Eine gemeingefährliche Gaunerin. Sie brachte alte Frauen um ihr Letztes. � Man mußte unwillkürlich an Liebermanns Wld Altfrauenstift denken: Auf der Zeugenbank etwa fünfzehn verrunzelte Weiblein. Es wären noch viel mehr gewesen, wenn die einen inzwischen nicht verstorben wären, die anderen ihr Fernbleiben nicht entschuldigt hatten. Stundenlang sitzen die alten Frauen nun so im Korridor. Die Angeklagte Margarete Schulz soll sie alle bestohlen haben. Sie ist im großen ganzen geständig. Bereits als Achtzehnjährige erhielt die Angeklagte die erste Gefängnisstrafe von einer Woche: die Zwanzigjährige sollte ein Jahr sechs Monate Zuchthaus verbüßen. Die Strafe wurde ihr auf Grund der Amnestie erlassen. Aber noch früher hatte sie sich ein Jahr drei Wochen Gefängnis zugezogen. Dann fand sich«in Gericht, das entgegen dem Gutachten des Arztes den erfreulichen Mut besaß, die Angeklagte aus dem 8 61 freizusprechen: sie wurde der Irrenanstalt überwiesen. Nach ihrer Entlassung arbeitete sie und heiratete im Jahr« 1926. Und eines Tages stellte es sich heraus, daß sie bereits vom Jahre 1926 an wieder alte Frauen heimgesucht und sie auf die raffinierteste Weis« um ihre paar Mark Rente oder Ersparnisse gebracht hatte. Sie spielte die gute Fee und verstand es vorzüglich, sich an die alten Damen Heranzumachen. Bald erschien sie in der Gestalt einer sozialen Pflegerin, bald als Schwester der Heilsarmes, bald als Abgesandte des Armenvorstehers oder als Bekannte einer guten Bekannten. Sie wußte auch, wie dankbar die alten Damen für jede Aufmerk- famkeit find. So brachte sie einen Blumenstrauß mit oder eine Flasche Wein, Butter oder sonstwas. Sie verstand es vorzüglich, die alten Frauen für sich zu gewinnen und dann hinterging sie sie— immer aus die gleiche Weise: Sie habe ihnen ein paar Mark Geld mitgebracht und müsse den Fünf- oder Zehnmarkschein wechseln. Die alten Damen entnahmen das Geld aus den Be- hältern: die gute Fee bat um ein Glas Wasser oder, um den Toilettenschlüssel,. wollte Kuchen oder Apfelsinen holen' und ver- schwand: mit ihr war auch das Geld dahin. Nicht selten ließ sie Kaffee kochen, erzählte dabei hübsche Geschichtchen— wer wollte da an eine Gaunerin denken. Die Angeklagte war bereit, alle Fälle zuzugeben, selbst die, wo sie nicht wiedererkannt wurde und bei denen es sich zweifels- ohne um eine Gaunerin gleicher Art handeln mußt«. Sie weinte immerzu und machte den Eindruck eines Menschen, der zweifelsohne schwer psychopathisch ist. Dr. Hirsch stellt wohl ihre geistige Minderwertigkeit fest, will aber Z 51 für sie nicht gelten lassen. Staatsanwaltschaftsrai Zimmermann wollte sie auf 2% Jahre ins Zuchthaus schicken. Das Schöffengericht Berlin -Mitt« war der Meinung, daß bei der gewissenlosen Art, in der die Angeklagt« hilflose Frauen um ihr Letztes gebracht habe, kein Bedenken be- stehen würde, sie ins Zuchthaus zu schicken. Da die Angeklagte aber geistig minderwertig ist, wurde davon Abstand genommen. Di« Allgemeinheit, und insbesondere die alten alleinstehenden Frauen mühten auf möglichst lange Zeit vor dem Treiben der An- geklagten gesichert werden. Deshalb habe das Gericht die Schulz zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt.
Die Nordsüdbahn über den Südring hinaus! Zurzeit werden von der Berliner Nordsüdbahn- A k t.- G e s. folgende Notstandsarbeiten ausgeführt: 1. Berlänge- rungestrecke der Nordsüdbahn in Neukölln bis zur Grenzallee, 2. Ver- längerungsstrecke der Nordsüdbahn über das Tempelhofer Feld. 3. Schnellbahn Geskindbrunnen— Neukölln. Die Zahl der hierbei beschäftigten Arbeitskräfte beträgt zurzeit 4260, wovon 2600 Not- standsarbeiter sind. Die rund 1,7 Kilometer lange Strecke vom Bahnhof Boddinstraße in der Hermannstraße bis zum Bahnhof Schönleinstraße im Kottbuser Damm ist fertiggestellt und wird a m Sonntag, d-em l.T-.'Ö« ti/ btW a&etflÄfe WÄtgeben. Der Bau für die Untergrundbahn Alexander- l a tz � F r> e d r i ch s f'e l b e soll'demnächst begonnen werden. Die läne hierfür, aith für das Polizeiamt Lichtenberg , sind, wie der Polizeivrösident mitteilt, während der Zeit vom 18. Juli bis ein- schließlich 31. Juli 1927 zu jedermanns Einsicht beim P o l i z e i a m t Fstiedrichshai», Friedenstraße 2, 1. Stockwerk, Zinimer 5, in der Zeit von 10 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags offen ausgelegt. Jeher Beteiligte kann im Umfang seines Interesses Einwendungen schriftlich bei der Abteilung II, Magazinstraße 3—5, oder der vorbezeichncten Dienststelle einreichen bzw. bei vorbezeich- neter Dienststelle zu Protokoll geben. Diese Einwendungen können nur insoweit erörtert werden, als sie sich auf die B e n a ch t e i l i-
faschistische Lanöesschäöigung. Aernhallung des Fremdenverkehrs. Die Weisen des Abendlandes, die 1919 Europa neu teilten, haben in ihrem unerforschlichen Ratschluß bestimmt, daß ein Flüßchen, das die Stadt Flume zum Adriatifchen Meer durchläuft, die Grenze zwischen den Königreichen Italien und Südslawien zu bilden habe. Der östlich von diesem Wässerlein liegende Stadtteil Fiumes heißt S u s ch a k und ist nun Ausgangspunkt der beiden südslawischen Dampferlini»» und südslawische Bahnstation. Täglich vormittags um 11.20 llD kommt in Suschak ein großer südslawischer Personen- dampfer mit vielen Reichsdeutschen, Deutschösterreichern, tschecho- slowakischen und sonstigen Staatsbürgern. Sie sehen schon aus der Fahrt Fiume und westlich von ihm die Seebadeorte Abbazia , Lovrana u. a. m. liegen und viele dieser Reisenden, die Ferientage in Dalmatien verlebt haben, würden gern noch ein oder zwei Tage auf diesem Stück jetzt italienischen Bodens oerbringen, ehe sie den Zug nach Norden besteigen. Die Leute hatten vor ihrer Reise daheim nicht die Absicht gehabt, italienisches Gebiet zu betreten und sich das italienische Visum nicht besorgt, das übrigens für Reichs- deutsche unverschämt teuer ist, 15 oder sogar 19 M. kostet. An anderen Grenzen, z. B. in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz, erhält man zu kurzem Besuch des„drüberen" Gebiets für geringes Geld einen Grenzschein. Den soll es auch in Suschak gegeben haben: aber das hat offenbar seit der albanischen Verschärfung des italienisch- südslawischen Dauerkonslikts aufgehört, den die Aufschrift auf den Monopolzündholzschachteln in Dalmatien „Halten wir unser Meer!� fchon genügend dartut. In Suschak ist überhaupt keine italienische Paßstelle mehr und den Fremden, die nach einer Visummöglichkeit fragen, wird die vier Dampferstunden entfernte südslawische Insel Lrk(italienisch Vela oder so) als nächster Pahamtssitz angegeben, wovon natürlich kein Mensch Gebrauch macht. An dem Tage, wo wir da waren, sagte der italienische Grenz- Posten am anderen Ende der Flußbrücke den Einlaßheischenden, er lasse sie auch ohne Visum ein. aber er machte sie anständigerweise aufmerksam, daß sie ohne Visum nicht wieder herauskämen. Das heißt praktisch, sie müßten sich erst durch ein ordentliches Lösegeld von Mussolinien loskaufen, worauf natürlich auch jeder gern verzichtet. So bringt der Faschismus Fiume und seine Nachbarorte lagtäg- lich um viele Dutzende fremder Besucher und schädigt Gastwirte und Geschäftsleute jenes neugewonnenen,„erlösten" Gebiets, das ohnehin durch die Abtrennung von dem kroatischen Hinterland des Hafens Fiume ebenso dauernd auf da« schwerste getroffen ist, wie Trieft durch die Loslösung von seinem slowenischen Hinterland. Kein Wunder, daß in Trieft vor kurzem in einem viel begangenen Straßentunnel plötzlich das Bild Franz Josephs mit einem großen Brot im Arm und daneben Mussolini mit einem winzigen Brötchen nebeneinander hingen, um so darzutun, wie schlecht die„Erlösung
gusg oder Gefährdung des öffentlichen Inter- efses oder der Interessen des benachbarten Grundeigentums be- ziehen,_ flchtet auf üen Nlesierstechsr! Der gefährliche Messerstecher, über den wir wiederholt berichteten, ist trotz aller Beschreibungen noch nicht ergriffen. Wie sicher er sich fühlt, geht daraus hervor, daß er es nicht nötig fand, andere Stadtteile aufzusuchen. Neuerdings sind wieder zwei Fälle bekanntgeworden, in denen er in der gleichen Weise wie bisher feine Opfer anfiel. Stets hat er ein Rad, mit dem er nach verübter Untat schleunigst davonfährt und sich so der Verfolgung ent- zieht. Er fährt unauffällig an junge Mädchen heran, springt blitz- schnell von der Maschine, zieht ein Messer und sticht das ohnungs- lose Opfer in den Oberschenkel, meist in den linken, da er seine Waffe mit der rechten Hand führt. Erst neuerdings brachte er einem Mädchen am Weigandufer einen 10 Zentimeter langen und 2 Zentimeter tiefen Stich bei. Aehnlich wütete der Unhold in der F r a m st r a h e. Seine Personalbeschreibung sei wiederholt: Er ist etwa 36 bis 40 Jahre alt, mittelgroß und trägt einen Sport- anzug mit Leder- oder Stoffgamaschsn. Mitteilungen nehmen Kriminalkommissar S t r e w e im Polizeipräsidium oder das Polizei- amt Neukölln entgegen._
Unerfreuliche Glaserarbeit. Auf einen besonderen Trick ist ein Schwindler verfallen, der neuerdings, besonders im Südosten, auftritt. In Häusern, die aus- gebessert werden und deshalb mit Gerüsten verkleidet sind, erscheint ein jüngerer Mann, der den dort arbeitenden Handwerkern erklärt, daß er Glaser sei und nachsehen müsse, ob die Fensterscheiben noch genügend verkittet seien. Er geht durch die Wohnungen und nimmt hier und dort einen ganzen Fensterflügel aus den Angeln, angeblich, weil er die Reparatur nur in seine rWerk- st a t t erledigen könne. Er pflegt dann die Fensterflügel aus einen Handwagen'zu laden und damit zu verschwinden. Man sieht ihn niemals wieder, und es müssen neue Fenster eingesetzt werden. In«inigen Fällen hat er auch hier und da etwas eingesteckt. Bis- her ist er in der Prinzenstraße, Köpcnicker Straße, Jnselstraße, Wusterhausener Straße und Winterfeldtstraße aufgetaucht. Der „Glaser " wird als ein etwa 25 Jahre alter, kräftiger Mann be- schrieben, mit vollem Gesicht und dunkelblondem Haar. Mitteilungen nimmt die Dienststelle C6 Polizeipräsidium entgegen. Ein revidiertes Urteil. Mit einem Fveispruch des Schöffengerichts Schöneberg hatte sich gestern auf die Berufung des Staatsanwalts hin die Große Ferien st rafkammer des Landgerichts II zu be- fassen. Der Nationalsozialist Seidel war von der Anklage der Beschimpfung der Reichsfarben freigesprochen worden. In dem Vereinslokal seiner Partei waren eines nachts vier Mitglieder des Reichsbanners erschienen, wie sie vor Gericht sagten, ohne Kenntnis von dem Charakter des Lokals zu haben. Am Schanktisch bestellten sie eine Lage Bier und stießen mit dem Reichs- bannerruf an. Der danebenstehende Seidel rief darauf: „Schwarzrotgold ist Schwarzrot...!" So behaupteten die vier Zeugen unter Eid. Der Angeklagte b e st r i t t, damit die Reichssarben gemeint zu haben und behauptete, daß sich die Worte auf das Reichsbanner bezogen hätten.„Das Reichsbanner beleidige ich immer so, so oft man nur will." Ein zweiter Nationalsozialist hatte im Gegensatz zu den Reichsbannerleuten eben- falls die Auffassung des Angeklagten, daß nicht die Farben der Republik gemeint gewesen seien. Di« Strafkammer kam zu der Er- kenntnis. daß in der Aeußerung des Angeklagten unter allen Um- ständen eine Beschimpfung der Reichssarben liege und verurteilte diesen zu einer Woche G s föngitiS.', die in 100 Mark Geldstrafe umgewandelt wurde. Auch dieser Spruch ist immerhin noch außerordentlich milde. Ein schweres Nutobusunglück verhütet. Von einem Achsenbruch, der leicht verhängnisvolle Folgen hätte nach sich ziehen können, wurde gestern abend kurz vor?i7 Uhr ein vollbesetzter Autobus der Linie 11 am Brandenburger Tor betroffen. Der Führer bog, von Moabit kommend, in lang- s a m e r Fahrt in die Durchfahrt des Brandenburger Tores ein, als die Achse bzw. die rechte Federung des Vorderradgestells brach. Der Führer konnte zum Glück den Wagen sofort zum
von Oesterreich " dem Großhafen Trieft angeschlagen hat. In Fiume, Abbazia , Lovrana wird die Stimmung nicht anders fein.
Rohkost als ideale Sommernahrung. Während die Rohkost in Europa noch wenig geschätzt wird, erfreut sie sich einer großen Be- liebtheit in Südamerika , besonders in Chile . Eine dänische Dame. die in Valparaiso verheiratet und selbst eine begeisterte Änhängerin der Rohkost ist, teille ihre Erfahrungen einem dänischen Jounalisten mit.„Die Rohkost hat meine Kinder," erklärte sie,„vor den tropi- schen Krankheiten bewahrt. Die Rohkosttheorie stammt eigentlich aus Südamerika . Sie wird dort wissenschaftlich erforscht und hat zwei energische Vorkämpfer: Professor Dr. Josä Gastro und Dr. Ramuclares, die beide an der Spitze der Rohkostbewegung stehen. Auch pädagogische Kreise interessieren sich für die Sache und treiben in den Schulen eifrig Propaganda. Es ist unter den jungen Damen der chilenischen Gesellfchaft Mode geworden, nur Rohkost zu ge- nießen. Sie haben erkannt, daß sie dadurch— die Südamerikanerinnen neigen, wie bekannt, zur Körperfülle— ihre schlanke Linie bewahren können, was ihnen sonst sehr schwer fallen würde. Ein vor kurzem eröffnetes und luxuriös ausgestattetes Rohkost-Restau- rant in Valparaiso ist unerhört populär geworden. Der größte Philantrou Santiagos, Don Jsmacl Baldes Alphonso, gab vor einigen Wochen eine Garden Party für mehrere hundert Personen, wobei ausschließlich Rohkost serviert wurde. Die Versammlung bot ein glänzendes gesellschaftliches Bild. Die Tische, die mit Rohkost bedeckt waren, boten ein farbenprächtiges Bild. Blumen und Früchte in allen möglichen Nuancen schimmerten in der Sonne, Früchte, die man auch in Europa kennt, die aber hier viel schöner und größer sind, sowie Früchte, die zu den exquisitesten Herrlichkeiten Süd- amerikas gehören. Salate wurden in unzähligen und ungeahnten Variationen serviert. Als Getränke wurden Fruchtsäfte kredenzt. Das Essen war schön und poetisch. In Paris ist übrigens die Rohkost auf dem besten Weg, sich durchzusetzen: das gleiche gilt von Italien . In Schweden wird der Versuch gemacht, in einigen Sana- torien und Pensionen den Gästen Rohkost zu servieren. Im däni- schen Modcbad Scodsborg ist die Rohkost bereits in vielen Pensionen eingeführt. Mindestens sollte man im Sommer von Rohkost leben: der Körper würde die Wohltaten dieser Lebensweise bald zu schätzen wissen!" Zrauen als Slierkämpferwnsn. Spanien verfügt mit 45 Pro- zent seiner Bevölkerung nicht nur über das stärkste Analphabeten- tum in Europa , sondern zugleich auch über einen Diktator und die Volkssitte der Stierkämpfe. Ob diese Tatsachen in einem kulturellen Zusammenhange stehen, soll hier nicht untersucht werden. Wir kämen sonst zu einer moralischen Betrachtung, obwohl die genannten drei Dinge mit Moral nichts zu tun haben. Ihr Dreiklang aber hat es gewiß möglich gemacht, daß nun das spanische Stierkamps- Publikum auch Frauen als Toreadoren erträgt. Das ist also so: ein Stier wird mit Lanzenstichen und roien Tüchern zur weißglühenden Wut gereizt, die alles, was sich regt, als Feind ansieht. Dann kommt er, siegesbewußt, Mut in der Brust, mit spitzem Degen, der Toreador, der Stierkämpfer, und versucht dos Gasende Tier mit geschicktem Stich zu töten. Manch- mal geht es schief, meistens glückt es. Und der Held der Sagen
Halten bringen, so daß großes Unheil verhütet wurde. Die Fahrgäste mußten das Auto schnell verlassen, da ein Umstürzen—- der Wagen neigte sich auf die rechte Seite— befürchtet wurde. Der beschädigte Wagen wurde einige Zeil später abgeschleppt.— Dieser Vorfall zeigt wieder einmal, wie berechtigt die Forderung ist, die alten Wagen endlich und so schnell wie möglich aus dem Verkehr zu ziehen und durch moderne Niederwagen zu ersetzen. Noch ist das Schöneberger Autobusunglück mit seinen schwe- ren Folgen in aller Erinnerung. Hätte sich der Bruch am Vorder- radgestell bei schneller Fahrt auf freier Strecke ereignet, wären die Folgen unabsehbar gewesen._ vor einer neuen Anleihe. Die das Ri�chrlchkeaamt der Skadt Berlin mitteilt, hat sich die I I n a n z- und S l e u e r d e p u t a ti o u am gestriger, Freitag eingehend mit den Beschlüssen des Magistrats übe? die vorläufige Zurückstellung einer Reihe von Ausgaben der außerordentlichen Verwaltung beschäftigt. Die Deputation war in der Mehrheit der Ausfassung, daß die Z u r ü ck st« l l u n g n i ch t notwendig sei, da in einigen Monaten mit der Aufnahme einer weiteren Anleihe gerechnet werden könne. Sie bo schloß deshalb, den Magistrat zu ersuchen, sämtliche Ausgaben der außerordentlichen Verwaltung freizugeben.
Warnung vor falschen Tammelliften. Unter der Aufschrift„Spartakus- Kinderfreunde' zir. kulieren Sammellisten, mit denen oersucht wird, von u n i e r e n Parteigenossen Beiträge zu erhalten. Es wird dabei der Anschein erweckt, als handle es sich um eine Sammlung zugunsten der Kindersreunde, was natürlich nicht der Fall ist. Niemand weiß, wohin die Gelder stießen. Die kindersreunde haben irgendwelche Sammellisten nicht herausgegeben. Es ist also eine grobe Irreführung, die offenbar von kommunistischer«eite versucht wird, unter Mißbrauch des in Arbeiterkreisen bekannten Namens der Kindersreunde. Wir warnen daher alle P a r t e i- genossen vor diesen Sammellisten und bitten, die Arbeiter in den Organisationen, Betrieben usw. über dieses Täuschungsmanöver aufzuklären. Zwei Fliegerstra�en. Der M a g i st r a t hat in seiner Sitzung vom 13. Juli vorbei haltlich der Zustimmung der Aufsichtsbehörden beschlossen, im Bereiche des Berliner Zentralflughafens in Tempelhof folgende Straßen- benennungen vorzunehmen. Die Friesen st rahe, deren Name in Berlin jetzt viermal vorkommt, soll einschl. ihrer Verlängerung zum Flughafen„C o l u m b i a st r o ß e" heißen. Die demnächst zu eröffnende nördliche Zufahrt st raße vom Kaiser- Friedrich-Platz durch die Hasenheide zum Venvaltungsgebäude des Flughafens soll zu Ehren des Erfinders des Flugzeuges. Oito Lilienthal, der in Berlin feine ersten denkwürdigen Flugversuche unternahm,„L i l i e n t h a ist r a ße" heißen. Di« ostroestliche Zufahrtstraße zum Flughasen von der Berliner Straße in Tempelhof bis zur Berliner Straße in Neukölln soll unter Fortfall der jetzigen Bezeichnungen: Verlängerte Paradestraße, Wanzlikstraße und Münchener Straße in Zukunft„F l u g h a f e n st r a ß e" heißen. Kommt der deutsche Ozeanflug? Zu den zahlreichen Meldungen über einen bevorstehenden T ra n s o z e a n s l ug mit einem deutschen Junkers- f l u g z e u g wird, wie eine Berliner Korrespondenz meldet, bekannt: Es ist Tatsache, daß bei den Junkers-Werken in Dessau eine Spezialmaschine ausgerüstet ist, die im Lause� des Sommers von Dessau ohne Zwischenlandung nach New Pork fliegen soll. Die Dementis der Junters-Werke, wonach diese Uug» zeugfirma keinesw'egs ein derartiges- Unternehmen plane, sind inso- weil zutrefsend, als die JunkersMerk« nicht Unternehmer dieser Atlantiküberquerung sein werden. Die Ausrüstung dieser Maschine erfolgt vielmehr im Auftrag einer we st deutschen Industrie- firma, hinter der auch eine der bekanntesten deutschen Schiffahrtsgesellschaften stehen soll. Die Namen werden vorläufig noch geheim gehatten. Nach dem Vorbild Lindberghs und Chamberlins hat man für diesen Flug eine einmotorige Landmaschine gewählt. Die Namen de? beiden Piloten, die das Iunkers-Flugzeug steuern sollen, stehen noch nicht fest, genannt werden u. a. der Chefpilot der Junkers-Werke, Zimmermann, sowie der Flugzeugführer Schnäbele, einer der an der Ostasien - ........« und Gesänge ist fertig. Meist auch ein Pferd seiner Helfer: es wird mit nachschleifenden Gedärmen aus der Arena gezogen. Die Geschichte weiß nicht zu berichten, daß je bei solchem An- blick eine der zuschauenden Damen der Gesellschaft in den vorderen Logen ohnmächtig geworden wäre. Die Spanierinnen scheinen also aus jeden Fall starte Nerven zu haben. Auch Sennorita Elseneda. Sie ist Toreadorin geworden, Stierkämpferin, und sticht den rasen- den Stier, das legendäre Urbild aller Männlichkeit, mit Grazie und einem scharfen Dolche nieder. Sicherlich ein Stoff für Psychoanalytiker! Verdrängung und so! Aber wir beherrschen uns und beschränken uns aus die Mit- tellung der Tatsache, daß die reizende Elseneda etwa 20 000 Emm- chen pro Saison für ihre echt weibliche Peschäftigung bezieht. In der Königsloge thront Alfons von Spanien und klatscht der neuen Nationalheldin ermunternd und begeisternd zu. Spanien hat sicherlich Grund, auf Sennorita Elseneda stolz zu sein. Das Oberschlesische Landeslhealer. Die oberschleflsch« Theater- krise hat jetzt ihre endgültige Lösung gefunden. Trotz vieler Be- kämpfung hat sich die Idee des Gemeinschoststheaters erneut durchgesetzt. Die Stadt Gleiwig ist zwar aus der Theatergesellschaft, die sich jetzt die Bezeichnung„Oberschlesisches Landestheater" zugelegt hat, ausgeschieden, wird aber trotzdem von dem Gemeinschasts- theaier in der kommenden Wintersaison bespielt werden. Von ös- sentlichen Zuschüssen werden für das Oberschlesisch« Landestheater gewährt: vom Staat 100 000 M., von der Stadt Beuthen 80 000 M., von der Stadt Hindenburg 25 000 M. und von der Oberschlesischen Provinzialoerwaltung 20 000 M. Das Oberschlesische Landestheater wird neben dem deutsch -oberschlesischen Jndustriebezirk auch die polnisch gewordenen Städte Kattowitz , Königshütte , Tarnowitz , Rybnik und Pleß noch wie vor mit deutschem Theater versorgen. Zum Leiter ist Intendant Illing(Berlin ) bestellt worden. Das Oberschlesisch« Landestheater wird Spielkörper für Schauspiel und Opern und Operetten umfassen. Man stiehlt schon Flugzeuge. Während in der Alten Welt der Besitz von Autos noch als Reichtum gilt und Autodiebstähle nicht wie in Amerika zu den Alltäglichkeiten gehören, ist man in der Neuen Welt fortgeschrittener. Hier stiehlt man schon Aeroplane . Auf dem Walter-Meyer-Fiugfeld bei Chicago erschienen kürzlich um 2 Uhr niorgens zwei Männer und unterzogen die dort aufgestellten Mo- schinen einer eingehenden Besichtigung. Der Wächter ließ sie ge- währen, da er sie wegen ihres ungenierten Auftretens für Flugzeug- führer hielt. Die beiden„Flieger" probierten an verschiedenen Flug- zeugen herum, konnten sie aber nicht in Gang bringen, bis ihnen dies bei einem Jagdflugzeug gelang. Das Flugzeug wurde bestiegen und fort ging die Reise. Nach drei Stunden stellte es sich heraus, daß es sich um einen Diebstahl handle. Das Gesamtgebiet der Union wurde alarmiert. Schließlich fand man das Flugzeug in einer Ent- fernung von vier Stunden von Chicago , zertrümmert neben einem Baum liegen. Es hat jetzt nur noch einen Altmaterialwert von 1000 Dollar. Die Diebe waren verschwunden, wurden aber schließlich eruiert. Es waren Herren der„anderen Fakultät", nämlich Auto- chauffeure, die gern Luftchauffeure werden wollten, heimlich theore- tische Studien gemacht und in angeheitertem Zustand das Flugzeug bestiegen hatten.