Keudells Helfer.
Parteifreunde des Verfassungsministers. Der deutschnationale Rapp- Landrat und jetzige Reichsinnenminister Reudell hat die besondere Verpflichtung, die Verfassung vor Angriffen zu schützen. Er hat ja den Eid auf diese Verfassung geleistet, und so ein Eid will immerhin ge
halten sein.
Seine Freunde machen es ihm freilich sehr schwer, bei seinem Eid und seinem Amte zu bleiben. Da ist zum Beispiel in Düsseldorf ein deutschnationales Parteiblättchen, das den schönen Namen ,, Der Führer" trägt und in einer seiner letzten Ausgaben die von den deutschnationalen Reichsministern in Festveranstaltungen gefeierte Verfassung von Weimar in schamloser Weise verspottet. Der Führer", das Blatt der größten Regierungspartei ,,, empfiehlt" den deutschnationalen Lehrern, bei Verfassungsfeiern in der Schule etwa folgende Rede zu halten:
Eine
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Das Zentrum hat die Verfassung von Weimar mit| ftrafrechtspflege eine Reform an Haupt und Gliedern geschaffen. Der 3entrumstanzler Marg wird bei der dringend erforderlich ist. Er lenkt jedoch gleichzeitig die AufmerkBerfassungsfeier am 11. Auguſt eine Ansprache halten. Die famfeit auf den Strafgefeßentwurf, der nicht zuletzt auch auf solche deutschnationalen Minister werden nicht fehlen. Das Gefahren hin gründlich zu prüfen ist. Zentrum ift empfindlich gegenüber jeder Kritik von republikanischer Seite. Will es weiter dulden, daß die deutschnationaSchandfled" bezeichnen und die Verfassung, an len Koalitionsbrüder fernerhin die Reichsflagge als der das Zentrum so hervorragend mitgeschaffen hat, in der Düsseldorfer Manier durch den Kot gezogen wird? Keudell hat das Wort. Marr darf nicht schweigen!
Tarifrecht und Klassenjustiz.
Eine Freisprechung, die keine ist.
Zwei Strafrechtsvorgänge in Königsberg und Düsseldorf gaben uns vor einiger Zeit Veranlassung, die Verständnislosigteit von Staatsanwälten und Strafrichtern gegenüber dem modernen Arbeitsrecht zu beleuchten. In beiden Fällen war
,, Der glorreiche Verfassungstag. Festrede, für die 3wangs- Schulfeiern zur ein Strafverfahren gegen Arbeitnehmer eingeleitet worden, weil sie Gratisbenutzung zur Verfügung gestellt.
Liebe Schüler und Schülerinnen!
Wir sind heute vereinigt, um den größten Tag der deutschen Geschichte zu feiern. Es ist ja schlimm genug, daß sein Datum gerade in die Zeit der Schulferien fällt, so daß sich im Jahre 1926 gerade in die Zeit der Schulferien fällt, so daß sich im Jahre 1926 par orde du Beder gewidmet werden mußten, auf die furze Zeit die Schulfeiern in Düsseldorf , die unserer herrlichen Verfassung vom 27. Juli bis 10. September verstreuten. Aber was tut's, die
Hauptsache ist doch, daß mal wieder an einem Tag nicht gearbeitet zu werden braucht. Es ist ja schade, daß der Landwirtschaft dabei mitten in der Ernte ein wichtiger Teil der Ernte unseres Landes vernichtet sehen, wenn es gilt, damit Tag verloren geht, aber wer wird nicht gern nötigenfalls einen den erhabenen Gottheiten der echten Demokratie ein ihrer Partei wohlgefälliges Beweihräucherungsopfer darzubringen?
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Ihr seht, der 11. August gibt uns Grund genug zur stolzen Freude. Was war Leipzig , was Sedan , was die Reichsgründung gegen jenen unvergleichlich herrlichen Ruhhandel von Weimar , aus dem die freieste Verfassung der Welt", wie aus einem Gusse, hervorging! Gewiß ist heute die polizeiliche Bevor mundung der Bürger ärger als im alten Kaiserreich, gewiß hat die sozialistische 3wangswirtschaft uns zeitweilig einen Zuchthausstaat geschaffen, wie wir ihn vorher nicht fannten, gewiß feiert die Gesinnungsschnüffelei Orgien wie nie zuvor, und manche sozialistischen Beamten bis in sehr hohe Pöstchen hinauf haben sich schon für dermaßen fleine Beste chungs. gefchente als zugänglich erwiesen, daß man sie beinahe als unbestechlich bezeichnen könnte. Es sind also noch viele Schönheitsfehler im demokratischen Deutschland vorhanden, und jener Berliner Gelehrte hat nicht ganz unrecht, der gesagt hat, Demokratie sei organisiertes Pfuschertum. Aber dennoch, welche andere Leistung des demokratischen Deutschland soll man denn dem Volte als Sedan - Ersatz aufschwaben, wenn nicht den 11. August?
Wir können und wollen den 11. August nicht schöner feiern, als daß wir seinen geistigen Bätern Scheidemann, Preuß. Barmat, Severing, Beder usw. in tiefer Ehrfurcht geloben, dem demokratischen Gedanken unser Leben zu weihen und nie zu vergessen, was wir der Weimarer Koalition unter fozialdemokratischer Führung schuldig sind. In diesem Sinne singen wir das Lied: Stolz meht die Flagge Schwarz- Rot- Gold" und im Anschluß daran die Internationale."
nachträglich Ansprüche auf Grund eines Reichstarifper trages geltend machten. Das war nach Meinung dieser Staatsanwälte und Strafrichter nichts weniger als Betrug. Für die Unternehmer zweifellos ganz entzückende Perspektiven! Auf dem UmBestimmungen des Tarifrechts beseitigt, der Arbeit wege über das Strafrecht wird nicht nur Sinn und Zwed wichtigster zustehenden Ansprüche bestraft. nehmer wird auch noch für die Geltend machung seiner ihm
befehl zu je 150 m. Geldstrafe bzw. 30 Tagen Gefängnis verurteilt Der Vorgang in Königsberg , wo die Arbeitnehmer durch Strafwurden, ist immer noch nicht erledigt. Im Düsseldorfer Fall hat das Amtsgericht bei der weiteren Verfolgung der Angelegenheit den Angeklagten auf Kosten der Staatstaffe freigesprochen. Die das Amtsgericht bei der weiteren Verfolgung der Angelegenheit den Begründung dieses Freispruches ist ebenso erstaunlich, wie die Tat sache, daß überhaupt ein folches Strafverfahren eingeleitet werden
tonnte.
Man vergegenwärtige sich: nach dem geltenden Tarifrecht durfte der Unternehmer nur unter Innehaltung der Bestimmungen des Tarifvertrages einen Vertrag mit dem Arbeitnehmer ab= schließen. Das ist Sinn und Zweck der gesetzlichen Vorschrift über schließen. Das ist Sinn und Zweck der gesehlichen Vorschrift über die Unabdingbarkeit der Tarifverträge, die durch den staatlichen Hoheitsaft der Allgemeinverbindlichkeitserklärung zum Range eines Gesetzes erhoben werden. Der Unternehmer mißachtet Tarifvertrag und Gesetz, er vereinbart schlechtere Arbeitsbedingungen. Will man schon bei einem solchen Borgang von Betrug sprechen, dann fann nur der Unternehmer verfolgt werden, weil er sich einen rechtswidrigen Bermögensvorteil verschafft hat. Das gilt auch dann, wenn beide Teile, Unternehmer und Arbeitnehmer, mit voller Abficht gegen die Unabdingbarkeit verstoßen hätten, weil sonst kein Beschäftigungsverhältnis zustande gekommen wäre. Man weiß ja, wie unter folcher Pression eine Einigung" erzielt wird. Nach der strafrechtlichen Seite hin kann also immer nur eine Schuld des Unternehmers vorliegen. Soweit die privatrecht. liche Seite in Frage kommt, bestimmt das geltende Tarifrecht ausdrücklich, daß solche Vereinbarungen unwirksam find; an ihre Stelle treten die tariflichen Bestimmungen. Im Düsseldorfer Fall hat deshalb das zuständige Zivilgericht, nämlich das Tariffchiedsgericht, den nachträglich geltend gemachten Anspruch an
ertannt.
Der„ Kerl mit der Verbrecherstirn".
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Irgendeine Behördenstube in einem Nestchen an der Donat Ein Beamter hat an der Wand seines Bureaus ein Brustbild Goethes hängen. Da fommt zufällig ein Rollege herein und sieht das Bild. Wer ist der Kerl!" ruft er. Gelaffen entgegnete der andere: ,, Nun, das ist doch Lenin!" ,, Richtig!" stimmte wieder der erste zu, man sieht ohnehin gleich die Verbrecherstirn!" Armer Goethe! Armer Lenin! Aber gegen die geistige Monströsität eines fgl. freistaatlichen Oberassistentenaspiranten oder eines außeretatmäßigen Ranglistensubstituts ist kein Kräutlein gewachsen. eines außeretatmäßigen Kanzliſtenſubſtituts iſt kein Kräutlein ge
Die Angst vor dem Anschluß.
Eine internationale Anleihe für Deutschösterreich. Nach einer Meldung der Wiener Allgemeinen Zeitung" sollen die Vorarbeiten für die Auflegung einer internationalen für die Beschaffung von Industrieprodukten wie Anleihe für Desterreich im Gange sein. Sie ist angeblich sowohl auch für die Beschleunigung des staatlichen Investiga= tionsprogramms bestimmt. Einleitende Fühlungnahmen sollen in London , Paris und Rom erfolgt sein. Maßgebende englische Finanzfreise hätten zwar die Führung eines zu gründenden Finanzsynditats abgelehnt, aber ihre Unterstüßung für ein solches Syndikat zugesagt. Das Anleiheprojekt soll hauptsächlich aus der Erwägung entstanden sein, daß allenfalls mit dem Anschluß Desterreichs an Deutschland vorläufig nicht gerechnet wird, andererseits aber auch ein enger wirtschaftlicher Zusammenschluß Desterreichs mit den Nach= folgeftaaten von England nicht gewünscht wird. Der eng liche Donauhandel würde unter einer Bestätigung der Meistbegünstigungsverträge mit den Subventionsstaaten sehr zu leiden haben. Englische Finanzkreise seien sich der Notwendigkeit bewußt, wenigstens eine provisorische Lösung des österreichischen Problems herbeizuführen.
Diese Lösung des österreichischen Problems scheint uns allerdings sehr provisorisch zu sein. Auslandsanleihen vermögen wohl gewisse äußere Schwierigkeiten vorübergehend zu beheben, sie werden aber niemals Desterreich und seine Wirtschaft lebens= fähig gestalten können. Die Siegerstaaten mögen sich vor der wahren Erkenntnis sträuben, wie sie wollen, die weitere Entwicklung wird sie überzeugen, daß Desterreich unter den heutigen Bedingungen zu einem dauernden Siechtum verurteilt ist.
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Das verräterische Lichtbild. Mit 120 000 Demonftranten im Luftgarten" will die Berliner Brawda" allen, die nicht dabei waren, imponieren. Aber o Unvorsichtigkeit in der Beilage zeigt die photographische Aufnahme hinter den im Vordergrund aufgestellten Demonftranten eine gewaltige leere Fläche. Vergebens fucht ein in das Bild hineinretouchiertes Plakat diese wenigstens auf einer Bildseite zu verdecken, der aufmerksame Beschauer erkennt deutlich, daß die Menschen nur einen Bruchteil der Blazfläche einnehmen. So ergänzt hier einmal das Bild den Tert in ungewollter, aber treffender Weise.
Die Hamburger Reederei Ridmers behauptet zu der Beschlagnahme eines ihrer Dampfer durch die Nanting- Regierung, daß dieser Dampfer lediglich Sprengstoffe für japanische Bergwerte führte und feinesfalls Munition zu irgendwelchen militärischen 3weden. Dabei sind in beiden Sendungen Hunderte von Kisten von schwarzem Sportpulver verladen!
Dieser entscheidende Zusammenhang geht in dem Düsseldorfer Strafgerichtsurteil vollständig verloren. Weit schlimmer ist jedoch, Das Ganze foll humoristisch sein. Es ist aber nur der daß nach Ansicht dieses Gerichts der Angeklagte wegen Betruges gequälté Wig einer Menschenschicht, die ihre Führer mit Wider zu bestrafen gewesen wäre, wenn er schon beim Vertragsschluß die zu bestrafen gewesen wäre, wenn er schon beim Vertragsschluß die willen ,, regieren" sieht und am liebsten den ganzen Laden Unwirksamkeit der fraglichen Bestimmungen gekannt hätte. Die Unwirksamkeit der fraglichen Bestimmungen gekannt hätte. Die zertrümmern würde. Was das Geschreibsel über die Spalten Geltend machung der gesetzlich gesicherten Tarifbedingungen des Führers" hinaus interessant macht, ist die Tatsache, daß ist also doch Betrug, wenn in voller Kenntnis der Rechtswidrigkeit es in dem Organ der größten Regierungsschlechtere Arbeitsbedingungen vereinbart wurden. In solchem Falle Italienische Faschisten im Auslande werden gelegentlich so bepartei des Bürgerblods, in einem Organ der verübt jedoch nicht der Unternehmer, sondern der Arbeitnehmer handelt, wie sie es in Italien den Andersdenkenden tun. Deshalb Partei des Verfassungsministers Reudell er nach Meinung des Amtsgerichts in Düsseldorf Betrug. hat die Faschistenregierung beschlossen, die Unfallrenten für faschistischeint! Der Borgang beweist nur wieder mal, daß auch für die Arbeitssches Berufsrisiko auch den Auslandsfaschisten zu gewähren.
Sense und Lippenstift.
Bon Kurt Offenburg.
Michael, ein Student der Philosophie, der zu seinem optimistisch blauen Augenaufschlag eine schwere, mächtige Gestalt und die breiten Hände ländlicher Vorfahren mitbekommen hatte, nahm Charlestonstunden. Tanzstunden von dem Geld, das er sich in durchwachten Nächten mit langweiliger Schreibmaschinenarbeit und durch die Einpaukung griechischer und lateinischer Weisheit in den schwachen Schädel eines faulen Fabrikantenföhnchens schwer genug verdient hatte. Das Geld follte ursprünglich zum Eintauf solcher jenseitiger Güter dienen, wie sie zu seinen Schwärmerblicken paßten: zum Einkauf dickleibiger Schwarten längst vermoderter Weltweisen und zu Kolleggeldern. Essen und Trinken war ohnedies das wenigste, was im Leben Michaels von Belang war.
Aber das Schicksal, das die Frommen bedroht, fügte, daß die mondäne dunkeläugige Schwester des lässigen Schülers mit den weichen Schritten einer eleganten Katze in die Stube tam und mit ihren langen gepflegten Händen irgendein Ding vom Schreibtisch des Bruders nahm. Der berühmte und berüchtigte Liebesschlag traf den armen Michael, als er aufstand und sich linkisch über die blasse Hand beugte.
Er stürzte sich damals schon( wenigftens bildlich) mit der leiden schaftlichen Schüchternheit seiner Träume dem unbekannten Mädchen
zu Füßen und war mit Körper und Seele bereit, sich zu bla mieren. Aber, wie es so geht, fie fand ihn ungeheuer romantisch und überdies dekorativ wie eine afrikanische Plastik... Sie lub Michael zu ihren Nachmittagstees ein, spürte mit Bergnügen seine schmachtende Hingerissenheit, brennende Abschiedshand. tüsse, sehnsüchtige Berührungen. Schließlich und endlich kam es fogar zu einem Ausflug mit dem Bruder.
Michael wußte von den Mädchen nur, was feine hungrigen Träume ihm vorgaufelten. Und überdies war das außer einer niedlichen Gepflegtheit auch das einzige, was an dem mattherzigen Fräulein interessant war.
Der Tag war glühend heiß, die kurze Eisenbahnfahrt wie ein Flug in andere Länder... Dann tam das Vesper in einem Wirtshaus, und Michael genoß die Butterbrote, die sie mit ihren heiligen Händen bereitete, wie ein Gläubiger die göttliche Mahlzeit.
Wenig später lagen die beiden( der Bruder Quartaner war Gott segne ihn! auf eigene Fauft räubern gegangen) am bemoosten Rand des Waldes, in Schatten und Hize gehüllt. Bor ihnen wellten in üppiger Bracht wogende Felder, tiefer am Horizont und im Dunst des Nachmittags verschwimmend Dörfer und Städtchen... Michael Klopfte das Herz bis zum Hals. Er wagte nicht, das Gesicht dem Mädchen zuzuwenden, das neben ihm ausgeftredt lag. Er sah nach der anderen Seite, und wie als Symbol sommerlichen
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Reichtums stand ein Mädchen oder eine Frau im Korn und schnitt die Aehren. Sie war groß und start, und ihre Hüften wiegten sich mit dem Schwung der Sense. Dann blieb sie heiß atmend stehen, schob das weiße Tuch vom Kopfe; er blickte, aufwärts gerichtet, in ein braunes, breites, von der Sonne durchglühtes Geficht. Sie lachte braunes, breites, von der Sonne durchglühtes Geficht. Sie lachte unmerkbar und lief wenige Schritte seitwärts an den Rand des Feldes, wo ein Baum weiten Schatten warf; beugte sich nieber, und Michael sah, wie sie ihr Kind aufhob und an die Brust nahm.
Atem von Korn und heißer Erde brang zu ihm... Jäh war es Michael, als wenn ein Bergessenes, eine Quelle in ihm wach würde. Wie lange war er weg vom Dorf, Vater und Mutter tot... Glück und Leid wuchsen über ihn hinaus und riffen Höflichkeit und Scheuheit fort. Er wandte sich verzaubert um, der Freundin nahe zu sein.
Da lag fie, halb aufgerichtet, blutleer und grau das Geficht, das Spiegelchen in der Hand urd den Stift in den dünnen Fingern der anderen, ernsthaft und fachlich bemüht, fich die blassen Lippen zu malen. Michael starrte sie an! Sie lachte ein wenig, und dann fam die Buderdose...
Michael wurde plötzlich nüchtern: wie häßlich und künstlich die weißen Wangen und die knallroten Lippen im Licht des Tages waren! Berstört begann er ein Gespräch und versuchte, in dem Mädchen den Traum und das Glück wiederzufinden, das ihm entgleiten wollte. Aber siehe! jeßt, da seine Augen geöffnet waren vom Leben, erkannte er lächelnd und schaudernd, daß seine Göttin nur der Schatten einer Frau und im Geist eine Gans war.
Der falsch übersehte Schwanktitel. Der Titel des neuen Stückes im Renaissance Theater stimmt erwartungsvoll: Dr. Bolbec und sein Gatte". Wieso hat der Dr. Bolbec einen männlichen Gatten, fragen wir spannunggeladen. Aber schon durch die erste Szene sehen wir eine bange Ahnung Wirklichkeit werden. Dr. Bolbec ist eine Frau Dr. Bolbec. Der Lustspieltitel fodt mit einem Uebersegungsfehler. Im Französischen klappt das Wortspiel. Sein oder nicht sein ist hier teine Frage; im Deutschen muß es heißen:„ Dr. Bolbec und ihr Gatte". Den abgetakelten Stoff von der berühmten Frau und dem an die Wand gedrückten Ehemann ziehen die Autoren Georges Bert und Louis Verneuil von neuem auf. Charmanter Berneuil, wie ist das möglich? Den beiden Franzosen ist bei der Behandlung des Themas, das vor Jahr zehnten einmal aktuell gewesen ist, nichts anderes eingefallen als den Beteranen der deutschen Schwanffabritation. Dem Ehemann wird eines Tages die Rolle des Prinzgemahls zu bunt, er pumpt sich mit Energie und seine Frau mit Eifersucht auf und macht so aus Dr. Bolbec ein liebwertes Weibchen. Im Anfang ist das Stück mit Bifanterien gewürzt; es endet traut und sinnig wie im Bad fischschmöter. Die Absicht der Theaterdirektion, das Publikum mit biefer belanglosen Dagewesenhelt gründlich zu langweilen, durch kreuzen die Darsteller durch ihr fein abgetöntes Spiel( Regie Baul Marr). Ein ganz eigenes Geficht hat Ostar Sima. Sein Ehe mann Bolbec ist von hoffnungsloser Entschlossenheit. Bevor er
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seine berühmte Frau anredet, gibt er sich regelmäßig einen ver zweifelten Rud, als ob er sagen will: Jetzt ist mir schon alles eins. Je trauriger sein Gesicht wird, desto lustiger wird das Barkett. Hilde Wörner ist zuerst, als Advokatin talt, nüchtern, fachlich wie ein Beamter. Dann blüht plöglich eine Innigkeit auf, die gefangen nimmt. Und entzückend ist ihre weibliche Verstörtheit und bebingungslose Hingabe, Dgr.
Journalisten mit Gewinnbeteiligung. William T. Stewart, der Leiter des New Yorker„ Sun", hat im Oftober vorigen Jahres mit einem Versuch begonnen, die Mitarbeiter seines Blattes durch Ge winnbeteiligung an dessen Erfolg zu interessieren. Er erklärte jetzt, wie die" Literarische Welt" erfährt, die Ergebnisse der vergangenen neun Monate hätten einen wesentlichen Aufschwung des„ Sun" ge bracht, den man nur dem neuen System zuschreiben fönne. Es handelt sich dabei, wie Stewart erklärt, nicht nur darum, die Journalisten zu höheren Leistungen anzuspornen, sondern auch darum, dem Blatte seinen Mitarbeiterstab zu erhalten. Die Zahl der Journalisten, die durch eine Zeitung zur Berühmtheit gelangt find und daraufhin zum Film übergehen oder den Posten eines publizistischen Beraters wirtschaftlicher und politischer Organisationen annehmen, wachse in erschreckendem Maße. Es werde den Zeitungen Ameritas faum etwas anderes übrig bleiben, als dem„ Sun" auf seinem Wege zu folgen.
Die zweite deutsche Naturschutzfagung, die in Raffel stattfand, faßte folgende Entschließung: Der zweite deutsche Naturschutztag in Kaffel hält in Anbetracht der außerordentlichen Bedeutung der Natur für alle Kreise des Volkes eine für alle deutschen Länder möglichst einheitliche gefeßliche Regelung der wichtigsten Forderungen des Naturschutzes für bringend geboten. Er begrüßt als wichtigstes Glied auf diesem Wege die Absicht der preußischen Staatsregierung, dem Preußischen Landtag demnächst den Entwurf eines Naturschutzgesetzes vorzulegen."
Ein Walfisch von einem Dampfer gerammf. Bet der Ankunft des Dzeandampfers, Baltic", der in diesen Tagen von New York in Liverpool eintraf, berichtet die Mannschaft über ein Zusammen treffen mit einem Walfisch, der an der Südküste Irlands von dem Schiff gerammt worden war. Das ganze Schiff wurde plöglich von einem schweren Stoß erschüttert, dem weitere leichte Stöße folgten.„ Es war, als ob der alte Neptun die" Baltic" mit einem Teppichflopfer bearbeitete," erzählt einer der Matrosen. Als man die Schiffswand untersuchte, fand man einen etwa sechs Meter langen Walfisch, der sich im Bug des Schiffes aufgespießt hatte und durch die wilden Schläge feines gewaltigen Schwanzes die Erschüt terungen des Schiffsrumpfes bewirtte. Der Kapitän ließ sofort beidrehen und schickte die Ingenieure nach vorn. Als man den Walfisch befreite, sah man, daß er eine etwa einen Meter lange Wunde im Rücken bei dem Zusammenstoß davongetragen hatte.
Die juryfreie Kunstschau Berlin im Landesausstellungsgebäude am Lehrter Babnhof wiro Mitte August eine Umhängung erfahren. Die Neueröffnung wird noch bekanntgegeben.
Monat anläßlich des 60. Geburtstages des Dichters Mar Dauthendes Kunstchronit. Die Galerie Matthiesen, Bellevueftraße 14, zeigt in diesem eine Heine Auswahl von Aquarellen des Künstlers.