$t£ dk Töne entgehen. Ein Besuch in einer Schallplattenfabrik.
In unserer Zeit gesteigerten Vergnügungsbedürfnisses, der Sehnsucht nach möglichst viel Musik, direkt oder„übertragen" ge- nassen, haben Radio und Schallplatte allerhand zu hm, den Ansprüchen des Publikums gerecht zu werden. Eines der ältesten und größten Unternehmen auf dem Gebiete der Schallplattenfabrikation ist der Lindström-Konzern, dem viele der größten Werke angegliedert sind. In der Schlesischen Straße erhebt sich ein Riesenbau, das„Industrie-Haus". Im vorderen Gebäude befinden sich die Bureaus. Aufnahme- und andere technische Räumlichkeiten, dahinter steht das Fabrikgebäude, in dem die Platten samt allen dazugehörigen Bestandteilen hergestellt werden. Maü kann sich einen Begriff von der Größe des Unternehmens machen, wenn man hört, daß zirka 3000 Arbeitskräfte täglich ungefähr 2S0 00ll Platten herstellen, die nicht nur hier in Berlin , sondern in allen Ecken und Enden der Welt, so in China , Japan , Aegypten usw. „besungen",„besprochen" und„bespielt" werden. Ueberall dorthin entsendet die Firma ihre eigenen Techniker, die an Ort und Stelle die Aufnahmen persönlich leiten. Das Verfahren hat im Laufe der Jahre Verbesserungen und Vervollkommnungen erfahren: in der Hauptsache sind die lästigen Nebengeräusche fast ganz verschwunden. Die Künstler werden, genau wie in der Oper oder im Konzert, in original-musikalischer Besetzung begleitet, so kommt z. B. der Streich- baß und jedes andere bei der Originalvorführung zur Verwendung gelangende Musikinstrument auch hier zur Benutzung, wodurch jede, auch die leiseste Tonschwingung herausgehost wird und die Klang- Wirkung eine vollkommene ist. Die Firma besitzt ein Gesamt- Gesangsplattenrepertoire von über 80 000 Platten, das durch die fortwährend stattfindenden Neuaufnahmen natürlich unausgesetzt erhöht und ergänzt wird. Richard Tauber hat auf seinen Teil allein 200 Platten„besungen" und zählt somit zu den populärsten Schall- plattensängern. Für O r ch e st e r m u s i k ist die Kapelle des Ungarn Dajos Bela die begehrteste, die bereits 10 000 Konzertaufnahmen absolvierte. Der Primas der Kapelle, ein temperamentvoller Ungar, entlockt seiner prächtigen Amati-Geige süß-schmelzende Töne, die wenig oder gar nichts mehr mit dem ohrenbetäubenden Krawall der
Jazzmusik gemein haben. Man begibt sich scheinbar und Gott sei Dank wieder in die gemäßigteren Zonen kultivierter und angenehm klingender Normalmusik. Der Sprechvortrag wird nicht so sehr ge- pflegt, da musikalische Uebertragungen weit begehrter sind. Von be- kannten Rezitatoren seien Ludwig Wüllner und Tilla Durieux ge- nannt. Die meist beschäftigte und heiß begehrteste Persönlichkeit des ganzen Betriebes ist der künstlerische Leiter. Er hat die Künstler zu engagieren, Proben und Aufnahmen zu leiten, die Platten nach der Ausnahme aus ihre Brauchbarkeit hin zu begutachten, das Repertoire zusammen zustellen, und zwar so, daß der künstlerische und der finanzielle Erfolg einander die Wage hallen. Täglich laufen ganze Berge von Musikalien in- und ausländischer Verleger ein, täglich bieten sich schriftlich, mündlich oder telephonisch eine Menge Künstler zur Aufnahme an und täglich finden auch die Aufnahmen statt. Von morgens bis mittags sind Proben und Aufnahmen für die Konzert- kapellen, dann kommen gesangliche Proben und Aufnahmen an die Reihe, zum Schluß die ausländischen Aufnahmen. Zwischendurch klingest naturgemäß unausgesetzt das Telephon: es hagelt Angebote. Anfragen und sonstige Mitteilungen. Sehr häufig kommt es vor, daß der Aufnahmeakt prominenter Künstler von einer Filmgesell- schaft für ihre Wochenschau oder für Reklamezwecke gekurbelt wird. Die vor einigen Wochen erfolgte Aufnahme des Ozea'nflug- berichtes durch Chamberlin und Levine persönlich machte Sensation. Die Flieger wurden auch hier mit fiebernder Sehnsucht und rühren- der Ausdauer von einer Schar Neugieriger erwartet: auch diesmal wurde die Geduld der harrenden Menge auf eine harte Probe ge- stellt, denn die Ankunft der beiden Sprecher oerzögerte sich wiederum um ganze zwei Stunden. Die Ausnahme selbst stieß natürlich auf allerlei Hindernisse sprachlicher und vortragstechnischer Natur, denn schließlich muß ein Flugheld noch lange keine Schallplattenkoryphäe sein, noch dazu, wenn ihm das wichtige Requisit, die Sprache, große Schwierigkeiten bereitet. Zum Schluß klappte es aber doch und man war am anderen Morgen im glücklichen Besitz zweier Berichte, einer in Deutsch , der andere, für drüben, in Englisch .
Deutschen Nordamerika -Preis können die Preise des Dauer» und Streckenleistungspreises nur dann gewonnen werden, wenn im Nordamerika -Preis ein Preiszuspruch nicht stattfindet. Berufung regen die Entscheidungen des Preisgerichts kann innerhalb 14 Tagen unter Einsendung eines Betrages von 100 M. erfolgen, der zugunsten der Luftfahrerstiftung verfällt, wenn die Berufung für un- begründet befunden wird. Der Stifter des Deutschen Nordamerika -Preises und der Dauerflugpreise wünscht vorläufig nicht genannt zu werden. versuchter Anschlag auf einen D-Aug. Auf der Strecke Berlin — Magdeburg . Ein Eisenbahnattentat, das glücklicherweise kein« Folgen nach sich zog, wurde gestern nacht auf der Strecke Berlin — Magdeburg versucht. Kurz vor Brandenburg a. d. H. waren zwischen den Bahn- wärterbuden 68 und 69, in der Nähe der sogenannten„Neujahrs- grabenbrücke", in einem Abstand von etwa 50 Metern voneinander zwei große Haufen von Pflastersteinen auf die Schienen getürmt worden. Die gefährdete Strecke wurde um 23 Uhr von dem Güter- zug 8046 befahren. Bei dem langsamen Tempo faßte der Schienenräumer der Lokomotive die Steinhausen und stieß sie zum größten Teil beiseite, so daß sie keinen Schaden mehr anrichten tonnten. Das Attentat hat aber ohne Zweifel nicht dem Güterzug gegolten. Dieser wird nämlich in Brandenburg umgeleitet, um die Strecke für 'den unmittelbar darauf folgenden O-Zug Berlin — Magdeburg freizumachen. Die Verbrecher hatten es wahrscheinlich auf diesen v-Zug abgesehen, der nun ohne Unfall die Stell« passierte. Die Maschine des Güterzuges wurde nur leicht beschädigt. Von den Attentätern fehlt bisher jede Spur. Di« Brandenburger Kriminal- Polizei hat sofort die Strecke abgesucht und die erforderlichen Maß- nahmen getroffen. Aufklärung eines Leichenfunöes. Die stille Tragödie eines armen Mädchens. Kürzlich wurde an der Aousbahn die Leiche eines neugeborenen Kindes gefunden. Der Kriminalpolizei in Wilmersdorf ist es ge- lungen, die Mutter zu ermitteln. Es hat aber den Anschein, als ob auch der Vater des Kindes in die Angelegenheit hineingezogen werden wird. Ein jetzt 17 Jahre altes Mädchen, das aus ärmlicher Fo- milie än Pommern stammt und deren Vater in einem Armenhaus dort untergebracht ist, befand sich als Pflege- befohlene seit einer ganzen Reihe von Jahren im Hause eines Kaufmannes S. in Charlottenburg . Wie das Mädchen angibt, hat sich S. ihr schon früher in unzüchtiger Weise genähert, ohne daß seine Ehefrau darum wußte. Das Mädchen wagte auch nicht, sich zu beklagen, weil es befürchtete, auf die Straße gefetzt zu werden. Während einer kurzen Abwesenheit des Ehepaares gab das Mädchen einem Kinde das Leben. Da das Kleine gleich nach der Geburt ge- starben, legte die junge Mutter die Leiche beiseite und teilte dem Kaufmann S. bei seiner Heimkehr mit, was sich zugetragen hatte. Nach der Darstellung des Mädchens fuhr S. mit feinem Kraft- wogen noch in der Nacht nach der Aousbahn und beseitigte die .Kindesleiche. S., der festgenommen wurde, gibt zwar zu, sich an dem Mädchen vergangen zu haben, will aber mit der Beseitigung der Leiche nichts zu schaffen und von der heimlichen Geburt nichts gewußt haben. Er wurde wegen Vergehens gegen Z 174 des Strafgesetzbuches in Haft genommen. Seine völlig ahnungslose Frau erlitt, als sie von den Vorgängen erfuhr, einen Nerven- Zusammenbruch und hat das Haus verlassen.
Eine Neichsgebrechlichenzählung. In Ergänzung der Volks- und Berufszählung sollen die im Reiche am 10. Oktober 1925 vorhanden gewesenen Blinden, Taubstummen, Ertaubten, sowie die mit sonstigen erheblichen körperlichen und geistigen Gebrechen behasteten Personen gezählt werden, und zwar ist ftir jedes zu zählende Ge- brechen eine Zählkarte anzulegen, in der Fragen über die Wirtschaft- lichen und sozialen Verhältnisse des Gebrechlichen sowie über die Ursache und Art des Leidens zu beantworten sind. Die Aufzeichnun- gen sollen Aufschluß geben über die Minderung der Erwerbsfähigteit des deutschen Volkes durch körperliche und geistige Gebrechen, serner eine wichtige Grundlage für eine systeinatische' Bekämpfung dieser Volksleiden schaffen. Die Erhebung wird in B e r l i n in den nächsten Monaten von den Bezirkswohliahrts- und Jugendämtern unter dankenswerter Mitwirkung von Aerzten— und zwar von Augen- und Ohrennärzten, die sich zur unentgeltlichen Mitarbeit bereit er- klärt haben— und unter Mitwirkung der Berussgenosfenschaft durchgeführt. Zum Erfolg wird es aber wesentlich beitragen, wenn die Gebrechlichen selbst, ihre Angehörigen und die Organi- sationen, denen die Gebrechlichen angeschlossen sind, bereitwilligst mitwirken, den mit Ausweis der Bezirksämter versehenen Beamten (Fürsorger, Fürsorgerinnen) die erforderlichen Auskünste erteilen und die Gebrechlichen, soweit erforderlich, den vom Beamten namhaft gemachten Arzt zur Aufnahme des ärztlichen Befundes aufsuchen. Der Erfolg der Zählung wird um so wirksamer sein, wenn den ausführen- den Stellen möglichst einwandfreie Unterlagen für die Bearbeitung zur Verfügung stehen. Auch ein Kinderfreund. Sommer ist's, wer Geld hat, schnürt sein Bündel und zieht ins Freie. Aber wer hat Geld? Und unsere Kinder mit ihren blassen Bäckchen und dürftigen Körperchen sind gewiß mehr als erholungs- bedürftig. Da tun sich denn kluge, gütige Menschen zusammen, um all diesen Würmchen statt der notwendigen Sommerreise in der Umgebung Berlins ein wenig Freude und Erholung zu schaffen. Man wandert in großen Trupps ins blühende Grün, städtische Ver- kehrsmittel stellen sich der guten Sache zur Verfügung, und so trägt jeder sein Scherflein dazu bei, das Kinderelend lindern zu helfen. Aber es gibt auch„andere". Landet da unlängst ein mit 200 Kin- dern bepacktes Motorboot an einem Sommerlokal in der Umgebung Berlins . Die Sonne brennt, und alles ist durstig. Unter Aussicht des Jugendleiters, in geordneten Reihen, wollen die Kinder nm Brunnen ihren Durst löschen und müssen zu diesem Zwecke den Restaurationsgarten passieren. Nichts dal Wie zwei wütende Zerberusse stürzen sich Wirt und Oberkellner den Ankömm- lingen entgegen, verweigern ihnen den Durchgang, und die Kinder müssen unverrichteter Sache abziehen, das Boot besteigen und weitergondeln. Nebenbei sei bemerkt, daß das Lokal vollkommen leer war und der Wirt somit nicht einmal die billige Ausrede hätte, daß der Durchlaß der großen Kinderschar irgend- welche Störung verursacht haben würde. Kein„Kempinski-Tietz-Hotel". Zu der Mitteilung eines Berliner Morgenblottes, daß an der Ecke Ioachimst Haler Straße und Kurfürstendamm oys dem der Deutschen Boden-Aktiengesellschaft,(einer Tochterge- sellschaft der Firma Hermann Tietz ), gehörigen Häuserblock ein Hotestzalast„Kempinski-Tietz-Hotel" errichtet werden soll, teill uns die Firma Hermann Tietz mit, daß von einem derartigen Projett nichts bekannt ist. Ebensowenig ist es richtig, daß das Kaufhaus de s�W e st e n s vier weitere Häuser in der Ans- bacher und Passauer Straße erworben haben soll, um dort einen großzügigen Erweiterungsbau demnächst auszuführen. Die in der Passauer Straße neben dem K. d. W. liegenden Grundstücke de- finden sich schon seil langer Zeit im Besitz der Firma und dienen V erwaltungszw ecken.
flbsihieö von Keiner Kemptens . Auf dem Gemeindefriedhof in Spandau wurde gestern nach- mittag Genosse Reiner Kemptens, der Chefredakteur unseres Parteiblattes für Spandau und das Havelland, zur letzten Ruhe gebettet. In der Friedhofshalle verschwand der Sarg fast unter der Fülle der Blumenspenden. Neben dem Parteivorstand hatten der Bezirks- verband sür Brandenburg , die örtliche Parteiorganisation, Verlag und Redaktion des„Vorwärts", die Kollegen und das technische Per- sonal des Spandauer Parteiblattes, die kommunalen Behörden des Bezirkes und schließlich„drei engere Freunde" des Verblichenen Kranzangebinde gesandt. Das alte schlichte„Ein Sohn des Volkes wollte er sein" war verklungen, als Stadtschulrat Genosse K r a m m in tiefempfundenen Worten Abschied von dem Toten nahm. Nach ewigen, ehernen, großen Gesetzen müssen wir alle unseres Daseins Reife vollenden— von Jugend an schaffend und wirkend, endete auch Kemptens Reise nach ehernen Gesetzen, für alle, seine Ange- hörigen, seine Gesinnungsfreunde, für die, die ihm nahe standen im Leben viel zu früh. In dem ehemaligen Handwerker regten sich bald höhere geistige Kräfte, die ihn schließlich zu dem hohen und schönen Beruf des Schriftleiters führten. In Köln , seiner Vaterstadt, am Parteiblatt beginnend, wuchs und entwickelte er sein Talent, um schließlich die Chefredaktion am„Volksblatt" in Spandau zu über- nehmen. Hier ging sein Arbeitsgebiet über enge Stadtgrenzen hin- aus und je größer die Arbeit, je schwieriger die Aufgabe, um so schaffenswerter erschien sie ihm. Die Menschheit als Gemeinschaft zu sehen, eine wahre Volksgemeinschaft zu schaffen, schien ihm höchstes Ziel. In der großen Politik, aus kommunalpolitischem Gebiet, in der parteigenössischen Frauenbewegung� und der Arbeiterwohlfahrt, überall stand Kemptens an erster Stelle. Daneben fand er stets Zeit für sejne Familie, der er in jeder Beziehung alles gab.„Reiner Kemptens hat sich in den Herzen aller ein ehrendes Denkmal gesetzt: Dank und letzten Gruß dem toten Kämpfer und Weggenossen", schloß der Sprecher seine Gedenkrede. Auf blumen- und grüngeschmücktem Wege geleiteten Hunderte von Parteigenossen, Reichsbannerkomeraden und Freunde den Sarg zur Gruft. Hier rief Stadtrat M ü n s i n g e r dem toten Genossen einen letzten Abschiedsgruß im Namen der Partei und der Stadt zu. Unter märkischen Fichten, die er im Leben so sehr liebte, ruht nun Reiner Kemptens von einem Leben, das Dienst an der Arbeiter- bewegung war.__ Was war in dem Koffer? Eine eigenartige Geschichte beschäftigt die Mordinspektton der Kriminalpolizei. In einem Restaurant im Tiergarten- viertel erschien kürzlich ein Mann in mittleren Jahren, der einen kleinen Koffer bei sich hatte. Der Gast bestellte eine große Weiße und widmete sich mit gebührender Aufmerksamkeit dein kühlen Getränt. Den anderen Gästen des Lokales fiel aber bald auf, daß dem Kaiser des Mannes ein eigentümlicher Geruch entströmte, der sie nötigte, Tür und Fenster öffnen zu lasten. Rasch bildeten sich zwei Parteien. Die eine schwor darauf, daß es nach „L e i ch e" röche, während die andere sich mit simplen„K ä s e" begnügt«. Obwohl nun die Berliner sonst Leute von raschen Ent-
„Der Rechtsanspruch des Arbeitnehmers auf Erteilung eines Zeugnisses" wurde von Magistratsrat vr. jur. Walter K r o t o» s ch i n e r dargelegt. Es kommt bei Lösung des Arbeitsverhältnisses ! laufig zu Streitigkeiten, ob oder in welcher Form der Unternehmer einen Arbeitern oder Angestellten ein Zeugnis ausstellen muß. Nach den gesetzlichen Bestimmungen ist der Zeitpunkt, an dem ein Zeugnis beansprucht werden kann, und die Form, in der es ge- halten sein muh, nicht immer klar erkenntlich. Doch ist man all- gemein zu der Annahme gekommen— auch die Gericht« schließen sich ihr an—, daß bereits nach ausgesprochener Kündigung und nicht erst beim endgültigen Abgang das Zeugnis erteilt werden muß, da es zur Erlangung einer neuen Stellung gebraucht wird. Dr. Krotoschiner wies auf diese sehr wichtige Tatsache hin und be- handelte eingehend auch verschiedene Fragen nach der Form des Zeugnisses.— Adele Schreiber schloß ihren Zyklus„Frauen von heute— in vielen Ländern" mit einem Vortrag über„D i« Frauen ferner Länder". Sie sprach über die Frauen in Persien , Syrien , China und in der Türkei und zeigte, wie überall ich die Frau aus der jahrhundertealten Unterdrückung ihres Ge- chlechts freizumachen' beginnt und vielfach bereits heute entscheiden- >eh Einfluß auf die kulturelle Entwicklung des Landes gewinnt.— Paula Förster setzte ihr Thema„Wanderungen durch die Mark" fort. Es ist zu begrüßen, daß die Vortragende neben anschaulichen Schilderungen in ihren Vorträgen auch genaue praktische Angaben bringt, die es den Funkhörern ermöglichen, solche Wanderungen selbst zu wiederholen.— Ein sehr gelungenes Abendkonzert— Haydns O-Dur-Sinfonie Nr. 104, Mozarts Jupiter-Sinfonie und Bachs Fünftes Brandenburgisches Konzert— wurde vom Berliner Sinfonieorchester unter Leitung von Camillo Hildebrand ausgeführt.
schlüsten und nicht auf den Mund gefallen sind, traute sich doch keiner, den Mann nach dem ominösen Inhalt des Koffers zu fragen oder auch einem Schupopostsn die Erkundung zu überlasten. Hin und her wogte der Wortstreit, man machte sogar Wetten, wobei „Leiche" zu„K ä s e" wie 10: 1 stand. Der Mann mit dem Koffer kümmerte sich nicht im geringsten um das Gstuschel der anderen. Nachdem er in aller Ruhe seine„kühle Blonde" aus- getrunken hatte, legte er die Zeche auf den Tisch, nahm den im wahrsten Sinne des Wortes anrüchigen Koffer zur Hand und pilgerte weiter. Im Eiser des Wettens und Streitens hatte leider keiner der anderen den Koffer oder wenigstens den Mann genauer angesehen. Die Frage, was er im Koffer gehabt hatte, blieb also ungelöst und man wandte sich schließlich geradezu an die Mord» inspektion. Zur Beruhigung der Gemüter wäre es der Jnspektton recht erwünscht, wenn sich der Kofferträger, der es ja wohl am besten wissen muß, melden oder sonstwie mitteilen würde, was er denn nun eigentlich im Koffer gehabt hat. Daß einer die Frechheit besitzt, mit einer Leiche im Koffer ein Lokal zu betreten, ist kaum anzunehmen.
Eine leichtsinnige Iahrsihülerin. Verkehrsunfall am Hallcschen Tor. Ew schwerer Verkehrsunsall, bei dem drei Personen erhebliche Verletzungen davontrugen, wurde gestern abend durch das leichtsinnige Fahren einer Fahrschüleriu am Halleschen Tor verursacht. Ein in Richtung Gstschiner Straße fahrendes Privatauto wurde unmittelbar vor dem Hochbahnhof Hallesches Tor von hinten von einem Autobus der Linie 29 angefahren, so daß der Kot- slügel abbrach. Als der Verkehrspolizist, der an der Straßenkreuzung Dienst tat, noch mit der Feststellung des Tatbestandes beschäftigt war, setzte die Fahrschülerin Agnes W. aus der Lennestraße den Wagen plötzlich in Bewegung. Sie verlor die Herrschaft über das Steuer, geriet auf den Bürgersteig und fuhr in die dort angesammelte Menschenmenge hinein. Drei Per- sonen, der 24jährige Monteur Walter Prange aus der Wöhlert- straße 6, der 61jährige Prioatbeamte Wilhelm Abel aus der Arndt- straße 15 und die 34jährige Frau Emma I e m m o ck aus den Zelten 9a, wurden hierbei ei heblich verletzt. Während Frau I., die sich schwere Verletzungen zuzog, in das Neuköllner Krankenhaus übergeführt werden muhte, konnten die anderen nach Behandlung auf der nächsten Rettungsstelle und nach Anlegung von Notverbänden in ihre Wohnungen gebracht werden. Nur mit Mühe gelang es den Beamten, die erregte Menschenmenge, die gegen die leichtsinnige Fahrerin eine äußerst bedrohliche Haltung einnahm, von Tätlichkeiten abzuhalten.
Schließung zweier Spielklubs. Eine durchgreifende Maßnahme ist gestern abend vom Polizei- Präsidium gegen zwei der bekanntesten Spielklubs Berlins durch» geführt worden. Um 6 Uhr abends wurde der Spielklub im Marmorhaus, Kurfürstendamm , und um 7 Uhr der Spielklub im Trocadero, Augsburger Straße 38, auf Grund einer Ver- fügung des Polizeipräsidenten durch Kriminalkommissar Greiner mit seinen Beamten endgültig geschlossen, weil in diesen Klubs gewohnheitsmäßig Glücksspiel getrieben wurde. Die Schließung stüzt sich auf den 8 10, Absatz 2,17 des allgemeinen Landrechts, der besagt, daß das Publikum vor den ihm drohenden Gefahren zu schützen ist. Die Klubinhaber sind von den Kriminalbeamten aus- gefordert worden, ihr« Räume binnen einer Viertel st unde zu schließen, während gleichzeitig die Mitglieder der Klubs ausgewiesen wurden. Arbeitersportler und Antikriegsdemonstration. Das Sportkartell Groß-Berlin hat beschlossen, daß für die Tage 1. und 4. August Start- und Spielverbot gelten soll, um die Teil- nähme an den AnHkriegsdeqionstrationerr zu ermöglichen. Demzufolge ergeht die Aufforderung an alle Arbeitersportler, die auf dem Boden der SPD . stehen, sich vollzählig am 1. August an der Demonstration aus dem Wittenbergplatz zu beteiligen und sich an den«ammelplätzen in den einzelnen Kreisen einzufin- den.— Der Touristenverein„Die Naturfreunde", Zentrole Wien, fordert ebenfalls seine Mitglieder auf, sich am 1. August geschlossen auf den Sammelplätzen zur Antikriegsdemon- stration einzufinden._
Ein noch ungeklärter Todessall heschäfttgt die Kriminalpolizei in Neukölln. Der 69 Jahre alte Obergeldzähler Richard La u b e aus der Friedelstraße 60 hatte kürzlich«inen Zahnarzt aufgesucht und sich insgesamt 22 Zähne ziehen lassen. Bald nach der Be» Handlung stellten sich bei' dem betagten Manne starke Blutungen im Munde ein. Der Zahnarzt, den er wiederum aufsuchte, empfahl ihm, mit Cssig fleißig zu spülen, was dfr Patient auch tat. Das Uebel wurde aber nicht bester und außerdem zeigte sich Gesicbls- schwellung und Rötung bis in den Prustkorb hinunter. Die An- gehörigen, denen der Zustand des allen Herrn Sorge machte,