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gens begegnete uns später ein kleines Flugzeug, das von Wien  nach Prag   unterwegs war und vermutlich Nachrichtenmaterial der offiziösen Korrespondenz dorthin brachte.

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In Preßburg Bratislawa   bringt uns die dortige 3ollaberfertigung leider einen äußerst schmerzhaften Zeitverlust, der noch durch mehrere überflüssige Baß- und Gepäckontrollen des per­sönlich sehr entgegenkommenden, aber bureaukratischen Direktors der tschechischen Grenzitetion arg vergrößert wird.

Wir waren gegen 13% Uhr von Berlin- Tempelhof   abgeflogen, hatten in Dresden   wegen Gewitter im nördlichen Böhmen   längere Zeit warten müssen und waren erst in der achten Abend­stunde in Preßburg   angekommen. Es war 22% Uhr, als wir endlich mit dem Automobil weiter fonnten. Dabei entstand an der

nahen Grenze wiederum ein längerer Aufenthalt, zumal nur acht Breßburger Chauffeure die Erlaubnis zur Grenzüberfahrt haben. Auf deutsch  - österreichischem Boden nach der Paßkontrolle mehrere Schuzbundmänner auf der Landstraße: ,, Was? Bom Berliner ,, Borwärts?" Bitte Ausweis- Ja, Freundschaft, Genoise!" Sie wissen hier draußen natürlich nicht genaues; übertriebene Ge­rüchte sind in dieser verkehrsarmen, von der Großstadt abgelegenen Gegend gedrungen. Tag und Nacht halten sie in Sonnenglut und Gewitterregen in unbegrenzter Aufopferung Wache und Bereitschaft, zumal das Burgenland   und Horthy- Ungarn in der Nähe find. Das Berhältnis der Schutzbündler zu den staatlichen Organen, den Gendarmen und Finanzwächtern, ist durchaus gut.

Endlich- Wien  !

Die Straßen normal beleuchtet, das heißt in dem verstärkten Maße, das der roten Gemeindeverwaltung zu verdanken ist. Verschiedene Gast- und Kaffeehäuser sind noch offen, aber ein heftiger Gewitter­regen hatte gegen Mitternacht die Straßen leergefegt. Ab und zu Schußleute mit Gewehr bei Fuß zum ersten Male wohl seit Jahrzehnten in Wien   zu sehen. Auch eine Abteilung Wehrleute des Bundesheeres im Stahlhelm mit auf­gepflanztem Bajonett auf dem umgehängten Gewehr überholen wir. Sie marschieren aber nur, um die Absperrung des Justizpalastes zu verstärken.

Vor dem Parteihaus Schutzbündler und Autos; alles ist noch um 1 Uhr überfüllt von Menschen. Eben wird die dritte Rummer des Mitteilungsblattes der Sozialdemokratie Deutsch- Desterreichs" im Format der Arbeiter- Zeitung  " und vier Seiten Umfang fertiggestellt. Die erste Nummer am Sonnabend­morgen wurde in 700 000 Exemplaren hergestellt, die Sonntag. Morgennummer wird in mehr als der doppelten Auflage verbreitet. Die Partei läßt sich diese Zeitung von den Abnehmern, die sich darum reißen, nicht bezahlen, sondern man hat lediglich 4 Groschen ( 2,4 Pfennig) für den Kolporteur zu entrichten.

Um heutigen Sonntagmorgen bietet Wien   im Straßenleben ein durchaus ruhiges Bild.

Die Straßenbahn ist heute in aller Frühe wieder ausgefahren und die Befürchtungen, daß in einigen proletarischen Bezirken die Ausfahrt der Straßenbahn gehindert werden würde, hat sich nicht erfüllt. Auch die Tarameterautos sind wieder in volem Be­trieb, ebenso die elektrische Stadtbahn und die Autobusse. Dagegen bleibt der Streit bei der Eisenbahn, dem Telegraphen- und Telephonwesen sowie für Caftkraftwagen der Behörden und der Induftrie noch weiter aufrecht. Die Kampfzone, namentlich die Gegend zwischen der Votivkirche   und dem früheren Hofpart, ist am heutigen Sonntagvormittag das Ziel einer wahren Massenwande rung. Die Leute stehen und betrachten die Spuren der furchtbaren Borgänge vom Freitagvormittag, in erster Linie natürlich

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die schauerliche Brandruine des Justizpalastes. Noch immer spürt man in der Gegend einen Brandgeruch, noch immer ist die Feuerwehr mit Unterstützung von Wehrleuten bei der Aufräumungsarbeit. Die nächste Umgebung des gewaltigen Balastes ist wegen der Aufräumungsarbeiten und wegen der immerhin dent baren Möglichkeit eines Einsturzes von Polizei und Militär ab­gesperrt. Die Fensterhöhlen sind leer, das Dach zum größten Teil abgebrannt, naďtes Eisengerüst ragt in die Luft, ja von einer Seite bietet der Justizpalast sogar einen Anblick, der an die Heidel berger Schloßruine erinnert. Inmitten all dieser Zerstörung steht in der großen Ruppelhalle des grandiosen Meisterbaues die

Harry S. Albader.

Ein Brieffragment.

New York  , den 17. Februar 1943. fonnte in feinem günstigeren Zeitpunkt angekommen sein, denn ich traf die Stadt in einem unbeschreiblichen Taumel der Kunstbegeisterung, der bis zur Spige des neuerrichteten 214ftödigen Everest- Building emporzitterte. Der Enthusiasmus galt dem gestern noch gänzlich unbekannten Dramatifer Harry S. Albader, der durch die Aufstellung eines neuen Dramenrekordes über Nacht zur popu­lärsten Persönlichkeit der U. S. A. geworden ist.

Harry S. Albader startete am 15. Februar um 4 Uhr früh in einem Bannofig- Dreidecker, nahm dem 73. Längengrad folgend genauen Kurs nach Süden und erreichte Punkt 21.30 Uhr den Aequa­tor, ben er in der Richtung Øst- West zu umkreisen begann. Immer genau der Linie des Aequators folgend, hatte Harry S. Albader am 16. Februar um 23.27 Uhr die Umfliegung der Erdkugel und gleichzeitig ein fünfattiges Drama mit dem verheißungsvollen Titel V 521( 2718+ V 27) vollendet,

Das Drama, nunmehr das größte Werk der Literaturgeschichte, wurde von Adolphus J. Moneymaker zur Uraufführung im Gigant­stadion gegen 2 431 000 Dollar erworben. Das Stadion faßt 100 000 Zuschauer und ist, obwohl der billigste az 20 Dollar foftet, bereits für 25 Aufführungen im voraus ausverkauft. Die Hauptdarstellerin erhält 10 000 Dollar für jedes Auftreten, ihr männlicher Partner 5000 Dollar. Um die Verfilmung streiten sich zwei Gesellschaften, deren eine, die Parfümpipi, dem Dichter eine Lebensrente von 100 000 Dollar jährlich, die andere, die Famospopo, eine Barzah­lung pon 2 000 000 Dollar bietet. Für die Aufnahme soll in der Salt- Luke- Büfte eine besondere Filmstadt von 50 000 Einwohnern gegründet werden.

Ueber den Inhalt des Dramas berichtet die Presse einstweilen folgendes: das Nationalwerk umfaßt auf 231 Manuskriptblättern 6211 Zeilen, 32 573 Worte, 169 217 Buchstaben. Es treten 217 Personen auf, alles hundertprozentige Amerikaner. Im ersten Aft werden auf offener Bühne 67 200 Dollar verbient, im zweiten das Doppelte, im dritten das Dreifache usw. An meniger aufregenden Bortommnissen werden noch erwähnt: 23 Morde, 39 Raubüber fälle, 18 Ehescheidungen. Die Ursachen der letzteren sind aus Schick. lichkeitsgründen im Drama fortgelassen, nur erfährt man an einer Stelle, daß ein widerlich- brutaler Ehemann seiner gemarterten Gattin statt 27 000 nur 25 000 Dollar zum Anfauf eines Bade­toftüms aus gesponnenen Diamanten bewilligen mill. Die Presse Derlangt aber fathegorisch die Fortlassung dieser Szene, die geeignet

Statue der Justitia, der Gerechtigkeit, deren Mißbrauch zu all den| Ungefähr 900 Verwundete sind in der Pflege der Spitäler oder zu fürchterlichen Schrednissen geführt hat... Hause im Krankenbett. Die Zahl der Verhafteten beträgt nach Angaben der Regierung 252.

Die neue Gemeindeschuhwache,

deren Errichtung heute früh durch das Mitteilungsblatt und in der Mittagsstunde auch durch viele tausend Flugblätter vom Bürger meister Seit den Wienern bekanntgegeben wurde, ist hauptsächlich in den äußeren Bezirken in Dienst gestellt worden. Ueber die Bereidigung dieser neuen Arbeiterpolizei im Gemeindedienst be­richten wir an anderer Stelle. Die Schutzbündler im Bolizeidienst sind aus den Beständen der Staatspolizei mit Säbeln und Pistolen ausgerüstet worden. Die Aufstellung der Gemeinde­schutzwache ist im Einvernehmen mit der staatlichen Bolizeidirektion, also mit Schober, erfolgt die Bundesregierung hat man um ihre Genehmigung dazu um fo weniger gefragt, als die Gemeinde nach der Gemeindeverfassung zur Aufrechterhaltung und Wiederherstellung der Ruhe, Ordnung und Sicherheit verpflichtet und darum zu entsprechenden Maßnahmen berechtigt ist. Uebrigens hat die Bundesregierung des Herrn Seipel sich den ganzen Freitag über und auch noch einen Teil des Sonn­abends geradezu tot gestellt und dadurch den Anspruch verloren, noch als Repräsentantin des österreichischen Volkes angesehen zu werden. Das ist die Meinung der erdrückenden Mehrheit des Volkes von Wien  .

Es ist selbstverständlich, daß nicht nur die Führer der öster­reichischen Sozialdemokratie, sondern auch all die Hundertausende organisierter Genossen die Barbarei der Verbrennung des Justizpalastes und auch der anderen, wenn auch geringeren 3er­störungen weit von sich weisen. Diese Taten, wie auch die grauen­haften Totschläge, die an einigen Schuleuten verübt wur­den, fallen jungen Leuten zur Laft, von der Sorte, die es in jeder Großstadt gibt wieviel mehr erst in diesem Wien  , das als über große Hauptstadt eines zur wirtschaftlichen Selbständigkeit unfähig gemachten Staates unglaubliches Leid Jahr für Jahr ertragen muß. Die furchtbare Erbitterung die in diesen Gewaltatten ausartete, und deren hoffentlich letzter Ausläufer der Angriff auf die Polizei­wachtstube am Sonnabendabend in Hernals   gewesen ist, er­flärt sich nur aus dem

unverantwortlichen und ungeheuerlich brutalen Borgehen der Polizei

am Freitag vormittag. Ruhig demonstrierende und bei aller inneren Erregung fich jeder Gewalttätigteit enthaltende Arbeiter waren die Opfer. Das Schlimmste, was bis dahin von den Demonstranten perübt worden war, war ein Versuch, in die Universität einzudringen, der mißlang, dem aber zahlreiche Fensterscheiben zum Opfer fielen. Durfte das Grund genug sein, auf eine Ver­sammlung unter freiem Himmel, ja auf die zur Absperrung und Er­haltung der Ruhe aufgestellten Schußbündler ein wildes Feuer aus Pistolen und Karabinern zu eröffnen? Unsere Genossen empfinden es natürlich sehr schwer, daß das Hauptwerk der Zerstörung, die Anzündung des Justiz palast es, gerade in jener Zeit am Freitag vormittag erfolgte, als die Polizei auf Veranlassung des Bürgermeisters, der die Ver­antwortung dafür glaubte übernehmen zu fönnen, zurüdge. zogen worden war. Von welcher Art die Leute waren, die dieses Werf vollbrachten, geht u. a. auch daraus hervor, daß der Versuch des allbekannten Bürgermeisters Genossen Seiz und des beliebten Genossen Breitner, durch ihre persönliche Begleitung die Feuerwehr an den Justizpalast heranzubringen,

mit einem Steinhagel und wüstem Geschrei aufgenommen und verhindert wurde. Wenn man eben aus Deutschland   kommt, fragt man die Wiener   natürlich, warum sich denn die Feuerwehr nicht durch fräftige Strahlen falten Wassers den Weg freigemacht habe. Aber es ist bei der Biener Feuerwehrleitung eine jahrelange Tradition, die man selbst jetzt nicht durchbrechen wollte, daß die Feuerwehrfprige nicht gegen Menschen anzuwenden sei und daß die Feuerwehr sich überhaupt neutral zu verhalten habe und sich nicht in den poli­tischen Parteikampf einmischen dürfe, um das allgemeine Vertrauen nicht zu verlieren. Die Stadt Wien   hat heute zur Milderung der ersten Not den Familien der Opfer vom Freitag und Sonnabend 100 000 Schilling, gleich 60 000 m., als erfte Rate zur Verfügung gestellt. Die Gesamtzahl der Tolen beziffert sich bis zur Stunde auf 67.

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sei, den amerikanischen   Nationalcharafier in ein schlechtes Licht zu setzen. Man fürchtet auch den Proteft der Frauenbünde, deren her­porragendste schon erklärt haben, daß die Vorführung derartiger Scheußlichkeiten für das Gemüt der amerikanischen   Frau unerträg­lich sei. Sehr befriedigend nimmt die Presse davon Notiz, daß an jedem Attschluß ein Neger gelyncht wird und schlägt vor, die Berbrennungen nicht nur als Theatertrid, sondern in natura zu vollziehen, was bei 100 Aufführungen immerhin zur Verbrennung von 500 Negern führen würde.

Du siehst also, lieber Freund, daß die Kunstbegeisterung feines­wegs, wie altmodische Leute behaupten, im Abnehmen begriffen ist, fondern sich mit steigender Kultur zu immer lebhafteren Formen entwidelt. Der New York   Spettatler", ein Blatt von 2 000 000 Auflage, führt den ziffernmäßigen Beweis, daß fein Bolt soviet für die Kunst tut wie das amerikanische: der Dichter Harry S. Albader erhielt innerhalb 24 Stunden: 4617 Telegramme, 5 681 000 Briefe, 71 261 Blumenspenden, 563 296 Heiratsanträge, 4716 En. gagementsangebote über zusammen 216 500 000 Dollar. Sein Ma­nager Adolphus J. Moneymaker fonnte bereits an der heutigen Börse die Mehrheit im Abführmitteltrust erwerben und kontrolliert von dort aus vier Eisenbahnlinien sowie die Aktiengesellschaft zur Berlegung der Sächsischen   Schweiz   in den Yellowstonepart. Die Kau­gummimarfe, die Harry S. Albader bevorzugt, soll nach ihm be­nannt werden, wovon man sich eine Erhöhung des Absages um 200 Pro3. verspricht. So durchdringt die Kunst nach und nach das gesamte merfantile Leben. Die Tage der nüchternen Dollarjago sind auch für U. S. A.   vorbei..

Mich. von Lindenheden.

Der geheimnisvolle kaffen der Prophetin". Seit einiger 3eit beschäftigt sich die englische Deffentlichfeit mit einem merkwürdigen Raften, den eine im Anfang des 19. Jahrhunderts berühmte Pro­phetin", Joanna Southcott  , hinterlassen hat, der wundersame Offen­barungen bergen sollte und seit 113 Jahren feft verfiegelt war. Nachdem man bereits mit Röntgenstrahlen dem Rasten zu Leibe gegangen war, ist er jetzt in Gegenwart einer großen neugierigen Menge in der Gedächtnishalle des Gemeindehauses von Westminster durch Mitglieder ber Gesellschaft für psychische Forschungen feierlich geöffnet worden. Der Bischof von Grantham   befchrieb den 3u schauern alle Gegenstände, die aus dem Kasten ans Tageslicht famen. Für die Anhänger der Prophetin, die es noch heute in England gibt, war aber das Ergebnis sehr enttäuschend, denn es tamen allerlei sehr weltliche Dinge aus dem Besiz der frommen Dienstmagd zum Vorschein. So fand man ein Lotterielos von 1796, eine Büchse mit Würfeln, eine alte Reiterpiftole, ein Paar goldene Ohrringe, einige Münzen und eine feingefticte Haube, die von den einen als Nachthaube der Prophetin erflärt wird, während andere einen als Nachthaube der Prophetin erklärt wird, während andere

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Unter den Fluggästen, die am Sonnabend nachmittag mit den Flugzeugen der Lufthansa in Berlin   abgeflogen und in der Nacht über Breßburg angekommen waren, befand sich auch der Berliner  fommunistische Landtagsabgeordnete Pied. Auch der Berliner  Polizeioberst Heimansberg, der Kommandeur der Berliner  Schutzpolizei  , ist im Flugzeug in Wien   angekommen.

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Der Schwur auf die Republik  . Aufstellung und Vereidigung der Gemeindeschutzwache.

r. bn. Wien  , 17. Juli morgens.

Am Sonntag% 5 Uhr früh marschieren die ersten 3üge der neu aufgestellten Gemeindeschuhwache durch die stillen Straßen des Rathausviertels. Um 5 Uhr ist der Arkadenplay von den Ab teilungen gefüllt. Major Bernat ordnet die einzelnen Züge. Er erklärt den Zweck der Gemeindewache: 3 ehn Tage Dienst zur Bewachung des Gemeindeeigentums und zur Wiederhers stellung der Ordnung. Die Angemusterten werden in Rea gifter eingetragen und erhalten Pistolen und Säbel. Frühstücks­menage und Raft gibt es in der Volkshalle. Viele von den Leuten find ununterbrochen 48 Stunden unterwegs und im Dienst. Um 10 Uhr vormittags fommt Bürgermeister Genosse Seiß, mit ihm die Stadträte Breitner, Speiser und andere und Magistrats­direktor Hart1. Genosse Dr. Deutsch spricht:

,, Wir haben eine sehr schwere und sehr ernste Aufgabe übernommen. Wir wollen das, was die Gemeinde Wien   geschaffen hat und was nun bedroht ist, schützen. Darüber hinaus Wien   zur Ordnung, zur Ruhe und zum Frieden zurückzuführen. Wir ges loben Ihnen, Herr Bürgermeister, diese Aufgabe Ihrer Weisung ge mäß zu erfüllen."

Nun hält der Bürgermeister folgende Ansprache:

Wir stehen in ernster Zeit, es war ein schwerer Enta schluß, diese Gemeindeschuhwache ins Leben zu rufen. Wir vers langen von Ihnen Treue, Gehorsam und unverbrüchliche Disziplin. Es ist nur eine einfache Gelöbnisformel, die Sie hier abzulegen haben. Aber es ist doch zugleich ein heiliger Eid, hinter dem Sie als ganze Männer stehen müssen. Es gilt die Berteidigung der Republik   und der freien Gemeinde, es gilt uns entgegenzuführen dem, was wir alle als das höchste Ziel der Menschheit ersehnen. Darin dürfen wir uns aber nicht irre machen lassen. Die Republik  muß sich auf Sie verlassen können. Sie müssen nach rechts und nach links gleich stramm ihre Pflicht erfüllen. Möge jeder ein­zelne die Verantwortung fühlen, die auf ihm ruht. In diesem Sinne begrüße ich Sie und fordere Sie auf, das Gelöbnis zu leisten." Nun verliest Stadtrat Speiser das Gelöbnis, das von vielen hunderten Kehlen nachgesprochen wird: Ich gelobe, der Gemeinde Wien   und der Republik   Desterreich unverbrüchliche Treue zu halten und sie mit allen meinen Kräften nach den Anordnungen des Bürgermeisters oder der von ihm beauf­tragten Organe zu schüßen."

Mit dem Ruf: Es lebe die Republik!" geht die neue Ges meindeschuhwache an thre schwere und verantwortungsreiche Arbeit,

Seipel erwartet ein politisches Abkommen".

Jansbrud, 17. Juli.  ( WTB.) Sonntag vormittag ist ein Ministerialrat als Bertreter der Bundesregierung im Flugzeug aus Wien   hier eingetroffen und hat der Landesregierung von der Buns, desregierung Bericht erstattet. Darin heißt es: Bei den Bundesa bahnen widelt sich der Verkehr der Lebensmittelzüge reis bungslos ab. Unter dem Personal herrscht vollkommene Ruhe, und es besteht die whereitschaft, den Betrieb sofort wieder aufzus nehmen, wenn die Wiederkehr der Ruhe durch ein politisches Abkommen gesichert sein wird.

In Tirol selbst ist alles ruhig. Trotzdem reisen die meisten Fremden ab. Für ihre Beförderung ist ein besonderer Autodienst eingerichtet worden. Das Telephon fugftioniert in ganz Tirol, man tann auch mit dem Ausland nach allen Richtungen sprechen. Der Verkehr ist nur nach den übrigen Bundeslän dern unterbrochen Die Postbeamten und Eisenbahner streifen jedoch auch hier. Es werden nur die Lebensmittelzüge und die zwischen Deutschland   und Italien   durchfah renden Güterzüge weiterbefördert.

darin ein Kinderhäubchen erbliden wollen, das Joanna für das von ihr erwartete Rind, den fünftigen Meffias, bestimmt hatte. Neben einigen frommen Büchern entdeckte man sogar einen Roman ,, Ueberraschungen der Liebe oder ein Abenteuer im Greenwich­Bart". Kein Wunder, daß die Anhänger der Prophetin den Kasten für unecht erklären und behaupten, der echte Kasten mit den großen Geheimnissen werde noch verborgen gehalten.

Baul Bonazz und F. E. Scholer in Stuttgart  , die im Wettbewerb Entwurf zum Genfer   Bölferbundspalaft. Die Architekten Prof. für den Bölkerbundspalast in Genf   einen zweiten Preis erhalten liebliche Parklandschaft nicht durch allzu große geschlossene Bau­haben, sind bei ihrer Arbeit von dem Grundsatz ausgegangen, die massen zu beeinträchtigen. Sie wollten ihren Bau möglichst zurück­fchieben, auflösen und horizontal lagern und sie haben daher nach dem Ufer zu den Bartbestand nach Möglichkeit geschont. Die Stutt garter Architekten haben die Baumasse in zwei Teile zerlegt, den Saalbau, der sich in seiner Hauptform deutlich ausdrückt, und in das Sekretariat. Der Saalbau liegt an einem Anfahrthof, der starke Plastik in Bor- und Rücksprüngen hat und von den Delegierten von der Seeseite her betreten wird. Ihr Saal hat die Grundform eines etwas geftelzten Halbkreises mit großer Nische für das Präsidium, eine atustisch und räumlich bewährte Form für große Barlaments­fäle, bei der von jedem Blatz alle anderen zu sehen sind. Seiten­galerien waren in drei Geschossen vorgeschrieben. An den Saalbau stößt an der einen Seite, mit der Front nach dem Anfahrthofe zu, der große Bau für das Sekretariat des Bölterbundes, um drei Innenhöfe gruppiert.

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Dampfer oder Motorschiff. Lloyds Schiffahrtsbureau hat am 12. Juli den neuesten Bericht über den Stand des Schiffbaues der Welt im 2. Quartal des laufenden Jahres herausgegeben. Es waren im Bau 1 259 595 Tonnen Motorschiffe und 1 366 809 Tonnen Dampfer. In England überwiegt allerdings der Dampferschiffbau noch den Motorschiffbau. Die Zeitung Shipbuilding and Shipp ing Record" ist der Ueberzeugung, daß für Frachtschiffe mittlerer Größe, die für lange Fahrten bestimmt sind, die Verwendung des Delmotors wirtschaftlicher ist als die Dampfmaschine. Allerdings übersteigen die Bautosten eines Motorschiffes jene des gleichgroßen Dampfschiffes um 30 Pro3. und das ist offenbar noch ein Nachteil. Es mag erwähnt werden, daß Motorschiffe 3. B. auf der Fahrt Ostasien  - Europa   und zurück für den Hin und Herweg nur einmal Del einzunehmen brauchen. Auch ist die Uebernahme von Del mefentlich reinlicher und einfacher als das bekanntlich sehr schmuzige Kohlen der Dampfer.

Die fozialistische Arbeiterjugend im Film. Auf Veranlassung der borgeführt werden, der anläglich des großen internationalen Jugendtages " Sozialistischen Arbeiterjugend" wird demnächst in annover ein Film in Amsterdam   aufgenommen worden ist. Der Film zeigt den impo­fanten Ausmarsch der sozialistischen   Jugend, die Begrüßungsfeierlichkeiten das riefige Felblager, fowie sonstige Einzelheiten des großen Jugendfestes. Der Film felbst ist holländischen Ursprungs.