Nr. 364 44.Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Das Bureauhaus der Oberpostdirektion.
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Auf dem 15 000 Quadratmeter großen Grundstüc zwischen| Dernburgstraße und Herbartstraße, ganz in der Nähe des Liezensees, in Charlottenburg erhebt sich, schon von weitem sichtbar, das neue Bureauhaus der Oberpostdirektion. Sämtliche Berwaltungsabteilungen, die noch vor wenigen Jahren an sechzehn verschiedenen Stellen untergebracht waren, zuletzt im ehemaligen Hotel Cumberland am Kurfürstendamm und in der Königstraße, werden spätestens im Frühjahr 1928 in dem umfangreichen Neubau untergebracht. Von dem mächtigen, acht Stockwerte hohen Mittelbau, der zwei Höfe umschließt, stoßen gegen Osten zwei niedrigere Flügel vor: ein Rund bau, der ebenfalls nur Bureauräume enthält und die Wohnung des Präsidenten. Zwischen diesen Flügeln wird ein ausgedehnter Garten angelegt. Durch geschickte Gruppierung der Baumassen und sparsamen Terratottaschmuck wird ein wohltuender, fachlicher Eindrud erzielt, der durch die weiße Pubfaffade und die flachen Dächer noch gesteigert wird. Sechs Treppenhäuser und vier Aufzüge( darunter ein Paternoster) dienen dem Berkehr zwischen den Stodmerten, Zwei Attenaufzüge und ein neuzeitliches, felbfttätiges Hausanschlußamt sowie eine Druckereianlage erleichtern ben dienstlichen Verkehr der einzelnen Abteilungen. Prüfungszimmer, Versammlungsfäle, Garagen und eine Kantine befinden sich ebenfalls in dem Riefenbau, der nach Entwürfen des Oberbaurats Hoffmann ausgeführt wird.
Der feltsame Posttarif.
Der neue Bofttarif mit seinen erhöhten Inlandsgebühren führt dazu, daß verschiedene Sendungen in das Ausland meniger Borto beanspruchen als im Inland. Während man eine Drucksache von 50 Gramm innerhalb Berlin jezt mit 5 Pf. frantieren muß, fann man für denselben Tariffah die gleiche Drucksache auch bis Amerita und Auftralien senden. Ungünstiger noch gestalten sich aber für den deutschen Bostbenußer die Dinge bei Geschäftspapieren von 250 Gramm. Eine solche Sendung loftet innerhalb Berlins , wie innerhalb Deutschlands 30 Bf., ins Ausland jedoch nur 25 Bf. Aehnlich liegen die Verhältnisse bei den Zariffäßen für Warenproben. Die 100 Gramm- Sendung fostet innerhalb Deutschlands 15 Pf., für das Ausland jedoch nur 10 Pf. Die 250 Gramm- Sendung für das Inland 30 Bf., für das Aus
Die Silberschwärme
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( Nachdruck verboten
Rutoctfierte Uebersetzung ans bem Englischen von Julia Roppel
,, Das läßt sich in dieser Jahreszeit nicht machen," sagte der große George barsch. Der Shelitof Sund ist um diese Beit jogar für Dampfschiffe ein böses Fahrwasser. Er ist wie der Katmaipaß, mur noch schlimmer."
,, Es sind nur zwölf Meilen."
3wölf Meilen auf solchem Fahrwasser in einem offenen Ranu können schlimmer fein als fünfhundert andere- wenn man fein Glüd hat und man tann nicht behaupten, daß das Glüd uns besonders günftig ist."
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Wir haben feinen anderen Ausweg, es ist unsere einzige Chance, Bist du parat?"
,, Gut," rief Balt ,,, wir wollen den Russen fragen." Als diefer würdige Mann hörte, um was es sich handelte, rief er: Mein!" Im Sommer ja, jetzt aber geht es nicht. Der Verfuch ist schon zu oft gemachte worden. Der Sund ist zu stürmisch und es ist zu falt, um den ganzen Tag in einem Domiak zu figen."
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Wir wollen es dennoch probieren." ,, Nein nein nein! Wenn der Sturm auftommt, wird er Euch aufs offene Meer hinaustreiben. Es sind starte Strömungen im Sund, Ihr werdet den Kurs nicht halten fönnen und
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Mir merden einen Rompaß benutzen. Berschaffen Sie uns nur genügend Mannschaft aum rudern, dann sind Sie ein braver Bursche. Für den Rest werde ich schon selbst forgen." eifrig, jeder weiß, was es bedeutet und-"
land nur 25 Pf. Mischsendungen, soweit fie nur Druckfachen und Warenproben enthalten, foften 100 Gramm in Deutschland 15 Pf., ins Ausland jedoch nur 10 Bf. Während der neue Bosttarif nun auch im Briefverkehr die 8- Pf- Stufe gebracht hat, weigert sich die Boft nach wie vor, die Pfennigrechnung einzuführen. Boft nach wie vor, die Pfennigrechnung einzuführen. Gebühren, die für nicht oder unzureichend freigemachte Briefe und Postkarten erhoben werden, und die das Eineinhalbfache des Fehlbetrages ausmachen sollen, werden auf volle 5 Bf. abgerundet und auch im Telegraphenverkehr wird der Gesamtbetrag an Gebühren für ein Telegramm auf einen durch 5 teilbaren Pfennigbetrag aufgerumbet. Das steht im Widerspruch zu früheren Bekanntmachungen anderer Reichsstellen, die darauf hinausliefen, die Pfennigrechnung wieder zu Ehren zu bringen.
Großer Dachstuhlbrand in Frohnou. Eine Mansardenwohnung ausgebrannt. Mehrere
Feuerwehrbeamte verlegt.
Donnerstag, 4. August 1927
geben. Erst gegen 10 Uhr war die Hauptgefahr beseitigt; die Aufräumungsarbeiten dauerten lange bis nach Mitternacht . Eine starte Brandwache verblieb an der Brandstätte. Der Sach schaben ist sehr erheblich, da eine wertvolle Bibliothek des Dichters R., der das erste Stockwerk bewohnt, ein Raub der Flammen wurde. Die Decke zum Hochparterre ist teilweise durchgebrannt. Der Wasserschaden ist auch sehr groß. Der starte Feuerschein war weithin bis nach Reinickendorf erkennbar. Leider sind bei den Löscharbeiten auch mehrere Feuerwehrbeamte verlegt wor den, die sich Brand- und Schnittwunden zuzogen.
Die neue Schupo.
Berkehrsbeamte ohne Seitengewehr und Schuhwaffe! Von heute an tritt in der Bekleidung der Verkehrspoli zeibeamten eine Aenderung dahin ein, daß die Verkehrspolizei, beamten ihren Dienst ohne Ueberschnalltoppel, Seiten. gewehr und Schußwaffe versehen. Sie tragen von diesem Zeitpunkt an, ebenso wie ihre englischen und ameri. tanischen Kollegen, nur den Polizeigummitnüppel an einer Unterschnallvorichtung. Mit dieser Neuregelung hat der Bolizeipräsident dankenswerterweiser den Verkehrspolizeibeamten besonders in der jezigen heißen Jahreszeit eine wesentliche Erleichterung in ihrem schweren Dienste verschafft.
Die Berliner Dauerbauausstellung.
Mit dem Plan der Bauwirtschaft, in Berlin eine 1930 beginnende Dauerbauausstellung zu veranstalten, haben sich das Präfidium und der Vorstand des Reichsverbandes der Deutschen Industrie auf seiner Königsberger Tagung beschäftigt. Präsidium und Vorstand haben gegen die Durchführung dieser von den Fachverbänden der Bauwirtschaft getragenen Veranstaltung teine Bedenken.
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In einer von nahezu 100 Sachverständigen des Gas- und Basserfaches aus allen Teilen Deutschlands besuchten Konferenz in Boriragssaal des Hauses der Funkindustrie, der zahlreiche Bertreter der einschlägigen Industrien beiwohnten, wurde die Abhaltung einer deutschen Fach Ausstellung unter dem Namen " Deufiche Ausstellung Gas und Buffer Berlin 1929" beschlossen. Die Veranstaltung soll in dem genannten Jahre in der Zeit vom 1. März bis 19. Mai in den Ausstellungshallen am Kaiserdamm stattfinden. Die Durchführung der Ausstellung liegt in den Händen des Ausstellungs-, Messe- und Fremdenverkehrs- mtes der Stadt Berlin . Mit den Vorarbeiten ist bereits begonnen worden.
Die Verfassungsfeiern im Rundfunk.
Am Donnerstag, dem 11. August, findet mittags 12 Uhr im Reichstagsgebäude die von der Reichsregierung veranstaltete Verfassungsfeier statt. Als Rebner werben Reichs. tangler Dr. Marg und Reichstagsabgeordneter von Karborff auftreten. Für eine weitere rhetorische Umrahmung des Programms Ein verheerendes Feuer fam gestern abend gegen 47 Uhr in der Feier wird der Sprechchor an der Universität und am Sporteiner Billa in Frohnau , Fürstendamm 16, zum Ausbruch. forum unter Leitung von Dr. Wilhelm Leyhausen sorgen, und zwar Sieben Löschzüge waren stundenlang an der Brandstätte tätig. find hierfür vorgesehen ,, Symbolum“ und„ Talismane" von Goethe. Die in Brand geratene Billa ist ein etwa 15 Meter langes Ein gemeinsamer Gefang des Deutschlandliebes beschließt die Feier. Gebäude, das von zwei Mietsparteien bewohnt wird. Kurz nach Am Abend des gleichen Tages, um 7,30 Uhr, haben die 6 Uhr brach in einem Zimmer des ersten Stockwertes aus noch preußische Staatsregierung und die Stadt Berlin unbekannter Ursache Feuer aus, das sich mit großer Schnelligkeit eine Berfaffungsfeier im Haufe der Funkindustrie( Wizleben) anausbreitete und auf die ganze Etage ausdehnte. Mit Mühe gelang gefekt. Die Festrede hält der preußische Kultusminister Profeffor es den Bewohnern, noch rechtzeitig das Freie zu gewinnen. Auf den Alarm eilten zunächst die freiwilligen Feuerwehren von Frohnau , D. Dr. Beder; außer ihm werden noch Reichskanzler Dr. Marg Hermsdorf und Waidmannsluft herbei. Bei deren Eintreffen hatte und Oberbürgermeister Dr. Böß je eine Ansprache halten. Für das Feuer aber schon eine so große Ausdehnung angenommen, daß die musikalische Untermalung sind das Berliner Philhar3. Alarm, d. h." Großfeuer", weitergegeben werden mußte. monische Orchester und Berliner Sinfonieorchester Die Berufswehr von Wittenau, Bug 42( Schillerpart), bie freiunter Dr. Wilhelm Furtwängler , ferner der Gruppenchor des millige Feuerwehr Tegel sowie die Feuerwehr von Deutschen Arbeiterfängerbundes unter Leitung von Borfig rückten hierauf zur weiteren Hilfeleistung an. Das erste Balter Hänel und der Berliner Sängerbund unter Mag Stockwerk und der Dachstuhl bildeten bald nur noch ein einziges Wiedemann verpflichtet worden. Flammenmeer. Große Schwierigkeiten bereitete die Wasserzufuhr, da die Hydranten sehr weit entfernt lagen. Aus zahl= reichen Schlauchleitungen wurde stundenlang Waffer ge
Wir wissen alles," unterbrach Emerson ihn zornig ,,, unb niemand verlangt von dir, daß du uns begleiteft." ,, Das fönnte mir auch nie und nimmer einfallen." ,, Du fannst ja auf den Bostdampfer warten." ,, Das kann ich und das will ich. Und ich werde mein Leben versichern lassen, damit ich auf alle Fälle geschützt bin." Obgleich Emerson und Balt durch die schwache Möglich teit, den Dampfer zu erreichen, hoffnungsvoller in die Zukunft blickten, bekam ihre Hoffnungsfreudigkeit doch einen erheb lichen Stoß, als der Kaufmann mit dem Hauptmann des Dorfes und einigen Jägern hereinfam, denn Emerson merkte bald, baß er hier mit Geld nichts erreichen würde.
Er benutte den Russen als Dolmetscher, sprach freundlich locken, und als alles nichts nügte, stopeite er in seiner Ber zu den Leuten, versuchte sie mit einem hohen Geidangebot zu zweiflung jeden Schilling, den er besaß, auf dem Ladentisch vor ihnen aus. Die Männer aber schüttelten nur ben Kopf, nachdem sie miteinander beraten hatten.
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,, Sie jagen, es ist zu talt." übersetzte der Ruffe, fie werden erfrieren, und Tote haben nichts mehr von dem Gefd." Ein anderer fagte: Es ist sehr stürmisch in diesem Monat; ein offenes Boot wird in den hohen Bogen untersinken."
,, Denn fönnt ihr uns in einem Bidarta übersehen," er widerte Emerson. Er hatte mehrere diejer fleinen Boote am Strande liegen sehen, lange Ranus, die aus Walroßhaut per fertigt sind und nur in der Mitte kleine Löcher haben, wo die Ruderer sihen. Für die Rückfahrt fönnt ihr den Dampfer in Unat benußen; ich biete euch mehr Geld, als ihr in zehn Jahren verdienen fönnt."
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Alle Argumente aber waren fruchtlos, und nachdem Emerson eine Stunde vergeblich mit den Eingeborenen verhandelt hatte, und fie fich zurückziehen wollten, fagte er zuletzt: Frage fie, ob sie was er foften foll.
| fagte jetzt mit bitterem Vorwurf in der Stimme: Ich muß also mal mieber heran, dachte ich es mir doch gleich. Zum Donnerwetter noch einmal, warum muß ich auch immer her halten!"
,, Du willst uns begleiten?" rief Emerfon zweifelnd und über alle Maßen erstaunt über dieses Angebot. Grafer hatte bisher jebe Mühe gefcheut und sich gezeigert, fich irgendeiner Gefahr auszusetzen, wie flein fie auch gewefen fein mochte. fonders lockt, wenn aber diese Indianer zu flug sind, um anIch fann nicht behaupten, daß mich dieser Ausflug bea zubeißen, bleibt mir nichts anderes übrig!" Er blidte frieges risch von einem zum andern.
Kannst du denn rudern?" fragte George.
Schwielen an den Händen haft, fo groß wie Pfannkuchen, ,, Ob ich rudern fann!" sagte Fraser höhnisch.„ Weil du brauchst du dir nicht einzubilden, daß du der einzigste Menschh bist, der ein Ruder hantieren tann."
Ich fürchte, Fraser," sagte Emerson, daß du nicht Kräfte genug haben wirst. Wir werden vielleicht achtundvierzig Stunden ununterbrochen gegen Wind und Strom an rudern müssen, bevor wir llyrat erreichen. George und ich find start, du weißt aber, daß du"
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Da aber fuhr Fraser auf: Berschone mich bitte mit solchem Unsinn! Weil ihr mir in dem verfluchten RatmaiBaß etwas unter die Arme greifen mußtet, werdet ihr mir das wohl beständig unter die Nase reiben. Nur weil meine Füße mund waren, fonnte ich es nicht mit euch aufnehmen. Meine Füße waren wund, meinen Händen aber fehlt nichts!" Er fing an zu weinen, und dieser unerwartete Einblick in den Charakter eines Menschen verwirrte die beiden anderen so völlig, daß sie nichts zu sagen wußten. Bevor sie sich aber noch gefaßt hatten, fuhr Fraser fort: Meinetwegen also fauft das Boot und laßt uns alle drei Selbstmord begehen." und feine beiden Kameraden sahen sich lächelnd an.
" Es gibt sich keiner dazu her," sagte der dice Mann mir einen Bidarka verkaufen wollen und Mit diesen Worten stampfte er beleidigt aus dem Simmer,
Schaffen Sie nur Leute her, ich werde mit ihnen fprechen."
Und der Kaufmann ging hinaus, um den Häuptling des Dorfes aufzusuchen, während er den Kopf schüttelte und etwas Don, tollen Menschen" murmelte.
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Fraser, der die Veränderung bemerkte, die mit Balt und Emerson vorgegangen war, fragte, als sie hereintamen, was geschehen sei. Und der große George antwortete: wollen mit einem fleinen Boot über den Sund herüber." ,, lm Gottes willen, das ist der größte Wahnsinn, den ich je gehört habe, wißt ihr denn nicht
Hundert Dollar." sagte der Russe, nachdem er einen Augenblick mit den Leuten hin- und hergeredet hatte. ,, iuft du mit mir allein den Bersuch machen?" fragte Emerson, indem er sich an George wandte.
Der Fischer zögerte: 3wei werben es nicht schaffen fönnen, wenn du noch einen Dritten findest, bin ich dabei." Folglich begann Emerson wieder mit den Indianern zu verhandeln, jetzt aber waren ihre Aniworten kurz und bestimmt. Nicht einer von ihnen wollte es wagen. Das Schicksal schien dem Wege der Weißen unübersteigbare Hindernisse in den Weg zu legen.
Fraser, der der Szene schweigend beigewohnt hatte,
Während der beiden nächsten Tage gönnten die Männer fich Raft und sammelten Kräfte. Fraser war in denkbar schlechtester Laune, man fonnte ihm gar nicht nahe tommen; seine Frostwunden aber waren nicht sehr tief und bald ver heilt, so daß er Emerson am Nachmittage des zweiten Tages mit faurer Miene die Mitteilung machte, daß er bereit sei, am nächsten Morgen aufzubrechen. So machten sie denn alles für den nächsten Morgen zum Aufbruch bereit, wählten das feetüchtigste Boot, obgleich auch das nur ein gebrechliches Fahrzeug war, und versahen sich reichlich mit Wasser, zubereiteten Speisen und stärkenden Mitteln.
( Fortsetzung folgt.)