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Internationale des Profits.

Die internationalen Kartelle und ihre Gefahren.

Tog der nationalistischen Einstellung weiter Industriekreise geht die industrielle Verständigung heute weit über den nationalen Rahmen hinaus. Gerade in letzter Zeit haben sich eine Reihe großer internationaler Kartelle gebildet. Diese stellen eine Macht dar, der man nicht ohne gewisse Besorgnis um ihre fozialen Auswirkungen gegenüberstehen kann. Der Weltwirt fchaftstonferenz hat über diese Frage eine Dentschrift*) vor­gelegen, die von William Qualid, Professor der Wirtschaftswissen­schaft an der Universität Paris verfaßt, und vom Internationalen Arbeitsamt herausgegeben wurde. Diese Denkschrift enthält zur Beurteilung der sozialen Folgen der internationalen Kartelle be­achtenswerte Unterlagen. Die Weltwirtschaftskonferenz selbst hat in einer Entschließung den wirtschaftlichen Wert der internationalen industriellen Zusammenschlüsse anerkannt. Sie hat es jedoch nicht unterlassen, auf die Gefahren dieser Zusammenschlüsse hinzu­weisen, wenn durch sie monopolistische Tendenzen und ungesunde Handelsmethoden verfolgt werden. Auch der Internationale Ge­werkschaftskongreß, der Anfang August in Paris tagt, wird sich mit dieser Frage befassen.

Bom Entstehen der internationalen Kartelle.

An sich ist die internationale Kartellbildung nichts Neues. Schon vor dem Kriege bestanden internationale Berenbarungen in der Schiffahrt, ferner in der Metallindustrie zum Zwecke der Kontingentierung des Absages von Eisenbahn schienen und der geographischen Aufteilung der Wirtschaftsgebiete. Ferner bestanden Vereinbarungen zwischen deutschen und österreichischen Erzeugern in der Glas­industrie, der Tafelglas- und Spiegelindustrie, der Emaille und Seidenindustrie usw. Nach Liefmann dürften 1914 etwa 100 internationale Kartelle bestanden haben. Hierher gehören auch die amerikanischen Trusts, die, wie der Petroleumtrust sich über die ganze Welt verbreiteten, sei es auf Grund eines Monopols oder auf Grund ihrer günstigen Produktionsbedingungen. Der reinste Typus dieses internationalen Trusts ist und bleibt der Fleischtrust. Er stüßt sich auf die mächtigsten Banten Ameritas und kontrolliert dort mehr als 500 Gesellschaften, ungefähr 40 in Kanada , Argentinien , Brasilien , Uruguan, Großbritannien , Frant reich usw. Dieser Trust beherrscht ungefähr die Hälfte des gesamten Fleischerportes der Welt.

Durch den Krieg und seine Folgen hat die Bewegung des indu­striellen Zusammenschlusses auf nationaler und internationaler Grundlage immer mehr an Bedeutung gewonnen. Die Kriegs. maßnahmen haben die Bewegung wesentlich gefördert. Die Einrichtungen wurden verbessert, die Produktion erweitert und zentralisiert, die Produktionsleistung und die Wettbewerbsfähigkeit wurden gesteigert. Dazu kommt, daß das Geficht Europas sich geographisch veränderte, die Grenzen wurden vermehrt und

bie Notwendigkeit des Wettbewerbs verschärft. Gleich zeitig wurden zahlreiche internationale industrielle Verträge ab­geschlossen, zum Teil zur Aufrechterhaltung der Verbindung zwischen den Erzeugern, die ehemals einer gleichen politischen Gemeinschaft angehörten. Die

zunehmende Härte des wirtschaftlichen Kampfes,

in erster Linie hervorgerufen durch die Währungszusammenbrüche und einer damit gesteigerten Exportmöglichkeit gewisser Industrien, dann die Rückkehr zu einer gesunden Währung und die damit ver­burdene Veränderung der Marktlage, hat die Erzeuger immer mehr zu der Erfenntnis gebracht, daß es notwendig sei, die Produktion zu rationalisieren, das heißt sie technisch zu verbessern und organisieren, die Produktionsbedingungen zu ver= einheitlichen, die verschiedenen Betriebe, Fabriken und Werkstätten mit der für sie geeignetsten Produktion zu versehen, das Personal wirtschaftlicher zu verwenden, die Produktion zu standardisieren usw. Wenn nun aber der innere Markt durch eine gesteigerte Produktion gesättigt ist, besteht die Gefahr, daß der Kampf um fremde märtte sich zu einem schädlichen Wirtschaftsfrieg aus­wächst, wenn nicht vorher eine internationale Berständigung zwischen den beteiligten Erzeugern zustandekommt.

Eine solche Verständigung ist zunächst weiter nichts als eine internationale Rationalisierung.

Ausdruc.

Diese Art der Rationalisierung steht aber heute noch am Anfang ihrer Entwicklung. Sie kommt in der Hauptsache durch Verein barungen auf dem Gebiete der Rohstoffe und der Halbfabrikate zum Kartelle für Fertigfabrikate bestehen nur für Glüh lampen und einige Zweige des Maschinenbaus. Die inter nationale Verständigung erfolgt teils in Form von Kartellen, wie das kürzlich geschaffene europäische Stahlkartell zwischen den großen französischen, deutschen, belgischen und luxemburgischen Metallindustriellen oder dem deutsch - französischen Kalifartell vom 29. Dezember 1926, teils in Form einer weniger bindenden Ver einbarung wie z. B. die Berständigung zwischen den Kautschul­pflanzern zum Zwecke der systematischen Einschränkung der Produk­die Höhe zu treiben. Die Tatsache, daß die Kartelle heute be­tion, um die von ihnen als zu niedrig erachteten Preise wieder in ginnen, fich in internationalem Maße auszudehnen, zwingt zur politischen Betrachtung dieser Frage; bilden die Kartelle doch neben ihren unverkennbaren Borzügen

*) Les ententes industrielles internationales, et leur con­séquences soziales Internationales Arbeitsamt, Genf .

Skandinavische Genossenschaftswirtschaft.

Moto Grzeuger und Verbraucher. ding, dok se

Als kürzlich durch die Tagespreffe die Mitteilung ging, daß bei den Wahlen in Island , das ein selbständiges Dominium Dänemarts bildet, die Bauernpartei und Sozialdemokratie durch ihr Zusammengehen erfolgreich waren, war daran die Bemerkung geknüpft, daß die Haltung der Regierung gegenüber den Koopera­ tiven " an ihrer Niederlage schuld sei. Die Regierung habe dem Privathandel weitgehendes Entgegenkommen gezeigt und die Rooperativen", d. h. die Genossenschaftsbewegung vernachlässigt. Diese Tatsache dürfte auch ein Fingerzeig für Deutschland sein, wo die Genossenschaftsbewegung der Landwirte und der Verbraucher nicht minder start ist als in den nordischen Ländern. Was Standinavien anbelangt, nämlich Dänemart, Schweden und Norwegen , so sind hier neben einer starten landwirtschaft lichen Genossenschaftsbewegung ebenso starte on [ umgenossenschaften vertreten, denen im gleichen Maße die Bauernfamilien als Mitglieder angehören, wie Arbeiter und Angestelltenfamilien. Daraus ergibt sich eine starte wirtschaftliche Interessengemeinschaft mit gelegentlich politischen Aus. wirkungen wie in Island . Auch die politische Stellung der Arbeiter in den Regierungen der drei nordischen Staaten läßt sich bei deren verhältnismäßig geringer industrieller Entwicklung und der domi nierenden Stellung der Landwirtschaft nur ausreichend erklären durch die Bedeutung der Genossenschaftsbewegung, die Arbeiter und Bauern miteinander verbindet.

Bon besonderem Interesse ist, daß für die konsumgenossenschaft­Bon besonderem Intereffe ist, daß für die konsumgenossenschaft fiche Bewegung Standinaviens nur eine Großeinfaufs Gesellschaft besteht mit je einem Bureau in Kopenhagen und

eine Gefahr für die staatliche Hoheit und die politische Un­anhängigkeit der Regierungen

und für die wirtschaftliche und soziale Lage der Arbeiter und der Berbraucher. Die Kartelle fönnen, wie dies heute häufig schon in nationalem Maße geschieht, auf dem inter­nationalen Markt die Preise diktieren, indem sie durch eine systematische Produktionsdrosselung die allgemeine Preishöhe steigern, fie können ferner durch die geographische Berteilung der Ver= kaufszonen den nationalen Erzeugern ihren Maift sichern, so daß diese jeden Preis fordern können, ohne eine fremde Konturrers fürchten zu müssen. So besagt der Artikel 1 des deutsch - französischen Ralivertrages, der ein Musterbeispiel dafür bildet:

" Dem deutschen Kalisyndikat ist das ausschließliche Verkaufsrecht in Deutschland zugesichert, eventuell in den deutschen Kolonien, und den Protektorats und Mandats­ländern. Der Elsässischen Kalihandelsgesellschaft ist das ausschließ liche Berkaufsrecht in Frankreich , feinen Kolonien, Protefto­rats- und Mandatsländern gesichert."

Es soll nicht bestritten werden, daß die internationalen Zu sammenschlüsse auf wirtschaftlichen und technischen Gebieten Borteile haben tönnen. Es muß aber mit allem Nachdruck darauf hin­gewiesen werden, daß es notwendig ist, durch internationale Maßnahmen einem Mißbrauch der wirtschaftlichen Machtstellung der internationalen Kartelle zu steuern Wenn nicht besondere Maßnahmen getroffen werden, ist zu befürchten, daß die Unter­nehmer durch ihren internationalen Zusammenschluß mit einer ungeheueren Macht ausgestattet buktionstosten zu fenten( wogegen grundfäßlich nichts ein­in ihrem Bestreben, die Pro= zuwenden ist) sich dabei auf die Elemente des geringsten die Arbeitszeit verlängern. Die tatsächliche Haltung der Widerstandes stürzen, das heißt die Löhne fürzen und gründet erscheinen. Weiter ist zu befürchten, daß die Macht der Arbeitgeber in allen Ländern läßt diese Befürchtung nur zu be­Kartelle zu einem großzügigen

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Feldzug der Arbeitgeber gegen die Gewerkschaften und ihre fozialen Errungenschaften

verleitet. Ferner fann die Lage der Arbeiterschaft als Gesamt heit verschlechtert werden durch infolge der technischen Konzen tration, der wirtschaftlichen Organisation und der geographischen Rationalisierung der Gütererzeugung und der Güterverteilung ent­stehende Arbeitslosigfeit.

Notwendige Schuhmaßnahmen.

Der in Schwedens Hauptstadt, Stodholm, vom 15. bis 18. Auguft stattfindende Rongreß des Internationalen Genossen­schaftsbundes tagt also auf dem klassischen Boden einer Genossenschaftsbewegung, die bereits voltswirtschaftliche Bedeutung befißt und ohne irgendwelche parteipolitische Bindungen doch be­deutsame politische Wirkungen auszulösen in der Lage ist -Fingerzeig dafür, daß früher oder später in jedem Lande mit entwidelter Genossenschaftsbewegung ein neuer wirtschaftlicher Machtfattor sich auch ―ff. politische Geltung erringen wird.

Der Arbeitsmarkt Ende Juli.

Die Arbeitsmarktlage gestaltete sich auch in der letzten Julimoche, nach den Berichten der Landesarbeitsämter, günstig. Es macht sich je länger je mehr in einzelnen Berufsgruppen ein fühlbarer Facharbeitermangel bemerkbar. Hauptsächlich ist es die Landwirtschaft, nicht minder die Textilindustrie und das Baugewerbe, wo der Bedarf das Angebot übersteigt.

Teilweise ist in einzelnen Bezirken in der Aufwärtsentwicklung eine Sto dung eingetreten, die hauptsächlich auf die Sätti­gung der meisten Industrie- und Gewerbezweige zurückzuführen ist. Ein Nachlassen des Geschäftsganges tritt insbesondere im Bekleidungsgewerbe und in der Nahrungs- und Genußmittelindustrie hervor.

Kreditschädigung deutscher Gemeinden.

Die United Preß" bringt aus Amerita folgende Meldung, die geeignet ist, berechtigtes Aufsehen zu erregen:

Gegen deutsche Kommunalanleihen herrscht in einzelsen Kreisen deshalb eine gewisse Abneigung, weil Dr. Schacht früher vor unproduktiven Anleihen der deutschen Gemeinde- und Provinzialverbände warnte. Von diesen Kreisen tauchen Versudje einer Propaganda auf, die Regierung der Vereinigten Staaten möge ein Embargo( Verbot) auf solche Anleihen legen. Zu einem derartig drastischen Schritt wird sich allerdings die Re­gierung sicherlich nicht entschließen. Es ist jedoch denkbar, daß den New- Yorker Banfiers unterderhand geraten wird, Vorsicht bei den Anleihen walten zu lassen."

Bären die deutschen Gemeinden Privatunternehmungen und Herr Dr. Schacht eine Privatperson, so fönnten sie ihn wegen Kreditschädigung auf Schadenersag- verklagen. Das ist leider nicht möglich, und, wie das Telegramm zeigt, hat die fortgelegte Pro­paganda gegen die Aufnahme von Auslandsanleihen, die der Reichs­bantpräsident jetzt seit zweieinhalb Jahren treibt, Früchte getragen; es ist wahrscheinlich ein Unifum in der modernen Finanzgeschichte, daß der Leiter einer Zentralnotenbank die sich ersten Kredit. nehmer feines Landes und das sind in Deutschland die Ge­meinden im Auslande a Is treditunwürdig hinstellt.

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Es ist klar, daß sich die Arbeiterschaft nicht gegen den Fortschritt der Technik oder gar eine verbesserte Organisation wendet. Gerade die Arbeiterschaft hat zuerst die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit erkannt. Aber es ist notwendig. der Arbeiterschaft zum Schuße ihrer wirtschaftlichen und sozialen Lage gewisse Garantien zu geben. Daneben sind auch wirt­same Maßnahmen zum Schuße der Verbraucher gegen mögliche Breisdiktate der Kartelle erforderlich. In einer Reihe von Staaten bestehen Kartellgeseze zum Schuße der Verbraucher. In Deutsch rand ist der Versuch zur Schaffung eines Kartellamisgefeges leiberation direkt bei den Pflanzern von Levantiner Tabaten einholen gescheitert.

Man fann zum Schuße der Arbeiter und der Verbraucher ver­schiedene Maßnahmen ins Auge fassen. Ein Verbot der Kar telle wäre un zwed mäßig und läge auch nicht im Interesse der Arbeiterschaft. Um so zweckmäßiger wäre aber eirse zunächst staatliche, später überstaatliche Regelung und Kontrolle des Kartellwefens,

mit der Möglichkeit behördlicher Eingriffe im Falle einer Bere wendung der Macht der Kartelle zum Schaden der Gesamtheit, oder im Falle der Nichteinhaltung vertraglicher Verpflichtungen. Es gibt befäße, internationalen Maßnahmen auch Geltung zu verschaffen. leider heute noch feinen internationalen Organismus, der die Macht Noch immer ist der Völferbund ein zwischenstaatliches, fein überstaatliches Organ, noch immer sind die kapitalistischen Nationen forgfältig auf die Wahrnehmung ihrer Hoheitsrechte bedacht. Aus diesem Grunde müßten alle kontrollmaßnahmen zunächst auf Gesetzgebung aber einheitlich erfolgt und gleichzeitig eine spätere nationaler Grundlage durchgeführt werden. Dantit diese internationale Regelung vorbereitet, bedarf es der Schaffung eines internationalen Uebereinkommens über die industriellen Zusammen­schlüsse zum Zwede einer Bekämpfung des Mißbrauches der wirt, daß alle internationalen industriellen Vereinbarungen ver schaftlichen Machtstellung. Das Uebereinkommen müßte vorschreiben, öffentlicht und beim Bölkerbund registriert werden müßten. Alle nicht registrierten Vereinbarungen sind ungesetzlich. In den einzelnen Ländern müssen paritätische Organe geschaffen werden für die Auskunfterteilung, zur Untersuchung, gerichtlichen Ver­folgung und Beseitigung unzulässiger oder ungesehlicher Verein­barungen. Notwendig wäre ferner: Anschluß dieser Organe an eine internationale Organisation, Schaffung eines einheitlichen nationalen maßahmen usw. und internationalen Verfahrens und Festsetzung einheitlicher Straf­

Da das Internationale Arbeitsamt gemäß den Wahrnehmung sozialer Interessen betraut ist, wird diese Einrichtung Bestimmungen des Teiles XIII des Versailler Vertrages mit der einen wesentlichen Teil zur Schaffung eines solchen internationalen Uebereinkommens beizutragen haben. Von der Macht der organi­fierten Arbeiterbewegung aber wird es abhängen, inwieweit es gelingt, die internationalen Organe in den Dienst des Schußes der Arbeiter und Verbraucher gegen nationale und internationale Kartellgefahren zu stellen. Otto Bach.

Denn der genossenschaftliche Warenverkehr mit England, d. h. mit den großbritannischen Konsumgenossenschaften ist außer= ordentlich rege. Für Eier, Milch, Vieh und Fleisch schicken die englischen Großeinkaufs- Gesellschaften der Konsum vereine Kolonialwaren und Textilerzeugniffe auf eigenen Dampfern herüber, und so bietet Standinavien mit Großbritannien das Bild einer bereits meit vorgeschrittenen genossenschafts- wirtschaftlichen Bewegung. Die Skandinavische Großeinkaufs- Gesellschaft" hatte im Jahre 1926 einen Warenumfaz von rund 25 Millionen Franken.

Dem

Der größte Konsumverein Dänemarks , Kopenhagen , hatte bei 28 408 Mitgliederfamilien einen Umsatz von rund 10 Millionen Kronen( 1 Krone etwa 1,12 m.) in 100 Verkaufsstellen. In Dänemark zählt man 337 000 Konfumvereinsmitglieder. norwegischen Konsumvereinsverbande gehören 434 Organisationen mit rund 103 000 Mitgliedern an, für die 527 Ber­teilungsstellen vorhanden find. Eine Margarine, Tabatwaren- und Seifenfabrik arbeiten dem fapitalistischen Privatmonopol in diesen Branchen entgegen. Der Zentralverband schwedischer Kon fumvereine bildet mit 834 Organisationen und nahezu 320 000 Mitgliedern die stärkste Organisation des standinavischen Nordens. Der Umfaß in 2411 Berteilungsstellen betrug im Jahre 1926 rund 265 Millionen schwedische Kronen( 1 Krone etwa 1,15 M.), die Ueberschüsse bezifferten sich auf 12,4 Millionen Kronen. Aus der schwedischen Konsumvereinsbewegung ist bekannt, daß sie vor etwa einem Jahre durch Errichtung einer eigenen Großmühle einen tapitalistischen Mühlentrust zur Rapitulation zwang, welcher mit Monopolpreisen der gesamten Bevölkerung den Mehl und Brotforb höher gehängt hatte. Die genoffenschaftliche Regulierung der Mehl- und Brotpreise macht jedes Jahr viele Millionen Kronen Ersparnisse aus,

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Staatswirtschaft und Privatwirtschaft im Tabatgewerbe. Das österreichische Tabatmonopol( Tabafregie) hat eine eigene Einkaufsorganisation für Tabake gegründet, um seine Rohstoffe durch eine besonders zu bildende Auftaufsorgani­zu können. Der Vorgang ist deswegen besonders interessant, weil die freie deutsche Zigarettenwirtschaft infolge des Bordringens der Tabakhändler nach und nach größtenteils überfremdet worden ist. hängigkeitsverhältnis zu den ausländischen Lieferanten. Ini Gegen­Die meisten Zigarettenfirmen stehen in einem Ab­jazz dazu hat die monopolisierte österreichische Industrie es ver. standen, sich zu solcher Stärke zu entwickeln, daß sie sich vom Tabathandel freimachen tann. So ist das ganze ein geradezu charakteristischer Beitrag zu der Frage, welche Wirtschaftsform nationaler ist, die freie Wirtschaft oder die staatlich gebundene öffentliche Wirtschaft.

zeigt sich besonders in Zeiten starter Konjunkturschwankungen. Die unsinnige Berschwendung in der fapitalistischen Wirtschaft die Transporte. So sind jezt am Rohbaumwollmarkt 3000 Ballen Je nachdem, wo die Warenpreise gerade am höchsten sind, laufen amerikanischer Bolle, die feinerzeit zu niedrigen Preisen von Boston nach Liverpool geschickt worden waren, von Amerika zwischen die Preise wesentlich gestiegen sind. wieder zurückgekauft und nach dorthin verladen worden, weil in­Selbst die langen Frachtwege fönnen den Gewinn nicht verzehren, den die Händler braucher mitbezahlen muß. bei diesem Hin- und Herschicken der Ware erzielen, das der Ver.

Machtbildungen auf dem deutschen Silbermarkt. Die Bergbau­

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Gold und

und Hütten- A.- G. Mansfeld in Eisleben hat im Rahmen ihres Umstellungsprogramms mit der Deutschen Silber Scheideanstalt Frankfurt a. M. Berlin­Pforzheim ein Abkommen getroffen, wodurch die Silbererzeugung von Mansfeld jetzt nur durch den Frankfurter Konzern und dessen Filialen vertrieben wird. Diese Vereinbarung bedeutet für Mans­ feld einen Fortschritt in der Loslösung von dem reinen Metall­handelsgeschäft und eine Neuorientierung in industrieller Beziehung. Schon vor kurzem wurden zur Vereinfachung und Vereinheitlichung die Bureauräume aus Berlin nach Eisleben verlegt. Die Verkaufs­Silberproduktion von Mansfeld und von der Norddeutschen Affinerie abteilung für Metallhalbfabrikate befindet sich ebenfalls in Eisleben Die Deutsche Gold- und Silher- Scheideanstalt vertreibt jetzt die fich außerdem vor wenigen Wochen durch Uebernahme eines Attien­in Hamburg , deren Erzeugung die von Mansfeld übertrifft. Sie hat paketes an der Allgemeinen Gold- und Silber- Scheideanstalt in Pforzheim beteiligt, die ihr bisher im süddeutschen Industriebezirk die größte Konkurrenz geboten hat. Durch die legten Abkommen ist es der Deutschen Gold- und Silber- Scheideanstalt gelungen, ihre Monopolstellung in der Gilbererzeugung und im wesentlich von ihr abhängig geworden ist. Silberhandel weiter auszubauen, so daß die Silberverarbeitung

dritten Male innerhalb eines Monats hat die Interessengemeinschaft Und wieder Preiserhöhungen bei den Jufeindustriellen. Zum deutscher Juteindustrieller ihre Preise erhöht. Jedesmal um je 2 Pf. pro Kilo Jutegewebe. Ebenso naiv wie brutal wird die im gesamt­wirtschaftlichen Interesse berechtigte Abneigung der Reichsregierung und des Reichswirtschaftsministeriums ebenso beachtet wie gleichzeitig umgangen. Die Herren von der Juteindustrie scheinen zu meinen, daß die deutsche Volkswirtschaft Preiserhöhungen in fleinen, aber um so häufigeren Dosen leichter verträgf als in großen. Wenn das so weiter geht und die Regierung zu einem solchen Borgehen schweigt. die eine traffe Ausnutzung der günstigen Konjunktur und in den heutigen Verhältnissen die schädliche Ausnutzung einer wirt­schaftlichen Machtstellung bedeutet, wird die Arbeiterschaft an Gegenmittel zu denken haben, und zwar nur im Interesse der Gesamtwirtschaft.

Polens Handelspolitik wird durch die in der letzten Zeit erheblich verschlechterte Handelsbilanz sehr beeinflußt werden. ersten Halbjahr 1926 hat sich im ersten Halbjahr 1927 nach den Mit­Der Ausfuhr überschuß von 239 millionen 3loty im überschuß von 111 Millionen verwandelt Für teilungen des Handelsministers Kwiatowsti in einen Einfuhr. Bolen, das bisher noch wenig Auslandskredite erhalten kann, ist diese Alenderung allerdings bedeutsam. Der polnische Handelsminister hat bekanntlich bereits früher die Konsequenz daraus gezogen, die Einfuhr von Weizen und Weizenmehl zu verbieten und die Ein­fuhr von Luxusartikeln zu beschränken. Der 3olltarif fotl umgebaut werden, wenn man auch von der allgemeinen An­paffung der Zölle an die feit seiner Einführung eingetretene Ent­wertung des loin zunächst noch abgesehen hat. Bon der Regierung wird jedoch eine teilweise Valorisierung der Zölle erwogen, die nach dem Einbringen der Ernte erfolgen foll