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Sonntag 31. Juli 1927

Aus der Film- Welt

Die Filme der Woche.

Der Himmel auf Erden."

( Gloria- Palast.)

Reinhold Schünzel spielt den Bechvogel des deutschen Luft­spiels und zeigt ihn in den kompliziertesten Lagen. Die Situations­fomik feiert wahre Triumphe. Man ftelle fich por: er gibt einen Abgeordneten, der im Parlament seine Jungfernrede hält, aus­gerechnet gegen die Laster der Großstadt, die sich für ihn in dem Nachtlokal Der Himmel auf Erden" verkörpern. Und nun muß der Unglücksmann eben dieses Lokal von einem Schwanfbruder gerade an dem Tag erben, da er seine Heirat feiert. Und in dem Testament steht, daß er nachts von 10 bis 3 Uhr in seinem Lotal die Geschäfte zu leiten hat. Man fann sich vorstellen, welche Un summen von Verlegenheiten sich daraus ergeben und wie hübsch die Kontraste aufeinanderprallen. Am Vormittag haben alle mög. lichen Sittlichkeitsvereine dem Herrn Abgeordneten zu seiner epoche machenden Rede gratuliert( nachher haben natürlich auch die Neger­fapelle und die Girls seines Hauses sich ihm vorgestellt) und am gleichen Abend begegnet er schon einigen Präsidenten befagter Ber­eine in seinem Lokal, die erschienen sind, um Anstoß zu nehmen. Selbstverständlich fommt sein schon in der Brautnacht verlassenes Frauchen bald dahinter, wo der Herr Gemahl des Nachts sich auf­hält; sie hetzt den Schwiegervater auf ihn, und der verfolgte Ab­geordnete vermag fich nur zu retten, indem er sich als Dame ver­fleidet und den Schwiegervaber an der Nase herumführt. Auf dem Höhepunkt erscheint rechtzeitig der Rechtsanwalt, um mitzuteilen, daß das Lokal verkauft ist, und so schwimmt alles in Butter. Rein. hold Schünzel vermag seine derben Humore und feine Verschmitt. heiten in diesem Film gut an den Mann zu bringen, besonders als nerfleidete Dame iſt er prima. Reizend ist Charlotte Ander als jung verheiratete Frau, die alle Sensationen dieses Zustandes aufs beste widerspiegelt. Auch die Nebenfiguren sind ausgezeichnet be. setzt. Man fann sich wirklich auslachen: Morgan, Szafal, Adele Sandrock und die Plefsom geben reichlich Gelegenheit dazu. Die Regie führt manchmal schäbig, aber immer wirksam, Alfred Shirotauer.

Boran ging ein Staremitsch Film, der ein Infektendrama zwischen Spinnen und Grashüpfern vorführt. Die Technif ist, mie immer, bewundernsmert, menn auch die allzu weitgehende Ber­menschlichung der Tiere ihres eigenen Wesens entfremdet. D.

Regine, die Tragödie einer Frau." ( Ufa- Palast am 300.)

Lee Barry fannte man bisher eigentlich nur als schön ange. zogene Frcu. Darum durfte man berechtigte Zweifel hegen, ob gerade fie als Schauspielerin der wunderbaren Gestaltungsfraft eines Gottfried Keller gerecht werden konnte. Aber sie wuchs mit ihrer Aufgabe, diesmal ist Lee Barry nicht nur elegant, sie ist im Spiel rührend und noch viel mehr als das, sie ist wahr. Und so murde diese Tragödie einer Frau zur Tragödie der Magd. Sie wird nieder. gezogen von den Ihren, von dem verlumpten Bater, von der Bestie von Bruder, und sie wird zur Strecke gebracht von der guten Gesell­schaft, die es ihr nie und nimmer verzeihen fann, daß der reiche, viel umschwärmte Mann sie heiratete. Und das gute Filmende ist diesmal fein Bersacken in die üble Sentimentalität, sondern eine Befreiung. Harry Liedtke war als Frant Thomas für Lee Barry ein glänzen. der Partner. Endlich durfte auch er einmal spielen, gab man ihm eine Rolle, die Inhalt hat. Sie war ihm ein willkommener Anlaß zu feinster Gestaltungstunft. Man hatte es ja beinahe vergessen, daß Harry Liedtte mehr tann, als nur fesch sein. Vivian Gibson war als Doris Ricarda mal wieder ganz und gar der mondäne Typ, intrigant, bedenlos verdorben, nur erfüllt von der Sucht, das liebe Ich in auffallender Weise zur Geltung zu bringen. Erich aschned, der Regisseur, hatte den festen Willen zur guten Leiftung. Er war geschmackvoll und verfiel nie in hohlen Brunt, er arbeitete mit starten Spannungsmomenten und verschmähte dabei in erfreulicher Weise die Sensation, er zwang das Publikum in die Etimmungen der Hauptatteure hinein. So schuf er einen mahren Film, groß angelegt, fein ausgemalt bis ins fleinste. Ein Wert, dessen Erfolg die deutsche Filmindustrie veranlassen sollte, endlich den Trennungsstrich zwischen Film und Kintopp zu ziehen.-g.

Die schönsten Beine von Berlin ."

( U. T., Kurfürstendamm .)

Die Revue ist immer noch die große Mode. Da will und fann ber Film nicht fehlen und muß ihr auch seine Reverenz erweisen. Willy Wolff , der als Regiffeur auf Tempo hält, und Robert Liebmann greifen mitten ins Revueleben hinein. Sie zeigen uns die Haller- Revue vor und hinter den Kulissen und lassen noch einmal den Rhythmus der Tillergirls Triumphe feiern, und ver segen uns mitten in eine Revueaufführung. Die Handlung tonzen­triert sich um den Star, eine spanische Tänzerin, die Ellen Rich­ ter darstellt. Charmant im Aussehen, temperamentvoll in ihren Bewegungen und immer so hübsch an der Oberfläche, wie es sich für einen Repuestar paßt, der irgendwo aus Ungarn stammt und Ruhm und Geld als Hauptzielpunkte des Lebens ansieht. Sehr nett ist die Intrige ausgesponnen: ein reiches Dicerchen verliebt sich in sie und sie läßt sich auf den Handel ein, obwohl ihr Herz einem Kunstschüßen gehören sollte, der sie im Krieg als Wirts tochter in Ungarn fennengelernt und ihr ewige Liebe geschworen hat. Aber die Familie des Dicerchen, die uns in föstlichen Erem­plaren vorgestellt wird, nimmt Anstoß an dem Tingeltangel­mädchen, das jeden Abend auf der Bühne die Buren verliert, mie fich der Chef der Familie so hübsch ausdrückt. Der Star muß da. her zunächst den ungarischen Baron heiraten, in einer Scheinehe, damit sie zu einem Titel tommt. Es wird ein Chefcheidungsgrund fonstruiert, damit sie mieder von der Ehe frei wird, aber siehe da, der Baron und jezige Kunstschüße ist inzwischen wieder zu seinem Bermögen gelangt, und Liebe und Geld ist natürlich besser als bloß Geld. Ellen Richter entwickelt in der Czardasszene eine ganz respettable Tanzfunft und bringt auch sonst alle Qualitäten eines Repuestars mit. 3hr Bartner ift Bruno Ka ft ner, der den Ungarn zurückhaltend und vornehm durchführt. Ausgezeichnet sind bie Chargen belegt, vor allem freut man sich über ein luftiges Inter­mezzo von Frieda Richard . Eine Berliner Revuerange pon hoher Echtheit fteuert Dina Gralla bei.

Der Todesritt von Little Big Horn." ( Mozart- Saal)

D.

Auch die Amerikaner haben ihre Geschichte, und auch das ameri fanische Bublifun liebt es offenbar, Militärfilme zu sehen. Aber was diesen amerikanischen historischen Film von ähnlichen deutschen unterscheidet, ist die obsolute Rücksichtslosigkeit, mit der hier Schwächen und Berbrechen enthüllt merden. Man schreibt das Jahr 1869. Die große Bazificbahn, die vom Often bis zum Westen den amerikanischen Kontinent durchkreuzt, ist vollendet. In Massen

strömen die Siedler gen Westen, die große Auseinandersegung mit den Indianern segt ein. Die Regierung weist ihnen Sondergebiete an, aber die Habgier beutelüfterner Spekulanten, die im Bunde mit einflußreichen Parlamentariern in Washington vorgehen, entreißt ihnen wieder dies Land und verkauft es, an Weiße. Unruhen und Aufstände sind an der Tagesordnung. In einer dieser Affären wird das berühmte fiebente Reiterregiment am Little Big Horn in eine Falle gelockt und restlos niedergemacht. In diesen Szenen offenbart der Regiffeur Sedgewid großes Talent zur Massenregie. Es gibt imposante Bilder von dem Aufbruch des Regiments, von seinem Zug durch weites wüftes Gelände, und dann setzt dieser plöglich aus brechende Ortan des Massenüberfalls ein, und es entwickeln sich Einzeltampffzenen non startem Gepräge. Mit dieser historischen Handlung ist eine Liebesgeschichte gefoppelt, die zwischen einem Depeschenreiter des Wilden Westens und der Tochter eines indianer­freundlichen Senators sich abspielt. Wie die Niederlage der Weißen durch den abscheulichen Verrat eines der Ihren herbeigeführt wird, der damit seine Geschäfte unterstügen will, so spielen auch in der Liebesgeschichte Intrigen und starte Kontraste ihre Rolle. Der Lieb­haber und Held, den Hoot Gibson als einen tollkühnen Reiter, aber wenig ausdrucksfähigen Liebhaber darstellt, opfert fich für den Bruder seiner Geliebten, den eine Intrige der indianerfeindlichen Partei umspinnt. Aber er wird rehabilitiert, und das gute Ende perspricht ihm den verdienten Lohn: die Braut. Der Film interessiert stark durch die Szenen aus dem Indianerleben, die in ihren Zelten, Beratungen und Kriegstänzen vorgeführt werden. Daneben fommt auch die Natur zu ihrem Recht, das Brärieleben von einst mit den unermeßlichen Büffelherden und reichen Wildbeständen wird aufs neue hervorgezaubert.

Die Lindenwirtin am Rhein." ( Capitol)

T.

Es foll freimütig zugestanden werden, der Mut zum Neuen wird nicht immer durch einen Rassenerfolg belohnt. Im Gegenteil, den bringt für gewöhnlich das schon einmal Dagewesene. Nicht stürmende Neuerer, sondern brave Wiederkäuer sind die Heroen des Durch schnittszuschauers. Aber trotz alledem braucht man nicht so bodenlos in verlogener Sentimentalität zu versinken, wie es diese Linden­wirtin am Rhein tut. Es wird mal wieder das deutsche Studenten tum gezeigt, das weiter nichts als Suff, Liebelei und Hauerei fennt. Diese einseitigen Schilderungen werden auf die Dauer bald gemein gefährlich, denn es muß sich doch tatsächlich der Gedanke festiegen, Baß es in ganz Deutschland auch nicht einen einzigen arbeitenden

SCHIEL

Beilage des Vorwärts

Studenten mehr gibt. Und dieses Filmmanuskript( es schrieb treu­teutsch und rheinselig Herr Emanuel Alfieri ) ist besonders neckisch". Es fpetuliert im soundsovielten Jahre der deutschen Republik auf die sich schneuzende Rührseligkeit des deutschen Spießers, weshalb die holde Prinzessin ihren angebeteten Studenten nicht bekommt. Na­türlich haben Ihre Hoheit sich dem Studenten g'schamig als Kind des Voltes genähert. Doch, sie friegen sich nicht, die Standesunter­fchiede sind unüberbrückbar, troz menschlicher Anwandlungen des durchlauchtigsten Herrn Papas, die er durch Knickebeinstellungen ins Filmische übersetzt. Um diese Tragödie sinngemäß zu schildern, werden alle Sauflieder illustriert. Doch damit noch nicht genug, muß, bevor die Studenten im Duell sich ein paar Renommier= schrammen in die Gefichter hauen, auch noch das Lied Der Gott der Eisen wachsen ließ herhalten. Der Regisseur Rolf Randolf wollte nicht die geringste persönliche Note in den Film hineinbrin gen, dennoch hätte die Darstellerin der Prinzessin Inge, Maria Solvey, nicht so unpersönlich bleiben dürfen. Mit diesem Film eröffnete die Phoebus- Film- A.- G. die Saison. Hoffen wir trotzdem, daß ihre Filmzukunft nicht so düster wie der Anfang iſt.

Der Polizeispiel von Chicago ". ( Schauburg.)

c. b.

Der amerikanische Kriminaltommissar, nach dessen Angaben dieses Filmmanuskript gearbeitet wurde, ist offenbar vom Gruseln befallen worden, was ihm die Möglichkeit nahm, die Vorgänge flar zu erzählen. Dem Leser sei die Wiedergabe der Hintertreppen­geschichte erspart, er fönnte sonst einen gewissenhaften Bericht­erstatter für schaurige Träume der Nacht verantwortlich machen. Der Film ist bitterernft gemeint, aber das deutsche Publikum nimmt ihm gegenüber den richtigen Standpunkt ein, es betrachtet ihn als Allotria. Und so geht in diese Sorte von Filmen nur der Zuschauer, der sich schon von vornherein freut auf die Gänsehaut, die Herz- und Atembeschwerden und das leichte Bibbern in den Gliedern, das ihn infolge der unheimlichen Situationen auf der Leinwand überkommt. Spencer Bennet ist in seiner Filmregie um 20 Jahre zurück. Walter Miller spielte einen dieser dauer­haften amerikanischen Polizisten, welche die Verbrecher zur Strecke bringen und das Mädel erringen, das sie lieben. Allene Ray genügte nicht immer den Anforderungen, die man an eine ameri­ kanische Filmschönheit stellen fann. Burr Mc Intosh jedoch spielte den halbirren Verbrecher so, daß man sich der durch das Gesetz festgelegten Meter freute, die zwischen Leinwand und Bublikum liegen, weil sonst die Zuschauer womöglich verschluckt worden wären.

e. b.

Deutscher Metallarbeiter- Verband Achtung! Hauptgruppe VII Achtung! Untergruppen 21 und 22. Dienstag, den 2. Auguff, 19 Uhr, im Verbandshause, Linienftr. 83/85

Gruppen versammlung

Tagesordnung: 1 Vortrag des Kollegen Koch Il über: Das Arbeits. gerichtsgefez". 2. Distusfion 3 Neuwahl der Gruppenleitung. 4. Verschiedeness Pünktliches Erscheinen wird erwartet.

Achtung! Gijentonitruttion Achtung!

Dienstag, den 2. August, von 16 bis 19 Uhr, im Parterresaal, Schalter 2, des Verbandshauses, Linienftr. 83/85:

Auszahlung der Streifs unterstützung.

Für Schichtarbeiter in der Zeit von 9 bis 11 Uhr. Jeder Kollege muß persönlich erscheinen. Die Ortsverwaltung.

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