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überhaupt generell zu beseitigen, dann ist für mich Existenz und die vielfach vorbestraften Brüder Christian und Josef Bobis, I waltungsreform und ein Finanzausgleich, erst dann, wenn man Wirksamkeit einer ausgesprochenen republikanischen Abwehr- die scharf mit Revolvern schossen und mit Messern um sich stachen. organisation nicht zu umgehen. Ich brauche mich nur in nächster Der a cht mal vorbestrafte Josef Vobis, der unter anderem auf Nähe umzusehen, was alles in Rundgebungen sogenannter natio- den Arbeiter Zöllner einen scharfen Schuß abgegeben hatte, er­naler Berbände" mit mehr oder weniger militärische mhielt nur sieben Monate Gefängnis, sein Bruder Christian für Charakter geleistet wird.... Daß sich Republikaner von Ueber den vollendeten Totschlag zwei Jahre Gefängnis. zeugung bei diesen Kundgebungen etwas besonderes denken, daß sie fich für alle Fälle ihre Freiheit wahren und darum die Abwehr­organisation betonen, ist selbstverständlich. Die Organisation des Reichsbanners will dieje Organisation sein."

Auch aus dieser Kundgebung erhellt ganz eindeutig, daß weite Schichten der Zentrumsanhänger flar darüber sind, wie notwendig gerade für die gesamtrepublikanische Idee die überparteiliche Abwehrorganisation des Reichs­banners jetzt und auch für die nächste Zukunft ist. Someit wir sehen, macht sich in den jüngeren Zentrumsfreifen eine tiefe Unzufriedenheit darüber geltend, daß die offizielle Zentrumspartei   trog ihrer republikanischen Erklärungen sich nicht mit aller Wärme und ihrer ganzen Kraft für das Reichsbanner und in ihm einseßt. Das um so mehr, als man in diesen Kreisen sehr wohl erkennt, wie not­wendig die Reichsbanneridee gerade für die Stärkung des republikanischen Gedankens innerhalb des Zentrums selbst ist, und wie verheerend die Tren­nung vom Reichsbanner gerade in den Zentrumsreihen wirken würde. Das haben die rheinischen Zentrumsver­trauensmänner in ihrer Entschließung besonders betont, als fie auf das Bestreben der Reaftion hinwiesen, die 3entrumspartei ihrem Willen zu unter­

werfen.

Die Sozialdemokratie hat durch ihr Mitwirken im Reichsbanner ein Höchstmaß von staatspolitischem Willen zum Ausdruck gebracht. Sie hat den Farben des Reiches im Lande diejenige Geltung verschafft, die Regierung und Gesetzgebung ihnen zu verschaffen nicht in der Lage waren. Sie wird sich durch den Sturmlauf der Ritter von der traurigen Gestalt auf das Reichsbanner nicht ein­schüchtern laffen. Sie sieht den inneren Auseinander­fegungen des Zentrums mit wachen Augen zu, in der Ueber­zeugung, daß die Kräfte, die der Reaktion das Spiel ver­derben, trotz Marg starf im Wachsen sind.

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Der Arbeitsausschuß der Bereinigung Republi­fanische Presse" hat in seiner letzten Sigung mit Befriedigung Kenntnis genommen von den Bestrebungen, die im Reichsbanner entstandenen Auseinandersetzungen in fameradschaftlicher Weise zu beenden. Die Bereinigung ist gewillt, auch ihrerseits im Sinne der Einigung und Kräftigung des Reichs banners zu wirken.

Zweierlei Justiz.

Nicht losgegangene und tödliche Schüsse. Wegen Gefährdung eines Eisenbahntransportes wurde der 22-= jährige Hausdiener Otto Rebber vom Schöffengericht Berlin- Mitte zu einem Jahr Gefängnis und zwei Wochen Haft verurteilt. Bewährungsfrist wurde abgelehnt. Der Staatsanwalt hatte neun Monate Gefängnis beantragt. Rebber war am Stahlhelmtage ( 7. Mai) von einem Schupobeamten in der Nähe des Bahnhofs Rummelsburg   dabei beobachtet worden, wie er mit einem Revolver auf einen der eben einrollenden Stahlhelmzüge anlegte. Der Schuß ging jedoch nicht los, und im nächsten Augenblid wurde Rebber die Waffe von dem Beamten entrissen. Der Angeklagte ent­schuldigte fich mit Trunkenheit.

Selbstverständlich ist die Handlungsweise des Rebber in feiner Beise zu billigen. Aber angesichts des Umstandes, daß es hier bei einem untauglichen Versuch geblieben ist, muß das hohe Strafmaß Verwunderung erregen, wenn man es etwas ver­gleicht mit den Strafen, die für den Stahlhelmüberfall in Düsseldorf  verhängt wurden, bei dem u. a. der Konsumarbeiter Erdmann von Stahlhelmleuten getötet wurde. Führer dieses Ueberfalles waren

Um Verdun  .

Von Kurt Lenz.

Berdun, Ende Juli 1927. Berdun lebt wieder. Noch hie und da auf der ,, Avenue de la 42. Division" oder auf der Avenue du Général Mangin" oder in fleineren Straßen sieht man plötzlich in der Häuserreihe eine starte Unterbrechung: Steine zeugen von Zerschossenem. Auch die Straßen, die völlig megrafiert" wurden, sollen langsam wieder neugeformt

werden.

Aber draußen um Verdun   sieht es noch schauderhaft aus. Be­reits im Vorort Pavé grüßt die erste Totentammer. Als 1919 die Verehrung der Gefallenen einsetzte, wurden von der ganzen Front von der belgischen Küste bis hinunter nach Belfort   acht unbekannte Soldaten nach Verdun   gebracht. Einer davon wurde ausgelost, unter den Triumphbogen in Paris   zu fommen( ,, Das Grab des unbekannten Soldaten"), während die anderen sieben im Vorort Bavé begraben liegen.

Befremden muß auch, daß im Falle Rebber die Strafbestim­mungen über Transportgefährdung mit ihren besonders hohen Mindeststrafsäzen herangezogen wurden, obwohl doch der Vorsatz des Rebber auf eine Gefährdung des Eisenbahntransportes im eigentlichen Sinne des Gesetzes kaum gegangen ist. Diese Kon­struktion erinnert start an das Urteil gegen den Reichsbannermann Gurczinski, der bei einer Prügelei mit Hakenkreuzlern auf der Straße einem Gegner seine Mühe entriß und deswegen tatsächlich wegen schweren Straßenraubes(!) angeklagt und zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt wurde. Wenn es gegen links geht, sind die Gerichte mit der Konstruktion allerschwerster Straftatbe­stände sehr rasch bei der Hand.

Die Gefahr der Zwergschulen. Bedenken des Deutschen Landgemeindetags zum Schulgeset.

Cofffedt, 29. Juli.  ( WTB.) Der Vorstand des Deutschen Landgemeindetages, der augenblicklich hier Beratungen abhält, nahm zum Reichsschul­gesez folgende Entschließung an:

Der Vorstand des Deutschen Landgemeindetages erwartet von der endgültigen Regelung des Reichsschulgesetes eine gebührende Berücksichtigung der Gemeindeinteressen, zumal zu befürchten ist, daß durch die mögliche Errichtung von Zwerg schulen die gemeindliche Leistungsfähigkeit auf dem Gebiete des Boltsschulwesens gefährdet werden kann.

Verwaltungsreform und Finanzpolitik. Vorstandstagung des Reichsverbandes der Deutschen Industrie.

Königsberg  , 29. Juli.

Eine Sigung des Präsidiums und Vorstandes des Reichs verbandes der Deutschen Industrie befaßte fich mit den Fragen der Verwaltungsvereinfachung und der Finanzpolitit. Die Referate ergaben, daß auch jetzt die Industrie ihre Stellung zum Staate nicht geändert hat. Oberregierungsrat Adameß, der mit einer besonderen Erhebung darüber betraut war, berichtet über

" Arbeiten und Ziele des Reichsverbandes auf dem Gebiete der Verwaltungsvereinfachung". Er schilderte das Anwachsen der Aus­gaben des Reiches, der Länder und der Gemeinden seit Kriegs beginn und fam zu dem Ergebnis, daß die für Wirtschaft und Bolk ,, unerträglichen" öffentlichen Lasten sehr ermäßigt werden könnten, men zunächst eine Einschränkung der Gesetz­gebungstätigkeit erfolgte, und zwar auf sozialpolitischem Gebiete.

deren Wirkung beobachtet habe, tämen weitere Schritte in Frage. In jedem Falle müsse die kulturpolitische Eigenart der mittleren und größeren Länder gewahrt bleiben. Den Weg zur Reichseinheit über die Bildung eines Großpreußen lehnte der Redner ab, weil diese nur zur Wiederaufrichtung der Main­linie führe. In der Diskussion erklärte unter anderem der Reichstags­abgeordnete Most, die Durchführung einer Verwaltungsreform fei ohne Aenderung gewisser Verfassungsbestimmungen unmöglich. Er verlangte außerdem ein Zuschlagsrecht für die Gemeinden zur Einkommensteuer bei gleichzeitiger Heranziehung des Existenzminimums zur Besteuerung.

Turmhaus statt Ostmarkenpolitik.

Die Pläne des Deutschen Ostbundes. Von besonderer Seite wird dem Demokratischen Zeitungs­dienst" geschrieben:

Durch die Rechtspresse geht immer wieder die Nachricht, daß der Deutsche   Ostbund sich in Berlin   ein Turmhaus im ganz großen Stil erbauen wolle, für das er den Namen Hindenburg­Haus" gewählt habe. Diese Nachricht ist geeignet, bei den aus der Dftmart verdrängten Deutschen  , die zum Teil ihr ab und Gut verloren haben, lebhafteftes Befremden auszulösen. Sollte der Deutsche   Ostbund wirklich über Gelder verfügen, die es ihm ermöglichen, ein Haus von dem Umfange, wie geplant, zu errichten, so wäre wohl die nächst liegende Forderung, diese Gelder den verdrängten Deutsch en der Ostmark, die sehnsüchtig auf Hilfe warten, direkt zuzuwenden, anstatt ganz zwecklose Reprä­fentationsaufgaben zu übernehmen, die mit dem Ziel des Ostbundes nicht das mindeste zu tun haben. Uns scheint da eine Groß­mannssucht am Werke zu sein, die darauf hinausgeht, den Ost­bund in ganz andere Bahnen hineinzudrängen, als es im Interesse feiner ursprünglichen Aufgaben zweckmäßig ist. Es wird auch viel­fach als wenig taftvoll empfunden, daß man versucht, den Namen des Reichspräsidenten als Reklame und als Aushängeschild für dieses Vorhaben zu benutzen. Wir glauben zu wissen, daß der Herr Reichspräsident, der wenig Sinn für leere Repräsentation, aber durchaus ein Herz für die verdrängten Ostdeutschen hat, diesem Vor­haben des Ostbundes mit großer Reserve gegenüberste Die eldgeber des Osbundes aber, die der Ansicht sind, daß ihre Zuwendungen zweckmäßig für verdrängte Grenzmarkdeutsche ver­wandt werden, sollten den unternehmungsluftigen und sehr feudalen Herren der Bundesleitung einmal etwas mehr auf die Finger sehen.

Verworfene Berufung.

Zum Ueberfall auf den russischen Konsul in Königsberg  .

Königsberg   i. Pr, 29. Juli. Die erweiterte Königsberger Straffammer verhandelte heute als Berufungsinstanz gegen den Hauslehrer Boris Lechel, der seiner­

zu drei Monaten und einer Woche Gefängnis unter Anrechnung von drei Wochen Untersuchungshaft mit Inaussichtstellung bedingter Begnadigung verurteilt worden war. Der Staatsanwalt hatte gegen die Höhe des Strafmaßes Einspruch erhoben. Sein An­trag, der auf neun Monate und drei Wochen Gefängnis unter An­rechnung von drei Wochen Untersuchungshaft und Ablehnung der bedingten Begnadigung lautete, wurde verworfen mit der Be­gründung, es habe sich nicht nachweisen lassen, daß es dem Angeklagten vorher befannt gewesen sei, daß es sich um den russischen Konsul handelte.

Eine Zusammenfassung der staatlichen Aufzeit wegen eines Ueberfalls auf den russischen Konsul Kantor gaben in den Mittel- und Lokalinstanzen, sowie eine bessere Ab­grenzung der Verwaltungsbezirke und eine Uebertragung von Staats­aufgaben auf die untergeordneten Instanzen und eine Selbst­verwaltungsreform müsse durchgeführt werden. Neue reichs eigene Behörden dürfen nur dort geschaffen werden, wo die entsprechenden Landesbehörden abgebaut werden. Der Nachdruck wird aber auf den Abbau staatlicher Aufgaben zu legen sein. Borschläge hierzu würden den Inhalt einer besonderen Denkschrift bilden, zu der die Vorarbeiten im Gange sind und in der auch auf die Frage der Abgrenzung der Zuständigkeit zwischen Reich, Ländern und Gemeinden eingegangen werden soll.

Geheimrat Ka st 1 sprach über das Verhältnis von Reich zu Ländern. Eine Verfassungsreform, die notwendig sei, müsse von dem Gesamtwillen der Nation getragen sein. Ein 3wang, auch ein solcher auf dem Wege über die Finanz­politit, fönne mur zu unbrauchbaren Ergebnissen führen. Vorher fei erforderlich die Finanzreform( Reichsrahmengeset), die Ver­

Berdun, Deutsche  , Maroffaner, Amerikaner. Der erste deutsche Friedhof liegt 20 Kilometer von Verdun   bei Consenvoy. Er wird von der deutschen   Regierung unterhalten. 8000 Amerikaner haben einen Friedhof bei Romagne neben der berüchtigen Höhe 304" am ,, Toten Mann". 25 000 Amerikaner fielen da. Bis zu dem Orte Souville tamen die Deutschen   vor Berdun. Das Standbild eines verwundeten Löwen erinnert an die Stelle. Souville gibt es nicht mehr. 20 000 Tote lagen noch Anfang dieses Jahres auf den ver­schiedenen kleinen Friedhöfen der 52 französischen Gefechtsabteilun gen. Jetzt brachte man sie alle zusammen neben das Grab des Reitergenerals Anjelin in die Vorhalle des 180 Meter langen großen Totenhauses. Dieses selbst wird erst in einigen Jahren fertiggestellt sein. Nun liegen sie in der Vorhalle in diken Särgen und warten auf Einlaß ins Totenhaus. Wir öffnen einer Sarg. Knochen und Schädel von etwa 50 Toten starren uns wütend an. Ueber die Mitte der Halle kommt ein 40 Meter hoher Turm, der schon im September dieses Jahres eingeweiht wird. Ein Riesenscheinwerfer wird eben eingestellt, der jede Nacht weithin über das Schlachtfeld

Sozialversicherung im Saargebiet. Am 20. Jufi paraphierten in Berlin   Vertreter des Reichs und des Saargebietes vorbehaltlich tommen; danach tritt die Saarversicherung in ein neues Ge der Genehmigung ihrer Regierungen ein Versicherungsab. genseitigkeitsverhältnis zur Reichsversicherung. den Verhandlungen nahm für den Saarbergbau auch ein Vertreter des französischen   Staates teil.

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gegenüber spielt, wird dadurch ins helle Licht gesetzt. Am 19. März 1902 unterzeichneten 12 Länder, darunter alle wichtigen Kulturländer Europas   mit Ausnahme Italiens  , eine internationale Bereinbarung, in der sie sich zum Schuße der Zugvögel, die als nüßlich angesehen werden müssen, und darunter auch der Schwalben, verpflichteten. Italien   aber seht seinen Vogelmord munter fort, und da unglüc licherweise die Vögel bei ihrer Rückkehr nach Europa   in jedem Frühling am italienischen Himmel vorbeiziehen, so winft ihm reiche Beute. Jean Lecocq regt im Petit Journal" an, daß der Völker­bund des Vogelschußes" mit Ungarn   zusammen geschlossen vorgehen solle, um auch von Italien   die Unterzeichnung der Bereinbarung zu erlangen. Rein Land dürfte sich einer solchen Pflicht entziehen," schreibt er, denn es handelt sich da um einen Schuß, der allen gleich zugute tommt. Das Land, das die Schwalben schlachtet, schädigt sich nicht nur bst, sondern auch alle seine Nachbarn. Früher galt die Schwalbe überall als heiliger Bogel; man glaubte, daß sie Glüc bringe, wohin sie fomme. In unseren Zeiten, die weniger glauben, als wissen wollen, bringt die Schwalbe noch dasselbe Glück, indem sie die den Ernten schädlichen Insekten vernichtet und den Ertrag der Felder dadurch vermehrt. Da tein frommer Glaube die Schwalbe mehr schützt, müssen strenge Gesetze an seine Stelle treten."

Ueberschreitet man weiterhin die breite Straße, die von Berdun leuchten wird, um die Totenwache zu ersetzen, welche die Kämpfer fich gegenwärtig in einer Krise, und man unternimmt mannigfache

65 Kilometer weit nach Meh führt, so stößt man auf das jahrelang heiß umfämpfte Fort Douaumont  . Das ist eins der 32 um Verdun  liegenden Forts, das vom Februar bis zum 24. Oktober 1916 von den Deutschen   besetzt war. Ein lebender französischer Soldat führt mich durch seine toten Gefährten. Gleich links am Forteingang zeigt er mir ein durchwühltes Stück Erde  , unter dem noch heute 60 tote deutsche Soldaten liegen, die bei der französischen   Rückeroberung des Forts durch die Offensive des Generals Mangin im Oktober 1916 da überrascht wurden. In einem dunklen Raum im Innern sind deutsche und französische   Maschinengewehre, Granatenstüde, Säbel und sonstige Mordinstrumente dem wohlverdienten Verrosten übergeben. An einer Steile lese ich auf einem kleinen Schild: Wasserkeller". Das hatten damals die deutschen   Soldaten zur Be­zeichnung der Waffervorratskammer geschrieben. Im Fort und außerhalb liegt noch heute alles voll Stacheldrähten, spanischen Reitern, abgeworfenen Handgranaten und ähnlichen Herrlichkeiten des Menschengeschlechts. Bor vier Jahren hat sich ein russischer Unternehmer für 8 Millionen Franken das Recht vom französischen  Staat erkauft, diese Rote Zone", die für alles Leben auf ewig vernichtet ist, nach alten Eisenstücken zu durchsuchen. Seit Anfang dieses Jahres beschäftigt er auch etwa 1000 Arbeiter zur Kupfer­juchung. An jeder Granate, die sie finden, ist etwa noch 3 Stilo gramm Kupfer. Das Kilo wird ihnen mit 1,50 Frank bezahlt. Täg­lich explodieren da noch Granaten, täglich fommen entsetzliche Un­fälle bei diesem Kupfergraben vor.

400.000 Franzosen sind um Berdan gefallen. 300 000 Tote bleiben namenlos und können nie ihren Familien auch nur als Stelette zurückgegeben werden. 1100 000 Menschen fielen um 1 100 000 Menschen fielen um

im Weltkrieg vermissen mußten.

Die Amerikaner tommen nicht mehr nach Verdun  , weil sie von den Hoteliers zu sehr ausgeplündert wurden, vor einem Jahr famen die indes jämmerlich zusammengeschmolzenen Faschisten zur Beranstaltung einer Kundgebung, die den Teilnehmern fürstlich bezahlt wurde. Darauf machten die ehemaligen Frontfämpfer, Demokraten und Sozialisten von Verdun   eine mächtige Gegenfund gebung von 2000 Personen. In den Cafés und Hotels weigerte sich fogar das Personal von Verdun  , die Faschisten zu bedienen.

Das war die erste große Nachkriegskundgebung auf dieser ruhigen Fläche, wo zur Ehre der Toten jeder Handel, auch der von Postkarten, verboten ist. Biele Deutsche   pilgern nach Verdun  , meist ohne ein Wort französisch zu können. Nirgends spricht diese Be völkerung von Verdun, die am härtesten litt, auch nur ein unfreund­liches Wort gegen fie. Auf das Schild: ,, Man spricht deutsch  " trifft man in Verdun   öfter als in vielen größeren Städten.

Die saarländische Friedensliga" macht nun am 31. Juli eine zweite große Kundgebung in Verdun  . Arthur Holitscher   und der Pariser   Rechtsanwalt Henri Demont( Vorfizender der Vereinigung zur Abschaffung des Verbrechens: Krieg!") werden zur deutsch­franzöfifchen Verständigung das Wort ergreifen. Wo kann der Nie- wieder- Krieg!"- Wunsch heiliger sein als in Verdun  ?

Ein Bölferbund des Bogelschutzes. Die Ungarn   haben an Mussolini   die dringliche Aufforderung gerichtet, er möge doch dem Vogelmord in Italien   ein Ende bereiten. Es gibt nämlich in Ungarn  fast gar keine Schwalben mehr, und man schreibt diese traurige Tatsache der Vorliebe der Maliener für Bogelbraten jeder Art zu. Die so oft beklagte unwürdige Rolle, die Italien   der Bogelwelt

Ein italienisches Berjuchstheater. Die italienische Bühne befindet Versuche, um aus ihr herauszufommen. Der nationalistischen Strö­mung entsprechend will man besonders die heimischen Dramatiker fördern, findet aber nicht viele gute und zugfräftige Stücke. Zur Förderung der heimischen Dramatik ist, wie C. G. Sarti in der Comoedia" mitteilt, ein Verfuchstheater in Bologna   ins Leben ge­rufen worden. Seit 1922 hat sich dort eine Gruppe pon Theater­freunden zusammengetan, die sich die Aufgabe gestellt haben, Bühnen­werfe zur Aufführung zu bringen, die bisher froh aller Bemühungen der Verfasser das Rampenlicht nicht erblicken konnten. Die Auf­führungen finden in dem Stadttheater von Bologna   statt. Die Arbeit vollzieht sich derart, daß die eingereichten Stücke von einer Besetommission studiert und begutachtet werden. Wenn ein Stück zur Aufführung angenommen ist, übergibt die Kommission das Manuskript derjenigen unter den verschiedenen Wandertruppen Ita­ liens  , die sie für am besten geeignet hält, um gerade dieses Werk zu verförpern. Die Truppe hält dann die Braben während ihrer Tournee ab, und wenn das Stück einstudiert ist, kommt die Gesell­schaft nach Bologna  , wo es aufgeführt wird. Auf diese Weise hat das Verfuchstheater schon einer ganzen Reihe von unbekannten Autoren zur Aufführung verhelfen, und darunter befanden sich mehrere Dramen, die einen starken Erfolg hatten.

Hans Joachim Moser  , Professor der Musikwissenschaft an der Heidel berger Universität, bat einen Ruf als Direktor der Staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Berlin   fowie als Professor an der dortigen Universität angenommen. Mofer hat sich besonders durch seine große deutsche Musikgeschichte einen Namen gemacht.

Ein Studio der Reinhardt- Bühnen. Die Reinhardt- Theater beabsichtigen experimenten, das in den Räumen der Schauspielschule   seinen Platz haben zum Herbst die Eröffnung eines Studios für die Durchführung von Regie foll. In Verbindung damit wird vielleicht auch der alte Bian einer Dra matiterfchule, für die Prof. Mar Reinhardt sich bereits vor einem Jahr eingesetzt hat, der Berwirklichung nähergebracht werden.