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Freitag

5. August 1927

Beilage

des Vorwärts

Kulturarbeit=

Die Trinkerfürsorge.

Von Stadtarzt Dr. Alfred Korach.

Die Trinferfürsorge hat man bisher vielerorts recht stiefmütterlich behandelt. Ihre Organisation ist fast überall verhältnismäßig bescheiden und außerdem wenig einheitlich. Auf dem Gebiete der Trinkerfürsorge betätigt sich neben kom­munalen Trinkerfürsorgestellen eine Anzahl von Vereinen, die zum erheblichen Teil ein sektenhaftes Gepräge haben. Oft hat diefe private Fürsorgearbeit auch Erfolge gezeitigt. Die Trinterfürsorge von heute ist aber in vielen Städten und Kreisen in das Gesamtgebiet der Gesundheits­fürsorge ganz zweifellos immer noch nicht so eingegliedert, wie dies zu wünschen wäre. Und dies ist sehr bedauerlich.

Wie in allen Zweigen der Gesundheitsfürsorge, so ist auch auf dem Gebiete der Trinkerfürsorge zu verlangen, daß die Organisation in der öffentlichen Hand und zwar bei den Trägern der Selbstverwaltung, namentlich bei den

Kommunalverwaltungen

sich befindet. Die kommunale Trinterfürsorge arbeitet dann in geeigneter Weise mit den verschiedenen Vereinen, die sich

der Hilfe für Trunksüchtige widmen, zusammen.

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Im Anfang war das Wort!

Kulturarbeit in der Taubstummenlehranstalt.

Als fürzlich die Kreise und Vereine der Taubstummen den 200jährigen Geburtstag Samuel Heinides feierten, des be= rühmten deutschen Schulmeisters und Taubstummenlehrers, der durch seine Erfindung der Lautsprache ihr Retter und Wohltäter geworden ist, zählten die Taubstummen nach Tausenden, die seiner dankbarst gedachten. Nach Tausenden? wird mancher Leser verwundert fragen. Nach einer Statistik von 1903 bestanden in Deutschland 90 Taub= stummenanstalten, davon waren 25 staatlich, 42 von Kom­

munalverbänden, 4 von Städten und 19 von Privatvereinen unter­halten, mit insgesamt 6703 3öglingen. Es handelt sich hier vor­wiegend nur um Schüler. Die Zahl der Taubstummen ist absolut gestiegen, aber im Verhältnis zur Bevölkerung zurückgegangen. Die einzelnen Provinzen Preußens weisen außerordentliche Unterschiede auf. Es entfielen bei der Volkszählung 1905 auf Ostpreußen 19.3 Taubftumme auf 10 000 Einwohner, auf Westpreußen 17,4, auf Bom­Holstein 5,8. Benn man dieser eigenartigen Erscheinung auf den mern 11,4, dagegen im Rheinland nur 6,1, Westfalen 6,0, Schleswig­Grund geht, daß Taubftumme im öffentlichen Leben weniger bemerk bar werden als Blinde, deren relativ geringerer Zahlensatz größten teils noch in Anstalten dauernd verborgen bleibt, fo entspricht es einesteils wohl der Art des Leidens, daß es den Taubstummen er

Der Ausbreitung und Gestaltung der Trinkerfürsorge ist es sehr abträglich und auch heute ist dies noch sehr wenig erfreulich, daß die verschiedenen Organisationen, die nach­gehende Trinferfürsorge treiben, einander nicht recht ver­stehen, oft aneinander vorbeiarbeiten. Die Meinungsvermöglicht, ihr Leiden nicht sofort sichtbar werden zu lassen, anderen­fchiedenheiten zwischen Abstinenten und Temperenglern spielen teils aber auch der Tatsache, daß die meisten Taubstummen dank einer hier eine nicht unbedeutende Rolle. In vielen Vereinen be- energischen pädagogischen Fürsorge von ihrem Leiden man fönnte geht man ferner gemiffe Fehler. Manche Vorstandsmitglieder fagen fast befreit werden. überschäzen nämlich ihre Kräfte. Mag der gute Wille vieler Laien, die seit Jahren in der Trinterfürsorge stehen, noch so groß sein, er vermag medizinische Kenntnisse mun einmal nicht zu ersetzen. Man vergißt bei dem Kampfe vieler Vereine gegen den Alkoholismus den

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Arzt

als umentbehrliches- Organ der Fürsorge. Es mag ja sein, daß hie und da, namentlich in ländlichen Gegenden, ein geeigneter Arzt nicht zur Verfügung steht; ganz sicherlich aber fann von einem Mangel an Aerzten, die für eine trinker fürsorgerische Tätigkeit in Betracht kommen, in den meisten Städten nicht die Rede sein. Nur dann, wenn ein tüchtiger, sozialmedizinisch interessierter Arzt, nament­lich ein auf dem Gebiete der Nerven- und Geisteskrankheiten und in der sozialen Psychiatrie geschulter Arzt, als leitende Persönlichkeit die Initiative und Exekutive in beträchtlichem Umfange zu entfalten vermag, in der Trinkerfürsorge seines Amtes waltet, wird es möglich sein, wirklich erfolgreich ar­beiten zu können. Freilich bedarf er der tätigen Mitarbeit von Fürsorgern, Fürsorgerinnen oder anderen Helfern, die cuf dem Gebiete der Trinferfürsorge besonders erfahren sind. Als Mitarbeiter bei der praktischen Trinkerfürsorge braucht man unbedingt sowohl Frauen wie auch Männer. Weibliche Kräfte

haben oft einen besonders guten Spürfinn und verstehen es recht gut, mit den Trinkerinnen oder den Frauen der Trinter umzugehen. Es gibt auch manche Trinker, bei deren Be treuung die Fürsorgeschwester leichter zum Ziel fommt als ein männliches Wesen. Handelt es sich jedoch darum, einen Trinker einer Gemeinschaft von Menschen zuzuführen, die alkoholgegnerisch ist und es sich zur Aufgabe macht, die Lebensführung ihrer Mitglieder zu beobachten, so wird oft eine männliche Persönlichkeit, die Mitglied eines solchen Ver­eins ist, für die Betreuung am Blaze sein. In den städtischen Trinterfürsorgestellen arbeitet man daher auch dann, wenn fommunale Fürsorgeschwestern für die Trinferfürsorge zur Berfügung stehen, trotzdem gleichzeitig mit solchen männlichen Fürsorgern und ehrenamtlichen Helfern zusammen. Nicht jede Fürsorgeschwester mag sie noch so intelligent sein ist für die Alkoholfürsorge geeignet. Gewöhnlich betätigen fich in der Trinkerfürsorge solche Frauen, die über ein besonders großes Maß von Ruhe verfügen. Es ist auch fein Fehler, wenn die in der Trinferfürsorge tätigen Menschen einem Herkules ähneln. Trinker und Trinkerinnen haben nicht selten gewisse sagen mir robuste Umgangs­formen. Schwächliche und nervöse, womöglich zappelige Menschen, werden in der Trinkerfürsorge, wenn sie sich auch noch so sehr für sie begeistern, böse Erfahrungen machen und Schiffbruch erleiden.

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Ein großer Teil des Erfolges, der in fommunalen Trinkerfürsorgestellen, die unter ärztlicher Leitung stehen, er zielt werden kann, liegt darin verankert, daß der Arzt dem Trinker androhen fann, ihn für den Fall seiner Rückfällig­feit einer Anstalt zu überweisen. Handelt es sich um einen Alkoholiker, der der Trunksucht schon so start verfallen ist, daß zum Zwede seiner Genesung eine ambulante Betreuung nicht genügt, so muß man dafür Sorge tragen, ihn auf mehrere Monate in eine geeignete

Trinferheilanstalt einzuweisen. Gar nicht selten sind Trinker hiermit auch voll­ständig einverstanden und, nach Rückkehr aus der Trinterheil­anstalt, mit dem dortigen Aufenthalt und seinen Erfolgen überaus zufrieden.

Die Einweisung in Trinkerheilstätten gestaltet sich in vielen Städten und Kreisen deshalb sehr schwierig, weil die erforderlichen Geldmittel nicht ohne weiteres zur Verfügung gestellt zu werden pflegen. Ein besonderes Kapitel des Haushaltsplanes für die Zwecke der Trinferfür forge ist häufig nicht vorhanden. Da kommt es nun darauf an, ob der Dezernent des Wohlfahrtsomtes geneigt ist, aus den ihm zur Verfügung stehenden sonstigen" Mitteln die er forderlichen Rosten zu bestreiten. Da ein Aufenthalt in einer Trinkerheilstätte meist nur dann Erfolg hat, wenn er min­destens drei Monate, oft sechs Monate und darüber dauert, so stellt sich der Betrag für den Aufenthalt in einer Trinter­heistätte recht hoch. Die Trinker sind meist Leute, deren Ber­mögensverhältnisse trübe find. Viele Trinker find fränflich. Eine Rückzahlung des für eine mehrmonatige Kur in einer

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Heute geschieht tatsächlich das Wunder, die Taubstummen lernen reden. In der von Dr. Felir Reich in Berlin - Weißen­fce geleiteten Taubstummenanstalt batte man fürzlich Gelegenheit, den Verlauf dieses Lehrprozesses in den einzelnen Schulklassen felbft wahrzunehmen. Stummheit wird in den häufigsten Fällen nur durch Taubheit bedingt, meist immer, wenn diese angeboren wurde oder vor der Zeit entstanden, in der die Sprache erworben und hinreichend gefestigt ist. Bei den heutigen Lehr- und Unterrichtsmethoden handelt es sich ausschließlich darum, den Kindern eine reine Lautsprache beizubringen, also eine Sprache, wie sie die Gefunden führen und von ihnen verstanden wird, feine Zeichen- und Gebärdensprache. Den Sinn der Dinge er­schließt nur der reine Sprachbegriff, wie er sich im Munde formt und Grundlage des Dentens zusammenfügt. Hier in der Schule jah man mit allen Beiworten der grammatikalischen Regeln zum Saz als Grundlage des Denkens zusammenfügt. Hier in der Schule sah man sind hineintritt. Da ist eine Gruppe der Kleinen, der ABC- Schüßen, nun, wie das Wort" gleich einer Schöpfung in das taubftumme fünf- bis siebenjährige Kinder. Sie zu unterrichten, ist die schwerste Aufgabe für den Lehrer. Und doch wird von den Pädagogen ge­fordert, den Unterricht obligatorisch schon mit fünften Lebensjahre beginnen zu lassen, der Zeit, da das Kind feme Wahrnehmungen noch nicht durch Zeichen und andere Hilfsmittel festgelegt hat. Berfümmerte, vielleicht noch vor turzem im Winkel ihres Herzens bekümmerte Kinderchen hocken Stuhl des Lehrers. Sie ſizen ganz im Bereich seiner Hand, die ihrer acht oder zehn auf fleinen Bänkchen in Hufeisenform um den mit heftigen Gestitulationen an ihnen heruniwerkt, d. h. bald hier hin, bald dort hin fährt, bald einen allzulauten Mund dämpft, bald das Kinn hebt oder eine schwierige Silbe buchstäblich mit dem Finger aus den fleinen Mundlöchern herausholt. Oft müssen beide Hände arbeiten, auf der Brust des Sprechers und am Mund des Kleinen, eine mühevolle, zermürber de und wiederum eine außerordentlich fünstlerische Arbeit, die vielleicht schwieriger ist, als ein Instrument zum Erflingen zu bringen.

Unartikulierte Laute tollern von den Lippen der Kleinen, ihre Augen brennen, die Fäustchen ballen fid) in schwerem Ringen bei der Gestaltung des Wortes. Die Hand des Lehrers fährt begütigend über ihre Scheitel. Ein kleines Mädel ist durch die Gegenwart eines Fremden so schüchtern, daß ihr alle Worte falsch im Mund stehen.

Trinterheilstätte aufgewendeten Geldbetrages fommt daher gar nicht oder aber nur in geringem Umfange in Betracht. Die Bedenken des Wohlfahrtsamts, die der Verwendung großer Beträge für die Unterbringung für Personen in Trinkerheilstätten entgegenstehen, sind zu verstehen, wofern andere Aufgaben des Wohlfahrtsamts zurückgestellt oder be­schränkt werden müssen. Troßdem aber ist diese Rechnung vom fommunalpolitischen Standpunkte aus falsch. Wir wissen, daß es gerade die Trinter sind, die in großer Anzahl die Jrrenanstalten, Krankenhäuser, Obdache

und Gefängnisse benölfern. Hier verschlingt aber ihr Aufenthalt auch viel Geld, das ja doch die Offentlichkeit her­geben muß freilich aus den Taschen verschiedener anderer Behörden und Verwaltungsstellen.

Eine Trinkerfürsorge vermag. nur dann etwas Ersprieß­liches zu leisten, wenn auch die

Gerichte und Polizeibehörden willens find, tätig mitzuarbeiten und in geeigneten Fällen schnell am Werte zu sein. Trinker oder Trinferinnen, die gewalttätig sind, bei denen der Verdacht der Gemein gefährlichkeit besteht, muß man auf frischer Tat einer geeigneten Betreuung zuführen. Wenn die polizeilichen Nach­forschungen und Feststellungen lange Zeit dauern, dann ist es sehr schwer, den Sachverhalt klarzustellen. Die Glaubwürdig feit der Aussagen wird dann später meist start in Zweifel gezogen. Man hat nun in den letzten Jahren in einigen Orten zwischen den Trinterfürsorgestellen, den Gerichten und den Polizeibehörden Abmachungen getroffen, die eine schnelle für­forgerische Erfassung in allen den Fällen zum Zwecke haben, in denen ein Trinker gemeingefährlich wird oder in denen ein besonders traffes asoziales Berhalten des Trinkers oder die Berna chläftigung feiner Familie zu schleuniger öffentlicher Fürsorge dringend Veranlassung geben. Mit der Trinkerfürsorge ist gewöhnlich auch eine Für forgetätigkeit an

Morphinisten und Rofainisten verbunden. Leider haben diese beiden Gruppen von Sücht lingen in den letzten Jahren außerordentlich zugenommen. Bei ihnen bedarf es ganz besonders sorgfältiger fürsorgerischer Arbeit, um Erfolge zu erzielen. Algemein ist dieser Für forgezweig noch nicht ausgebreitet. Man wird hier, vor allem

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Ein kleiner Junge gleicht einem Wolf, der hungrig immer wieder nach dem entschlüpften Brocken hascht. Wenn aber durch das Nicken des Lehrers und seine laute Bejahung die Kinder sehen scharf auf seinen Mund und lernen die Worte von seiner Lippen­stellung ablesen dem Sprecher gezeigt wurde, daß das Wort nun endlich richtig gesetzt und verstanden herausgekommen ist, geht ein Lächeln und Aufatmen über das Kind.

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Drei bis vier Jahre gehen allein mit diesem Unterricht zum Erlernen der Sprache dahin, darum auch die Forderung eines früheren Schulbeginns. Eine 10jährige Schulzeit würde dann ungefähr einer Volksschulbildung entsprechen. In einer der nächsten Klaffen hat sich ein unerhörter Vorfall begeben. Während die Klaiſe beim Spielen in der Pause auf dem Hofe war, blieb einn Kind in der Klasse einge perrt, weil der Riegel felbfttätig beim Tür­nicht heraus. Nun steht der gewichtige Vorfall an die Schultafel zuschlagen vorsprang. Man tonnte nicht zu ihm hinein und es fonnte geschrieben und bietet hinreichenden Stoff zu Berwicklungen und Ent­geisterung dabei und am meisten die kleine Heldin, der das Malheur wirrungen und zum Formen neuer Begriffe. Die Klasse ist mit Be passiert ist. In den aberen Klassen, die sich nicht nach Alters. unterschieden bilden, sondern nach dem der Befähigung, wird eifrig Politik erörtert. sich der gesunde Sinn der Kinder, selbst verwickeltes Geschehen mit ihren naiven natürlichen Sinnen zu erfassen. Der Eingriff Ameritas in Merifo wird sehr richtig auf das selbstsüchtige Gebaren des stärkeren Staates zurückgeführt, sich der reichen merikanischen Del­quellen zu bemächtigen. Dagegen behauptet ein junges Fräulein aus Balästina, daß Petroleum auf Bäumen wachse, was nach dem miß­verstandenen Wort Del" für sie das nächstliegende war.

Grad Dabei zeigt

Der Schlußpunkt seiner Schöpfung, den der gütige Direktor mit Stolz präsentiert, ist ein Einzelschüler, nunmehr schon ein dieser einzig dastchenden Leistung verbindet nämlich der Direttor mit Student, den der Direktor durch das Abitur gebracht hat. Mit Recht die Forderung nach einer Schule mit weitgehendem Lehrziel, das mindestens in der Obersekunda schließt. Borläufig zeigten sich die Behörden nicht sehr entgegenfommend und erst seit Dstern dieses Jahres ist die erste Versuchsklasse dieser Art an die staatliche Taub­stummenanstalt in Neukölln angegliedert. Das viele Geld, das für schwachbegabte Taubftumme verwendet wird, ist verloren. Dagegen bringt jeder Pfennig für die gutbegabten Taubstunimen sie be­ziffern sich auf etwa 10 Proz. aller normalen Gehörlosen Zins und Binseszins in seelischer, geistiger und wirtschaftlicher Beziehung." Sein 20jähriger Schüler ist der beste Beweis; er hat bereits eine Erfindung auf dem Gebiete des Fernsehens gemacht, an der er nun praktisch

weiter studiert.

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seine Ursache auch darin, daß sie sich als voll gültige Arbeiter Wenn wir aber die Taubstummen so wenig bemerken, hat es

in den allgemeinen Arbeitsprozeß einreihen. Neur auf dem flachen Lande tann man vielleicht hin und wieder beob achten, daß solche Unglückliche mit allen Zeichen der Idiotie und der Hilflosigkeit zum Gespött der Umgebung herumirren, sobald sie erschienenen Bericht sind die von den Gehörlosen bevorzugten feine folgerichtige Schulbildung genossen haben. Nach einem kürzlich Berufe folgende: Schneider 18 Proz., Schuhmacher 12 Proz sehr wenig Taubstumme sind in der Landwirtschaft beschäftigt, was graphische Berufe, Maler, Anstreicher, Schlosser, Goldarbeiter. Nur auch den Drang zur besseren Lebensstellung in ihnen wachgerufen vielleicht daher zu erklären ist, daß die gründliche Schulausbildung hat. Weibliche Gehörlose in der Minderzahl beschäftigen sich vor­wiegend als Schneiderinnen, auch als Zeichnerinnen und in Hand­fertigkeitsberufen.

Die beruflich beschäftigten Taubstummen sind durchweg alle ge­werkschaftlich organisiert. Sie bleiben der Gewerkschaft auch treu, wenn sie später als selbständige Arbeiter ihre Existenz verbessern sollten. Mehr als ihre gesunden Arbeiterbrüder empfinden sie mit ihrem Anschlußverlangen den Segen der Gewerkschaft, die sie gegen Unrecht und Zurüdsetzung im Arbeitsprozeß schützt.

aber auf dem so großen Gebiete der Trinkerfürsorge, noch große Aufgaben zu lösen haben, und zwar wird man gut tun, die ganze Organisation der Fürsorge an den Süchtlingen" zu erweitern, um dann die Plattform zu gewinnen, von der aus eine wirklich großzügige und erfolgreiche Arbeit getrieben werden fann.

Die Münchener Kultur in Gefahr! In den Münchener Neuesten Nachrichten" war fürzlich fol. gende Notiz zu lesen:

,, Dem schon seit längerer Zeit bestehenden Ausschant von Bilsner Bier in der Gaststätte Schleich hat sich nun als zweiter Betrieb das Parkhotel zugesellt. Wir sind also auf dem besten Wege, das Berliner System auch in München einzubürgern und damit wiederum ein Stück Münchener Eigenart der gedankenlosen Nachäffung auswärtiger Sitten und Gebräuche zu opfern."

Dieses Blatt scheint der Meinung zu sein, daß die Münchener Kultur sich nur in dem ungezügelten Verbrauch einheimischen feinen weltberühmten Kunstsammlungen äußert, ein mertvolleres Bieres äußern dürfe. Daß die Müchener Eigenart", die sich in Gut bildet als der Reford im Biertrinfen, scheinen die Münchener Neueste Nachrichten" und ihresgleichen nicht zu wissen.

Für die Volksbühne.

folgenden Aufruf: Eine Reihe proletarischer Jugendorganisationen veröffentlicht ,, Die Berliner Volksbühne ist dem Gedanken des Zeittheaters, wie er von der Jugend in ihrer bisherigen Arbeit vertreten wurde, entgegengekommen. Sie hat Sonderabrei Iungen eingerichtet, die ihren Angehörigen neben fünf Bor­stellungen in der Bolfsbühne fünf Aufführungen der Piscator- Bühne im Theater am Nollendorfplatz vermitteln. Wie bisher wollen mir für die Volksbühne unent megt wirken und für eine Erneuerung des Theaters, das dem Willen des Proletariats Aus. drud gibt, eintreten. Die Mitglieder einer Anzahl Organisa­Kräfte für die Bolksbühne und deren Sonderabteilungen einzufezen. tionen betrachten es darum als ihre selbstverständliche Pflicht, alle Ummeldungen bisheriger Volksbühnenmitglieder und Neuanmeldun gen für diese Abteilungen sind unter dem Kennwort Sonder abteilung in den Zentralstellen der Bolfsbühne abzugeben."

Wirklich populär fönnen wissenschaftliche Bersuche zur Revolutionierung einer Wissenschaft niemals fein. Ist aber einmal die wissenschaftliche Grundlage gelegt, so ist das Popu­larisieren leicht, Κατί πατα