Mittwoch
3. August 1927
Unterhaltung und Wissen
Heimatlos.
Von Albert Leitich.
Der alte Pfarrer von Sankt Lorenzen stand zornbrennend vor dem vierschrötigen Bauern, der gesenkten Hauptes die Strafpredigt über sich hatte ergehen lassen.
,, Und ich sage euch nochmals, Moosbauer," entschied der eisengraue Benediktiner ,,, ihr seid ein schamloser Kindermacher. Achte am Leben... drei sind euch gestorben und jetzt sucht ihr euch der Pflichten zu entschlagen, wo die Kindesmutter tpt ist. Der Teufel soll euch holen, wenn ihr euch um das arme Wurm nicht fümmert." Da der zerknirscht Tuende auch jetzt keine Antwort gab, war der Pfarrherr mit seinem Latein zu Ende. Der Schweiß stach ihm von der Stirne; er wischte ihn mit dem grünschillernden Aermel des Talars ab. Dann befann er sich:
,, Moosbauer, ich sage euch nochmals, ihr müßt euch des Buben annehmen, er ist euer Fleisch und Blut. Wie ihr das mit eurer Ehehälfte in Ordnung bringt, ist eure Sache. Aber ich sage euch, daß ich das Vormundschaftsgericht zur Hilfe ruf, wenn ihr auskneifen mollt!"
Der Pfarrherr schlug mit dem Handrücken auf den schweren Folianten, der am Tisch aufgeschlagen lag.
Achzelzuckend verließ der Moosbauer die Pfarrstube, in der die Unterredung unter den Augen der Gottesmutter und ihres Sohnes stattgefunden hatte.
Es hatte alles seine Richtigteit, was der Pfarrherr gesagt hatte: im vergangenen Jahr unterm Blütenweiß der Apfelbäume war die fleine Lisa Artner schwanger geworden. Der heiße Sommer schwellte
Der letzte Mohikaner.
DDH
Beilage des Vorwärts
die Frucht von Tag zu Tag. Und als der Kleine geboren war, lebte Voller Neid sehen alle deutschen Monarchisten auf Rumänien , denn dort regiert noch ein echter Hohenzoller.
er zum grimmigen Verdruß des Moosbauers.
Drunten vor dem Stafetenzaun blieb er lange stehen. Um den Rand der Wälder schlang sich ein schwarzes Wolkenband und hie und da wetterleuchtete es ober den fahl aufblendenden Hügeln...
In der Nacht war ein schweres Gewitter niedergegangen, nun strahlte Sankt Lorenzen in einem reinen, leuchtenden Morgenlicht.
Vor einer halbverfallenen Hütte faß die Großmutter, hatte die rungligen Hände über den Griff des Stockes gefaltet und leise nickte
der aufgestützte Kopf; rings um sie atmete das Leben, aber sie vernahm es nicht, ihre müden Augen waren geschlossen und ihr Blick ging nach innen.
Drinnen in der Stube rief erwachend der kleine Bonifaz. Die alte Frau tam zu sich und tastete sich durch den schwarzen Küchenflur zur Wiege, ihre welke Hand griff nach des Kleinen heißer Stirn.
Was sollte aus dem Kinde werden, das in seiner wurmstichigen Wiege nach einer Heimat schrie? ,, Nein, nein, du wirst nicht hungern, wirst nicht frieren, wirst nicht zu bösen Leuten kommen," sang ihm die Großmutter immer wieder in zärtlichen Lauten. Hab feine Angst, Bübele, ist mit Gottes Hilfe noch keiner vor der Zeit zugrundegegangen... hört einmal alles auf, fangt einmal alles an, es ist schon so auf dieser Welt.
Bonifaz, der mun ins sechste Lebensjahr ging, durfte nicht länger elternios sein. Das war der alten Frau klar geworden, denn sie spürte, daß fie selbst irdischer Zehrung bald nicht mehr bedurfte. Und sie hatte erfahren, wie nachdrücklich der Pfarrer das gute Recht des Kindes verteidigt hatte.
Das Dorf lag stahlschillernd im steilen Sonnenbrand, als die Großmutter mit dem Enkelkind nach dem Gehöft des Moosbauers wanderte; das Dörfchen zog sich beiderseits der steilen Bergstraße gegen ein freundliches Tal hinab und ganz in der Höhe unter schwarzen Fichten ragte das Anwesen des begüterten Bauern hervor.
Nur langsam vermochte die alte Frau, das Büblein an der Hand, emporzuklimmen. Hie und da mußte sie stehen bleiben, um zu raften. Mühsam tam sie wieder zu Atem und strich sich die ergrauten Haarsträhnen unter dem Kopftuch zurecht.
Schon waren beide in die Nähe des Moosbauerngutes gefommen. Eine wunderbare Ruhe lag über den Wäldern, deren dunkle Grenzlinien sich scharf vom sattblauen Himmel abhoben.
Die alte Frau sah nach der Front des Bauernhofes, die ganz vom dichten Laubwerk der Weinstöcke verdeckt war; fie umfaßte den Entel beim Kopf und drückte ihn fester an sich, dann schritt sie langsam den Pfad hinan zum Besitz des Moosbauern. Dicht an den Fenstern des Wohnhauses schlich sie mit dem Jungen vorüber und trat in den mit Sandstein ausgelegten Hausflur.
Unwillens ins Gesicht. Sie hatte schon unzählige Auseinandersetzungen mit ihren Mann gehabt und so oft der Pfarrer den Moosbauer an seine Pflicht gemahnen mußte, so oft gab es Gewitter im Bauerngut.
Ein Vaterunser lang war es so still, als seien alle dret unter dem Bann eines plöglichen starten Zaubers eingeschlafen. Dann
stellte die Bäuerin, ohne die alte Frau viel zu beachten und ohne deren verlegenen Gruß zu erwidern, Fleisch und Gemüse zum Kochen da, das andere wird sich finden." zu und sagte:„ Ich hab jetzt feine Zeit zum Disturs, laßt den Buben
Ihre Stimme flang dabei seltsam heiser. Der Junge sah aus Kleinen an. drei Herzschläge lang, dann wandte sich Bonifaz im runden Augen auf seinen neuen Feind. Auch die Frau starrte den jähen Erwachen und ging, nachdem er der Großmutter die Hand getüßt hatte, nach dem Garten zu. Ihm war es mirr zu Sinn. tröstend in ihn hineingesprochen hätte. Am liebsten wäre er davongelaufen, wenn nicht die Großmutter
um die Lust der Sänger anzuspornen und dieses oder jenes Mitglied an sich zu fesseln. Hochtitulierte Würdenträger heirateten Bigeunerinnen, wobei diese romantischen Chen meist ein ebenso romantisches Ende nahmen: nämlich durch die jähe Flucht der abenteuernden Gattin oder einen standesgemäßen Rückzug des ernüchterten Gemahls.
aus.
such unternommen, durch ein Ansiedlungsdekret die Seßhaftigkeit ber Die Sowjetregierung hat etwa vor Jahresfrist den fühnen Verrussischen Zigeuner von Staats wegen zu erzwingen. Zugleich sollte damit ein Kapitel russischen Rauschlebens aus alter Herrenzeit zu Grabe getragen werden. Nach den bisherigen Ergebnissen scheint das Unwahrscheinliche Wirklicheit geworden zu sein. Jedenfalls bes währen sich die in Moskau eröffneten drei Zigeunerschulen durch Dort werden dunkelhäutige. glutäugige Kinder unterrichtet, deren Väter sich noch als Pferdehändler oder Diebe, als Chorjänger oder Bärenführer schlecht und recht durchs Leben schlagen mußten. 2000 Mitglieder beiderlei Geschlechts zählt. Und damit der steife Auch hat sich in Moskau ein Zigeunerverband aufgetan, der bereits Ernst nicht fehle, beschäftigt sich eine jüngst gegründete missenschaftVon diesem Tag an brachte Bonifaz die meisten Stunden und liche Gesellschaft mit der fyftematischen Erforschung des Sigeuner Tage auf der Weide zu, wo hinter blütenbeschleiertem Gesträuch gefanges. Seutzutage, im Zeitalter des Jazz, der Chansons und herrliche Schlupfwintal waren und er feinen Frühlingsträumen Operettenschlager muten uns diese raffigen Volksweisen ohnehin nachhängen fonnte. Es war schön so, von Wiese zu Wiese, von Wald wie verschollene Klänge an. Andere Beiten, andere Lieder. Doch zu Wald wandern, immer wieder dieses Lied von tausend Herrlich- Archivakten wätzt, da ist ihr lieberreicher Mund, der einst durch mo Genossin Mignon in die Abc- Schule geht oder gar staubige teiten hören zu können, statt die eintönige Litanei der Scheltreden, Schläge und Tränen daheim. Wald und Steppe jauchzte, auf immer verftummt.
Bei seinen Kameraden war Bonifaz nicht beliebt. Er suchte Einsamkeit, mied die Gesellschaft der anderen, sie fürchteten ihn. Er hatte zwar feinem noch Leides getan, aber er sonderte sich von den Altersgenossen ab, nahm nicht teil an deren ausgelassenen Spielen, er fletterte nicht mit nach Nestern und das Gerücht seiner Herkunft war der ganzen Dorfjugend bekannt.
Als der Junge unter Schlägen und Tränen dreizehn Jahre alt geworden war, gab ihn der Moosbauer weit weg in die Lehre, um ihn aus den Augen zu bringen.
Bonifaz mußte Hof und Heimat verlassen.
Gelassen strich er durch Land und Sonnenschein, Saat und grünende Triften, immer weiter und weiter durch die flimmernde Niederung, durch Felder ohne Ende, vorbei an Weilern, an Bächen, an Blitzen der wertenden Pflüge, weiter und immer weiter ins ungewisse, in die Fremde, ins Leben, in den Tod: die heimgelehrten Schwalben über sich und im Herzen eine zage. niedergedrückte Hoffnung.
Sie klopfte an der Wohntüre, erst zaghaft und bange, und als Zigeunerdämmerung im neuen Rußland fich
teine Stimme vernehmen ließ, pochte sie herzhafter an. Doch wieder kein Laut. Nun öffnete sie behutsam die Türe einen Spalt breit, sah sich neugierig in der Stube um und während sie die Türe wieder zuzog, sagte sie leise zu Bonifaz:„ Wo nur die junge Frau fein mag?"
Dann ging fie mit dem Buben langsam hinaus und schritt in den Hof hinein. Ganz am Ende, gegen die Felder zu, lag ein farbenflammendes Gärtlein, in dem eine Magd aus Leibeskräften arbeitete. Die alte Frau trat an den Heckenzaun heran, grüßte und fragte nach Bauer und Bäuerin.
Der Bauer sei zeitlich morgens nach der Stadt gefahren, die Bäuerin besorge nur einige Einkäufe und müsse jeden Augenblick zurückkommen. Schon waren Großmutter und Magd im Gespräch: alles, was sie auf dem Herzen hatte, mußte herunter. Wie der Moosbauer ihre Lisa betört habe, wie er ihr versprochen hatte, ihr treu zu bleiben und sie zu ehelichen, wie er gegen seinen Vater, der nicht dulden wollte, daß er ein armes Mädel heirate, kämpfen wollte, um seinen Willen durchzusetzen. Wie sie eines Abends zu Tode erschrocken war, als Lisa herzbrechend zu weinen begonnen hatte und endlich nach langem Drängen mit der Sprache heraus rückte, daß es nimmer richtig mit ihr sei. Die alte Frau war damals von dieser Beichte so entsetzt gewesen, daß sie das Licht fallen gelaffen hatte. Bon diesem Augenblid an hatte sich der Moosbauer nimmer blicken lassen und ein halbes Jahr später habe es im Ort geheißen, daß er sich die reiche Bürgertochter zur Frau nehmen würde. Als das Gerücht im Dorf umging, war Lisa ins Wasser gegangen.
„ Der Bub, den ich da mitgebracht habe, ist der Lisa ihrer. Ich bin nun schon jahrelang mit dem Kind allein. Was ich alles durch gemacht habe, tagelang tönnte ich davon erzählen. Nun ist der arme Kerl wenigstens aus dem Gröbsten heraus. Was soll ich alte Frau nun mit ihm anfangen? Ich habe selber nichts zu beißen und nun muß ich einmal mit dem Moosbauer und der Moosbäuerin ein Wörtel reden."
Ehe noch die Großmutter ihre Erzählung beendet hatte, war die junge Frau durch den Hof hereingekommen und ins Haus geschritten. Die alte Frau empfahl sich bei der Magd und ging der Bäuerin nach. Als diese sie mit dem Jungen kommen sah, stieg ihr die Röte des
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Das wilde glutvolle Melos der Zigeunermusit hat nicht nur das russische Kunstlied, die Romanzen eines Dargomyschsti, Tschaikowski Versen der russischen Dichter und sogar Mufforgsti befruchtet; oft glaubt man auch aus den etwa Puschkins , Lermontows oder Feths bis zu den Jüngsten, bis zu Block oder Jessenin , die Rhythmen dieses Nomadensangs mit Gitarrentlang zu vernehmen. Das Zigeunerlied blickt in Rußland auf eine lange glanzvolle Tradition zurück. Die leidenschaftliche Schwärmerei für die 3i geunermusif datiert seit den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts. Graf Alexej Orlow, der Favorit der Großen Katharing„ der" Orlow war es, der seinem Magnatenhofftaat den ersten Zigeunerchor einverleibte. Doch die Keimzelle der späteren Zigeunerchöre einer fast typischen Nummer bei allen russischen Volksbelustigungen und in vielen Gaststätten, vom vornehmsten Lurusrestaurant bis zur dunkelsten Kaschemme war der berühmte Sotolowsche Chor in Moskau , der vom Grafen Valerian Subow, einem Feldherrn Katharinas, protegiert wurde. Die Solistin dieses Chores. Tanja", ist von Puschkin berherrlicht worden; unter den unzäh ligen generösen Gunstbeweisen, die Tanja während ihrer Laufbahn zuteil murden, befand sich ein fostbarer Schal der Catalani, den die italienische Diva von ihren Schultern genommen und der Rollegin" als Beichen ihres Entzückens geschenkt hatte. Bekannt ist Liszts Begeisterung für den Zigeunergesang, den er zu seinen unvergeßlichen Moskauer Eindrüden zählte. Ja auch Leo Tolstoi , als junger, tatendurftiger Offizier und später als der Weltweise von Jahnaja Poljana, hegte Zeit seines Lebens eine innige Vorliebe für das Zigeunerlied. Sobald sich auf Jaßnaja Poljana die Kunde verbreitete, fahrende Zigeuner hätten in der Umgegend des Herrengutes ihr Feldlager aufgeschlagen, wanderte auch der Alte hinaus. um sich am Sang und Tanz biefer naturnahen Menschenkinder zu erfreuen.
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Uns Westeuropäern, vor und nach Byron, ist diese Art von Romantit nicht gar so fremd; es sei nur an die dichterisch und mu sikalisch verklärten Gestalten einer Esmeralda, Mignon, Fenella oder Preziosa erinnert.
Die russische fiebenfaitige Gitarre war das alleinige Begleitinstrument dieser gemischten Bokalchöre; es handelt sich also nicht Bigeunertapellen. um Zimbel und Streicher wie bei den ungarischen oder rumänischen
Das singende Zigeunertum blühte ehemals besonders in Mostau, Adel und Großlaufmannschaft verschleuderten ganze Vermögen,
Die„ Lebenslänglichen“.
Wenn ein Schwerverbrecher als„ Lebenslänglicher" hinter ben Zuchthausmauern verschwindet, ist das Interesse für ihn, und wenn sein Fall" noch so großes Aussehen erregt hatte, gewöhnlich völlig erloschen. Aber das Leben dieses Verurteilten ist damit noch lange nicht zu Ende. In einem Vortrag, den das„ Archiv für Kriminologie" bespricht, weist der Jurist Dr. Lumpp vielmehr sehr wissenswerte Einzelheiten über die weiteren Schicksale jener Lebenslänglichen" nach, und zwar auf Grund von Beobachtungen, die man an fünfzig zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilten Berbredjern im Berurteilten hatten ihre Tat im Alter zwischen 20 und 25 Jahren Lauf von siebenundvierzig Jahren gemacht hat Die meisten dieser 40 uno vier zwischen 41 und 50 Jahren. Von den fünfzig Lebensbegangen. Nur sechs unter ihnen standen im Alter zwischen 36 und länglichen befanden sich nach 47 Jahren noch 16 im Zuchthaus; 15 der Sträflinge hatten das Glid gehabt, früher begnadigt zu werden, mährend 13 gestorben waren. Zwei hatten durch Selbstmord geendet, und sechs von ihnen waren unheilbarer Geisteskrankheit ver
fallen. Bon den 15 Begnadigten waren 10 wieder ins bürgerlidje Begnadigten begingen nach mehrjähriger Freiheit Selbstmord; nur Leben zurückgekehrt und hielten sich auch weiterhin gut; zwei der einer fiel von neuem dem Verbrechen anheim und mußte wieder bestraft werden. Zu bemerken ist hierbei noch, daß einer der Bea gnadigten schwachfinnig war und ein anderer an einer Geistess wäche litt, die zur Berblödung führte.
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maren,
Ein trübes Bild vermittelte die Statistit von den sozialen und häuslichen Verhältnissen, in denen die fünfzig Lebenslänglichen aufgewachsen waren. Im Armenhaus waren sechs von ihnen erzogen worden. wogegen fiebzehn im Elternhaus eine sehr schlechte Er ziehung erhalten hatten. Bei eff der Lebenslänglichen hatten die Eltern an Trunksucht gelitten, bei acht hatten auch die Eltern schon Berbrechen begangen, und zwei von ihnen stammten überhaupt schon bevor sie ins Zuchthaus tamen, bereits mit schweren Strafen und von geiftestranten Eltern ab. Fast die Hälfte 21 uneheliche Kinder geboren. Wie das Strafmaß, ja überhaupt die 13 mit leichteren Strafen vorbestraft. Zehn von ihnen waren als Strafe eines Schwerverbrechers beschaffen sein sollte, ist eine Frage, die unsere Kriminalisten heute mehr denn je beschäftigt. schlimmsten wirft die lange Strafhaft natürlich fast immer auf den Geisteszustand des Eträffings ein, wie denn nur wenige Verbrecher lange Buchthausstrofen ohne Schädigung ihrer geistigen Verfassung überstehen.
Am
Phosphatide, ein Gegenftüd zu den Bitaminen. Was im Leben der Tiere und der Menschen die Vitamine, das scheinen bei den Pflanzen die Phosphatide zu sein, auf die man in neuerer Zeit mehr und mehr aufmerksam wird. Man hat früher die in den Zellen arbeitenden Stoffe meist in abgestorbenem Zustande untersucht. Die lebenden Stoffe haben aber ganz andere Eigenschaften, sie sind quellbar, masserlöslich, aftiv. Außer dem Lecithinfern besigen sie immer noch verschiedene Kohlehydratgruppen und Farbstoffe. Im chemischen Laboratorium der neuen Wiener Handelsakademie haben jetzt. Grafe und K. Magistris die Phosphate an Mohrrüben und anderen Pflanzen untersucht und ein Diamino- Monophosphatid isoliert, unter deffen Spaltungsprodutten Palmitinsäure, Delsäure, Cholin, Glyzerinphosphorfäure und Zuckerstoffe nachweisbar waren, ferner fand sich Schwefel und Anthocyanin. Die Erforschung der Phosphatide wird in der nächsten Zeit eine der wichtigsten Aufgaben der Biochemie sein. Man vermutet, daß der Wert der Symbiose zwischen Baumwurzeln und Pilzen( Myforrhiza) gleichfalls in der wichtigen Versorgung der Bäume mit Phosphatiden besteht. m.