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Verfassungsfeiern des Reichsbanners.

Da die große Bundesverfassungsfeier des Reichsbanners am Sonnabend, den 13., und Sonntag, den 14. August in Leipzig stattfindet, an der auch ein großer Teil der Berliner Reichsbannerangehörigen teilnimmt, veranstalten die Berliner Ortsvereine ihre Verfassungsfeiern beretts am tommenden Sonnabend und Sonntag.

Müggelseefasino den Verfassungstag. Alle anderen Veranstaltungen Am Sonnabend feiert der Ortsverein Friedrichshagen im finden am Sonntag, dem 7. August statt. Es sind sieben Feiern vorgesehen, die an folgenden Plägen stattfinden: Tiergarten: Restaurant Carlshof"( Ringbahnhof Beusselstraße); Brenz lauer Berg: Saalbau Friedrichshain; webbing: Großes Volksfeft im Schillerpart; Charlottenburg : Spandauer Bod; Wilmersdorf : Restaurant Viktoriagarten, Wilhelmsaue; Spandau : bei Löbel( Stadtparf); Treptow : im Alten Eierhaus. Die an den einzelnen Feiern teilnehmenden Reichsbannerabteilungen marschieren in geschlossenen Zügen zu den Festlokalen. Der Beginn der Feiern in den Lokalen ist um 15 Uhr. Alle Feiern find im Rahmen von Voltsfest en aufgezogen, bei denen durch Musit und Gesangsvorträge, durch Reden und Rezitationen und zum Schluß durch Kinderbeluftigung und Tanz zur Unterhaltung beige. tragen wird. Die Festreden halten: Senatspräsident Dr. Groß mann, Reichstagsabgeordneter Künstler, Bürgermeister Dr. Ostrowsti, Stadtrat Münsinger, Staatsminister a. D. Siering. Polizeioberst a. D. Lange und Ministerialrat a. D.

Breuer.

Die Verfassungsfeiern des Reichsbanners haben sich im Laufe der Jahre immer mehr zu wahren und beliebten Boltsfesten ent­widelt. Sie dürften auch in diesem Jahr die republikanische Be­völkerung aller Kreise wieder versammeln und so den ersten ein­drucksvollen Auftakt zu dem Verfassungstag bilden.

Die Tragödie einer Liebe. Doppelfelbstmord in einem Weinlokal.

Ein aufregender Vorfall spielte sich turz vor Mitternacht in einem Weinlokal Am Weidendamm 1 ab. Dort war ein junges Paar eingefehrt, das in einer Nische Plaz nahm und fich ganz unauffällig betrug. Wenige Minuten vor 12 Uhr sprang der junge Mann plötzlich auf und gab auf seine Begleiterin einen Pistolenschuß ab, der sie so schwer traf, daß sie fot zu Boden fant. Ehe noch andere hinzuspringen formten, richtete er die Waffe gegen fich selbst und jagte sich eine Kugel in die Schläfe. Da er noch schwache Lebenszeichen von sich gab, so brachte man ihn nach der Klinik in der Ziegelstraße. Dort liegt er in bedenklichem Zustande darnieder. Die Leiche des Mädchens wurde beschlagnahmt und

dem Schauhause zugeführt. Nach Papieren, die man bei den jungen Leuten fand, stammen beide aus Stettin . Er ist ein 21 Jahre alter Kaufmann Rudolf Dobberthin Dom Ober­weg 91, bas Mädchen eine 18 Jahre alte Elli Bland, die am Töpferweg 1 wohnte. Allem Anscheine nach hat sich das Paar schon mehrere Tage in Berlin aufgehalten und auch einen Ausflug nach Potsdam unternommen. Daß ihre Mittel zu Ende gingen, läßt sich daraus schließen, daß Dobberthin verschiedene Sachen in der Jägerstraße versetzt hatte. Die Pfandscheine hatte er noch in der Tasche. Aus einer Postkarte geht weiter hervor, daß das Baar den Entschluß gefaßt hatte, gemeinsam aus dem Leben zu scheiden.

Berlin lehnt eine Erbschaft ab.

Der Architekt Georg Kriebte, der im Februar 1927 ftarb, hat testamentarisch seine in der Krül. und Kiefholzstraße in Treptow belegenen neun Wohnhäuser der Stadt Berlin Dermacht mit der Bestimmung, daß die Häuser verkauft werden sollen und von dem Erlös ein Altersheim errichtet wird. Der Stadt ist von der Aufsichtsbehörde die Annahme der Erbschaft bis auf weiteres nicht gestattet worden, da von Verwandten des Erblassers die Rechtsgiltigkeit des Testamentes angefochten worden ist. Kriedte wurde in weiten Kreisen seit Jahren für geist es frant gehalten. Er litt an Verfolgungswahn und Baralyse, be­fchäftigte unabläffig die Gerichte sowie andere Behörden in auf fälligſter Weise. Mit dem Tode des erst 47jährigen Mannes hing feine ausschweifende Lebensweise eng zusammen. Das Testament wurde von Kriedte wenige Tage vor dem Tode abgefaßt und wird in der Hauptsache als Radhe aft eines Unzurechnungsfähigen be­trachtet, um die allernächste Berwandtschaft vom Erbe auszuschließen. Die Stadt hätte sich mit der Annahme der Erbschaft nur in lang wierige Prozesse verwickelt.

Der Ranbüberfall in Lichtenberg .

Zu dem Raubmordversuch in Lichtenberg , über den wir heute früh berichteten, erfahren wir, daß man bisher noch eine Spur der Täter gefunden hat. Besonders auffallend ist bei diesem Verbrechen, daß ein Mädchen sich an der Ausführung beteiligt hat. Der junge Bursche war etwa 20 bis 25 Jahre alt, 1,55 bis 1,60 Meter groß, hatte dunkles, nach hinten gefämmtes Haar und ein friches, volles Gesicht. Bekleidet war er mit einem dunklen Jackett, einer hellen Hose und braunen Schuhen mit Kreppgummi. fohlen. Eine Kopfbedeckung hatte er nicht. Das Mädchen, bas etwa 18 bis 19 Jahre alt sein mag, war von fleiner zierlicher Gestalt, trug einen dunkelblonden glatten Bubentopf und ein furzes weißes Ripskleid mit furzen Aermeln und chwarzem Lebergurt, bazu helle Strümpfe. Die Ermittlungen ergaben nun, daß es sich wahrschein lich um einen in allen Einzelheiten wohlüberlegten Raub­überfall handelt. Die Räuber müssen die Rasse in größter Eile geplündert haben. Größere Scheine, die zu Boden flatterten, ließen fie liegen und nahmen nur das Hartgeld, ungefähr 87 M. Das Mädchen, das als legte in die Herrenabteilung getommen war, muß die Ablenkung der Geschäftsfrau benugt haben, um in die hinten gelegenen Wohnräume noch einen britten oder vierten Helfershelfer einzulassen. Diese durchwühlten die Schränke und Kommoden, fanden aber darin nichts, was sie mitnehmen wollten. Das Befinden der überfallenen Frau Bräuning ist zufriedenstellend.

Für die Erhaltung der Grünflächen.

Vorstand und Ausschuß der Berliner mebizinischen Gesellschaft haben folgende Entschließung einstimmig an­genommen: In der letzten Zeit sind der Deffentlichkeit verschiedene Berkehrs- und Bauvorschläge betannt geworden, benen wertvolle Teile des Tiergartens, des Bellevueparts und noch anderer Park und Grünanlagen im Innern von Berlin zum Opfer fallen sollen. Demgegenüber halten Borstand und Ausschuß der Berliner medizini schen Gesellschaft es für ihre Pflicht, auf das ernsteste vor dem un­wiederbringlichen Schaden zu warnen, der durch die Ausführung folcher Pläne der Gesundheit und der Erholung der Berliner Be völkerung zugefügt würde. Es wird vom ärztlichen Stand puntt für vollkommen unzulässig ertiärt, daß von den ohnebies sehr geringen Freiflächen in 3u funft auch nur das geringste Stüd burch Bebauung oder Verkehrsanlagen den Erholungsbedürfti gen, besonders Kindern und Alten, entzogen wird. Dagegen wird als dringende Notwendigkeit erklärt, weit mehr als bisher Grünflächen Kindern und Kleinkindern freizugeben."

Auf dem Dessauer Flugplah.

Wie die Junkers- Rekordmaschine den 52- Stundenflug vollendete.

Dessau , 5. Auguſt( Drahtbericht). Auf der Back" ist alles wohl. Wir wünschen wohl geruht zu haben. Der Motor spudte ein bißchen, und die Fernsicht war Kreuzweh haben wir beide." schlecht, deshalb sind wir über dem Plah geblieben. Mächtiges

In ständig wachsender Spannung verfolgte gestern Nacht auf stellten der Junkers- Werke und von Pressevertretern in Gegenwart bem Dessauer Flughafen eine kleine Schar von leitenden Ange­bes offiziellen Sportzeugen den weiteren Verlauf des Reford­Es zeugte von der guten Laune der Flieger, daß sie zur Be­schwerung des Meldebeutels ein Butterbrot ver. fluges der Junkers- Maschine 33 L unter Führung der Piloten wandten. Dann freiste die Maschine weiterhin in ziemlicher Hähe Risticz und Edzard. Alle 40 bis 50 minuten hörte man das über dem Flugplatz. Um 5,48 Uhr waren die Flieger genau regelmäßige Surren des Motors, sah man die Maschine am 48 Stunden in der Luft. Das Wetter ist prachtvoll, der Motor Sternenhimmel als dunklen Punkt heransausen, die Wendemarte arbeitet anscheinend völlig regelmäßig. Wenn die Piloten ihre runden und wieder auf die Reise nach Leipzig gehen, von wo dann Absicht, zwischen 10,30 und 11 Uhr zu landen, wahrmachen können, nach 25 Minuten wieder die Meldung über das Eintreffen des dann würden sie den Weltdauerrekord Chamberlins um etwa Flugzeuges anfam. Kurz vor Mitternacht ging die Maschine in die Stunden verbessert haben. Chamberlin hatte diesen Reford von 43. Runde, tam pünktlich zurück und begann die 44. Runde, die 51 Stunden 11 Minuten aufgestellt. Das Interesse an diesem in die Entscheidung über einen neuen Streckenweltrekord auf ge­Deutschland bisher einzig dastehenden Refordflug wächst von Stunde zu Stunde, immer neue Gäste, Pressevertreter, die Angehörigen fchloffener Bahn bringen sollte. Der bisherige Weltrekord für der Piloten, Filmoperateure usw. treffen auf dem Flugplatz ein. eine Flugftrede in geschlossener Bahn wurde von den franzö Man erwartet auch Mitglieder des Aero- Clubs und der Deutschen fischen Fliegern Drouhin und Landry im August 1925 auf Versuchsanstalt für Luftfahrt. Profeffor Junkers will noch vor Be einem Farman- Doppelbeder nach 45 Stunden mit einer zurüdendigung des Fluges mit seiner eigenen Maschine von Warnemünde gelegten Strede von 4400 Kilometer aufgestellt. Um 1 Uhr hier in Dessau eintreffen. 11 Minuten kam aus Leipzig die Meldung, daß die Maschine die Bendemarke gerundet und demnach bereits 4393 Kilometer zwischen den Wendemarken zurückgelegt habe. 22 Minuten später, um 1 Uhr 33 min. traf sie wieder in Dessau ein und hier wurde nun nach der 44. Runde offiziell festgestellt, daß der Weltstreckenrekord von der Junkers 33 L auf 4460 Kilometer verbessert worden war. Auf dem leuchtenden Transparent auf dem Flugplatz, von dem aus den Fliegern Nachrichten über die Zeit und die zurückgelegte Strede übermittelt wurden, erschien die Inschrift

,, 4460, wir gratulieren".

Unter dem Winten der auf dem Flugplatz Stehenden flog die Mas schine nach Aufstellung des neuen Refords eine Runde über dem Flugplatz und ging dann wieder auf die Reise nach Leipzig . Nach bem fie die 45. Runde zurückgelegt hatte, brach sie den Bendelflug gegen 23 Uhr früh ab, da sich in Richtung Bitterfeld- Leipzig die Sicht verschlechtert hatte. Die Flieger freiften bann länger als eine Stunde über dem Dessauer Flugplag. Die Junkers- Werke hatten im Berlauf des gestrigen Abends aus einer abgeworfenen Meldung der Piloten den Schluß gezogen, daß aus irgendwelchen Gründen der Brennstoffvorrat nicht mehr lange reichen und die Maschine deshalb im Laufe der Nacht landen würde. Diese Annahme stellte sich jedoch als irrig heraus. Das Flugzeug blieb weiter in der Luft und begab weiße Leuchtkugel Signal gegeben hatte, wieder auf den Bendelflug sich, als es heller wurde, gegen 4 Uhr früh, nachdem es durch eine nach Leipzig , legte aber nur noch eine Runde, die 46., zurück und verbesserte so den Streckenweltrekord auf 4660 Kilometer. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Flieger bis dahin noch etwa 1200-1300 Kilometer in Runden über dem Dessauer Flugplatz zurückgelegt hatten, die aber nicht gewertet wurden, weil sie nicht innerhalb der 33 L von Leipzig zurück und wurde nun bei hellem Tageslicht durch beiden Wendemarken geflogen wurden. Um 45 Uhr fehrte die lebhaftes Winken begrüßt, was von den Piloten deutlich sichtbar er­midert wurde. Dann wurde mit rotem Wimpel eine Meldung von Bord der Maschine abgeworfen, die folgenden Wortlaut hatte:

,, Um 4 Uhr 15 min. haben wir noch 180 Liter Brennstoff, so daß wir zwischen 10 Uhr 30 und 11 Uhr werden landen müffen.

Das Lastauto auf dem Bürgersteig.

Ein Autobus fährt in eine Arbeitergruppe. An der Ede Danziger und Dunderstraße, im Mor den Berlins , ereignete sich heute früh gegen 8 Uhr ein schwerer Straßenunfall, bei dem zwei Passanten schwere Verlegungen da­vontrugen.

Beim Einbiegen in die Danziger Straße verlor der Führer eines mit Steinen beladenen Lastkraftwagens mit Anhänger die Gewalt über die Lenkung und fuhr auf die Mittelpromenade. Der Wagen prallte mit großer Wucht gegen einen Straßenbahnmast und einer Haltestellentafel, die umgerissen wurden. Zwei an der Haltestelle stehende Personen fonnten nicht mehr rechtzeitig zur Seite springen und wurden von dem Lasttraftwagen erfaßt. Die 32jährige Angestellte Else Kühne aus der Schliemannstr. 3 trug einen Schädelbruch und schwere Verbrennungen durch den Autokühler davon. Cin 42jähriger Kaufmann Anton P. aus der Schliemannstraße erlitt Kopf-, Becken und Armverlegungen. Die Berunglückten fanden im Krankenhaus am Friedrichshain Auf nahme. Die Schuldfrage ist noch ungeklärt.

Ein anderer eigenartiger Unfall, bei dem zwei Arbeiter [ chwer, zwei andere leichter verlegt wurden, trug sich heute früh gegen 9 hr vor dem Hause Kurfürstendamm 65 zu. Gin Autobus der Linie 1 fuhr in vollem Tempo von hinten in einen Karren hinein, der von vier Straßenarbeitern gezogen mure. Hierbei trugen ber 49jährige Arbeiter Johann Witt aus der Rüdersdorfer Str. 21 und der 24jährige Kurt Wend­rich aus der Georgenkirchstraße so schwere Berlegungen davon, daß sie nach Behandlung auf der Rettungsstelle 33 in die Nollen­dorfflinik übergeführt werden mußten. Zwei andere Arbeiter, der 21jährige Erich Bugcent aus der Genterstraße 58 und der 26jährige August Rodschinſti aus der Scheererstr. 10 erlitten start blutende Fleischwunden, konnten jedoch nach Anlegung von Notverbänden in ihre Wohnungen gebracht werden. Durch den Vorfall trat eine viertelstündige Berkehrsstörung ein.

Das Opfer der Jungfrau.

Die Schatzgräber auf der Schrohburg.

Um 8 Uhr morgens begannen die letzten Runden, die die Ent Scheidung darüber bringen sollten, ob die Junkers- 33 L den Welt. dauerreford Chamberlins brechen werde. Mit nervöser Spannung verfolgten die zahlreichen Zuschauer im Flughafen und an den das Arbeiten des Motors und die Kreise der Maschine, die, je nach Rändern des Flugfeldes wie auch die Belegschaft der Junters- Werke dem, welcher Pilot gerade am Steuer saß, bald in Rechts- und bald in Linkskurven über dem Flughafen und seine Umgebung schwebte. Die Junters- Werte ließen denn das Schlafwagenflugzeug G 31 auf­steigen, von dem aus sich eine gute Gelegenheit bot, die Reford­maschine bei ihrem ruhigen Fluge in nächster Nähe zu beobachten. Um 9 Uhr ertönte auf dem Flughafen ein brausendes Hoch, der Weltrekord Chamberlins war um eine Minute überboten, die Maschine war 51 Stunden 12 Minuten in der Luft. An dem Transparent erschien die Aufschrift:

,, 9 Uhr, 51 Stunden 12 Minuten."

Als Antwort auf das jubelnde Winken der Zuschauer löfte sich von der Maschine eine weiße Leuchttugel als Beichen dafür, daß

an Bord alles in Ordnung war, und daß der Flug weiter fortgesett wird. Bei Schluß dieses Berichtes, um 10 Uhr, schwebte die Maschine noch immer in geringer Höhe und in ganz langsamem Fluge über dem Flugplatz.

Nach der Landung der Flieger, über die wir an anderer Stelle berichten, dankte Professor Junkers den Fliegern und seinen gesamten Arbeitern und Angestellten für das, was sie geleistet haben und betonte, daß dieser Erfolg nicht nur das Wert, sondern das ganze deutsche Volk ehre. Dann ergriff Staatspräsident Deist das Bort, um die beiden Flieger und Profeffor Junkers auf das herz­lichste zu beglückwünschen. Für die Stadt Dessau brachte Stadtrat Neumann ein Hoch auf Dessaus berühmten Bürger Professor Junkers aus, der den Namen Dessau in der ganzen Welt bekanntgemacht und zu Ehren gebracht habe. Risticz und Edzard sprachen schließ lich in schlichten Worten den Dank für die ihnen zuteil gewortenen Ehrungen aus. Damit waren die Begrüßungsfeierlichkeiten beendet, und die Flieger fonnten sich endlich zur wohlverdienten Ruhe in ihre Wohnungen begeben.

bestanden märe. Bor Aufregung in Schweiß gebadet, trat man den Heimweg an und entschloß sich nach reiflicher Ueberlegung, den Kampf lieber nicht aufzunehmen. Da war die andere Lösung leichter, denn der Bauer hatte ja eine Tochter vom 15 Jahren. Die Mutter war angesichts des in Aussicht stehenden Reichtums auch einverstanden und hatte nicht viel Mühe, die Tochter, die von dem Geisterbeschwörer schon durch Versprechen eines Fahrrades und eines neuen Kleides gefügig gemacht war, für den Plan zu gewinnen. Und bald war das Sühneopfer im Eltern­haus vollzogen. Leider aber ließ sich der Geist mit dem Schatz nicht sehen, wohl aber meldete sich das Amtsgericht Konſtanz , das Eltern und Geisterbeschwörer zur Verantwortung zog. Die Eltern wurden mit Gefängnis bestraft, der Geisterbeschwörer aber erhielt 1 Jahr 3 Monate Zuchthaus .

Fabriffeuer in der Köpenicker Straße . Drei Löschzüge der Berliner Feuerwehr hatten heute früh um 8 Uhr mehrere Stunden mit der Bekämpfung eines gefährlichen Feuers zu tun, das in den Lagerräumen der chemischen Fabrik Alchima in der Köpenicker Straße 147 ausgebrochen war. Chemikalien und Badmaterialien gaben dem Feuer reiche Nahrung. Den Anstrengungen der Wehren gelang es, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Die Ent stehungsursache ist noch unbekannt.

Juden und Christen. Unsere Mitarbeit an der deutschen Kultur"

ist das Thema einer 44 Seiten starten Sondernummer der CB.­Beitung", die der Central- Verein deutscher Statsbürger jüdiſcher Glaubens aus besonderem Anlaß herausgibt. Mit freundlicher Ge­nehmigung der Redaktion entnehmen wir der Beitung den folgenden

Borabdruck:

Arno Holz ' Antwort.

Von Schwägern aus verschmitten Buden Laß dich nicht heuchlings überlisten; Ich tenne Christen, das sind Juden, Ich kenne Juden, die sind Christen. Ob Nase grade oder krumm, Hauptsache Individibum!"

Arno Holz .

Bolt und Zeit", unfere illustrierte Wochenschrift, und .Der Kinderfreund" liegen der heutigen Postauflage bei.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

Morgen Sonnabend, 5. Auguft:

9. Abt. Die Genoffen haben beim Gen. Herrichen, Wilsnader Straße 40 zwifchen 6-8 Uhr& conto Bahlungen zu leisten.

25. bt. 20 Uhr bet Kästner, Elbinger Straße 24 wichtige Funktionärsigung. 54. Abt. Charlottenburg., 20 Uhr bei Casper . Gueride- Straße 1 Funktionärsizung. 79. Abt. Schöneberg . Die Funktionärversammlung findet nicht heute Freitag, fondern morgen Sonnabend, pünktlich 20 Uhr im Sotal Achtenhagen, Gieblung Lindenhof ftatt. Erscheinen aller Funttionäre notwendig. 94. Abt. Reukölln. Morgen 7, Uhr Funktionärsigung bei Schröder, Steinmeg Straße 52. Erscheinen Pflicht.

Ein richtiges Stüdchen Mittelalter erlebte man in einer Ge­richtsverhandlung, die vor furzem in Konstanz stattfand. Lebte ba in einem Bodenseedörfchen eine biebere, nicht gerade mit Glücks gütern gesegnete Bauernfamilie. Ihr freundete sich ein zugezogener Anstreicher an, der bald heraus hatte, daß das Ehepaar nicht nur einen guten Glauben sondern einen noch besseren Aberglauben hatte. Und so erzählte er die Geschichte von dem Goldschap im Werte von drei Millionen, der auf der Schrozburg von einem Raub­ritter vergraben sei. Würde das verlangte Sühneopfer gebracht, in bem eine reine Jungfrau ihre Unschuld opfere, dann bringe der Geist selbst den Schaß und die Erlöser können die drei Millionen teilen und herrlich und in Freuden leben. Diese Geschichte ließ das Ehepaar nicht ruhig schlafen. In der darauffolgenden Nacht begab fich der Ehemann mit dem Geisterbeschwörer auf die Schroßburg. Um Mitternacht sollte die Unterredung mit dem Geist stattfinden. Oben angekommen, beschrieb der Geisterbeschwörer einen Kreis, murmelte allerhand unverständliche Worte und nahm den auf geregten und erschrockenen Bauer bei der Hand. Da schlug es vom Kirchturm zwölf, der Beschwörer sant in die Knie, schlotterte und martierte alle Zeichen des Entfegens, so daß dem Begleiter angst empfohlen ben Bergnügungsplägen einen regen Besuch abzustatten. Wir verweisen und bange wurde. Seine Aufregung steigerte sich noch, als nun die Unterredung mit dem Geist begann. Der Geist war zwar nicht zu sehen, auch hören konnte man ihn nicht, aber der Beschwörer stand Rede und Antwort und aus den Antworten fonnte der ent jezte Begleiter entnehmen, daß der Geist innerhalb 24 Stunden den Schah in sein Haus. bringen würde, wenn die verlangte Jung frau als Sühneopfer hingegeben ober ein Kampf mit ihm siegreich

Die Berliner Bergnügungspläge haben jeht nach Beendigung ber Schulferlen einen fehe tegen Zuspruch. Eltern haben sich mit ihren Rinbern währenb ber Ferien vorwiegend am Waffer ober in thren Lauben aufgehalten um auch den Kleinen eine kurze Erholung zu bereiten. Anfang nächſter Woche müssen nun bie Kleinen wieder den Weg zur Schule antreten. Jeht werben die Kleinen wieder sehr gerne Starussell fahren oder an fonftigen harmlofen Beluftigungen teilnehmen. Durch den regen Wechsel der Geschäfte, welcher vorwiegend in der legten Seit ein getreten ist, geben fait burchweg alle Berliner Bergnügungsvläge ein anderes Bild ab, fodaß den Besuchern neue Attraktionen und sonstige Boltsbeluftigungen gezeigt fönnen. Es wird daher der wetttätigen Bevölkerung Berlins bestens auf das Inserat der heutigen Ausgabe.

Berantwortlich File Politik: Richard Bernstein; Wirtschaft: A Saternus:

Gewerkschaftsbewegung: Friebr. Extorn: Feuilleton: R. 8. Discher: 2ptales und Sonstiges: Friz Karstäbt; Anzeigen: Th. Glode; fämtlich in Berlin . Berlag: Vorwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin . Drud: Borwärts- Buchbruckere und Berlagsanstalt Baul Ginger u Co., Berlin S 68, Lindenstraße Sieran 1 Beilage.