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Ein gemeingefährlicher Schwerverbrecher.

Karl Spang vor Gericht.

Unter den schärfsten Vorsichtsmaßnahmen und unter starter Bewachung wurde heute früh der durch seine Ein- und Aus­brüche und insbesondere durch seine letzte Flucht aus dem Ge­fängnis während der gegen ihn schwebenden Hauptverhandlung ,, berühmt" gewordene Mechanifer Karl Spa ng zusammen mit den Mitbeschuldigten und deshalb ebenfalls vom Gericht Abge­urteilten der 2. Großen Straffammer des Landgerichts III , deren Borsiz vertretungsweise Landgerichtsdirektor Ohnesorge Dom Schöffengericht Spandau hat, vorgeführt.

Spang ist ein äußerst gemeingefährlicher Schwer. Derbrecher und hat noch einen Teil der über ihn zuletzt ver: hängten Gesamtstrafe von mehr als 5 Jahren Zucht= haus zu verbüßen. Diese Strafvollstreckung wurde dadurch unter­brochen, daß es Spang gelang, aus dem Zuchthaus zu entweichen und, nachdem er wieder ergriffen war, zum zweitenmal aus dem Untersuchungsgefängnis zu fliehen. Die auf diese Weise wieder: erlangte Freiheit hat er benutzt, um mit den jezigen Mitangeklagten Otto Müller und Friz Marschall gemeinsam am 5. De­zember ins Finanzzeugamt einzubrechen und für 400 000 mart Tabaksteuerbanderolen zu stehlen. Der Plan war von dem Angeklagten Alfred Enders ausgeheckt worden, der auch die drei Schwerverbrecher zu dem Unternehmen anwarb. Spang war heute zum Teil in Gefängniskleidung, um dadurch ein neues Entweichen schwieriger zu machen. Dagegen erhob gleich vor Ein­tritt in die Verhandlung Rechtsanwalt Dr. Fren Einspruch und fragte, ob sich das Gericht das eigenmächtige Vorgehen der Ge­fängnisverwaltung gefallen lassen wolle. Oberstaatsanwalt. schaftsrat Steiner erklärte, daß er selbst an die Gefängnis­verwaltung zurückgeschrieben habe, daß Spang in Anstaltstracht vor­geführt werden müsse, um eine neue Flucht zu vereiteln. Der Prozeß wurde jedoch wegen des Fehlens wichtiger Zeugen schließ lich auf unbestimmte Zeit vertagt.

Schwesterntragödie in Friedrichshagen .

Zwei Vermiste aus der Müggel geborgen. Ausflügler machten heute vormiffag in der Nähe des Restau­rants Müggelschlößchen eine graufige Entdedung. Auf der Ober­fläche des Müggelsees trieben dicht nebeneinander 3 wei menschliche Körper. Der Reichswasserschutz wurde alarmiert, der zwei Leichen aus dem Wasser bergen konnte. Die polizeilichen Feststellungen haben ergeben, daß es fich um die 17jährige Berta und deren 20jährige Schwester Franziska Hattwig aus Friedrichshagen handelte, die beide seit neun Tagen vermißt wurden. Es war bisher noch nicht möglich, das Motiv zu dem Selbstmord- denn um einen solchen handelt es sich zweifels­ohne festzustellen. Die Leichen wurden beschlagnahmt und nach der Leichenhalle in Köpenid gebracht.

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Der Tod im Wasser.

Die Wasserläufe und Seen der Umgebung Berlins , die bei der Hiße von Tausenden aufgesucht werden, fordern täglich ihre Opfer. Wie wir heute morgen mitteilten, fanden allein gestern beim Baden infolge eigener Unvorsichtigkeit drei Personen den Tod in den Fluten. Diese Zahl erhöht sich. wie jetzt bekanntgeworden ist, auf fechs. So wurden am Ufer des Teufelssees gestern abend gegen 9 Uhr von Ausflüglern die Kleider des sechzehnjährigen Kellnerlehrlings Friz Wolf aus der Tiele- Wordenberg- Straße 25 aufgefunden. Zweifellos ist der junge Mann beim Baden unbemerkt ertrunken. Bergungsversuche der Feuerwehr blieben ohne Erfolg. In der Havel in unmittelbarer Nähe der Sacromer Fähre ging gestern am Spätnachmittag der Gefreite Schwarz von der 1. Schwadron des Reiterregiments 4 in Pots­ dam beim Schwimmen in der Mitte des Wasserlaufes plöglich unter. Sofort eingeleitete Rettungsversuche blieben erfolglos; dem alar­mierten Reichswasserschutz gelang es, die Leiche des Ertrunkenen zu bergen. Beim Beiden im Flußgraben an der Schle= sischen Brücke ertrant heute früh gegen% 44 Uhr der 44jährige Tapezierer Hugo Sommer aus der Reichenberger Straße 115. Die Leiche konnte noch nicht geborgen werden.

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Amtsenthebung des fliegenden Pastors.

Das evangelische Konsistorium hat den Berliner Pfarrer Teichmann von der Osterkirche vorläufig seines Amtes enthoben, weil Teichmann sich bereitgefunden hat, eine Doppel­trauung im Flugzeug zu übernehmen. Es handelt sich um die Doppelhochzeit, die vor einigen Tagen in den Lüften voll­zogen wurde. Wir berichteten darüber. Man sieht also wieder ein­mal, daß technische Fortschritte, weil sie nicht in den fünf Haupt­stücken stehen, für die evangelische Kirche nicht existieren. Und ein Pfarrer, der einmal hoch hinaus wollte, wird mit um so mehr Nach­druck auf die nüchterne Erde zurücktransportiert. Freilich mag man die Trauung in den Lüften für geschmackvoll halten oder nicht, die evangelische Kirche wird sich noch an ganz andere Dinge ge möhnen müssen. Wenn sie sich aber auf die Zeitentwicklung nicht einstellt, wird sie bestimmt teine Lorbeeren ernten und feine neuen Anhänger gewinnen.

Propagandafahrt der Arbeitersegler.

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Am Sonnabend nachmittag wird sich auf der Spree auf ihrem Lauf durch Berlin ein farbiges Bild entfalten. Hundert Segel boote der Freien Segler werden von Oberjpree nach dem Tegeler See geschleppt, mo am Sonntag, dem 10. Juli, die Sommerwettfahrten beginnen. Der Schlepp­zug wird gegen 14 Uhr die Schillingsbrücke, Jannowizbrücke und Waisenbrücke passieren und gegen 14 Uhr an der Mühlen­dammschleuse sein. Gegen 15% Uhr wird der Schleppzug am Dom und Zirkus Busch vorbei seinen Weg über Humboldthafen und Nordhafen fortsegen, bis er gegen 21 Uhr in Tegel eintrifft.

Die Hohenneuendorfer Einbrecher Wittrad und Wider wurden gestern dem Untersuchungsrichter vorgeführt, der sofort einen Haft= befehl gegen sie erließ. Damit sind aber die Untersuchungen der Kriminalpolizei noch nicht abgeschlossen. Es wird noch nachgeforscht, ob die Verhafteten noch für andere Einbrüche in Frage fommen und ob sie Helfershelfer gehabt haben und wer diese sind. Der Erkennungsdienst ist damit beschäftigt, die Identität des Wittrack, an der noch Zweifel bestehen, in allen Einzelheiten nachzuprüfen.

Das Hedwigs- Krankenhaus, über dessen Erweiterung wir in Nr. 318 berichteten, wurde im Jahre 1846 in der Kaiserstraße eröffnet, nicht in der Waisenstraße, wie infolge eines Druckfehlers in unserem Bericht zu lesen stand.

Eisenbahnunglück in Argentinien . Zahlreiche Opfer.

Preußen, Reichswehr und A.-K.

Severing und Abegg vor dem Femeausschuß.

Im Femeausschuß des Reichstags wurde heute vormittag Severing und Abegg vernommen. Vorher antwortete Gen. Landsberg auf eine fürzlich erfolgte Erklärung des deutschnatio nalen Abgeordneten Schaeffer. Er stellte feft: Abg. Schaeffer habe feinerzeit vor seiner Reise nach München Anspruch auf Be= borschussung angemeldet. Darauf tomme es an. Damit stehe fest, daß Scheffer angesichts einer Reise, die er zum Zweck des Attenstudiums machen mußte, erklärte: Es fällt mir gar nicht ein, die Reise zu machen, wenn mir nicht vorher die Diäten zugestanden werden. Genosse Landsberg stellte fest, daß der Vor­fizende in dieser Auffassung mit ihm übereinstimmte.

Die Kommunisten hatten den Antrag gestellt, daß die Leichen funde unter dem Stadtbahnbogen vom Ausschuß unter­sucht werden sollten. Am Schluß der Sitzung ist dieser Antrag vom Ausschuß abgelehnt worden, weil er den Auftrag des Aus­schusses überschreite.

Genoffe Severing

Abg. Baeder( Dnat.): Waren die Arbeitsfommandos nach Ihrer Meinung feine legale Organisation?

Personen gehandelt hätte, die wirklich Waffen empfangen, dann Severing: Wenn es sich um Arbeitskommandos mit sechs wären fie freilich nicht illegal gewesen. Wenn aber diese Aufgabe vorgeschützt wird, um große Formationen aufzuziehen, dann handelt es sich um illegale Organisationen. In der Tat find die Arbeitskommandos so gewefen. Im September 1923 jaßen in Küstrin und in den Forts viele Hundert, ja an Tausende von Ceulen, und sie drohten jeden zu erschießen, der zur Kontrolle erschien. Damit ist die Bernehmung Severings in der Hauptsache beendet. Es folgt

Staatssekretär Abegg,

Als fie

damals Ministerialdirektor. Er sagt aus: Das preußische Innen­ministerium hat sich ständig mit der Einwohnerwehr befassen müssen, weil sie fein Selbstschuß waren, sondern politische wurde zunächst als Zeuge um Auskunft ersucht, über die Zusammen- Wünsche und Ziele verwirklichen wollten. Deshalb wurden arbeit des preußischen Innenministeriums mit den Wehrbehörden sie ständig durch Beamte beobachtet. Im Zusammenhang damit in Sachen der Arbeitskommandos und ob darüber schriftliche Auf- wurde mit der Reichswehr von Fall zu Fall verhandelt, was Ende 1922 immer dringender nötig wurde. Schließlich wurden die Bea zeichnungen beftünden. Severing erklärte, daß eine 3usammen­arbeit nicht stattgefunden habe, wobei der Nachdruck aufziehungen mit dem Reichswehrministerium aus das Wort Zusammenarbeit" zu legen sei. 1923 ist es zu Berhand- verschiedenen Gründen sehr gespannt. Die Besprechungen lungen mit dem Reichswehrministerium gekommen und anschließend führten zu vereinbarungen im Januar 1923. daran zu vereinbarungen, die die Erfassung von Heeres- nicht eingehalten wurden, erfolgten nach neuen Besprechungen gerät zu Mittelpunkt hatten. Der Zwed war die Verbindung offi­die Bereinbarungen vom 30. Juni 1923, in denen u. a. fest­zieller Stellen mit privaten Organisationen zu verhindern, die gelegt war, das Berbot der Betranung solcher Persönlichkeiten neue Repreffalien heraufbeschwören. Ueber diese Dinge ist nicht mit der Verwahrung von Heeresgerät, die eine gewaltfame schriftlich verhandelt worden, weil es am andern Tage in der Zei­Henderung der Verfassung anstrebten, ferner das Verbot der tung zu stehen pflegte. Später ist eine Korrespondenz ent Ausbildung von Freiwilligen und die liſtenmäßige Erfassung standen, weil die Zusage der Unterbindung der Zusammenarbeit mit von Zivilpersönlichkeiten. den privaten Organisationen vom Reichswehrministerium nicht erfüllt wurde.

Das preußische Innenminifterium ist beim Reichswehrminifte­rium und bei anderen Stellen schriftlich vorstellig geworden, diese Berbindungen zu trennen. Das fogenannte Seedt- Se­vering- Abkommen, nach dem der Abg. Kreuzburg( Komm.) fich erfundigt, ist am 30. Juni 1923 abgefchloffen worden. Sein 3wed war wiederum, die Reichswehr von den privaten Or­ganisationen vollständig loszulösen.

Darunter wurde alles verstanden, was illegal war, auch die Arbeitskommandos. Die Verhandlungen mit dem RMM. bezogen sich auf den beim Innenministerium bestehenden Berdacht, und zwar handelt es sich um begründeten Verdacht, daß die Reichs. wehr mit strafbaren Organisationen die Berbindung aufrechterhielt. Abg. Schaeffer weist auf die Aussagen des Oberst Schleicher hin, wonach im Reichswehrministerium auch über die Möglichkeit des Selbstschutzes gesprochen worden sei.

Severing: Ueber die Motive, die das Reichswehrministerium geleitet haben, fann ich keine Auskunft geben. Das RM. war der Auffassung von 1920 bis 1923, daß mit Poleneinfällen zu rechnen sei. Ich hätte jedenfalls die Abwehr ganz anders organisiert, als das Reichswehrministerium. Der oberschlesische Selbstschutz barg zu große Gefahren in sich, daß dieses Experiment nicht nochmals wiederholt werden durfte.

Ich wollte bei neuen Konflikten die Schuhpolizei an die Grenze stellen, nicht den Selbstschuh, der feinerzeit in Schlesien wie in Feindesland gehauft hatte.

Wenn es schon nötig war, Reservoire von Waffen zu schaffen, fo mußten sie zu Händen der Reichswehr sein und allen privaten Organisationen und ihrer Kontrolle entzogen bleiben.

Abg. Schaeffer: Sollten die Arbeitskommandos nicht im äußersten Fall den Grenzschutz bilden?

Severing: Die Arbeitskommandos hatten ihrer Natur nach teinen anderen Wert, als allmählich eine illegale Truppe heraus­zubilden. Wenn sie nur Waffen erfaffen sollten, dann wäre fein Egerzieren nötig gewesen. Das ist mir aber berichtet worden, und es bestand nicht der geringste Anlaß für die Behörden, an diesen Berichten zu zweifeln, zumal feststand, daß die Arbeits­tommandos auch andere Leute ausbildeten.

Schaeffer: Haben Sie selbst nicht einmal die Arbeitstommandos besichtigt?

Severing: Ich hatte die Absicht. Aber niemand wollte die Garantie übernehmen, daß ich wieder lebend herauskomme. Als Abg. Schaeffer einen Widerspruch zwischen Severings Aussage und der Aussage des Abg. Schleicher zu erblicken vermeint, stellt Se= vering nochmals feft: Aufgabe der Reichswehr war der Landesschuß. Mein Eingreifen war nötig, weil die Einwohnerwehren sich po­lizeiliche und militärische Aufgaben gestellt hatten.

Es ging mein Reffort an, das in den Satzungen der Berbände davon die Rede war, in Anlehnung an die Reichswehr , aber auch aus eigenem Entschluß gegen den inneren Feind zu fämpfen.

Dies zu verhindern, war meine Pflicht als Minister, zumal fie Waffen betamen. Mein Bestreben war, die preußischen Behörden einzuschalten und die anderen auszuschalten. Deshalb hat die preußische Regierung ihren Apparat zur Verfügung gestellt, um die Mitwirkung privater Organisationen bei der Sicherung der Grenzen und der verfassungsmäßigen Zustände im Lande auszuschalten und die Verbindung der Reichswehr mit diesen illegalen Organisationen zu stören.

Welthöhenrekord mit zehn Passagieren.

Im Dornier- Merkur das Matterhorn überflogen. Der bekannte Schweizer Flieger Mittelholzer hat mit einem normalen deutschen Verkehrsflugzeug eine neue bemerkenswerte Höchstleistung vollbracht. Mit einem Dornier- Merkur( Motor BMW . 6), in dem 10 Fluggäste Blab genommen hatten, hat er von Zürich aus in einftündigem Fluge das Matterhorn in 4800 Meter Höhe überflogen, eine Leistung, die hinsichtlich der Zahl der Fluggäste und der erreichten Höhe zweifellos einen Weltrekord darstellt. Dabei handelt es sich nicht um eine besonders hergerichtete Rekordmaschine, sondern um den nor­malen Dornier- Merfur, wie er auch im Streckenbetrieb der Deutschen Lufthansa eingesetzt ist.

Die Opfer vom Thumkulental. Endgültige Feststellungen. Wernigerode , 8. Juli. ( TU.) Die Direktion der Harzquer bahn teilt mit: Es kann nunmehr als feststehend angesehen werden, London , 8. Juli. ( TU.) In Argentinien hat sich ein daß das Eisenbahnunglüd im Thumfulental sechs Opfer ge­schweres Eisenbahnunglüd ereignet: Zwei Personenzüge stießen zu fordert hat. Es sind dies außer den vier Angehörigen des Unter­fammen, die Keffel der Lokomotiven explodierten, wodurch Feuer ausbrach. Dem Unglüd find hauptsächlich Injaffen des mitnehmens Frau Hedwig 3 ehms. Berlin und Frau Emma ilenischen kadetten befehten Zuges zum Opfer gefallen. Biermann- Bremen . Unter den Toten soll sich auch der Direttor der chilenischen Mili­tärakademie befinden. Nach der Unglücksstelle, die 620 Meilen von Buenos Aires und 100 Meilen von der chilenischen Grenze entfernt ist, wurde sofort ein Hilfs3ug abgesandt. Die Angaben über die Zahl der Opfer gehen sehr erheblich auseinander. Während ein Be­richt von 30 Toten und etwa 80 Verwundeten spricht, gibt Reuter die Zahl der Toten mit 10 und die der Verwundeten mit 40 an, ein weiterer Bericht spricht dagegen von 13 Toten.

Ein Berliner Blatt brachte die Meldung, daß außer den vier Bahnbeamten und zwei Frauen weiterhin zwei Frauen und ein zehnjähriges Mädchen den Tod gefunden hätten und vermutlich auch der Besitzer eines aufgefundenen Motorrades ein Opfer der Unwetterfatastrophe im Harz geworden sei. Wie von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, treffen diese Nachrichten nicht zu. Wie die Direktion der Harzquerbahn mitteilt, schreiten die Auf räumungsarbeiten rustig porwärts.

Unter feinen Umständen durften Organisationen privater Art daran beteiligt seien. Die Arbeitskommandos sollten nur zum Waffens reinigen, nicht darüber hinaus zur Ausbildung herangezogen werden. Die zahlreichen Berstöße gegen diese Vereinbarungen haben zu Er örterungen und zu Schriftwechsel mit dem Reichswehrministerium geführt.

Abg. Schaeffer: Bezogen sich die Besprechungen nicht auch auf die Verstärkung der Reichswehr ?

Abegg: Ueber die Verstärkung der Reichswehr und ihren Uma fang ist bei diesen Verhandlungen mit dem preußischen Innen ministerium niemals gesprochen worden. Das preußische Innen ministerium hat auch stets auf dem Standpunkt gestanden, daß solche Maßnahmen die schwersten Gefahren in sich bergen, bei gleichzeitig geringsten Erfolgsmöglichkeiten. Was den Osten angeht, so war das preußische Innenministerium allerdings der Ansicht, daß die Grenzbevölkerung den Eindruc eines sichtbaren Schutzes befommen müsse, vor allem aus psychologischen Gründen. In diesem Sinne war auch etwas vorgesehen. Aber nichts sollte ohne, alles durch die Zivilbehörden geschehen, unter feinen Um ständen sollte Ausbildung erfolgen. Die Vorbereitungen sollten sich nur auf die Erörterung von Maßnahmen erstrecken.

Ein deutschnationaler Zwischenfall.

Als Abgeordneter Schaeffer in seinen weiteren Fragestellungen den offenkundigen Versuch macht, aus der Aussage Abeggs Widera sprüche zu der Aussage Severings herauszuholen, fommt es zu einem heftigen Zusammenstoß mit dem volksparteilichen Abg. Dr. Mittelmann, der energischen Einspruch gegen diese Art der Fragestellung erhebt. Er wünsche nicht, daß ein Zeuge gegen den

anderen ausgespielt werde.

Abg. Rönneburg( Dem.) schließt sich dieser Auffaffung an. Bei der Vernehmung Severings feit das Beweisthema viel enger ge­zogen gewesen. Die Vorwegnahme der materiellen Erörterung ist unzulässig.

Dr. Levi: Auch ich muß sagen: Was sollen diese Fragen? Ueber den Verbleib der Aften können sie feinen Aufschluß geben,

Im weiteren Verlauf der Geschäftsordnungsdebatte schließt sich auch der kommunistische Abg. Kreuzburg dem Protest gegen das Verfahren des Herrn Dr. Schaeffer an. Auch die Kommunisten müßten sich dagegen verwahren, daß hier bewußt ein Widerspruch fonstruiert werden solle, um draußen damit politische Geschäfte zu machen.

Die Debatte endet mit dem Abschluß der Bernehmung Dr. Abeggs, der in einigen Schlußbemerkungen noch einmal den Standpunkt des preußischen Innenministeriums präzisiert. Das Reichswehrministerium habe sich darauf bezogen, daß die Reichs­regierung gewisse Anordnungen getroffen habe. Da war es die Aufgabe des preußischen Innenministeriums, daß bei der Durch führung jegliche Gefahr ausgeschlossen wurde. Die Haltung der Wehrverbände und der Organisationen war derart geworden, daß es das preußische Innenministerium als seine Aufgabe betrachten mußte, die Fülle der Unzuträglichkeiten zu vermindern und Maß nahmen zu treffen, die die schwersten Gefahren ausschloffen. In diesem Sinne sind die Erörterungen mit dem Reichswehrministerium aufzufaffen.

Der Ausschuß beschließt, von Preußen das Akten material anzufordern, in dem das Abkommen Seedt­Severing und der daran anschließende Schriftwechsel wegen zu widerhandlungen gegen die Abmachungen und die Ausdehnung der Tätigkeit der Aks. enthalten ist.

Auf die Bernehmung des Dr. Weiß in Berlin wird verzichtet.

13ugzusammenstoß in Bayern .

Zwiesel ( Bayer. Wald), 8. Juli. ( TU.) Auf der Station Gottes­Bell der Strecke Eisenstein- Plattling ereignete sich gestern abend ein schwerer 3usammen stoß zweier Güterzüge. Der mit zahlreichen schwerbelandenen Waggons gefahrene Eisensteiner gierenden Güterzug auf. Die Wucht des Zusammenpralls Güterzug fuhr mit voller Wucht auf einen in Gotteszell ran= alle drei Lokomotiven der beiden Güterzüge zur Ent= war so heftig, daß sämtliche Wagen des auffahrenden Zuges sowie gleisung famen und über die Böschung hinabfielen. Ein Heizer wurde schwer verlegt. Der Materialschaden ist sehr groß.

Sport.

Länderweltfireit im Metropol- Barieté.

Am Mittwoch reichten fich als erftes Paar Naber- Ostpreußen und Philipp Charlottenburg die Hände. Der leichte Charlottenburger erlag schon nach 12 Minuten burch Untergriff von vorn. Mon bus Berlin mußte abermals das bittere einer Niederlage hinnehmen. Dem Dortmunder Meyerhanz fonnte er wohl 20 Minuten lang standhalten, dann mußte er doch durch Oberarmgriff mit Schleuder auf beide Schultern. Die beiden Berliner Pietro Gola und willing trennten sich nach erbittertem Kampf ohne Resultat. Ne ström Estland hatte mit dem Hannoveraner Schoppe nicht viel zu tun. Durch plög lichen Ropfzug brachte er diesen nach 7 Minuten auf die Matte.- Donners­tag: Der Finnländer Tornow und Willing- Berlin trennten sich nach 25 Minuten Kampfdauer ohne ein Ergebnis; Neftröm Estland und Monbus­Berlin begannen sehr flott. Der gute Berliner tonnte ben schweren Estländer nicht ernstlich gefährden. Nach 14 Minuten erlag er durch Kopfhüftschwung. Das erste Treffen Roch hansti Berlin und Zuroff Rußland paarte wei gleichwertige Gegner, bie den besten Kampf des Abends lieferten. Der Ruffe, ber ein guter Techniter ift. fand in dem Kölner seinen Mann, fam aber innerhalb der vorgeschriebenen Zeit nicht zu Rande. Die Fortsegung dieses Rampfes wird sehr intereffant werden. Den ersten Entscheidungskampf trugen Pietro Scholz- Berlin und Omelcaen to- Utraine aus. Beide segten ihr ganzes Rönnen ein an diesen Rampf, der wirklich Gutes zeigte. In einer Gesamtzeit von 55 Minuten ging ber Berliner als Sieger hervor. Omelczento erlag einem blendend geführten Hüftschwung. Die Paarung der heutigen Rämpfe verspricht ebenfalls ausgezeichneten Sport.

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