinsicht zu Recht erfolgt. Die Reichsbahn ist nicht nur in der Lage, aus den laufenden Einnahmen die Tarife zu senten, sondern darüber hinaus auch noch das Beschaffungsprogramm poll durchzuführen, wobei mit größter Wahrscheinlichkeit auch jene Re­ferpen nicht angegriffen zu werden brauchen, die die Reichsbahn­gesellschaft nach ihrem letzten Abschluß neu gebildet hat.

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Dieses Aufblühen der russischen Erdölproduktion, die ihr folgende Konkurrenz auf dem Weltmarkt, sind sicher auch mit ein Grund zu der scharfen Zuspigung der oußenpolitischen Lage Rußlands . Es geht bei allem Kampf gegen Rußland nicht nur gegen den Bolsche mismus, sondern wie beim Petroleum um äußerst reale Dinge, die im Hauptbuch der kapitalistischen Machtintereffen in der Welt mit Gewinn oder Verlust gebucht werden. So werden auch die Inter­effentämpfe im taufajfisch- fleinasiatischen Delgebiet immer stärker in den Vordergrund der west- östlichen Politik treten und von neuem den Beweis liefern, daß Del für die Menschheit von heute troy allerschaft hofft, alle weiteren Rationalisierungstoften gleichfalls technischen Erfindungen immer noch eine internationale Großmacht ist, mit der zu rechnen jeder Staat in der Welt gezwungen ist!

ihn tatsächlich in Deutschland haben!), ebenfalls die deutsche Land. mirtschaft im Gegensaz zur ausländischen Konkurrenz schwer be­laften. Daß die Intensivierung und ganz besonders auch gerade der Kunstdüngeraufwand die Erträge und damit die Einnahmen der deutschen Landwirtschaft in beträchtlichem Maße gesteigert haben, wird wohlweislich verschwiegen. Die Mehrerträge der deut. schen Landwirtschaft betrugen aber z. B. im Jahre 1925 pro Heftar Weizen gegenüber War! Dztr.

Argentinien . Vereinige Staaten

Roggen Dztr. 11,2 9,6

in

268,80

230,60

int

14.0 12,1

Mark 352,0 290,4

Bei dieser Gegenüberstellung sind die Preise für In- und Aus­land gleich angenommen. Würde man die Erzeugerpreise schuß der deutschen gegenüber der ausländischen Landwirtschaft. Er­einsetzen, so ergäbe sich noch ein bedeutend größerer Einnahmeüber­gebnis: einer wissenschaftlich unhaltbaren Berechnung der deutschen

Mehrkosten von 200 marf steht eine Mehreinnahme von 230 bis 350 Mart gegenüber! Nach dieser Berechnung wäre also nicht nur jeder Zoll überflüssig, sondern die deutsche Landwirtschaft fönnte fogar unter Weltmarktspreis produzieren! Hätte der faiserliche Landwirtschaftsfachverständige" nicht ,, agrarisch" gedacht, so hätte er nach seiner tiefschürfenden Untersuchung viel eher für völlige Zollaufhebung eintreten dürfen.

Der Mundschenk der Könige in Konkurs. Zum Zusammenbruch der Firma J. W. Borchardt. Konfurses find immer unerfreulich, denn sie werfen unschuldige Arbeiter und Angestellte auf die Straße. Wenn aber eine Firma, die fich rühmen konnte, Lieferantin faft aller Höfe und feudalen reise zu sein, um sie mit den ausgewähltesten Delikatessen zu der fergen, heute zusammenbricht, so fann auch die Arbeiterschaft solchem Ereignis feine Träne nachmeinen. Ist doch der Zusammenbruch der Feinkosthandlung F. W. Borchardt fast wie der Urteilsspruch einer Beit, die auch feudalen Schlemmereien ein Ende sezen will. Die Firma hat über 500 000 Mark Schulden und braucht 700 000 Mart zu ihrer Sanierung. Aber niemand will sie bereitstellen, denn wer glaubt heute noch an das Wiederaufleben eines Geschäftes, daß Austern. Kaviar, Summern und Champagner nur im großen vertreiben will? Die bürgerliche Presse erzählt davon, daß die Borchardts in der Zeit des Kaiserreiches steinreiche Leute gemefen sind. Dort frühstückten Bismard, Holstein und andere Diplomaten, aber auch der König von England und viele große Fürstlichkeiten versagten den Borchardtschen Weinstuben niemals ihren Besuch. Eine Gesellschaft am Hofe des Erfaifers oder des Erzaren war nicht möglich, wenn nicht Borchardt ,, Rektar und Am-|

Berlin- Gubener Hulfabrik hat wieder mächtig verdient. Wir hatten bereits fürzlich mitgeteilt, daß die Berlin Gubener utfabrit 2. G., Guben , für das Jahr 1926 16 Prozent Dividende zahlt. Aber die 16prozentige Dividende umfaßt offenbar nur einen Teil der tatsächlich erzielten Gewinne. Zunächst konnten nach dem Geschäftsbericht sämtliche Aufwendungen zur Rationalisierung der Betriebe aus laufenden Einnahmen Doppelte Dispositionsfonds nicht angegriffen zu werden gedeckt werden, so daß der im Vorjahr zu diesem Zwed ver braucht. Trogdem werden auch jetzt aus dem Reingewinn wei­tere 100 000 Mart diefem Fonds zugeführt. Die bisherigen Ein­nahmen im Jahre 1927 find gleichfalls so beträchtlich, daß die Gesell­daraus zu finanzieren. Damit nicht genug, wird aus dem Reinge­winn noch eine Sonderrücklage von 100 000 Mart geschaffen, die, wie im Geschäftsbericht verraten wird, bei den noch immer nicht völlig übersehbaren wirtschaftlichen Verhältniffen als Rückstellungen für eventuelle Schuldnerpleiten dienen sollen. Nötig ist das feines­megs. Wie man aus den Bilanzen schließen darf, sind die Ein­zahlungen so prompt erfolgt, daß die Banfguthaben um den vierzehnjachen Betrag( von 110.000 Mart auf fast 1,5 mill. Mart) angeschwollen sind. So ist auch wohl die Sonderrücklage mur von dem Standpunkt aus zu betrachten, daß die Gewinne irgendwo untergebracht werden mußten. Einschließlich des gesetzlichen Reserve­fonds von 600 000 Mark betragen die erkennbaren Rejer ven jezt 1,3 Millionen Marf, das sind 25 Prozent des Aktien­tapitals. Das neue Geschäftsjahr beschäftigte bisher die Betriebe bis zur Grenze ihrer Leistungsfähigkeit.. So wird auch für 1927 eine große Ernte minfen.

Neue 100- Millionen- Anleihe der Rentenbankkreditanstalt. Seit längerer Zeit ist bekannt, daß die Deutsche Rentenbankfrebitanstalt eine zweite große Auslandsanleihe für die Landwirtschaft auf­zunehmen beabsichtigt. Jezt steht fest, daß der Anleihebetrag min­destens 25 Millionen Dollar, also mindestens ebensoviel wie die erste Anleihe betragen wird. Die Beratungsstelle für Auslands anleihen hat die Bedingungen für die geplante Dollaranleihe ge­prüft und die Borgenehmigung erteilt. Die endgültige Genehmigung muß von der Reichsregierung erteilt werden.

Sehr Günftiges aus der Maschinenindustrie berichtet die Ver­Botorny& Wittekind. Im neuen Jahre liege ein Auftrags­waltung der Frankfurter Maschinenbau A.-G., vorm. eingang vor, der rund 75 Prozent höher liege als im Jahre 1926. Der Bestand an Aufträgen reiche für drei bis vier Monate aus, die Belegschaft sei um etwa 70 Prozent höher wie zur gleichen Zeit des Vorjahres. Die Forderungen aus dem laufenden Geschäft seien etwa zmeieinhalbmal jo groß wie die Ber­pflichtungen gegenüber den Lieferanten.

Gute Konjunktur im Schuhhandel. Umstellung auf Lurus­produktion. In der Generalversammlung der Konrad Tad u. Cie. 2.-G. Berlin und Burg bei Magdeburg teilte die Verwaltung mit, daß sich die diesjährigen Umfäße gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres um rund 30 Proz. erhöht haben, ohne daß diese Umsatzsteigerung die Inanspruchnahme des Bank­Predits erfordert habe. Es wurde also nicht nur prompt bezahlt, sondern auch offenbar gut verdient. Bemerkenswert ist die Mit­teilung, daß die Fabrikation auf Lurus umgestellt werde, was sich schon im Herbst auswirken dürfte.

Guter Fortgang der deutsch - franzöfifchen Berhandlungen. Ab­bruch zwischen Belgien und Frankreich . Die offiziöje Havas- Korre­spondenz teilt mit, daß die deutsch - französischen Verhandlungen zum Abschluß eines langfristigen Handelsprovisoriums günstig fortschreiten. Weber die belgisch - französischen Handelsver tragsverhandlungen wird jedoch von anderer Seite gemeldet, daß es wegen des Widerstandes der belgischen Industriellen gegen den hohen französischen Bolltarif zu einer Unterbrechung gekommen ist, die voraussichtlich lange dauern wird.