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!ä Unterhaltung unö Missen jzi..
Kurze Wochenchronik.
postminister Schätzet will uns den Briefkasten höher hängen.
Auf die österreichische Justiz fiel ein breiler Schallen.
Cin Zigeunerstück. Von Max Bernordi. Sie sahen das Unwetter den Himmel heraufziehen. Schoben mit aller Kraft an dem Karren, den Schimmele, das brave Grau- tierchen, alleine nur mühsam vorwärtsbrachte. Lockele und Naftali waren vor dem heranbrausenden Sturmwind unter das schützende Plachendach zu Rocco, dem kleinen blaubesrackten Affen, geflüchtet. Der Zigeuner hieb auf den Esel ein. Seine Alte und der fünfjährige Bub zerrten an den Karrenrödern. Als die ersten schweren Regentropfen niederklatschten. hatten sie gerade das Gehöft erreicht. Da ließ der Großbauer feine Hunde los. Diebsgesindel fort aus meinem Hof! Hussoh pack an!" Und ehe die erschrockene Zigeunerfamilie es hatte hindern können, war ein Hofköter auf den Wagen gesprungen und hatte unter dem entsetzten Geschrei der beiden Kinder, Lockele und Nastali, dem Affen Rocco dos Genick zerbissen. Da war der Zigeuner auf den Bauern losgefahren. Ungeachtet der Hunde, die ihm in die Waden fuhren. Hatte ihm sein Messer in den Bauch gerannt. Dann waren sie fort. So schnell hatten sie noch nie den Karren weitergebracht. Das Gewitter war bald hinter die Berge verzogen. Von der Landstraße waren sie rasch abgezweigt. Querfeldein den Bergen zu. Wenn es ihnen gelang, über den Berg zu kommen, waren sie geborgen. Da drüben winkte die Grenze. Die Grenze der Urheimat das weite, freie Ungarn  . Aber die Tschechen waren schlechte Zigeunerfveunde und harte Richter. Aber immer schwieriger gestaltete sich der Aufstieg, alle Kräfte brauchte es. Und die waren erschöpft. Quälender Hunger stellte sich ein. Es gab keine Maisfelder, Zuckerrüben- und Kartoffeläcker mehr, die ihre Gaben niemals dem hungrig Vorüberziehenden vorenthalten konnten. Es war eine unwirtliche Gegend mit steinigem Boden. Weit und breit kein Gehöft. Nur das Schimmele, das Grautierchen, konnte sich an Delikatessen gütlich tun. Disteln und Nesseln wucherten ihm ins Maul. Und als sie mit letzter Kraft die Höhe erreicht hotten, da traf den Zigeuner der härteste Schlag. Jenseits im Tal, da sperrten Pickelhauben die Straße. Zelt« und eine Feldküche standen an der Chaussee. Gendarmen sprengten auf schnittigen Gäulen zwischendurch. Sollt« das ganze Aufgebot chm gelten? Er zerkaute einen wilden Fluch. Zurück konnte er nimmer. Vorwärts auch nicht. Er mußte Lager halten. Und verhungern? Oder sich freiwillig den Häschern stellen? So kamen die verdammten Tage und Nächte. Tagsüber mit hungrigem Magen schlafen und nachts auf Stehlen ausgehen. Aber die Bauernhöfe waren meilenweit, und Hunde schlugen schon von ferne an. Lockele nagte an Wacholderwurzeln. Der Bub spähte nach Vögeln und Kleingetier, die er mit Steinen erobern wollte. Nur die Alte saß in Tränen vor dem Plachenwagen und rang die Hände. Wenn du heute wieder nichts bringst 1" 'Wenn, wenn kann ich zaubern?" Das Naftali wird uns eingehen." Sie sprach e» nux so obenhin. Der Zigeuner schielte verstohlen nach dem Wagen. Dort log das Naftali in fiebrigem Schlaf. Himmelhöllteufel." Er mußte Milch und Brot schaffen. Und einen saftigen Braten. Vatter Fleischele," sagte plötzlich ganz laut das Nastali im Schlaf. A Fleischele, a Fleischele!" nahm Lockele es schreiend auf und riß sich die erdigen Wurzeln aus dem Mund. Schlafen. Kinder!" befahl der Zigeuner und versuchte mit gutem Beispiel voranzugehen. Aber es gelang ihm nicht. Natürlich nicht. Das Hirn zermarterte er sich, woher er schnella Fleischele" nehmen sollte. Wenn der Rocco noch unter ihnen wäre jetzt hätie er ihn vielleicht umgebracht. Er wälzte sich hin und her. Sollte er sich stellen? Hinuntergehen zu den Gendarmen? Sein Naftali konnten sie doch nicht verhungern lassen, auch wenn sie ihn in Ketten abführten. Aber vielleicht zogen sie doch noch ab... Die Alte erhob sich, Wasser am nahen Quell zu holen. Laß mich!" Der Zigeuner langte nach dem Eimer. Er mußte etwas tun, konnte das Grübeln nicht mehr ertragen. An der Quelle stand Schimmele. Es wackelte freudig mit den Ohren. Heiß durchfuhr es den Zigeuner. Da war Fleischele! Aber das Schimmel« nein daran war nicht zu denken. Und Schimmele ging es so gut auf dem steinigen Hochland keine Prügel, viel Leckerbissen. Er tätschelte den feisten Rücken des Tieres. Da war Fleischet«! Sinnend kehrte er mit dem vollen Wasiereimer zurück. Jetzt fehlt nur noch Fleisch und Suppenkraut!" höhnte die Alt«. Kannst auch ohne Suppenkraut anrichten," entgegnete der Zi- geuner launig. Er trat an die Wagenplache. Da lag Nastali mit Tollkirschaugen wach und erkannte ihn nicht. Nastali!" schmeichelte er. Das Kind schreckte zusammen und weinte. Zum Quell schritt er zurück. Schimmele," lockte er. Schimmele rieb sich an seinem Arm. Der Zigeuner ließ sich nieder. Das Eselchen stand fragend vor ihm. Er machte eine Hand- bewegung. Da knickte Schimmele in die Knie und rollte sich zu seinem Herrn. Alle V'ere hoch gegen den blauen Himmel gereckt, geblähte Nüstern wie von übermütigem Lachen. Wenn der lange, hagere Mensch neben ihm auch oft roh auf sein altes Fell einhieb wenn sie Rast hielten, waren sie immer gute Freunde. Schimmele versuchte zu wiehern. Schimmele, nicht den Herrn oerraten. Aber komm näher. Schimmele, muß dich was bitten." Und da das Tier nicht näherrückte, umschlang der Zigeuner den Efelsleib. Blickte lächelnd in die fragend oerwunderten, starren Esclsaugen. »..Schimmele wir haben Hunger, großen Hunger. Aber wir werden es schon übertauchen, bis wir uns über die Gren.ze schleichen können. Aber«ine wird's nicht aushalten, Naftali ist schon krank. Naftali braucht a Fleischele. ein gutes Fleischele."/ Des Zigeuners Hand glitt über den Rücken des Tieres. Schau, du hast soviel Fleischele, da da gibst mir ein bissel, ja. Schimmele?" Der Esel wieherte kläglich., z
Ueber einem schnell entfachten Feuer brodelte in kupfernem Ge- schirr ein Stückchen Fleisch. Nicht viel größer als ein« kräftige Männerhand. Aber den Duft sogen fünf hungrig« Menschen ein, als würde ihnen ein ganzes Kalb gebraten. Ein Stückl arg frisches Fleisch," murrte die Alt«, während sie mit der Gabel in den Kochtops stocherte. Der Zigeuner antwortete nicht. Er hatte schon genug gelogen: So weit war eb gelaufen bis zu einem großen Bauernhof. Dem hatte er Besuch abgestattet. Aber die Bäuerin hatte ihn aus dem Kellerfenster schlüpfen sehen und Lärm geschlagen. Zwölf Knechte, hatten ihn verfolgt. Da war ihm in seinem Lauf die Bürde hinder- lich, und er hatte das ganze Fleisch, das viele Fleisch, in einen Busch wersen müsien. Nur für das Naftali hatte er noch rasch ein Schnißel abreißen können. Aber morgen srüh wollte er schon das übrig« holen. Alte und Kinder besprachen die Aussicht auf den morgigen, fetten Tag, begnügten sich mit dem Duft des Stückchen Fleisches und der Lust, Naftali essen zu sehen. Vatter l" Was?" Die Schandarmen reiten fort!" Der Zigeuner spähte mit Luxblicken ins Tal.  Haft Teufelsaugen. Bub." Die Chaussee hinab zog ein Trupp Pioniere mit Pickel und Schaufel. Zwei Offiziere zu Pferd trabten voran. Alte die Grenz' wird frei. Morgen srüh geht's süd­wärts!" Er trat an den Wagen. Rastatt   hat's geschmeckt?" Naftali lachte. Pack zusammen, Alte, in aller Herrgottsfrüh wird gezogen." Meine sieben Zwetschgen sind gleich beisammen, fange du deinen Esel ein!" Schimmele wird schon kommen. Lockele, ruf das Schimmele, lock ihn her zu uns." Lockele grinste, stieß einen grellen Schrei aus. Hielt die kleinen Hände an den Mund: Schimmele!" Er kommt nicht," sagte die Alt«. Er kommt schon," trotzte der ZigeujNer. Und er hatte recht. Da kam das Schimmele vom Quell herüber. Ganz langsam, mit gesenktem Schädel und hängenden, traurigen Ohren. Es hinkt« sichtlich. Was hat er denn?" Er hat sich zerfallen," sagte der Zigeuner.Auf einem kantigen Stein aber nur Fleischwunden. Das wächst nach, wächst sich zu. Gelt Schimmele? Hast ja soviel dickes Fleischele--" Hast ihn ja schon verbunden?!" Ja früher beim Wasierholen. Habe ich dir es nicht er- zählt? Dann habe ich es vergessen." Er steckte sich seine kurze Pfeife an. So jetzt warten wir noch bis es dunkelt, und dann hinunter den Berg*
Ich Hab' gedacht morgen früh?" Eh das Schimmele hatte ich vergesien. Wir brauchen mehr Zeit. Am Morgen müssen wir schon über die Grenze sejn. Der Bub wird das Schimmele führen, ober schön vorsichtig, hörst, vor den Karren spann ich mich. Das Lockele kann mit aufsitzen." Naftali jauchzte unter der Plache, Der Zigeuner blickte in den glutenden Abendsonnenschein. Ein keckes Leuchten ging über sein Gesicht. Jetzt hatte er es wieder ein- mal geschafst. Alle. Auch das Rastatt  . Aber beinahe hätte der alte Esel dem armen Affen ins Himmelreich nachfolgen müssen aber aiur beinahe. Schimmele war ein kluges, tapferes, braves Grau- tierchen. Der Zigeuner lachte und setzte seine Pfeife wieder in Brand.   Bis die letzte Uniform und der letzte Pferdeschwanz sich am Chausseehorizont verloren hatten, blickten sie ins Tal. Dann schob sich der Zigeuner gemächlich vor den Karren und langsam, ganz lang- som, gleich dem hinkenden Esel, ging es bergabwärts, der winkenden Freiheit zu...'
Der Schlamm von Berlin  . Es ist aber nicht die Rede vom mo- ralischen Schlamm, sondern vom wirklichen materiellem Schlamm, gewonnen aus den Abwässern der Rieselfelder im Süden Berlins  , bei Waßmansdorf. Die Abwässer fließen zunächst durch einen Rechen, wo sie mechanisch gereinigt werden, dann kommen sie durch«ine Anzahl sogenannter Emscherbrunnen, die je 12 Meter tief sind und zur Ablagerung des Schlammes dienen. An dieser Stelle des Be- triebes werden täglich 52 Tonnen Schlamm gewonnen, der nach ge- höriger Trocknung abgestochen werden kann. Daneben entstehen täglich etwa 6000 Kubikmeter Faulraumgas, mit dem man in nächster Zeit die Motoren des Pumpwerks heizen wird. Durch diese modernen Bestrebungen wird die Abwässerwirtschaft zu einem Ueberschuß- betrieb. Welch ein Weg so kann man nachdenklicherweise sagen von der alten indischen Vorschrift, die da strengstens verbietet, daß der Mensch seinen Kot beachte bis'zu der Zeit, da der Europäer Dünger in Ernte, Unrat in Dünger, Dünger in Brot,' Gestank in Kraft verwandelt! Allgermanische vbslresle. Ein großer fruhgermanischer Friedhof ist in der Nähe von vberflacht im württembergijchen Amt Tuttlingen  aufgedeckt worden. In den mehr als 50 bisher geöffneten Gräbern, in denen alemannische Männer. Frauen und Kinder ihre letzte Ruhe- stätte gesunden hatten, wurden auch Reste von Früchten geborgen, über deren Untersuchung Karl Bertsch   in den Berichten der Deutschen Botanischen Gesellschaft nähere Mitteilung macht. Die wichtigste Frage, um die es sich hier handelt, ist die, ob die unter den Resten gefundenen Kirschsteine von Wild- oder Kulturkirschen stammen. Daß die Kerne nicht der Sauer- oder Weichselkirsche   gehörten, zeigt das Fehlen der scharf vortretenden Rllckenlinie an den gefundenen Steinen. Da die wilden Formen der Vogelkirsche sich von den Kul- turformen durch eine geringere Länge der Kirschsteine unterscheiden, so gab dies einen Anhaltspunkt für die Bestimmung der gefundenen Kerne. Die Kerne aus den Gräbern haben die Länge der Steine der Kulturkirsche, messen etwa 9,5 Millimeter. Dadurch ist also eine soviel erörterte Streitsrage endlich gelöst und bewiesen, daß den Germanen die Kirsche als Kulturbaum bereits bekannt war. Die Reste aus den Gräbern zeugen auch davon, daß die Alemannen von Oberflächt Aepfel, Birnen, Nüsse und Pflaumen züchteten. Von den Obstarten, die noch heute auf kleinbäuerlichen Besitz gepflanzt wer- den, fehlt nur die Zwetschge.