Sabotage des Verfassungstags.
Muß man schwarz- rot- gold flaggen?
In der Nachtausgabe des Hugenbergschen, a g" setzt ein pensionierter Geheimrat Pfundtner der Mitwelt auseinander, daß keine Gemeinde verpflichtet ist, am Verfassungstag die Reichsfarben zu hissen. Anlaß zu diesem Aufsatz ist die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts, das auf Klage der ostpreußischen Stadt Hohenstein tatsächlich so entschieden hat- ähnlich übrigens auch im Falle Potsdam . Diese mehr als eigenartige Rechtsprechung des Oberverwaltungsgerichts hat die preußische Regierung und die republikanischen Barfeien bewogen, den Antrag auf die reichsgesehliche Festlegung des Berfassungstages zu stellen. Dank den deutschnationalen Quertreibereien ist diese Forderung unerfüllt geJeder Verwaltungsbeamte fennt diese Zusammenhänge. Es hätte der Belehrung des famojen Geheimrats und Benfionsempfängers der Republik nicht bedürft, sie befanntzumachen.
blieben.
Daher ist der Zweck des Artikels auch nicht als Bekenntnis einer schönen Seele aufzufaffen, die ihre Weisheit in wohl geformten juristischen Darlegungen loswerden will. An der Stelle, wo der Artikel steht, an der Art, wie er aufgemacht ist, bedeutet er nichts anderes als eine öffentliche Aufforderung zur Sabotage des Verfassungstages, zur Nichtachtung behördlicher Anordnungen-furz: zur republit feindlichen Propaganda.
vorgebildete Beamte, der unter Einsatz seiner ganzen Persönlich feit in jahrzehntelanger harter Berufsarbeit den Weg zu höheren Stellen zurückgelegt hat, mit Recht erwarten darf, daß ihm die guten Pläge im Staatsdienst nicht von Leuten weggeholt werden, die niemals das verantwortungsvolle Amt des Letters eines Landesamts ausfüllen könnten. Man darf, wenn je das Zentrum in diefer Angelegenheit die württembergische Staatsregierung angehen sollte, wohl erwarten, daß die Regierung mit Einschluß der dem Zentrum angehörenden Mitglieder sich ihrer ernsten Pflicht bewußt sein wird, dem Reichspräsidenten nur eine voll= mertige, nur die beste Kraft zur Ernennung vorzuschlagen. Es wird ihr dies um so leichter werden, wenn Berlin , wie man hört, den Wunsch ausgedrückt hat, daß kein Parlamen= tarier vorgeschlagen werden foll."
In diesem Artikel wird also von neuem zum Sturm gegen die Ernennung„ politischer" Beamter aufgerufen. Man fann gespannt fein, wie fich die Regierung Bazille jetzt entscheiben wird. ihren Freund Andre unmöglich wegen dieses Angriffes einfach Ihre eine Hälfte wird von zwei Zentrumsmännern gebildet, die fallen lassen können, ihre andere Hälfte von zwei Deutschnationalen, bie erst vor furzem auf bringenden Wunsch ihrer Partei den früheren Theologen und Barlamentarier Dr. Beiswanger aum Oberregierungsrat im Staatsministerium ernannt haben, obwohi er für diefes Amt auch nicht die vorschriftsmäßige Vorbildung mit brachte.
Reichsgericht.
Zwei Nationalsozialisten haben Glüd.
Leipzig , 30. Juli. ( Eigenbericht.) Daher ist es auch kein Zufall, wenn gerade die deutsch Der Ferienjenat des Reichsgerichts beschäftigte fich nationale Presse sich dieser Angelegenheit annimmt. Die am Sonnabend mit der Haftbeschwerde des früheren Polizeiwachtdertschnationale Koalitionspartei des Herrn meisters Arno Wunderlich aus Plauen i. V., der auf Antrag des Reichstanzlers Marg verschreibt sich dem aur Dispofition Oberreichsanwalts wegen och verrats und Republitschutzgesetz gestellten Geheimat, um ihrer republikanischen Heze die fach verbrechens vor einigen Monaten verhaftet worden war. Das Ge juristische" Staffage zu geben. Was sagt Marg, der ja als Kanzler der Deutschen Re- richt lehnte die Haftbeschwerde ab, da Fluchtverdacht und Verdunkelungsgefahr vorlag. publit beren Farben zu schüßen hat, zu solcher Heze? Wird er, der am Verfassungstag selbst als Festredner auftritt, die Treiber zur Ordnung rufen, die bewußt den Konflitt zwischen den Republikanern und der Reichsregierung fchüren?
Biele Antworten find möglich. Wir wagen nicht, zu ver muten, welche davon Marg wählt. Aber es wäre schon zwed mäßig, wenn die Reichsregierung noch vor dem Berfaffungs
bag wenigstens eine Antwort fände.
Jutterneid".
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Gin offenes Wort einer volksparteilichen Zeitung. Stuttgart , 30. Juli. ( Eigenbericht.) Auf Grund des neuen Gesetzes über die Berreichlichung des öffentlichen Arbeitsvermittlungswesens sollen demnächst die leiten den Beamten der Landesarbeitsvermittlungsstellen ernannt werden. Bie aus einer Veröffentlichung im Schwäbischen Merfur", dem Stuttgarter Organ der Deutschen Boltpartei, hervorgeht, hat die württembergische Zentrumspartei die Absicht, beim Staats minifterium zu beantragen, daß dem Reich für diesen Posten in Württemberg der Reichs- und Landtagsabgeordnete ndre vor. geschlagen wird, der früher Arbeiterjekretär war und zurzeit Regierungsrat beim Landesgewerbeamt, einer Abteilung bes Wirr schaftsministeriums, ist. In dem Artifel des„ Merkur ", der dies mitteilt, wird darüber ausgeführt:
Es wäre ein neuer Schlag ins Gesicht der höheren Beamten des Landes, venit einem Mann ohne wissenschaft liche Borbildung, dazu durch politliche Tätigkeit und Doppelmandat an der wirklichen Wahrnehmung des neuen Amtes wie an der feines jezigen dauernd verhindert, nur auf Grund feiner politischen Einstellung ein Boften in den Schoß fallen follte, ber dem Bernehmen nach mit Bräfidialgehalt ausgestattet wird und deshalb für die höheren Beamten die bünn gefäte Zahl der Spizenstellen wenigstens um eine vermehren würbe. Gutter neid?! Jawohl, auch ein berechtigter Futterneid spielt hier eine Rolle, vollberechtigt deshalb, weil der ordnungsmäßig und unter großen materiellen Opfern für seinen Beruf
Kriegsausbruch.
Bon Hans Bauer.
Wer von allen, die sie bewußt erlebt haben, könnte jemals wieber die schwülen Augufttage bes Kriegsausbruchs vergeffen! Diefe Tage einer Weltwende, diefe Tagé, von denen spätere Geschlechter einmal den für sie Berbindlichen Begriff der Neuzeit datieren werden.
Blanches Mal ftelle ich mir vor, baß ein Streis von Menschen heutiger Gelftesverfassung und heutiger Erfahrung noch einmal zurüdverjeßt würde in jene Tage. Was würden sie denten, und wie würden sie sich verhalten? Ele würden benten: Ein Traumland, ein Fabelland, ein Berrücktenend, und verhalten würden fie fich ruhig, denn fie dürften feinen Ehrgeiz hegen, in Stücke geriffen zu
werden.
Auch die Hauftbeschwerde des Kaufmanns Karl Jansen aus Hamburg , der sich wegen Landesverrats schon längere Zeit in haft befindet, wurde vom Ferienfenat des Reichsgerichts wegen angeblichen Fluchtverdachts abgelehnt.
Der nationalsozialistische Bürgermeister Friedrich Heß und der Gruppenleiter der nationalsozialistischen Partei, Bürger, waren vom Schwurgericht in Frankenthal wegen Beleidigung eines republitanischen Richters zu je 300 mt. Geldstrafe ver urteilt worden. Beide hatten wegen eines Urteils gegen angeblich jüdische Kaufleute den Richter in den beiden völkischen Zeitungen Feuerschmiede" und Eisenhammer" aufs schwerste verleumdet, ihn Der Berleitung zum Meineid bezichtigt und Rechtsbeugung vorge legten sie Revision gegen das Urteil ein. Der Ferienfenat des worfen. Obwohl sie nur geringe Strafen erhalten hatten, Reichsgerichts hob das Urteil der Borinstanz megen materieller und fachlicher Rügen auf und verwies es zur noch maligen Verhandlung an die Borinstanz.
Hörfings Nachfolger.
Landtagsabg. Prof. Waentig- Halle ausersehen. Wie wir zuverlässig hören, ist, nachdem Genosse Landsberg endgültig auf eine Kandidatur verzichtet hat, vom preußischen Mi nisterium des Innern der Landtagsabgeordnete Prof. Waentig aus Hatte als Nachfolger Hörfings im Magdeburger Oberpräfibium in Vorschlag gebracht worben. Wenn das Kabinett bem Borschlag zustimmt, woran taum zu zweifeln fein bürfte, fo wird bas Ginvernehmen mit dem Provinzialausschuß nachgesucht werden. Genoffe Heinrich Waentig ist 57 Jahre alt. Er stammt aus 3widau und ist als Nationalökonom jeit 1895 an preußischen Unipersitäten tätig. Seit dem Herbst 1904 wirft er als ordentlicher 1919 als Sozialdemokrat in die Berfassunggebende Landesversamm Professor der Nationalökonomie an der Universität Halle. Er wurde lung und bei den folgenden Wahlen auch in den Preußischen Land tag gewählt.
S
Zoologischer Antisemitismus. Geschmacklosigkeiten eines deutschen Professors.
Weimar , 30. Juli. ( Eigenbericht.)
Zu den parteipolitisch am meisten exponierten Professoren der ja durchaus nicht unpolitischen Universität Jena gehört der 300loge Plate, der Nachfolger Ernst Haeckels. Plate hat sich in den deutscheöltischen Monaisheften seinerzeit als dealisten, freidenkenden Christen, Deutschvölkischen und Antisemiten" bezeichnet. Im Jenaer Bhyleiischen Museum, das heute Plate untersteht, hat Militarismus er einen Schrank eingerichtet, dessen Inhalt den in der Tierwelt bartun soll. Dazu hat er Tintenfische, Kugelfische,
Heuschrecken, Krebse, Wildschweinschädel, Stachelschweine und Kreuzottern zusammengestellt. Für eins der verflossenen Semester hat Blate die folgende Borlesung angekündigt: Allgemeine Zoologie auf dem Lehrstuhl find Legion. So bezeichnete Herr Blate die und Entwicklungslehre einschließlich der politischen Folgen." Seine antisemitischen Aeußerungen auf dem Lehrstuhl find Legion. So bezeichnete Herr Plate die die Homosexualität häufiger usw. Diese Behauptungen haben ſchon Juden als Träger der seruellen Unmoral, bei den Juden sei oft die thüringische Deffentlichkeit beschäftigt.
Stück, das beweift, wie auch das Ratheder nicht vor den geistigen In den letzten Tagen aber leistete sich dieser Gelehrte" ein Ausschreitungen des Radauantisemitismus sicher ist. Herr Plate sprach über Vererbung von Eigenschaften und beliebte die Misch= ehen zwischen Juden und Nichtjuden als Beispiel zu nehmen. Aus einer Gemeinschaft zwischen Arier und einer Jübin entsprossen Kinder, bei denen das arische Element, durchaus überwiege.( Welch Glück!) Aber bei den Kindestindern, da- wörtlich: sehen Sie wieder den fleinen Cohn!"
"
schen Beifall bei den Hörern Plates, und das Trampeln der be= Diese Kabinettsleistung deutscher Wissenschaft" erregte stürmifanntlich von vielen Studenten zum Applaus benutzten Schuhsohlen wollte fein Ende nehmen.
Mit wem soll man mehr Mitleid haben, mit dem Professor, der die Wissenschaft" durch solche aus dem Wig der Gosse ent dadurch geistig gesättigt fühlen? nommenen Schlager" profaniert oder mit den Studenten, die sich
Antisemitische Gemeinheit.
Grabschändungen in Köln- Lindenthal.
In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag find auf dem jüdischen Friedhof in Lindenthal 71 Grabbentmäler von Grabschändern beschädigt und umgeworfen worden. Ein großer Teil der Denkmäler wird nicht wieder aufgerichtet werden fönnen. Die Polizei hat die Ermittelungen nach den Tätern werden fönnen. Die Polizei hat die Ermittelungen nach den Tätern aufgenommen.
Der Saarbahnschuh.
Kaum aufgestellt und schon llebergriffe. Saarbrüden, 30. Juli( Mtb.)
Die Angehörigen bes Saarbahnschuhes; die sich bereits furz nach ihrem Einzug lebergriffe zufchulden tommen ließen. indem einige von ihnen mit Gewalt in das von der Bevölkerung gerade benutzte städtische Bad eindrangen, jdjeinen noch nicht begriffen zu haben, daß fie laut den Bestimmungen des Bolterbundes aur unbedingten Bürüdhaltung und möglichsten Un lichtbar ma chung in der Deffentlichtelt verpflichtet stub. Durch die Gaarpreffe werden jest drei wettere Fälle bekannt, bet benen belgifce Offiziere des Bahnschußes einen Bolizei be. amfen in einer verfehrsreichen Straße zum Gruß aufforderten und sich das Recht herausnahmen, die Polizeibeamten zur Angabe ihrer Ramen aufzufordern.
Altentalsgerüchte aus Rumänien flab meist berdächtig. Sie Bratianu follte angefallen und fein Bandhaus nach Dokumentien wurden am Sonnabend foçar durch den Rundfunt verbreitet. durchsucht worden jein. All das wird von Bularest demen.
tiert.
als Kirmesfchmauß, und was zum Weltgericht wurde, begann als| Gewöhnlich aber empfaht er bem Stranten bringenb für einige Wochen Speftatel. das Sanatorium aufzusuchen. Die beiden Frauen machten mit ihrem Der Geist cont 1914: das war der Narrenvorspruch zur Tragödie Schwindel ein glänzendes Gefchäft, bas teiner Reklame bedurfte. Europas. Er soll uns erhalten bleiben als Anschauungsmaterial Eines Tages aber hatte fich ein mistrauischer Journalist als angeb tiefften moralischen Abstiegs, deffen seelische Abscheulichkeiten äuchlicher Patient eingestellt, der den Betrug ans Licht brachte. nervenſtarten kommenden Generationen jeglichen Krieg von vorn hinein verekein mögen.
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Eine Schredensnacht in den Alpen. Eins der gefährlichsten Alpendramen, die sich in den letzten Jahren abgespielt haben, ereignete sich fürzlich bei einer Befteigung des Bierte Caboz", eines überaus schwierigen Felsgipfels in den Alpen oberhalb des Rhonetats. Ein holländischer Beaniter des Völkerbundes, Dr. de Bordes, unternahm mit einem bekannten Führer von Gryon , Francois Kohly, den Aufstieg. Die Spize selbst ist so steil und bietet so wenig flimming glitt der Führer aus und stürzte in einen 900 Fuß tiefen festen Halt, daß sie barfuß bezwungen werden muß. Bei dieser Gre Spalt herab. Hätte er ben angefeilten Alpinisten mit herunterges riffen, dann war das Schicksal der beiben befiegelt. Aber de Bordes ließ fich nicht mit herunterziehen, sondern hielt den Führer in der Schwebe und zog ihn dann langsam auf einen sicheren Play herauf, obwohl er sich an dem Seil mit feiner schweren Last die Hände bis auf die Knochen durchschnitt. Der Führer hatte ein Bein gebrochen und war bewußtlos; in diesem Zustand legte ihn der Holländer auf letzten die ganze Nacht, eine wahre Schreckensnacht, bis die beiden den schmalen Grat an dem tiefen Abgrund und blieb bei dem Beram nächsten Morgen von einer Touristengesellschaft gefunden wurden. Es wurde dann noch am selben Tage eine Hilfsexpedition aus. gerüftet, die den noch immer bewußtlosen Führer aus seiner gefährlichen Lage rettete. Die beiden hatten 27 Stunden buchstäblich über dem Abgrund gehangen.
Du wirst mich heiraten!" jo lautet ber Gdhout bes energifchen, au tollen Ränken aufgelegten lieben Mäbels im Deutschen Künstlertheater". Ohr Geliebter was fann er schon anderes schweren Sched abipeisen. In feiner Abwesenheit überfällt fie das fein als ein Herzog will fich verheiraten und es daher mit einem Schloß seiner Eltern und verdreht da sämtlichen männlichen Bes wohnern die Köpfe. Marim, ihr früherer Geliebter, will aber durch aus die liebestofle, fleine Wanda nicht heiraten, weil sie nicht ,, eben birtlg" ist. So' was gibt's also immer noch. Wie fie es fertig bringt, doch zu ihrem Ziel zu fommen, das fell nicht verraten werden. Der Autor des Echtoants, Louis Berneuil, arbeitet mit ältesten Mitteln. Das Stüd tönnte seinem Inhalt nach fast von Blumenthal fällen, bas Gange ist mit so loderer Hand hingepinselt und mit jo und Kadelburg feln, aber es überfugelt fich in überraschenden Gin luftigen Situationen gefpici, daß man die leichte Sommerunterhaltung iſt ſo gern über sich ergehen läßt, besonders ba die Regie ein flottes Temps anschlägt und Carola Toelle , die fefche Wanda, bör Munterfeit übersprudelt. Wenn fie fich zuerst als frootische Printzeffin ausgibt, fo glaubt man the Ste angeftammte Bornehniheit aufs Wort; wenn fie ihren Marim in die Enge treibt, dann ist sie wieder das fose Glitt In allen Szenen aber legt sie eine Springlebenbigfelt an den Tag, in Danzig ein Begrüßungsabend statt. Am Tage wurden bereits der daß ihr die Herzen aufliegen. Ihr Partner, Johannes Riefiedene Gachibungen abgehalten. it a wurde die Esperanto- Sommermann, macht es umgekehrt: er ist die Blofiertheit in eigener Beruniverlität eröinct Bofitat Behrendt von Reichsvoſtministerium ſprach fon. Auf das anspruchslose Lustspiel hat der Regiffeur. Bru viel Mühe verwendet, eine Reihe famoser Darsteller( Abolf Engers, Eugen Burg , Grit Haid und der jugendfrische Franz Lederer ) fonnten sich für den Bombenapplaus bedanken. Dgt.
über die technischen Stundlagen und den Wert des Esperanto und Bankier mittags jand der 6. internationale Esperanto- Blindentongres statt. Dr. Bolgt aus Stuttgart über vereinbeitlichung der Babrungen. Nach
Es ist längst Generalabfolution erteilt, und es geht nicht mehr ant, jedem einzelnen jebe einzelne Geschmaciofigteit, Gemeinheit, Gesinnungsroheit nachzutragen, die er, immerhin unter den vers wirrenden Eindrücken einer noch nie erlebten Situation, fich zu fchulden kommen ließ, aber das erübrigt noch nicht die Charakteri fierung dieses Geistes bort 1914 als eines jämmerlichen, mordiüfternen Instinktwütens, als eines sittlichen Berfallens, als einer Hans wurstiade. Das war damals eine einzige fritiflose, tindische Hurralaune, die sich durch die Straßen wälzte, die in jeder Dame mit leidtem Flaum einen verkleideten Spion jah( der sich in diesem Falle aber doch wenigstens rafiert haben würbe!), die den Eigennamen Engländer als vaterländsfeindlich empfand und von den Schau- chen, das zwei Jahre mit ihm in Freuden und illegitim gelebt hat. 3ur Eröffnung bes 19. internationalen Esperanto- Songreffes fand Freitag fensterscheiben abtrakte, bie den Fromage de brie auf der Speisetarte in„ Schuttentäje" eindeutschte. Das war keine Baterlandsliebe, die überschäumte, das war ein hemmungsloser Blutrausch, das war eine ausgeregte Krafeelerei, die einen gigantischen Jahrmarktsrummet lesließ. Belanglofer Reintram ber ersten Kampftage, die Vers jenfung eines feindlichen Nutters, der Abschuß eines Flugzeugs, Dinge, die meist noch nicht einmal auf Wahrhelt beruhten, in jedem Falle aber absolute Belanglosigkeiten im Wechselspiel der militärischen Operationen darstellten, löften rauschende Begeisterungsstürme aus. Reiner von den Schreiern machte sich im geringsten Gebanten bar über, welche Einflüsse folche Kampfergebnisse auf die Gesamtsituationen haben könnten. Hauptsache, daß ein neuer Anlaß zum Johlen und Saufen gegeben war. Gtelhaft, wie das Mysterium des Sterbens aller Erhabenheit beralibi wurde, wie vertiertes Triumphgeheut sich an die Nachricht von Spionenerschießungen und Schiffsversentungen heftete.„ Das große Erwachen" stand in den Zeitungen zu lesen, aber was allein in jenen schlimmen. Tagen erwacht war, das waren bie animalijdjen Mordgeiäste tjerer Raubtiervergangenheit. Es jehlte der Ernst, es fehlte die Nachdenklichkeit, es fehlte die Verant wortungsbeschwertheit. Man gab fidh einem Taumel hin und schlürfte ihn genießerijh hinunter, Deutschland felerte den Striegsausbruch
Rezepte aus dem Jenfeits. In London fand dieser Tage ein Prozeß gegen zwei Kurpfuscherinnen statt. Die Einzelheiten, bie im Laufe der Verhandlung zur Sprache famen, löften im Gerichtsfaat allgemeine Seiterkeit aus. Angeklagt waren zwei Frauen namens Menschenkategorie, die nicht alle wird, verbunden hatten. Sie unters Harben und Hilton, die sich zu gemeinsamer Aushujung jener hielten zu diesem Zweck in London ein flinisches Ambulatorium. dem in einem Borort ein elegantes Sandtorium angegliedert war. Die beiden findigen Saywindlerinnen hatten sich auch eines großen Bus spruchs zu erfreuen. Sie betrieben ihre Braris unter dem wohl. bekannten Namen des Arztes Dr. Beale, der allerdings bereits seit mehreren Jahren nicht mehr unter den Lebenden weilt. Aber ge. rabe der Lote bet ihnen ein treffliches Aushängeschild. Die Palienten, die sich im Sprechzimmer vorstellten, wurden durch Vermittlung des Geistes des toten Dottors behandelt" Die beiden Frauen mirtien dabei als Medien, die den Toten zur ärztlichen Konsultation Airierten. Er folgte auch gehorsam und diftierte den Medien Rezepte.
Robert de Flets, der franzöfifche Schriftsteller und Bäbnendichter, der gleichzeitig literarischer Direitor des Figaro" und seit 1921 Mitglied der Akademie war, it Sonnabend in Bittel( Frankreich ) int Alter von 53 Jabren geflorben. Flers, dessen oberflächliche, aber gut gemachte Quit viele auch bei uns gespielt werden, wat der Typus des arrivierten Lleraten, det der Belt nichts mehr zu sagen, sondern nur bestimmte Gesellschafts. schichten zu unterhelfen hatte.
Eine Kropftonferenz findet vom 21. B15 26. August in Bern flaft. Auch teiligent ſich bäfält.. Betjiebene auswärtige Gelehrte, biz fich ber Stopffotichung widmen, bes
Eme rettssper in Condén Durch ein besonderes Gesch, das foeben bom engiilchen linternus arigenominen wutbe, lit bér geitung der Lonboiler Albert Hall die Möglichkeit gegeben worden, fünftig Opernaufführungen zu volkstümlichen Preisen zu veranstaltet, woran es bisher in London fehlte. Alls erste Borstellung iji Aimsfi- Sorjaton's Mozart und Salieri " mit Galjapin geplant.
Das Mostaute hebräische Theater Habima , baš int vergangenen Winter in mehrereit deutschen Städten gastierte, wird nicht mehr nach Moskau zu rüdlebren. Mit dem größten Teil der Mitglieder ist der Direttor Cemen in New Hoef gebleven und hat dort ein Gebräisches dramatisches Studio gegründet