Nr. 32244.Jahrgang

4. Beilage des Vorwärts

Parteikämpfe in Argentinien .

Personalisten und Antipersonalisten.

sogar behaupten, daß sie sich verschlechtert haben. Brasilien strebt eine Art Hegemonie über die südamerikanischen Länder an und wird dabei von Washington aus, von dessen Willen es sehr start abhängig ist, fräftig unterstützt. Die Aussichten, Dieses Ziel jemals zu erreichen, müssen aber immer geringer werden, je stärker der Rückhalt wird, den Argentinien als stärkerer Rivale Brafiliens in der interamerikanischen Politik bei den europäischen Großmächten gewinnt. Diese sind in erster Linie Frankreich , dann England, handelspolitisch Deutschland , und seit neuerer Zeit auch Italien und Spanien , deren Diktaturen unserer herrschenden Oligarchie gewaltig imponieren.

Die Vereinigten Staaten von Amerika , die in den ersten vier Regierungsjahren Dr. Alvears diesen Mächten gegenüber dank der Anleihepolitik Alvears start im Vorteil waren, sind seither immer weiter in den Hintergrund gedrängt worden.

Während der

Ferien- und Reisezeit

kann der„ Vorwärts" auf jede Dauer allerorts bezogen werden.

Touristen und Wanderer

A. W. Buenos Aires , Ende Juni. Der Kampf der bürgerlichen Parteien um die Präsident­schaft ist schon seit Wochen im Gange, obgleich die Wahl erst im nächsten Monat März erfolgt. Die Wahl geschieht indirekt durch 376 Wahlmänner, die in einem Wahlgang mit den Deputierten zum Nationalkongreß gewählt werden. Die Präsidentenwahl ist eine rein bürgerliche Sache, denn die Sozialistische Partei Argentiniens ist noch nicht in der Lage, sie entscheidend beeinflussen zu können. Deshalb ist die Wahl kein Ringen um politische Ideale, sondern um Persön­lichkeiten und materielle Vorteile. Das tritt im gegenwärtigen Wahlkampf schärfer hervor als je zuvor. Personalisten ( die Anhänger des legten Präsidenten Hypólito Irigoyen) und Antipersonalisten( die Gegner dieses ersten Führers der Radikalen Partei, der auch fie mit dem gegen wärtigen Präsidenten Dr. Alvear angehören), bekämpfen fich öffentlich auf das heftigste. Es ist das der Wettlauf um die staatliche Futterkrippe. Die politischen Freunde, Wahl­macher, Industrieritter, Finanzgenies und nicht zuletzt die weitverzweigten Verwandtschaften der führenden politischen Persönlichkeiten in der ganzen Republik, schließlich auch der große Anhang der Rindoieharist ofratie" und der Sommerfrischler Latifundienbefizer in jenen Kreisen, die sich von dem Präsi­denten- und Regierungswechsel materielle Vorteile erhoffen, wollen für die nächsten sechs Jahre versorgt werden. Von diesem Hintergrund einer Präsidentenwahl in Argentinien er­fährt das Ausland nichts, er ist aber den Kreifen der Diplo= matie, der Hochfinanz, der Schwerindustrie und des Groß­handels genau bekannt. So fommt es, daß die jeweilige Präsidentenwahl mehr im Auslande entschieden wird als in der Republik selbst. Maßgebend ist dabei die Aufstellung der sogenannten Präsidentschaftsformel, das heißt, wer Präsident und wer Vizepräsident werden soll. Der Bizepräsident ist des­halb von Wichtigkeit, weil er automatisch an die Stelle des Präsidenten tritt, sobald dieser aus irgendwelchen Gründen sein Amt verläßt. Es muß dann die Sicherheit vorhanden sein, daß die bei der Präsidentenwahl vereinbarte Politik un verändert sechs Jahre lang fortgesetzt wird.

Die große Frage der kommenden Präsidentenwahl ist nun: Welche Ziele wird die neue Präsidentschaft in den Jahren 1928 bis 1934 zu erreichen haben? Die Hauptaufgabe des gegenwärtigen Präsidenten Dr. Alvear ist gewesen, das cft bis zur Feindschaft ausgeartete Mißtrauen der Welt mächte gegen die von dem vorgehenden Präsidenten Hypólito Irigoyen während der Weltkriegsjahre 1916/18 und dann bis zum Jahre 1922 befolgten Politik zu beseitigen, das heißt, das Vertrauen der Siegerstaaten" dem gegen ihren Willen neutral gebliebenen Argentinien zurückzugewinnen. Dieses Ziel hat Dr. Alvear erreicht, vielleicht sogar besser, als es den Interessen Argentiniens zuträglich ist. Das ist aber auch der Hauptgrund des Gegensatzes zwischen Berfonalisten und Antipersonalisten, die beide auf den Grundsägen der Radikalen Partei fußen. Die Radikalen der Richtung Irigoyen wollen zwar ebenfalls das Vertrauen der Welt­mächte, allein nicht um einen Preis, der die Unabhängigkeit und das freie Entschlußrecht der Nation in irgendeiner Form beeinträchtigen könnte. Präsident Alvear hat hier die Grenzen nicht genau eingehalten, sondern mit seiner Anleihe politik einen Weg beschritten, der zu einer starken Be­schränkung der süd- und mittelamerikanischen Politit Ar­ gentiniens geführt hat.

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Das ist in den letzten Jahren scharf in die Erscheinung getreten, am schärfsten jedoch auf dem 5. Panamerikanischen Kongreß in Santiago de Chile , der ganz unter dem Willen Washingtons stand und schließlich auch mit der Inaugurierung der Politik des ,, bewaffneten Friedens in Süd­amerita" sehr gegen den Willen des argentinischen Volkes endete. Dadurch sind die Beziehungen zu den Nachbarstaaten, vor allem zu Brasilien , nicht besser geworden. Man kann

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Ausschlaggebend waren dabei die flar in die Erscheinung ge­tretenen imperialistischen Bestrebungen auf dem Interventionspolitik zur Stabilisierung der wirtschaftlichen ganzen füdamerikanischen Kontinent durch die sogenannte Fortschrittes" in den Isthmusstaaten Panama , Costa Rica , Nikaragua , Honduras und Guatemala mit der ebenso gegen Merito wie gegen die südamerikanischen Republiken Ko­ lumbien , Venezuela und Ecuador gerichteten Spize. Diesen Verlust wieder auszugleichen, zugleich aber den Einfluß Washingtons noch tiefer nach dem Süden auszudehnen, ist eine der Hauptaufgaben der Washingtoner Südamerikapolitik. Nordamerika kommt dabei zustatten, daß es sich durch seine Haltung in dem Streite um die unter chilenischer Souveränität stehenden Gebietsteile Tacna und Arica zugunsten der Re­publiken Beru und Bolivien bis an die Grenzen Chiles und Argentiniens vorgeschoben hat, denn Peru und Bolivien machen bereits offen die Washingtoner Politik mit. Anderer­feits ist die auswärtige Politik des chilenischen Diktators Oberst Ibáñez geeignet, unter bestimmten Zugeständnissen Washingtons dessen südamerikanische Politik wirksam zu fördern.

amerikanischen Staatengebilde, wie sie schwieriger kaum sein Diese Sachlage gibt Argentinien eine Stellung im süd­kann, denn es ist von Staaten umgeben, die offen oder ins­geheim dem Sturmwagen des nordamerikanischen Imperia­lismus vorgespannt sind. Aufgabe des kommenden Präsi­denten Argentiniens wird also sein, Argentinien vor schweren internationalen Berwicklungen zu bewahren, denn sie könnten die uneingeschränkte Souveränität des Landes ernstlich ge= fährden. Die internationale Bedeutung der argentinischen Präsidentenwahl wird dadurch ebenso verständlich, wie die Frage, wer Präsident werden soll, inhaltsschwer. Borläufig haben wir, troz des erbitterten Kampfes zwischen Per­sonalisten und Antipersonalisten, nur eine Präsidentschafts­

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mit Kreppsohle, feinste Rahmenarbeit

Sonntag, 10. Juli 1927

formel, und zwar die der Antipersonalisten: Dr. Melo­Dr. Gallo, denn der Führer der Personalisten, Hypólito Irigoyen, hat sich noch immer nicht entschlossen, offen als Präsidentschaftskandidat aufzutreten. Die großen Kämpfe hinter den Kulissen sind eben noch nicht abgeschlossen, das heißt, die Einigung der in zwei Lager gespaltenen radikalen Regie­rungspartei auf ein bestimmtes außenpolitisches Programm ist noch in Schwebe. Deshalb wird der Kampf der feindlichen radikalen Brüder für und gegen Irigoyen in aller Deffent­lichkeit mit wachsender Erbitterung weitergeführt. Erst bis dieser parteipolitische Kampf ausgetragen sein wird und die Sonderbestrebungen der Oligarchie garantiert sein werden, wird man weitere Schlüsse auf die künftige Entwicklung Ar-. gentiniens ziehen können.

Sozialistische Arbeiterjugend Groß- Berlin.

Heute, Sonntag, 10. Juli. Reinidendorf- West: Heim Seidelstr. 1. Bunter Aberd. Werbebezirk Neukölln: Waldfest in der Königsheide( Ferienspielplag). Ge fang, Spielen, Wettkämpfe, Jugendspiel: ,, Am Marterpfahl der Siour". Beginn 15 Uhr. Gemeinsamer Abmarsch 13% Uhr Herzbergplay. Eintritt 20 Pf. Die Ordner treffen sich um 8 Uhr Herzbergplag.

Morgen, Montag, 11. Juli, 19% Uhr.

Der Singtreis übt pünktlich 19% Uhr im Lindenheim. Sohenschönhausen: Heim Freienwalder Str. 5-6. Auguft- Bebel- Abend". Friebenau: Seim Offenbacher Str. 5. Mitgliederversammlung. Schöne berg III: Heim Hauptstr. 15. Bursche und Mädel in der Jugendbewegung." Westen 1: Seim Hauptstr. 15. Unser Parteitag in Riel." Bantow- Süd: Heim Kissingenstr. 48. Jugend und Gewerkschaft." Schönhauser Borstadt: Alle Genossen, die bei den Maschinenstürmern" mitgewirkt haben, treffen fich um 19% Uhr in der Greifenhagener Str. 58. Neukölln V: Heim Nogatstr. 53. Besprechung der Ferienfahrt. Anmeldungen beim Genossen Lautenbach, Mareschstr. 12.

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Briefkasten der Redaktion.

8wei Wettende. Nach den vom 1. Januar 1914 ab geltenden gefeßlichen Be stimmungen tritt ein Berlust der Staatsangehörigkeit durch Aufenthalt im Aus lande nicht ein. Nur wer die ausländische Staatsangehörigkeit erwirbt, ver. liert die Staatsangehörigkeit seines Heimatlandes.$. D. 111. Legen Sie Einspruch ein. 3. G. 19. Wenden Sie sich an ein Drogengeschäft. R. D. 40. 1. Der Vertrag ist rechtsunwirksam. Fordern Sie die Firma zu nächst zur Rückzahlung des Geldes auf. Sollte das abgelehnt werden, so müssen Sie Klage erheben. 2. Wenn die Firma in Charlottenburg eine gewerbliche Niederlaffung unterhält, so kann die Klage beim Amtsgericht Charlottenburg erhoben werden. D. Sch. 10. 1. Wenn Sie die Schönheitsreparaturen über nehmen wollen, so muß sich der Hauswirt damit einverstanden erklären. Tut er dies nicht, so dürfen Sie die 4 Proz. nicht in Abzug bringen. 2. Die Repara­turen muß der Hauswirt auf seine Kosten ausführen lassen.

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