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und Staatsanwalt haben die Akten in der Regel eben erst| fennengelernt, beide sehen den Angeklagten zum erstenmal. Der' Tatbestand kann zum größten Teil durch die anwesenden Zeugen einwandfrei festgestellt werden. Wie steht es aber mit den Motiven zur Tat und mit der Persönlichkeit des Angeklagten? Fragt der Richter nach dessen Vorleben, so fönnen ja einige nicht nachzukontrollierende Tatsachen zutage gefördert werden. Es gibt aber Richter und Staatsanwälte, die jede Feststellung in dieser Richtung für überflüssig halten ja selbst dann, wenn junge und bisher unbestrafte Leute vor Gericht stehen. Ihre Berfönlich keit, die Motive der Tat, bleiben in völliges Dunkel gehüllt. Oder die Angeklagten erzählen von der Arbeit, die sie durch die Strafverbüßung verlieren würden, von franken Frauen und Kindern, von Müttern, die sie ernähren müssen, von psychischen Krankheiten, an denen sie litten oder leiden- und allen muß aufs Wort geglaubt oder nicht geglaubt werden. So werden Strafurteile gefällt, die Fehlurteile ſein fönnen, sowohl durch Milde als auch durch Härte.

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Die Eiljuftiz, wie fie augenblicklich ist, bedeutet nichts anderes als eine Tatbestandsfeststellungsmaschinerie, ein Rätselraten mit vielen Uebekannten, einen Hohn auf den oben erwähnten Justizerlaß. Sie muß es fein durch die Schuld des Gesezes selbst; sie wird es in erhöhtem Maße durch die völlig verfehlte Meinung des amtierenden erstmalig vernehmenden Richters, der Staatsanwälte und Richter. Könnte aber die Eiljustiz unter gewiffen Bedingungen ihren Aufgaben gerecht werden? Doch, das könnte sie. Was wäre dazu nötig? In erster Linie die human st en Staatsanwälte und Richter, die in jeder einzelnen Sache nicht eine zu erledigende unangenehme Angelegenheit fähen, sondern ein Menschenschicksal, das jedesmal aufs neue am Gewissen der Gesellschaft rüttelt.

3weitens: ein Apparat von Gerichtshelfern, durch den der erstmalig vernehmende Richter sich in die Lage versetzt sähe, unverzüglich die erforderlichen Recherchen über die persönlichen Verhältnisse der verhafteten Rechtsverletzer vorzunehmen, um sie hinterher bei der Strafzumessung, Haft­entlassung und bei der Frage der Bewährungsfrist in Rech­nung zu ziehen. Diese Helfer müßten befoldete Angestellte der Gerichtshilfe für Erwachsene sein. Sie hätten auch der Gerichtsverhandlung beizuwohnen. Der Termin selbst müßte auf Grund einer entsprechenden Gefeßesnovelle um einige Tage hinausgeschoben oder vertagt werden dürfen, damit die Recherchen gemacht werden können. Alle Angeklagten ohne Ausnahme müßten schließlich von einem für den Ge­richtstag bestimmten Verteidiger vertreten werden.

Nur unter diesen Voraussetzungen wäre die Gewähr geboten, daß die Eiljustiz aus einer Kamera für photo­graphische richterliche Momentaufnahmen das würde, was sie sein müßte: eine Institution zur Ersparnis menschlicher Bein in Erwartung des Gerichts, menschlichen Leidens und Un­glücks nach Fällung des Urteils, materieller und leiblicher Güter der Bürger durch eine richtig verstandene Strafrechts­pflege, eine Ersparnis an Volfsmitteln durch Entvölkerung der Gefängnisse.

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Gen Ostland wollen wir reiten." Hergts Nede in Beuthen  . Was hat er wirklich gesagt? Tom Leitartikel unserer Sonntagsnummer haben wir wieder einmal an die Rede des Bizetanzlers Hergt erinnert, die er bei der deutschnationalen Ost­martentagung in Beuthen   gehalten und die unter der Spigmarke Gen Ostland wollen wir reiten" sozusagen Welt berühmtheit erlangt hat. Die Erinnerung an diese Rede ist dem Herrn Vizekanzler begreiflicherweise sehr unbequem, um­so unbequemer, als sie Veranlassung dazu gegeben hat, daß eine Aussprache zwischen dem polnischen Ge­sandten und dem deutschen Reichsaußenminister

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Zu einem Uniformerlaß.

Macht auch monotones Normen in der Industrie sich breit, für die Reichswehruniformen minft uns Mannigfaltigkeit. Geßler hat, ein edler Spender, unserer Zeiten Not erkannt: Kordeln, Lizen, Achfelbänder, Biesen braucht das Baterland. Silberne und goldene Schnüre ( wie das funkelt, wie das strahlt!) friegt ein jeder als Bordüre, falls er selbst den Krims bezahlt. Huch, der Sonntagsausgehabend wird jetzt noch einmal so fein. Solchen schmucen Bräutjam habend, wie wird minna glücklich sein! Generale, Offiziere

prunten fünftig pfauenbunt. Süßen Lohn dem Kavaliere spendet zarter Frauenmund. Gold und Silber überfunkelt gleißend den Ministerfrack; und gerechterweis' verdunkelt seufzt das Zivilistenpad.

Freu dich, Fritchen! Forsch das kalp Einglas dir ins Auge flemm! Nächstens tommt die Rüdenfalte und der Treueid auf S. M.

Mich. von Lindenheden.

Parafiten des Alltags."

Bon Kurt Hirche.

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Cine große Berliner Zeitung   hat in ihrer illustrierten Beilage vor einiger Zeit das Wort von den Parasiten des Alltags" geprägt. Im Bilde zeigte sie Baungäste beim Radrennen"," die ganze Fa milie für 10 Pfennig auf der Automatenwage"," Kostprobe im Deli fateßladen"," Beitungsnassauer"," Radfahrer mit Pferdekräften" usw. Sie begegnen uns täglich in tausendfacher Gestalt, diese Para­fiten", nur daß ihr Erscheinen für den nachdenklichen Beobachter durchaus nicht immer humorvoll und safirisch wirft. Es liegt im Grunde eine soziale Tragit in diesem Wort.

stattfand, über die seinerzeit folgendes Kommuniqué heraus­gegeben wurde:

Wenn der polnische Außenminister sich durch Kund­gebungen anläßlich der Tagung in Beuthen   beunruhigt fühle, so sei das teilweise auf entsteffte und übertriebene Bressenachrichten, teilweise auf Mißverständnisse dessen, was gesagt worden ist, zurückzuführen.

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Ein Lob dem Reichsgericht. Das kostspielige Fürstenliebchen und ihre Republik.

Kriegs, Liquidations- und Inflationsgeschädigte warten in Massen auf den Tag, an dem ihre Lebenslage verbessert wird. Hun­derttausende, die von solchem Unglüd betroffen wurden, fristen eine menschenunwürdige Existenz. Weder Regierung noch Richter stehen ihnen bei. Denn für sie ist kein Geld da.

Aber unsere Zeit hat noch die alten Ideale. Sie schimmerten

auf, als es galt, den abgedankten Fürſten   ein paar hundert Millio­nen nachzuwerfen, Leuten, die nie eine Not gekannt, nie auch ge= schädigt" waren, vielmehr selbst ihr Bestes dazu getan hatten, den Aufstieg des deutschen Boltes zu schädigen. Deshalb wäre es wohl auch falsch, sie in einem Atem mit den Opfern des Krieges, der Inflation und des Friedensdiftates zu nennen.

Dafür ist eine neue Kategorie von Entschädigungsbedürf tigen entstanden, in wenigen Exemplaren zwar nur, aber dafür desto lehrreicheren. Eine davon hat jetzt den Richter gefunden, den sie braucht. Das Gericht, das ihr recht gab, hat Hunderte von Menschen wegen politischer, natürlich linksgerichteter, Umtriebe" hinter Rerfermauern gebannt, hat, rechnet man die Zuchthaus  - und Gefängnisurteile in Menschenalter um, Dugende von Menschenleben zu grausamem, dauerndem Siechytum verurteilt. Es ist das Reichs­gericht!

Herr Hergt legt Wert darauf, festzustellen, daß er die Worte ,, Gen Ostland wollen wir reiten" nicht gebraucht und auch nicht irgendwelche Redewendung angewandt hätte, die in solchem Sinne gedeutet werden fönnte. Fragt sich also, was Herr Hergt, der nicht nur deutschnationaler Abgeord­neter, sondern zeitweilig auch Bertreter des Kanzlers ist, wirt. lich gesagt hat. Da es sich um eine improvisierte Diskussionsrede handelte, müssen wir schon die deutsch nationale Bresse zur Hilfe nehmen, um den Sinn seiner Ausführungen einigermaßen erfassen zu können. Wir schlagen zu diesem Zweck die Nr. 203 Abendausgabe der Deutschen Tageszeitung" vom 2. Mai 1927 auf. Dort erscheint der Bericht über die Ostmarkentagung unter der fetten 3 mei fpaltigen Ueberschrift Gen Oftland wollen wir reiten". Ueber die Rede Hergts heißt es, nachdem zunächst einer Ansprache des Herrn Wallraf gedacht ist: ,, Die zweite, ungleich wichtigere Seite dieser Schicksals verbundenheit zu behandeln, nämlich die des ganzen Reiches des Dieses Reichsgericht also hat, entgegen allen bisherigen Erfah Nordens, der Mitte, des Südens mit der Grenzmart ist das 3iel rungen, neue Grundsäge für Menschenliebe und Geistesfreiheit auf­der Rede Hergts, des Reichsjustizministers und stellvertreten gestellt. Es lohnt, fie fich einzuprägen. Kriegs, Inflations- und den Reichskanzlers. Eine wirtliche Grenzmartpolitit tann nur Liquidationsgeschädigte sind ja nur Opfer des Vaterlandes. Daneben dann getrieben werden, wenn eben das ganze deutsche Bolt und gibt es aber noch Opfer des Berufs. Ein solches Opfer an seiner Spitze die Regierung den starken Rückhalt abgibt für die ihres Berufs, war die Gräfin Magenau, die frühere Geliebte Bemühung der Grenzmarken, sich wieder hochzu des Großherzogs Adolfs V. von Mecklenburg- Strelitz  . Sie arbeiten. Hergt war einst felbft Regierungspräsident in Ober- war von ihrem gefürsteten Liebhaber im Testament sehr reichlich schlesien  ; er kennt die Nöte der Grenzmart und das gibt seinen bedacht worden für all die Güte, die sie dem alten Herrn und Ausführungen nicht bloß den warmen, sondern auch den scharfen Sittenhüter entgegengebracht hatte. Die Erben des alten Herrn Ton. Mit deutlicher Akzentuiertheit, die noch unterstrichen wird lehnten schließlich die Weiterzahlung des Liebesfolds auf Ewigkeit durch den stürmischen Beifall der Versammlung, erklärt er, daß ab. Darauf flagte die Dame bei preußischen Gerichten. Das Ber­folange die Deutschnationalen in der Regierung fitzen  , an ein Off- liner Landgericht wertete tatsächlich die Papiermarkschuld auf locarno   gar nicht zu denken ift. Im Aufeinanderprallen der Gegen- 6000 Reichsmart auf, das Rammergericht jedoch wies ihre Klage ab. fäße in der Grenzmark aber bildet sich die Kraft und die Stärte Aber wir haben ja noch Richter in Leipzig  . Das Reichsgericht gab eines Boltes, ein Ziel, hinter dem die innerpolififchen, in Ober- der Revision statt und verwies den Prozeß an das Kammergericht schlesien   vor allem die fonfeffionellen Streitigkeiten zurücktreten zurüd. Es fand sogar die Paragraphen, die ein so salomonisches müffen. Und mit einem zweiten gleich scharf atzentuier Urteil rechtfertigten! ten Ton schließt ergt seine Rede mit dem Wunsche an Oberschlesien  , nicht bloß zu blühen und zu gedeihen, sondern vor allem zu wachsen."

Der Eindruck, den Hergts Rede vor den deutsch  nationalen Ostmärfern machte, ist hier also ganz augenfällig einwandfrei wiedergegeben. Ob ein Stenogramm der Rede vorliegt, wissen wir nicht. Aber diejenigen, die an deutschnationale Saggebilde gewöhnt sind, haben aus Hergts Ausführungen das herausgehört, was in der Deut. fchen Tageszeitung" wiedergegeben und von der Verfamm lung mit demonstrativem Beifall unter it richen wurde.

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Ja, es gibt noch Richter in Leipzig  ! Tatsächlich haben die be= flagten Erben der liebedurftigen Dörchläuchting von Strelit sich jetzt bereitfinden müssen, einen Bergleich zu schließen, für dessen fachlichen Inhalt der höchste Gerichtshof der deutschen Republik die Berantwortung trägt. Die ehemalige Schauspielerin, jetzt durch Hei­rat Gräfin Mahenau, erhält tatsächlich eine Jahresrente Don 6000 Mart, monatlich 500 Mart, für Liebesdienste in vergangener Zeit! Die Kinder müssen für die verschiedenen Sündenfälle des großherzoglichen Bapas nachträglich blechen. Aus der Abfindung, die die Republik   Mecklenburg- Strelitz   den Erben der vormaligen Dynastie gewährte, werden die Liebchen des alten Herrn noch nachträglich besoldet.

So will es das Reichsgericht. Und nun sage man noch, wir lebten in einer Zeit, deren Rechtspflege nicht voll von menschlicher Güte und menschlichem Berstehen sei!

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Hugenbergs DAZ.

Die deutschnationale Presse hat sich unerschöpflich dar­über aufgeregt, daß Hörfing in Königsberg   den Hergischen ,, Ritt gen Ostland" unter die kritische Lupe genommen hatte. Noch mehr aber darüber, daß er als preußischer Staats­beamter und Bundesvorsitzender des Reichsbanners es gewagt hat, von der Hilflosigkeit der österreichischen   Regierung zu Sprechen. Herr Sergt selbst aber empfindet es bereits peinlich, wenn man an seine Beuthener Rede überhaupt Die von dem Reichsaußenminister fürzlich unter Berluft erinnert. Es wäre wünschenswert, daß er den Wortlaut an schwerindustrielle Streise veräußerte" Deutsche ge dieser Ansprache veröffentlichte, auf daß die Mitwelt erkennen| meine 3eitung" wird mit dem 1. April des fommenden fann, ob wirklich der Bericht der deutschnationalen Bresse Jahres nicht mehr in der Druckerei der preußischen Staatsregierung, über sie, wie es in dem polnisch- deutschen Kommuniqué hieß: sondern von Hugenberg gedruckt werden. Diese Aenderung entstellt und übertrieben" war. Solange der im Berlagswesen der" DA3." soll nach unseren Informationen Wortlaut nicht vorliegt, wird man daran festhalten müssen, gleichbedeutend sein mit dem völligen Uebergang der daß die Rede solcherart war, daß sie deutschnationale Federn D2 3. in den Besit des Hugenbergfonzerus. Das zu der begeisterten Ueberschrift verleitete, die der einstige Organ von Stinnes dürfte aber auch dort auf die Dauer Rede erst ihr Kennzeichen gab. faum existenzfähig sein.

Unter Parasit versteht man heute einen Schmarozer, der sich auf Kosten anderer ernährt, oder allgemeiner: der sich widerrechtlich und im Gegensatz zum leblichen" ohne Gegenleistung Vorteile oder Annehmlichkeiten sichert, dadurch aber in den Augen der Gufen", der Arrivierten", verwerflich erscheint.

So betrachtet, entbehrt das Parasitentum des Alltags durch aus aller Lächerlichkeit, obwohl wir uns bewußt sind, daß man sich recht oft über die mehr harmlosen, fleinen Parasiten lustig macht. Der Beitungsnassauer", der dem Nebenmann in der Straßenbahn in das Tageblatt schaut, befommt fofort ein anderes Gesicht, wenn wir daran denten, daß es Tausende gibt, die sich aus Not teine Zeitung taufen können und zu den Schaukästen der Zeitungsver­lage gehen, um dort die neuesten Nachrichten zu lesen. Der junge Mann im Café, ein schlechtbezahlter Angestellter, hat hier die ein­zige Möglichkeit, bei einer Tasse Kaffee und 5 Glas Wasser 18 Zeitungen zu lesen. Oder viele, die im Winter in die Museen und Lesesäte der Bibliotheken gehen, werden nicht vom Bildungs­bedürfnis getrieben, diese kostenlosen Bärmehallen" aufzusuchen. Nassauer"," Parasiten" sind auch die vielen, die Handwagen mit schweren Lasten zu ziehen haben und sich ihre Arbeit dadurch er­leichtern, daß sie sich an einen pferdebespannten Rollwagen an­hängen. Und doch, welche Wohltat ist es für solch einen Geplagten, wenn ihm seine Laft durch diese Hilfe erleichtert wird! Die fleinen Portofaffenjünglinge, die in der Straßenbahn gern blinde Bassa giere" spielen, die Kinobesucher, die nur eine Karte für den schlech testen Platz haben und sich auf einen besseren zu setzen suchen, die Familie, die die Automatenwage dazu benutzt, nicht nur eine Ber­son, sondern alle Familienangehörigen für den einen Groschen zu wiegen, die tausendfältigen Arten von Baungästen", find alle Aus­druck einer Zeit, die mit ihren Konsumtionsmitteln zu sparsam und ungleichmäßig umgeht. Diese Pfiffigkeit fleiner Leute", wie man mit Vorliebe zu sagen pflegt, ist in Wirklichkeit eine Form des Daseinskampfes, die sich nur in einer Gesellschaftsordnung entwickeln kann, in der die Voltsmasse so arm ist, daß sie einfach dazu gedrängt wird, selbst wider Willen hier und da der Parasiten im Alltag"

zu spielen.com

Die Nassauer, die Parasiten, die auf Kosten ihrer Freunde" leben, die jeden umschwärmen, der für sie Gelb übrig hat", sind damit nicht gemeint. Für sie paßt der Name Schmaroger. Und' es ist kaum fraglich, daß er auch für sehr viele paßt, die sich durch die Arbeit anderer bereichern, aber nicht für diejenigen, die. Not

dazu treibt.

Fund römischer Altäre. Im Bereich der Grube Joylle bei Kruft  wurde mehrere römische Altäre gefunden, die Kunde geben non hundert unserer Zeitrechnung, den verschiedene Truppen der römi cinem ausgedehnten römischen Steinbruchbetrieb im 1. und 2. Jahr. schen Besatzungsarmee dort unterhielten, um Material für ihre Be. festigungsbauten zu gewinnen.

Sven Hedins Afienfahrt  .

Die größte wissenschaftliche Expedition, die je zu einer For schungsreise in das Herz Aliens aufgebrochen ist, befindet sich fcit Beginn des Sommers auf ihrem beschwerlichen Weg. Dieser Tage hat sie ein Lebenszeichen in die zivilisierte Welt gelangen lassen, das legte für lange Zeit, denn die Forscher und Gelehrten, die die nochy ungeflärten Geheimnisse Zentralafiens nunmehr endgültig entschleiern völlig abgeschnitten sein. Wieder ist es Sven Hedin  , der diese Erpe­wollen, werden für die nächsten sechs Monate von der übrigen Welt dition führt. Lange Zeit schien es, als sollten die Widerstände, die sich in China   gegen die Reisepläne des schwedischen Forschers erhoben hatten, die Ausführung unmöglich machen. Aber schließlich siegte boch die beffere Einsicht. Chinesische Gelehrte nehmen selbst an der Forschungsreise teil; China   erhält alle archäologischen Funde, die von der Expedition gemacht werden. Im übrigen ist die Unter­nehmung durch eine recht bunte 3ujammensehung der Teilnehmer ausgezeichnet. Beim Stab der Karawane befindet sich eine Anzahl deutscher Gelehrter, auch der vielgenannte" Herzog von Mongolei", Larsson, nimmt an der Expedition teil. Zu Beginn der Reise zählt fie nicht weniger als 355 Ramele mit den dazugehörigen Begleits mannschaften, sowie eine Bedeckung von 20 Reitern, die kurioserweise von Beruf Räuber und als solche der zuverlässigste Schutz der Reisen­den sind. Ging doch der erste Teil des Marsches, von Paoto, dem. Endpunkt der chinesischen Eisenbahn, bis nach Back Huthertugol, durch Räubergebiet, wo diese Begleitung vorzügliche Dienfte leistete.

Gerade die ausgedehnten Gebiete des zentralen Asiens   sind Sven Hedins   Spezialgebiet, das überhaupt von europäischen Forschern erst seit verhältnismäßig furzer Zeit gepflegt wird. Sicher ist jeden­falls, daß nördlich von den Abhängen von Hindufusch, des großen indischen Grenzgebirges, im Nordwesten ein alter Mittelpunkt der Zivilisation lag, der schon frühzeitig besiedelt worden war. Hier ist das Gebiet, wo Sven Hedin   schon auf feinen früheren Forschungs­reisen Entdeckungen von größtem Wert gemacht hat. Nordwestlich von Tibet   entdeckte er die Reste verschütteter Städte, die wahrschein  lich aus ansehnlichen Boltsansiedlungen stammten. Berühmter noch ist seine an wissenschaftlichen Ergebnissen außerordentlich reiche Fahrt zu Floß auf dem Tarim   und eine Untersuchung der Wasserverhält­nisse des Binnensees Lop nor. Eine andere erfolgreiche zentral­asiatische Forschungsfahrt war die des Russen Michael Brschewalski in den Jahren zwischen 1870 und 1885. Sven Hedin   selbst hat im Jahre 1906 und in den folgenden Jahren die Quellen des Brahma­ putra  , Indus   und Satledsch   erreicht und den Transhimalaya feft­gestellt. Der erfte, der Zentralafien von Often nach Westen durch­quert hat, war der englische   Oberst Younghusband  , der im Jahre 1887 von Beling nach Indien   zog. Auch die Reisen von Koslow in der westlichen Mongolei   und Ofttibet haben großen wissenschaft­lichen Erfolg gehabt. Diese sind nur die bekanntesten Forscher, die im Lauf der Jahrhunderte, seit Marvo Polos denkwürdiger Fahrt an den Hof des Mongolenchans, Hochasien besucht haben. Dennoch bleibt in den riesigen Bezirfen Innerafiens noch genug zu entdeden, was der menschlichen, Erkenntnis bisher verschlossen geblieben ist.

Deutsche Naturschuhfagung. Der in Kaffel stattfindende 2. Deutsche Naturfchugtag begann gestern mit einem Begrüßungsabend. Die eigent liche Zagung wurde heute vormittag eröffnet.