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ein Pflaster und ein paar freundliche Worte vom Onkel Doktor heilen den Schaden schnell. Der Lagerarzt sagt mir, es sei bis jetzt feine ernste Erfrantung vorgekommen, nur die allgemein bekannte, durch den Kostwechsel verursachte Verstopfung. Genosse Anders hält die Unterbringung und Verpflegung der Kinder für absolut einwandfrei. Das Essen scheint ihm fast zu reichlich, und er meint, es sei in einer für Massenverpflegung noch nie erreichten Güte. Das wird auch von allen Kindern anerkannt. Das Leben im Zeltlager, das den Kindern bei guter Ernährung und leichtester Bekleidung viel freie Bewegung in der frischen Seeluft und durch Baden und Gymnastik gesunde Körperpflege verschafft, bezeichnet der Lagerarzt als die denkbar beste und modernste Er holungsmöglichkeit. Er möchte nur wünschen, daß es alle Großstadtfinder so gut haben tönnten, wie die Kinderfreunde für vier Wochen in unserer Zeltrepublik.

Auf der großen Wiese vor den übrigen Zeltdörfern steht das Dorf der Internationale. Ja, es sind internationale Gäste in der Kinder- Republik. Aus Oesterreich fam eine Gruppe Roter Falken", aus der Tschechoslowakei und aus Dänemark sind Kinder im Zeltlager; und aus Polen und Holland werden noch kleine Gäste erwartet. Im internationa­len Dorf wohnt auch der Lagerpräsident, Genosse Kurt Löwen stein, mit drei deutschen Kinderfreundegruppen.

Die Dänen haben eine große Musikkapelle mitgebracht und die fleinen Musikanten haben sich mit dem dänischen Sozialistenmarsch

Zur Arbeitslosenversicherung. Die Gewerkschaftsvertreter im vorläufigen Vorstand. Die Bildung des vorläufigen Vorstandes der Reichs anstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung ist noch nicht ganz abgeschlossen. Es fehlen noch die Ernennungen einiger Bertreter der Arbeitgeber und der öffentlichen Körperschaften. Wie wir hören, wird in etwa 14 Tagen der vorläufige Vorstand vollständig zusammengesetzt sein.

Vollständig ist bis jetzt nur die Vertretung der Gewerkschaften. Die freien Gewerkschaften sind im vorläufigen Vorstand folgendermaßen vertreten: Beisitzer sind Franz Spliedt vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund , Löhrke vom Deut­schen Landarbeiterverband und Schröder von der freien Ange­stelltenschaft; ihre Stellvertreter sind in der gleichen Reihen­folge Janschef vom Bergarbeiterverband, Silberschmidt vom Bauarbeiterverband und Stehr, 2. Vorsitzender des AfA­Bundes. Von den christlichen Gewertschaften ist Beisiger Frau Klara Mleinet, ihr Stellvertreter Kreil vom Chriftlichen Metallarbeiterverband; vom Gewerkschaftsring ist Sellers­berg Beisitzer und sein Stellvertreter Zachar. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß auch der endgültige Vorstand die gleiche Gewerkschaftsvertretung aufweisen wird.

Der Borstand wird, wie wir hören, Mitte August zu seiner ersten Sizung zusammentreten. Bis dahin wird auch die offizielle Ernennung des Präsidenten der Reichsanstalt, für den der Präsident der Reichsarbeitsverwaltung, Herr Dr. Syrup, in Frage tommt, vollzogen sein. Syrup ist von den Unternehmern und Ar­beitern einstimmig als Präsident der Reichsanstalt vor= geschlagen worden. Zwischen den freien Gewerkschaften und Herrn Dr. Syrup war bisher immer ein verhältnismäßig reibungs­lofes Zusammenarbeiten möglich, das hoffentlich auch für die Zukunft bleiben wird.

Sofort nach seinem ersten Zusammentritt wird sich der Vorstand über die ersten Schritte zum Aufbau der Arbeitslosen­Dersicherung schlüssig werden müssen. Irgendein Borgreifen der Regierung ist nicht möglich, da das Arbeitslosenversicherungsgesetz auf dem Grundsay weitgehender Selbstverwaltung auf­

gebaut ist.

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gleich alle Herzen erobert. Einige von den Dänen können deutsch | sprechen, so daß die Verständigung nicht schwer ist. Lieder werden ausgetauscht, gemeinsame Spiele veranstaltet und dann sitzt man wieder im Kreis vor den Zelten und erzählt sich vom Leben und Treiben der Kindergruppen in der Heimat. Der Führer der kleinen dänischen Genossen hat mir Don der dänischen Kinder bewegung erzählt, die schon seit 1905 besteht, jetzt 10 000 Kinder umfaßt und zwei große Ferienheime besitzt. Erstaunt ist er über die weitgehende Selbstverwaltung und den starken Gemeinschafts­geist in unserer Kinder- Republik. In Dänemark ist die Kinder­organisation der Arbeiterschaft mehr Wanderbewegung. Die Leitung der dänischen Bewegung ,, De Unges Idrät" perfolgt den Ver­lauf der Zeltlagerrepublik mit allergrößtem Interesse und die jetzt aufgenommene Verbindung mit den Kindergruppen anderer Länder foll recht rege gestaltet werden. Die Internationale der proletarischen Kinderorganisationen lebt!

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Die österreichischen Roten Fallen" sind ganz besonders lustige und unternehmungsfrohe Burschen. Sie haben sich gleich am ersten Tag wie zu Hause" gefühlt. Ihr Führer, Genosse Tesaret, bewundert den Unternehmungsgeist, mit dem das Zelt­lager inszeniert worden ist. Das sei nur möglich aus dem Geist der Jugendbewegung heraus, der die deutsche Kinderfreunde­bewegung beherrscht. Die österreichische Kinderfreundebewegung ist groß und start, weil sie sich auf eine vieltausendföpfige Eltern= bewegung stützt. Das hat seine Vorteile, aber auch seine Nach­

vorhanden. Die Arbeiter wurden auf die Straße geworfen, kinder­reiche Familienväter mußten von 7 Rubel Unterstügung( im Monat) leben.

In dem Bericht werden weiter viele Klagen laut über das un= feine Berhalten der Betriebsleitungen und der Gewerkschaftsange­stellten gegenüber den Massen", über bureaukratische Wirtschaft im Betriebsrat, mangelhafte Arbeiterschutzbestimmungen usw. Ein be­sonders empörender Borfall wird dann von der Fabrit III. Inter­nationale berichtet:

,, Bekanntlich gibt es in den Betrieben viel Reibereien wegen der mangelhaften technischen Vorbereitung der Arbeitsintensivierung. Solche Mißstände in der Fabrik III. Internationale waren. es, die, vom Betriebsrat geduldet, die Empörung der Weber hervorriefen. Auf Empfehlung des Betriebsrates wandten sich die Arbeiter an den Direktor mit einer Beschwerde. Und was kam? Der Direttor ließ die Weberin Petrowa zu sich kommen und drohte ihr mit dem Gefängnis. Der Weber Klinow wurde ebenfalls in das Direktionszimmer bestellt. Und es wurde ihm nahegelegt ,,, etwas mehr zu schweigen". Als nun die Weber in der Versammlung der Webereiabteilung zu diesen Dingen Stellung nahmen, brüllte der Direktor: Es lebe die Weltrevolu tion!" So drückt man sich bei uns mit nackten Phrasen um schmerzliche Probleme herum, die die Masse bewegen. Und man tommt so um das Vertrauen der Massen."

Der melancholische Ton des letzten Sages des Berichtes läßt wohl darauf schließen, daß der ganze Vorfall für den gerissenen Schuft, der seine Kritiker auf diese Weise zum Schweigen bringt, weiter keine unangenehmen Folgen hatte. Der dem Herrn Fabrik­direktor gelungene Versuch, die berechtigten Klagen der Arbeiter über sein verbrecherisches Verhalten durch ein Hoch auf die Welt­revolution verstummen zu lassen, mutet wie eine Satire auf das heutige Rußland an.

Wer ist geistiger" Arbeiter?

Die Notwendigkeit der Klärung dieses Begriffes.

Eine gründliche Klärung des Begriffs der geistigen Arbeiter forderte vor kurzem Albert Thomas , der Direktor des Inter­nationalen Arbeitsamtes, während seines Aufenthaltes in Prag , als er dort über die Internationale Wirtschaftskonferenz und Arbeits­fonferenz sprach. Thomas wies darauf hin, daß die Frage der geistigen Arbeiter auf Schwierigkeiten vor allem bei den Arbeitern stoße. Mit dem Begriff der geistigen Arbeiter ist organisato­nicht nur der Schriftsteller und der Künstler, sondern auch der Tech­risch nicht viel anzufangen. Wer ist geistiger Arbeiter"? nifer und der kaufmännische Angestellte, soweit er nicht rein mecha­nische Arbeit bewältigt. Schon die fremdsprachliche Stenotypistin diesen Umständen ist es nur allzu begreiflich, wenn man vor allem fann bereits zu den geistigen Arbeitern gerechnet werden. in Deutschland , das eigentlich allein größere Angestelltenorgani wie sie in Frankreich eingeleitet worden ist, steptisch gegenübersteht. Der Begriff geistiger Arbeiter schafft Wirrwar. Klarheit bringt nur die Unterscheidung in freie Berufe und Ange= stellte; zu den Angestellten gehört auch ein großer Teil der geistigen Arbeiter.

Unter

Der Vorstand der Reichsanstalt besteht aus ihrem Präsidenten oder einem feiner Stellvertreter als Borsigendem und je fünf Bertretern der Arbeiter, der Unternehmer und der öffentlichen Körperschaften als Beisitzern. Unter den Beisitzern sollen mindestens je ein Vertreter der Arbeiter und Unternehmer der Land­und Forstwirtschaft, ein Vertreter der Angestellten und ein Ver­treter sein, der beruflich gemeindliche Interessen wahrnimmt. Die Bertreter der Arbeiter, Unternehmer und öffentlichen Körper­schaften im Vorstand bestellt der Reichsarbeitsminister auf Grund besonderer Vorschlagslisten, die von den drei Gruppenfationen aufzuweisen hat, der Organisierung der geistigen Arbeiter, des Berwaltungsrates aufgestellt werden. Für die Bestellung ist die Reihenfolge in jeder Borschlagsliste maßgebend. Liegen für eine Gruppe mehrere Vorschlagslisten vor, so sind auf sie die Vertreter entsprechend dem Stärkeverhältnis zu verteilen, in dem die Unter­zeichner der Vorschlagslisten dem Verwaltungsrat angehören. Der Borstand führt die Geschäfte der Reichsanstalt und vertritt die Reichs­anstalt gerichtlich und außergerichtlich. Er hat die Stellung eines gesetzlichen Bertreters.

Aus dem russischen Arbeiterleben. Wie tritifierende Arbeiter mundtot gemacht werden. Aus der Sowjetpresse eine richtige Vorstellung von der wahren Stimmung der russischen Arbeitermassen zu gewinnen, ist nicht ganz leicht. Offiziell ist alles in bester Ordnung, und danach richtet sich auch die Presse. Nur ab und zu werden hier Stimmen laut, die die wahren Züge des heutigen Rußland erkennen lassen. Das Zentral­organ der Gewerkschaften, der Trud", vom 19. Juli bringt einen Bericht aus Wladimir , in dem die Stimmung der Arbeiter, wie sie bei den dort vorgenommenen Betriebsrätewahlen zu er­fennen war, sehr deutlich zum Ausdruck kommt.

,, Die Neuwahlen der Betriebsräte der großen Tertilfabriken sind zu Ende gegangen. Welches war dabei das charakteristische Merkmal? Die Arbeiter befundeten fein Ver­trauen zu den alten Vertretern. Eine solche Erneue rung der Zusammensetzung der Betriebsräte ist bei den Textil­arbeitern überhaupt noch nicht vorgekommen. Die Tätigkeit der Be­triebsräte wurde von den Arbeitern einer so scharfen Kritik wie faum irgendwo anders unterzogen. Fast in allen Fabriken betonten die Arbeiter die Mißstände bei der Einstellung und Entlassung von Arbeitskräften. So wurde z. B. in der Belegschaftsversammlung der Sverdlov- Fabrik erklärt, daß der Arbeiterabbau schmerz­los vor sich gegangen sei. Das ist nicht richtig. Hat denn der Be­triebsrat vergessen, daß er in den Tagen des Abbaus in den Tränen her Arbeiter buchstäblich ersuff? Er sagt, daß es dabei zu keinen Fonflikten gekommen sei. Auch das ist falsch. Konflitte waren

Ein Erfolg der Greizer Textilarbeiter.

Der reine Achtstundentag gesichert.

Einen schönen Erfolg der Bewegung um die Arbeitszeit verkürzung haben die Greizer Textilarbeiter errungen. Schon lange wurde von ihnen gegenüber dem Ueberstundenunfug ein intensiver Kampf geführt. Sie blieben aber dabei nicht stehen, sondern haben auch das Zerrbild der regelmäßigen Arbeitszeit" in den Webereien zerstört.

Schon im April hatten es einige Webereibelegschaften jatt, immerfort wöchentlich 53 Stunden zu arbeiten. Sie gingen zur 48- Stundenwoche zurück. Das Mehrarbeitszeitabkommen war gekündigt, die Verhandlungen zur Neuregelung der Arbeitszeit waren noch nicht abgeschlossen. Täglich gingen weitere Belegschaften schaft nicht einschüchtern. Sie verließ Montag bis Freitag nach zur 48- Stundenwoche über. Alle Drohungen konnten die Arbeiter 8% Arbeitsstunden( am Sonnabend nach 5% Stunden) die Arbeits­plätze. Die Fabrikanten mußten sich damit abfinden und auch das Reichsarbeitsministerium mußte dem einheitlichen Willen der Arbeiterschaft Rechnung tragen. Der Antrag des Webereiverbandes auf Verbindlichkeitserklärung eines neuen Schiedsspruches, der alles beim alten ließ und nur im An­schluß an das Arbeitszeitnotgesetz für die 49. bis 53. Wochenstunde einen Lohnzuschlag von 25 Proz. vorsah, blieb gegenstandslos. Zwischen den Tarifparteien wurde unter dem Vorfiz eines Ver­treters des Reichsarbeitsministeriums ein neuer Arbeitszeit­vertrag abgeschlossen, der, richtig angewandt, nie wieder den früheren Zustand zuläßt. Das Greizer Vorbild verdient Nach­eiferung; auch in den übrigen Tegilbranchen müssen die Arbeiter zur 48- Stundenwoche kommen.

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teile. Die festgefügte österreichische Organisation benötigt eine innere Erneuerung. Genosse Tesaret hofft diese notwendige Berjüngung durch die Rote- Falfen"-Bewegung zu erreichen, die jetzt schon 6000 Kinder umfaßt. Gerade aus diesem Grunde be­grüßen die Desterreicher den Versuch der Zeltrepublik, die als ein voller Erfolg angesehen werden könne. Die österreichischen Kinder­freunde sind glücklich darüber, daß sie diesen kühnen Versuch mit­erleben durften. Genosse Tesaret hofft, daß das deutsche Beispiel auch die österreichische Bewegung beeinflußt, mehr Jugend in die Kinderfreundebewegung bringt und besonders aber den öfter­reichischen Roten Falten" noch mehr Spielraum und Entwicklungs­möglichkeit schenkt. Tesaret meint, die Kinder im Zeltlager seien in so prächtiger Stimmung, die Organisation sei so ausgezeichnet, die Anteilnahme der Kieler Parteigenossen so innig, daß sich die Wiener Buben im Lager überaus heimisch fühlen.

Diese uneingeschränkte Anerkennung ist um so höher zu werten, als ja die österreichische Kinderfreundebewegung der deutschen als Borbild diente. Mit Stolz kann die organisierte Arbeiterschaft auf die Kinder- Republik schauen, zu deren Gelingen sie allerorten bei­getragen hat. Hier wächst ein neuer gemeinschaftsfroher Geist und wird stark und tatfroh. Gesund und sonnenverbrannt werden die Kinder Mitte August nach Hause fommen und noch lange von dem großen Erlebnis der Kinder- Republik träumen.

Felig Fedhenbach.

( Zeichnungen von Willy Steinert.)

Der Streik im Neunkirchener Eisenwerk beendet. Saarbrüden, 27. Juli. ( TU.) Der Streit im Neunkirchener Eisenwerk ist beigelegt worden. Die Arbeit wurde heute früh allgemein wieder auf­genommen. Die Löhne und Akkordsätze bleiben wie bisher stehen. Die fristlos entlassenen Arbeiter sind wieder ein­gestellt worden. Die Arbeiterschaft beabsichtigt eine Kündigung

des Tarifes

Neuer Streit der französischen Sardinenfischer.

Paris , 29. Juli. ( Eigenbericht.)

Der Streit der Sardinenfischer, der mit aller Mühe vor wenigen Wochen erst beigelegt worden ist, scheint wieder ausbrechen zu wollen. Eine große Konservenfabrik in Benmarch bei Brest hat am Donnerstag ihre Tore geschlossen und mit anderen kleineren Fabriken bekanntgegeben, daß sie aus unbe kannten Gründen in den nächsten Tagen feine Gardinen kaufen werde. Die Sardinenfischer sind daraufhin nicht ausge­fahren.

Wirtschaft

Neue Quellen der Wirtschaftserkenntnis sucht das Institut für Ronjunkturforschung durch Beobachtung der Messen zu erschließen. Zusammen mit dem Leipziger Messeamt hat es den interessanten Versuch gemacht, durch enquetemäßige Befragung der Aus­steller den Einblick in die Wirtschafslage zu vertiefen. In einem gemeinsam von den beiden Stellen herausgegebenen Heft( Berlag Reimar Hobbing , Berlin ) wird von dem Ergebnis der Befragung über hundert Ausstellungsgegenstände Mitteilung gemacht. Die Frage nach der Entwicklung des Auftragseinganges in der Zeit vom Herbst 1926 ergab bei der Mehrzahl der Aussteller eine Zunahme des Auftragseinganges, wenn auch die Geschäftsentwicklung fehr verschieden war. Einen Rückgang melden nur diejenigen Gewerbe­zweige, deren Hauptgeschäft fich regelmäßig in den Herbstmonaten abwickelt. Es wird dabei der Wunsch zum Ausdruck gebracht, die vorliegenden Schwankungen auch zahlenmäßig zu erfassen, da sowohl für den Arbeitsmartt als auch für die Wirtschafts­politik wertvolle Schlüsse daraus zu gewinnen wären. Besonders

hat die lezte Leipziger Messe neben der allgemeinen Belebung des Meffiegeschäftes gegenüber den früheren Veranstaltungen reiche Mög lichkeiten für neue Geschäfsverbindungen gegeben. Charateristisch für die Rolle des Massenbedarfs auch bei dem auf den Messen fich vollziehenden Großeinkauf ist die Tatsache, daß bei den reinen führungen und nur bei Lurusgegenständen auf Qualitätsware Bedarfsgütern die Nachfrage überwiegend auf billige Aus= gerichtet war. Recht interessant ist auch die Feststellung, daß die Verarmung der geistigen Schichten zu einer sehr wesent­

lichen Einschränkung des Absages des Buch- und Kunstgewerbes im Inland geführt hat, wobei noch vorwiegend billigere Ware gekauft

wird.

Die deutsche Kohlenproduktion im Juni ist ganz allgemein noch höher geblieben als diejenige des entsprechenden Monats der Borkriegszeit. Steinfohlen wurden 11,82 Millionen Tonnen gegen 11,76 Millionen im Juni 1926 und 11,79 Millionen Tonnen im Juni 1913 gefördert. Die Braunkohlenförde= rung liegt mit 11,78 gegen 6,86 Millionen im Juni 1913 um 80 Broz. höher und ist auch noch um faft 600 000 Tonnen größer als im Juni vorigen Jahres. Wenn man berücksichtigt, daß im Juni 318 000 Tonnen englische Kohle eingeführt wurden und daß zugleich nach den Darlegungen der Interessenten die Ausfuhr schon im Juni erheblich zurückgegangen ist, so ist auch das Junibild für die gesamte deutsche Kohlenförderung außerordentlich günstig.

Ford wehrt sich und baut um. Der amerikanische Autofönig wird, wehrt sich seiner Haut. Er baut seine Werke, die jetzt zum Ford, der, wie bekannt, von seiner Konkurrenz sehr hart bedrängt größten Teil stilliegen, vollständig um, und will zum 1. September einen neuen Wagen auf den Markt bringen, mit dem er von neuem sein Glück machen will. Was für ein Wagen das ist, wird Nicht einmal der Name vorgenommen werden, dürften allergrößten Umfang haben. Sie aufs strengste geheimgehalten. wird bekanntgegeben. Die Veränderungen, die in den Fabriken sollen täglich Unkosten von einer Million Dollar verschlingen, was durchaus nicht ausgeschlossen ist. Dabei sind die Kosten der Stillegung und des Produktionsausfalles nicht mitein­

gerechnet.

fchaffen. Eltern bereiten ihren Kindern durch eine harmlose Karuffelfahrt eine

äußerst reger Besuch zu verzeichnen. Die zurzeit vorherrschende warme Witterung Auf den Berliner Bergnügungsplägen ist täglich in den Abendstunden ein veranlaßt die Bevölkerung, fich abends einige Stunden im Freien zu beweren und fich nach des Tages Last und Müh' eine harmlose und billige Abwechslung au große Frende. Außerdem sind die verschiedensten Attraktionen in Augenschein zu nehmen. Artisten und Künstler, die sonst nur gewohnt waren, in erften und großen Säufern aufzutreten, find infolge der wirtschaftlichen Notlage gezwungen, an dieser Stelle der Bevölkerung ihre Runft zu zeigen. Der Besuch der Berliner Ber­gnügungspläge wird der werktätigen Bevölkerung bestens empfohlen. Wir verweisen auf das Inferat in der heutigen Ausgabe.

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