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taillone triegsmäßig ausgerüsteter Truppen in Dedenburg fon| zentriert haben. Nach anderen Meldungen sollen auch irreguläre ungarische Truppen zum Einmarsch bereit stehen. Die Familie Tscharman, die Familie der Schattendorfer Mörder, ist nach Ungarn   geflüchtet, da ihre Sicherheit im Burgenlande mit Rücksicht auf die allgemeine Volksstimmung nicht gewährleistet schien.

Die Partei über die Polizei- Provokation.

Wien  , 16. Juli.  ( Eigener. Drahtbericht.) Sonnabend morgen ist ein Mitteilungsblatt der Sozial­demokratischen Partei erschienen. Das mitteilungsblatt enthält eine Darstellung der Borgänge vom Freitag. Die Darstellung weist mit aller Schärfe darauf hin, daß die Provokation durch die Polizei zu dem großen Unglück geführt habe. Troh gegen­teiliger Bersprechungen des Polizeipräsidenten Schober seien die Bolizeiattacken um das Parlament und um den Justizpalast einge­leitet und mit verschärfter Wut fortgesetzt worden. Die Polizei­reiter feien völlig bejinnungslos in die ältesten monarchi­flischen Räumungsmethoden verfallen, obgleich der Kommandeur der Polizeitruppen sich zunächst bereiterklärt hätte, abzuziehen. Die Polizei habe völlig den Kopf verloren. Späterhin haben sie nicht Ordnung schaffen wollen, sondern Rache üben. Zuletzt aber haben sie, mit Gewehren bewaffnet, in förmlichen Treibjagden auf friedliche Arbeiter, auf im Ordnungsdienst stehende Schuhbund­abteilungen und selbst auf Sanitätsmannschaften des Schutzbundes ungeheures Unglück angerichtet.

Der erste Aufruf der Parteileitung. In dem Aufruf der Parteileitung und der Gewerkschaftskom­

miffion von Sonnabend morgen heißt es:

Ströme von Blut sind gestern in Wien   gefloffen. Nie­mals hat unsere Stadt ähnliches erlebt. In den stürmischsten Kämpfen bei den blutigen Teuerungsdemonftrationen während der ganzen großen Revolution von 1918/1919 ist in Wien   nicht soviel Blut gefloffen, wie geffern. Die Freisprechung der Ar­beiter mörder von Schattendorf   hat furchtbare Erregung hervorgerufen.

Die wilde Auflehnung des beleidigten Rechtsgefühls der Arbeiter hat sich in der Niederlegung der Arbeit in vielen Be­trieben und durch stürmische Demonstrationen auf der Ringstraße geäußert. Aber diese Demonftrationen häften, wie viele frühere Demonstrationen der Wiener   Arbeiter, ruhig und würdig ver­laufen können, hätten nicht die tommandierenden Polizei. organe zuerst durch eine sinnlose Reiteraffade, später durch Berhaftung von einzelnen Personen aus der Menge zu blufi­gen Zusammenftößen zwischen Demonftranten und Wachleuten ge­führt.

Der Schuhbund hat, obwohl er infolge des Vorgehens der Demonftranten erst spät und nicht in hinreichender Stärke zur Stelle fein konnte, die ungeheuerlichsten Anstrengungen ge­macht, dieses Unglück zu verhüten und das Blutvergießen zu ver­hindern, sowie der Feuerwehr den Zugang zu den brennenden Ge­bäuden zu ermöglichen. Es wäre ihm dies unzweifelhaft gelungen, wenn ihn nicht das Verhalten der Polizeiorgane, die nicht Ordnungdienst versehen, sondern Rache geübt haben, ge­

hindert hätte.

Hafen abgeschossen werden! Alle Schuldigen an diesem| würde bedeuten: 1. neue furchtbare Blutopfer, 2. bie furchta durch nichts zu rechtfertigenden Blutvergießen von der Regierung barsten wirtschaftlichen Katastrophen der Hungersnot und Vers bis zu dem letzten Polizeiorgan, das sich vergangen hat, müssen größerung der Arbeitslosigkeit, 3. die Preisgabe der Arbeiterschaft zur Verantwortung gezogen werden! in den agrarischen Ländern, in denen wir schmach sind, an den dort piel stärker bewaffneten Faschismus, 4. die schwerste Gefahr für den Bestand der Republit.

Wir werden jedoch den Kampf gegen diese Provokation mit allen Mitteln führen, die rechtmäßig und der Arbeiter­allen Mitteln führen, die rechtmäßig und der Arbeiter. schaft würdig sind.

Es ist Blut genug geflossen. Wir wollen nicht, daß noch weiter Blut vergoffen wird. Die Mehrheit der Arbeiterschaft lebt im wirtschaftlichen Kampf. Das wichtigste Kampfmittel der Arbeiterschaft ist die Stillegung der Berkehrsbetriebe. Dieses Kampfmittel werden wir zunächst anwenden, daher haben wir folgende Parole beschlossen:

1. Die Eisenbahn-, Post, Telephon- und Tele­graphenanstalten stellen in ganz Defterreich die Arbeit ein und nehmen sie erst auf weitere Anweisung wieder auf. Lebensmittelzüge find zu führen. Die übrige Ar­beiter- und Angestelltenschaft stellt in Wien   heute, Sonnabend, zum Zeichen des Proteftes gegen das geftrige Blut­vergießen die Arbeit ein. Dieser Protest streik dauert jedoch zu­nächst nur einen Tag, dann geht der Verkehrsstreit weiter. Die übrige Arbeiter- und Angestelltenschaft bleibt vorläufig in Re­ferve. Sie nimmt nach Beendigung des 24ftündigen Profeffftreifs die Arbeit wieder auf. Von dem Proteststreif sind ausgenommen die Arbeiter und Angestellten aller Spitäler, der Wasserleitungen, Broffabriken und Bäckereien, Gas- und Elektrizitätswerke. Die Straßenbahn nimmt an dem Proteststreik teil.

2. In allen Wiener   Bezirken hat der Schuhverband per­manenten Dienst. Alle anderen Genossen und Genofsinnen haben während des Proteststreits weder auf die Ringstraße zu ziehen noch in den Bezirken Demonftrationen zu veranstalten, die neues Blutvergießen hervorrufen könnten.

Ein zweiter Aufruf der Partei.

Wien  , 16. Juli, 8 Uhr abends.( Eig. Drahtber.) In einem mittags herausgegebenen zweiten Mitteilungs­blatt erlassen Partei und Gewerkschaften folgenden Aufruf: Die Parole des Parteivorstandes und der Gewerkschaftskom missionen haben ihre Wirkung getan. Der Eisenbahnverfehr ist seit Mitternacht in ganz Desterreich eingestellt. Der Bost Telegraphen- und Telephonstreit ist in ganz Desterreich durchgeführt. Der Proteststreit der Wiener Arbeiterschaft wird mit Kraft und Würde durchgeführt. Der Schutzbund ist in ganz Desterreich in Bereitschaft. Wir fordern Euch, Genoffen und Ge­noffinnen, auf, auch weiterhin volle Disziplin zu wahren und Euch durch keinerlei Provokationen von unseren Parolen abbringen zu laffen:

1. Eisenbahn, Post, Telegraphen und Tele­phon streit bis auf weitere Weisung.

2. Heute ein tägiger Proteststreif in Wien  , dann nehmen die übrigen Arbeiter und Angestellten die Arbeit wieder auf, während Eisenbahn  -, Post, Telegraphen- und Telephonbedienstete weiter

streifen.

Wir wollen nicht erleben, was die Arbeiterschaft in Italien   und und Ungarn   erlebt hat. Wir wollen darum alle Anstrengungen machen, den Bürgerkrieg zu vermeiden.

Deshalb wollen wir Zusammenstöße mit den bewaffneten For mationen des Staates verhüten. Deshalb wollen wir nicht mit Mordwaffen fämpfen, sondern mit der unblutigen, aber meit mirt fameren und sichereren Waffe, der Stillegung des Verkehrs. Wir bitten darum alle Genossen und Genofsinnen, die tommunisti fchen Provokateure zurüdzumeisen und sich streng an die Parolen der Partei und der Gewerkschaften zu halten. die Parolen der Partei und der Gewerkschaften zu halten. Der Parteivorstand der Deutschösterreichischen Sozialdemokratie. Die Gewerkschaftskommiffion Desterreichs.

Ein weiterer Aufruf warnt die Bevölkerung nochmals vor Propotateuren, die durch Verbreitung von allerhand Gerüchten neue Unruhe erzeugen wollen.

Der Schutzbund beherrscht die Bahnen. München  , 16. Juli.  ( WIB.) Die ,, Bayerische Staatszeitung  " veröffentlicht einen Drahtbericht aus Schärding  ( an der bayerisch­österreichischen Grenze), in dem es u. a. heißt: Die gegenwärtige Situation in Defterreich ist so, daß die Regierung Seipel dem An­fturm der Sozialdemokraten machtlos gegenübersteht. Sämtliche wichtigen Stellen in Wien   sind von den Aufständischen besetzt. Der Regierung steht weder ein Telephon noch eine Radiostelle zur Berfügung.

Jn Salzburg, Linz  , Kufstein   und anderen Städten außerhalb Tirols haben die im Streit stehenden sozialdemokratischen Eisenbahner teilweise mit Zuzug aus Wien   die Bahnhöfe besetzt. In Linz   find im Ertrazug Schuhbündler eingetroffen, um die Macht zu übernehmen. Auch die Münchener Neuesten Nachrichten" er­fahren von zuständiger österreichischer Stelle, daß die Bahnhöfe bis Linz   und 3nnsbrud von Republikanischen Schutzbündlern Wien   gleichfalls in der Hand des Schutzbundes find, der auch die tele. in Uniform besetzt sind, und daß alle öffentlichen Berkehrsstellen in Wien   gleichfalls in der Hand des Schuhbundes sind, der auch die tele. phonischen Verbindungen beherrscht.

Die Tiroler Landesregierung droht den Streikenden.

Innsbrud, 16. Juli.  ( WTB.) Die Tiroler Landesregierung hat an die Bevölkerung Tirols einen Aufruf gerichtet, der überall an geschlagen wird und in welchem es u. a. heißt: Die Landesregierung welche sich in Permanenz erklärt hat, ruft ie ganze Bevölkerung auf feiner Streifparole Folge zu leisten, um dadurch der Bevölkerung die Schrecknisse des Bürgerkrieges und die damit ver bundene Gefahr einer Intervention des Auslandes zu ersparen. Gerade in der Zeit des größten Fremdenverkehrs ist es ein unverantwortliches Verbrechen, durch Streifmaßnahmen die letzte und beste Einnahmequelle der Bevölkerung zu gefährden. Dem Arbeitswilligen in allen Betrieben und Unternehmungen sichert die Landesregierung weitgehenden Schutz mit allen ihren Machtmitteln zu.

Demonstrationsstreits in den Provinzstädten.

Wir fönnen allerdings nicht bestreiten, daß sich in die große 3. Permanenzdienst des Schutzbund es in ganz Desterreich. Menge der Demonftranten auch einige hundert undiszi- 4. Keine Straßendemonftration, feine Straßenaufammlungen, plinierte Elemente gemengt haben. haben wir doch er- Bermeidung aller Zusammenstöße, die zu weiterem Blutvergießen leben müssen, daß undisziplinierte, Ichwerer Arbeit mit hintanjehung des Lebens beroiefenen Opfer führen fönnten. Wir werden Genugtuung für den blufigen Tag et München  , 16. Juff.( WTB.) Die dem Süddeutschen Kor willigkeit des Schuhbundes Widerstand entgegen. langen, wenn wir diszipliniert zu kämpfen verstehen. gefeht haben. Wir wollen nicht leugnen, daß diese paar hun­dert Burschen Bergehen begangen haben, die nicht zwed­dienliche kampfmittel der Arbeiter bilden.

Aber die Schuld von zwei. oder dreihundert disziplinlosen Burschen durfte nicht an der gesamten Arbeiterschaft gerächt werden. Die Wiener   Arbeiterschaft und die ganze österreichische Arbeiter. schaft mit ihr können es nicht, und werden es nicht dulden, daß die Wiener   Arbeiter auf der Straße wie

Wien   lacht..."

Bon Paul Gutmann.

Laßt Euch von den Kommunisten nicht irreführen!

Die Kommunisten agitieren für die sofortige Bewaffnung der Arbeiterschaft. Demgegenüber haben wir folgendes zu erklären: Die Bewaffnung der Arbeiterschaft im gegenwärtigen Augenblick das hätte unmittelbar den Bürgerkrieg, den bewaffneten Kampf zwischen der Arbeiterklasse und den mili­tärischen Formationen des Staates zur Folge. Der Bürgerkrieg

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feinem Berliner   Vorort anzutreffen ist, legen Zeugnis ab von der Armut der Bewohner. Kein Baum, kein Blumenschmud, nichts, was zur Verschönerung des Daseins beitragen fönnte. Das ist nur für die Reichen, die in dem schmalen Gürtel um die Innenstadt oder an den bevorzugten Bergabhängen wohnen. In Favoriten, in Hernals  , Ottakring  , und wie jene vom werftätigen Bolk bewohnten Stadtteile heißen, empfängt den Wanderer das Bild einer so hoffnungslosen Dede, daß er die Flucht ergreift und seinen Traum vom lachenden Wien   in der Innenstadt weiterzuträumen sich anschicht. Jene großartigen Versuche, dem Volk würdige Wohnstätten zu be­

Vor drei Tagen war ich in einer Gesellschaft, wo jemand in der Unterhaltung die Frage aufwarf, wie es denn zurzeit in Wien  ausfähe. Ein eleganter junger Mann, jener winzigen Klasse ange­hörend, die sich feine Sorgen zu machen braucht, sagte: In Wien  ist das Leben so schön wie je. Wien   lacht." Reiner wunderte sich; denn alle waren überzeugt, daß dieses Sonntagskind unter den deutschen   Städten trotz der vorhergegangenen Schicksalsschläge nichtsreiten, die von der sozialdemokratischen Gemeindeverwaltung unter­anderes tun könne, als fesch und luftig zu sein und zu lachen. Mit Entrüstung wird derselbe junge Mann ein oder zwei Tage später aus der Zeitung entnommen haben, daß es in Wien   einige unver­schämte Elemente gibt, die den anderen das Lachen zu verſalzen suchen und eine beträchtliche Störung der allgemeinen Zufriedenheit hervorgerufen haben.

Das lachende Wien   ist eins der genialsten Trugbilder, das die herrschende Klasse eines Landes errichtet hat. Der Durchschnitts fremde, der nach Wien   tommt, lernt eine Stadt fennen, die an Bracht, Eleganz, Bornehmheit nicht ihresgleichen zu haben scheint. Er ahnt nicht, daß ihm eine Art Potemkinsches Dorf gezeigt wird, die sogenannte innere Stadt, der erste Bezirk, nämlich alles das, was sich um die Burg, den Kaisersiz, gruppiert hatte. Hier empfing der Monarch den reichen Adel, der in der Nähe seine Paläste hatte, hier stehen Parlament, die Hoftheater und Ministerien, hier locken aus den schönsten Auslagen die erlesensten Gegenstände zum Kauf, hier sind die Stätten des Genusses und Bergnügens. Früher, vor den Zeiten des Fortrotts und Shimmys, da man noch nicht in Valencia   oder Honolulu   das gelobte Land erblickte, ertönte allabend­lich aus Schenken und vom Brettl herab in mehr oder minder

musikalischen Klängen das Loblied Wiens und der Wiener, so daß man glauben konnte, in den Gefilden der Seligen zu sein. Es gibt nur a Kaiserstadt"," Bindobona, gute Mutter, sieh dir deine Kinder an" ,,, Das ist mein Wien  " bis zum trunkenen Jubelschrei des Ur­wieners: Berkauft's mein Gewand, ich bin im Himmel!" So fah Wien   für den ahnungslosen Fremden aus, so lebt es in den Vor­stellungen der Völker. Backhendel und Heuriger, die Grinzinger  " und die herzigen Wiener   Madeln, der lustige Fiaker und das treu­herzige Bolt, Walzer und Gstrampfter, der fesche Komiker mit dem emig vergnügten Grinsen, das sind so die Requisiten einer Legende, wonach man sich in Wien   wie im Schlaraffenland befindet, dem zwar der leidige Krieg vieles geraubt hat, wo es aber noch immer nach der Devise des alten Couplets hergeht: Lustig und feich, a bisserl resch... das ist die Stadt, wo meine Wiege ſtand." Wehe aber, wenn der Fremdling sich neugierig aus den paradiesischen Gefilden des ersten Bezirks nach den äußeren, rings­herum liegenden Stadtteilen, den sogenannten enteren Gründ" begibt. Hier reiht fich in trostlos öden engen Straßen Mietskafjerne an Mietstaserne, deren verfallenen Fassaden man den Jammer ihrer Bewohner anmertt, Geschäfte von einer Dürftigteit, mie fie in

nommen wurden, jene monumentalen Wohnstätten für das Bolt, verdrängen mühsam das beklemmende Gesamtbild einer Stadt, wo der Reiche in Pracht und Lurus lebt, der Arme in übermäßiger Be­schränkung haust. Das ist mein Wien  , mein liebes Bien," dieses und ähnliche Schmeichellieder galten niemals für jenes elende, ver­kümmerte Volt, von dessen schäbigem Aeußern sich der viel besser gekleidete Berliner   Arbeiter feine Vorstellung gemacht hat. Das lachende Wien   ist dies verlogene Jahrmarktsschild einer Gesellschaft, die auf einem Vulkan tanzt und jeden Ausbruch dieses siedenden Kraters als eine unerlaubte Störung betrachtet, einer Gesellschaft, die aus vier Kriegsjahren und aus einem in der Geschichte nie er­lebten Zusammenbruch nur das eine gelernt hat, daß es besser ist, fich zu amüsieren als gerecht zu sein.

Während aber mit der Legende des lachenden Wiens eine kleine Gesellschaftsschicht sich und die Welt weiter betrog, wuchs ein neues Bolk heran, das am Lachen teilhaben wollte, nicht an jenem Lachen, das zur Grimasse geworden war, sondern an dem gefunden, fröh­lichen Lachen, dem heiteren Sinn, der aus den Strömen und Bergen der Heimat kommt. Dieses Volt ist noch jung, aber es wächst und gedeiht, und wenn es in seiner täppischen Kraft mitunter aufbäumt und auch über die Stränge schlägt, so wird der heitere Himmel seines Landes auch diese Kraft in Harmonie umgestalten.

Gémier über die Magdeburger   Theaterausstellung.

Der große französische   Schauspieler, Regiffeur und Theater direktor Firmin Gémier  , der den Gedanken des Welttheaters" so leidenschaftlich vertritt, veröffentlicht in der Comedia" einen Hym nus auf die Magdeburger   Theaterausstellung. Ihr, die ihr vom Theater und für das Theater lebt," beginnt er, ihr müßt euch nach mögt ihr Dramatiter sein, Schauspieler, Regiffeur, Maschinist, Deko­Magdeburg begeben, um die Deutsche   Theaterausstellung zu besuchen. rateur, furz: irgendwie Theatertechniker, so wird diese Reise für euch von größtem Nußen sein, denn nur in Magdeburg   war es mir vergönnt, die erste wirklich vollständige Ausstellung zu sehen, die sich mit den Künsten und dem Gewerbe des Theaters und der Mujit beschäftigt."

schen Teil, bei dem er besonders die Berücksichtigung der fremden Gémier schildert dann die ganze großartige Anlage, den histori­Einflüsse auf das deutsche Theater hervorhebt, und verweilt des längeren bei dem Rongreß über Theaterbeleuchtung und Theater­majchinerie, an dem er teilgenommen hat. Techniter, unter denen

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respondenzbureau zugehenden privaten Meldungen bestätigen, daß in Wien   und im übrigen Desterreich vollkommene Ruhe Protest gegen das Urteil im Schattendorfer Prozeß in allen Bes herrscht. In Graz  , so befagen die Meldungen weiter, ist zum trieben die Arbeit niedergelegt worden. Eine große Menschen menge hat Demonstrationen veranstaltet, ohne daß es dabei zu ernstlichen 3wischenfällen gekommen ist. Demonstrationen der Ar beiterschaft werden auch aus Brud und Linz   gemeldet; auch hier haben sich feine Zwischenfälle ereignet.

sich hervorragende Gelehrte befanden," schreibt er ,,, haben uns auf der Versuchsbühne die legten Fortschritte vorgeführt, die die Apparate der Beleuchtung und Maschinerie einer großen Vereinfachung ent+ gegenführen; diese Fortschritte, die jetzt vollendet sind und deren Ergebnisse man uns zeigte, waren eine unbedingte Notwendigkeit für das Theater. Es handelt sich jetzt nicht mehr darum, Drehbühne und Schnürboden mit neuen Ausstattungen und Versazstücken aus zufüllen, sondern das Ziel geht dahin, die Inszenierung zu verein­fachen, die Zwischenafte auf ein Mindestmaß zu beschränken, den Szenenwechsel immer schneller durchzuführen und absolute Stille während des Spiels zu erzielen. Ich begrüße alle diese Verbesse rungen, weil ich die Ausstattung auf der Bühne für eine Angelegen heit zweiten Ranges halte. Die eigentliche Ausstattung muß in dem bescheidensten Grenzen bleiben. Dem Beleuchter fällt die Haupt aufgabe zu, und er ist es, der eine neue Technik schaffen muß. Das große Ziel aller dieser neuen Errungenschaften ist es, die Einbildungstraft des eigenwilligsten Dichters zu befriedigen, die Phantasie eines Shakespeare oder Musset, dem Text zu dienen und nicht dem Ehrgeiz oder der Eitelkeit des Regisseurs."

Diese hohe Aufgabe wird nach Gémiers Urteil von den deutschen burg einen gewaltigen Eindruck von dem Adel und der Bedeutung Fachleuten erfüllt, und deshalb werden alle Bühnenleute in Magde ihres Berufes gewinnen. Das Beispiel, das uns diese kleine Stadt Magdeburg   gibt, ist großartig," schließt Gémier. Indem sie die Deutsche   Theaterausstellung schuf, die in ihrer Gesamtheit die Ver wirklichung aller gegenwärtigen Fortschritte unserer Technik enthält, hat sie sich um das Welttheater wohl verdient gemacht."

John Schifowski- 60 Jahre. Wer hier die frischen, von leben­digster Anteilnahme und stärkstem Reformeifer zeugenden Tanz­fritifen von J. S. verfolgt, der wird nicht sobald glauben, daß ein freilich so jung geblieben, daß er auch dies Jubiläum nicht zu fürchten nunmehr Sechzigjähriger sie schreibt. Innerlich und äußerlich ist er braucht: der Unfug des Aelterwerdens hat ihm noch nichts anhaben

fönnen. J. S. ist mit der Parteipresse seit seiner Leipziger. Stu­dentenzeit, da er für die Leipziger Volkszeitung" mit Steiger und Merian das Muster eines modernen Feuilletons schuf, innig vers bunden. Nach seiner Ulebersiedlung nach Berlin   war er als Kunst und Theaterkritifer immer in engster Fühlung mit dem Kunsta leben. In der Boltsbühne wirfte er lange Zeit im fünstlerischen Aus schuß und neuerdings im Vorstand mit. Seine Humore ließ er im Wahren Jacob" sprudeln. Wie er zuvor zu den Vorkämpfern des Naturalismus gehört hatte, focht er später mit gleicher Forsche für die neue expressionistische Kunst. Als John Schifowski nach dem Tode Franz Diederichs in unsere Feuilletonredaktion eintrat, schien er manchem Bedächtigen nicht etwa zu alt, sondern zu jung zu sein. Wir wünschen ihm, daß er noch lange mit diesem Berdachte behaftet bleibe, daß er fortfahre, die Jugend und alles Junge zu fördern und mit der Reife des Kenners allem Neuen zu seinem Recht verhelfe.

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Jfrael", ein älteres Schauspiel des Franzosen Henry Bern stein, erzielte gestern im Lessingtheater einen starten, äußeren Erfolg. Mit Schwung knallt der Autor den Antisemitismus auj weist sich nach furzer Zeit als ein französischer Sudermann. die Bühne, überzuckert das Problem mit Liebesromantik und er 604 viel Papier ist schon lange nicht mehr geredet worden. Und doch gelingt es Hermann Ballentin die toten Worte mit feiner Menschlichkeit zu beleben, Lie

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