Forschung oder Schlagwortfabrikation?
Untersuchungen über Arbeitslosigkeit.
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leben, dennoch einen Teil ihres Gehaltes zugunsten der Bieber herstellung der italienischen Lira opfern. Diesem Beispiele folgter die Delerzeuger. Sie setzten den Kilopreis für das allerfeinste Olivenöl von 12 Lire auf 11,75 Lire herab. Es gibt in der Welt Ein Mikgriff des Justituts für Konjunkturforschung. nichts Befferes als dieses Del; es ist vom besten Geſchmad, übertrifft beim Kochen und Braten die Butter, ist also in jedem Haushalt unentbehrlich und die Ausgaben hierfür fallen ins Gewicht.
„ Der Paradora gibt es aber in der Wissenschaft vom Wirtschaftsleben nur allzu viele. Leider! Denn sie machen diese nur immer noch unbeliebter, je ehrlicher fie es meint und je gerader und unbeugsamer sie die Wahrheiten enthüllt, die ben turzsichtigen Laien nicht eingehen wollen, weil sie nicht bequem find"
Profeffor von 3 miedined Südenhorst, München , im Ergänzungsheft 1 der„ Bierteljahreshefte zur Konjunkturforschung." Als die Enquetekommission zum ersten Male zusammentrat, hielt der Reichswirtschaftsminister Curtius eine feierliche Rede, in der im besonderen betont wurde, daß der Zweck der neueinzuleitenden Untersuchungen sei, von den Denkschriften der Verbände und den Schlagworten zur wissenschaftlichen Wahrheit vorzubringen. Je weniger man seither von dieser Arbeit der Enquetekommission hört, um so mehr macht sich das Institut für Konjunkturforschung bemerkbar, das ja ebenfalls nach ,, der Wahrheit in der Wissenschaft vom Wirtschaftsleben" strebt. Nach unserer Auffassung wird es nun langsam Zeit, daß öffentlich energisch darauf hingewiesen wird, wie sehr sich diese neuen Institutionen der wissenschaftlichen Wahrheitsforschung von ihrem programmatischen Ziel entfernen.
weis für seine theoretische Behauptung, daß steigende Löhne zur Arbeitslosigkeit führen,
die Gestaltung des Bauarbeitermarktes.
Er schreibt wörtlich:„ Schon im Jahre 1924 waren im Baugewerbe im April und Mai mit der Belebung des Geschäfts Lohnerhöhungen eingetreten, denen alsbald Steigerungen der Arbeitslo figteit folgten. Dann folgt ein gewiffer Stillstand in der Lohnentwicklung, und die Wirtschaft scheint sich in die reue Sachlage hineinzufinden, der Beschäftigungsgrad steigt. Mit der Belebung des Baugewerbes, die schon im Februar einfegte, ging die Arbeitslosigkeit auf dem Bauarbeitermarkte scharf zurück. Da folgten zunächst April- mai die ersten beträchtlichen Lohn= erhöhungen, die sich Juni und Juli fortsegten, obgleich schon im Juli eine Steigerung der Arbeitslosigkeit eintrat, die sich DON da ab bald mit großen Sprüngen entmidelte."
Der Herr Professor behauptet, daß dieselbe Folge auch in anderen Gewerben zu beobachten fei, wie Spinn und Metall. industrie einschließlich Maschinenbau . Weiter findet er die Bestätigung seiner Argumente rückschließend in der Tatsache, daß das vergleichsweise Stagnieren und schließliche Sinten des Lohnniveaus 1926 von der starken Vermehrung der in Arbeit stehenden Arbeiter, vom Rückgange der Arbeitslosen fon- iffer begleitet war".( Bei dieser Behauptung sind sogar die Tatsachen falsch, wie weiter unten die Zahien zeigen!)
Die Klagen über die hoher Bauarbeiterlöhne und die Wize über den teuren Maurerschweiß sind nicht nur alt, man sieht, fie erscheinen in abgewandelter Form sogar dann wieder, wenn ein Institut für Konjunkturforschung Professoren ihre Theorien entwickeln läßt. Wir stellen deswegen als Antwort einmal fest, was für seinen„ gestiegenen" Cohn der Berliner Maurer heute leistet.
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Kein Verständnis für Selbstbeschränkung. Sicher ist Konjunkturforschung nicht nur nüßlich, dern auch notwendig, obwohl sie auch etwas zur Mode geworden ist. Den größten Erfolg wird sie wohl immer dann haben, wenn fie an jedem neuen Tage mit erneuter Vorurteilslosigkeit an das statistische Rohmaterial herangeht, und wenn sie den Mut hat und den nötigen Mutterwig um aus der Wirtschaft durch geschickte Griffe die Ziffern herauszunehmen, die dort an den Knotenpunkten der Produktion automatisch immerfort sich ansammeln, ohne daß sie bisher für die Gesamtwirtschaft verwertet wurden. Unsere offizielle Konjunkturforschung geht andere Wege, fie will Prognosen Nach den Feststellungen des Verbandes der Baugeschäfte von stellen, das heißt, sie möchte das wirtschaftwetter Groß- Berlin( Unternehmerorganisation!) leistet heute der Lohnvoraussagen. Zum Ueberfluß gibt sie wahllos in Ergänzungsmaurer täglich etwa 650 Steine, der Akkordmaurer 1300 heften den bizarrsten und merkwürdigsten Einspännern Gelegenheit, 1500 Steine. Nach den Untersuchungen über die Arbeitsleistung ihre Ideen gedruckt zu sehen. So erlebte die erstaunte Deffentlichkit der Maurer in den Vereinigten Staaten wurden dort im Achtvor kurzem, daß das Institut für Konjunkturforschung eine Arbeit Stundentage durchschnittlich für den Mann 1364 Steine festgestellt. des Prof. Schmidt, Frankfurt a. M., herausgab, in der dargestellt Dabei ist aber zu beachten, daß der amerikanische Normalstein wurde, daß eigentlich nur ein Rechenfehler die Ursache die Abmessungen von 6,5 mal 12 mal 25 Zentimeter. Ein Kubif5,5 mal 10 mal 20 Zentimeter mißt, der deutsche Normalziegel hat zur Konjunktur sei, nämlich die Nichtbeachtung des Wiedermeter Mauerwerk find in Amerika etwa 700 Steine gegenüber den beschaffungspreises den wir seit der Inflation schon gestorben bei uns üblichen 400 Steinen. Berücksichtigt man also Inhalt wähnten. Jezt hat nun wieder das Institut für Konjunkturforschung und Gewicht der Steine beim deutschen Maurer, so beträgt die ein Ergänzungsheft herausgegeben; in ihm wird auf über 60 Quart Durchschnittsleistung im Lohn und Afford zusammen etwa fünffeiten die strutturelle" Arbeitslosigkeit ei flärt. Der zig Prozent mehr als die des amerikanischen Maurers. Bearbeiter dieses Problems ist der oben erwähnte Professor Diese Arbeitsintensität wurde erst mit Abschluß der Inflation in D. 3 miedined Südenhorst, München . rascher Folge erreicht. Die Löhne sind nicht in diesem Maße gestiegen. Also müßte eigentlich die Arbeitslosigkeit im Baugewerbe Steigt die Arbeitslosigkeit bei höheren Löhnen und kürzerer aus zu fleißiger Arbeit und aus nicht zureichend gestiegenen Löhnen entstanden sein. Nebenbei sei erwähnt, daß der ameritabefigt als der deutsche Maurer. nische Maurer in seinem Lohne eine ganz andere reale Kauftraft
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Arbeit?
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Aber man muß näher zusehen: Im Jahre 1926 fostete das Kilo Del beim Kurse von 6 Lire 1 Mart 10 Lire oder rund 1,70 mt. Die italienische Lira wurde weiter im Kurse gesenkt und die Delerzeuger brachten den Kilopreis von 10 auf 12 Lire 1,60 Mt. beim Kurse von 7,50 Lire 1 Mt. Seit einigen Monaten bewegt sich der Kurs der italienischen Lira zwischen 4,10 und 4,50 Lire für 1 Mt. Bei dem heutigen gesenkten Preis von 11,75 Lire fostet also das Kilo Del 2,70 Mt. oder gegen früher etwa 40 Broz. mehr! Bet
Nicht weniger wichtig im Haushalte ist der Zucker. einem Kurse von 6 Lire für 1 Mt. fostete das Kilo 6,30 Lire 1,05 mt. Dieser Preis wurde erhöht auf 7,50 Lire beim Kurse von 7,50 Lire für i Mk Man zahlt aber jetzt bei dem niedrigen Kurse von 4,30 Lire für 1 Mr. 7,20 Lire für 1 Kilo, in Konsumvereinen 6,60 Lire oder in Mart 1,69 bezm. 1,53. Der Zuckerpreis hat also eine Erhöhung erfahren von mehr als 60 Pfg. für das Kilo.
Anders scheint es nur mit dem Brotpreis zu sein, der durch den Regierungsdruck um fast 50 Pro3. heruntergebracht und normal ist. Das Kilo Brot fostet jetzt in ganz Italien 2,10 Lire oder rund 50 Bfg., aber die Qualität des Brotes ist schlechter. Man hat sich freilich gegen die Preissenfung zu helfen gewußt; es wird teueres Spezialbrot gebacken; einmal Brot mit Del das Kilo für 3,50 Lire, dann Brot für den zarten oder franken Magen zu ähnlichem Preise. Im ganzen ist das Brot, wie es früher war, beim besseren Kurs der Lira teurer als beim schlechten.
Die italienischen Hauswirte find für den facro Egoismus", fie erhöhten die Mizten, kündigen oder verlangen den Kauf der Wohnung bis 1. Oktober d. Is. Man sucht zu begütigen oder droht mit 3wangsmaßnahmen; doch die Hausbesiger lassen nicht locker; auch sie sind für die„ lleberwindung des Klassenegoismus", aber nur bei den Mietern. Die Mieter sollen die erhöhten Preise weiter zahlen, wenigstens solange, als Eisenbahnfahrpreise und Portokosten nicht im gleichen Verhältnis ermäßigt worden sind.
Der vom Faschismus angeblich überwundene Klaffenegoismus ist ein politisches Märchen; erfunden von den Hütern des Faschismus, um die nur stärker ausgebeuteten Arbeiter und Konsumentenmaſſen zu übertölpeln.
Der Chemietrust in der Filmindustrie.
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Kürzlich hat die Terra Film A.-G., Berlin durch Beschluß ihrer Generalversammlung ihr Aktienkapital um 1,5 auf 2,5 Millionen 1.0 Millionen Mark erfolgt war. An dieser neuen Kapitalerhöhung Mark erhöht, nachdem schon früher eine Erhöhung von 0,38 auf ist besonders interessant, daß die IG. Farbenindustrie , der deutsche Chemietrust, die Hälfte der neuen Attien übernommen hat. An sich läge nicht viel daran, weil die IG. Farben über ihre Berliner A.-G. für Anilinfabrikation starte Interessen als Filmlieferant hat. Dabei muß aber auffallen, daß die Beteiligung gerade bei der kleinen TerraFilm A.-G. erfolgt, während zum Beispiel die Ufa ein bedeutend größerer Abnehmer des Chemietrusts für Filmrohstoffe sein könnte. Bitant wird die Sache dadurch, daß an der Terra- Film A.-G. schon der Ullstein- Berlag beteiligt ist, und daß der Chemietruſt jezt mit Ullstein zusammen die Terra- Film A.-G. beherrscht. Man braucht daraus zunächst noch feine weiteren Schlüsse zu ziehen. Aber wenn man überlegt, daß es hugenberg und damit die Scherl= presse ist, die heute die Ufa beherrscht, so ergibt sich eine immerhin recht interessante Konstellation. Man wird diese Zusammenhänge für müssen. die meitere Entwicklung des deutschen Filmwesens im Auge behalten
30 Proz. Umfahsteigerung bei der GE6.
Sicher gibt es faum ein interessanteres Problem zur Durch forschung als das über die Ursachen der Arbeitslosigkeit. Was läßt Die Leistungssteigerung gerade im deutschen Bauaber statt, deffen das Institut für Konjunkturforschung zu? Der gewerbe ist ganz wesentlich größer als die Lohnerhöhungen, die Herr Professor spiẞt seine Arbeit darauf zu und stellt unter Bemeis", daß die Steigerung der Löhne die Arbeits- Berufe in Deutschland . Der Halbjahresbericht der Reich skredit dabei zum Teil nur nominale sind. Das gilt auch für alle anderen Tofigfeit vermehre, daß durch individuelle Steigerung der gesellschaft zeigt, daß seit Anfang 1926, alfo in einundeinhalb Produktivität, also durch mehrarbeit, die Arbeits- Jahren, die Löhne der gelernten Arbeiter von 130,2 auf 135,9 Tofigteit finte, und daß die Arbeitszeitverfürzung( 1913 gleich 100), die der ungelernten Arbeiter von 144,9 auf 153,1 auf dem Umweg über Arbeitskostenverteuerung wiederum den gestiegen sind, daß demgegenüber aber die Lebenshaltungs Wie die Großeintaufsgesellschaft deutscher Kon Arbeitsmarkt in Gefahr bringe! Der Herr Professor schließt to sten in der gleichen Zeit von 139 auf 146,4 ange- fumvereine Hamburg mitteilt, hat sich ihr Gesamtumjaz im mit der Bemerkung, so parador es auch scheine, es bleibe doch wachsen sind. In die gleiche Zeitperiode fällt ungeheure Arersten Halbjahr 1927 auf 160,46 millionen Marf er= richtig, daß bei zu geringer Kauffraft nicht die Lohn- und Gehalts beitslosigkeit, ebenso aber auch riesenhafteste Produktionssteigerung! höht. Im ersten Halbjahr 1926 belief sich der Gesamtumjaz auf Die Arbeit des Herrn Professor v. 3wiedined- Südenhorst mag 123,26 Millionen. Es ist infolgedessen gegenüber dem Jahre 1926 unter Theoretikern und für Theoretiker ihre Verdienste eine Umsatzsteigerung von nicht weniger, als 30,1 Broz. zu verzeichnen. Ein wertvolles Zeichen aber für die Leistungsfähigkeit der haben. Denn das heißt schließlich nicht allzu viel und ist, wenn die eigenen Fabriken ist der große Anteil, der der Absatz von eigenen Schlüffe falsch sind, auch ohne größere Gefahr. Aber als Ver- Erzeugnissen an der Umsatzsteigerung hat. Gegenüber dem ersten öffentlichung des Instituts für Konjunkturforschung Halbjahr 1926 wurden bis Juni d. 3. die Verkäufe felbst er. wird sie von der breiten Deffentlichkeit als Stellungnahme zeugter Waren von 20,26 auf 25,51 millionen Mark oder um des Instituts gewertet, und zwar auch dann, wenn die Veröffentlichun- 25,86 Broz. erhöht. Der Absatz der eigenen Erzeugnisse hat also das gen formell unter der Berantwortung der Verfasser gehen. Geht das Verhältnis der allgemeinen Umsatzsteigerung fast erreicht, und es iſt so weiter wie bisher, so werden die Veröffentlichungen des Instituts sicher nur der übergroßen Erweiterung des Gesamtumfazes zuin der öffentlichen Meinung bald auf das Niveau von Interessenten- betriebe der Anteil der GEG.- Fabriten an der Umfagerweiterung zuschreiben, wenn bei voller Ausnutzung der eigenen Erzeugungsdenkschriften herabgewürdigt sein. Hier liegen Gefahren, denen zu nicht ebenso hoch ist. begegnen es inzwischen hohe Zeit geworden ist. Kurt Heinig.
steigerung, sondern gerade die Berringerung der Arbeitsfosten das geeignete Mittel zur Kauffraftvermehrung und damit zum Abbau der Arbeitslosigkeit sei. Weil er wohl schon vorausgeahnt hat, daß ihm das so leicht feiner gíauben wird, schließt er diefer Erkenntnis jenen Stoßseufzer an, der diesen Zeilen als Motto vorgesezt wurde.
Bei dem wissenschaftlichen Hochmut, der in den Schlußfolgerungen jenter Studie des Instituts für Konjunkturforschung über die Ursachen der Arbeitslosigkeit besonders zum Ausdrud kommt, muß es fehr schwierig erscheinen, auch nur eine Diskussionsbasis zu schaffen, ganz zu schweigen von einer sachlichen Verständigung. Desmegen sei hier nur an einem Beispiel der Versuch gemacht, den Herrn Profeffor aus dem Gestrüpp seiner eigenen Argumente herauszuziehen.
Professor v. 3wiedined- Südenhorst nimmt als praktischen Be
Die Macht des Stahltrusts.
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1250 Min. Umsah. 100prozentige Leistungs. steigerung. Die neue Anleihe. Der Ruhrmontantruft verrät über seine inneren Produktionsverhältnisse im allgemeinen recht wenig. braucht, muß er etwas gesprächiger werden. So erfährt die deutsche Wenn er aber Geld Deffentlichkeit jetzt auch wieder einiges über die Beschäftigung und Entwicklung der Werke, weil der Stahltrust in New York eine 30- Millionen- Dollar- Anleihe aufzunehmen gedenkt.
Die Belegschaft der Vereinigten Stahlwerke- A.- G., die im ersten Bierteljahr 1927 191 561 Mann betrug, ist im zweiten Viertel jahr auf 195 905 Mann gestiegen. Die Kohlenproduktion hat fich von 6,66 auf 6,10 Millionen Tonnen vermindert, die Rotserzeugung ist von 2,04 auf 2,08 millionen, die Roheisenerzeugung von 1,56 auf 1,63, die Walzeisenproduktion von 1,22 auf 1,25 Millionen Tonnen erhöht. Die Rohstahlerzeugung ist gegen über dem 1. Quartal d. 3. mit 1,72 Millionen Tonnen gleich geblieben. nur in der Kohlenförderung zeigt sich also im zweiten
Vierteljahr ein fleiner Rückgang.
Außerordentlich groß sind die Produktionsunterschiede gegenüber dem ersten Bierteljahr der Gründung des Trusts. Seit April 1926 ist die Kohlenförderung um 13,8, die Kotserzeugung um 37,9, Roheisenerzeugung um 65,9, die Rohstahlerzeugung um 64,4 und die Balzeisenerzeugung um 55 Proz. gestiegen. Demgegenüber zeigt jedoch die Belegschaft eine Vermehrung von insgesamt nur 13 Pro3. Während im Durchschnitt die Gesamterzeugung um 47,4 Proz. erhöht wurde, erweiterte sich die Belegschaft um fast nur ein Biertel dieser Steigerung. Der Um= satz der Vereinigten Stahlwerte betrug in den ersten 12 Monaten ihres Bestehens fast 1250 Millionen Mart, wovon rund 480 Millionen auf den Export fallen. Nicht weniger als 42 Proz der deutschen Eisen- und Stahlausfuhr entfielen damit auf den Ruhrmontantrust. Noch überraschender als die Ent-| wicklung des Gesamttrusts ist die der Auguft- Thyffen- Hütte, Hambern. Während die Belegschaft gegenüber April 1926 gleich geblieben ist, hatte sich die Roheisenerzeugung im März 1927 um 99,1 Proz., diejenige an Rohstahl um 113,1 Proz. und an Walzeisen um 113,8 Proz. gesteigert. In so schlagender Weise und mit so großer Beweistraft, wie es hier geschehen ist, ist selten die Steige
rung der Produktivität durch die Erhöhung der Arbeitsleistung pro Kopf erkennbar geworden.
Daß der Ruhrmontantrust in diesem Falle gesprächiger geworden ist als sonst, hat auch noch einen besonderen Grund. Die geplante 30- Millionen- Anleihe mußte nämlich, da die Bereinigten Stahlwerke schon für frühere Auslandsanleihen ihren gesamten Berksbesit verpfändet haben, gegenüber den Geldgebern durch die besonders große Leistungsfähigkeit der Werke empfohlen ihrem Geldbedarf jetzt in einer unangenehmen Lage. Weil für werden. Ohnehin befinden sich die Vereinigten Stahlwerte mit frühere Anleihen die Werke schon voll verpfändet sind, mußte der Trust von seinen Einzelgesellschaften jene 120 millionen Genu scheine zurüderwerben, die bei der Gründung des Stahltrustes über das Aktienkapital hinaus ausgegeben worden sind. inhabern gestundet werden und unter den Verpflichtungen des Der Gegenwert dieser 120 Millionen wird von den GenußscheinStahltrusts erscheinen. Schluß ziehen, daß die Vereinigten Stahlwerte nicht in der Lage Man darf daraus zum mindesten den find, wie es sicher ihre Absicht war, die großen Neuanlagen aus laufenden Einnahmen zu finanzieren. Darüber hinaus aber wird die von uns stets vertretene Auffassung bestätigt, daß die Vereinigten Stahlwerke überkapitalisiert find.
Nicht mit Unrecht wird man in diesen Zusammenhängen einen der entscheidenden Gründe dafür zu suchen haben, daß die deutsche Schwerindustrie in den letzten Monaten so hartnäckig um Eisen- und Kohlenpreiserhöhungen gefämpft hat, die dem Ruhrmontantruft bei weiterer Fortdauer der guten Konjunktur die feineswegs angenehme Anleihe vielleicht erspart hätten.
Der überwundene Klaffenegoismus.
Ein Kapitel praktischer Faschismus. Aus San Remo wird uns geschrieben: Italiens Vertreter beim Bölkerbunde erklärte in einer der letzten Sigungen:„ Der Faschismus hat den Klassenegoismus in Italien überwunden." Danach hätte der Gemeinsinn gefiegt; der Fabrikant, der Händler verzichtet auf übermäßigen Gewinn, der Hauswirt auf erhöhte Mietspreise und der Arbeiter und der Angestellte willigen in Lohn- und Gehaltsabzüge. Im gleichen Sinne äußerte sich unlängst der Generalsekretär des Faschistenbundes; er lobte römische Angestellte, die, obgleich sie hauptsächlich von Cafélatte( Milchkaffee)
Große öfferreichische Elektrizitätsprojekte. Zwischen dem Rhei nisch Westfälischen Elektrizitätswert und der Tiroler Landesregierung finden gegenwärtig wichtige Berhandlungen über den Austausch elektrischer Energien statt. Das Rheinisch- Westfälische Elektrizitätsmert hat befanntlich seit längerer Beit sein eigenes Kraftnet mit dem der süddeutschen Wasserkraftwerke durch Hochspannungsleitungen verbunden, um eine gleichmäßigere und rentablere Ausnugung seiner Anlagen zu erzielen. Diese Bestre bungen erfahren jezt durch die Verhandlungen mit der Tiroler Landesregierung einen weiteren Ausbau. In Tirol ist geplant, eine große Kraftzentrale in der Nähe von Imst zu errichten, um mittelst einer 220 000 Boltleitung von dort den Strom nach Deutsch land auszuführen. Auch die steiermärkische Landesregierung baut ein großes Kraftwerk an der Enns , für das die Deutsche KreditAusführung erhalten. Wie gemeldet wird, ist für die Arbeiten eine sowie die Siemens Schuckertmerte wahrscheinlich die Zeit von 5-6 Jahren vorgesehen, wobei der Gesamtaufwand auf 100 Millionen, Dollar geschätzt wird. Allerdings dürfte an diesem Betrage mindestens eine Null zuviel sein.
anstalt für Verkehrsmittel in Berlin die Konzession und die AEG.
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Die preußischen Spartassen im ersten Quartal 1927. Im preufehr im Januar um 180,9 Millionen Mark gleich 9 Broz., im hischen Staatsgebiet hat sich der Gesamtspareinlagenver. Februar um 120,9 Millionen Mark gleich 5,5 Proz., im März um 90,2 Millionen Mart gleich 3,9 Broz. vermehrt und betrug somit Der absolute Zuwachs war um 175,8 Millionen Mark oder um im ersten Vierteljahr 1927 392 Millionen Mart gleich 19,4 Proz. 81,3 Proz. höher als im ersten Vierteljahr von 1925 und um 130,7 millionen Mark oder um 50 Proz. höher als im ersten Vierteljahr 1926. Jm Giro, Scheck, Kontoforrent- und Depofitenverkehr betrugen im ersten Vierteljahr 1927 die Einzahlungen 5596,1 millionen Mart, die Auszahlungen 5524,8 Millionen Mart und die Guthaben am 1. April 858 Millionen Mark. Die Vorschüsse beliefen sich zu dem gleichen Zeitpunkt auf 1078,5 Millionen Marf.
Der Rudolf- Karstadt - Konzern hat bekanntlich sein Aktienkapital um 25 Millionen Mark erhöht. Bei der Veröffentlichung des Zulaffungsprospettes wird mitgeteilt, daß sich das Gesamtperfonal gegenwärtig auf 19000 Röpfe stellt. Im Jahre 1926/27 betrug der Umsag 174,6 Millionen Mart .
Baldige Auflegung der Harztalsperren- Anleihe. Die Bes ratungsstelle für Auslandsanleihen hat von der 3- bzw. 6- Millionen- Dollar- Anleihe der Westharztalsperren, die durch die Provinz Hannover aufgenommen werden, zunächst nur einen Boraussichtlich wird diese Teilanleihe in Bälde aufgelegt werden. Teilbetrag von 1 Million Dollar genehmigt. Der Zeichnungsturs soll auf 95 Proz., der Binsfag auf 6 Broz. festgesetzt werden. Der Anleihevertrag wird demnächst unterzeichnet werden.