„R e i ch s k> a n n e r" gemeint und Vereinsfarben genössen keinen strafrechtlichen Schutz.... Das ist dieselbe Gedankenwelt, aus der das Urteil„Im Namen des Königs"... gegen den„Vorwärts" entsprossen ist. Die F a r b e n der Republik — nun ja, das sind Vereins- färben, die beschimpft werden dürfen. O f f i z i e r e der Re- publik— wie die zu den Reichsfarben stehen,„wissen Sie ja selbst ebensogut", um mit dem Kapitän Groß zu sprechen. Bleiben die Richter der Republik , die aus Versehen„im Namen des Königs" Recht sprechen. Schließlich eine große Regierungspartei, die die Achtung vor der republikanischen Staatsform und Ajren Symbolen zu wahren verspricht, aber nur Haß oder Hohn und Spott für diejenigen aufbringt, die mit heißem Herzen und ernstem Wollen für den demokrati- schen Volksstaat kämpfen. Man muß die Dinge im Zusammenhang sehen, um allerlei verdächtige Zusammenhänge zu erkennen. Die Eintracht im Dürgerblock. „Wenigstens nach dem Bericht Stresemauns." Der„Tägliche Dienst für nationale Zeitungen" behandelt den Beschluß der Mandatskommission. Er stellt fest, daß stch„die V«r. treter Englands, Frankreichs und Belgiens " gegen die Aufnahme eines deutschen Mitgliedes gewandt haben. Er entdeckt dabei„den sehr merkwürdigen Widerspruch, daß die drei Außen- minister dieser Staaten wenigstens nach dem Bericht des deutschen Außenmini st ers in der vertraulichen Rats- sitzung sich gerade dafür eingesetzt haben, daß Deutschland Mitglied der Mandatskommisston werde". Ein gewisser Teil dieses Widerspruchs klärt stch nun zwanglos daraus, daß die Pressekorrespondenz der Deutschnationalen nicht weiß, was unsere Leser längst wissen: Daß nämlich die Mitglieder der Mandatskommission nicht die Vertreter ihrer Regierungen sind. Rur deshalb hat es ja zu den bekannten schweren Auseinander- setzungen zwischen den Regierungen und der Mandatskommission über ihre Zuständigkeit kommen können. So freut sich, wad ein rechter Nationalist ist, auch nicht etwa darüber, daß einmal„den beiden Hauptbedrückern Deutschlands , den Großmächten England und Frank- reich in der Mandatskommission von den anderen Mächten eine schwere diplomatische Niederlage beigebracht worden ist". Ihn interessiert der parteipolitische Gesichtspunkt. Mit den Worten: „wenig st ens nach dem Bericht des deutschen Außenmini st ers, unterstellt es diesem, daß er gelogen hat, als er in Berlin berichtete, Englands und Frankreichs Außen- m i n i st e r hätten im Rate der Mitgliedschaft eines Deutschen z u- g e st i m m t. Eine kleine, aber echt nationalistische Gemeinheit gegen � den Außenminister der eigenen Regierung! Eine kleine, spitze Nieder- trachk des Hauses Westarp gegen Stresemann , dem Westarp seine Regierungsmacht verdankt!— Eine Anfrage wegen üer Reichswehroffiziere Englands Luftminister wird darauf gestellt, ob er die deutschen Offiziere eingeladen hat. London , 8. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Der Arbeiterabgeord- nete David K i r k w o o d hat den Lustminister davon verständigt, daß er angesichts der widerspruchsvollen Nachrichten über die Vorgeschichte der Anwesenheit deutscher Offiziere bei den Luft- Manövern in Henley bei nächster Gelegenheit an die Regierung im Unterhaus folgende Fragen stellen wird: Waren deutsche Offiziere anwesend: wenn ja, wieviele und welchen militärischen Ranges? Auf wessen Einladung waren sie anwesend? » Diese Nachricht läßt es erkennen, daß auch der englischen Ar- beiterpartei es nicht gleichgültig ist, ob deutsche Offiziere an englischen Manövern teilnehmen. Sie will den Minister zwingen, amtlich etwas zuzugeben, was bisher eine noch unbestätigte Behauptung ist: daß nämlich die Einladung vom konservativen Luftfahrtminister
ausgegangen ist. Damit fft zugleich ein Vorgang, der noch hinter den Kulissen der Bureaukratie im Dunklen blieb, auf die helle Bühne gezogen, auf der sich der Kampf zwischen Opposition und Regierung abspielt. Eine entsprechende deutsche Anfrage würde etwa an den Außenminister gestellt werden, und um Auskunft darüber ersuchen, ob die Reichswehrofsiziere als Offiziere in Henley gewesen sind, ob ihre Reise seine Zustimmung gefunden hat, und ob er derartige Be- such« sür politisch zweckmäßig halte. Die Einrichtung der „Kleinen Anfragen " im Reichstag ist jedoch durch die Sabotage der Bureaukratie auf der einen Seite und durch den Mißbrauch der Kommunisten und Völkischen auf der anderen seit Iahren außer praktischen Gebrauch gekommen. Der Bericht unseres eigenen Berichterstatters betont aber noch etwas anderes, nicht minder interessantes. Im Unterhaus wird nicht, wie früher im Reichstag und noch heute im Landtag, die Frage selbst schriftlich eingereicht und dann schriftlich oder mündlich beantwortet. Sondern der Abgeordnete kündigt nur an, daß er eine Frage stellen werde, der Minister stch also auf ihre Antwort vorbereiten möge. Der Abgeordnete wird sich also in einer der nächsten, für.Kleine Anfragen " In der Woche mehrmals reservierten halben Stunde stellen und die Anfrag« an den Minister stellen. Dieser selbst oder als fein Stellvertreter— stets der parlamentarische Staatssekretär, und nicht ein beliebiger Geheimrat— erhebt sich dann zur Antwort, die dann je nachdem aus a" oder„N ein", oder aus der gewünschten Auskunft oder ihrer Verweigerung besteht. So hat sich das Unterhaus das Recht der Anfragen an die Minister gewahrt. Es vollzieht sich dort in der lebendigen Form des parlamentarischen Frage- und Antwortfpieles. parlamentssthlacht gegen poincarö. Das Linkskartell hält für die Wahlreform zusammen. Paris , 8. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Di« Kammer hat am Freitag nachmittag und die ganze Rächt hindurch die Debatte über die Wahlreform fortgesetzt. Die Sitzung dauert auch in den frühen Morgenstunden noch an. Die Rechte, in vier aufeinander sol- genden Abstimmungen über von ihr eingebrachte Abänderungs- antrüge geschlagen, flüchtete sich in ihrem aussichtslosen Be- mühen, die Wahlreform trotzdem zum Scheitern zu bringen, in die Obstruktion. Si« verlangte von jetzt an bei jeder Abstimmung namentliche Abstimmung, wodurch die Debatte die Nacht hin- durch kaum vom Fleck kam. Jedoch wurde die Abstimmungs- disziplin der Linken aufrechterhalten. Der gefährliche Antrag der Rechten, der ans Einführung der reinen Verhältaiswahl, wurde mit 255 gegen 175 Stimmen abgelehnt. Auch die Sozialisten haben sich, obwohl natürlich grund- sätzliche Anhänger des Proporzes, gegen den Antrag der Rechten gewandt, der nur ein Manöver darstellte: die reine Verhältnis- wähl wäre im Senat b e st i m m t abgelehnt worden, und ihre An- nähme in der Kammer hätte also lediglich die Beibehaltung des jetzigen Systems zur Folge gehabt. Die Debatte führte zeitweise zu lärmenden Zwischenfällen und wüsten Tumulten. Die Stimmung der Rechtsparteien gegen das Ministerium hat sich verschärst, weil mehrere Minister Anhänger der Verhältniswahl sind. Das zeigte sich zum Beispiel am Schluß der Freitagnachmittagsitzung. Ein sozialistischer Abgeordneter hatte den Kolonialminister über Grausamkeiten befragt, die beim Eisenbahnbau in Französisch- Kongo gegen Neger vorkamen. Der Kolonialminister wollte die Eisenbahngesellschaft verteidigen. Er konnte jedoch wegen desungeheurenLärmens derRechts- parteien nicht antworten. Er verließ, ohne ein Wort zu sagen, die Tribüne. Poincare mußte persönlich eingreifen und, unter Stellung der Vertrauensfrage, die Vertagung der Jnter- pellation herbeiführen. Diese Schlappe des Kolonialministers folgt auf die anderen, die sich in den letzten Wochen der Handelsminister Bokanowski, der Justizminister B a r t h o u und die anderen Minister holten. Das Ansehen des Kabinetts poincarä ist bei den
Rechfsparkeien mehr mh mehr hn Schwinde«. Di« Wahlreform wird sehr wahrscheinlich trotz ihrer Obstruktion zur Verabschiedung gelangen. Das können die Rechtsparteien dem Ministerium nicht vergeben. Sie werden die erste Gelegenheit ergreifen, es zu Fall zu bringen. Amnestie für die Heimatbündler? Paris , 8. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Poincare hat der Kammer angekündigt, er werde am Nationalfeiert ag zu- gunsten der wegen des Elsässischen Manifestes bedrohten elsäfsischen und lothringischen Beamten Begnadigungen erlassen. Turatis Zreunüen üroht öas Zuchthaus. Seine Fluchthelfer vor Gericht. Rom . 8. Juli. (TU.) Die Strafkammer in Savona verhandelt« wegen Begünstigung der Flucht des sozialistischen Abgeordneten T u r a t i, der im Dezember mit einem Motorboot von Savona nach Korsika geflohen ist. Angeklagt ist der frühere Redakteur des „Corriere della Sera ", P a r r i, und einige Mitarbeiter des „Avanti". Auch der Unternehmer aus Savona , der das Motorboot zur Verfügung stellte, ist angeklagt. An eine Verurteilung ist nicht zu zweifeln, nachdem die Strafkammer von Zondrio die Fluchthelfer des Abgeordneten M i g l i o zu hohen Gefängnisstrafen verurteilte. Der römische Sondergerichtshof verurteilte den früheren Di- rektor der Agrarbank von Cividalc, Sanuttini, wegen Bei- Hilfe zum Zaniboni- Attentat zu einer Zuchthausstrafe von acht Jahren und zwei Monatert. Sanuttini hatte für die Aus- führung des Attentats 10 000 Lire zur Verfügung gestellt.
Natürlich Regierungsfieg in Rumänien . Wahlgesetz und Rcgierungsapparat haben funktioniert. Bukarest . 8. Juli. (WTB.) Obgleich die Ergebnisse der Wahlen in Rumänien noch nicht vollständig vorliegen, steht doch heute vor- mittag bereits fest, daß die Regierung in den Gebieten des alten Königreichs, Bessarabien und der Bukowina eine große Mehrheit erzielt hat. Die Oppositionspartei der nationalen Bauern hat in Transsylvanien bessere Ergebnisse erreicht. Die Regierungsmehrheit beläuft sich auf etwa 60 bis 65 Proz. der Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen, während die nationale Bauernpartei 20 bis 25 Proz. der Stimmen für sich buchen kann.' Es ist fraglich, ob, abgesehen von der Gruppe der nationalen Minderheiten, die anderen Parteien die Quote von 2 Proz. der Gesamt st immenzahl erreicht haben, die er- forderlich ist, um überhaupt Sitze im Parlament zu erhalten. Die Wahlen verliefen völlig ruhig und ohne jeden Zwischenfall. Zusammengebrochene f>etze. Altenburg (Sachsen ), 8. Juli. (Eigener Drahtbericht.) Der sozial- demokratische städtische Finanzkämmerer Danz, gegen den feit '/> Jahren ein Verfahren wegen fahrlässigen Falscheides schwebte, wurde am Donnerstag vom Schöffengericht Altenburg freigesprochen: die Kosten des Verfahrens wurden der Staats- lasse auferlegt. Bürgerliche Jntriguen und die persönliche Hetze einen deutschnationalen Oberstadtsekretärs hatten zu dem Verfahren geführt, das nunmehr endgültig zusammengebrochen ist.
Reue Lmidesverralsversahren. Wie die„Rote Fahne" mitteilt, sind gegen ihre verantwortlichen Redakteur« insgesamt fünf neue Hoch- und L a nd e so e r ra t sv e r j a h r e n vom Oberreichs- anwalt eingeleitet worden. Ein Maffenprokest für Sacco und Vanzetti. In New Park streikten etwa 300 000 Arbeiter eine Stunde lang, um gegen die Verurteilung der beiden Anarchisten Sacco und Vanzetti zu pro- testieren. In mehreren Massenversammlungen wandten sich die Redner in englischer, französischer, spanischer, italienischer und deut- scher Sprache gegen das Urteil. In einer Versammlung kam es zu einem halbstündigen Tumult mit der Polizei, die den Redner am Sprechen verhindern wollte und drei Verhaftungen vornahm.
Till Eulenspiegels Vermächtnis. Von Peter Polier. Als anno 1350 zu Mölln , der guten Stadt, der wackere Schalks- narr Till, genannt Eulenspiegel, sich endgültig zum Sterben legte, kam ihm, nebst anderen gottlosen und schelmischen auch der Gedanke, daß er dieser W«lt keinesfalls Valet sagen dürft«, ohne ihr ein seiner würdiges Vermächtnis zu hinterlassen. Zwar war er arm wie eine Kirchenmaus, doch glaubte«r immerhin, einige Dinge zu besitzen, die alten damit Bedachten von sinnreichem Nutzen sein sollten., So ließ er denn kurz vor seinem Tode zu dem BeHufe der Testament-aufsetzung den herzoglichen Notarius der Stadt zu sich berufen, und als dieser, mit Tintenhorn, Feder und Pergament wohlversehen, an sein Lager trat, redete er ihn folgendermaßen an: „Lieber Meister! Seit mehr denn fünfzig Iahren haben Fürsten , Pfaffen und Bürgersleute mich als den größten Narren des heiligen römischen Reiches deutscher Nation verschrien. Dies war ein großes Unrecht, das man mir zugefügt hat! Ich war kein größerer Narr als jene, so mich verklagten, denn nie habe ich andere Narrheiten begangen, als ich täglich in meiner Umgebung hundertfältig ge- schehen sah! Mein einziges Unglück war, daß ich in meiner Narr- heit stets noch größere Narren fand, die mich für ernst nahmen. Aber statt aus meiner Torheit Lehre und Nutzen zu ziehen, fühlten sie sich von mir betrogen, und statt die eigene Narrheit im Spiegel der meinigen zu erkennen und sich zu bessern, gingen sie hin und verklagten mich wegen des Schadens, der ihnen aus meiner Wahrheit erwachsen! Sehet, so habe ich mich zeitlebens fruchtlos zum Narren ge- macht, indem ich mich wider besseres Einsehen gab wie die andern, und keinerlei Nutzen gestiftet denn Aerger und Aufruhr. Dies will ich gut machen im Tode und meinen Freunden und Gegnern nur ein paar Dinge vermachen, die sie nach Art ihres Verstandes wie ihrer Aemter und Würden schon von jeher sinnreich zu brauchen gewohnt sind, ohne es zu wissen.— So schreibet denn sorgsam nach meinen Watten Till Eugenspiegels letzten Willen und seid gewiß, daß Ihr im Verlauf Eures Amtes schon größere Narrheiten aufgezeichnet habet als diese. Testamentum. Ich, Till Culenspiegel, berühmter Schalksnarr und Bürger zu Mölln im Lauenburgischen, woselbst ich am heutigen Tage ge- starben, vererbe nachstehenden hohen und ehrwürdigen Personen aus meinem genügen Nachlaß zu ihrem Nutzen und Frommen folzende Dings: .Acl 1. des Kaisers Majestät, meinem gnädigen Herrn: Ein Schwert ohne Klinge— ein Szepter ohne Griff— und ein Heer ohne Führer und Soldaten! Ad 2, allen Fürsten und Herren in Deutschland : Einen
Beutel ohne Geld— einen Kopf ohne Verstand— und ein Schabeisen zum gewohnten Schinden ihrer Völker! Ad 3, allen Pfaffen und Pfafsendienern der Welt: Einen Glauben ohne Gott — eine Bibel ohne Text— und ein Gebet ohne Inhalt! Ad 4, allen Richtern und Vögten des Landes: Einen Verstand ohne Herz— ein Gesetzbuch ohne Recht— und ein Urteil ohne Einsicht und Ueberlegung! Ad 5, allen Bürgern und Wuchern In unrechtem Besitz: Einen Geldkasten ohne Boden ohne Schloß— ein Kapital ohne Zins— und ein fröhlich Gedeihen im sauren Schweiße der Armen! Ad 6 aber, allen Unterdrückten und Ausgesogenen der Menschheit: Soviel Narrheit als man benötigt, um alle Plagen und Lasten eines armseligen Lebens immerdar geduldig zu ettragen und sich niemals dagegen aufzulehnen! Alles dieses vermache ich meinen Erben zu freiem Gebrauche bis an der Welt Ende, da sie«inander glücklich aufgefressen haben werden!— Sela." ... Till schwieg. Kopfschüttelnd schrieb der Notarius. Doch ehe er Schlußsatz und Datum unter das Dokument setzte, fragte er den sterbenden Narren:„Und ist dies alles?" „Ja," nickte Till,„und glaubet mir, hierin ist alles enthalten, dessen die Menschen zur Fottsetzung ihrer Narrheit und ihres Jammers bis zum jüngsten Tage bedürfen! Alles weitere wäre von Uebel.... Gebt mir nunmehr die Feder, auf daß ich unter- zeichne." Und mit zitternder Hand malte der Schalk seine Eule unter das Schriftstück. Dann aber drehte er sich zur Wand und sagte kein Wort mehr, denn er war fettig mit aller Narrheit der Welt— der eigenen wie jener der andern....
Szöke Szakall -Abend. Abend? Nein, es war eine wirkliche Nachtvorstellung. Denn als ich nach 1 Uhr das„Theater am Kurfür st endamm" verließ, stand noch die größere Pause und der dritte Einakter bevor. Ezakall hat sich in Taggers Revuen be- merkbar gemacht. Jetzt will er ganz allein das Theater erfüllen: er schreibt sich seine Szenen selber, gibt den Mitspielern die Stichworte für sich selbst und hat selber soviel Spaß an leiner breiten, saftigen Art, daß er kein Ende findet und alles überdehnt. Also: los- gelassenes Theater. Der Mime, als Erbe des antiken Mimus und seiner Nachkommen, der vielbenannten, aber im Wesen immer gleichen lustiqen Person, steht im Mittelpunkt, wird Selbstzweck. Was spielt Szakall? Den jüdischen Handlungsreisenden, der sür 24 Stunden der Stellvertreter des Prinzregenten wird, oder den frechen Eindringling, der um der Frau willen den Ehemann als angeblichen Telepath betölpelt. Im Grunde spielt er immer sich selbst wie Pallenberg, mit dem er einige Züge der südöstlichen Her- kunst teilt. Seine Komik liebt das Auftragen, die Wiederholung, die Steigerung, manchmal ist sie penetrant wie der Charakter der dargestellten Person. Die Skala der Töne und Tönungen ist um- fangreich: vom schlau sich anpassenden Furchtfamen bis zum impo-
sank sich gebärdenden Frechling. Dazwischen sehr viel Erfreuliches. Das Genre— erhöhtes Herrnfeldtheater— mag überaltert, die Degradierung des Stückes und der Mitspieler— nur Hanni W l i s s e wäre zu nennen— beklagenswert fein, Szakall ist eine Nummer für sich. Gebt ihm die Stück«, die er braucht.— r. Rußlands Eisenreichtum. Auf der russischen Naturforscherwoche in Berlin wurden sehr interessante Mitteilungen über die erfolgreiche Zusammenarbeit von Wissenschast und Technik gemacht. Insbeson- dere die Geophysik hat große praktische Erfolge aufzuweisen. So konnte man z. B. in den südöstlichen Randgebieten Rußlands auf Grund sorgfältigster Erdbebenforschung die Eisenbahn Turkestan — Sibirien mitten durch das Bebengebiet auf die bebensichere Querzone oerlegen. Noch zukunftssichere Erfolge aber konnten bei der Durch- forschung der Abweichungen erzielt werden, die schon seit langem in dem Verhalten der Magnetnadel in großen Teilen des Kursker Ge- bietes unweit Moskau beobachtet worden waren. Es gibt eine ganze Anzahl von Punkten der Erdoberfläche, an denen eine um ihren Schwerpunkt drehbare Magnetnadel Abweichungen vom Normalen in ihrem Aufschlag zeigt. Schon früher vermutete man, daß diesem seltsamen Verhalten ein besonderer Reichtum der Orte an Eisenerzen und sonstigen magnetischen Mineralien entsprechen müßte. Der russische Physiker Lasarew hat nunmehr in mehrjährigen Unter- suchungen das Geheimnis der berühmten Kursier Abweichungen der Magnetnadel aushellen können. An rund 20 000 Punkten wurden magnetische Messungen neben solchen der Schwerkraft ver- anstaltet. Bohrungen, die nebenher gingen, machten aus den wissen- schaftlichen Vermutungen, daß unter der Oberfläche des Kursker Gebietes gewaltige Eisenerzlager vorhanden sein mühten, zur Ge- wißheit. Nach der vorläufigen Schätzung handelt es sich um ein Erzvorkommen vdn rund 15,5 Milliarden Tonnen mit einem Eisen- gehalt von mindestens 30 Proz., also um rund 5 Milliarden Tonnen Reineisen. Die gesamten Eisenerzvorkommen Europas sind ins- gesamt nicht so umfangreich wie dies nunmehr endgültig festgestellte Kursker Lager, so daß Rußland fortan zu den reichsten Erzgebieten der Erde gezählt werden muß. Mit der Ausbeutung wird es freilich noch gute Wege haben. Konstanlinopel heißt jetzt Rkustapha kemal! Der Besuch, den der Präsident Mustapha Kemal Konstantinopel abstattet, soll dadurch verewigt werden, daß die alte türkische Hauptstadt umgetauft wird. Es wird ein Gesetz der Nationalversammlung unterbreitet werden, nach dem Konstant'inopel von jetzt an Mustapha Kemal heißen soll. Diese Taufe auf den Namen des jüngsten Beherrschers des Landes ist der dritte Namenswechsel der alten Stadt. Zuerst hieß sie Byzantium nach dem Namen des Gründers, der hier eine griechische Kolonie im 7. vorchristlichen Jahrhundert schuf. Als Konstantin der Große nach der Teilung des römischen Reiches seine Residenz dahin verlegte, wurde die Stadt ihm zu Ehren Konstantinopel genannt, und nach ihrer Eroberung 1553 durch die Türken Stambul . Zm coslsplelhau» findet Sonnabend die Neuinszenierung deZ dreiaktige» Schauspiels„Die Frau von vierzig Jahren" statt. „Der fröhliche Weinberg " von Karl Zuckmayer wird im Walhallatbeater von Sonnabend, abends 8 1lt in Szene gehen. Die Leser dieses BlalleS zahlen für Parkett anstatt Mt. 4.— 60 Pf.(auch Sonntags). Kasjcneröffnuna vormittags 11-2 Uhr und abends ab 6 Uhr/